Erfahrungsbericht : Masterarbeit an der Tongji University Shanghai Studiengang: Molecular Nano Science Aufenthaltsdauer: 28.02.2015 28.07.2015 Vorbereitung: Ich habe mein Studium auf dem zweiten Bildungsweg beschritten und hatte immer die Befürchtung bei einem Auslandsaufenthalt ein Semester zu verlieren. Ich hatte in mehreren Erfahrungsberichten gelesen hatte, dass es oft vorkommt, dass man sich im Ausland besuchte Vorlesungen an der Heimat Universität nicht anrechnen lassen kann. Als einer meiner Professoren in einer Vorlesung fragte, ob jemand Interesse daran hätte seine Masterarbeit in Shanghai zu schreiben, war das die Gelegenheit für mich ohne Zeitverlust ein Semester im Ausland zu verbringen. Zusammen mit mir meldeten sich zwei weitere Studenten aus meinem Studiengang, was viele Dinge einfacher machte. Sobald feststand, dass ich meine Masterarbeit an der Tongji University anfertigen würde bewarb ich mich für das Auslands BAFöG. Es empfiehlt sich wirklich, sich sobald wie möglich dafür zu bewerben, da die Bearbeitungszeit relativ lang ist. Ich schickte zum Beispiel die Bewerbungsunterlagen Anfang Juni 2014 ein und erhielt den endgültigen Bescheid erst Anfang März 2015, als ich bereits in Shanghai war. Deutlich schneller erfolgte die Bearbeitung meiner Bewerbungsunterlagen bei BayCHINA und DAAD PROMOS. Letztendlich bekam ich von allen Stellen eine Förderungszusage. Was bedeutet, dass es sich lohnt zu allen in Frage kommenden Stellen eine Bewerbung für ein Stipendium zu senden. Diese Stipendien schließen sich leider teilweise gegenseitig aus, aber immerhin konnte ich auf eine Fördermöglichkeit zugreifen. Alle Sachbearbeiter waren sehr freundlich und hilfsbereit und mit ein paar Telefonaten waren potenzielle Überschneidungen gut zu klären. Mein deutscher Professor und Betreuer arbeitet an einer Partnerschaft mit der Tongji Universität in Shanghai und vermittelte uns den Kontakt zu einem Professor dort, der sich bereit erklärte die Betreuung unserer Masterarbeiten zu übernehmen. Ab diesem Zeitpunkt lief die Einschreibung über den Professor der Tongji Universität. Er schickte uns rechtzeitig einen Link, über den wir uns online an der Universität bewerben konnten und stellte uns einen seiner Doktoranden für alle weiteren organisatorischen Dinge zur Seite. Wir schickten unsere ausgedruckten Bewerbungsunterlagen nach Shanghai und bekamen im Anschluss unsere Zulassungsschreiben ebenfalls per Post zugesandt. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass es ratsam ist, Post die man nach oder von China schickt per Einschreiben zu versenden. Unsere Bewerbungsunterlagen brauchten als normaler Brief drei Wochen bis sie ankamen. Die entsprechenden Zulassungsbescheide waren dann innerhalb von zwei Tagen da und wurden von Shanghai aus per EMS gesendet, was einem deutschen Einschreiben entspricht.
