Wie müssen die Rahmenbedingungen aussehen, um das Potenzial der Biomasse zu entfalten? Dr. Christian Böse, E.ON Bioerdgas GmbH Smart Renewables 2014 26.02.2014
Agenda 1. Biomasse als Eckpfeiler der Energiewende 2. Biomasse im EEG - EEG-Stromerzeugung und Kosten 3. Biomasse im EEG 2.0 4. Wie müsste Biomasseförderung aussehen, um Potenziale sinnvoll zu entfalten? 2
Biomasse wichtiger Bestandteil der Energiewende Anteil Erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch Biomasse: Eckpfeiler der Energiewende: Erneuerbare hatten in 2012 einen Anteil von 12,6 % am Endenergieverbrauch. Mit 8,2 % am Endenergieverbrauch stammen rund 2/3 des Erneuerbaren Anteils aus Biomasse. Alle anderen Erneuerbaren zusammen kommen zusammen auf 4,2 % Endenergieanteil. Anteil der Bioenergie an Erneuerbarer Energie (D, 2012) Quelle: FNR Biomasse kann Strom, Wärme, Kraftstoff: Biomasse ist die einzige Erneuerbare, die sowohl zur Strom-, als auch zur Wärme- und Kraftstofferzeugung genutzt wird. Bei der Stromerzeugung stellt Biomasse nach Wind mit über 27% den wichtigsten Erneuerbaren Energieträger dar. Quelle: FNR 3
Biomasse: Größter Arbeitgeber unter den Erneuerbaren und verlässlicher Stromlieferant Biomasse: Arbeitsplätze und Wertschöpfung: Von den 378.000 Arbeitsplätzen, die durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland geschaffen wurden, entfallen knapp 130.000 auf die Bioenergie. Die energetische Biomassenutzung bringt Arbeitsplätze, Investitionen und Einkommensquellen für Landwirtschaft und Handwerk in den oft strukturschwachen ländlichen Raum. Anteile der einzelen Biomassearten an Anlagenzahl und install. Leistung Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien Biogas und Bioerdgas: führende Bioenergie im EEG: Hinsichtlich elektrischer Leistung und Anlagenzahl machen Biogas- und Bioerdgasanlagen den überwiegenden Anteil der durch das EEG geförderten Biomasseanlagen aus. Quelle: DBFZ 4
Agenda 1. Biomasse als Eckpfeiler der Energiewende 2. Biomasse im EEG EEG-Stromerzeugung und Kosten 3. Biomasse im EEG 2.0 4. Wie müsste Biomasseförderung aussehen, um Potenziale sinnvoll zu entfalten? 5
Anteil der einzelnen Erneuerbaren am Stromverbrauch und der EEG- Umlage Biomasse: 2.-größter EE-Stromerzeuger: Nach der Windkraft mit 8 %, stellt Biomasse mit 7% am Brutto-Inlandsstromverbrauch den wichtigsten Anteil dar (Biogas- /Bioerdgasanteil in 2012 knapp 75%.) Fotovoltaik kam in 2013 auf 5 %. Quelle: BDEW Biomasse: Mittlere Förderkosten: Bei den Kosten für die Erneuerbaren Energien in Deutschland liegt die Biomasseförderung bezogen auf die erzeugte MWh EEG-Strom etwa im Durchschnitt der EEG-Förderung. Die Förderung je MWh liegt bei Strom aus Offshore-Wind, aus Geothermie und aus Fotovoltaik über den Biomasseförderkosten. Quelle: BDEW 6
Echte Differenzkosten der Erneuerbaren (Neuanlagen 2012) Biogas/Biomethan nicht die teuerste EE: Biogas und Biomethan sind unter Berücksichtigung der Bereitstellung erneuerbarer Wärme nach Onshore-Wind weiterhin die kostengünstigste erneuerbare Stromerzeugungsquelle! Einzig die biogenen Erzeugungspfade ermöglichen ein gleichzeitig regeneratives und bedarfsgerechtes Elektrizitätsangebot.. Nach unserer Einschätzung werden die fair berechneten künftigen Strombereitstellungskosten für regenerativen und regelbaren Strom selbst bei dramatischen technischen Fortschritten kaum unter 400 EUR/MWh liegen können. Im Vergleich dazu erweisen sich Biogas bzw. Biomethan als durchaus wettbewerbsfähig. Prof. Erdmann, TU-Berlin. Onshore Wind Offshore Wind Biogas Offshore Wind PV (Finanz Ø) [EUR/MWh el ] Biomethan Differenzkosten EEG Förderung (Neuanlagen 55 152 117 153 159 182 2012) Integrationskosten Gasnetz 22 Vermiedene Netznutzungsentgelte Gas 19 Mehrkosten Verteilnetzausbau 26 15 4 Mehrkosten Übertragungsnetz ausbau 8 8 8 1 1 Mehrkosten Offshoreanbindung 26 26 Offshore Umlage maximal 3 3 Kurzfristiger Merit Order Effekt 28 29 29 32 29 29 Kosteneffekt Backup Kraftwerke 27 22 22 27 Summe 64 182 147 164 135 194 Summe incl. Netzverluste 67 194 157 164 135 194 davon zuzuordnen zu Elektrizität 67 194 157 164 115 124 Wärme / Gasnetz 20 70 Quelle: Biogasrat, Studie TU-Berlin, Prof. Erdmann 7
Agenda 1. Biomasse als Eckpfeiler der Energiewende 2. Biomasse im EEG - EEG-Stromerzeugung und Kosten 3. Biomasse im EEG 2.0 4. Wie müsste Biomasseförderung aussehen, um Potenziale sinnvoll zu entfalten? 8
Deutliche Senkung des Biomasseausbaues im EEG 2014 EEG 2.0: Fortsetzung des EE-Ausbaupfades Bezüglich der Entwicklung der EE-Stromerzeugung sieht das EEG 2.0 einen Ausbaukorridor vor, der das Wachstum der EE-Stromerzeugung von 2000 2013 fortschreibt. Allerdings soll der EE-Strommix beim Zubau deutlich geändert werden. Von dem derzeitigen Anteil von rund 27% am EEG-Strom soll der Zubau an Biomassestrom auf maximal 1,7 % des jährlichen Zubaus begrenzt werden. Quelle: Referentenentwurf v. 18.02.14; EEG 2014 Quelle: EEG 2.0. Eckpunktepapier der Bundesregierung Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien 9
Eckpunkte für die Reform des EEG Bundesregierung 22.01.14, Bereich Bioenergie: Bei der Bioenergie wird wegen der hohen Kosten ein jährlicher Zubau von höchstens 100 Megawatt angestrebt (Konzentration auf die kostengünstigsten Technologien). Die Förderung soll überwiegend auf Abfall- und Reststoffe begrenzt werden. Dazu soll die erhöhte Vergütung für die Einsatzstoffvergütungsklassen I und II, gestrichen werden. Die Erweiterung bestehender Biogasanlagen soll nur noch nach dem neuen EEG vergütet werden. Wegen der hohen Kosten der Biogasaufbereitung soll der Gasaufbereitungsbonus für Neuanlagen gestrichen werden. Eine stärkere Degression (5 statt 2% p.a.) der Förderung soll greifen, wenn der Biogasausbau eines Jahres über 100 Megawatt liegt. Für bestehende und neue Biogasanlagen soll der Anreiz erhöht werden, die Stromerzeugung flexibler am Markt auszurichten. 10
Vergütungen für Biomasse nach EEG 2012 und nach Referentenentwurf EEG 2014 Ein Vergleich der Biomassevergütung nach dem aktuellen Referentenentwurf (18.02.14) mit dem EEG 2012 macht die drastische Kürzung der Vergütung deutlich. Die vorgesehene ersatzlose Streichung des Luftreinhaltebonus/Formaldehydbonus für Bestandsanlagen ( 67 Abs. 2 Nr. 1) stellt einen klaren Eingriff in den Bestandsschutz dar. Die Grundvergütung soll für Neuanlagen nur noch auf maximal 50% der installierten Leistung gezahlt werden! Ende 2012 wurden von insgesamt 7.517 Biogas- und Bioerdgasanlagen 82 (1,1%) Anlagen mit einer Leistung von 56 MW (1,8%), als Bioabfallanlagen vergütet. Vergütungssätze EEG 2012 vs. EEG 2.0 (Referentenentwurf) 13,66 11,78 23,73 15,26 11 10,55 + Kapazitätszuschlag von 40 /KW install. Leistung ab 100 MW Anlagenleistung Quelle: Geändert auf Basis KTBL 13,38
Agenda 1. Biomasse als Eckpfeiler der Energiewende 2. Biomasse im EEG - EEG-Stromerzeugung und Kosten 3. Biomasse im EEG 2.0 4. Wie müsste Biomasseförderung aussehen, um Potenziale sinnvoll zu entfalten? 12
Ausbau Reststoffeinsatz und bedarfsgerechte Erzeugung 1. Angemessener Ausbaukorridor Ausreichender Deckel: Die 100 MW/a Deckelung des Ausbaus von Biomasseanlagen bedeutet faktisch Ausbaustopp. Mit der geplanten Begrenzung des Zubaus auf 100 (bzw. 50) MW (bzw. Absenkung der Vergütung beim Erreichen dieser Grenze) würde eine erneute Halbierung des bereits sehr schwachen Zubaujahres 2013 erfolgen. So kann die Bundesregierung ihre selbst gesteckten Ziele für Biomasse und insbesondere Biomethan nicht erreichen. 2. Energiepflanzenanteil schrittweise reduzieren Übergangsregelung: Weitere Förderung (mit degressiver Obergrenze für Mais) des Einsatzes von Rohstoffen der Vergütungsklasse RVK I und einer um weitere ökologisch wertvolle Pflanzen ergänzten Vergütungsklasse RVK 2. Rest- und Abfallstoffe sind derzeit regional zumeist nicht in ausreichenden Mengen verfügbar. Ein schrittweiser Übergang auf den überwiegenden Einsatz von Abfallund Reststoffen scheint wesentlich zielführender. 3. Honorierung der bedarfsgerechten Erzeugung Bedarfsgerechte Erzeugung und Speicherbarkeit: Der Aufbereitungsbonus sollte zur Förderung der bedarfsgerechten Erzeugung von Strom aus Biomethan beibehalten werden. Der Aufbereitungsbonus wurde eingeführt, um die Vorzüge von Biomethan gegenüber der Vor-Ort-Verstromung zu honorieren: hohe Energieeffizienz, optimale Wärmenutzung, flexible und bedarfsgerechte Einsetzbarkeit (gesicherte Leistung), Speicherbarkeit. 13
Bestandsschutz für existierende Biogas- und Biomethananlagen 4. KWK- Bestand 5. Neu -BHKW 6. Vor-Ort-Verstromung Beibehaltung der aktuellen EEG-Regelung: Erstinbetriebnahmezeitpunkt eines BHKW`s bestimmt das Übergangsregelung: Strom aus neuen stromerzeugenden Anlagen, die Biomethan aus bestehenden Repowering Vor-Ort- Verstromer : Um die Vorteile der Transportier- und Speicherbarkeit Biomethananlagen anzuwendende EEG-Regime. von Biomethan durch die Umstellung von Vor-Ort- Nach derzeitiger Regelung einsetzen, wird nach EEG Verstromungsanlagen auf können Bestands-BHKW auf 2012 vergütet. die Gaseinspeisung nutzbar den Biomethanbetrieb umstellen und werden dann nach Diese Regelung gilt auch für zu machen, müssen diese geplante Biomethananlagen, ihren Restvergütungsanspruch auf KWK Anlagen dem EEG, das zum Zeitpunkt die den Genehmigungsantrag der Erstinbetriebnahme des (stichtagsbezogen) übertragen können. BHKW galt, vergütet. vollständig eingereicht haben Lösung: Streichung des 66 EEG (Referentenentwurf EEG-Novelle 2014). (Vollständigkeitsnachweis) bzw. ein positiver Bescheid der Netzverträglichkeit vorliegt. Ohne diese Regelung ist eine Umstellung von Vor-Ort-Verstromung auf Biomethaneinspeisung unwirtschaftlich. Nur so gilt der Bestandsschutz auch für Biomethanerzeuger. Zur Vereinfachung könnte die Vergütung für Strom 14 aus Bestands-Biomethan-Einspeiseanlagen und Vor-Ort-Verstromungs-Umstellern auf Basis EEG 2012 erfolgen.
Die Ausbauziele für Bioerdgas werden durch die für das EEG 2.0 vorgesehene Ausbaudeckelung und Vergütungskürzung konterkariert. Ausbauziele Bioerdgas nach Gasnetzzugangsverordnung Anteil Bioerdgas soll bis 2020 60 TWh/a (=6% vom Erdgasmarkt) erreichen und bis 2030 auf 100 TWh/a (=10% vom Erdgasmarkt) gesteigert werden. Ist-Situation Bioerdgaserzeugung Ende 2013 Die aktuell rund 131 Bioerdgasanlagen in Deutschland speisten in 2013 rund 665 Mio. Nm3 Bioerdgas/ a in das Gasnetz einspeisen. Damit beträgt der Zielerreichungsgrad bezogen auf 2020 ca. 11% und bezogen auf 2030 6,7%. Bioerdgas wird derzeit weit überwiegend in nach dem EEG vergüteten KWK-Anlagen eingesetzt. Der Wärmemarkt (EEWärmeG) bleibt weitgehend verschlossen. Auswirkungen der Änderungen der Bioerdgasförderung (Referentenentwurf) Die geplante Streichung des Gasaufbereitungsbonus, der Wegfall der Förderung des Einsatzes von Energiepflanzen und der Ausbaudeckel von 100 MW/a für Biomasse insgesamt, bedeuten für Bioerdgas faktisch die vollständige Abkehr von o.g. Zielen. Die rückwirkende Änderung des Anlagenbegriffs über die Neufestlegung des Inbetriebnahmezeitpunktes führt zum Wegfall des Absatzmarktes der 131 Bestandsanlagen. 15
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Christian Böse Leiter Business Development / Rohstoffe Tel: +49 (201) 184 7231 Fax: +49 (201) 184 7837 Mob: +49 (171) 760 1164 E-Mail: christian.boese@eon.com E.ON Bioerdgas GmbH Brüsseler Platz 1 45131 Essen Germany 16