Festvortrag Ethikbank. Liebe Frau Schröder, lieber Herr Euler, meine sehr verehrten Damen und Herren,



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Transkript:

Festvortrag Ethikbank Liebe Frau Schröder, lieber Herr Euler, meine sehr verehrten Damen und Herren, zunächst einmal ein herzliches Dankeschön dafür, dass mir wieder die Ehre zuteil wird, die Laudatio auf den Förderpreis Nachhaltiger Mittelstand der Ethikbank halten zu dürfen. Der Preis ist in diesem Jahr zum vierten Mal ausgeschrieben worden. Als Journalist betreue ich in unserem Magazin natur+kosmos u.a. die Rubrik Projekt Zukunft. In dieser Rubrik stellen wir Heft für Heft jeweils ein Unternehmen vor, das mit nachhaltigem Wirtschaften Gewinne macht und dabei gleichzeitig ökologischen und sozialen Anforderungen gerecht wird: Große Konzerne wie die Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH, Daimler oder Osram sind dabei genauso zu finden wie kleine und mittelständische Firmen. Zu den Mittelständlern, die wir bislang vorgestellt haben, gehört zum Beispiel die Host Europe GmbH, einer führenden Internetanbieter in Europa. Das Unternehmen hat es geschafft für die gleiche Leistung ein gutes Drittel weniger Energie zu verbrauchen als die Konkurrenz und hier schließt sich der Kreis zum Förderpreis der Ethikbank. Denn das Unternehmen hat vor zwei Jahren den letzten Förderpreis der Ethikbank gewonnen. Und ich habe es als Mitglied der Jury kennen gelernt und viele Hintergründe erfahren, die ich mir sonst hätte mühsam erarbeiten müssen. Meine Damen und Herren, Ich habe meine Laudatio deshalb mit diesem kleinen Schlenker auf unser Heft und unsere Arbeit damit begonnen, weil ich aus meiner alltäglichen Arbeit weiß, dass die Unternehmen zum Teil viel weiter sind als unsere Politiker und weil viele Unternehmen nur darauf warten, klare Vorgaben und Richtlinien in Richtung eines nachhaltigen Wirtschaftens zu bekommen. Ich will Ihnen das am Beispiel unserer Klimapolitik kurz erläutern. Vor einem Jahr ist der Klimagipfel in Kopenhagen grandios gescheitert. Er endete in unverbindlichen Absichtserklärungen, die zur Folge haben, dass sich die Erde bis zum Ende des Jahrhunderts um Schnitt um drei bis vier Grad erwärmen wird, wenn das wenige, was bislang noch unverbindlich ist, tatsächlich umgesetzt wird. War aber damals ein Aufatmen in der deutschen Wirtschaft zu hören? Ich habe mit vielen Managern

selbst gesprochen, ich habe Unternehmensberater von Roland Berger kontaktiert und die Research- Abteilung der Deutschen Bank beide sind absolut unverdächtig in irgendeiner ideologischen Klimanische weltfremde Ideen nach draußen zu posaunen. Meine Damen und Herren, ich versichere Ihnen: alle haben mir Gegenteil bestätigt: Den Unternehmen wären strenge und verlässliche Vorgaben in Richtung eines ambitionierten Klimaschutzes viel lieber gewesen als ein weiter so wie bisher. Und ich versichere Ihnen: mit guten Gründen. Wenn ich einmal von den wenigen Energie-Dinosauriern absehe, so ist ein Großteil der deutschen Wirtschaft glänzend aufgestellt, wenn es um Nachhaltigkeit und Klimaschutz geht. Das sehe ich nicht nur bei unserer Suche nach guten und nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen, die wir in unserem Heft vorstellen können, sondern eben auch bei meiner Jury-Arbeit für den Nachhaltigkeitspreis der Ethikbank und den Preisträgern in diesem Jahr. + als bestes Unternehmen wurde in diesem Jahr die Brauerei Clemens Härle mit Sitz