PROBIER S MAL Unter Tahui, dem großen Zen-Meister der Sung-Dynasti, lebte ein Mönch, namens Doken, der viele Jahre mit dem Studium des Zen verbracht, bisher aber seine Geheimnisse, wenn es solche gab, noch nicht entdeckt hatte. Eines Abends beschwor Doken seinen Freund verzweifelt, ihm bei der Lösung des Lebensgeheimnisses beizustehen. Der Freund sagte: Ich bin bereit, dir auf jede Weise zu helfen, aber es gibt Dinge, bei denen ich dir von keinerlei Nutzen sein kann, auf die du allein kommen musst. Doken drängte zu erfahren, was das für Dinge seien. Sein Freund sagte: Wenn du zum Beispiel hungrig oder durstig bist, so würde es dir nicht den Magen füllen, wenn ich esse oder trinke; du selbst musst essen oder trinken. Wenn du den Bedürfnissen der Natur folgen musst, so musst du das selber tun, denn ich kann dir dabei nicht vom kleinsten Nutzen sein. Und niemand anders als du selbst musst deinen Körper auf dieser Landstraße fortbewegen. FASTEN BOOK-APP VON
INHALT Vorwort.................. 2 Deine Entscheidung und ein Engagementtypen-Test.... 3 1 Probier s mal ohne Fleisch...... 6 Probier s mal Fair......... 17 Der kleine Kolibri......... 27 Probier s mal Regional....... 28 Probier s mal Bio......... 36 Auswertung deines Probier s mal-vorhabens. 45 Impressum................. 48
2 HALLO! Probier s mal, das ist die herzliche Einladung dieser Book-App an dich! Probier s mal in der Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostersonntag mit kleinen persönlichen Experimenten. Nutze die Zeit für neue Erfahrungen. Nutze diese Gelegenheit, Gewohnheiten zu hinterfragen und mit anderen deine Erfahrungen auszutauschen. Die Fastenzeit kann zum Testfall werden: Was wäre wenn? Was wäre, wenn ich an einer Stelle für sieben Wochen etwas anders mache. Es muss in dieser Zeit nicht nur um Verzicht gehen. Du kannst auch mit neuen Verhaltensweisen experimentieren, Dinge tun, die du sonst nicht tust. Mit dieser Book-App schlagen wir vier Themen vor, die sich mit Ernährung beschäftigen. Mit ihnen wollen wir Experimente für eine gesunde, die Umwelt schützende, Mensch und Tier achtende und gerechte Lebensweise anregen. Zu den Themen gibt es kurze Informationen, Links zur vertiefenden Beschäftigung und viele Möglichkeiten aktiv zu werden. Die Probier s-mal-aktion will, so wie die Fastenzeit es über Jahrhunderte war, eine Zeit der Besinnung auf das eigene Leben und auf Gott sein. Was ist wirklich wichtig im Leben? Was habe ich vergessen oder noch nicht gesehen? Was will ich anders haben? Wir wünschen Dir viele spannende Erfahrungen bei Deinen persönlichen Experimenten in der Fastenzeit. Probier s mal! Martina, Ralf und Friedemann
DEINE ENTSCHEIDUNG UND EIN ENGAGEMENTTYPEN-TEST Probier s mal sieben Wochen mit einem Experiment. Du kannst dich jetzt schon entscheiden oder du informierst dich mit dieser Book-App, um dann zu sagen, was du mal ausprobieren möchtest. Entscheide dich aber, was du in der Fastenzeit tun möchtest. Das ist dann deine Selbstverpflichtung, die dazu beiträgt, intensive Erfahrungen in der Fastenzeit zu erleben. 