Flächen gewinnen Flächennutzungszertifikate in der Raumplanung

Ähnliche Dokumente
Forum Architektur, Wettingen, 22. April 2016

Menschen und Natur verbinden

Die richtigen Partner finden, Ressourcen finden und zusammenführen

Kantonale Volksinitiative zum Erhalt der landwirtschaftlich und ökologisch wertvollen Flächen im Kanton Zürich

DAS PARETO PRINZIP DER SCHLÜSSEL ZUM ERFOLG

SWOT Analyse zur Unterstützung des Projektmonitorings

Mobile Intranet in Unternehmen

Was meinen die Leute eigentlich mit: Grexit?

Perspektiven ohne Siedlungswachstum

Wir machen neue Politik für Baden-Württemberg

Informationen zum Ambulant Betreuten Wohnen in leichter Sprache

AGROPLUS Buchhaltung. Daten-Server und Sicherheitskopie. Version vom b

Konzentration auf das. Wesentliche.

Futtereinheiten können noch über die Handelsplattform von Van Lanschot gehandelt werden.

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Die SPD und die Grünen machen im Niedersächsischen Landtag. Alle Menschen sollen in der Politik mitmachen können.

Widerrufsbelehrung der Free-Linked GmbH. Stand: Juni 2014

Sparen in Deutschland - mit Blick über die Ländergrenzen

International verständliche Titel für. die höhere Berufsbildung

Deutliche Mehrheit der Bevölkerung für aktive Sterbehilfe

offene Netzwerke. In diesem Sinn wird auch interkulturelle Kompetenz eher als Prozess denn als Lernziel verstanden.

Warum Sie dieses Buch lesen sollten

Bewerbungsformular für das Förderprogramm Teamwork gefragt! Beteiligung von Personen aus anderen Kulturen in der Gemeinde

Sponsoringkonzept. Unser Partnerkonzept basiert auf dem Prinzip von. Leistung und Gegenleistung!

IT-SICHERHEIT IM UNTERNEHMEN Mehr Sicherheit für Ihre Entscheidung

Weiterbildungen 2014/15

GEMEINSAM MIT IHNEN SETZEN WIR DIE SEGEL, UM IHR LEBENSWERK SACHTE UND SICHER IN EINEN NEUEN HAFEN ZU STEUERN.

Statuten in leichter Sprache

Sehr geehrter Herr Pfarrer, sehr geehrte pastorale Mitarbeiterin, sehr geehrter pastoraler Mitarbeiter!

Markus Demary / Michael Voigtländer

Erstellen einer Collage. Zuerst ein leeres Dokument erzeugen, auf dem alle anderen Bilder zusammengefügt werden sollen (über [Datei] > [Neu])

Offen für Neues. Glas im Innenbereich.

Schrittweise Anleitung zur Erstellung einer Angebotseite 1. In Ihrem Dashboard klicken Sie auf Neu anlegen, um eine neue Seite zu erstellen.

SMS/ MMS Multimedia Center

Studienplatzbeschaffung

Elternzeit Was ist das?

Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung: EFRE im Bundes-Land Brandenburg vom Jahr 2014 bis für das Jahr 2020 in Leichter Sprache

4.4 AnonymeMärkteunddasGleichgewichtder"vollständigen Konkurrenz"

LU - Mehrwertsteuer. Service zur Regelung der MwSt.-Prozedur:

Sparen. Mind-MapArbeitsblatt 1. Vorschau

Nicht kopieren. Der neue Report von: Stefan Ploberger. 1. Ausgabe 2003

Umgang mit Schaubildern am Beispiel Deutschland surft

Protect 7 Anti-Malware Service. Dokumentation

Es gibt nur eine Bilanz die zählt: Ihre Zufriedenheit.

Deutschland-Check Nr. 34

Was sind Jahres- und Zielvereinbarungsgespräche?

L10N-Manager 3. Netzwerktreffen der Hochschulübersetzer/i nnen Mannheim 10. Mai 2016

Welches Übersetzungsbüro passt zu mir?

RUNDE TISCHE /World Cafe. Themen

Leichte Sprache Informationen zum Europäischen Sozialfonds (ESF) Was ist der Europäische Sozialfonds?

Bei der Tagung werden die Aspekte der DLRL aus verschiedenen Perspektiven dargestellt. Ich habe mich für die Betrachtung der Chancen entschieden,

DNotI. Fax - Abfrage. GrEStG 1 Abs. 3 Anteilsvereinigung bei Treuhandverhältnissen. I. Sachverhalt:

Woche 1: Was ist NLP? Die Geschichte des NLP.

