Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998 2008

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Transkript:

Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998 2008 Im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit Ein Geschäftsbereich der Gesundheit Österreich GmbH

Mundgesundheit bei Achtzehnjährigen Zahnstatuserhebung 2008 Andrea Bodenwinkler Gabriele Sax Johann Kerschbaum Wien, im Mai 2010 Im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit

ISBN-13 978-3-85159-140-8 Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Gesundheit Österreich GmbH, Stubenring 6, 1010 Wien, Tel. +43 1 515 61, Fax 513 84 72, E-Mail: vorname.nachname@goeg.at, Homepage: www.goeg.at Der Umwelt zuliebe: Dieser Bericht ist auf chlorfrei gebleichtem Papier ohne optische Aufheller hergestellt.

Kurzfassung Das WHO-Gesundheitsprogramm postuliert für den Mundgesundheitszustand von Achtzehnjährigen bis zum Jahr 2020 das Vorhandensein noch aller natürlichen eigenen Zähne (MT = 0) und völlig gesundes Zahnfleisch an mindestens vier Sextanten. Den Mundgesundheitszustand der Achtzehnjährigen erhob die Koordinationsstelle Zahnstatus in den Jahren 1998, 2003 und 2008 nach internationaler Methode (Basic Oral Health Surveys, WHO 1999). Die GÖG/ÖBIG-Untersuchungen weisen innerhalb der letzten zehn Jahre eine kontinuierliche Verbesserung der Zahngesundheit bei Jugendlichen nach. Zwischen den Jahren 1998 und 2008 entwickelten sich sämtliche Parameter zur Kariesmorbidität und Kariesprävalenz deutlich zurück. Der Anteil kariesfreier Achtzehnjähriger stieg von 16 Prozent auf 25 Prozent, der Kariesbefall reduzierte sich von durchschnittlich 5,5 D3MFT (durchschnittliche Anzahl kariöser, fehlender oder gefüllter Zähne pro Gebiss) auf 3,6 D3MFT, um 38 Prozent. Hauptanteil (80 %) am D3MFT haben die sanierten (gefüllten) Zähne. Parallel zur Kariesaktivität ist auch die Zahnverlustrate gesunken (Anteil der Jugendlichen mit mindestens einem fehlenden Zahn). Litten zu Beginn des Beobachtungszeitraumes (1998) noch 37 Prozent der Achtzehnjährigen unter einem Lückengebiss, so fehlt nach zehn Jahren nur mehr bei drei Prozent der Untersuchten zumindest ein Zahn aufgrund von Karies. Gegenwärtig beträgt die durchschnittliche Anzahl wegen Karies extrahierter Zähne (MT) 0,05. Der von der WHO bis 2020 geforderte MT-Wert wird damit allerdings noch nicht vollständig erreicht. Der parodontale Befund hingegen die erhobenen Achtzehnjährige besitzen durchschnittlich 4,8 völlig gesunde Sextanten entspricht bereits heute dem Mundgesundheitspostulat der WHO. Die vertiefende Analyse zeigt, dass Mundgesundheit von soziodemografischen Faktoren beeinflusst ist. Burschen leiden gegenüber Mädchen unter geringfügig erhöhter Kariesanfälligkeit (5,5 D3MFS versus 4,6 D3MFS). Unterschiede in der Kariesbetroffenheit bestehen auch nach Bundesregion, wobei sich Jugendliche aus westlichen Bundesländern gegenüber jenen aus Ost-Österreich an besserer Zahngesundheit (2,9 D3MFT versus 3,8 D3MFT) erfreuen. Zudem bestimmen soziokulturelle Faktoren die Gesundheit der Zähne mit. Migrations- und niedriger Bildungsstatus erhöhen das Kariesrisiko ganz deutlich. Der SiC-Index (gibt den durchschnittlichen D3MFT im Probandendrittel mit der höchsten Kariesprävalenz an) identifiziert Risikopersonen. Ein hoher SiC- Index-Wert weist auf die besondere Kariesanfälligkeit einer Subgruppe hin (Jugendliche mit Migrationshintergrund 8,2 D3MFT versus Jugendliche ohne Migrationshintergrund 7,7 D3MFT; Jugendliche mit Eltern ohne Matura: 8,5 D3MFT versus Jugendliche mit Eltern mit Matura 7,6 D3MFT; Lehrlinge/Arbeitslose: 9,2 D3MFT versus Schüler/innen 7,4 D3MFT). Außerdem verdeutlicht der große Unterschied zwischen dem SiC-Index- Wert (alle Jugendlichen 8,5 D3MFT) und dem D3MFT-Index-Wert (alle Jugendlichen 3,6) Kurzfassung III

die Polarisierung der Karies. Die Hälfte der kariösen Schäden betrifft ein Viertel der untersuchten jungen Frauen und Männer. Im europäischen Vergleich entspricht der Zahnzustand der österreichischen Achtzehnjährigen nahezu dem hohen Gesundheitsniveau skandinavischer Länder. Die vorliegenden Untersuchungsergebnisse belegen somit die durchaus positive Wirkung von Gruppenprophylaxeaktivitäten. Werden die bereits bestehenden Maßnahmen fortgeführt und die Vorsorgeprogramme weiter verbessert, kann das erreichte Mundgesundheitsniveau nicht nur stabilisiert, sondern auch noch angehoben werden. IV GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008

Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung... 1 2 Studiendesign und Methodik... 2 2.1 Problemstellung... 2 2.2 Stichprobe... 4 2.3 Untersuchungsdesign... 6 2.3.1 Kariesbefundung... 6 2.3.2 Vitalität... 10 2.3.3 Community Periodontal Index (CPI)... 10 2.3.4 Kieferorthopädische (KFO-) Untersuchung... 11 2.4 Untersuchungsablauf... 12 3 Ergebnisse... 14 3.1 WHO-Ziele... 14 3.2 Karies... 17 3.2.1 Kariesmorbidität Anteil kariesfreier Personen... 18 3.2.2 Kariesprävalenz... 22 3.2.3 Polarisierung... 27 3.2.4 Sanierungsgrad und Behandlungsbedarf... 31 3.3 Spezifische Ergebnisse... 33 3.3.1 Größe und Umfang der akuten behandlungsbedürftigen Dentinkaries... 33 3.3.2 Füllungsmaterialien... 35 3.3.3 Fissurenversiegelung... 36 3.3.4 Devitale Zähne... 37 3.4 Ergebnisse der parodontalen Untersuchung... 38 3.5 Ergebnisse der KFO-Untersuchung... 41 3.6 Ergebnisse zum Mundgesundheitsverhalten... 44 4 Mundgesundheit bei Achtzehnjährigen 1998 bis 2008... 50 4.1 Kariesmorbidität... 50 4.2 Kariesprävalenz... 52 4.3 SiC-Index... 54 4.4 Vitalität... 55 4.5 Zahnfleischerkrankungen... 55 4.6 Zusammenfassung Vergleich... 55 5 Europäischer Vergleich... 57 6 Resümee... 59 Literaturverzeichnis... 63 Inhalt V

