EVALUATION UND VERSICHERUNG



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Transkript:

Prof. DDr. Wolfgang ROHRBACH EVALUATION UND VERSICHERUNG Abstrakt Unsere Zeit ist von Veränderungen geprägt, die in wesentlich schnellerer Abfolge und mit größerem Tiefgang vor sich gehen als früher. Dies gilt für neue technische und medizinische Errungenschaften ebenso wie für die oft damit im Zusammenhang stehenden neuen oder erweiterten Risiken. Mit den, für den einzelnen oft ruinösen Risiken wächst der Versicherungsbedarf. Aber nicht jedes Risiko ist versicherbar. Um zu eruieren, wo Versicherungsschutz möglich ist, und wie hoch das Schadensausmaß und die Schadenhäufigkeit sein können, müssen von den Versicherern über gewisse Beobachtungszeiträume Statistiken erstellt werden, die zeigen, wie viele Menschen oder Objekte in einer Region von bestimmten gleichartigen Risiken bedroht sind, und wie viele das Unglück dann tatsächlich trifft. Wo noch kein oder nur unzureichendes statistisches Material existiert, bedient sich die Versicherungswirtschaft heute der Evaluation. Darunter ist im weitesten Sinn "Bewertung" durch externe Fachleute, Umfragen, Projektstudien etc zu verstehen. Schlüsselworte: Evaluation, Bewertung, Gesundheitsmarkt, Prävention, Statistik Risikoeinschätzung, Risikomanagement, Nanotechnologie, Nanomedizin, Naturkatastrophen, Qualitätskontrolle, Stammzellen 1. NEUE ERRUNGENSCHAFTEN MIT ERWEITERTEN RISIKEN Blinde werden sehend, Lahme erheben sich und können wieder gehen, waren bis vor einigen Jahren den biblischen Zitaten zuzuordnende Wunder. Heute sind die Errungenschaften der Wissenschaft (Technik, Medizin etc) soweit gediehen, dass wir über die Massenmedien von der zwar kostspieligen, aber immerhin möglichen Heilung bisher als "unheilbar" geltender Erkrankter erfahren. In der Öffentlichkeit werden meist nur die Vorteile dieses Fortschritts wahrgenommen. So etwa dass die Versicherer den "Geretteten" keine Invaliditäts- und oder Pflegerenten mehr zahlen müssen. Wie hoch jedoch der Preis für die neuen medizinischen Eingriffe ist und welche zusätzlichen kostspieligen Risiken entstehen, wenn die neuen Methoden nur in Ausnahmefällen helfen, wird meist nicht bedacht. Im Dunstkreis solcher Meldungen finden sich Interessengruppen, die rasch den Einschluss der neuen Heilmethoden in den Versicherungsschutz fordern. Doch für Versicherer gilt es zunächst, (wie schon angedeutet) folgende wichtige Fragen abzuklären. *Inwieweit handelt es sich bei diesen spektakulären Errungenschaften um Einzelfälle, Zufallsergebnisse etc. * Sollen weitere Entwicklungsstadien abgewartet werden, wenn eine sündteure Therapie nur bei Wenigen erfolgreich verläuft, oder soll eine teurere Zusatzversicherung angeboten werden? 2. FUNKTIONSMERKMALE JEDER VERSICHERUNG Mit versicherungsänlichen Hilfskonstruktionen kann bei der Lawine von alljährlichen Neuerungen aufgrund der Risikoquantität und -häufigkeit heute kein Auslangen mehr gefunden werden. Benötigt werden klassische, echte Versicherer. Als "klassisch im Sinne von "echt ist eine Versicherung nur dann zu bezeichnen, wenn folgende sechs konstituierenden Merkmale 1 vorhanden sind: Gegenseitige Deckung - sie ist das spezifische und hauptsächliche Charakteristikum der Versicherung. Gegenseitig bedeutet: Einer für alle, alle für einen. Es besteht hier also - ähnlich wie bei Genossenschaften - eine Verbindung von Wirtschaften. Fester Anspruch auf (Gefahren) Deckung: Jeder Teilnehmer hat einen festen Anspruch auf Deckung. Ob dieser sich auf einen privatrechtlichen Vertrag gründet oder auf staatsrechtlichem Zwang, ist für den Begriff der Versicherung unwesentlich. Entgeltlichkeit der Bedarfsdeckung: Jeder Teilnehmer hat, sei es selbst oder durch Vermittlung eines anderen, einen Beitrag zu leisten, der im Verhältnis zu dem ihm drohenden Bedarf gering ist. Alle Einzelbeträge zusammen müssen aber ausreichend sein, um die Schäden (inkl. Verwaltungsaufwand) zu decken. 