Maiswurzelbohrer - eine Gefahr für den Maisanbau in Hohenlohe? Dr. Michael Glas 55. Baden-Württembergischer Pflanzenschutztag Ilshofen 13. Februar 2008
Maiswurzelbohrer - eine Gefahr für den Maisanbau in Hohenlohe? Inhalt Kurzüberblick Biologie und weltweite Bedeutung des Schädlings Maisanbau in Baden-Württemberg Befallsauftreten in Baden-Württemberg und den angrenzenden Ländern Maßnahmen nach EU-Vorgabe Fazit 13.02.2008, 3
Diabrotica Männchen Verschwimmen der Streifen, Flügel erscheinen schwarz gefärbt äußere Flügelrand erscheint hellgelb Weibchen Grundfarbe Gelb, mit schwarzem Kopf und drei schwarzen Streifen auf den Flügeldecken. 13.02.2008, 7
Diabrotica: Ökonomische Bedeutung Weltweit als der bedeutendste Maisschädling eingestuft Schäden auf einer Fläche von 13,5 Millionen ha Schäden im Mais durch Käfer und Larven von 10 bis 30 % (Extremfälle: Totaler Ernteverlust) jährliche Ertragsverluste und Kosten für Pflanzenschutzmaßnahmen von 1 Milliarde US-$ Verursacht gegenwärtig den höchsten Insektizideinsatz aller im Ackerbau eingesetzter Insektizide (ca. 5.400 t, das sind ca. 20 % ) Prognosemodelle berechnen Kosten der Bekämpfungsmaßnahmen/Schäden in Europa auf 300 Mio. bei einer Ausbreitung des Käfers in allen Maisanbaugebieten 13.02.2008, 9
Diabrotica: Ausbreitung des Schädlings Natürliche Ausbreitung durch aktiven Flug (Distanzflüge und Wind bis 40 km, Ausbreitungsgeschwindigkeit 20 - max.80 km/jahr) Verschleppungen (großräumige Ausbreitung über Flugzeug, LKW, Bahn, Schiffe, Tourismus) hohes Vermehrungspotential führen zu schneller Ausbreitung (Erfahrungen aus Österreich: 2002 Erstauftreten, 2007 erste deutlich sichtbare Schadsymptome!) daher in der EU als Quarantäneschädling eingestuft und spezielle Bekämpfungsmaßnahmen vorgeschrieben! 13.02.2008, 10
Diabrotica 13.02.2008, 11
Diabrotica: Schadbilder durch Larven 13.02.2008, 13
Diabrotica: Schadbilder durch Käfer Befruchtungsstörungen durch Käferfrass an Narbenfäden Fensterfraß der Käfer an Blattunter- und oberseite 13.02.2008, 15
Der Maiswurzelbohrer ist in Deutschland angekommen Erste Funde in 2007: (Elsass Euroairport Basel-Mulhouse, 19.7.07) Baden-Württemberg im Ortenaukreis bei Lahr (Flughafen) (23.7.07) Baden-Württemberg im Bodenseekreis bei Überlingen/Frickingen (22.8.07) Bayern bei Passau (13.8.07) Bayern bei München, Großflughafen bei Freising (17.8.07) Bayern bei Inzing/Pocking, LKr. Rottal-Inn, Grenze zu Österreich (3.9.07, auch Funde in A (Stocket/Suben) 13.02.2008, 8
Diabrotica: Überwachung mit Pheromonfallen in Baden-Württemberg (seit 1997!) Überwachung an Schwerpunkten (Mono-)Mais + (Flughäfen, Speditionen, Autobahnraststätten, Binnenhäfen, Kasernen) 2004: / keine Funde 2005: / keine Funde 2006: / keine Funde 2007: / über 1000 Fallen!!! 6 Käfer im Ortenaukreis und 346 Käfer im Bodenseekreis Foto: Glas 13.02.2008, 17
Verteilung der Fallen in Deutschland (2006) (auf Kreisebene) Quelle: Biologische Bundesanstalt für Land und Forstwirtschaft 13.02.2008, 36
Verbreitung des Maiswurzelbohrers 2007 Western Corn Rootworm in Europe 2007 Fänge 2007 D+F+A 13.02.2008, 70
Mais-Risikogebiete in Deutschland Maisanbau: 1.8 million ha Risikogebiete: 350.000 ha Quelle: Biologische Bundesanstalt für Land und Forstwirtschaft 13.02.2008, 79
Einschleppungen nach DE 2007 Maisfläche: 1,8 Mill ha Risikofläche: 350.000 ha 1 Käfer (Fl.) Freising 6 Käfer (Fl.) Lahr 346 Käfer (LKW?) Bodensee-Region 1 Käfer (Autob.) Inzing am Inn 236 Käfer (Schiff) Passau 1 Käfer (Autob.) Sulzbach am Inn Quelle: Biologische Bundesanstalt für Land und Forstwirtschaft 13.02.2008, 81
Diabrotica Maisfruchtfolge Monomais: hohe Gefahr der zuerst unentdeckten Etablierung und nachfolgenden Massenvermehrungen Körnermais! Biogasanlagen, anlagennaher Mono -Anbau! Viehbetriebe ohne Ausweichflächen für Silomais oder CCM! Mais in zweigliedriger Fruchtfolge: sehr geringe Gefahr Mais in dreigliedriger und noch weiterer Fruchtfolge: keine Gefahr von Massenvermehrungen, keine dauerhafte Etablierung möglich! 13.02.2008, 26
Westlicher Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera virgifera) Zonenabgrenzung nach EU-Entscheidung 2003/766/EG bei punktuellem Befall Sicherheitszone 6 km Befallszone 1 km Befallsfläche 13.02.2008, 90
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Zusätzliche Risikogebiete für Maiswurzelbohrer in Baden-Württemberg mit Beizempfehlung Poncho Pro Regierungsbezirk Freiburg: Oberrheintal, Hochrhein, Landkreis Konstanz Regierungsbezirk Tübingen: Bodenseekreis, Landkreise Sigmaringen, Ravensburg und Biberach Regierungsbezirk Karlsruhe: Rheintal, Kraichgau Regierungsbezirk Stuttgart: Betriebe mit Anbau von Mais nach Mais (Monomais) und hoher Maisanbaudichte in der Region oder in der Umgebung von Risikoeinschleppungsplätzen, wie Flughafen Stuttgart, Speditionen, Warenumschlagplätze mit regelmäßigem Verkehr von und nach Süd-Osteuropa entlang der Hauptverkehrsachsen 13.02.2008, 43
Maiswurzelbohrer - eine Gefahr für den Maisanbau in Hohenlohe? Fazit Der Maiswurzelbohrer wird sich im Laufe der Zeit in allen europäischen Maisanbaugebieten verbreiten In Monomais-Gebieten ist mit gravierenden Problemen zu rechnen, die nur durch ein integriertes Bekämpfungsmanagement (einschließlich Fruchtfolge) vermeidbar sind In Mais in weitgestellter Fruchtfolge wird es keine wirtschaftlich bedeutenden Schäden geben Für das Hohenloher Land lautet meine Antwort daher: nein! 13.02.2008, 4