Abbildungsverzeichnis Abbildung 3.1: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Kariesmorbidität und Kariesdiagnosen und Geschlecht in Prozent... 20 Abbildung 3.2: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige SiC-Index und D3MFT-Index... 31 Abbildung 3.3: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Behandlungsbedürftige Läsionen (D3-Läsionen)... 35 Abbildung 3.4: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Füllungsmaterialien... 36 Abbilung 4.1: Zahnstatuserhebung 1998, 2003 und 2008/2009 Achtzehnjährige Sic-Index (Significant Caries Index)... 54 Tabellenverzeichnis Tabelle 2.1: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Bundesstichprobenziehung... 5 Tabelle 2.2: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Kariesdiagnosen... 8 Tabelle 2.3: Tabelle 2.4: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Einordnung der ICDAS-Scores in das DMF-System... 8 Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährigen ICDAS II (International Caries Detection and Assessment System) und erforderliche Behandlung... 9 Tabelle 2.5: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Vorgehensweise bei Aggregierung von Flächendiagnosen zu Zahnwerten... 9 Tabelle 2.6: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Community Periodontal Index (CPI) Bewertungsgrade... 10 Tabelle 2.7: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige KFO-Diagnosen... 12 Tabelle 3.1: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Geschlecht (in Prozent) und Anzahl wegen Karies fehlender Zähne... 15 VI GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008

Tabelle 3.2: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Migrationsstatus (in Prozent) und Anzahl wegen Karies fehlender Zähne... 16 Tabelle 3.3: Tabelle 3.4: Tabelle 3.5: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Bildung der Eltern (in Prozent) und Anzahl wegen Karies fehlender Zähne... 16 Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Bildung (in Prozent) und Anzahl wegen Karies fehlender Zähne... 16 Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Wohnregion (in Prozent) und Anzahl wegen Karies fehlender Zähne... 17 Tabelle 3.6: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Kariesmorbidität und Migrationsstatus in Prozent... 21 Tabelle 3.7: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Kariesmorbidität und Bildung der Eltern in Prozent... 21 Tabelle 3.8: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Kariesmorbidität und Bildung in Prozent... 22 Tabelle 3.9: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Kariesmorbidität und Wohnregion in Prozent... 22 Tabelle 3.10: Tabelle 3.11: Tabelle 3.12: Tabelle 3.13: Tabelle 3.14: Tabelle 3.15: Tabelle 3.16: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige DMFT-Index und Geschlecht... 23 Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige DMFT-Index und Migrationsstatus... 24 Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige DMFT-Index und Bildung der Eltern... 24 Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige DMFT-Index und Bildung... 25 Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige DMFT-Index und Wohnregion... 25 Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige DMFS-Index und Geschlecht... 26 Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige DMFS Index und Kariesintensität... 27 Tabelle 3.17: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige DMFS-Index... 28 Tabelle 3.18: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige DMFS-Index und Migrationsstatus... 29 Inhalt VII

Tabelle 3.19: Tabelle 3.20: Tabelle 3.21: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige DMFS Index und Bildung der Eltern... 29 Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige DMFS-Index und Bildung der Jugendlichen... 29 Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige DMFS-Index und Region... 30 Tabelle 3.22: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Sanierungsgrad... 32 Tabelle 3.23: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Behandlungsbedarf und Polarisation... 33 Tabelle 3.24: Tabelle 3.25: Tabelle 3.26: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige CPI und Polarisierung... 39 Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige CPI-Diagnosen und Geschlecht, Migrationsstatus... 40 Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige CPI-Diagnosen und Bildung, Region... 40 Tabelle 3.27: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Kieferorthopädische Diagnosen: abnorme Platzverhältnisse... 42 Tabelle 3.28: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Kieferorthopädische Diagnosen: Bissfehler... 43 Tabelle 3.29: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Befragung zu letztem Zahnarztbesuch in Prozent... 45 Tabelle 4.1: Zahnstatuserhebung 1998, 2003 und 2008/2009 Achtzehnjährige Vergleich Kariesmorbidität... 51 Tabelle 4.2: Zahnstatuserhebung 1998, 2003 und 2008/2009 Achtzehnjährige Vergleich Kariesmorbidität und Geschlecht in Prozent... 52 Tabelle 4.3: Zahnstatuserhebung 1998, 2003 und 2008/2009 Achtzehnjährige Kariesprävalenz (D3MFT/S-Indexwerte)... 53 Tabelle 5.1: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährigen Kariestrends... 57 VIII GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008

Abkürzungsverzeichnis AHS AMS BHS BS BMGFJ CPI D D0 D1 D2 D3 D1+2+3 DMFT dmft DMFS dmfs DMFT-Index DMFS-Index D3MFT-Index D3MFS-Index D3S FT/S MT/S GÖG ICDAS Allgemeinbildende Höhere Schule Arbeitsmarktservice Berufsbildende Höhere Schule Berufsschule Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend Der Community Periodontal Index dient der Befundung von Zahnfleischerkrankungen Diagnose: akute Karies (ohne Angabe der Eindringungstiefe) Diagnose: ganz gesunde Zahnoberfläche Diagnose: sichtbare Zahnschmelzverfärbung, das bedeutet reversible, oberflächliche Schmelzkaries Diagnose: sichtbarer, kariöser Schmelzdefekt Diagnose: eindeutige Kavität (Dentinkaries), d. h. ein füllungsbedürftiger eindeutig bis ins Dentin reichender kariöser Defekt liegt sichtbar vor Diagnose: verschiedene Stadien von Karies sind gemeinsam angegeben Index zur Beschreibung der Kariesstadien, zahnbezogen; großgeschrieben bezieht sich auf das bleibende Gebiss Index zur Beschreibung der Kariesstadien, zahnbezogen; kleingeschrieben bezieht sich auf das Milchgebiss Index zur Beschreibung der Kariesstadien, zahnflächenbezogen; großgeschrieben bezieht sich auf das bleibende Gebiss Index zur Beschreibung der Kariesstadien, zahnflächenbezogen; kleingeschrieben bezieht sich auf das Milchgebiss Durchschnittliche Anzahl der kariösen, wegen Karies gezogenen oder gefüllten Zähne pro bleibendes Gebiss Durchschnittliche Anzahl der kariösen, wegen Karies gezogenen oder gefüllten Zahnflächen pro bleibendes Gebiss Durchschnittliche Anzahl der aktiv kariösen, wegen Karies gezogenen oder gefüllten Zähne pro bleibendes Gebiss Durchschnittliche Anzahl der aktiv kariösen, wegen Karies gezogenen oder gefüllten Zahnflächen pro bleibendes Gebiss Durchschnittliche Anzahl der aktiv kariösen Zahnflächen Durchschnittliche Anzahl gefüllter bzw. sanierter Zähne bzw. Zahnflächen Durchschnittliche Anzahl wegen Karies gezogener bzw. fehlender Zähne/Zahnflächen Gesundheit Österreich GmbH International Caries Detection and Assessment System Inhalt IX

ICDAS-II-Scores ICDAS Studien (Diagnosen) KFO Kieferorthopädisch/Kieferorthopädie Mig Migration/Migrationshintergrund ÖBIG Österreichisches Bundesinstitut für Gesundheitswesen SiC-Index Significant Caries Index (beschreibt den durchschnittlichen Kariesbefall in Kariesrisikogruppen) WHO Weltgesundheitsorganisation X GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008

