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Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung e.v. Diakonie Katastrophenhilfe Postfach 40 1 64 10061 Berlin Caroline-Michaelis-Straße 1 10115 Berlin Telefon 030 65211 1645 Telefax 030 65211 3333 kontakt@diakonie-katastrophenhilfe.de www.diakonie-katastrophenhilfe.de SCHNELLBRIEF Soforthilfe für Vertriebene im NORD-IRAK Berlin, August 2014 Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Unterstützerinnen und Unterstützer der Diakonie Katastrophenhilfe die Nachrichten aus dem Nord-Irak sind dramatisch: Zu Tausenden fliehen die Menschen vor dem Vormarsch der sunnitischen Milizen der IS (Islamischer Staat) im Norden, auf der verzweifelten Suche nach einem sicheren Ort. Vor allem die systematische Verfolgung und erbarmungslose Tötung von Menschen, die religiösen Minderheiten wie Christen und Jesiden angehören lösen Entsetzen aus und wecken schlimmste Befürchtungen. Etwa 350.000 Menschen sollen nach Schätzungen der Vereinten Nationen allein seit Beginn der IS-Offensive im Juni 2014 in die kurdischen Gebiete im Norden geflohen sein. Die meisten aus der Gegend um Mossul, Diyala und Kirkuk. Wie viele der Jesiden, die vor den Angriffen auf die Stadt Sindschar in die Berge geflohen waren, noch in dem schwer zugänglichen Gebiet festsitzen, weiß niemand genau. Der Strom der Flüchtlinge, die dem brutalen Terror zu entkommen versuchen, mit dem die Kämpfer der IS seit Monaten das Land überziehen, nimmt kein Ende. Unsere Partner in Erbil, Dohuk und Suleimaniyah berichten, dass täglich mehr Menschen ankommen. Doch Schulen, Kirchen und Moscheen, die als Notunterkünfte geöffnet wurden, sind längst überfüllt. Viele Neuankömmlinge müssen unter Brücken, Unterführungen oder im Park campieren, jedes Fleckchen nutzen, das vorübergehend Sicherheit und Ruhe verspricht. Oft sind sie Tage lang ohne Essen unterwegs gewesen, erschöpft und gezeichnet von den Schrecken der Gewalt, den ausgestandenen Todesängsten und der Sorge um die, die nicht rechtzeitig fliehen konnten. Nur ein Bruchteil verfügt über die Mittel und Möglichkeiten, eine Unterkunft zu mieten, oder hat das Glück, von Bekannten oder Verwandten aufgenommen zu werden. Die meisten mussten bei der überstürzten Flucht alles zurücklassen oder den Kämpfern der IS übergeben. Ausgezeichnet mit dem DZI-Spendensiegel. Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen / DZI IBAN: DE26210602370000502502 BIC: GENODEF1EDG Ev. Darlehnsgenossenschaft Kiel Spenden an die Diakonie Katastrophenhilfe sind im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten steuerlich absetzbar.

