Kinder- und Jugendförderung vor neuen Herausforderungen



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Transkript:

Kinder- und Jugendförderung vor neuen Herausforderungen Gütersloh, 28.01.2015

Kinder- und Jugendförderung vor neuen Herausforderungen 1. Aktuelle Herausforderungen! 2. Kinder- und Jugendförderung als drittgrößtes Feld der Jugendhilfe 3. Veränderungen des Feldes durch die neue Schulsozialarbeit, der größere Rahmen der Bildungslandschaft

Prof. Dr. Ulrich Deinet, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften Aktuelle Herausforderungen Ausbau der Ganztagsschule Demografie, Veränderungen der Altersstruktur Altersstruktur im Feld, Verweildauer, (mangelnde) Personalentwicklung, Unattraktivität des Feldes, Ausbildung, Einstieg, Qualifizierung, Fachkräftemangel Umfunktionierung des Feldes durch Politik, sozialpolitische Inpflichtnahme Neue Medien als große Herausforderung! 3

Schulische Entwicklungen verändern Kindheit und Jugend und die Kinder- und Jugendarbeit ob sie will oder nicht!: Ausbau der Ganztagsschule, so dass immer mehr Kinder und Jugendliche nachmittags in der Schule sind. Teilweise Verkürzung des Gymnasiums auf 12 Jahre, Ausbau der Ganztags- und Betreuungsangebote in allen Schulformen Ausdehnung der privaten Nachhilfe für viele Kinder und Jugendliche 4

5 Zeitbudget eines Jungen am Wochentag n= 41 100% 6-8 Uhr 8-10 Uhr 10-12 Uhr 12-14 Uhr 14-16 Uhr 16-18 Uhr 18-20 Uhr 20-22 Uhr 22-24 Uhr 80% 60% 40% 20% 0% Schlafen Schule Hausaufgaben Essen Stylen Freunde treffen Sport TV Computerspiele Internet (zuhause) Musik hören Abhängen/ Nichts tun

6 Zeitbudget eines Mädchens am Wochenende n=36 100% 6-8 Uhr 8-10 Uhr 10-12 Uhr 12-14 Uhr 14-16 Uhr 16-18 Uhr 18-20 Uhr 20-22 Uhr 22-24 Uhr 80% 60% 40% 20% 0% Schlafen Schule Hausaufgaben Essen Verwandte/ Familie Freunde treffen Sport TV Computerspiele Internet (zuhause) Musik hören Abhängen/ Nichts tun

Kindheit und Jugend verändern sich: Verödung von Nahräumen (Folge: weitere Verhäuslichung von Kindheit und Jugend); Auseinanderdriften von Stadtteilen: die Verräumlichung der sozialen Frage (Armut bei Kindern und Jugendlichen ) Verdrängung Jugendlicher aus dem öffentlichen Raum als städtisches und ländliches Problem (Bushaltestelle) Die Bedeutung virtuelle Räume steigt mit unklaren Folgen: Medienkindheit Medienverwahrlosung (Pfeiffer) 7

Prof. Dr. Ulrich Deinet, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften Neue Medien: Zwei Welten! Jugendarbeiter: Die gehen auch viel früher nach Hause. Auch wegen dem Scheiß Computer! Jugendlicher: Habe meinen Freund länger nicht mehr bei facebook gesehen! 8

Jungen, 15 bis 17 Jahre - Top 3 der Tätigkeiten von Montag - Freitag N (Befragte) =61 [5 Antworten möglich = 305 Nennungen (100%)] Uhrzeit 1 Anzahl der Nennungen Nennung en in % 2 Anzahl der Nennungen Nennunge n in % 3 Anzahl der Nennungen Nennung en in % 6-8 Uhr Styling/Körperpflege 115 37,7% Schlafen 103 33,8% Schule (Schulweg/Unterricht/ AG s) 81 26,6% 8-12 Uhr Schule (Schulweg/Unterricht /AG s) 293 96,1% Mahlzeiten/Essen/ Kochen 9 3,0% Styling/Körperpflege 2 0,7% 12-14 Uhr Schule (Schulweg/Unterricht /AG s) 240 78,7% Hausaufgaben/Nach hilfe/lernen/lesen 20 6,6% Mahlzeiten/Essen/ Kochen 18 5,9% 14-16 Uhr Mahlzeiten/Essen/ Kochen 86 28,2% Computerspiele/ Spielekonsole 44 14,4% Hausaufgaben/Nachhilf e/lernen/lesen 35 11,5% 16-18 Uhr Freunde treffen 78 25,6% Computerspiele/ Spielekonsole 70 23,0% TV/Fernsehen 27 8,9% 18-20 Uhr Computerspiele/ Spielekonsole 67 22,0% Freunde treffen 64 21,0% Sport (im Verein oder privat) 37 12,1% 20-22 Uhr TV/Fernsehen 113 37,0% Computerspiele/ Spielekonsole 62 20,3% Schlafen 22 7,2% 22-24 Uhr Schlafen 196 64,3% TV/Fernsehen 36 11,8% Computerspiele/ Spielekonsole 19 6,2% 9

Herausforderung: Neue Medien, hier eigener Internetzugang (5 Jahre alt!) Rd. 97% aller Befragten (289) haben einen eigenen Internetzugang über PC/Laptop oder Netbook, 143 der Befragten gehen über ein Smartphone/Handy ins Internet, 109 über eine internetfähige Spielekonsole, 94% zuhause, 57% bei Freunden Internetcafe in der OKJA als Zugangsermöglichung???????