1 Einleitung Seit 1996 führt die ÖBIG-Koordinationsstelle-Zahnstatus in der Gesundheit Österreich (GÖG/ÖBIG) vom Bund beauftragte Untersuchungen zur Zahngesundheit der österreichischen Bevölkerung durch. Regelmäßig überprüft werden alle Altersgruppen, für die die WHO Vorgaben festgelegt hat. Die WHO-Indexaltersgruppen mit definierten oralen Gesundheitszielen umfassen Sechsjährige, Zwölfjährige, 18-Jährige sowie 35- bis 44- Jährige und 65- bis 74-Jährige. Die Koordinationsstelle Zahnstatus erhebt pro Jahr eine WHO-Altersgruppe nach internationaler Methodik (WHO 1999). Die jeweils aktuellen Erhebungsresultate werden während der alljährlich stattfindenden GÖG/ÖBIG-Fachtagung präsentiert und anschließend publiziert. Die seit mehr als zehn Jahren systematisch erhobenen Daten zeigen nicht nur die Entwicklung des Zahngesundheitszustandes der Österreicher/innen, sondern leisten auch einen Beitrag zur Evaluierung der Prophylaxe- Aktivitäten der Bundesländer Achtzehnjährige wurden erstmals im Jahr 1998 untersucht, im Jahr 2003 folgte die Wiederholungsuntersuchung. Zwischen 1998 und 2003 verbesserte sich die Zahngesundheit der Achtzehnjährigen deutlich (der Zuwachs an Achtzehnjährigen mit vollzähligem eigenem Gebiss beträgt 30 Prozentpunkte, der Kariesbefall sank um 28 Prozent). Zwischen November 2008 und März 2009 erhob die ÖBIG- Koordinationsstelle den Zahnstatus der Achtzehnjährigen zum dritten Mal nach internationalem Design (WHO 1999, ICDAS II 2005, EGOHIP 2008). Dieser Bericht beschreibt die Untersuchungsergebnisse bei den Achtzehnjährigen und dokumentiert die neuesten Entwicklungen (Ergebnisse der letzten Erhebung im Jahr 2008/09 - Kapitel 3, Entwicklung von 1998 bis 2008 - Kapitel 4 und Europäischer Vergleich - Kapitel 5). Kapitel 1 / Einleitung 1

2 Studiendesign und Methodik 2.1 Problemstellung Gute Mundgesundheit ermöglicht problemlos zu essen, selbstbewusst zu lächeln und zu kommunizieren. Gesunde Zähne sind wichtig für die allgemeine Gesundheit und haben entscheidenden Einfluss auf die Lebensqualität. Kariöse Zähne hingegen sind mit Schmerzen verbunden. Karies im Kleinkindesalter wirkt nachteilig auf die Gebissentwicklung, Zahn- und Kieferfehlstellungen können entstehen. Solche Gebissanomalien beeinträchtigen die Sprach- und Sprechweise, das psychische Wohlbefinden sowie das Aussehen einer Person und wirken sich ungünstig auf die psychosoziale Wertigkeit (Selbstwertgefühl) aus (Micheelis 2004). Zahnfäule (Karies) gilt als die meist verbreitete Zivilisationskrankheit. Ein großer Teil der Erdbevölkerung ist weitgehend davon betroffen (DMS IV 2006). Karies entsteht letztlich, wenn die sauren Stoffwechselprodukte des Bakteriums Steptococcus mutans den Zahnschmelz angreifen und die darunter liegenden Zahnschichten auflösen. Unzureichende Mundhygiene und zahnschädigendes Ernährungsverhalten (z. B. häufiger Konsum von Zucker, Schokolade, Chips und Mehlprodukten) unterstützen die kariöse Destruktion der Zähne (Städtler 1994, DMS III 1999, ÖBIG 2001 bis 2008). Durch gezielte Vorbeugemaßnahmen (effiziente tägliche Zahnpflege mit Fluoriden, zahnfreundliche Ernährungsweise und regelmäßige zahnärztliche Kontrollbesuche) lässt sich Karies jedoch zum größten Teil vermeiden (vgl. DMS III 1999). Ist aber einmal ein kariöser Defekt (Kavität) entstanden, so ist dieser irreversibel und kann nur noch gefüllt werden. Im Prinzip sind daher alle zahnmedizinischen Füllungen Prothesen, deren Aufgabe es ist, das hochspezialisierte natürliche Zahngewebe zu ersetzen. Nicht gefüllte Karies (offene kariöse Löcher an den Zähnen) führt zu starker Vermehrung kariogener Keime in der Mundhöhle und erhöht das Kariesrisiko für das restliche Gebiss. Ein kariös befallenes Milchgebiss bedeutet eine erhöhte Erkrankungsanfälligkeit für das Wechselgebiss 1. In weiterer Folge ist auch das bleibende Gebiss vermehrt gefährdet (Städtler 1994). Demnach bedingt die Zahngesundheit im Kindes- und Jugendalter unmittelbar die orale Gesundheit im Erwachsenenalter. 1 Das Wechselgebiss umspannt den Zeitraum zwischen dem ersten bleibenden Zahn (ca. fünftes bis sechstes Lebensjahr) bis zum Ende des Zahnwechsels (ca. 15. Lebensjahr). 2 GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008

In Österreich wird orale Vorsorge auf verschiedenen Ebenen durchgeführt. Neben öffentlichkeitsbezogenen prophylaktischen Maßnahmen via Medien (z. B. Monat der Zahngesundheit) gibt es die Gruppenprophylaxeprogramme in Kindergärten und Volksschulen. Die einzelnen Bundesländer betreiben bereits seit mehreren Jahren intensiv Zahngesundheitserziehung (siehe ÖBIG-Dokumentation der Kariesprophylaxeaktivitäten 2007). Die aktuellen oralepidemiologischen Daten der Koordinationsstelle Zahnstatus belegen, dass diese Bemühungen auch erfolgreich sind. Der Kariesbefall sank bedeutend und ist verbunden mit einem Anstieg kariesfreier Heranwachsender (ÖBIG 2001 bis 2008). Gleichzeitig zeigen die Kariesstatistiken, dass Kinder aus Familien mit niedrigem sozialem Status noch immer stark von Karies betroffen sind (ÖBIG 2001 bis 2008). In der Verteilung der Karies ist eine starke Polarität zu beobachten: Etwa 25 Prozent der Zwölfjährigen vereinen 80 Prozent der insgesamt vorhandenen Karies auf sich (ÖBIG 2008). Aus diesem Grund müssen für Kinder mit besonderer Kariesgefährdung spezifische Programme entwickelt werden. Niedriger sozialer Status, das heißt mangelnde Bildung und geringes Einkommen betreffen viele Familien mit Migrationshintergrund. Bereits Anfang der 1990er Jahre liegen Prävalenzstudien vor, die im Bereich der Mundgesundheit eine besondere Gefährdung von Migrantenkindern belegen (Haugejorden 2002, Holst 2004, Pitts 2005, Truin 2005, Stürzenbaum 2006, Momeni 2006). Da die Migration in den meisten wohlhabenden europäischen Staaten in den letzten Jahren stark zugenommen hat und auch in naher Zukunft noch zunehmen wird, befürchten Kariesepidemiologen wieder einen Anstieg der Kariesprävalenz bei Kindern und Heranwachsenden (Marthaler 2004). Daher steht Dental Public Health auch vor der Aufgabe, Migrantinnen und Migranten in die gesundheitsfördernden Programme mit einzubeziehen. Das bedeutet gleichzeitig, dass Kariesepidemiologie (Zahnstatuserhebungen) ein wichtiger Teil von Dental Public Health ist. Die Planung neuer Präventionsprogramme erfordert eine einwandfreie Interpretation epidemiologischer Kariesdaten. Migrationsstatus (Anteil an Migranten), Herkunftsland von Migrantinnen und Migranten sowie die Dauer des Aufenthaltes im Einwanderungsland sind zu berücksichtigende Faktoren. Im Rahmen der Zahnstatuserhebung 2006 (bei Sechsjährigen) wurde zum ersten Mal in Österreich auch die Zahngesundheit von Kindern mit Migrationshintergrund untersucht (ÖBIG 2007). Seither ist dieser Aspekt fester Bestandteil der GÖG/ÖBIG- Zahnstatuserhebungen (ÖBIG 2008). Die WHO definierte neben den Sechs- und Zwölfjährigen auch die Achtzehnjährigen als Indexgruppe. In diesem Alter ist der Gebisswechsel bereits seit einigen Jahren abgeschlossen und das jugendliche bleibende Gebiss ist dem Angriff zahnschädigender Säuren der Mundhöhle permanent ausgeliefert. Untersuchungen bei Achtzehnjährigen sollen zeigen, ob der Zahngesundheits-Unterricht im Kindes- und Jugendalter das Verhalten der Kinder soweit beeinflussen konnte, dass die erlernten Maßnahmen nachhaltig positiv wirken. Die Untersuchungsdaten der Achtzehnjährigen ermöglichen Kapitel 2 / Studiendesign und Methodik 3