Sicherheit in Schulen, Kirchen und Moscheen Selbst wer noch einen Platz in einer der provisorischen Unterkünfte findet und nicht unter freiem Himmel lagern muss, lebt unter prekären Umständen. Beispielsweise in der Aashtar Schule im Stadtteil Ainkawa in Erbil, die von Partnern der Diakonie Katastrophenhilfe betreut wird. Rund 300 Menschen drängen sich hier auf engstem Raum, fünf bis sechs Familien pro Klassenzimmer. Es gibt einen Waschraum für alle Bewohner. Und das bei Temperaturen von über 40 Grad. Tagsüber stapeln sie die Matratzen an der Wand. Doch am Abend ist jeder Zentimeter auf dem Boden zum Schlafen belegt. Dennoch überwiegt bei den Vertriebenen wie Sedardar Rashid die Erleichterung, den Kämpfen entkommen zu sein. Mit seiner Frau und drei Kindern war er aus einem Dorf nahe der von der IS eingenommenen Stadt Mossul geflohen. Hier ist es wenigstens sicher. Wir müssen nicht mehr um unser Leben fürchten. Wir erhalten Lebensmittel und Trinkwasser, sagt er. Ein zerrissenes Land im Visier radikaler Milizen Die Flüchtlinge zahlen den Preis für das Vergessen eines Konflikts, der seit vielen Jahren im Irak schwelt. Und für das Versagen und die Ohnmacht der internationalen Gemeinschaft, die es nach dem Sturz von Saddam Hussein nicht vermocht hat, den Irak beim Aufbau stabiler Strukturen und beim Ausgleich zwischen Sunniten und Schiiten zu unterstützen. Stattdessen wurde das Land aus eigenen geostrategischen Interessen immer weiter in einen gewaltsamen Konflikt getrieben, der mehr Probleme hinterlassen als gelöst hat. Der angestrebte Politikwechsel gelang nur im Hinblick auf den Sturz des Diktators. Der Übergang zu einer stabilen, von allen Teilen der Bevölkerung akzeptierten und von den diversen politischen und religiösen Strömungen getragenen Regierung ist nicht gelungen. Im Gegenteil: durch einseitige Unterstützung und Bewaffnung der Schiiten und der Kurden haben vor allem die USA die Konflikte noch verschärft. Attentate, Autobomben, Flucht und Vertreibung infolge gewaltsam ausgetragener politisch-religiöser Machtkämpfe mit diversen internationalen Unterstützern stehen im Irak seither mehr oder weniger auf der Tagesordnung. Mehr als vier Millionen Iraker sind nach Angaben des UNHCR seit 2003 innerhalb des Landes und über die Grenzen geflohen, ohne dass die internationale Politik dem Beachtung oder ihnen Unterstützung schenkte. Innenpolitisch haben Machtkämpfe schließlich zu einer Paralysierung geführt. Seit den Parlamentswahlen im April ringen die politischen Kräfte und Parteien um die Regierungsbildung. Das entstandene Vakuum hat der IS in die Hände gespielt. Kaum anders ist zu erklären, wie die radikal islamistische Miliz sich scheinbar aus dem Nichts heraus im Nord-Irak ausbreiten und binnen Wochen Großstädte wie Mossul und Fallutscha erobern und strategisch wichtige Ölfelder und Staudämme besetzen konnte. Die irakische Armee wurde vom Vormarsch der IS regelrecht überrollt. Auf syrischer Seite ist die Gruppe schon seit längerem aktiv am Bürgerkrieg beteiligt. Ihr Ziel: ein Grenzen sprengender islamistischer Staat, der die politischen und militärischen Konstellationen in der gesamten Region ins Wanken bringen könnte, und darum alle Nachbarstaaten und ihre jeweiligen Unterstützer aufs Feld ruft. Gerade diese Konstellation macht den Konflikt noch komplexer, der wie auch der Konflikt in Syrien - massiv von außen mit Waffen und Finanzmitteln befeuert wird. Eine Offensive der IS dieser Größenordnung im Irak wäre wohl kaum ohne Unterstützung aus privaten und anderen Quellen u.a. vermutlich aus Qatar und anderen Golfstaaten möglich gewesen.