in Leutkirch im Allgäu ausgezeichnet. Vom guten Bier und vom Schutz der Böden, auf denen Gerste und Weizen für das Unternehmen angebaut werden, einmal ganz abgesehen: Die Leistungen im Bereich Energie könnten vorbildlicher nicht sein. Eine eigene Holzhackschnitzelanlage, die ausschließlich mit Holz aus der Region gefüttert wird, versorgt nicht nur das eigene Unternehmen mit Wärme aus dem nachhaltigen Rohstoff Holz, sondern auch Unternehmen in der Nachbarschaft. Der Strom, der im Unternehmen gebraucht wird, wird ausschließlich mit Hilfe von Wasser- und Windkraft, Biomasse und mit Hilfe der Sonne erzeugt. Voller Stolz sagt das Unternehmen von sich, dass es die erste Brauerei in Deutschland ist, die ihre Biere zu 100 % klimaneutral herstellt. Und auch der Fuhrpark wird mit einem nachwachsenden Rohstoff betrieben mit Biodiesel. Die Brauerei Clemens Härle ist damit schon heute schon dort, wo ganz Deutschland in ein paar Jahrzehnten sein muss: weg von Öl, Kohle und Gas. Und ich will an dieser Stelle gleich ergänzen: auch weg vom Atomstrom. Wir wissen aus zig Studien vom Öko-Institut bis zum Umweltbundesamt dass kohlenstoffarme Energieversorgung ohne jeglichen Atomstrom möglich ist. Man muss es nur wollen. So wie es unser diesjähriger erster Preisträger vormacht. Was alles möglich ist, will ich auch an meiner derzeitigen Heimatstadt München deutlich machen: Als einer der größten Stromversorger Deutschlands haben die Stadtwerke München vor gut einem Jahr eine Ausbauoffensive Erneuerbare Energien gestartet. Das Ziel: Bis 2015 sämtliche Haushalte der Stadt mit Öko-Strom versorgt werden, bis 2025 auch Gewerbe und Wirtschaft. Zugegeben: die Stadtwerke sind auch am Atomkraftwerk Isar II beteiligt. Das aber gehört zu den Sünden der Vergangenheit. Die Stadtwerke plädieren trotz dieser Beteiligung nach wie vor am Ausstieg aus der Atomenergie

festzuhalten. Und sie investieren in Photovoltaik- und Windkraftanlagen in Deutschland, in Solarthermie in Spanien und in Geothermie vor den Toren der Stadt. Ich habe darüber mit unserem Oberbürgermeister, Herr Christian Ude, gesprochen. Der bringt auf den einfachen Nenner, warum die Stadtwerke das machen, wogegen sich die anderen Energieversorger so sehr sperren: Die Stadtwerke gehören zu 100 Prozent der Stadt München und keinem Aktionär, der Gewinne sehen will. 500 Millionen Euro investiert die Stadt derzeit jedes Jahr in Öko-Strom insgesamt neun Milliarden bis zum Jahr 2025. Darüber hinaus tragen die Stadtwerke die kompletten Kosten des öffentlichen Nahverkehrs und der Bäderlandschaft Münchens und führen darüber hinaus jedes Jahr weitere 100 Millionen an den Stadtkämmerer ab, mit denen zum Beispiel die Schulen saniert oder Kinderkrippen ausgebaut werden können. Mehr als die Hälfte aller Kinderkrippen in Bayern gibt es deshalb in München. Ich beschreibe das deshalb in dieser Ausführlichkeit, weil die Stadt München eine sehr schöne Parallele liefert zu unserem Hauptpreisträger: die Stadtväter sind noch Herr im eigenen Haus. Sie müssen nicht den Atomstrom von Eon abnehmen wie andere Kommunen in Bayern. Und sie können deshalb ihre Ausbau- Initiative fortsetzen so wie dies Clemens Härle gemacht hat. Herr Härle ich gratuliere Ihnen und Ihrem Unternehmen dazu, und ich hoffe, dass die Verleihung des Nachhaltigkeitspreises der Ethikbank mit dazu beiträgt, dass andere Unternehmen ihrem Beispiel folgen werden. Sie tun damit ja nicht nur der Umwelt und dem Klima etwas Gutes, wenn