außerdem eine Einschätzung der Zahngesundheit in Erwachsenengruppen ( reifes bleibendes Gebiss ). 2.2 Stichprobe Die Stichprobe wurde mithilfe der WHO-Pathfinder-Methode bestimmt. Dieses Ziehungsverfahren gewährleistet trotz einer relativ kleinen Stichprobengröße die Repräsentativität der Stichprobe (WHO 1999). Die Anzahl von 500 Probandinnen und Probanden stellt eine für Gesamtösterreich repräsentative Stichprobengröße dar. Die Stichprobe wird in zwei Schritten gezogen: Zuerst werden die Erhebungsorte ausgewählt und dann erfolgt die Ziehung der pro Erhebungsort benötigten jungen Frauen und Männer. Die Teilnahme an der Untersuchung ist freiwillig und nur mit schriftlicher Zustimmung der Probandinnen und Probanden möglich (d. h. es ist in Betracht zu ziehen, dass Jugendliche mit besonders schlechten Zähnen aus Scham der Untersuchung nicht zustimmten). Auswahl der Erhebungsorte sowie der Probanden Die Achtzehnjährigen wurden über das Schulsystem und die AMS-Stellen (Arbeitsmarktservicestellen) aufgesucht. Unter Berücksichtigung der Verteilung dieser Altersgruppe im gesamten Bundesgebiet musste pro Bundesland und Schultyp sowie pro Erhebungsort eine bestimmte Anzahl an Probandinnen und Probanden untersucht werden (18 Personen). Bei der Ziehung der Erhebungsorte bediente man sich der Website des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur (www.schule.at alle Schulen Österreichs mit Adressen und Telefonnummern usw. nach Bundesland) bzw. der Website des Österreichischen Arbeitsmarktservice (www.ams.at). Insgesamt fielen 33 über ganz Österreich verteilte Erhebungsorte in die Ziehung. Dabei wurden Allgemeinbildende Höhere Schulen (AHS), Berufsbildende Höhere Schulen (BHS), Berufsschulen (BS) und AMS-Stellen (AMS) nach dem Schneeballverfahren (zufällig getroffen) ausgewählt. Auswahlkriterien für die Schulen waren Anzahl und Größe von Klassen bzw. die Geschlechterverteilung in der vorgesehenen Altersgruppe sowie eine bevölkerungsrepräsentative Mischung aus AHS, BHS sowie BS und AMS. Nach der Vorauswahl der Schulen informierte man die Landesschulrätinnen und Landesschulräte aller neun Bundesländer und bat sie um ihr Einverständnis. Danach wurde telefonisch und schriftlich mit den jeweiligen Schuldirektionen Kontakt aufgenommen. Erfolgte eine Zustimmung, erhielten die Schulen per Postweg ergänzende, informative Unterlagen. Die zuständigen Administratoren und Lehrkräfte der ausgewählten Schulen bekamen eine genaue Beschreibung des Ablaufes der Erhebung. Den Schülerinnen und Schülern in der entsprechenden Altersgruppe wurden Informationsblätter über den Zweck der Erhebung beigelegt. Die Ziehung der Probandinnen und 4 GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008

Probanden erfolgte am Untersuchungstag. Dazu übergaben die Direktoren bzw. die Direktorinnen dem Untersuchungsteam zuerst eine vorbereitete Namenliste mit Klassenzugehörigkeit aller in Frage kommenden Achtzehnjährigen in der Schule. Aus dieser Liste wählte das Untersuchungsteam die für die Erhebung notwendige Stichprobe an Schülerinnen und Schülern zufällig aus. Dabei musste auf die Parität der Geschlechter sowie auf einen bestimmten Anteil an Jugendlichen mit Migrationshintergrund geachtet werden. Die Genehmigung zur Durchführung der Erhebung in den AMS-Stellen wurde zuerst telefonisch von der jeweiligen Landesstellenleitung eingeholt. Die Erhebung wurde mit der zuständigen Servicestellenleitung koordiniert. Darstellung der Stichprobe Insgesamt beteiligten sich 526 Jugendliche an der Erhebung. Wie sich das Studiensample nach den soziodemografischen Merkmalen verteilt, zeigt die Tabelle 2.1. Tabelle 2.1: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Bundesstichprobenziehung Stichprobenmerkmale Stichprobengröße n % Gesamt 526 100 Männlich 278 53 Weiblich 248 47 Jugendliche ohne Migrationshintergrund (ohne Mig) 446 85 Jugendliche mit Migrationshintergrund (Mig) 80 15 Jugendliche mit Eltern mit Matura 223 42 Jugendliche mit Eltern ohne Matura 303 58 AHS/BHS-Schüler/innen 328 62 Lehrlinge/Beschäftigungslose (BS/AMS) 198 38 West-Österreich 105 20 Ost-Österreich 421 80 Alter der Probandinnen und Probanden Die Probandinnen und Probanden hatten das 17. Lebensjahr bereits vollendet, das 19. Lebensjahr noch nicht erreicht. Kapitel 2 / Studiendesign und Methodik 5

Migrationsstatus 80 Jugendliche (rund 15 %) weisen einen Migrationshintergrund auf. Dies sind jene erhobenen Jugendlichen, die nicht in Österreich geboren wurden (Migranten/Migrantinnen der ersten Generation) oder die einen Elternteil haben, der nicht in Österreich geboren wurde (Migranten/Migrantinnen der zweiten Generation). Da die Untersuchungsgruppe mit Migrationshintergrund relativ klein ist, sind innerhalb dieser Subgruppe detaillierte Analysen nicht möglich. Sozioökonomischer Hintergrund Ausbildung und Beschäftigung Karies ist erwiesenermaßen mit typischen Verhaltensmustern verbunden. Da einige Verhaltensweisen in bestimmten Sozialschichten bzw. Familien gehäuft vorkommen, ist in der Regel ein Zusammenhang zwischen sozioökonomisch bestimmter Lebensweise und dem Kariesbefall festzustellen (DMS III 1999). In der vorliegenden Untersuchung repräsentierten der Bildungsstatus der Eltern (mindestens ein Elternteil mit Matura, kein Elternteil hat maturiert) und der besuchte Schultypus der Jugendlichen den sozioökonomischen Status. Die vorliegende Stichprobe umfasst Schüler/innen von AHS und BHS, Lehrlinge in Berufsschulen und Arbeiter/innen mit bzw. ohne Arbeitsverhältnis. 2.3 Untersuchungsdesign Die Auswahl und Definition der Untersuchungsvariablen erfolgte nach internationalen Richtlinien (WHO 1999, ICDAS II 2005, EGOHID 2008). Soziodemografische Parameter (Wohnort, Alter, Migrationshintergrund usw.) wurden von den jungen Frauen und Männern erfragt. Zudem beantworteten die Probanden und Probandinnen auch Fragen zur praktizierten Mundgesundheitspflege. Der klinische (zahnmedizinische) Untersuchungsteil bestand in der Beurteilung des Zahnfleisches (Gingivitiszeichen, Zahnfleischtaschen, Zahnstein sichtbar), einer Bewertung des Kariesaufkommens und einer kieferorthopädischen Begutachtung (Kieferlagebeziehung, Bisslage, Platzverhältnisse etc.). 2.3.1 Kariesbefundung Die Kariesprävalenz (der Kariesbefall) wird international in DMFT/dmft- und DMFS/dmfs-Werten ausgedrückt. Mit Großschreibung der Indexbezeichnung sind die Werte im bleibenden Gebiss gemeint, mit Kleinschreibung jene im Milchgebiss. Der 6 GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008