2 Zufälligkeit des Bedarfs: Zufällig ist synonym mit ungewiss; bedeutet deswegen aber nicht unberechenbar. Eine willkürliche Herbeiführung des Schadens durch den Menschen, dem Ersatz geleistet werden soll, muss möglichst ausgeschlossen sein. Prof. DDr. Wolfgang Rohrbach, Staatsunivesität Wien 1 Wolfgang Rohrbach, Versicherungsgeschichte Österreichs von den Anfängen bis zum Börsenkrachdes Jahres 1873, Band 1, Verlag A. Holzhsausens Nfg, Wien 1988, 98f 2 Dörfel, Versicherungs-Wirtschaftslehre, Industrieverlag Spaeht&Linde, Berlin - Wien 1931, S 9f

Schätzbarkeit des Vermögensbedarfs: Trotz der Zufälligkeit muss der Vermögensbedarf schätzbar, statistisch messbar sein. Und zwar in Bezug auf die Anzahl der Fälle und die Höhe des gesamten Vermögensbedarfs. Daraus werden dann meist mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsmathematik die Beiträge/Prämien der Teilnehmer ermittelt. 3 Gleichartige Bedrohung des Einzelnen: Gemeint ist hier, dass die gleiche Art von Ereignissen den Bedarf auslösen muss (z.b. Feuer, Unfall, Tod). Es können auch mehrere Ereignisarten zusammengefasst werden. Wie "modern" ein Versicherungsunternehmen auch sein mag, es kann sich ohne die genannten sechs Funktionsmerkmale nicht entfalten. 2.1. Wenn versicherungsrelevante Statistiken fehlen Oft stehen der Versicherungswirtschaft z.b. über den Einsatz medizinisch-technischer Hilfen in bedrohlichen Situationen oder hinsichtlich präventiver Maßnahmen gegen Naturkatastrophen keine versicherungsspezifisch verwertbaren Tabellen zur Verfügung. Das ist häufig der Fall, wenn es sich um neueste medizinisch-technische Versuche oder Projekte mit einigen Dutzend Testpatienten handelt. Oft ist über die Therapieprozesse mit ihren negativen Neben- oder Folgeerscheinungen nichts statistisch Verwertbares vorhanden. Auch was die Naturkatastrophen betrifft, gibt es meist nur in Teilbereichen Erfahrungswerte. In solchen Fällen sind Gespräche mit Experten, Umfragen u. ä. zielführend. In anderen Fällen sollen die Risiken neuer schneller Fortbewegungsmittel auf Haltbarkeit des Materials, Stabilität bei Höchstbelastung, Schleudergefahr usw. raschest versicherbar werden. Auch bisher als unversicherbar geltende Elementarrisiken werden von der Assekuranz unter neuen Aspekten untersucht und finden zumindest teilweise Deckung. Für die Versicherungswirtschaft ergeben sich aber völlig neue Grundlagen der Risikoeinschätzung. An die Stelle jahrelanger statistischer Erhebungen tritt die Evaluation. Sie ermöglicht in etlichen Fällen auch nach kurzer Zeit ein Urteil über die Versicherbarkeit neuartiger Risiken. Diese Entwicklung wird die Neufassung der Versicherungsbedingungen und geänderte Tarifstrukturen erfordern. Ein umfassender Paradigmenwechsel im Versicherungswesen hat bereits eingesetzt. Nach der größten Weltfinanzkrise seit 1929 steht im gesamten EU-Raum Risikomanagement an oberster Stelle der Prioritätenliste. Die Erwartungen in Bezug auf Präsentation von neuen Versicherungs-Lösungen liegen sehr hoch. Sie betreffen folgende Details: - Vorantreiben der Entwicklung der Versicherungsbranche durch innovative Produkte und Weiterentwicklung bestehender Angebote, - Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung durch Schaffung und Erhalt von Arbeitsplätzen, - Engagement in Kunst, Kultur, Wissenschaft, Gesellschaft, Sport - Engagement in sozialen Belangen sowie als Helfer bei wetter- und umweltbedingten Katastrophen, - Engagement, um bestens ausgebildete, engagierte und leistungsbereite MitarbeiterInnen im Unternehmen zu haben. Sie sind der wichtigste Erfolgsfaktor der Versicherung. 