Schutz der Zivilbevölkerung muss Priorität haben Dass die IS dabei mit kaum vorstellbarer Grausamkeit gezielt Jagd auf ethnisch-religiöse Minderheiten und Andersgläubige macht, gibt Anlass zu größter Sorge. Die Versuchung ist groß, nach effektiver Gegengewalt und Aufrüstung derer zu rufen, die die IS bekämpfen wollen. Ob jedoch ausgerechnet Waffenlieferungen in eine derart destabilisierte Region zu einer Beilegung des grenzüberschreitenden Konflikts und Befriedung beitragen, darf zumindest bezweifelt werden. Viel zu viele Waffen sind in den vergangenen Jahren nicht zuletzt dank des Waffenlobbyismus und politisch kurzsichtiger Fixierung auf militärische statt politische Konfliktlösungen - in diese Region geflossen. Auch aus Deutschland. Ironischer Weise haben die USA selbst im Anti-Terror-Kampf gegen die irakische Al Kaida in der Vergangenheit sunnitische Stammesmilizen mit Finanzmitteln und Waffen unterstützt, die nun zum Teil bei der IS gelandet sind. Doch wie kann ein möglicher Völkermord verhindert und die Zivilbevölkerung geschützt werden? Wie dem Terror Einhalt geboten, der Gewalt ein Ende gemacht werden? Wie der EKD-Ratsvorsitzender Schneider in der vergangenen Woche forderte, gilt es alle Mittel der Diplomatie für den Schutz der Zivilbevölkerung im Nord-Irak einzusetzen. Waffen können diesen Konflikt langfristig nicht lösen. Es muss gelingen, alle Beteiligten und alle Nachbarländer an einen Tisch zu bringen. Das wird umso schwieriger, weil IS als Gesprächspartner ausfällt. Eine Lösung dieses vielschichtigen Konflikts, der weit über die Grenzen des Iraks hinausreicht, wird auf die Schnelle wohl ebenso wenig herbeizuführen sein wie in Syrien.

Verlässliche Hilfe inmitten von Chaos und Verzweiflung Umso dankbarer bin ich dafür, dass wir als Diakonie Katastrophenhilfe im Irak über zuverlässige lokale Partner verfügen, die humanitäre Hilfe leisten können und selbst in den unübersichtlichen Kriegswirren in der Lage sind, die vertriebenen Familien mit lebenswichtigen Hilfsgütern zu versorgen. Nur wer wie sie vor Ort verwurzelt ist und sich auskennt und Vertrauen in der Bevölkerung genießt, ist angesichts der chaotischen Umstände und instabilen Sicherheitssituation überhaupt in der Lage, die Menschen an ihren vielen verstreuten Zufluchtsorten zu erreichen. Gemeinsam mit ihnen versorgt die Diakonie Katastrophenhilfe zurzeit fast 100.000 Menschen in den kurdischen Städten Erbil, Dohuk und Suleimaniyah mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser, Haushaltsbedarf und Hygieneartikeln wie Seife, Waschmittel, Handtüchern und Kanistern. Was die Einsatzkräfte dort leisten und unter welchem persönlichen Risiko, ist von hier kaum zu ermessen! Bundesaußenminister Steinmeier, der am Wochenende in Erbil ein vom Außenministerium gefördertes Projekt besuchte, konnte sich selbst ein Bild davon machen, und war vom Einsatz unserer Partner sehr beeindruckt. Zumal sie nicht erst jetzt beginnen, sondern die Hilfe schon in vollem Gang ist. Verstärkte Hilfsanstrengungen notwendig Im Moment geht es vor allem darum, den Vertriebenen, die schon da sind und denen, die unablässig hinzukommen, ein Dach über dem Kopf zu geben und sie mit dem Überlebenswichtigsten zu versorgen, um ihnen das Leben in dieser miserablen Situation - so gut es geht - zu erleichtern. Dabei ist abzusehen, dass weitere Unterstützung dringend notwendig ist. Die Hilfsbereitschaft der Menschen im kurdischen Norden ist groß, doch auch hier sind die Ressourcen begrenzt.

