Theory of Mind II: Verständnis von Wunsch, Sein-Schein, Wissen, Lügen, etc. Seminar: Ausgewählte Themen der sozial-kongnitiven Entwicklung Dozent: Dipl.-Psych. Nora Vetter Referenten: Janine Freudenberg, Sophie Schiepe
Gliederung 1. Theory Of Mind in der frühen Kindheit 2. Wunsch 3. Lüge und Täuschung 4. Schein & Sein 5. Wissen 6. ToM-Entwicklung im Alter ab 4 Jahren 7. ToM bei Erkrankungen 8. Zusammenfassung
1. Theory Of Mind in der frühen Kindheit Hinweis auf psychologisches Handlungsverständnis bereits ab 1. Lebensjahr Habituationsexperiment von Woodward (1998): 6 Monate alte Babys beobachten Greifbewegung einer menschlichen Hand in beiden Ecken der Bühne stehen Teddy & Ball Habituationsphase: Babys sehen, wie Hand wiederholt nach Teddy greift sobald Babys habituiert, werden Position der Spielzeuge vertauscht
1. Theory Of Mind in der frühen Kindheit Habituation
1. Theory Of Mind in der frühen Kindheit (Zeitstrahl: 9 Monate) ab 9 Monaten haben Babys Erwartungen über Art, wie Agenten ihre Ziele erreichen Gergely et al (1995): - Agent erreichte Ziel nur durch Überwindung eines Hindernisses, Babys wurden darauf habitualisiert
1. Theory Of Mind in der frühen Kindheit in Testphase wurden Handlungssequenzen ohne Hindernis gezeigt rationale Erwartung, dass Agent sich Ziel auf direkten Weg ohne Springen dem Ziel nähert 9 Monate alte Babys erwarteten Rationalität der Zielerreichung und waren überrascht, wenn Agent springt
1. Theory Of Mind in der frühen Kindheit gegen Ende des 1. Lebensjahres achten Babys bereits auf Handlungsintentionalität, wenn sie soziale Interaktion zwischen 2 Personen beobachten Schöppner et al. (2006): Filme, in denen Puppe einer anderen Puppe Blume überreicht Babys dishabituieren stärker auf Wechsel der Handlungsrolle als auf Wechsel der Richtung, aus der der Geber die Blume gibt Babys gegen Ende des ersten Lebensjahres verstehen Person als intentionalen Agenten
Quiz 1. Welche Untersuchungen dominierte die Theory Of Mind Forschung? 2. Wie drückt sich eine Dishabituation aus?
2. Wunsch Wünsche sind veränderlich Verhalten vorhersagen aus Kombination von Glauben & Wunsch Kleinkinder zeigen Verständnis für Wünsch anderer Unklar ob sie die gleiche Definition von Wünschen haben, wie Erwachsene
2. Wunsch Experiment von Repacholi & Gopnik Tisch 14 18 Monate Kinder bevorzugen natürlich Kekse Versuchsleiter kostete aus beiden Schüsseln Zeigte Ekel bei den Keksen und Gefallen beim Brokkoli
2. Wunsch Kannst du mir etwas geben? Kinder mit 14 Monaten gaben fast alle Kekse (gingen von eigenem Wunsch aus) 18 Monate alte Kinder gaben meistens Brokkoli verstehen, dass VL anderen Wunsch hat als sie
2. Wunsch Experiment wurde auch mit größeren Kindern durchgeführt alle gaben Brokkoli Eine weitere Widerholung mit dem Wunsch des VL nach Keksen Kinder aller altersklassen gaben Kekse Egoismus ausgeschlossen
2. Wunsch Schlussfolgerungen: Kinder lernen um den 18. Monat herum, dass es keine natürlichen begehrenswerten Sachen gibt Wunsch als innerer Status, der von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist
2. Wunsch Experiment von Rakoczy: Susi & Tom im Boot Susi will zum Haus, Tom zum Baum Wind bläst Boot zum Baum Frage: Wo wollten Tom & Susi hin? Kinder erinnerten sich daran Frage war, ob Kinder beurteilen konnten, ob Susi glücklich & Tom traurig über den Ausgang der Situation sein werden 3 4 Jährige waren darin schlecht
2. Wunsch Zusammenfassung: Kinder lernen im Alter von 3 bis 4 Jahren subjektives Verständnis von Wunsch
Quiz 3. Womit hatten die Kinder bei dem Tom & Susi Experiment Probleme? 4. Was geschah bei dem Widerholungsexperiment von Repacholi & Gopnik, als der VL Kekse wollte?