Buchstabe T/t (Tooth) bezieht sich auf den ganzen Zahn als Bewertungseinheit, der Buchstabe S/s (Surfaces) verdeutlicht, dass jede einzelne Zahnfläche bewertet wird. Der DMFT-Index stellt die Summe der kariösen (decayed), gezogenen (missing) und gefüllten (filled) Zähne (teeth) im bleibenden Gebiss pro Person dar. Der DMFS-Index zeigt die Summe der kariösen, gezogenen und gefüllten Zahnflächen (surfaces) des bleibenden Gebisses pro Person. Um den Grad der kariösen Veränderung eines Zahnes bzw. einer Zahnfläche darzustellen, findet nach WHO-Methodik folgende Schreibweise Verwendung: D0 = gesunde Zahnoberfläche; D1 = opak oder braun verfärbte Schmelzoberfläche, das bedeutet inaktive, reversible Schmelzkaries; D2 = sichtbarer Schmelzdefekt, der auf den Schmelz beschränkt ist; D3 = Defekt, der ins Dentin reicht (Kavität), es besteht unbedingter Füllungsbedarf (vgl. Tabelle 2.2). In den D3MF/S-Index gehen nur die irreversiblen kariösen Defekte ein. D1 und D2 gelten noch als reversible Veränderungen. Zwar werden dabei auch bereits kariöse Schäden registriert, diese sind bei entsprechender Behandlung (z. B. durch lokale Fluoridanwendung, erweiterte Versiegelung etc.) jedoch reversibel (Pitts 2005). Werden Kategorien gemeinsam ausgewertet, so wird dies z. B. als D1+2 oder D1+2+3 gekennzeichnet. Die Befundung von Karies erfolgt nach den Kriterien des ICDAS II (International Caries Detection and Assessment System, www.dundee.ac.uk/dhsru/news/icdas.html 2005). Mit den von internationalen Kariesepidemiologen neu entwickelten ICDAS- Standardcodes werden die verschiedenen Stadien des Kariesbefalls (stages) visuell einheitlich bewertet. Somit ist die Basis geschaffen, Kariesdaten international zu vergleichen und zu vernetzen. Die ICDAS-II-Scores (Kariesdiagnosen) reichen in Abhängigkeit des Kariesschweregrades (Eindringungstiefe in die Zahnschichten) von 0 bis 6 (vgl. Tabelle 2.4). In Tabelle 2.4 sind auch die Behandlungsmethoden angeführt, die die einzelnen ICDAS-Scores erfordern. Tabelle 2.3 veranschaulicht die Einordnung der neuen ICDAS-Scores in das WHO-DMF/dmf-System. Danach entsprechen die ICDAS-Scores 3, 4, 5 und 6 dem WHO-Kriterium D3/d3 (füllungsbedürftige Karies) und fließen somit in die Berechnung des D3MFT/d3mft-Indexwertes ein. Die Dokumentation der Kariesdaten erfolgt durch Bewertung der einzelnen Zahnflächen. Die Seitenzähne (Vormahlzähne und Mahlzähne) werden anhand von fünf Flächen bewertet, die Frontzähne (Schneidezähne und Eckzähne) anhand von vier Flächen. In der vorliegenden Untersuchung wurden alle Zahnflächen des Gebisses nach den in Tabelle 2.4 angeführten Diagnosekriterien bewertet. Kapitel 2 / Studiendesign und Methodik 7

Um den DMFT-Index pro Person zu berechnen, mussten die Flächen-Diagnosen (vgl. Tabelle 2.3) zu einem Wert für den ganzen Zahn aggregiert werden. Dabei wurde wie in der Tabelle 2.4 dargestellten Weise vorgegangen. Tabelle 2.2: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Kariesdiagnosen Kariesdiagnose Anmerkungen Gesund Verfärbter Zahnschmelz Kariöser Schmelzdefekt Kavität, Behandlungsbedarf Füllung Traumatisiert Nicht bewertbar* Zahn fehlt wegen Karies Zahn fehlt aus anderem Grund Minimal invasive Füllung** Versiegelung D0 D1 D2 D3 (decayed) F (filled) T M (missing) F (filled) * Nicht bewertbar war eine Zahnfläche, wenn z. B. infolge einer festsitzenden kieferorthopädischen Apparatur die Fläche nicht vollständig einsichtig war. ** Eine minimal invasive Füllung ist eine sehr kleine Restauration der Kaufläche eines Backenzahnes wie z. B. die erweiterte Fissurenversiegelung oder das Grübchen., WHO Tabelle 2.3: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Einordnung der ICDAS-Scores in das DMF-System Kariesdiagnose DMF-System ICDAS-Score Gesund D0 0 Reversible inaktive Schmelzkaries, Verfärbung D1 1 bzw. 2 Mikrokavität (Schmelzdefekt 0,5 mm Durchmesser, Sonde steckt) D3 3 Dunkel durchscheinender Dentinschatten D3, D4 4 Eindeutige einflächige Kavität D3, D4 5 Mehrflächige Kavität D3, D4 6, WHO, Arbeitsgruppe ICDAS 8 GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008

Tabelle 2.4: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährigen ICDAS II (International Caries Detection and Assessment System) und erforderliche Behandlung ICDAS-Scores Diagnosen Erforderliche Behandlung 0 Keine kariöse Veränderung; gesund keine Behandlung notwendig 1 Kariös verfärbte aber nicht defekte Schmelzoberfläche; ganz oberflächliche Schmelzkaries, Verfärbung ist nur nach Lufttrocknen sichtbar 2 Kariös verfärbte aber nicht defekte Schmelzoberfläche; oberflächliche Schmelzkaries, eindeutige Verfärbung, ohne Lufttrocknen sichtbar 3 Ganz kleiner Schmelzdefekt (tiefe Schmelzkaries; WHO-Sonde steckt; die darunter liegende Dentinschicht ist betroffen), Mikrokavität 4 Durchscheinender dunkler Schatten im Dentin (underlying grey shadow from dentin) lokale Fluoridierung; abwarten und kontrollieren lokale Fluoridierung; abwarten und kontrollieren minimal invasive Füllung; (erweiterte Fissurenversiegelung) Füllung 5 Eindeutige Kavität (eindeutiges Loch bis ins Dentin reichend, die WHO-Sonde ist frei beweglich) 6 Mehrflächige Kavität mit sichtbarem Dentin (Extensiv Cavity) herkömmliche Einflächen-Füllung Höckerdeckung, Onlay oder Krone ist notwendig 1 Die ICDAS-Scores 1 und 2 bedeuten unterschiedliche Stufen von oberflächlicher Schmelzkaries, wobei Score 1 eine sichtbare Schmelzverfärbung nach Lufttrocknen des Zahnes darstellt, während Score 2 eine sichtbare Schmelzverfärbung ohne Lufttrocknen des Zahnes bedeutet. Tabelle 2.5: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Vorgehensweise bei Aggregierung von Flächendiagnosen zu Zahnwerten Zahn-Wert 1 Flächenwerte D0 D1 D2 D3 F Wenn alle Flächen eines Zahnes mit D0 bewertet wurden. Wenn mindestens eine Fläche mit D1 und alle anderen mit D0 bewertet wurden. Wenn mindestens eine Fläche mit D2 und alle anderen mit D0 oder D1 bewertet wurden. Wenn mindestens eine Fläche mit D3 bewertet wurde d. h. die behandlungsbedürftige Dentinkaries wird höher bewertet als alle anderen Kategorien, da sie im Sinne des Kariesindex die gravierendste Diagnose darstellt. Wenn mindestens eine Fläche mit F, alle anderen mit D0, D1, oder D2, aber keine Fläche mit D3 bewertet wurde (da eine gefüllte Fläche einmal kariös war, wird eine Füllung schwerer als eine Verfärbung oder eine Schmelzkaries eingestuft). M Der bleibende Zahn fehlt wegen Karies, d. h. alle Flächen wurden mit M bewertet. 1 Alle anderen Diagnosen (Zahn fehlt aus anderem Grund, versiegelte Fläche, nicht bewertbare Fläche, traumatisierte Fläche usw.) gehen nicht in den Kariesindex (D3MF) ein. Kapitel 2 / Studiendesign und Methodik 9