Prof. Dr. Ulrich Deinet, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften Die klassischen Funktionen des offenen Bereichs ( Dorfplätze, Informationsbörsen, Leistungsarenen, Marktplätze ) haben sich teilweise in die neuen Medien verschoben! Wagner u.a. (2008) Multifunktionale Medien in den Lebenswelten von HauptschülerInnen"

Freizeitinteressen: nur (?) max. 10% eines Jahrgangs werden durch die OKJA erreicht. Das ist aber nichts Neues!

Attraktivität von kommerziellen Angeboten für Jugendliche: Wünsche der Jugendlichen Gastronomie 28 Sportliche Freizeitbeschäftigung 12 Disko, Musik, Kino 11 Einkaufsmöglichkeiten 10 kreative Freizeitbeschäftigung 6 Treffpunkte und Spielplätze 5 sonstige Freizeitangebote 4 besserer ÖPNV Ferienjobs 1 1 "mir fehlt nichts" 6

Die Anziehungskraft der Shopping Malls für Jugendliche!

15

Schule (Lebens-) Ort Mittelstr./Fussgängerzone 24 48 Kaufland/Vendômer platz 22 40 diverse Schulhöfe 15 32 Sporthalle/Sportzentrum west 23 25 Stefans Becke Stadion 24 24 30 31 diverse Kneipen diverse Spielplätze 13 17 17 18 Jugendzentrum 8 27 italienische Mission 4 19 Musikschule 2 17 CVJM 2 25

Chillorte in der Schule? Studie: Diese Mädchen mit Migrationshintergrund schätzen die Aufenthaltsqualität von Schule, Schule ist für sie auch Schutzraum : In der Stadt können wir das nicht alles machen, das wir in der Schule machen, z.b. Fußball spielen, auf dem Boden sitzen, laut sein, lernen (Aussagen von fünf Schülerinnen im Gruppengespräch, 06.03.2012).

Was tun Jugendliche an solchen Orten: Sie sagen, dass sie chillen! Wir interpretieren: Jugendliche verharren in Gelegenheitsstrukturen!

Chillen ist, wenn wir einfach irgendwo zusammen rumhängen und nichts spezielles zu tun haben (Jugendliche aus Lübeck) allein Chillen als Reaktion auf ihre Lebenssituation, als jugendspezifische Raumbildung? Kein fester Zeitrahmen

Orte der Jugendlichen Die neue Ganztagsschule als Lebensort McDonalds: die erfolgreichste Jugendeinrichtung in Deutschland Shopping Malls mit großer Anziehungskraft Facebook und andere soziale Netzwerke Achtung: Die Jugendarbeit sollte nicht alle Orte der Jugendlichen pädagogisieren (aber sich für sie interessieren!)!

Kinder- und Jugendförderung vor neuen Herausforderungen 1. Aktuelle Herausforderungen! 2. Kinder- und Jugendförderung als drittgrößtes Feld der Jugendhilfe 3. Veränderungen des Feldes durch die neue Schulsozialarbeit, der größere Rahmen der Bildungslandschaft

Das Feld der Offenen Jugendarbeit innerhalb der Jugendhilfe: ambivalente Situation Kommunal große Unterschiede: zwischen Schmuddelkind der Jugendhilfe und anerkanntem Bestandteil sozialer Infrastruktur Bereich der sozialpolitischen Inpflichtnahme für jedes neue Thema, kommunalpolitische Manövriermasse Die gefühlte Lage der Jugendarbeit erscheint schlechter zu sein als die reale Situation!? 22

Es geht in der Jugendhilfe heute um: U-3 Ausbau Kindeswohlgefährdung Frühe Förderung Ganztagsschule vielleicht noch Übergangsmanagement Es geht sehr selten um Jugendarbeit obwohl diese der drittgrößte Bereich der Jugendhilfe ist nach Kitas und HzE! 23

Offene Kinder- und Jugendarbeit ist Erziehung, Bildung, Betreuung und nicht Prävention! 11 SGBVIII:(1) Jungen Menschen sind die zur Förderung ihrer Entwicklung erforderlichen Angebote der Jugendarbeit zur Verfügung zu stellen. Sie sollen an den Interessen junger Menschen anknüpfen und von ihnen mitbestimmt und mitgestaltet werden, sie zur Selbstbestimmung befähigen und zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und zu sozialem Engagement anregen und hinführen. Kinder- und Jugendarbeit ist vorranging nicht Jugendschutz oder Jugendsozialarbeit, nicht Prävention im Vorfeld der HzE, nicht Hilfe zum Übergang in den Beruf, kann diese Wirkungen aber entfalten, wenn das die 24 Themen der Jugendlichen sind und tut es auch oft!

