Markus Frittum Humor und sein Nutzen für SozialarbeiterInnen
VS COLLEGE Reviewed Research. Auf den Punkt gebracht. VS College richtet sich an hervorragende NachwuchswissenschaftlerInnen. Referierte Ergebnisse aus Forschungsprojekten oder Abschlussarbeiten werden in konzentrierter Form der Fachwelt präsentiert. Zur Qualitätssicherung werden externe Begutachtungsverfahren eingesetzt. Eine kompakte Darstellung auf 60 bis maximal 120 Seiten ist dabei das Hauptkennzeichen der neuen Reihe.
Markus Frittum Humor und sein Nutzen für SozialarbeiterInnen VS COLLEGE
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. 1. Auflage 2012 Alle Rechte vorbehalten VS Verlag für Sozialwissenschaften Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2012 Lektorat: Dorothee Koch Britta Göhrisch-Radmacher VS Verlag für Sozialwissenschaften ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-531-18565-1
Danksagung Ein berufsbegleitendes Studium in Kombination mit einer Vollzeitbeschäftigung ist eine Herausforderung, die nur mit einigen Entbehrungen und einer soliden Work-Study-Life-Balance zu bewerkstelligen ist. Vor allem die Phase der Erstellung der Master Thesis ist ein besonderer Ausnahmezustand, in dem ein unterstützendes Umfeld wichtig und hilfreich ist. Es soll hiermit mein Dank an jene Personen ausgesprochen werden, die mich bei diesem Vorhaben begleitet haben. An erster Stelle möchte ich meiner Betreuerin, Frau FH-Prof. in Mag. a Judith Haberhauer-Stidl danken. Nachdem sie mich bereits bei meiner Diplomarbeit im Diplomstudium betreut hatte, war es für mich der logische Schluss, bei ihr um die Begleitung für diese Arbeit anzufragen. Ich bin froh, dass sie sich wieder dazu bereit erklärt hat. Denn mit ihrer Klarheit, Genauigkeit und Offenheit war sie mir vor allem dann eine Stütze, wenn ich inhaltlich abzudriften drohte. Außerdem schätze ich ihren Sinn für Humor, wodurch die gemeinsamen Treffen immer von Freude und Spaß geprägt waren. Daraus konnte ich für die nachfolgenden Arbeitsschritte immer wieder neue Motivation gewinnen. Ich möchte mich vor allem bei den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern bedanken, die sich für die Interviews zur Verfügung stellten und somit wesentlichen Anteil an den Ergebnissen dieser Studie haben. Außerdem bin ich all jenen zu Dank verpflichtet, die mir bei der Suche nach den InterviewpartnerInnen behilflich waren. Weiterer Dank gilt Erich Grabner, dem Leiter meiner Dienststelle, der es mir ermöglicht hat, in Spitzenzeiten zusätzliche Zeitressourcen zu erschließen und auch die Räumlichkeiten unserer Einrichtung für die Durchführung der Interviews zu nutzen. Ein ganz besonderer Dank gilt meiner Frau Christina, die mich im Laufe meines Studiums sehr unterstützt hat. Vor allem in den letzten Wochen der Fertigstellung der Master Thesis habe ich ihre Rücksichtnahme und ihr Verständnis geschätzt. Ganz zum Schluss möchte ich meinem Retter danken, der mich aus motivationsarmen Momenten immer wieder herauskatapultiert hat: Helge Schneider. Mit seinen Liedern im Ohr trat der Zustand der Erheiterung unverzüglich und langanhaltend ein. Und somit war es im Rahmen dieser Arbeit über Humor immer wieder der Humor selbst, der mich über Wasser hielt. Markus Frittum
Inhaltsverzeichnis Danksagung... 5 Vorwort und Einleitung... 9 1. Methodische Konzeption der Studie... 11 1.1 Phase 1: Literatursichtung und Forschungsdesign... 11 1.2 Phase 2: Planung, Durchführung und Auswertung... 13 1.3 Phase 3: Theoriebildung und Anregungen für zukünftige Veränderungen... 19 2. Humor... 21 2.1 Erscheinungsformen... 21 2.2 Humorreaktionen... 22 2.3 Humortheorien... 23 2.4 Therapeutischer Humor... 27 2.5 Humor in der Sozialen Arbeit... 27 3. Humor für die Stabilität von SozialarbeiterInnen... 29 3.1 Belastungen... 29 3.2 Psychohygiene... 31 3.3 Bewältigungsstrategie... 33 3.4 Humor und Burnout... 37 3.5 Humor-Persönlichkeit... 38 3.6 Ergänzende Anmerkungen... 40 4. Humor im Team... 41 4.1 Humorkultur in den Teams... 41 4.2 Humor in verschiedenen Settings... 44 4.3 KlientInnen im Fokus humorvoller Kommunikation... 47 4.4 Rolle der Leitung... 50
8 Inhaltsverzeichnis 4.5 Grenzen... 53 4.6 Neue KollegInnen... 53 4.7 Ergänzende Anmerkungen... 55 5. Humor in der Arbeit mit KlientInnen... 56 5.1 Beziehungsarbeit... 56 5.2 Gesprächsführung... 65 5.3 Humor als Handlungsinstrument... 69 5.4 Überlegungen und Einschätzungen von SozialarbeiterInnen... 78 5.5 Exkurs: Soziale Diagnostik... 81 5.6 Ergänzende Anmerkungen... 84 6. Rahmenbedingungen... 86 6.1 Die Profession Soziale Arbeit und Humor... 86 6.2 Humor in der Ausbildung... 93 6.3 Humor in den Einrichtungen... 97 7. Humor und sein Nutzen für SozialarbeiterInnen... 101 8. Anregungen zur Erweiterung des Nutzens von Humor... 107 8.1 Möglichkeiten zur Weiterentwicklung des individuellen Humors... 107 8.2 Rahmenbedingungen in den Einrichtungen... 109 8.3 Humor in Ausbildung und Profession... 110 9. Schlussbemerkung... 112 Literaturverzeichnis... 114
Vorwort und Einleitung Humor ist ein Phänomen, das seit einigen Jahrzehnten das Interesse internationaler WissenschaftlerInnen erweckt. Federführend zeigten sich hierbei vor allem die Psychologie und Psychotherapie, aber auch die Medizin, die Philosophie und die Soziologie. Die Soziale Arbeit hat zwar mit Frank Farrelly (Provokative Therapie) einen berühmten Kollegen, der mit Humor in Verbindung gebracht werden kann, aber die Auseinandersetzung mit Humor kommt erst seit etwas mehr als zehn Jahren langsam in Schwung. Ausgangspunkt war aus meiner Sicht ein Artikel von Alfons Limbrunner aus dem Jahr 1995, der sich erstmals kritisch mit Humor in der Sozialen Arbeit auseinandergesetzt hat. Er attestierte seinen KollegInnen weitgehend Humorlosigkeit und forderte eine Zuwendung zu den Vorteilen des Humors. Zehn Jahre später hat Herbert Effinger an Limbrunner mit einem weiteren Artikel angeknüpft und erste Grundrisse für die praktische Arbeit gezeichnet. Im Jahr 2008 hat Herbert Effinger ein kleines Buch veröffentlicht, das eine Sammlung von SozialarbeiterInnenwitzen und eine theoretische Abhandlung zum Humor beinhaltet. Im darauffolgenden Jahr bringt er mit Die Wahrheit zum Lachen bringen sein nächstes Werk heraus. Im Jahr 2009 konnte ich mit meiner veröffentlichten Diplomarbeit einen weiteren Schritt setzen. Die Studie konzentrierte sich auf die Möglichkeiten humorvoller Intervention im Beratungsgespräch und brachte erste Erkenntnisse, wie die SozialarbeiterInnen aus der Praxis Humor gegenüberstehen. Außerdem konnten aus den ExpertInneninterviews mit Herbert Effinger, Michael Titze, Frank Farrelly, Eleonore Höfner, Alfred Kirchmayr und Peter Hain Richtlinien zur Humoranwendung entwickelt werden, die für die Soziale Arbeit von Bedeutung sind. Im Herbst 2010 hat der österreichische Berufsverband der SozialarbeiterInnen einen mutigen Schritt getan und eine Ausgabe seines Magazins SIÖ Sozialarbeit in Österreich dem Humor gewidmet. Namhafte AutorInnen haben ihre Erkenntnisse darin deponiert und somit Humor in der Sozialen Arbeit zu mehr Öffentlichkeit verholfen. Mit der vorliegenden Arbeit soll an den bisherigen Wissensstand angeknüpft werden und dieser um Erkenntnisse über den Nutzen von Humor für SozialarbeiterInnen in ihrem Arbeitsalltag erweitert werden.
10 Vorwort und Einleitung Einleitung In diesem Buch soll die Frage beantwortet werden, welchen Nutzen Humor für SozialarbeiterInnen in ihrem Arbeitsalltag hat. Die Fragestellung ist aus dem persönlichen Bedürfnis heraus entstanden, festzustellen, was Humor den SozialarbeiterInnen in der Praxis bringt. Zwar gibt es aus der Sozialarbeitsforschung Ergebnisse, die sich zum Beispiel mit dem Beratungsgespräch beschäftigt haben, dabei standen aber überwiegend die KlientInnen im Fokus. In dieser Untersuchung stehen jedoch die SozialarbeiterInnen mit ihrem Humor im Mittelpunkt. Es soll in dieser Studie die Frage Was bringt SozialarbeiterInnen Humor? beantwortet werden. Mit der Beantwortung soll eine Grundlage für die weitere Auseinandersetzung mit Humor in der Sozialen Arbeit geschaffen werden. Die Ergebnisse stellen dar, welchen Nutzen Humor im Arbeitsalltag hat. Außerdem wird aufgezeigt, welche Rahmenbedingungen sich auf den Humor in der Praxis in welcher Art auswirken. Am Ende werden Anregungen geliefert, was zukünftig getan werden kann, damit SozialarbeiterInnen Humor besser nutzen können. Die Arbeit ist so aufgebaut, dass in Kapitel 1 die methodische Konzeption der Studie präsentiert wird. In Kapitel 2 wird ein Kurzabriss über humortheoretische Grundlagen geboten. In den Kapiteln 3 bis 6 werden die Ergebnisse der Untersuchung dargestellt. Kapitel 3 geht darauf ein, welche Bedeutung Humor für die psychische Stabilität von SozialarbeiterInnen hat. Welcher Nutzen sich für SozialarbeiterInnen aus dem humorvollen Umgang im Team ableiten lässt, wird in Kapitel 4 behandelt. Kapitel 5 widmet sich Humor als Handlungsinstrument für SozialarbeiterInnen. Welche Rahmenbedingungen sich auf den Einsatz von Humor im Arbeitsalltag in welcher Form auswirken, wird in Kapitel 6 untersucht. In Kapitel 7 werden die Ergebnisse zusammengefasst und der Nutzen von Humor für SozialarbeiterInnen in ihrem Arbeitsalltag dargelegt. Im letzten Teil der Arbeit, Kapitel 8, werden Anregungen und Vorschläge, wie der Nutzen erhöht werden könnte und welche Aktionen dazu erforderlich wären, angeführt. Am Ende wird zusammenfassend auf die Untersuchung eingegangen und es werden Anreize für weitere Forschungsarbeiten geboten.