Neben den Hunderttausenden irakischen Vertriebenen hat die Region bereits rund 230.000 syrische Flüchtlinge aufgenommen, die vor dem seit nunmehr drei Jahre tobenden Bürgerkrieg geflohen sind. Die Mehrzahl der syrischen Flüchtlinge muss bereits das zweite oder dritte Jahr im Exil ausharren. Während 98.000 von ihnen in Camps leben, wo ihre Versorgung durch Hilfsorganisationen relativ gesichert ist, lebt der Großteil verstreut im ganzen Norden. Doch nun geraten auch immer mehr kurdische Dörfer und Städte selbst unter den Druck der IS. Viele sind daher gezwungen, erneut zu fliehen. Ihre Zukunft ist ebenso ungewiss wie das Schicksal der jüngst vertriebenen Irakis. Unsere lokalen Partner versorgen sowohl die irakischen Vertriebenen als auch die syrischen Flüchtlinge im Nord-Irak, Christen, Jesiden ebenso wie Schiiten und Sunniten. Not und Bedürftigkeit sowie strikte Neutralität sind auch bei diesem Einsatz die entscheidenden Kriterien unserer Hilfe. Die Dimension dieser humanitären Katastrophe erfordert weit größere Anstrengungen, als auf die Schnelle ein paar Hilfspakete abzuwerfen. Schon allein um die Regierung und Bevölkerung der kurdischen Gebiete, in denen der Großteil der Flüchtlinge und Vertriebenen Zuflucht gesucht hat, zu entlasten, ist eine konzertierte humanitäre Hilfsoffensive für die Flüchtlinge gefragt. Der Konflikt wird nicht auf die Schnelle zu lösen sein, die Gewalt nicht so plötzlich, wie sie eskaliert ist, enden. Wir müssen uns darauf einstellen, über Monate, vielleicht Jahre in der Region Hilfe zu leisten. Dafür bitte ich Sie, auch im Namen unserer Partner vor Ort, dringend um Ihre Unterstützung und um ihr Gebet für die Menschen im Irak. Ihre Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel Präsidentin Diakonie Katastrophenhilfe So können Sie helfen: Spendenkonto IBAN: DE26210602370000502502 BIC: GENODEF1EDG Ev. Darlehnsgenossenschaft Kiel Stichwort: IRAK Online: www.diakonie-katastrophenhilfe.de/spenden

Hintergrund IRAK Zahlen und Fakten n Bereits vor dem aktuellen Konflikt hatte der Irak mit den Folgen des Irak-Kriegs von 2003 und einer Vielzahl schwelender und ungelöster Konflikte zu kämpfen. Eines der Hauptprobleme ist die tiefgehende Spaltung zwischen der schiitischen Mehrheit und der sunnitischen Minderheit. Die Sunniten fühlen sich durch die politische Führung in Bagdad unterdrückt und in weiten Bereichen des öffentlichen Lebens benachteiligt. n Seit dem Irak-Krieg im Jahr 2003 sind nach Angaben des UNHCR mehr als vier Millionen Iraker vor den religiösen und politischen Machtkämpfen innerhalb des Landes und über die Grenzen geflohen. Viele von ihnen nach Syrien, wo inzwischen selbst seit drei Jahren ein blutiger Bürgerkrieg tobt. Von dort kehren sie nun zusammen mit syrischen Flüchtlingen in den Irak zurück. Aktuell gehen die Vereinten Nationen von rund 1,2 Millionen intern Vertriebenen im Irak aus. Seit Beginn der Invasion 2003 bis heute wurden rund 193.000 Menschen getötet, der Großteil davon Zivilisten. n Hinzu kommen rund 230.000 Flüchtlinge, die vor dem 2011 entfachten Bürgerkrieg in Syrien in den Irak geflohen sind. Viele mussten nun schon wieder fliehen, um sich vor den IS-Milizen in Sicherheit zu brin- gen. n Obwohl die Ölproduktion nach Aufhebung der Sanktionen wieder angelaufen ist, ist die Entwicklung im Land seit dem Ende des dritten Golfkriegs stagniert. Fast die Hälfte der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ist arbeitslos. Neben Inflation und Arbeitslosigkeit prägt Mangel aufgrund fehlender Investitionen in die Infrastruktur viele Bereiche des öffentlichen Lebens. Auf dem Humanitarian Development Index rangiert der Irak an 120. Stelle (von 186). n Die radikal islamistische IS - Islamischer Staat, auch ISIS (Islamischer Staat im Irak und Syrien) oder ISIL (Islamischer Staat in Syrien und der Levante) genannt, besteht aus sunnitischen Extremisten, die vom Nachbarland Syrien aus 2014 auch im Irak Fuß gefasst und sich dort mit radikalen Kräften der sunnitischen Minderheit verbündet haben. Seit Anfang des Jahres ist es ihnen gelungen, vor allem im überwiegend von Sunniten bewohnten Zentrum des Iraks die Vorherrschaft zu erobern. Anfang Juni nutzte die Gruppe die instabile Lage im Irak zu einer Blitzoffensive. Binnen weniger Wochen gelang es ihnen, weite Teile im Norden und Westen des Landes unter ihre Kontrolle zu bringen. Erklärtes Ziel der Extremisten ist ein länderübergreifender islamistischer Staat. Während die irakische Armee zusammen mit schiitischen Freiwilligenverbänden versucht, sie an einem weiteren Vordringen in den Süden zu hindern, stemmt sich im Norden die kurdische Armee dem Vormarsch der IS entgegen. Seit Anfang August haben zudem die USA in den Konflikt eingegriffen und versuchen mit Luftangriffen, ein weiteres Vorrücken der sunnitischen Milizen zu stoppen. n Anschläge auf Christen haben seit dem Sturz Saddam Husseins dramatisch zugenommen. Von mehr als 1,5 Millionen Christen, die 2003 noch im Irak lebten, haben über eine Millionen in den vergangenen zehn Jahren das Land verlassen. Mit der gezielten und brutalen Verfolgung der Christen durch die IS-Milizen hat die Gewalt gegenüber Christen im Irak eine neue Dimension erreicht. Aktuell leben schätzungsweise noch 400.000 Christen im Irak.

So hilft die Diakonie Katastrophenhilfe im IRAK In den ersten Augustwochen sind nach schweren Kämpfen in der Niniveh-Ebene und dem Vormarsch der IS im Nord-Irak mehr als 350.000 Menschen in die von Kurden kontrollierten Gebiete im Norden geflohen, darunter viele Christen und Jesiden. Der Großteil der Vertriebenen sucht Schutz in den Bezirken Duhok, Suleimaniyah und Erbil. Mehrere Tausend sollen noch im Sindschar-Gebirge festsitzen. Neben den Vertriebenen des aktuellen Konflikts halten sich rund 230.000 syrische Flüchtlinge im Irak auf. Die jüngsten Angriffe haben dazu geführt, dass viele intern Vertriebene und Flüchtlinge aus Syrien, die im Irak Zuflucht gesucht hatten, gezwungen sind erneut zu fliehen, um sich in Sicherheit zu bringen. Die humanitäre Lage verschlechtert sich täglich und die Flüchtlinge sind auf Hilfe zum Überleben angewiesen. Zusammen mit lokalen Partnerorganisationen hat die Diakonie Katastrophenhilfe ein umfangreiches Soforthilfeprogramm gestartet, um die Not der von den Konflikten betroffenen Menschen zu lindern. Die Hilfe richtet sich sowohl an syrische Flüchtlinge als auch die irakischen Vertriebenen. Im Mittelpunkt steht die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Hygienematerial. Gemeinsam mit ihren langjährigen lokalen Partnerorganisationen setzt die Diakonie Katastrophenhilfe im Nord-Irak alles daran, die Situation der Flüchtlinge, Binnenvertriebenen und aufnehmenden Gemeinden zu verbessern. Die Not dort ist so groß wie nie, berichtet Rita Szekely, Projektkoordinatorin im Regionalbüro Istanbul der Diakonie Katastrophenhilfe. Die Familien finden zwar Zuflucht unter anderem in Schulen und Kirchen. Doch um zu überleben, sind sie auf Hilfslieferungen angewiesen. Aktuell versorgt die Diakonie Katastrophenhilfe mit ihren lokalen Partnern im Irak etwa 8.400 syrische und rund 10.000 irakische Flüchtlingsfamilien. Bei einer durchschnittlichen Familiengröße von fünf bis sechs Personen, entspricht dies ungefähr 110.000 Menschen. Die Versorgung stellt jedoch selbst die erfahrenen Partner vor große Herausforderungen. Viele Vertriebene ziehen nach einigen Tagen weiter, um eine sicherere und bessere Unterkunft zu finden. Für unsere lokalen Partner ist die Verteilung daher eine große Herausforderung, erklärt Rita Szekely. Der Hilfseinsatz ist angesichts der andauernden Kämpfe zudem mit großen Gefahren verbunden. Wo man heute noch mit dem Auto hingelangen kann, kann schon einen Tag später die Frontlinie verlaufen, so Szekely.

Das Überleben sichern Um das Überleben der Flüchtlinge zu sichern und Krankheiten vorzubeugen, verteilen die Hilfsteams Nahrungsmittel, Hygienesets (Seife, Shampoo, Zahnbürsten, Kämme, Wund- und Desinfektionsmittel, etc.) und andere lebenswichtige Hilfsgüter wie Wasserkanister, Kochgeschirr und Schlafutensilien. Allein in den ersten beiden Augustwochen wurden in Duhok und Suleimaniyah 750 Nahrungsmittelpakete sowie weitere 1.100 Hilfspakete in Duhok, Suleimaniyah, Zakho und Erbil verteilt. Neben der Verteilung von Hilfsgütern wird auch Mietunterstützung für einen Monat gewährt, um den Vertriebenen fürs Erste eine Bleibe zu sichern. Die Mietbeihilfen von maximal 305 Euro pro Familie richten sich an syrische und irakische Flüchtlinge. Gemeindezentren als schützender Raum für syrische Flüchtlinge In Bazyan und Bainjan, im Bezirk Suleimaniyah entstehen darüber hinaus in Zusammenarbeit zwischen der Diakonie Katastrophenhilfe und dem lokalen Partner REACH (Rehabilitation, Education and Community s Health) zwei Gemeindezentren. Syrische Flüchtlinge, die außerhalb der Camps im Nordirak leben, finden dort einen schützenden Raum, in dem vielfältige Gemeinschaftsaktivitäten und psychosoziale Hilfe angeboten werden. Das Projekt soll einen Beitrag dazu leisten, die Spannungen zwischen Flüchtlingen und lokaler Bevölkerung abzubauen und zu verstärkter Akzeptanz der Flüchtlinge beitragen. Berufsbildende Trainings und Sprachkurse stärken zudem die Selbsthilfekräfte und verbessern die Einkommensmöglichkeiten der Flüchtlinge, um sie unabhängiger von externer Hilfe zu machen. Zusätzliche psychosoziale Unterstützung in Form von Gesprächsgruppen, Sport, Musik und Kreativangebote sollen helfen, die Kriegs- und Fluchterlebnisse zu bewältigen und die mentale Gesundheit zu erhalten. Kostenbeispiele Ein Nahrungsmittelpaket für eine Familie kostet rund 28 Euro. Es enthält alle lebenswichtigen Grundnahrungsmittel und setzt sich zusammen aus: - 5 Kilo Reis - 5 Kilo Buchweizen - 2 Liter Pflanzenöl - 3 Kilo Bohnen - 2 Kilo Linsen - 1 Kilo Tomatenmark - 2 Kilo Zucker - 1 Kilo Tee - 1 Kilo Tahin - Salz und Instantbrühe Ein Hilfspaket mit grundlegenden Haushaltsartikeln wie Decken, Schlafmatten und Kochgeschirr für eine sechsköpfige Familie kostet rund 56 Euro. Gesundheits- und Hygienepakete mit den wichtigsten Hygieneartikeln wie Seife, Shampoo, Reinigungsmitteln, Zahnpasta und Zahnbürsten, Handtüchern, Kämmen und Nagelpflegesets, Damenbinden, Wasserkanister und Verbandsmaterial kosten 37 Euro.