Kinder- und Jugendförderung vor neuen Herausforderungen 1. Aktuelle Herausforderungen! 2. Kinder- und Jugendförderung als drittgrößtes Feld der Jugendhilfe 3. Veränderungen des Feldes durch die neue Schulsozialarbeit, der größere Rahmen der Bildungslandschaft

Prof. Dr. Ulrich Deinet, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften These: Die neue Schulsozialarbeit fördert eine sozialräumliche, kommunale Vernetzung und trägt zur Öffnung von Schule bei. Damit verändert sich auch die Kooperation zwischen Jugendarbeit und Schule und die Gemengelage der Bereiche der Jugendhilfe in der Bildungslandschaft

Inwiefern gehören die folgenden Angebote und Tätigkeiten zu Ihrer derzeitigen Arbeit als Schulsozialarbeiter/-in Basis: Alle Befragten; N=76. Für/ mit die Schule insgesamt sehr oft oft gelegentlich selten nie k.a. Top- Two Mittelwert Aufbau und Ausbau eines Netzwerkes innerhalb des Sozialraums 22% 26% 30% 8% 9% 48% 2,5 Konzeptionelle Gespräche mit der Schulleitung 22% 25% 38% 11% 3% 47% 2,4 Unterstützung der Schule im Hinblick auf Inklusionsaufgaben 7% 21% 34% 17% 18% 28% 3,2 Unterstützung bzw. Zusammenarbeit mit der Schülerselbstverwaltung/ Schülerparlament 5% 18% 29% 11% 34% 23% 3,5 Unterstützung der Angebote im Ganztag 7% 13% 22% 16% 38% 20% 3,7 Mitarbeit bei der Gestaltung des Übergangs von der Schule in den Beruf 11% 8% 25% 14% 39% 19% 3,7 Mitarbeit bei der Gestaltung des Schulraums und des Schulhofs 1% 14% 34% 22% 26% 15% 3,6 Unterstützung im Ferienprogramm der Ganztagsbetreuung 4% 11% 11% 9% 58% 15% 4,2 Mitarbeit bei der Pflege der Homepage der Schule 1% 5% 17% 18% 55% 6% 4,2

Die Öffnung von Schule ist immer auch eine Frage nach Orten und Räumen Die Ortsfrage ist mehr als eine organisatorische, sondern eine konzeptionelle, grundsätzliche Frage! Spagat: Die Schule als Lebensort qualifizieren, z.b. als Jugendarbeit an Schule oder: Schule sozialräumlich öffnen, Jugendhilfe u.a. als eigenständige Kooperationspartner im Sozialraum, Räume außerhalb der Schule nutzen!

Schulsozialarbeit und ihre Partner in der Jugendhilfe, Kinder- und Jugendförderung als Rahmen Tageseinrichtungen Jugendsozialarbeit Hilfen zur Erziehung Beratungsstellen Schulsozial arbeit Offene Kinderund Jugendarbeit

Schulsozialarbeit ersetzt nicht die Kooperation von Jugendhilfe und Schule, ist aber das wichtigste Scharnier geworden! Das gesamte Spektrum der Kooperation von Jugendhilfe und Schule darf nicht auf Schulsozialarbeit verengt werden, obwohl diese an der Schnittstelle wirkt! Wichtige Bereiche der Jugendhilfe und der Kooperation: Tageseinrichtungen, Hilfen zur Erziehung (HzE), Jugendarbeit, Jugendsozialarbeit (Übergang Schule/Beruf), Beratungsstellen

Zwei Schwerstern: Schulsozialarbeit und OKJA Strategische Partnerschaft zwischen Schulsozialarbeit und einer sozialräumlich orientierten Offenen Kinder- und Jugendarbeit Anbindung der Schulsozialarbeit an Teams der Jugendarbeit (Stuttgart, Düsseldorf) Gemeinsame Sozialraumteams (OKJA, Schulsozialarbeit, HzE ) Schulsozialarbeit als Teil der Kinder- und Jugendförderung! (NRW) Weg vom präventiven(?) Muster der Defizitorientierung hin zur Gestaltung positiver Lebensbedingungen (Freizeit, Chillen )

