Hybrid-Kollektoren einheitlich prüfen



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Transkript:

Hybrid-Kollektoren - Information 04/2013 Hybrid-Kollektoren einheitlich prüfen Die vorhandenen Standards für Photovoltaik-Module reichen für Hybrid-Kollektoren nicht aus. Forscher entwickeln daher neue Prüfverfahren für sogenannte PVT-Kollektoren, die sowohl Strom als auch Wärme produzieren. Die neuen Richtlinien sollen den Betrieb der Anlagen und die Ertragsvorhersage sicherer machen. Für Photovoltaik-Module und Solarthermie-Kollektoren gibt es bereits Standards und Prüfmethoden. Bei der Kombination beider Technologien treten neue Probleme auf überall dort, wo Flüssigkeit drin steckt und Strom fließt. Ein Grund dafür, dass Hybrid-Kollektoren auf dem Markt noch ein Nischen-Dasein haben. Ohne geeignete Normen zur verlässlichen Prüfung der Sicherheit können sich die Produkte kaum durchsetzen, sagt Willi Bihler, Geschäftsführer des Solarzentrum Allgäu. Ein neuer Forschungsverbund untersucht die Möglichkeiten zur Standardisierung und Normung multifunktionaler Photovoltaik-Solarthermie-Kollektoren. Ziel ist es, eine Prüfgrundlage zu entwickeln, damit innovative Produkte zukünftig die Sonnenenergie noch effizienter nutzen können. Neben dem Solarzentrum Allgäu und dem TÜV Rheinland sind auch die Fachhochschule Düsseldorf sowie das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE im Projekt tätig. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sollen anschließend in die Arbeit der nationalen und internationalen Normungsgremien einfließen. Die aktuellen Sicherheitsvorschriften für Photovoltaik-Module sind nicht ausreichend, um das Zusammenspiel von elektrischen und wasserführenden Teilen, wie sie Wärmekollektoren besitzen, analysieren zu können, erklärt Ulrich Fritzsche, Projektleiter beim TÜV Rheinland. Es gibt für Photovoltaik und Solarthermie verschiedene Normen für Bauartzertifizierungen.

Nun muss aber genau überprüft werden, welche Modifizierungen durch das Zusammenspiel beider Technologien hier erforderlich sind. Mehr Leistung durch Kühlung PVT-Kollektoren gelten als neue Technologie, den Wirkungsgrad herkömmlicher Photovoltaik-Module zu erhöhen und bislang ungenutzte Wärme zu verwerten. Photovoltaik- Module verlieren mit zunehmender Temperatur der Solarzellen an Leistung. Die Wärme wird bei PVT-Kollektoren aktiv entzogen und zur Wärmeversorgung genutzt. Positiver Nebeneffekt: Die Zellen werden gekühlt. Abgedeckte PVT-Kollektoren sind dabei zusätzlich mit einer Glasscheibe versehen, um die Wärme noch besser nutzen zu können. Dies führt zu wesentlich erhöhten Temperaturen, was sich wiederum auf die verwendeten Materialien und Komponenten auswirkt. Durch die Hitzeentwicklung bei Kollektoren mit geschlossener Glasscheibe wird beispielsweise die Elektrik stärker beansprucht. Die Forscher definieren für diesen Zweck im Verlauf des Projektes eine Prüfprozedur und notwendige Kennwerte, um die Bauarten und die Leistungsfähigkeit von PVT-Kollektoren unter verschiedenen Betriebsbedingungen beschreiben zu können. So sollen Qualität und Sicherheit der Kollektoren verlässlich sichergestellt und damit die Rahmenbedingungen für die Einführung dieser Technologie verbessert werden. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie fördert das Forschungsprojekt bis Herbst 2014. Bauartzertifizierung von PV-Modulen Beim TÜV Rheinland wird die Sicherheit, Leistungsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit, Qualität und Haltbarkeit von Solarsystemen getestet. Beispielsweise werden in einem sogenannten Sonnensimulator, einem Teststand von TÜV Rheinland, unter Laborbedingungen Photovoltaik-Module, Solar- oder PVT-Kollektoren mit Licht aus einem sonnenähnlichen Spektrum bestrahlt. Im Labor testen die Forscher auch, ob Kriechströme entstehen und die elektrische Sicherheit gewährleistet ist. Entsprechend der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) hat sich in den vergangenen Jahren der Standard 61215 als Prüfzeichen für Photovoltaik-Module mit kristallinen Siliziumzellen durchgesetzt. Dieser betrachtet alle Einflussgrößen, die für die Alterung von Modulen verantwortlich sind. In der Zertifizierung wird zwischen Strahlungsbeanspruchung sowie zwischen thermischer und mechanischer Beanspruchung unterschieden. 2008 kam ein vergleichbarer Standard, IEC 61646, für Dünnschicht-Module hinzu, der deren besonderen Eigenschaften und das Degrationsverhalten aufgrund von Bestrahlungseinflüssen berücksichtigt. Zweifacher Nutzen vom Dach Die Forscher des Fraunhofer ISE entwickelten darüber hinaus einen PVT-Kollektor, der Solarwärme effizient erzeugen kann. Das BINE-Projektinfo, Solardächer doppelt nutzen stellt das Projekt im Detail vor.

Hybrid-Kollektoren auf dem Dach liefern Strom und Wärme Solardächer doppelt nutzen Eine naheliegende Idee: Statt verschiedene Modul- und Kollektortypen für Solarstrom und solare Wärme aufs Dach zu schrauben, einen Hybrid-Kollektor verwenden, der beides kann und ein einheitliches Erscheinungsbild ermöglicht. Zusätzlich zur photovoltaischen Stromerzeugung, die lediglich 15-20% der einfallenden Sonnenstrahlung nutzt, kann ein sogenannter PVT-Kollektor die verbleibende Strahlungsenergie für die Wärmeerzeugung verwenden. Forscher arbeiten daran, die Leistung und Produktion dieser Anlagen zu optimieren. Besonders geeignet erscheinen photovoltaisch-thermische (PVT) Hybridanlagen für Gebäude mit einem ganzjährig höheren Wärmeenergiebedarf, wie Wohnhäuser, Hotels, Heime und Krankenhäuser. Hier kommt der Vorteil der Kombi-Kollektoren besonders zur Geltung: Eine Wärmenutzung im Sommerhalbjahr sorgt dafür, dass sich die PV-Module weniger aufheizen und dadurch höheren Ertrag bringen. Falls jedoch solare Wärme nur in der Heizperiode gebraucht wird, hat dies höhere Kollektortemperaturen und dadurch deutliche Ertragseinbußen in der Photovoltaik zur Folge. Ein großer Wärmebedarf, z. B. für solare Kühlung oder zur Beheizung eines Schwimmbades, kann den Einsatz der PVT-Technologie interessant machen. Im Winter ist es sogar möglich, den Kollektor kurzzeitig zu beheizen, um Schnee und Eis abzutauen, damit er dann wieder Energie liefern kann. Da die nutzbare Solarfläche auf Wohnhausdächern in der Regel größer ist als die zur Deckung des Wärmebedarfs erforderliche Kollektorfläche, ist es oft sinnvoll, PV- und PVT-Kollektoren zu kombinieren. Neue Kollektor-Konzepte