Outlook. sysplus.ch outlook - mail-grundlagen Seite 1/8. Mail-Grundlagen. Posteingang

Informationen für Förderer

Glaube an die Existenz von Regeln für Vergleiche und Kenntnis der Regeln

Pädagogik. Melanie Schewtschenko. Eingewöhnung und Übergang in die Kinderkrippe. Warum ist die Beteiligung der Eltern so wichtig?

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht" Ziele

Mind Mapping am PC. für Präsentationen, Vorträge, Selbstmanagement. von Isolde Kommer, Helmut Reinke. 1. Auflage. Hanser München 1999

Meinungen zum Sterben Emnid-Umfrage 2001

D.E.O. Die Erwachsene Organisation. Lösungen für eine synergetische Arbeitswelt

Nicht über uns ohne uns

Anleitung über den Umgang mit Schildern

Mehr Transparenz für optimalen Durchblick. Mit dem TÜV Rheinland Prüfzeichen.

Korrigenda Handbuch der Bewertung

Situa?onsbeschreibung aus Sicht einer Gemeinde

Ihre Fragen unsere Antworten rund um die Fusion der Sparkassen Wesel und Dinslaken-Voerde-Hünxe. Mehrwert der Fusion. Das Wichtigste vorab:

Wichtiges Thema: Ihre private Rente und der viel zu wenig beachtete - Rentenfaktor

Welche Gedanken wir uns für die Erstellung einer Präsentation machen, sollen Ihnen die folgende Folien zeigen.

Produktionsplanung und steuerung (SS 2011)

Hinweise zur Erbengemeinschaft Stand: 1. Januar 2009

* Leichte Sprache * Leichte Sprache * Leichte Sprache *

Bernadette Büsgen HR-Consulting

Danke. für über 10 Jahre Dachs. In Zukunft noch mehr vom Dachs profitieren.

SHG INVEST DAS SOLLTEN SIE UNBEDINGT. lesen, bevor Sie selbst verkaufen...

Ein Vorwort, das Sie lesen müssen!

Teilnahme-Vertrag. Der Teilnahme-Vertrag gilt zwischen. dem Berufs-Bildungs-Werk. und Ihnen. Ihr Geburtsdatum: Ihre Telefon-Nummer:

Im März 2009 lancierte Lombard Odier die Online-Plattform E-Merging: ein Kommunikationsforum für unabhängige Vermögensverwalter. Was taugt es?

Kulturelle Evolution 12

Liebe Interessierte an technischen Lösungen für die Sicherheit zu Hause,

100 Mikrokredite und Abschluss der Pilotphase. Ruedi Winkler, Präsident Verein GO! Ziel selbstständig

Nachhaltigkeitsfaktor Riester-+Beitragssatzfaktor Insgesamt -2,98-4,21-4,

Die Bundes-Zentrale für politische Bildung stellt sich vor

Mehr Geld. Mehr Strategie. Mehr Service. Raiffeisenbank Beuerberg-Eurasburg eg

WICHTIGER HINWEIS: Bitte fertigen Sie keine Kopien dieses Fragebogens an!

Markttest zur Reisequalität in der S-Bahn.

Der Wunschkunden- Test

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Andersen & Partners Finanzplanung. Vernetzte Beratung für langjährigen Erfolg. A N D E R S E N & P A R T N E R S. value beyond financial advice

Papa - was ist American Dream?

Was ist Sozial-Raum-Orientierung?

Chancen 2014: Erfolgsfaktor Bibliotheksstrategie

Rüdiger Bönig. »Fehler vermeiden beim Vererben Fälle aus dem Leben« Rechtsanwalt und Notar a.d. Dortmunder Volksbank

Die Post hat eine Umfrage gemacht

Information zum Projekt. Mitwirkung von Menschen mit Demenz in ihrem Stadtteil oder Quartier

Welchen Weg nimmt Ihr Vermögen. Unsere Leistung zu Ihrer Privaten Vermögensplanung. Wir machen aus Zahlen Werte

Erschliessungsprogramm

Lausanne, den XX yyyyy Sehr geehrte Frau/ Herr,

micura Pflegedienste Köln

Bürgerhilfe Florstadt

Transkript:

Flächen gewinnen Flächennutzungszertifikate in der Raumplanung

Unsere Landschaft braucht neue Ideen Das schnelle Siedlungswachstum in der Schweiz zieht langfristig dem Natur- und Landschaftsschutz buchstäblich den Boden unter den Füssen weg. Pro Natura will, dass freie Landschaften für die Zukunft erhalten bleiben im Interesse von Natur und Mensch. Das Raumplanungsgesetz fordert zwar den haushälterischen Umgang mit dem Boden. Die politische und landschaftliche Realität sieht aber ganz anders aus. Deshalb setzt sich Pro Natura politisch dafür ein, dass auch neue Mittel und Wege geprüft werden, mit denen wir in der Raumplanung Boden gut machen können. Eines dieser Instrumente sind die handelbaren Flächennutzungszertifikate, die wir Ihnen in dieser Broschüre näher vorstellen. Vielen Dank für Ihr Interesse an einer landschaftsverträglichen Raumplanung! Silva Semadeni Pro Natura Präsidentin Die Dörfer wachsen die Schweiz nicht Die Siedlungsfläche der Schweiz wächst täglich um mehr als elf Fussballfelder. Lässt sich diese Entwicklung nicht bremsen, so werden spätestens bis in 380 Jahren sämtliche Landwirtschaftsflächen mit Wohn- und Industriegebäuden oder Infrastrukturanlagen zugebaut sein. Damit wächst die Siedlungsfläche bereits seit den 1960er Jahren wesentlich rascher als die Bevölkerung. Die Gründe liegen einerseits im Wohlstandswachstum und den gesellschaftlichen Veränderungen (z.b. Zunahme der Einpersonenhaushalte). Andererseits haben Gemeinden und Kantone mit den heutigen raumplanerischen Instrumenten starke Anreize, immer neue Flächen einzuzonen obwohl die Bauzonenreserven schweizweit insgesamt zu gross sind. Vielerorts erwirken gut organisierte Interessengruppen der Grundbesitzenden und des Baugewerbes nach wie vor eine expansive Bauzonenpolitik. Die Zunahme der Siedlungsfläche ist aber nur eine Seite der Problematik. Die andere Seite stellt die ungleiche Verteilung sprich Zersiedelung dar. Eine zerstreute, flächige Siedlungsentwicklung führt gegenüber einer kompakten Siedlungsentwicklung zu Mehrkosten in Milliardenhöhe. 1 So könnten beispielsweise bei einer Überbauung der heutigen Bauzonenreserven mit Mehr- anstelle von Einfamilienhäusern jährlich bis zu zwei Milliarden Franken an Infrastrukturkosten (Wasser, Abwasser, Verkehr, Strom) eingespart werden. Vor diesem Hintergrund braucht es in der Raumplanung neue Instrumente, um Boden gut zu machen zum Beispiel Flächennutzungszertifikate. 1 Vgl. dazu auch Pro Natura 2005a. Agglomerationen und Einzelstädte 1990 Agglomerationen und Einzelstädte 2000 Von den rund 17 000 in der Schweiz 2004 neu erstellten Wohnbauten waren mehr als 13 000 Einfamilienhäuser. Der Siedlungsdruck hat die Agglomerationen zwischen 1990 und 2000 stark anwachsen lassen. Quelle: ARE/BFS