Kinder- und Jugendförderung vor neuen Herausforderungen 1. Aktuelle Herausforderungen! 2. Kinder- und Jugendförderung als drittgrößtes Feld der Jugendhilfe 3. Veränderungen des Feldes durch die neue Schulsozialarbeit, der größere Rahmen der Bildungslandschaft

Eine Bildungslandschaft sollte außerschulische Lernorte mit einbeziehen, z.b. Jugendarbeit,!? Lokale Bildungslandschaften In Anlehnung an eine Grafik der Bertelsmann Stiftung

Empfehlung: Jugendarbeit muss lernen, dass Bildungslandschaft mehr bedeutet als die Kooperation von Jugendarbeit und Schule. Der Rahmen einer Bildungslandschaft ist wesentlich größer, die Kooperation von Jugendarbeit nur ein Element unter anderen. Auch die Kooperation von Jugendarbeit mit anderen Institutionen kann Teil der Bildungslandschaft sein, es geht nicht immer nur um Schule!

Empfehlung: Jugendarbeit muss sich für eine Erweiterung von kommunalen und regionalen Bildungsplänen einsetzen! Bildungsmonitoring ergänzen durch qualitative Einblicke und Ergebnisse, die mit den quantitativen Daten in Bezug gesetzt werden können und insgesamt breitere Ergebnisse bringen. Mit einem erweiterten Bildungsbegriff können auch Bereiche der außerschulischen und nonformalen (Alltags-) Bildung und ihren Orten, Räumen und Institutionen (z.b. Jugendarbeit) bis hin zum öffentlichen Raum (informelle Bildung) in den Blick und in den Bildungsplan aufgenommen werden.

Empfehlung: Jugendarbeit muss sich in die Gremien der Bildungslandschaft drängen, um mitgestalten zu können! Beispiel Jugendring Düsseldorf: Bildungskonferenz und Qualitätszirkel Ganztag Jugendringe NRW: Befragung! Kontakt zum regionalen Bildungsbüro? Von 53 befragten Jugendringen sagen 27 Nein, 14 Ja und 12 nicht bekannt!

Empfehlung: Jugendarbeit muss interne Standortbestimmung zum Thema Bildung voranbringen! Bildungsbegriff ist intern sehr unklar und z.t. auch falsch besetzt Bilder von Schule stimmen z.t. nicht mehr! Alte Gräben werden gepflegt! Beispiele: Bestandsaufnahme: Jugendring Bochum(Bo), Schulung

Forschungsstelle Sozialraumorientierte Praxisforschung und entwicklung Kontroverse Diskussion der Kooperation mit Schule in der Jugendarbeit: Meine Position: eine (auch aufgrund der unterschiedlichen gesellschaftlichen Funktionen) manchmal notwendige Abgrenzung zwischen Schule und Jugendarbeit hat nichts zu tun mit der Anerkennung der Bedeutung des Ortes Schule als Lebensort für Kinder und Jugendliche.

Empfehlung: Jugendarbeit hat auch in der Bildungslandschaft ein jugendpolitisches Mandat wahrzunehmen! für den Erhalt öffentlicher Räume der Kinderund Jugendlichen Settings für informelle Bildung im öffentlichen Raum unterstützen (Mobile Ja) Ermöglichung von Rückzugs- und Chill - räumen, gegenkulturelle Räumen Revitalisierung öffentlicher Räume für Kinderund Jugendliche (auch im Konkurrenzkampf der Gruppen, dem. Wandel!!)

Empfehlung: Jugendarbeit muss ihre Kernkompetenz der Beteiligung und Partizipation in die Bildungslandschaft einbringen! Politische Bildung Kommunale, lokale, Ganztags - Bildung Methodenrepertoire einsetzen: sozialräumliche Analyse- und Beteiligungsmethoden Partizipation und Beteiligung als eigenes Politik- und Bildungsfeld reklamieren

Der Beitrag der Kinder- und Jugendarbeit zur Gestaltung von Bildungslandschaften: Kinder- und Jugendarbeit ist der Bereich an der Schnittstelle von öffentlichem Raum, Schule, Familie Der konzeptionelle Ansatz ist so flexibel, um sich an sehr unterschiedliche sozialräumlichen Gegebenheiten anpassen zu können. Als Partner von Schule, den Bereichen der Jugendhilfe und weiteren Institutionen bietet die Kinder- und Jugendarbeit ein breites Spektrum informeller und nicht-formeller Bildungsangebote: Alltagsbildung Kinder- und Jugendarbeit als wichtiger lokaler Akteur für die Integration, Inklusion und Beteiligung sehr unterschiedlicher und auch schwieriger Gruppen.

Prof. Dr. Ulrich Deinet, Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften Kinder- und Jugendförderung als gemeinsames Dach der Angebote nach 11,12,13,14 Gemeinsamer Auftritt, ohne die Profile zu verwischen! (Kinder- und Jugendförderplan) 42