sie bei ihrer Energieversorgung auf Holz als einen heimischen nachwachsenden Rohstoff setzen. + sie stärken die heimischen Waldbauern und die Region. Die Wertschöpfung bleibt im Land und geht nicht an die Ölscheichs in Arabien oder die Gaslieferanten aus Russland; + und sie stärken ihr eigenes Unternehmen: die Preise für Holzhackschnitzel sind in den letzten Jahren zwar auch nach oben gestiegen aber weit weniger als die für Öl und Gas. Holzhackschnitzel kosten derzeit wenn man ihren Heizwert auf einen Liter Öl umrechnet rund 30 Cent pro Liter. Das ist nur ungefähr halb so viel wie für Heizöl bezahlt werden muss. Herr Härle, Sie erweisen sich mit ihrer Entscheidung für eine Holzhackschnitzelanlage nicht nur als umwelt- und klimabewusst, sondern auch als guter Ökonom. Und weil Öl und Gas in den nächsten Jahren immer knapper werden, ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die Schere noch weiter auftun wird. Das ist Nachhaltigkeit im besten Sinn: Es funktioniert ökonomisch, die Umwelt hat etwas davon und es sozial ausgewogen, weil es die heimischen Waldbauern stärkt. Damit ist die Clemens Härle KG schon heute einer der Gewinner auf dem Weg in eine kohlenstoffarme Gesellschaft. Meine Damen und Herren,

ich versichere Ihnen, diese kohlenstoffarme Gesellschaft wird kommen auch wenn es auf dem derzeitigen Klimagipfel in Cancún noch zu keiner Einigung kommen wird, wie es derzeit aussieht. Denn wir haben gar keine andere Wahl. Abgesehen davon, dass die Vorräte an Öl, Gas und Kohle endlich sind und wir so oder so umsteigen müssen, zwingen uns die Klimaveränderungen zum Handeln. Erinnern Sie sich nur an die dramatischen Ereignisse des vergangenen Jahres: + Pakistan erlebte die schlimmsten Monsunregen und eine Jahrhundertflut Folge eines verstärkten La Nina-Effekts im Pazifik. + Russland erlebte die schlimmste Dürre und die schlimmsten Waldbrände aller Zeiten. + Und auch in den USA wurde der heißeste Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnungen registriert. Sprich: der Klimawandel ist bereits Wirklichkeit und da komme ich auf mein Eingangsbild zurück auch wenn die Politiker weltweit noch nicht bereit sind, daraus ernsthaft Konsequenzen zu ziehen. Wir werden, so wie die Clemens Härle KG, Konsequenzen ziehen müssen und unseren Energieverbrauch bis zum Jahr 2050 um 80 bis 95 Prozent senken müssen. So lautet seit Jahren die Botschaft aller Klimaforscher, wenn die Folgen des Klimawandels noch irgendwie beherrschbar bleiben sollen. Und ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingt, auch wenn die Diplomaten, die sich derzeit in Cancún treffen noch zu keinem Ergebnis kommen, und auch wenn die USA als größter Klimasünder der Welt nach den letzten Kongresswahlen weit davon entfernt sind, zur Klimalokomotive der Welt zu werden. Ich bin deshalb so optimistisch, weil ich nicht nur von unserer Wirtschaft entsprechende Signale vernehme, sondern auch aus einem ganz anderen Teil der Welt aus China: China ist entgegen weitläufiger Vorurteile enorm umweltbewusst. Umwelttechnik wird seit Jahren entlang der gesamten Wertschöpfungskette gepuscht. Ob Elektromobilität, Photovoltaik oder Energieeffizienz: Da werden Fabriken mit Staatsgeld und billigen Krediten in kürzester Zeit hochgezogen, Ingenieure und Facharbeiter ausgebildet. Fast die Hälfte der weltweit neu gebauten Windkraftkapazität etwa hat China im vergangenen Jahr im eigenen Land aufgestellt. Damit ist das Land nach den USA der