Was sind Flächennutzungszertifikate (FNZ) und wie funktionieren sie? 2 Die Grundidee der Flächennutzungszertifikate (FNZ) beruht auf dem Handel von kontingentierten Rechten zur Bebauung von Flächen. In einem ersten Schritt bestimmt der Staat (Bund, Kanton) eine maximale, zur Bebauung freigegebene Fläche. Danach wird mit Hilfe von übertragbaren FNZ ein Markt für Nutzungsrechte geschaffen. Die Anzahl der Zertifikate entspricht dabei der freigegebenen Baufläche. Sie werden vom Staat entweder gratis oder über eine Auktion an die Grundbesitzenden abgegeben und stellen eine Art Wertpapiere dar, deren Preis über Angebot und Nachfrage bestimmt wird. Eine Ausweitung der Bauzone oder Überbauung an einem Standort kann nur dann erfolgen, wenn die Grundbesitzenden nicht nur über den Boden selbst, sondern auch über die entsprechenden, in FNZ verbrieften Nutzungsrechte verfügen. Die dafür benötigten FNZ können über eine Börse jenen Grundbesitzenden abgekauft werden, welche diese selbst nicht benötigen. Das Bauen auf raumplanerisch geeigneten, möglicherweise noch nicht eingezonten Gebieten ist damit weiterhin möglich. Über den Verkauf der FNZ ergibt sich aber eine Kompensation (Rückzonung oder Mindernutzung) an anderen Standorten. Mit der zu Beginn festgelegten Kontingentierung wird gewährleistet, dass die Zielmenge des maximal zu überbauenden Bodens nicht überschritten wird. Flächennutzungszertifikate werden bereits heute erfolgreich eingesetzt In den USA werden Flächennutzungszertifikate unter dem Begriff Transferable Development Rights (TDR) lokal bereits seit den 1970er Jahren eingesetzt. Derzeit gibt es in über 30 verschiedenen Bundesstaaten mehr als 130 solcher TDR- Programme. Sie dienen der langfristigen Freihaltung unüberbauter Flächen und dem Schutz ökologisch oder landwirtschaftlich wertvoller Gebiete. Ein erfolgreiches Beispiel für ein solches FNZ-System findet sich im Bezirk Montgomery (Maryland), der zum Grossraum von Washington D.C. gehört. Ziel dieses bereits seit 1980 bestehenden TDR-Programms ist die Bewahrung der unter grossem Siedlungsdruck stehenden, aber bislang noch weitgehend unbebauten Bezirksgebiete sowie eine Verlagerung der baulichen Entwicklung in bereits überbaute Gebiete. Zu diesem Zweck wurden zwei Zonen, eine Sender- und eine Empfängerzone, festgelegt. Die Grundbesitzenden in der Senderzone können ihre FNZ an Bauinteressierte an bestimmten Schwerpunkten in der Empfängerzone verkaufen, wo diese dann ihre Bauvorhaben realisieren können. Mit Hilfe der FNZ konnten auf diese Weise mehr als 17 000 Hektaren Natur- und Kulturland vor der Überbauung langfristig geschützt werden, was rund 46 Prozent der Fläche der Senderzone entspricht. Seit Einführung der FNZ hat sich der Prozess der Umwandlung von Landwirtschafts- in Siedlungsfläche um 85 Prozent verlangsamt. 2 Details zum Funktionsmechanismus finden Sie in Pro Natura 2005b. Über den Kauf und Verkauf von Flächennutzungszertifikaten (FNZ) werden die Rechte zur Bebauung von Grundstücken übertragen. Sender- und Empfängerzonen für Flächennutzungszertifikate im Bezirk Montgomery, Maryland, USA. Standort A Montgomery County Mehrnutzung / höhere Nutzungsdichte Kaufpreis FNZ Verzicht auf Überbauung Senderzone Schwerpunkte Standort B Verkauf FNZ evt. erweitertes Siedlungsgebiet Empfängerzone Quelle: The Maryland-National Capital Park and Planning Commission