Es gibt abgedeckte und unabgedeckte PVT-Kollektoren. Forscher des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme ISE haben einen abgedeckten PVT-Kollektor entwickelt, der sehr effizient Solarwärme erzeugt. Die Kollegen am Institut für Solarenergieforschung Hameln ISFH haben eine Kombination von einem auf hohen PV-Stromertrag orientierten, unabgedeckten PVT-Kollektor mit Wärmepumpe und Erdsondenwärmespeicher untersucht und modelliert; in Bayern heizt eine Hybridanlage die Räume eines Hallenbades. Aktuell arbeiten die Entwickler an neuen Modul- und Systemkonzepten. Sie verbessern den Wärmeübergang zwischen Solarzelle und Wärmeträger, optimieren Kanalstrukturen des Absorbers, laminieren die Solarzellen direkt auf geeignete Absorber und setzen neue Materialien und Verfahren für die Zellverkapselungen ein. Das Manko der Kombi-Kollektoren besteht darin, dass sich die beiden Nutzungen gegenseitig stören können. Solarzellen arbeiten bei niedrigen Temperaturen am effektivsten. Die Leistung kristalliner Module sinkt mit steigender Temperatur pro Grad Celsius um 0,4 bis 0,5%, bei Temperaturen von etwa 130 C liefern sie nur noch die halbe mögliche Stromausbeute. Solarthermie-Kollektoren erreichen jedoch leicht 90 C im Sommer sogar für die Folien im PV-Modul zerstörerische 200 C, wenn bei vollem Speicher der Wärmekreislauf stoppt. Dann gibt die PV-Anlage mittags, während der eigentlich ertragsstärksten Zeit, nur noch etwa ein Achtel ihrer Nennleistung ab. Bei der Auslegung von Hybridanlagen ist also zu berücksichtigen, dass einerseits der PV-Ertrag steigt, je stärker die Module gekühlt werden, andererseits eine effektive Solarthermie höhere Temperaturen nutzt. Ziel ist eine Kompromisslösung, die für beide Nutzungen möglichst gute Ergebnisse verspricht. Geeignete Verfahren müssen die Wärmeabfuhr ohne großen energetischen Mehraufwand bzw. mit zusätzlichem Nutzen realisieren. Ein Konzept verwendet unabgedeckte PVT-Kollektoren nicht als heiße Wärmequelle für Warmwasser und Heizung, sondern als kalte Wärmequelle für die Wärmepumpe. echnologisch optimierter Hybridkollektor Bisherige Systeme, bei denen das PV-Modul festgeklebt auf einem Solar-Absorber in einem verglasten Kollektorgehäuse sitzt, erreichten keine zufriedenstellende Leistung. Die zusätzliche Glasscheibe bewirkt höhere Zelltemperaturen das schränkt den Stromertrag ein. Außerdem vermindert sich der Solarwärme-Ertrag, weil der Wärmeübergang von der Zelle zur Wärmeträgerflüssigkeit schlecht ist, und weil eine selektive Beschichtung des Absorbers fehlt, geht Wärme verloren. Mit einem neu aufgebauten PVT-Kollektor konnten Forscher des Fraunhofer ISE nun die optischen Verluste reduzieren und die Wärmeleitung und damit den Wirkungsgrad deutlich steigern: Kristalline Solarzellen werden mit einer Ethyl-Vinyl-Acetat (EVA)-Folie direkt auf

den Metallabsorber laminiert. Der Kollektor ist mit einer beidseitig antireflexbeschichteten Glasscheibe versehen, das erhöht die Transmission. Eine Polymerfolie mit angepasstem Brechungsindex deckt den Modul-Absorber-Verbund ab und reduziert die Reflexion (siehe Abbildung). Der neue Kollektor entstand im Rahmen des Projekts PVTcol in Zusammenarbeit mit der Industrie. In einem von der DBU geförderten Folgeprojekt PVTmax arbeiten die Forscher daran, den thermischen Wirkungsgrad weiter zu steigern und eine Zerstörung des PV-Laminats aufgrund höherer Stillstandstemperaturen zu verhindern. Pilotanlage Dreieich mit PVT-Kollektor, Erdsondenwärmespeicher und Wärmepumpe In einem vom BMU geförderten Projekt untersuchte das ISFH ein neues Wärmeversorgungssystem mit Wärmepumpe und Erdsonde. Bei dieser Kombination wird das unabgedeckte PV-Modul gekühlt, der elektrische Wirkungsgrad verbessert sich (um 10% bei Kühlung von 60 auf 40 C), die überschüssige Solarwärme aus dem Kollektor wird über die Erdsonde abgeleitet und gespeichert. Für die Wärmepumpe ergibt sich durch eine um 10 K höhere Temperatur der Wärmequelle eine Steigerung der Wärmepumpen-arbeitszahl um ca. 1,5. Das System gewinnt also durch höhere Erträge im PV-Bereich und durch Einsparungen bei der Wärmepumpe. Mit diesem innovativen Energiekonzept erreicht eine Pilotanlage im hessischen Dreieich (siehe Abbildung) eine vollständige solare Deckung des Energiebedarfs. In der für ein größeres Wohnhaus konzipierten Anlage stehen einander zum Leistungsvergleich Felder mit und ohne Kühlung gegenüber. Das 280 m 2 -Einfamilienhaus mit Flächenheizung ist ausgestattet mit 39 m² PVT-Kollektorfläche, zwei PV-Referenzmodulen ohne Kühlung (= 3,2 m 2 ) sowie einer 12 kw Wärmepumpe, verbunden mit drei 75 m- Erdwärmesonden. In den zwei gemessenen Betriebsjahren kam die Wärmepumpe auf eine sehr gute Arbeitszahl von 4,2 bezogen auf den Verbraucherwärmestrom unter Berücksichtigung der Speicherverluste und des Pumpenstromverbrauchs. Pro Jahr und m 2 produzierten die Kollektoren einen thermischen Ertrag von etwa 450 kwh. Mit den Solarwärme-Erträgen im Sommer regeneriert der PVT-Kollektor die Wärmequelle. Berechnungen auf Grundlage von Messungen und Simulationen ergaben, dass diese Regeneration das langfristige Auskühlen der Erdsonden verhindert und die Temperatur T*WP im Mittel um 4,3 K erhöht. Die Forscher konnten ein sehr genaues Modell der Wärmequelle aus Erdwärmesonde und PVT- Kollektor simulieren. Vergleichsmessungen über zwei Jahre ergaben: Das Kombi-System liefert einen um 4% höheren PV-Ertrag in besonderen Einbausituationen bzw. unter anderen klimatischen Bedingungen sind bis zu 10% möglich. Für die Wärmepumpen-Nutzung ergibt sich eine Stromeinsparung von 10%. Pilotanlage Kümmersbruck produziert Strom und heizt Hallenbad Bei dieser PVT-Anlage heizt die Wärme der Photovoltaikmodule über ein spezielles Absorbersystem Luft für ein Hallenbad im bayerischen Kümmersbruck. Die Anlage wurde

entwickelt von der Hochschule Amberg-Weiden und der Firma Grammer Solar und vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie gefördert. Sie liefert mit ca. 130 m 2 Photovoltaik-Modulfläche eine elektrische Leistung von ca. 16 kwpeak. Sie wird rückseitig über einen Luftstrom gekühlt, die Abwärme von ca. 50 kwpeak reduziert den Lüftungswärmebedarf der Schwimmhalle. Der PV-Energieertrag war um über 5 % höher als der einer nicht gekühlten Vergleichsanlage. Die Anlage ist so ausgelegt, dass sie am Optimum der Photovoltaik betrieben wird, nicht am Optimum der Solarthermie. Solche Hybridkollektoren können große Luftmengen auf relativ niedrigem Temperaturniveau liefern. Am günstigsten ist es, wenn sie über das ganze Jahr Abnehmer wie Trocknungsanlagen und Schwimmhallen versorgen oder bei Prozesswärme-Anlagen Luft vorwärmen. Modellierung der Leistung einer PVT- Anlage Wichtig für die Planung von PVT-Anlagen ist es, deren Leistungsfähigkeit verlässlich einschätzen zu können. Das ISFH hat ein Kollektormodell entwickelt und erprobt, das speziell unabgedeckte PVT-Kollektoren (ohne