3.Lüge und Täuschung im frühen Handeln von Kleinkindern zeigt sich Fähigkeit, mentale Zustände anderer zu manipulieren Täuschungskompetenz aber erst ab 4 Jahren Verhaltensweisen, die täuschende Effekte erzielen, ohne, dass sich Täuschungsintention nachweisen lässt (wie auch in Tierreich) Laborbefunde bzw. Alltagsbeobachtungen: 2-3jährige streiten ab, etwas Verbotenes getan zu haben Ich habe die Schokolade nicht gegessen.
3.Lüge und Täuschung Peskin (1992): untersuchte kindliche Fähigkeit, eigene Intention zu verbergen Täuschungsaufgabe andere Person will immer genau das, was man selbst will strategisch günstig: vortäuschen, man will anderes Objekt fast alle 3-4j. teilten Wunsch wahrheitsgemäß mit meisten 5j. zeigten Objekt, was sie nicht wollten
Quiz 5. Ab wann sind Kinder in der Lage, andere zu täuschen? 6. Wie schnitten die Kinder bei der Täuschungsaufgabe von Peskin ab?
4. Schein & Sein
4. Schein & Sein Grundaufgabe: Kindern wurde täuschendes Objekt gezeigt, z.b. Schwamm, der wie Stein aussah 2 Fragen: what is this really, really? Is it really, really a rock or really, really a piece of sponge? & when you look at this with your eyes right now, does it look like a piece of sponge?
4. Schein & Sein Ergebnis: im Alter von 4 Jahren sagen Kinder typischerweise dieselbe Antwort auf beide Fragen: es ist Schwamm & sieht auch aus wie Schwamm --> realistischer Fehler (realistic error) Kinder ab 4 Jahren sagen eher, es ist Schwamm, sieht aber aus wie Stein, wie auch Erwachsene es sagen würden Erscheinung-Realität-Unterscheidung verwandt mit falscher Überzeugung, beinhaltet Überzeugung- Realität-Unterscheidung
4. Schein & Sein Erklärungsansätze: Flavell et al (1983): Problem der Kinder ist duale Darstellung Perner (1991): ist für begriffliche Schwierigkeit Hansen & Markman (2005): Problem liegt in der Formulierung der Frage Rice et al (1997): Frage sollte leichter formuliert werden
Quiz 7. Wer brachte die Unterscheidung zwischen Schein & Sein erstmals in die Entwicklungspsychologie mit ein? 8. Mit welcher anderen Entwicklung aus der Theory Of Mind ist die Unterscheidung von Schein & Sein verwandt?
5. Wissen im Alter von 4 Jahren beginnen Kinder zu verstehen, dass Wissen mit Erfahrung zusammenhängt Wimmer et al (1988): schaute auf: Fähigkeiten der Kinder, Wissen und Nichtwissen zu beurteilen 2 Kinder in Raum wurden Box gezeigt einem der Kinder wurde gezeigt (oder gesagt), was in der Box war Kinder mussten dann beurteilen, ob sie oder das andere Kind wussten, was drin war - Gopnik & Graf (1988): ließen Kind auf 3 verschiedene Arten herausfinden, was in der Box ist sie sahen es der Experimentator sagte es sie haben es durch leichten Hinweis erraten
5. Wissen Ergebnis: 3jährige waren schlecht darin zu sagen, woher sie wussten, was drin ist 4jährige waren viel besser jüngere Kinder konnten Erfahrung nutzen, um ihre Überzeugung zu verbessern, konnten aber nicht sagen, woher es scheint, dass 3jährige eventuell verstehen, dass eine Art Erfahrung notwendig ist, um Wissen über etwas zu haben
5. Wissen Chandler & Helm (1984): Der droodle Test
5. Wissen 3jährige wissen: Wahrnehmungszugang oder verbale Information sind notwendig, um zu wissen, was ein Objekt ist 4jährige können zwischen Wahrnehmungszugang und verschiedenen Formen von Zugang unterscheiden etwas später: Kinder realisieren, dass man etwas ohne direkten Wahrnehmungszugang oder Informieren lernen kann --> Wissen durch Denken --> gehört daher zur Befindlichkeit zweiten Grades
Quiz 9. Wann ist Wissen Wissen? 10.Mit welcher Art von Störung verglichen O'Neill & Chong die Befunde aus den Experimenten?
6. ToM-Entwicklung im Alter ab 4 Jahren Kinder im alter von 4-5 Jahren verfügen über Grundbegriffe der mentalistischen Alltagspsychologie Kinder können durch Infos über Absichten & Überzeugungen konkrete Handlungen und emotionale Reaktionen vorhersagen Kennen Zusammenhang zwischen Zugang zu Informationen, Zustandekommen von Wissen 4 jährige verstehen, dass jemand eine falsche Überzeugung über Sachverhalt haben kann
6. ToM-Entwicklung im Alter ab 4 Jahren 5-6 jährige können verstehen, dass eine Überzeugung über eine Überzeugung einer anderen Person falsch sein kann (secondorder-belief) Geschichte von John & Mary: John und Mary sind im Park und entscheiden, sich ein Eis vom Eiswagen zu kaufen. Jedoch hat Mary kein Geld bei sich. Der Eisverkäufer sagt ihr, dass er den ganzen Nachmittag da sein wird, also kann sie das Eis auch später kaufen, sobald sie Geld geholt hat. Sie geht nach Hause. Der Eisverkäufer sagt John, dass er aufgrund der wenigen Leute im Park zur Kirche fahren wird und fährt weg. Als er an Marys Haus vorbeifährt, sieht sie ihn und er sagt ihr, dass er zur Kirche fährt. Später holt Mary das Geld und geht los, um Eis zu kaufen. John erscheint in Marys Haus und Marys Mutter sagt ihm, dass sie gegangen ist, um Eis zu kaufen. Wo denkt John, ist Mary hingegangen?
6. ToM-Entwicklung im Alter ab 4 Jahren Sehr schwerer test für Kinder 45% der Kinder zw. 4-8 Jahren bestanden den Test Bei vereinfachter Aufgabenstellung waren es dann 65% ToM zweiter Ordnung ist Voraussetzung für das Verständnis von komplexen Sprechakten wie Ironie und Witz, die sich von Lügen dadurch unterscheiden, dass der Sprecher nicht beabsichtigt, dass der Hörer die Lüge bzw. Witz glaubt
6. ToM-Entwicklung im Alter ab 4 Jahren 5-6 jährigen können zwischen Vorwissen und gerade Erlerntem unterscheiden Kinder im frühen Grundschulalter beginnen Personen überdauernde Eigenschaften zuzuschreiben
Quiz 11.Was versteht man unter second order belief? 12.Ab welchem Alter können Kinder zwischen Vorwissen und gerade Erlerntem unterscheiden?
7. ToM bei Erkrankungen Am meisten erforschten Auswirkungen sind bei Autisten zu finden Außerdem gibt es Einschränkungen bei Alzheimer, Parkinson, Schizophrenie
7.ToM bei Erkrankungen ToM bei Schizophrenie: Schizophrenie ist als eine Diagnose für psychische Störungen des Denkens, der Wahrnehmung und der Affektivität gekennzeichnet, wobei verschiedene symptomatische Erscheinungsformen unterschieden werden. Patienten zeigen schlechtere Leistungen bei ToM Schwierigkeiten bei dem erkennen indirekter Rede Fehlende Einsicht in soziale Zusammenhänge
7. ToM bei Erkrankungen Erklärung: durch formale Denkstörungen und Defizite in der Verbalen Gedächtnisleistung Aber geringere Defizite als Autisten Verschlechterung tritt erst mit auftreten der Krankheit auf
7.ToM bei Erkrankungen ToM bei Parkinson, Alzheimer, Huntington Schlechteres Abschneiden bei ToM- Aufgaben als gesunde Menschen Probleme beim verbalen Verständnis, Gedächtnis, abstraktem Denken
8. Zusammenfassung 4 Jahre: allgemeine Veränderung in Art & Weise, wie Kinder ihre Welt verstehen 2-3 Jahre: haben grundlegendes Verständnis vom Verhalten anderer: wissen, dass Menschen handeln, um ihre Wünsche zu erfüllen und, dass sie glücklich sind, wenn wünschenswerte Dinge passieren & traurig, wenn das Gegenteil passiert < 4 Jahre: verstehen nicht die subjektive Natur von mentalen Zuständen, Unterscheidung von Schein & Sein zu unterscheiden, Unterscheidung Wissen & Nichtwissen, Schwierigkeiten, zu bestimmen, wieviel durch beschränkten Wahrnehmungszugang gelernt werden kann 5-6 Jahre: verstehen, dass Gefühle auf Überzeugungen von Menschen basiert als auf objektive Realität
9. Quellen http://www.psychologie.uniheidelberg.de/ae/allg/lehre/030707_to M.pdf www.ernestinum- coburg.de/fileadmin/ethik/demenz- Henrik.ppt