zweitgrößte Nutzer von Windenergie. Rund 70 Prozent Sonnenkollektoren der Welt sind auf Chinas Dächern montiert, hergestellt im eigenen Land. Sie heizen Häuser, Fabriken, Schwimmbäder und liefern warmes Wasser ohne Holz, Gas oder Kohle. Für Photovoltaik-Module ist das Land bereits der weltgrößte Hersteller. Dementsprechend beliefern chinesische Unternehmen die ganze Welt mit ihren Modulen deutlich billiger als deutsche und amerikanische Hersteller. Um all das zu erreichen, hat die chinesische Führung das Konjunkturprogramm gegen die Finanz- und

Wirtschaftskrise von vornherein grün ausgerichtet: 200 Milliarden US-Dollar das entspricht einem Anteil von 34 Prozent am gesamten Fördervolumen wurden für alternative Techniken reserviert. Zum Vergleich: In Deutschland waren es 14 Milliarden oder 13 %, in den USA 112 Milliarden oder 11 %. Einzig Südkorea mit einem Anteil von 80 Prozent hat noch stärker auf das Segment Zukunftstechnologien gesetzt. Energieeffizienz ist schon heute ohne jegliche internationale Verpflichtung in Sachen Klimaschutz erklärtes Staatsziel in China. Bereits 2005 hatte die Staatsführung vorgegeben, die Energieeffizienz der gesamten Produktion bis 2010 um 20 Prozent zu verbessern. Deshalb werden jetzt unter anderem 762 Zement-, 175 Stahl- und 279 Papierfabriken dicht gemacht, weil sie die Vorgaben nicht erfüllen. Europa verfolgt ähnlich ehrgeizige Ziele. Laut der Europäischen Umweltagentur hat die EU ihr Ziel, die CO 2 -Emissionen bis 2020 um 20 Prozent zu verringern, schon heute fast erreicht. Jetzt geht es darum, dieses Ziel auf 30 Prozent zu erhöhen. Das gibt Investoren nicht nur Planungssicherheit bei der Entwicklung einer kohlenstoffarmen Energieversorgung. Die europäischen Unternehmen warten nur darauf, diese neuen Chancen zu ergreifen, hat Bundesumweltminister Norbert Röttgen kürzlich in einer Erklärung betont, die er gemeinsam mit den Energieministern Englands und Frankreichs verfasst hat. Die spannende Frage ist jetzt: Sind die EU und China als zentrale Akteure auf dem Weg zu einer kohlenstoffarmen Gesellschaft bereit voranzuschreiten und in einem bilateralen Abkommen zur Lokomotive in Sachen Klimaschutz zu werden? Für die Wirtschaft in diesen Ländern hätte dies enorme Vorteile: Sie können ihre jetzige Stellung als Führer in Sachen Umwelttechnik weiter ausbauen. Denn die Märkte würden gegenseitig geöffnet und Schutzzölle abgebaut. Klimafreundliche Technik ließe sich gemeinsam vermarkten, große Projekte durch günstige Kredite und staatliche Bürgschaften absichern. Alle Schwellen- und Industrieländer wären eingeladen, sich vergleichbar zu positionieren. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass Japan sofort nachziehen würde, weil sonst der für die Japaner wichtige chinesische Markt verschlossen bliebe. Südafrika, Brasilien und Indien als große Schwellenländer haben bereits signalisiert, dass sie einen solchen Weg mitbeschreiten würden. Und die Amerikaner? Ein Analyst der Deutschen Bank hat mir das folgendermaßen gesagt: Die Amerikaner haben nur zwei Möglichkeiten: Sie schauen darauf, was derzeit bei uns passiert, und lernen daraus oder aber sie schauen weg und gehen unter. Ich bin sehr optimistisch, dass sie hinsehen und mitmachen werden. Denn es gibt auch ein ganz anderes Amerika, das in Richtung Klimaschutz investiert und sieht, welche Gewinne man damit machen kann: Die Western Climate Initative etwa, an der u.a. Kalifornien, Oregon, Washington teilnehmen, hat auf