Nachdem wir die Zulassungsbescheide erhalten hatten, buchten wir unseren Flug und beantragten unser Visum. Wie bei vielem anderen auch ist es ratsam den Flug möglichst früh zu buchen. Ich schaute bereits ein paar Monate zuvor nach Flügen auf den gängigen deutschen Seiten wie flug.de von Nürnberg nach Shanghai und fand eine ganze Reihe für unter 600 Euro. Nachdem wir unsere Zulassungsbescheide aber relativ spät erhielten zahlten wir für die gleichen Flüge eineinhalb Monate vor Abflug schon über 900 Euro. Es wurde uns empfohlen Hin und Rückflug gleichzeitig zu buchen da eine Umbuchung im Nachhinein in jeden Fall günstiger wäre als eine Buchung des Rückflugs kurz vor Abflug. Das erwies sich im Nachhinein als nicht ganz richtig. Durch die Vorlesungszeiten an er Tongji Universität bedingt, verkürzte sich unser Aufenthalt von Ende September auf Ende Juli. Mit Ende der Vorlesungszeit laufen an der Tongji Universität auch die viele Verträge wie zum Beispiel für das Internet und das Wohnheim aus und müssten im Fall eines längeren Aufenthaltes erst neu und aufwändig abgeschlossen werden. Die Umbuchung des Fluges erwies sich zwar als deutlich günstiger als eine Stornierung und Neubuchung, zwei Einzelbuchungen wären letzten Endes dennoch günstiger gewesen. Desweiteren ist die Umbuchung von Shanghai aus durch die Zeitverschiebung und die entsprechend hohen Telefonkosten auch nicht ganz unkompliziert. Die Beantragung des Visums ging deutlich schneller und unkomplizierter. Wir beantragten online bei dem für uns zuständigen Konsulats in München ein X2 Studenten Visum mit 180 Tagen Aufenthaltsdauer und einmaliger Einreise. Nach Einsendung unseres Reisepasses erhielten wir das Visum zusammen mit dem Reisepass innerhalb von einer Woche zurück. Zu den weiteren Anforderungen, die wir laut den Zulassungsbescheiden erfüllen mussten, gehörte ein Gesundheitszeugnis mit dazugehörigem Bluttest. Ich empfehle jedem sich nochmals genau darüber zu Informieren ob dies wirklich notwendig ist, denn alleine die verschiedenen Bluttests haben 160 Euro gekostet. In unserem Fall wäre dieses Zeugnis in Shanghai nur gebraucht worden, wenn wir unsere Visa in Visa mit mehrmaliger Ein und Ausreise hätten umschreiben lassen wollen. Außerdem hat man uns dann an der Tongji Universität erklärt, dass ein deutsches Gesundheitszeugnis in China auch nur zum Teil angerechnet werden kann. Dementsprechend ist es in jeder Hinsicht ratsam, das Gesundheitszeugnis erst in China vor Ort machen zu lassen. Die entsprechenden Termine für die Untersuchungen im Krankenhaus werden einem bei der Einschreibung mitgeteilt und die Kosten dafür betragen ungefähr ein Drittel des deutschen Preises. In Shanghai: Ankunft und Wohnen Der Flug nach Shanghai verlief reibungslos. Wir flogen mit Swiss von Nürnberg aus nach Zürich und dann weiter nach Shanghai und landeten am Pudong International Airport. Von dort aus ist die Tongji Universität mit der U Bahn in ca. 1,5 Stunden zu erreichen (Linie 2 bis East Nanjing Road und dann umsteigen in Linie 10 bis Tongji University). Grundsätzlich sollte man die Entfernungen, die man in Shanghai zurücklegt und die dafür benötigte Zeit, nicht unterschätzen.
Unsere Zimmer im Internationalen Studenten Wohnheim wurden bereits vor unserer Anreise über den Mitarbeiter unseres chinesischen Professors gebucht. Wir hatten Glück und bekamen jeder ein Einzelzimmer mit Fenster nach Süden und Blick in den Park der Universität. Die Zimmer kosteten 70 Yuan pro Nacht und mussten zu unserer Überraschung bei Anreise für 4 Monate im Voraus bar bezahlt werden. Dafür empfiehlt es sich schon Bargeld aus Deutschland mitzunehmen, da auch hier vor Ort nur ein gewisser Tagessatz abgehoben werden kann. Allgemein ist es ratsam sich schon in Deutschland eine Kreditkarte zuzulegen, mit der man im Ausland kostenlos Bargeld abheben kann, da die deutschen Girokarten in China nicht funktionieren. Kostenlose Visa Karten ohne Bargeldabhebungsgebühr gibt es zum Beispiel bei der Consorsbank oder Comdirect. Zusätzlich zu der Miete für das Zimmer im Wohnheim fielen monatlich noch Stromkosten an. Jedes Zimmer verfügt über einen gewissen Strom Freibetrag und sobald dieser sich dem Ende neigt oder verbraucht ist, wird die Zimmernummer auf einer im Wohnheim aushängenden Liste aufgeführt. Durch Nachzahlung wird das Strompensum dann wieder erhöht oder gegebenenfalls der Strom im Zimmer wieder angeschaltet. Für internationale Studenten gibt es auf dem Siping Campus zwei Wohnheime (Building 1 und Building 2), die sich eigentlich