Modelle für die Schweiz In einer Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) wurde für den Kanton Aargau ein FNZ-Modell erarbeitet, das zu einer verbesserten Steuerung der Siedlungsentwicklung führt. Das Modell unterstützt eine bauliche Konzentration an gut erschlossenen Lagen und reduziert gleichzeitig den Landschaftsverbrauch an schützenswerten Standorten. 3 Ein im Auftrag des Bundesamtes für Raumentwicklung (ARE) erstellter Modellentwurf zeigt die Auswirkungen im Falle eines gesamtschweizerischen Systems mit FNZ. Mit der Zielvorgabe, dass bis 2030 nur noch ein Drittel der heutigen Bauzonenreserven überbaut werden darf, soll die entsprechende Anzahl an Zertifikaten an Bauinteressierte versteigert werden. Die dabei entstehenden Einnahmen würden an Bevölkerung und Wirtschaft zurückverteilt. Mit Hilfe dieses Modells liesse sich der Flächenverbrauch gegenüber der prognostizierten Entwicklung bis 2030 um rund 17 Prozent reduzieren. Im Falle einer strengeren Zielvorgabe ist sogar eine Reduktion von bis zu 60 Prozent möglich. 4 3 Nähere Informationen dazu finden Sie in DISP 2005. 4 Vgl. dazu Infras 2006. «Flächennutzungszertifikate sind aus theoretischer Sicht und aufgrund praktischer Erfahrungen aus dem Ausland ein wirksames Instrument zur Bremsung des Flächenverbrauchs und zur Eindämmung der Zersiedelung. Sie funktionieren über Anreize, so dass es sich für den Einzelnen lohnt, sich im Hinblick auf die übergeordneten Raumplanungsziele richtig zu verhalten.» Prof. Dr. Dr. h.c. René L. Frey em. Ordinarius für Nationalökonomie der Universität Basel CREMA Center for Research in Economics, Management and the Arts, Basel Das bringen Flächennutzungszertifikate FNZ garantieren die Einhaltung der raumordnungspolitisch festgelegten Zielmenge des maximal überbaubaren Bodens. Für Erweiterungen der Siedlungsflächen an einem dafür geeigneten Standort erfolgt eine Kompensation durch Freihaltung an einer anderen Stelle, die aus ökologischen oder landschaftlichen Gründen freigehalten werden soll. Im Gegensatz zu Ge- und Verboten nutzen FNZ die Marktkräfte und setzen Anreize für richtiges Verhalten. Die innere Verdichtung und das Ausschöpfen der erlaubten Ausnützungsziffern werden gefördert, was zu Einsparungen bei den Infrastrukturkosten führt. FNZ unterstützen die übergeordnete Siedlungsentwicklung, indem sie die bauliche Entwicklung auf bereits erschlossene Gebiete verlagern. Diese Punkte gilt es zu beachten Damit ein genügend grosses Angebot und somit ein Markt für FNZ entstehen kann, darf die räumliche Abgrenzung für den Handel mit FNZ nicht zu klein ausfallen. Die kantonalen Richtpläne sind im Hinblick auf das Mengenziel des zur Überbauung freigegebenen Bodens untereinander abzustimmen. Für eine Anwendung von FNZ bedarf es gewisser rechtlicher Anpassungen auf Gesetzesebene, wobei hierfür der rechtliche Spielraum grundsätzlich vorhanden ist. Flankierend zu einem System mit FNZ müssen weitere Politikbereiche mit raumwirksamen Anreizen (Steuer-, Verkehrspolitik) überprüft werden. Was kann ich beitragen? Die Idee der Flächennutzungszertifikate als Instrument für die schweizerische Raumplanung ist noch relativ jung. Zur Erhöhung der Akzeptanz und zur Diskussion über die Vorzüge dieses Instruments können Sie folgendermassen beitragen: Machen Sie sich als PlanerIn mit diesem Instrument vertraut und prüfen Sie die Anwendungsmöglichkeiten in Ihrem Arbeitsbereich. Als MitarbeiterIn kantonaler Fachstellen können Sie Gemeinden und von Raumplanungsfragen betroffenen Akteuren (z.b. Hauseigentümerverbänden) Informationen und Grundlagendokumente zur Verfügung stellen. Diskutieren Sie als kantonal oder kommunal aktiver PolitikerIn mit Bezug zu Raumplanungsfragen dieses Instrument mit Ihren KollegInnen. Initiieren Sie Vorstösse, Arbeitsgruppen und Hearings zu FNZ.

Die Rolle von Pro Natura Pro Natura will einen aktiven Beitrag zur verantwortungsvollen, nachhaltigen Nutzung unserer Landschaft leisten und setzt sich aus diesem Grunde für neue Wege und Instrumente in der Raumplanung und -nutzung ein. Im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit will Pro Natura deshalb unter anderem die Chancen aufzeigen, welche Flächennutzungszertifikate bieten. Pro Natura unterstützt Sie durch fachliche Beratung, Bereitstellung von Informationen und ReferentInnen sowie politische Stellungnahmen in Raumplanungsfragen. Weitere Informationen Literatur: DISP (2005): Urban Sprawl. Strategien und Instrumente einer nachhaltigen Flächenhaushaltspolitik. Heft 160 (1/2005). Infras (2006): Flächennutzungszertifikate Systemdesign und wirtschaftliche Auswirkungen. Bericht zuhanden des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE). Pro Natura (2005a): Flächen gewinnen Anreizorientierte Instrumente in der Raumplanung. Teil I: Literaturanalyse und Modellrechnung zu den Kosten der Zersiedelung. Pro Natura (2005b): Flächen gewinnen Anreizorientierte Instrumente in der Raumplanung. Teil II: Konzepte und Erfahrungen zu Flächennutzungszertifikaten. Pro Natura (2005c): Standpunkt Siedlung und Landschaft. Nähere Informationen zu diesem Thema finden Sie auch unter: www.pronatura.ch Pro Natura, Postfach, 4018 Basel Tel. 061 317 91 91, Fax 061 317 92 66 mailbox@pronatura.ch, www.pronatura.ch Spendenkonto 40-331-0 Für mehr Natur überall! Pro Natura. Text und Gestaltung: Markus Gmünder (B,S,S.), Rico Kessler und Urs Zumbrunn (Pro Natura)