2.3.2 Vitalität Die Zähne von Achtzehnjährigen werden entsprechend den Empfehlungen der WHO auch auf ihre Vitalität untersucht. Der Vitalitätstest ist eigentlich eine Sensibilitätsprüfung (Städtler 1994). Man testet die Nervenfunktion des Zahnes. Ein Zahn, dessen Nerv (Pulpa) gesund ist, reagiert auf thermische Einwirkungen mit Schmerzempfindung. Beim Vitalitätstest (Kältetest) sprüht der Zahnarzt bzw. die Zahnärztin Kohlensäureschnee (-72 Grad Celsius) auf ein Wattepellet ( Tüpferchen ) und berührt damit den zu prüfenden Zahn wurzelnah. Verspürt der Proband dabei eine unangenehme kalte Empfindung, so ist der geprüfte Zahn vital, das heißt der Vitalitätstest ist positiv. Devitale Zähne (Sensibilitätstest ist negativ) entstehen, wenn das Zahnmark (Pulpa) durch eine Entzündung (z. B. infolge tiefgehender Karies oder eines Traumas) irreversibel geschädigt ist. In einem solchen Fall muss die Zahnärztin / der Zahnarzt zuerst den betroffenen Nerv (Pulpa) ziehen und den Zahn anschließend wurzelbehandeln. 2.3.3 Community Periodontal Index (CPI) Der CPI eignet sich zur Befundung parodontaler Schäden vor allem für epidemiologische Zwecke (Hellwege 1999). Er beurteilt die Blutungsneigung des Zahnfleisches und misst die Zahnfleischtaschentiefe sowie das Vorhandensein von harten Zahnbelägen (Zahnstein). Die CPI-Befundung wird mittels WHO-CPI Sonde und Mundspiegel an allen Zähnen der Sextanten durchgeführt. Wird an Zähnen eines Sextanten ein pathologischer Befund (CPI > 0) festgestellt, so wird der gesamte entsprechende Sextant mit dem jeweils am höchsten diagnostizierten Befundungsgrad (vgl. Tabelle 2.6) bewertet. Tabelle 2.6: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Community Periodontal Index (CPI) Bewertungsgrade Definition Anmerkungen Befundungsgrade Gesund 0 Bluten beobachtet 1 Zahnstein (calculus) entdeckt 2 Zahnfleischtasche 4 5 mm 3 Zahnfleischtasche 6 mm und mehr 4 10 GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008

2.3.4 Kieferorthopädische (KFO-) Untersuchung Gebissanomalien beeinträchtigen, abhängig von ihrem Schweregrad, die Gebisserhaltung und -funktion. Sie stören die Sprache und die Gesichtsästhetik und führen zu psychischen Belastungen. Abweichungen und Fehlstellungen des Kauorgans begünstigen darüber hinaus das Entstehen von Karies und Zahnbetterkrankungen. Dabei erweisen sich die Nischen zwischen schief stehenden und gekippten Zähnen als ideale Wachstumsstätte für die Plaque. Aufgrund der großen Bedeutung der Gebissstrukturen für die Lebensqualität kommt dem rechtzeitigen Erkennen und der Versorgung von Gebissanomalien eine wichtige Rolle zu (Borutta 1995). Die meisten Gebissfehlstellungen (z. B. bei Kreuzbiss oder verkehrtem Überbiss usw.) können während der Körperwachstumsphase erfolgreich behandelt werden (am wirkungsvollsten sind kieferorthopädische Korrekturen zwischen dem achten und dem achtzehnten Lebensjahr). Aus diesem Grunde wurde eine kieferorthopädische Begutachtung als wichtige Ergänzung in das zahnmedizinische Untersuchungskonzept aufgenommen. Auch die WHO sieht bei den Achtzehnjährigen eine kieferorthopädische Untersuchung vor (WHO, Oral Health Surveys 1999). Die kieferorthopädischen Befunde wurden unter Zuhilfenahme der Mess-Skala der CPI-Sonde rein visuell (mit freiem Auge) nach in Tabelle 2.7 angeführten Parametern erstellt. Kapitel 2 / Studiendesign und Methodik 11

Tabelle 2.7: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige KFO-Diagnosen Gebissanomalie Crowding in Frontzahnsegmenten (Frontzahn-Engstand) Spacing in Frontzahnsegmenten (Lücken zwischen den Zähnen) Diastema (= Lücken zwischen den oberen zentralen Frontzähnen) Oberkiefer Irregularität (Unregelmäßigkeiten des Oberkieferzahnbogens im Frontzahnbereich) Unterkiefer Irregularität (Unregelmäßigkeiten des Unterkieferzahnbogens im Frontzahnbereich) Oberkiefer overjet (wenn in horizontaler Richtung der Oberkiefer über den Unterkiefer vorsteht; gemessen an den Frontzähnen) Unterkiefer overjet (verkehrter Frontzahnüberbiss) Offener Biss Molarrelation (Bisslage bezogen auf 6er-Molaren) Ja/Nein Ja/Nein Ja/Nein Ja/Nein Ja/Nein Möglichkeit Ausmaß in Millimeter (2 mm entsprechen dem regulären Frontzahnüberbiss) Ausmaß in Millimeter Ja/Nein Normal Half cusp (der untere Molar ist um einen Zahnhöcker mesial oder distal verschoben) Full cusp (der untere Molar ist um zwei oder mehr Zahnhöcker mesial oder distal verschoben) Die kieferorthopädischen Befunde wurden bei maximaler Inkuspitation (die Zahnreihen des Oberkiefers beißt auf die gegenüberliegenden Zähne des Unterkiefers) rein visuell (mit dem Auge) nach in Tabelle 2.7 angeführten Diagnosen erstellt. 2.4 Untersuchungsablauf Die Untersuchungen erfolgten zwischen November 2008 und März 2009. Vorher führte Herr Univ.-Prof. Dr. Peter Städtler eine eintägige Kalibrierung des Untersuchungsteams durch. Ein Erhebungstag in den Schulen lief folgendermaßen ab: Zuerst begleitete die Direktorin bzw. der Direktor der Schule das Erhebungsteam zum Untersuchungszimmer (Schularztzimmer oder eine sonstige Räumlichkeit) und übergab die Liste mit den Namen und der Klassenzugehörigkeit aller für die Untersuchung in Frage kommenden Schüler/innen. Aus dieser Liste zog das Untersuchungsteam die für 12 GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008