regionaler Ebene den Emissionshandel eingeführt umfassender als in Europa, da Verkehr und privater Verbrauch einbezogen sind. Bis 2030 soll der Anteil erneuerbarer Energien auf 30 Prozent erhöht werden. Vorreiter unter den Bundesstaaten ist Kalifornien. Noch ist dort mit dem Bau von vier solarthermischen Kraftwerken begonnen worden. Bei einer Gesamtleistung von 968 Megawatt werden allen damit jährlich 900000 Tonnen Kohlendioxid vermieden. Im Photovoltaik-Bereich kommt mit First Solar der weltweit führende Hersteller von Dünnschichtmodulen inzwischen aus Amerika. Auto-Gigant General Motors wiederum, einst der weltgrößte Autokonzern, war praktisch pleite, weil sich angesichts dramatisch gestiegener Ölpreise immer weniger Amerikaner die Spritfresser aus dem Hause General Motors noch leisten konnten. Jetzt investiert das Unternehmen allein für den Bau eines neuen Elektromotoren-Werks eine viertel Milliarde US-Dollar, um den weltweiten Hype in Sachen E-Mobilität nicht zu verpassen. Ich bin mir sicher: Die Amerikaner werden durch die steigenden Ölpreise so sehr gezwickt, dass sie gar nicht anders können, als ihr Wirtschaften zukunftsfähig zu machen. Und damit springe ich zurück zu unserem Nachhaltigkeitspreis: die Clemens Härle KG hat dies bereits in vorbildlicher Weise gemacht. Dass es bei der Vergabe des Preises um weit mehr ging als nur um Effizienz und Klimaschutz, sondern auch um soziale Werte, um Regionalität, um ein anderen Umgang mit Patienten, um die Integration von Migranten das werden Sie im Laufe des Nachmittags sehr gut erleben wenn sich alle Preisträger ihnen vorstellen: Zum Schluss möchte ich ein Wort noch über die Ethikbank verlieren: Die Ethikbank selbst investiert ihre Kundengelder in Staatsanleihen der Länder, die nach einem strengen sozial-ökologischen Rating ausgewählt wurden. Oder in Aktien und Industrieanleihen von Unternehmen, sozial-ökologische Standards erfüllen. Wer mit Rüstungsgütern, Atomkraft, gentechnisch veränderten Pflanzen oder Kinderarbeit Geschäfte macht, ist selbstverständlich tabu. Was mich dabei besonders freut, die Ethikbank orientiert sich nach eigenen Angaben an den Kriterien des Natur-Aktien-Index, der von meiner Redaktion bereits 1997 entwickelt wurde und der sich inzwischen zur Bench-Mark in Sachen nachhaltiger Geldanlage entwickelt hat. Meine Damen und Herren, dass eine Geldanlage, die nachhaltigen Kriterien folgt, bis heute alles andere als eine Selbstverständlichkeit, wissen Sie alle. Wir haben die Banken- und Finanzkrise hinter uns und wissen bis heute nicht, wie nahe wir noch am Abgrund stehen. Denn die Krise ist längst nicht überstanden. Stichwort Irland, Stichwort Griechenland. Ganze Länder drohen immer wieder zusammenzubrechen. Keiner kann vorher sagen, was da noch auf uns zu kommt. Wir wissen aber, dass das nicht passieren kann, wenn man Kriterien anlegt wie die Ethikbank. Ich freue mich, dass Sie zu den Gewinnern der Krise zählt. Denn immer mehr Kunden erkennen, dass sie nur dann

auf der sicheren Seite sind, wenn sie zu einer Bank wechseln, die bei der Geldanlage auf nachhaltige Kriterien achtet. In diesem Sinne wünsche ich sowohl der Ethikbank als auch ihrem Förderpreis in Sachen Nachhaltigkeit weiterhin viel Erfolg. Zum Schluss ein kleiner Hinweis in eigener Sache: Auch n+k benötigt Leser. Lesen Sie uns. Sie bekommen uns an allen Bahnhofskiosken oder noch einfacher: im Abonnement. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit