29. Mai 2006 Zahlen und Fakten zur agrarmeteorologischen Niederlassung des Deutschen Wetterdienstes in Weihenstephan Inhalt: Die Agrarmeteorologie beim Deutschen Wetterdienst Seite 2 Das agrarmeteorologische Kompetenzzentrum Weihenstephan Seite 2 Kooperations- und Vertriebspartner Seite 2 Betreute Regionen Seite 3 Aufgaben der Weihenstephaner Agrarmeteorologie Seite 3-5
2 Die Agrarmeteorologie beim Deutschen Wetterdienst Der Deutsche Wetterdienst (DWD) verfügt über einen eigenen Bereich Agrarmeteorologie mit zentraler Steuerung in Offenbach, Niederlassungen in Geisenheim, Leipzig, Schleswig und Weihenstephan sowie einer agrarmeteorologischen Forschungsstelle (AMF) in Braunschweig. Die Niederlassungen Weihenstephan und Geisenheim haben neben der Beratung der vor allem land- und forstwirtschaftlichen Kunden auch einen Forschungsauftrag und sind deshalb so genannte agrarmeteorologische Kompetenzzentren. Ausführliche Informationen zu den Aufgaben und Angeboten der Agrarmeteorologie des nationalen Wetterdienstes sind zu finden im Internet unter www.agrowetter.de Das agrarmeteorologische Kompetenzzentrum Weihenstephan Die agrarmeteorologische Versuchs- und Beratungsstelle des DWD in Weihenstephan wurde am 1. April 1956 gegründet. Von Anfang an wurden Kunden aus ganz Bayern beraten. Im Jahre 2003 übernahm Weihenstephan zusätzlich die Betreuung von Baden-Württemberg. Mitte 2006 arbeiten in der rund 300 Quadratmeter großen Niederlassung des DWD im Wissenschaftszentrum Weihenstephan neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Weihenstephan befaßt sich mit allen landwirtschaftlichen Kulturen und deren Abhängigkeit von Witterung und Klima. Dies schließt die Bedingungen für das Auftreten biotischer (Pilzkrankheiten, Schädlingen) und abiotischer Schäden (z.b. Frost-, Dürre-, Hagelschäden, Auftreten nichtparasitärer Blattflecken) ein. In Weihenstephan arbeiten erfahrene Meteorologen und praxisbewährte Agrarwissenschaftler interdisziplinär zusammen. Kooperations- und Vertriebspartner Die Außenstelle des DWD in Weihenstephan kooperiert mit den Landwirtschaftämtern in Bayern und Baden-Württemberg sowie der Landesanstalt für Pflanzenschutz, der Landesanstalt für Pflanzenbau und dem Ministerium für Ernährung und ländlichen Raum in Baden- Württemberg. Weitere behördliche und wissenschaftliche Partner sind zum Beispiel die Universität Hohenheim, die Landesanstalt für Landwirtschaft in Bayern, die TU München, die FH Weihenstephan, das bayerische Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten und die Biologischen Bundesanstalt. Beim Vertrieb der agrarmeteorologischen Angebote arbeitet Weihenstephan zusammen mit dem Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband, dem Landesbauernverband Baden-Württemberg sowie dem Bayerischer Bauernverband..
3 Betreute Regionen Süddeutschland (Bayern und Baden-Württemberg) ist durch ein stark gegliedertes Landschaftsprofil gekennzeichnet. Die sich davon ableitende naturräumliche Unterteilung - von den Trockenlagen Unterfrankens bzw. der Tauberregion bis zu den eher feuchten subalpinen und alpinen Lagen - und die Vielfalt der angebauten Kulturen von Wein, Obst, Gemüse bis Grünland sowie die breite Palette landwirtschaftlicher Kulturen und die unterschiedlichen Böden - flachgründige Rendzinen im Jura, Moore, Löß in den Gäulagen - machen Süddeutschland agrarmeteorologisch hochinteressant. Aufgaben der Weihenstephaner Agrarmeteorologie 1. Erstellung von Wetterfax, PID u.a.m. Gemeinsam mit dem Bauernverband-Computerdienst (BBV-CD) und den Bauernverbänden in Baden-Württemberg bietet Weihenstephan seit 13 Jahren das Wetterfax für die Landwirtschaft an. Es ist der einzige Wetterbericht Süddeutschlands, der speziell auf die Bedürfnisse der Landwirtschaft abgestimmt ist. Das Wetterfax wird täglich von Sonntag bis Freitag erstellt. Der Vorhersagezeitraum liegt bei sieben Tagen. Das Wetterfax zeichnet sich durch eine hohe Treffsicherheit einen agrarmeteorolgischen Beratungstext aus. Eine Tabelle enthält wichtige Informationen sowie Ergebnisse von Wetterprognose- und agrarmeteorologischen Modellen, die dem Nutzer die Planung seiner Arbeiten erleichtern und den gezielten und umweltgerechten Einsatz von Produktionsmitteln in der Landwirtschaft unterstützen. In Bayern beziehen rund 2 500 Kunden das Wetterfax für die landwirtschaft, in Baden- Württemberg sind es etwa 1 000. Das Wetterfax ist zusammen mit zusätzlichen Infos auch über das Internet abrufbar unter www.landwetter.de. Angeboten wird außerdem der Telefonansagedienst (PID). Etwa 550 Landwirte in beiden Ländern, die über kein Faxgerät oder keinen PC verfügen, nutzen täglich dieses Angebot. 2. Beregnungsberatung Aus der personalintensiven Beregnungsberatung nach dem Weihenstephaner Verfahren wurde auf Initiative der Niederlassung Weihenstephan eine automatische, EDV-gestützte Beregnungsberatung entwickelt. 3. Weiterentwicklung von AMBER (EDV-gestützte agrarmeteorologische Beratung) Im Laufe der vergangenen 20 Jahre entwickelte die Agrarmeteorologie des DWD Modelle zur Beschreibung des Bodenwasserflusses, des Bestandesklimas sowie über die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Krankheiten und Schädlingen. Diese Modelle werden lau