die Erhebung benötigte Probandenstichprobe nach dem Zufallsprinzip (unter Berücksichtigung der Geschlechterparität und eines bestimmten Anteils an Personen mit Migrationshintergrund). Pro Schule wurden insgesamt achtzehn junge Frauen und Männer für die Erhebung ausgewählt. In den meisten Schulen forderte die Direktion die ersten drei ausgewählten Probandinnen und Probanden auf (meist über Lautsprecher) in das Untersuchungszimmer zu kommen. Die jeweils erhobene Person kehrte nach der Untersuchung wieder in das Klassenzimmer zurück und schickte die jeweils nächste Probandin oder den Probanden in das Untersuchungszimmer usw. Vor der Befragung und zahnmedizinscher Untersuchung gaben die jungen Menschen durch ihre Unterschrift ihr Einverständnis zur Teilnahme. Die klinische Begutachtung erfolgte rein visuell (mit dem Auge) mit Hilfe der WHO- Sonde und Mundspiegel unter standardisierter Beleuchtung (Kaltlichtlampe). Die Probandinnen und Probanden lagen während der Untersuchung am Rücken auf einem Untersuchungsbett. Zuerst führte die Untersucherin den Sensibilitätstest an allen vorhandenen Zähnen durch. Dann tastete die Medizinerin mit Hilfe eines Mundspiegels und der WHO-Sonde jede Zahnfläche des Gebisses ab und bewertete sie nach Kariesdiagnosekriterien (ICDAS II vgl. Punkt 2.3.1). Danach bewertete sie das Parodont (Zahnbett) mit der CPI-Sonde nach in Punkt 2.3.3 angeführten Diagnosekriterien. Abschließend begutachtete die Untersucherin die Gebisse nach kieferorthopädischen Parametern (Crowding, Spacing, Diastema, Irregularitäten der Zahnbögen, Overbite und Overjet sowie die Molarrelation (vgl. Punkt 2.3.4). Bestand Behandlungsbedarf, wurde dies dem/der Untersuchten mitgeteilt bzw. es wurde der Besuch einer Zahnarztpraxis empfohlen. Die Dateneingabeperson speicherte die Befunde vor Ort in einer Access- Datenbank. Arbeitsuchende Jugendliche wurden in zwei Servicestellen des AMS (Wien und Linz) angesprochen und zur Teilnahme aufgefordert, um auch einen bestimmten Anteil an Beschäftigungslosen in der Stichprobe zu erhalten. Die Motivation der Jugendlichen an den AMS-Stellen gestaltete sich jedoch äußerst schwierig, sodass sich letztlich insgesamt nur neun Personen zur Untersuchung bereit erklärten. Zur Überprüfung der Befund-Genauigkeit war vorgesehen, eine zufällig ausgewählte Person ein zweites Mal zu untersuchen. Diese Doppeluntersuchungen waren aber aus unterrichtstechnischen Gründen meist nicht möglich. In vorangegangenen Erhebungsjahren erreichten die Doppeluntersuchungen einen Übereinstimmungswert über 95 Prozent (Kappa 0,95). Kapitel 2 / Studiendesign und Methodik 13

3 Ergebnisse In die folgende Ergebnisanalyse flossen die Daten von 526 jungen Frauen und Männern ein. Wie sich die Untersuchten nach Geschlecht und Sozialindikatoren (Ausbildung der Eltern, derzeitige Beschäftigung der Probandinnen und Probanden, Migrationsstatus, Wohnregion) verteilen, ist aus Tabelle 2.1 ersichtlich. Der Zahnzustand der 18-Jährigen ist nach dem Geschlecht, Migrationsstatus, Ausbildung der Eltern bzw. Schultypus oder Beschäftigung der Jugendlichen und nach Wohnregion (West-Österreich, Ost-Österreich) beschrieben. Dabei werden folgende Abkürzungen verwendet: ohne Mig für Personen ohne Migrationshintergrund, Mig für Personen mit Migrationshintergrund, ohne Matura für Jugendliche von Eltern ohne Matura, mit Matura für Jugendliche von Eltern mit Matura, AHS und BHS für Schüler/innen, BS für Lehrlinge und AMS für arbeitslose Jugendliche. Zudem fasst dieses Kapitel die Antworten der untersuchten Achtzehnjährigen hinsichtlich ihres Mundgesundheitsverhaltens zusammen. 3.1 WHO-Ziele Das WHO-Ziel fokussiert in der Altersgruppe der Achtzehnjährigen nicht mehr auf das Ausmaß von Karies, sondern auf die Vollzähligkeit und die Funktionalität des Gebisses (physiologische Okklusion): Achtzehnjährige sollen über ein vollzähliges eigenes Gebiss verfügen. Das bedeutet, dass noch kein Zahn wegen Karies extrahiert wurde und der MT-Index-Wert Null ergibt. Ein vollzähliges natürliches Gebiss weist 28 eigene Zähne (ohne Weisheitszähne) mit 128 Flächen auf (zwölf Frontzähne mit je vier Flächen, acht Vormahlzähne mit je fünf Flächen und acht Mahlzähne mit je fünf Flächen). 97 Prozent der Untersuchten (häufiger Mädchen als Burschen vgl. Tabelle 3.1) weisen noch alle 28 eigenen Zähne auf. Jene drei Prozent der erhobenen Jugendlichen, die nicht mehr über 28 eigene Zähne verfügen, verloren zum größten Teil nur einen Zahn aufgrund von Karies (vgl.tabelle 3.1). Zahnverlust wegen Karies korriliert mit dem Geschlecht, dem Migrationsstatus (vgl.tabelle 3.2), der Bildung der Eltern (vgl. Tabelle 3.3) und der Beschäftigung der Jugendlichen (vgl.tabelle 3.4) sowie der regionalen Lage (vgl. Tabelle 3.5). Die sozioökonomischen Merkmale Migrationshintergrund und niederer Bildungsstatus sind mit einem erhöhten kariesbedingten Zahnverlust verbunden und Jugendliche aus ostösterreichischen Wohngebieten verfügen weniger häufig über ein vollzähliges eigenes Gebiss als jene aus West-Österreich. Diesen Gruppen der jungen Menschen musste 14 GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008

überdurchschnittlich häufig bereits mehr als ein Zahn wegen Karies gezogen werden (vgl. Tabelle 3.2 bis Tabelle 3.5). Im Durchschnitt verloren die untersuchten Achtzehnjährigen 0,05 bleibende Zähne (MT = 0,05; vgl. Tabelle 3.1), weil diese in größerem Ausmaß kariös und deshalb nicht mehr erhaltungswürdig waren. Für eine ausreichende Kauleistung ist notwendig, dass sich die Zähne der Kieferbögen (Oberkiefer und Unterkiefer) geschlossen aneinander reihen und jeder Oberkieferzahn auf seinen entsprechenden Unterkieferzahn (Antagonist) beißt. Diese Gebisskonstellation nennen Zahnmediziner physiologische Okklusion. Alle Zähne des Gebisses müssen bei den Kaubewegungen gut abgestützt sein. Zahnlücken im Mittelbereich der Kieferbögen (Schaltlücken) gewährleisten keine einwandfreie Gebissfunktion und sie beeinträchtigen die Nahrungsaufnahme. Zahnlücken im Frontbereich des Gebisses beeinträchtigen zudem die Gesichtsästhetik und mindern das Selbstwertgefühl einer Person. Sind in einem bleibenden Gebiss aber mindestens 20 eigene Zähne (10 Antagonistenpaare) verfügbar und grenzen diese lückenlos aneinander, so akzeptieren einige zahnmedizinische Wissenschaftler diese Gebisskonstellation, nach dem Konzept der verkürzten Zahnreihe, bereits als funktionsfähiges Gebiss (Witter 1999). Nach diesen Kriterien verfügen nahezu alle erhobenen Achtzehnjährigen über ein Gebiss mit ausreichender Kauleistung (es sind 99 % der Burschen und 100 % der Mädchen). Tabelle 3.1: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Geschlecht (in Prozent) und Anzahl wegen Karies fehlender Zähne Anzahl fehlender Zähne pro Gebiss Alle Jugendlichen % Mädchen % Burschen % 0 97 98 96 1 1,9 1,6 2,2 Mehr als ein Zahn fehlt 1,1 0,4 1,8 Alle Zähne fehlen 0 0 0 MT-Mittelwert 0,05 0,03 0,06 Kapitel 3 / Ergebnisse 15

Tabelle 3.2: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Migrationsstatus (in Prozent) und Anzahl wegen Karies fehlender Zähne Anzahl fehlender Zähne pro Gebiss Alle Jugendlichen % Ohne Mig % Mig % 0 97 97,1 96,3 1 1,9 2,2 0 Mehr als ein Zahn fehlt 1,1 0,7 3,8 Alle Zähne fehlen 0 0 0 MT-Mittelwert 0,05 0,04 0,10 Tabelle 3.3: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Bildung der Eltern (in Prozent) und Anzahl wegen Karies fehlender Zähne Anzahl fehlender Zähne pro Gebiss Alle Jugendlichen % Eltern mit Matura 1 % Eltern ohne Matura 2 % 0 97 98,2 96 1 1,9 1,3 2,3 Mehr als ein Zahn fehlt 1,1 0,4 1,7 Alle Zähne fehlen 0 0 0 MT-Mittelwert 0,05 0,02 0,07 1 Schüler/innen von Eltern mit Matura 2 Schüler/innen von Eltern ohne Matura Tabelle 3.4: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Bildung (in Prozent) und Anzahl wegen Karies fehlender Zähne Anzahl fehlender Zähne pro Gebiss Alle Jugendlichen % Schüler/Schülerinnen 1 Lehre/AMS 2 % % 0 97 98,8 93,9 1 1,9 0,3 4,5 Mehr als ein Zahn fehlt 1,1 0,9 1,5 Alle Zähne fehlen 0 0 0 MT-Mittelwert 0,05 0,03 0,08 1 AHS bzw. BHS-Schülerinnen und Schüler 2 Lehrlinge und Arbeitslose 16 GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008

Tabelle 3.5: Zahnstatuserhebung 2008 Achtzehnjährige Wohnregion (in Prozent) und Anzahl wegen Karies fehlender Zähne Anzahl fehlender Zähne pro Gebiss Alle Jugendlichen % West-Österreich % Ost-Österreich % 0 97 99 96,4 1 1,9 1,0 2,1 Mehr als ein Zahn fehlt 1,1 0 1,4 Alle Zähne fehlen 0 0 0 MT-Mittelwert 0,05 0,01 0,06 3.2 Karies Über die Überprüfung der WHO-Vorgabe hinaus, interessiert vor allem auch das Ausmaß der Kariesverbreitung unter den Achtzehnjährigen. Kariesepidemiologische Ergebnisse in dieser Altersgruppe zeigen, ob die oralprophylaktische Erziehung im Kindesalter (Gruppenprophylaxe in den Kindergärten und Volksschulen) auch nachhaltig zielführend ist. Zur Vergleichbarkeit wird das Ausmaß der kariösen Erkrankung anhand international gebräuchlicher Begriffe dargestellt. Dabei beschreibt die Kariesmorbidität (Kariesverbreitung) jenen Prozentanteil an Individuen mit mindestens einer akut kariösen Zahnfläche. Die Kariesprävalenz (Kariesbefall) stellt die Summe der durch Karies geschädigten Zähne bzw. Zahnflächen pro Gebiss dar und wird in DMF-Indexwerten ausgedrückt (siehe Punkt 2.3.1). Laut WHO-Richtlinien gelten jene Personen als kariesfrei (no obvious decay experience), deren Gebiss gegenwärtig keinen aktiv (füllungsbedürftigen) kariösen Defekt (D3T= 0) aufweist. Zudem darf kein Zahn gefüllt sein (FT = 0) und es darf auch kein Zahn aus kariösen Gründen fehlen (MT = 0). Ein völlig gesundes Gebiss haben Menschen, die in ihrem Leben noch nie Karies hatten. Ihre Zähne dürfen auch keine kariösen Frühläsionen aufweisen (D1,2,3T = 0, MT = 0, FT = 0). Personen mit Karieserfahrung (obvious decay experience) sind jene, deren Zähne entweder gegenwärtig aktiv kariös sind (D3T > 0) oder früher kariös waren, inzwischen aber gefüllt wurden (FT > 0), oder wenn schon Zähne wegen Karies gezogen wurden (MT > 0). Kapitel 3 / Ergebnisse 17

Personen mit mindestens einem sichtbaren aktiv kariösen Zahn (D3T > 0, ist Kavität) gelten als behandlungsbedürftig. Gebisse, die gegenwärtig nur Füllungen (FT> 0) oder kariesbedingte Zahnlücken aufweisen (MT > 0), aber keine Kavität oder Sekundärkaries (D3T = 0), gelten als saniert. 3.2.1 Kariesmorbidität Anteil kariesfreier Personen Ein Viertel (25 %) der Achtzehnjährigen ist nach WHO-Definition kariesfrei ( no obvious decay experience nach ICDAS II). Diese Menschen zeigen an ihren Zähnen noch keine kariösen Kavitäten oder Füllungen. Sie weisen auch keine Zahnlücken aufgrund von Karies auf. Bei ihnen ist der D3MFT-Wert null. Der überwiegende Teil (knapp zwei Drittel) der kariesfreien Jugendlichen verfügt sogar über völlig gesunde Zähne, ohne jegliche kariöse Spuren (D1+2+3MFT = 0), während der kleinere Anteil lediglich oberflächliche, reversible Zahnschmelzverfärbungen (D1+2T > 0) an den Zähnen zeigt (vgl. Abbildung 3.1). Die präventiv ausgerichtete Zahnheilkunde strebt durch lokale Fluoridierungsmaßnahmen an (non invasive Dentistry), die Progression solcher als Kariesvorstufen angesehenen Veränderungen zu verhindern. Ohne entsprechende professionelle Intervention enstehen aus solchen kariösen Initialläsionen jedoch irreversible füllungsbedürftige Kavitäten (aktive Karies). Demgegenüber liegt die Kariesmorbidität (propotion with obvious decay experience nach ICDAS II) bei den Achtzehnjährigen bei 75 Prozent. Bei diesen Jugendlichen ist der D3MFT-Indexwert größer null (D3MFT > 0). Das bedeutet, dass Ihre Gebisse entweder füllungsbedürftig sind (Mikrokavitäten oder herkömmliche Kavitäten aufweisen) oder bereits Füllungen aufweisen oder Zahnlücken zeigen, weil Zähne wegen Karies extrahiert wurden. Rund 22 Prozent der Untersuchten zeigen in ihren Gebissen lediglich die ganz kleinen Defekte der Zahnschmelzoberfläche (Mikrokavitäten vgl. Tabelle 3.6). Diese Läsionen werden nach neuen zahnmedizinischen Erkenntnissen bereits minimal invasiv mit modernen Füllungsmaterialien versiegelt (minimal invasive Dentistry), da unbehandelt herkömmliche Kavitäten aus diesen Schäden entstehen. Rund zwölf Prozent der Jugendlichen leiden an mindestens einer taditionellen Kavität. Solche Löcher bedürfen bereits einer herkömmlichen Kavitätenpräparation, bei der relativ viel gesunde Zahnsubstanz geopfert werden muss (invasiv Dentistry). Nach der neuen ICDAS-II- Diagnostik besteht somit bei rund 34 Prozent der Achtzehnjährigen akuter zahnärztlicher Handlungsbedarf. Demgegenüber sind bei rund 42 Prozent der untersuchten Personen alle kariösen Defekte zahnmedizinisch saniert (vgl. Abbildung 3.1). 18 GÖG/ÖBIG, Zahnstatus bei Achtzehnjährigen 1998-2008