3. WAS IST EVALUATION? Evaluation (Evaluierung) bedeutet allgemein die Beschreibung, Analyse und Bewertung von Projekten, Prozessen und Organisationseinheiten. Dabei können Kontext, Struktur, Prozess und Ergebnis einbezogen werden. Es werden unterschiedliche Methoden und Theorien der Evaluation diskutiert und angewendet. Die grundlegende Wortbedeutung Bewertung wurde dabei zunächst verengt auf die Bewertung insbesondere der Arbeit von Forschungs- und Bildungsinstitutionen. Inzwischen wird, wie in den USA seit langer Zeit, auch in anderen sozialen Handlungsbereichen in Deutschland evaluiert. 3.1 Wie versicherungsrelevante Evaluationsprozesse ablaufen Auf der Basis einer Zielvereinbarung wird eine Ausgangserhebung durchgeführt, es werden daraufhin Maßnahmen geplant, mit denen die Ziele erreicht werden sollen. Dann müssen Messinstrumente/Beurteilungskriterien entwickelt werden, mit denen man überprüfen kann, ob die Maßnahmen zum Erfolg geführt haben. Eventuell nach Zwischenerhebungen während der Durchführung wird in einer Schlusserhebung der Erfolg der Maßnahme überprüft, um daraus neue Zielvereinbarungen zu treffen und erneut in den Kreislauf einzutreten. Betroffene sollen zu Beteiligten werden, so dass der Prozess konsensual verläuft und nicht durch fremde Interessen und unklare Kriterien bestimmt wird. Das Handlungsfeld der Evaluationsforschung ist groß und somit auch die Bandbreite der Methoden, die zur Durchführung gewählt werden können. Evaluation hat zb im Qualitätsmanagement (TQM, ISO 9000, 2Q, Q2E) schon lange einen festen Platz. Im EFQM-Modell wird Evaluation z. B. gefordert, um die Ergebnisse (der Arbeit) bei Patienten/Kunden, Mitarbeitern und der Gesellschaft zu erfassen. Evaluation fungiert hier als Rückkopplungselement für die Prozesssteuerung im Rahmen der Organisations- und Qualitätsentwicklung. Es wird dabei überprüft, ob die Interventionen auch tatsächlich die gewünschten Ergebnisse bzw. Wirkungen produzieren (Ursache-Wirkungs-Beziehung). Erfasst werden sowohl subjek- 3 Alfred Manes, Versicherungswesen 1, Band 1, Leipzig 1924, S 5f

tive Daten über die Wahrnehmung der Betroffenen (Mitarbeiter, Kunden, ) als auch objektive Leistungsindikatoren, die intern im Unternehmen erfasst werden können. Neben der Evaluation der Ergebnisse fordert das EFQM-Modell auch die direkte Evaluation der Abläufe, Interventionen und Maßnahmen in den Bereichen Führung, Strategie, Mitarbeiter, Prozesse und Partnerschaften. Hier kommt die Methode der Selbstevaluation zur Anwendung, um die Prozesse zu bewerten und schließlich zu verbessern. D. h. die Akteuere des Unternehmens, Führungskräfte und Mitarbeiter evaluieren sich, ihre Teams und ihre Organisation selbst anhand vorgegebener Kriterien mit eigens für das Qualitätsmanagement (QM) entwickelten und möglichst objektiven Instrumenten und Methoden. Auf Basis der gewonnenen Daten (Einschätzungen, Belege,...) werden Handlungsempfehlungen und Veränderungsmaßnahmen abgeleitet. Sowohl die Selbst- als auch Fremd-Evaluationen können durch Benchmarkingvergleiche ergänzt und damit aussagekräftiger gemacht werden. Als Benchmarks dienen Evaluationsdaten aus anderen vergleichbaren Organisationen. Sie liefern Anhaltspunkte/Maßstäbe für die Bewertung und die Interpretation der eigenen Werte und damit der eigenen Situation. 