4 fend überprüft und unter regionalen Bedingungen getestet und weiterentwickelt. Sie sind ein wichtiges Werkzeug für die Beratung und die Forschung. 4. Intensive Zusammenarbeit mit den Ministerien, Universitäten, Fachhochschulen, Landesanstalten, Bauernverbänden Bayerns und Baden-Württembergs Die intensive Zusammenarbeit mit den obigen Beratungs- und Forschungseinrichtungen erlaubt einerseits einen schnellen Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis und ermöglicht andererseits die zeitnahe Untersuchung regionaler Witterungsereignisse (Dürre, Hochwasser usw.) auf die Landwirtschaft. Die Landesanstalt für Pflanzenbau in Baden- Württemberg nutzt die Modellergebnisse unseres Bodenfeuchtemodells für verschiedene Böden und Standorte zur Abschätzung der Stickstoffverlagerung über Winter und Stickstoffverfügbarkeit im Frühjahr (Nitratinformationsdienst). Auch Ministerien werden mit regionalen Informationen über den Entwicklungsfortschritt der Natur oder den Grad an Trockenheit versorgt. 5. Katastrophenschutz (Waldbrandwarnung) in Bayern In der Waldbrandwarnung nimmt die agrarmeteorologische Niederlassung Weihenstephan eine zentrale Stellung ein. Sie errechnet die Waldbrandgefahr für den aktuellen Tag und die folgenden fünf Tage (Kopplung mit Wetterprognosedaten) und liefert die aufbereiteten Daten in Form von Karten und Tabellen nach einem festgelegtem Plan zum Beispiel an die Bayerischen Staatsministerien des Innern und für Landwirtschaft und Forsten sowie Einrichtungen der Forstverwaltung. Die Zusammenarbeit hat sich insbesondere im Trockenjahr 2003 sehr bewährt. Die Niederlassung Weihenstephan ist in Bayern für die Herausgabe von Waldbrandwarnungen an die Verkehrsmeldestelle der Polizei verantwortlich. Der Warntext ist Grundlage für die amtliche Gefahrenmitteilung im Rundfunk. 6. Datenerhebung auf der Versuchsstation Dürnast Wetterdaten Bodentemperatur, Frosteindringtiefe Bodenfeuchte: gravimetrisch mit Hilfe von TDR-Sonden und Equitensiometern neben Dürnast an verschiedenen Standorten mit unterschiedlichen Böden, Pollenflugbeginn, -dauer, Quellstärke des Pollenflugs in Zusammenarbeit mit der AMF und der Medizinmeteorologie des DWD in Freiburg Phänologie verschiedener Wild- und Kulturpflanzen. Der DWD verfügt über ein phänologisches Messnetz aus bundesweit über 1400 phänologischen Beobachtern. In Bayern und Baden-Württemberg sind es zusammen gut 600. Die Daten werden mit Klimadaten des Klimaarchivs des DWD gekoppelt. Regional sind sie
5 wichtig für die Pollenflugvorhersage und die Steuerung von agrarmeteorologischen Modellen. Krankheits- und Schädlingsbefall landwirtschaftlicher Kulturpflanzen zur Verifikation und Weiterentwicklung unserer Modelle 7. Regelmäßige Analyse agrarmeteorologischer Bedingungen Beispiele sind Monatsberichte, Wochenberichte, Jahresberichte, Klimastatusbericht für Bayern und Baden-Württemberg. Die Berichte sind Grundlage für die Auswertung regionaler Pflanzenbauversuche. 8. Agrarmeteorologische Gutachten Zusammen mit den regionalen Gutachtenbüros des DWD oder bei reiner agrarmeteorologischer Fragestellung allein erstellt Weihenstephan geländeklimatologische, agrarmeteorologische und phänologische Gutachten. 9. Lehre und Forschung Vorlesungen an der Technischen Universität München (TUM) und der Fachhochschule Weihenstephan Vergleich unterschiedlicher Untersuchungsverfahren zur Messung der Bodenfeuchte in unterschiedlichen Tiefen. Dabei intensive Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Pflanzenernährung der TU München und der Landesanstalt für Landwirtschaft. Modellierung der Bodenfeuchte in Zusammenarbeit mit der AMF Braunschweig Messung und Modellierung der Bodenfeuchte innerhalb des Projekts ÖkoSimphyt (weitere Beteiligte: Biologische Bundesanstalt, ZEPP, Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, Ökoverbände) Klimatologie: Agrar- und umweltklimatologischer Atlas Bayerns, Untersuchung von regionalen Signalen einer Klimaänderung Weiterentwicklung eines Geländeklimamodells und Einbeziehung von GIS-Daten Ertragsprognosen Abschätzung der Stickstoffverlagerung in Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Pflanzenbau in Baden-Württemberg Unterstützung von Trockenstressuntersuchungen an der Uni Hohenheim (Department of Botany)