nur dadurch unterscheiden, dass die Zimmer in Building 2 etwas größer sind und über einen Balkon verfügen. Unsere Zimmer befanden sich in Building 1. Die Zimmer im Wohnheim sind generell für zwei Personen ausgelegt auch wenn sie nur als Einzelzimmer genutzt werden. Jedes Zimmer verfügt über ein kleines Bad mit Dusche, ein Stockbett, zwei Schreibtische, zwei Schreibtischstühle, einen Kleiderschrank, einen Kühlschrank, einen Fernseher und eine Klimaanlage. Desweiteren ist Bettzeug sowie zweimal Bettwäsche vorhanden. Nur sehr wenige Zimmer verfügen über eine richtige Matratze, stattdessen liegen auf den Betten relativ dünne Matten auf denen geschlafen wird. Zusätzliche Matten zur Verbesserung des Schlafkomforts können aber in einem Supermarkt in der Nähe des Haupteingangs des Campus für etwa 10 Euro das Stück erstanden werden. In Shanghai: Erfahrungen während der Masterarbeit Die Betreuung durch den chinesischen Professor vor Ort war sehr gut. Bevor er an die Tongji Universität kam, verbrachte er einige Jahre in Berkeley, was sich in seinen ausgezeichneten Englisch Kenntnissen widerspiegelte. Dementsprechend war die Kommunikation relativ einfach, was im Allgemeinen für China eher eine große Ausnahme war. Die Kommunikation mit anderen Gruppenmitgliedern gestaltete sich häufig etwas schwieriger. Dennoch waren alle jederzeit sehr hilfsbereit. Es bestand ebenfalls die Möglichkeit sich für verschiedene Vorlesungen an der Tongji Universität einzuschreiben und der angebotene Chinesisch Kurs war in vielerlei Hinsicht sehr hilfreich. Die chinesische Art der Forschung unterscheidet sich etwas von der deutschen. In China wird viel Wert auf die theoretische Einarbeitung in Forschungsthemen gelegt, was dazu führte, dass ich zu Beginn meines Aufenthaltes viel Zeit mit dem Lesen wissenschaftlicher Publikationen rund um das Thema meiner Masterarbeit verbrachte. Dies gab mir einen grundlegenden theoretischen Einblick, verkürzte allerdings die Zeit für die experimentelle
Forschung. Durch die fehlenden Kenntnisse der chinesischen Schriftzeichen fiel es mir manchmal schwer verschiedene Laborgeräte zu bedienen. Auch die dazu gehörigen Anleitungen waren nur in Chinesisch zu finden. Letztendlich waren jedoch auch diese Hürden mit etwas Hilfe der restlichen Arbeitsgruppe relativ gut zu meistern und förderten die Zusammenarbeit und die Kommunikation mit den chinesischen Studenten der Arbeitsgruppe. Generell wirkt die chinesische Mentalität zu Beginn etwas distanziert auf ausländische Studenten. Bemüht man sich aber Interesse an der Sprache und der Kultur zu zeigen, so kann diese Distanz schnell überwunden werden. Viele chinesische Studenten haben großes Interesse daran mehr über die deutsche Kultur zu erfahren und es kommt nach einer Weile relativ oft vor, dass man um Informationen und Erzählungen zum deutschen Universitätswesen gebeten wird. Der Kontakt zu chinesischen Kommilitonen erleichtert das Einleben in China und ließ mich viele Aspekte der chinesischen Mentalität besser verstehen. Angefangen von kulinarischen Tipps über die schönsten Ausflugziele bis hin zur Begleitung des Krankenhausbesuches sind chinesische Studenten stets sehr hilfsbereit und freundlich. Besonders wenn ein Arztbesuch im Krankenhaus des Siping Campus notwendig ist, weiß man diese Hilfsbereitschaft sehr zu schätzen, da man ohne Chinesisch Kenntnisse ziemlich verloren ist. Für diese Fälle ist es auch ratsam eine Auslandskrankversicherung abzuschließen. Desweiteren sollte man immer genug Bargeld mit ins Krankhaus nehmen, da alle Untersuchungen, Behandlungen und Medikamente immer im Voraus bar bezahlt werden müssen. Die Behandlungen sind dann letzen Endes den deutschen sehr ähnlich und man fühlt sich trotz des fremden Landes gut aufgehoben. Fazit: Rückblickend betrachtet waren die 5 Monate an der Tongji Universität für mich eine sehr erlebnisreiche Zeit mit vielen neuen Erfahrungen und Erkenntnissen, die mich den Rest meines Lebens begleiten werden. Trotz einiger Hürden konnte ich den experimentellen Teil meiner Masterarbeit abschließen und gleichzeitig einen Einblick in das Land China und in die Mentalität einer so fremden Kultur erhalten. Ich konnte einige Freundschaften schließen und blicke sehr positiv auf meine Zeit in Shanghai zurück. Nützliche Links: http://www.smartshanghai.com/ http://www.cityweekend.com.cn/shanghai/ http://study info.tongji.edu.cn/ http://www.lonelyplanet.com/china/shanghai
http://www.timeoutshanghai.com/search.aspx?type= 1&categoryid=0&page=1&ctype=1&search=day%20trip