4. KONFRONTATION MIT DER ZUKUNFT/MARKANTE EVALUATIONSPROJEKTE 4.1. Die "Wunder" der Nanotechnologie Medizinische Anwendungen sind der am schnellsten wachsende Zweig der Nanotechnologie. Fast täglich werden neue bahnbrechende Ergebnisse aus der Grundlagenforschung gemeldet. Viele nanomedizinische Konzepte sind bereits in die Phase klinischer Studien eingetreten, und erste aus der Nanotechnologie entwickelte medizinische und pharmazeutische Produkte haben die Zulassung erhalten. Experten aus der ganzen Welt versammelten sich im März 2009 in Berlin, um den gegenwärtigen Entwicklungsstand auf diesem Gebiet zu diskutieren. 4 Der thematische Rahmen der Veranstaltung umfasste das gesamte Gebiet der Nanomedizin, wie z. B. Drug Delivery, Drug Targeting, kontrollierte Wirkstoff-Freisetzung,(das Letztere geschieht über fingernagelgroße in den Körper eingebaute Mikroapotheken, welche z.b. Blutwerte messen und bei Gefahr sofort eine Mikrotablette freisetzen) Weiters gibt es in der Nanotechnologie neue Konzepte der Tumortherapie, innovative Dentalmaterialien, Nanobioananlytik und diagnostische Techniken, Nanomaterialien für Implantate und die regenerative Medizin, mikrobizide Beschichtungen für Hygiene und pharmazeutische Verpackungen, neuartige Kontrastmittel und die Miniaturisierung von Biochips. Auch die Kommerzialisierung nanomedizinischer Produkte sowie potenzielle Risiken durch Nanomaterialien und der verantwortliche Umgang mit ihnen werden zur Sprache kommen. Nach Expertenmeinung weltweit eindeutig führend ist Deutschland bei der Entwicklung von Nanotechnologieanwendungen im Gesundheitswesen, obwohl die Zahl der Patentanmeldungen hinter den USA liegt. 5 Hier werden neue Märkte in der Diagnostik und Analytik gesehen - beispielsweise bei neuen Kontrastmitteln oder chipbasierten Analyseinstrumenten - und zur Medikamentierung, bei der kleinste Mengen von Medikamenten mit Hilfe beschichteter Nanopartikel eingebracht werden. Dabei wird die Nutzung der Nanotechnologie im Bereich Gesundheit/Medizin von den Experten insgesamt als "relativ risikoarm" gesehen. Folgeprobleme werden am ehesten im Bereich steigender Kosten der Gesundheitsversorgung gesehen. 4.1.1. Ökologische Vorteile Nanotechnologie bringt nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische Vorteile - das zeigt die dritte Studie "Nachhaltigkeitseffekte der Nanotechnologie" des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung der Universität Bremen 6. Die Ökobilanzen verschiedener Anwendungsbeispiele zeigten positive Nachhaltigkeitseffekte durch den Einsatz der Nanotechnologie. 4.2. Querschnittslähmung heilbar machen Die Frage ist nicht ob effektive Behandlungen und Heilmethoden gefunden werden, sondern wann, räumt Prof. DDr. Jan Schwab, wissenschaftlicher Vorstand der Stiftung, jegliche Zweifel über die Durchführbarkeit dieses ehrgeizigen Unternehmens aus dem Weg. 7 Gilt eine Verletzung des Rückenmarks in den Köpfen der Menschen allge- 4 NanoMed 2009-6th International Conference on Biomedical Applications of Nanotechnology im Großen Hörsaal der Charité in Berlin, März 2009 5 Studie "Nanotechnologie pro Gesundheit" der Aachener Gesellschaft für Innovation und Technologietransfer mbh, erstellt 2009 im Aachener Kompetenzzentrum Medizintechnik 6 http://www.bmbf.de/de/4877.php 7 Pressetext "Konfrontation mit der Zukunft...http://www.google.com/search?q=Pressetext+%22 Konfrontation+mit+der+Zukunft...&rls=com.microsoft:de-AT:IE-Address&ie=UTF-8&oe =UTF-8&sourceid=ie7&rlz=1I7ADBR_en

mein als unheilbar. Gilt dass, das daraus resultierende Unvermögen der Betroffenen, sich auf zwei Beinen fortzubewegen und ein Leben im Rollstuhl führen zu müssen als unabdingbar? Diese Aussagen zielten nicht auf das Geschäft mit der Hoffnung ab, sondern beziehen sich auf die erheblichen Fortschritte und Erkenntnisse in der Rückenmarksforschung seit den 1990er Jahren. 2004 als wohltätige Organisation ins Leben gerufen, gelang es der Wings for Life Stiftung für Rückenmarksforschung innerhalb kurzer Zeit, einige der besten Forscher weltweit an einem gemeinsamen Tisch zu versammeln, um die gegebenen Problemstellungen zu analysieren und Lösungsstrategien zu entwickeln. Eine elementare Aufgabe privater Stiftungen ist es, das Verständnis für Krankheiten und die ihnen zu Grunde liegenden Vorgänge zu verbessern, und über Fortschritte im Hinblick auf deren Rehabilitation zu informieren. Trotz etwa 2,7 Millionen Betroffener weltweit - jährlich erleiden rund 130.000 Menschen eine Rückenmarksverletzung - zählt Querschnittslähmung nicht zu den so genannten Volkskrankheiten Das Durchschnittsalter der Verletzten liegt bei 33 Jahren in einem Verhältnis von vier zu eins zwischen Männern und Frauen, die Lebenserwartung ist annähernd normal hoch. Das Resultat: Mehr als 40 Jahre im Rollstuhl für den typischen Patienten. Die Konsequenzen einer Rückenmarksverletzung hängen von der Lage und der Schwere der Verletzung ab: 46% der verletzten Personen sind paraplegisch, das bedeutet keine Beweglichkeit und kein Gefühl in den Beinen, 52% hingegen sind tetraplegisch; dabei spricht man auch von hoher Querschnittslähmung - für die Betroffenen heißt das keine Beweglichkeit und kein Gefühl in Beinen und Armen. 4.3 Schach der Volksseuche Diabetes Weltweit sind nach Angaben der Internationalen Diabetes Föderation (IDF) etwa 230 Millionen Menschen zuckerkrank. Die Zahl der Betroffenen stieg in den letzten Dezennien jährlich um mehr als sieben Millionen, betonte IDF-Präsident Pierre Lefebvre Mitteilung. Die IDF ist nach eigenen Angaben eine Organisation mit mehr als 190 Mitgliedsverbänden in über 150 Ländern. 8 Innerhalb von 50 Jahren entwickelte sich die Krankheit in den Regionen mit zunehmendem Reichtum zu einem "globalen Problem von verheerenden menschlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen" Die Föderation wies darauf hin, dass die Krankheit eine der Hauptursachen für Erblindung, Nierenversagen, Amputationen, Herzinfarkt und Gehirnschlag ist. Auch ist sie eine häufige Todesursache. Für die Krankenversicherer hat Diabetes mit seinen unzähligen Folgekrankheiten fatale Auswirkungen. Insbesondere in den "reichen" Staaten Österreich, Deutschland und der Schweiz, wo die Krankensparte in Art der Lebensversicherung mit lebenslänglichen Verträgen betrieben wird, die nur durch den Versicherungsnehmer kündbar sind, zeichnen sich bedrohliche Situationen ab. Ohne rigorose Reformen könnte das System einen Finanzkollaps erleiden. 9 Die derzeitige Regelung hat nämlich zur Folge, dass Personen, bei denen im Rahmen der vorvertraglichen Risikoprüfungen eine ausgeprägte Diabeteserkrankung konstatiert wurde, nicht in die Gefahrengemeinschaft aufgenommen werden. Das ist bei immer mehr übergewichtigen jüngeren Menschen der Fall. Wer jedoch nach Versicherungsabschluss an Diabetes erkrankt, muss lebenslänglich den Krankenversicherungsschutz ohne individuelle Prämienzuschläge oder Kündigungsandrohung geboten bekommen. 10 Bis zum Jahr 2025 rechnet man mit einer jährlichen Zunahme der Diabetiker um 2,5 Prozent auf rund 380 Millionen. Die Folgekosten werden zeitgleich sogar um 3,5 Prozent klettern auf 300 Milliarden Euro. Diabetes beschäftigt deshalb längst die Ökonomen. Die demografische Entwickung hat für die Krankenversicher zur Folge, dass nicht hinreichend junge gesunde Neukunden zur privaten Krankenversicherung stoßen, hingegen die schwer defizitären Risikogruppen der Senioren - dank des medizinischen Fortschritts - immer älter werden. Somit ist für die Krankenversicherung in Österreich, Deutschland und der Schweiz der Versicherungsfall "Krankheit" - langfristig betrachtet - nichts mehr Zufälliges, da mit zunehmendem Lebensalter das Krankheitsrisiko steigt. Kein Wunder also, dass die Krankenversicherer mit Argusaugen die Forschungsergebnisse im Kampf gegen Diabetes verfolgen. 4.3.1 Ein heiß diskutiertes Thema: Stammzellentherapie Eine radikale Kur mit eigenen Stammzellen, die 2007 durchgeführt wurde mit anschließender 18-35 monatiger Beobachtungsphase (bis Herbst 2010), hat 14 von 15 jungen Patienten mit Diabetes Typ 1 von den täglichen Insulinspritzen befreit möglicherweise sogar für immer. 11 Diabetes vom Typ 1 war bislang nicht heilbar. Im Verlauf der Er- 8 o.a. "230 Millionen Diabeteskranke weltweit", www.gesundes.oesterreich.at 13.11.2006) 9 Wolfgang Rohrbach, Private Krankenversicherung; in BÖV-Versicherungshandbuch, Wien 2009, S. 35 10 Siehe dazu die Krankenversicherungsbestimmen im Österreichischen Versicherungsvertragsgesetz 138 11 F. Tögel et al. (2007): Regenerative Medizin mit adulten Stammzellen aus dem Knochenmark. Deutsches Ärzteblatt 104(23):A 1663-1670

krankung attackiert das Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen des Körpers. In der Folge müssen die Patienten täglich mehrfach Insulin spritzen, um ihren sonst tödlich ansteigenden Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Julio Voltarelli von der University of São Paulo hat dieses radikale Verfahren entwickelt, das die lebensbedrohliche Erkrankung möglicherweise heilen kann. Dazu rekrutierten sie (wie erwähnt)15 Freiwillige im Alter von 14 bis 31 Jahren, bei denen Ärzte erst kürzlich einen Diabetes Typ 1 festgestellt hatten. Die Autoimmunreaktion hatte im Körper der Patienten bereits 60 bis 80 Prozent aller insulinproduzierenden Pankreaszellen abgetötet. Ziel der Behandlung war es, das fehlgeleitete Immunsystem der Patienten völlig neu aufzubauen, sodass es die körpereigenen Zellen nicht länger zerstört. Dazu entnahmen die Forscher den Teilnehmern Stammzellen aus dem Knochenmark. Anschließend erhielten die Probanden zunächst Medikamente, die sämtliche Immunzellen abtöteten. Da die Teilnehmer in diesem Stadium Krankheitserregern gegenüber wehrlos waren, mussten sie zwei Wochen auf einer Isolierstation verbringen und Antibiotika schlucken. Nach Ablauf der Zeit bekamen die Probanden ihre eigenen Stammzellen per Infusion verabreicht. 4.3.1.1. Spätfolgen und Erfolge Das Ergebnis: Bereits wenige Tage nach der Infusion hatten sich die insulinproduzierenden Zellen bei zwölf der 15 Patienten so weit erholt, dass sie keine Injektionen mehr benötigten. Im Schnitt hält dieser Effekt schon 18 Monate an. Einer der Teilnehmer ist sogar seit 35 Monaten unabhängig von Insulinspritzen. Es ist durchaus möglich, dass diese Patienten für immer geheilt sind, erklärt Studienleiter Julio Voltarelli. Bei zwei der übrigen drei Patienten verzögerte sich die heilsame Wirkung und sie erlitten einen kurzzeitigen Rückfall. Nur einer sprach gar nicht auf die Therapie an. Die Forscher mutmaßen, dass genetische Besonderheiten für die verzögerte oder ausbleibende Heilung verantwortlich sind. Ohne Risiko war die Rosskur allerdings nicht: Ein Patient erkrankte infolge der immununterdrückenden Therapie an einer Lungenentzündung. Ein anderer entwickelte eine Schilddrüsenunterfunktion, eine Frau rutschte in eine vorzeitige Menopause, wobei nicht sicher ist, ob diese Störungen auf die Therapie zurückzuführen waren. Auf der anderen Seite sind die Spätfolgen eines Diabetes ebenfalls schwerwiegend. Ein schlecht eingestellter Blutzucker zerstört Nerven und Blutgefäße und kann so zu Blindheit, Impotenz und Nierenschäden führen. Ein extremer Unterzucker durch eine falsche Insulindosierung kann sogar tödlich enden. 4.3.2. Stammzellentherapie versus Pankreastransplantation In den letzten Monaten als sich bei einigen Versicherern die Tendenz zeigte, die Therapie in den Leistungskatalog aufzunehmen, entbrannte zwischen einigen Anbietern bzw. ihren Forschungszentren ein heftiger Streit. Im Spätsommer 2010 erschien im digitalen Medium "Diabetes News" nachstehender Artikel: Warnung vor Stammzellentherapie. Eine Kölner Firma hat jüngst die Zulassung erhalten, Diabetiker mittels Stammzelltherapie zu behandeln. Aktuell äußern Diabetes-Experten jedoch in einem offenen Brief an die Bezirksregierung Köln erhebliche Bedenken zu diesem Verfahren, da erstens die Wirksamkeit der Behandlung wissenschaftlich nicht belegt sei und zweitens die Patienten durch hohe Kosten belastet würden. Darüber hinaus sei eine Schädigung der Gesundheit durch Nebenwirkungen ebenfalls nicht auszuschließen. Was genau ist dran an diesen Vorwürfen und der Diskussion um die neue Therapiemethode? Die Experten weisen darauf hin, dass beim Typ-1- Diabetes die Abwehrzellen des Körpers die neuen Betazellen zerstören würden. Diese aggressiven Zellen sind weiter im Körper vorhanden. Sie bedrohen auch später transplantierte Stammzellen, so die Experten. Dem könnte nur entgegen gewirkt werden, wenn die transplantierten Zellen so verändert würden, dass das Immunsystem sie nicht mehr erkennen würde. Nach Informationen der Professorin Dr. med. Anette-Gabriele Ziegler vom "Kompetenznetz Diabetes mellitus" sowie Thomas Danne, dem Vorstandsvorsitzender der Gesamtorganisation DiabetesDE ist dies bisher noch nicht gelungen, was zur Folge hat, dass die Autoimmunreaktion mit Hilfe von Medikamenten eingedämmt werden muss. Dies könnte jedoch wiederum laut Expertenwarnungen erhebliche Nebenwirkungen für den Patienten haben. Eine wirksame Möglichkeit, Diabetes mellitus zu behandeln bieten - so betont eine andere Expertengruppe - derzeit Pankreas- oder Pankreasinseltransplantationen. Bei der erstgenannten Methode wird die gesamte Bauchspeicheldrüse transplantiert während bei der zweiten Behandlungsmöglichkeit nur isolierte, Insulin produzierende Zellen verpflanzt werden. Diese beiden Verfahren wurden in den vergangenen Jahren klinisch derart verfeinert, dass eine langdauernde Unabhängigkeit der Diabetiker von der Insulinspritze erreicht werden konnte. Die Schwachstelle dieses Verfahrens ist allerdings, dass ein großer Mangel an Spenderorganen herrscht. 12 Die privaten Krankenversicherer haben sich in dieser schwierigen Situation entschlossen fachärztlich verordnete Maßnahmen beider Richtungen in Allgemeinen öffentlichen Krankenhäusern (oder privaten KH mit Öffentlichkeitscharakter) anzuerkennen. Allerdings werden in Fällen von Transplantationen nur die Operationen bzw. Behandlungen, nicht aber menschliche Spenderorgane bezahlt. Damit soll ein ethisch nicht vertretbarer lukrativer Or- 12 o.a, DIABETESGATE-Warnung vor Stammzellentherapie,in: diabetes news.de/forschung v. 9.September 2010.

