Förderung von medienabhängigen Kindern und Jugendlichen Problemlage und Hilfsangebote in Deutschland. Klaus Hinze Vortrag am 15.5.

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Transkript:

Förderung von medienabhängigen Kindern und Jugendlichen Problemlage und Hilfsangebote in Deutschland Klaus Hinze Vortrag am 15.5.2013

Begriffe und Definitionen Das Jugendschutzgesetz (JuSchG) regelt den Schutz von Kindern (unter 14 Jahren) und Jugendlichen (von 14 bis unter 18 Jahren) Angebote nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz gelten für Kinder und Jugendliche und junge Menschen bis 27 Jahre (nicht für alle Maßnahmen). Therapeutische Maßnahmen erfolgen in der Regel im Rahmen der gesetzlichen Sozialversicherungen. 2 15.05.2013

Begriffe und Definitionen Pathologischer Computerund Internet-Gebrauch ambulante und stationäre Behandlung als Aufgabe der Suchtkrankenhilfe. Diskutiert wird, ob es sich um ein eigenständiges Krankheitsbild handelt oder um Problemverhalten in Folge anderer psychischer Störungen. Komorbidität genannt werden: Depression, Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), soziale Angststörungen. 3

Begriffe und Definitionen Exzessive Computer- und Internetnutzung als Gegenstand problembezogener Eltern-Kind-Interaktion in Familien (Kontext: Medienerziehung in Familien) Erziehungs- und Familienberatung Jugendberatung und Prävention Medienerziehung und Eltern-Medien-Beratung als Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe. 4

Internetabhängigkeit: Diskussion in Deutschland 5 1998-2001: Fokus auf Internetnutzung bei Erwachsenen ab 2004: Untersuchungen bei Schulkindern 2007-2011: Fokus auf Computerspielsucht (MMORPGs) Diskussion über Altersfreigaben für Computerspiele gemäß Jugendschutzgesetz Expertenhearing und Rechtsgutachten der für Jugend zuständigen Ministerien der Bundesländer (OLJB) PINTA-Studie (Prävalenz der Internet-Abhängigkeit 1,5%) Seit 1998 Studien zur Computerspiel- und Internetnutzung junger Menschen

JIM-Studie 2012 Jugendliche 12-19 Jahre Gerätebesitz Totale Ausstattung im Haushalt von Computer/Laptop (100%), Internet und Handy (98%) Gerätebesitz der Jugendlichen Handy (97%) Internetzugang (87%) Computer/Laptop (82%) Medienbeschäftigung Internetnutzung täglich 68% mehrmals pro Woche 23% Handynutzung täglich 83% mehrmals pro Woche 8% Computer- u. Konsolenspiele täglich 10% mehrmals pro Woche 22% 6

27 Inhaltliche Verteilung der Internetnutzung Gesamt 45 16 15 25 Kommunikation Spiele Informationssuche Unterhaltung (z.b. Musik, Videos, Bilder) Mädchen 49 7 16 27 Jungen 41 22 13 23 12-13 Jahre 45 20 12 23 14-15 Jahre 46 18 12 25 16-17 Jahre 44 14 16 27 18-19 Jahre 45 14 17 24 Hauptschule 47 16 11 26 Realschule 46 17 13 24 Gymnasium 44 14 17 24 0 25 50 75 100 Quelle: JIM 2012, Angaben in Prozent Basis: Internet-Nutzer, n=1.182 www.mpfs.de 7

Angebote für Kinder und Jugendliche mit pathologischer Internetnutzung Ambulante Beratung/Therapie Beratungsstellen (z.b. Lost in Space, Berlin) Kliniken und Ambulanzen mit Schwerpunkt Suchttherapie Kliniken und Ambulanzen der Kinder- und Jugendpsychiatrie Suchtberatungsstellen Niedergelassene Psychotherapeuten Stationäre Therapie Stationäre Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe Kliniken mit Spezialprogramm zur Internetnutzung Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie Fachverband Medienabhängigkeit nennt insgesamt 112 Adressen (Kinder, Jugendliche und Erwachsene) 8

ESCapade Hilfe bei Gefährdung durch problematische Computernutzung ESCapade ist ein familienorientiertes Interventionsprogramm bei problematischer Computernutzung. Drei Schritte: 1. Erstgespräch 2. Familienseminartag 3. Individuelle Familiengespräche 9

Beratung und Prävention für junge Menschen und deren Eltern Peer-to-Peer-Projekte mit Jugendlichen. Präventionstage an Schulen. Medienpädagogische Veranstaltungen und Beratung für Eltern Ziel: Stärkung der Erziehungskompetenzen der Eltern. Beispiel aus Brandenburg: Eltern-Medien-Beratung 10

Ergebnisse der EXIF-Studie 2012 Exzessive Internetnutzung in Familien (1) Die Wahrnehmung exzessiver Internetnutzung ruft Probleme in der Familie hervor. Problematische Computer- und Internetnutzung tritt in allen sozial-ökonomischen Schichten auf. Niedrige Bildungsabschlüsse sind gehäuft vertreten. ca. 2/3 der Jugendlichen mit exzessiver Internetnutzung sind männlich. Das Problem tritt häufig in der Konstellation alleinerziehende Mutter Sohn auf. Bei den Familien mit exzessiver Nutzung gibt es zwar viele Regeln (Zeitbegrenzung, Verbote), aber keine klare Kommunikation Eltern-Kind. 11

Ergebnisse der EXIF-Studie 2012 Exzessive Internetnutzung in Familien (2) Eltern wissen wenig über die Mediennutzung der Kinder. Kinder haben fast genauso viele reale Kontakte zu Gleichaltrigen, kommunizieren aber mehr über Medien. Eltern haben Angst bezgl. sozialer Isolierung ihrer Kinder. Adoleszenz-Konflikte gehen gehäuft einher mit Konflikten um die Mediennutzung. Die Lösung familiärer Konflikte geht oft einher mit einer Reduzierung der exzessiven Mediennutzung. 12

Präventionsangebot im Worldwide Web www.ins-netz-gehen.de 13

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Mit besten Grüßen aus Deutschland Potsdam: Schloss Sanssouci 14