Luftspalt zwischen oberer Glasscheibe und PV-Zelle) in Verbindung mit Wärmepumpen abbildet. Dafür nutzt das Modell ausschließlich Typenschild-Daten aus Normmessungen. Die verwendeten thermischen und elektrischen Kennlinienmodelle werden dann über die Solarstrahlung und die Zelltemperatur zu einem Modell verknüpft. Das Gesamtsystem wurde mit dem Software-tool TRNSYS simuliert, um Leistung und Größe von Anlagen zu berechnen und diese zu optimieren. Das Simulationsmodell erlaubt die genaue Berechnung der thermischen und elektrischen Kollektorleistung sowie die Betriebstemperatur der PV-Zelle. Eine Validierung anhand einer vollständigen Jahresmessung einer Anlage belegt die Genauigkeit des Modells: Der simulierte thermische Jahresertrag weicht nur 1,7%, der elektrische 1,4% von der Messung ab und liegt damit innerhalb der Messunsicherheit. Kombination steigert die Flächenleistung Auch wenn kommerzielle PVT-Kollektoren wirtschaftlich und vom Wirkungsgrad her bisher noch nicht so recht überzeugen konnten, wird die Technologie mit innovativen Systemkonzepten, neuen Werkstoffen und optimierten Fertigungs- und Produktions-verfahren an Wettbewerbskraft gewinnen. Entscheidend ist es, die Wärme- und Stromproduktion eines Moduls so abzustimmen, dass das Kombi-System gegenüber der Addition der Einzeltechnologien klare Vorteile bringt. Forscher arbeiten insbesondere daran, den Gesamtertrag und die Stagnations-sicherheit dieser Systeme zu optimieren sowie die Kosten zu reduzieren. Der denkbare Einsatzbereich für diese neue Form der Kraft-Wärme-Kopplung ist groß: PVT- Anlagen können neben der Erzeugung von PV-Strom heizen, klimatisieren und kühlen, ebenso auch Prozesswärme und Prozesskälte für Industrie- und Gewerbe-betriebe bereitstellen. Speziell bei Mehrfamilienhäusern und anderen beständigen Wärme(groß)- Verbrauchern sind in Mitteleuropa abgedeckte PVT-Kollektoren zur Warmwasserbereitung als Technologie für Großanlagen mit niedrigem solaren Deckungsanteil einsetzbar. In Südeuropa könnten sie eine Option zur Warmwasserversorgung von Einfamilienhäusern sein. PVT-Anlagen, speziell auch solche mit Luftkollektoren, können für Großverbraucher mit

ganzjährigem Wärmebedarf interessant sein. In unabgedeckter Bauform ergeben sich in Kombination mit Wärmepumpen sogar ganz neue Anwendungsbereiche wie die solarthermische Erdreichregeneration mit dem PVT- Kollektor. Neben der elektrischen Stromeinsparung an der Wärmepumpe können Erdwärmsonden so beispielsweise mit geringerem Abstand und ohne den Effekt des langfristigen Abkühlens gebaut werden. Solardächer und -fassaden mit architektonisch perfekt in die Gebäudehülle integrierten PVT- Kollektoren werden die energieoptimierte Bauweise der Zukunft kennzeichnen. Als Bestandteile multifunktionaler Fassadensysteme können sie den Flächen-Energieertrag steigern und gleichzeitig zur Wärmedämmung beitragen. Auf gleicher Dachfläche lässt sich durch den Einsatz von PVT-Modulen die Leistung um bis zu 15% steigern, versprechen Hersteller. Das Fraunhofer ISE erwartet längerfristig bis zu 50% bei verglasten Kollektoren. Der größere Aufwand für Konstruktion und hydraulische Einbindung der PVT-Module lohnt sich, wenn zusätzlich zum besseren PV-Ertrag die gewonnene Wärme konsequent für Heizung, Kühlung oder Klimatisierung genutzt werden kann. (Quelle BINE-Info)