3 Eine Liste zur Anregung gibt es hier. Dort kreuze bitte an, was du dir vornimmst oder schreibe in die freien Felder dein Vorhaben ein. Es reicht auch, wenn du dich für ein Vorhaben entscheidest. Mögliche Vorhaben Ich esse maximal zweimal in der Woche Fleisch und Wurst. Ich trinke Leitungswasser statt Wasser aus der Flasche. Ich verabrede mich in der Familie oder mit Freunden einmal die Woche zum gemeinsamen Kochen ausschließlich mit Produkten aus Fairem Handel, aus ökologischer Erzeugung, aus regionaler Herkunft und der Saison. Wenn ich einkaufe, kaufe ich nach Möglichkeit regionale Produkte ein. Mindestens einmal pro Woche kaufe ich ein oder begleite meine Familie beim Einkauf, um auf Bio-Qualität zu achten und dafür zu werben. Ich verzichte auf den Verzehr von Südfrüchten und esse nach Möglichkeit nur einheimisches Obst und Gemüse. bitte ankreuzen
In den letzten 20 Jahren ist der Verzehr von Fleisch massiv angestiegen. Mit dem Wort Wohlstand wird auch das tägliche Konsumieren von Fleisch und Wurst verbunden. Seit 1960 ist der jährliche Pro- Kopf-Verbrauch an Fleisch in Industrienationen von 23 kg auf 80 kg gestiegen. Deutsche Verbraucher _innen essen im Durchschnitt pro Woche ca. 1,5 kg Fleisch. Von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung werden jedoch lediglich nur bis zu 600 g pro Woche empfohlen! Um den gestiegenen Bedarf zu decken, ist eine bestimmte Haltungsform der Tiere nötig. 98 % der in Deutschland verzehrten Tiere stammen aus Massentierhaltung.
FOLGEN DES FLEISCHKONSUM WOANDERS - Regenwälder werden im großen Stil für Sojaanbau zur Futtermittelproduktion abgeholzt. - Anbauflächen für Grundnahrungsmittel des Menschen (Getreide, Reis, ) sind durch den Anbau von Futtermitteln für Tiere (Soja, Mais, ) nicht mehr verfügbar. 70 % der landwirtschaftlichen Flächen weltweit werden für die Produktion von Futtermitteln verwendet. Folge: Verknappung von Grundnahrungsmitteln; Steigerung der Lebensmittelpreise; Hunger in Gegenden, wo eigentlich genug landwirtschaftliche Nutzflächen vorhanden sind. OHNE FLEISCH 7 - Kleinbäuerinnen und Kleinbauern werden von ihren Flächen vertrieben, damit dort der Futtermittelanbau auf riesigen Agrarflächen stattfinden kann. - Europäische Staaten unterstützen den Export von Fleisch in Entwicklungsländer aus der Überproduktion bei uns. Dadurch kann europäisches Fleisch dort günstiger angeboten werden, als von heimischen Bäuerinnen und Bauern. Viele bäuerliche Familien im globalen Süden verlieren dadurch ihre Grundlage zum Leben.
OHNE FLEISCH 8 - Die unvorstellbare Menge von 290 Mrd. m 3 Wasser jährlich wird weltweit für die Sojaproduktion aufgewendet und durch Pestizide verschmutzt. FOLGEN DES FLEISCHKONSUMS BEI UNS - Tiere rülpsen und pupsen Methan, was schlecht für das Klima ist. Methangas ist 23-mal schädlicher als CO 2. - Durch nicht artgerechte Haltung, Transport und Schlachtung wird Tieren vieltausendfach Leid zugefügt. - Das massenhafte Ausbringen von Gülle verseucht das Grundwasser und führt zur Überdüngung von Gewässern. - In der Massentierhaltung bekommen die Tiere viele Medikamente, deren chemische Rückstände später noch in Lebensmitteln zu finden sind. - Landwirtschaftliche Kleinbetriebe werden durch riesige Agrarfabriken verdrängt und verschwinden. - Geruchsbelästigungen in der Nähe von Massentierhaltungen machen Anwohner_innen das Leben schwer. FLEISCH BRAUCHT LAND Das Kraftfutter für deutsche Schweine und Kühe wird zu 90 Prozent importiert. Immer mehr Regenwald wird gerodet, um immer mehr Soja anzubauen. Bei Soja wird die Konkurrenz zwischen menschlicher Ernährung und Futter-
mittelindustrie besonders deutlich: Die großindustrielle Landwirtschaft nimmt für die Tierfutterproduktion Bodenflächen in Anspruch, die dann den einheimischen Bäuerinnen und Bauern nicht mehr zur Verfügung stehen. Immer weniger nutzbare Fläche steht dadurch der traditionellen Landwirtschaft zur Verfügung. OHNE FLEISCH 9 WAS TUN? Der Verzicht auf Fleisch oder ein bewusster und sparsamer Konsum tierischer Produkte trägt zum einen zur erheblichen Verringerung des Trinkwasserverbrauchs bei, verhindert Regenwaldvernichtung sowie Verarmung von kleinbäuerlichen Familien und ist außerdem vorteilhaft für die eigene Gesundheit. Fleisch aus Mutterkuhhaltung oder von Ökolandbau-Betrieben ist eine sinnvolle und gute Alternative zum Billigpreis. www.youtube.com/watch?v=2rm3tsokfz0
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WERDE AKTIVIST_IN Informiere dich Informiere dich über die Auswirkungen des Fleischkonsums hier bei uns auf Seite 8 oder woanders und sage es weiter. Gehe demonstrieren Immer wieder werden neue Mastviehanlagen geplant. Vielleicht auch bei dir in der Nähe? Dagegen gibt es vielfältigen Protest. Auch von Seiten der Kirchen. Mach dich schlau und beteilige dich mit deinen Freund_innen an entsprechenden Protestaktionen. Schau in die Zeitung oder auf diese Seiten: www.wir-habenes-satt.de www.meine-landwirtschaft.de www.bund-mecklenburg-vorpommern.de/themen_und_projekte/ landwirtschaft/industrielle_ tierhaltung/ www.abl-ev.de OHNE FLEISCH 11
OHNE FLEISCH 12 FASTENTIPPS Was für ein Fleischtyp bist du? Ich esse so ziemlich jeden Tag Fleisch bzw. Wurst Versuche die kommenden sieben Wochen doch mal, nur dreimal in der Woche Fleisch bzw. Wurst zu essen! BITTE ANKREUZEN Ich esse nur ab und zu Fleisch bzw. Wurst. Gönne dir in den kommenden sieben Wochen nur an einem Tag in der Woche das Fleischgericht oder die Wurst, auf die du Lust hast! Ich esse seltener als drei Tage in der Woche Fleisch bzw. Wurst. Versuche in den kommenden sieben Wochen gar kein Fleisch zu essen! Ich esse kein Fleisch bzw. Wurst. Super, Du bist Vegetarier_in? Dann hast du ja mit diesem Fastentipp keine Probleme. Trotzdem kannst du dir die Infos durchlesen und deine Familienmitglieder und Freund_ innen zum Mitfasten einladen. Nutze die anderen Fastentipps und achte weiterhin darauf, dass du dich möglichst gesund, biologisch, regional und fair ernährst!
KOCHE FÜR DICH UND DEINE ELTERN ODER FREUND_INNEN DOCH MAL EIN VEGANES DREI-GÄNGE-MENÜ! Als Vorspeise eine Möhren-Orangen-Suppe, zum Hauptgang Tofu mit Mango und Rhabarber und als süßer Abschluss karamelisierte Ingwerbananen. Die Einkaufsliste dazu findest du hier: OHNE FLEISCH 13 #1 MÖHREN- ORANGEN- SUPPE Zutaten für 4 Personen (* = auch fair gehandelt erhältlich): 500 g Möhren; 30 g Margarine; 125 ml Orangensaft*; 1 L Gemüsebrühe; 1 Zwiebel; 2 TL getrockneter Thymian; Salz* und Pfeffer*; Muskatnuss* gerieben
OHNE FLEISCH 16 Mein Tipp Hast du einen Fastentipp, den wir nicht aufgeführt haben? Kannst du ein gutes Buch, einen coolen Film, eine informative Internetseite zum Thema weiterempfehlen? Dann schreibe uns dies an app@evjume.de. Vielleicht findest du deinen Tipp dann schon bald auf www.probiersmal.info.
Fairer Handel verbessert die Lebens und Arbeitsbedingungen der Menschen im Süden. Es gibt viele gute Argumente für den Fairen Handel. Unsere Entscheidungen für fair gehandelte Produkte haben Folgen.