ganhandel a priori unterbunden werden. Insgesamt zeigt dieses Beispiel jedoch, dass auch Evaluationsprojekte mit großen Schwierigkeiten konfrontiert sein können. 4.4. Evaluationsprojekt naturkatastrophen-prävention Ein österreichisches Evaluationsprojekt, dessen Weg weniger steinig war, betraf bzw. betrifft Naturkatastrophen. Die Oberösterreichische Versicherung beschäftigt sich seit Jahren auf mehreren Ebenen mit Lösungsvorschlägen für eine nachhaltige Versicherbarkeit von Naturkatastrophen. Mit der Strategie der Elementarschadenprävention begann die Oberösterreichische Versicherung nun ein Modell umsetzen, dass für alle Seiten - für die Versicherungsnehmer, die Politik, die Bauwirtschaft und für die Versicherungswirtschaft gleichermaßen - nachhaltig Vorteile bringt und bis zur Umsetzung der Naturkatastrophenversicherung auch im Sinne eines umfassenden Risikomanagements wichtige Vorarbeiten leisten kann. Unter Elementarschadenprävention versteht man das Setzen von Maßnahmen, um Naturkatastrophenschäden zu vermindern bzw. gänzlich zu vermeiden. Als Vorbild für dieses Modell gilt die OÖ Brandverhütungsstelle, die vor 60 Jahren auf Initiative der Oberösterreichischen Versicherung und in Zusammenarbeit mit der Politik gegründet wurde. Damals befand sich Oberösterreich bei den Feuerschäden in einer ähnlichen Situation wie derzeit bei den Schäden aus Naturkatastrophen. Der intensiven Grundlagenforschung der Sachverständigen der Brandverhütungsstelle ist es zu verdanken, dass Feuerschäden mittlerweile sehr selten geworden sind. Durch die Erkenntnisse ihrer Arbeit ist die Brandverhütungsstelle ein wichtiger Partner für Gesetzgeber und Verwaltung einerseits als auch für die Wirtschaft, die Planer und die Bevölkerung geworden. Eine ähnliche Entwicklung erhofft sich die Oberösterreichische Versicherung für ihre Initiative der Elementarschadenprävention, denn auch hier gibt es einen enormen Aufholbedarf in der Grundlagenforschung und in der Umsetzung im Gesetz wie auch im baulichen Alltag. Richtige Durchschlagskraft erhalten diese Bemühungen aber erst im Zusammenwirken mit Politik und Bauwirtschaft. Ein Schulterschluss zwischen den Institutionen ist daher unbedingt notwendig. 4.5. Vorbild Schweiz In der Schweiz nimmt die Elementarschadenprävention schon seit vielen Jahren einen sehr hohen Stellenwert ein und die positiven Ergebnisse dienen international als Vorbild. Auch in der Schweiz entwickelte sich die Elementarschadenprävention aus dem Modell der Brandverhütung. Im Bereich Brandschutz hat die Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen (VKF) in der Schweiz den Sicherheitsstandard optimiert. Die VKF gilt heute als verlässliche Partnerin im Brandschutz. Nach diesem anerkannten Modell baut sie auch ihr Dienstleistungsspektrum in der Elementarschaden-Prävention laufend aus. Die Kantonalen Gebäudeversicherungen integrieren die Elementar-Schadenverhütung, die Schadenbekämpfung und die Schadenerledigung in ein System von Sichern und Versichern. Die drei Aufgabenbereiche wirken positiv aufeinander ein. Gezielte Investitionen in die Prävention und die Bekämpfung der Schäden senken die Schadenkosten. Ein wichtiges Element der Elementarschadenprävention ist die Ausarbeitung von konkreten Schutzmaßnahmen für alle Gebäude in der Schweiz. In den sogenannten Wegleitungen werden sämtliche in der Schweiz möglichen Naturgefahren aufgezeigt, ihre Auswirkungen auf Gebäude dargestellt und Maßnahmen zum Objektschutz und ihre Bemessung erläutert. 13 So findet sich in den Wegleitungen zum Beispiel eine genaue Beschreibung der Wirkung des Windes auf verschiedene Dachformen sowie die entsprechende Anleitung zur Bemessung der Windlast. Den Planern wird damit ein Instrument zur Verfügung gestellt, um individuell für jedes Haus das Gefährdungspotential von Naturkatastrophen zu erkennen und dies in ihrer Empfehlung für die Wahl der Baumaterialien einzubauen, erklärt Olivier Lateltin, Geschäftsbereichsleiter Elementarschaden-Prävention ESP der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen. 14 Ähnlich dem österreichweiten Projekt HORA zur Zonierung der Hochwassergebiete, gibt es in der Schweiz Gefahrenkarten, die sämtliche Gefährdungen durch Naturkatastrophen gleichermaßen abbilden sowie detaillierte Auskünfte zur Gefahrenstufe und zur räumlichen Ausdehnung der Naturgefahren geben. 13 http://www.vkf.ch/kgvonline/media/vkf/downloads/sturm.pdf 14 http://www.keinesorgen.at/wir-ueber-uns/newspresse/aktuell/datum/2010/01/21/elementarschadenpraevention