REGIONAL 28 Der Kauf von in deiner Nähe hergestellten bzw. angebauten Lebensmitteln hat Auswirkungen auf die Wirtschaftskraft deiner Region, stärkt die regionale Landwirtschaft, den regionalen Einkauf, den regionalen Einzelhandel,...
Seit 1900 haben sich die Ernährungsgewohnheiten in Deutschland stark verändert. Heute werden z.b. über 25-mal mehr Südfrüchte bzw. 4-mal weniger Kartoffeln als vor 100 Jahren verspeist. Der Verzehr von Südfrüchten, Gemüse und Obst nahm dank verbesserter Anbaumethoden, besserer Transport- und Lagermöglichkeiten und dem Einsatz von Gewächshäusern deutlich zu. Dies geht jedoch mit einem erhöhten Energieraufwand und somit CO 2 -Ausstoß für Transportmittel, Gewächs- und Kühlhäuser einher. REGIONAL 1901 2006 1 fisch 2 öle und fette 3 südfrüchte 4 fleisch 5 obst 6 gemüse salat 7 brot 8 kartoffeln 9 milch butter käse 6,2 15,5 3,2 27,0 ESSEN IN DEUTSCHLAND jahr 1901 gegenüber 2006 1,9 44,3 47,0 87,2 pro kopf verbrauch in deutschland in kg 43,4 77,5 61,5 95,1 139,2 85,9 271,1 67,6 355,4 340,0 29
Ökologische Produkte stehen für Gesundheit und biologische Vielfalt. Es wird immer schwieriger die Vielfalt der Lebewesen zu erhalten. Biologische Landwirtschaft leistet dazu einen wichtigen Beitrag.
BIO SÄE BANTAM-MAIS AUS Egal ob im Garten der Eltern, auf dem Balkon oder dem Fensterbrett... ein Plätzchen für den leckeren Bantam-Süßmais zu finden, sollte nicht so schwer sein. Besorge dir eine Samentüte im Naturkostladen oder im Internet. Und da dieser Mais vor gentechnischer Verunreinigung geschützt werden muss, darf in seiner Nähe keine Gentechnik-Pflanze wachsen. Samen und Infos unter www.bantam-mais.de. DEIN GUTER NAME FÜR EINE GUTE SACHE Beteilige dich an Unterschriften- und Onlineaktionen gegen den Einsatz von Gentechnik. Aktuelle Aktionen findest du unter www.probiersmal.info. 44 MACH DICH UND ANDERE SCHLAU Informiere dich unter www.werwiewasgentechnik.de über die Folgen der Gentechnik und trage die Informationen weiter. Mein Tipp Hast du einen Fastentipp, den wir nicht aufgeführt haben? Kannst du ein gutes Buch, einen coolen Film, eine informative Internetseite zum Thema weiterempfehlen? Dann schreibe uns dies an app@evjume.de. Vielleicht findest du deinen Tipp dann schon bald auf www.probiersmal.info.
Welcher Engagementtyp bist du? Kreuze in der Übersicht auf der Seite 46 jede Woche an, wie du dein Vorhaben erreicht hast.
48 IMPRESSUM Book-App Probier s mal Jugendfastenaktion 2015 der Ev.-Luth. Nordkirche www.probiersmal.info Herausgeberinnen: Evangelische Jugend Mecklenburg, Zentrum kirchlicher Dienste, Alter Markt 19, 18055 Rostock, www.ejm.de und Jugendpfarramt der Nordkirche, Koppelsberg 5, 24306 Plön, www.jupfa.koppelsberg.eu Redaktion: Ralf Göttlicher, Friedemann Müller, Martina Heesch
Layout/Design/Druck: 3j DESIGN und DRUCK, Steffen Kusebauch und Torsten Köhler-Barth GbR, Schwerin, www.drei-j.de 49 Auflage: 6.000 Exemplare Stand: Oktober 2014 Klimaneutral mit schwermetallfreien Farben gedruckt auf 100% Recyclingpapier ausgezeichnet mit dem Umweltzeichen Blauer Engel. Finanziert durch: Kirchlicher Entwicklungsdienst der Nordkirche Evangelische Jugend Mecklenburg Jugendpfarramt der Nordkirche
KLEB DIR EINEN!