Marie Supiková ˇ geb. Dolezalová ˇ aus dem tschechischen Dorf Lidice geb. 1932



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Kinder und Jugendliche als Opfer der NS-Verbrechen Vor siebzig Jahren gelangten die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht. Während ihrer Herrschaft, die bis 1945 andauerte, verfolgten und terrorisierten sie Menschen aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Religion oder ihrer Behinderung. Die Nationalsozialisten griffen zahlreiche europäische Länder an, besetzten sie und ermordeten viele Millionen Menschen, darunter sechs Millionen Juden aus ganz Europa. Auf dieser Website wollen wir beispielhaft an fünf Jugendliche erinnern, die zu Opfern der Nationalsozialisten wurden. geb. Dolezalová ˇ aus dem tschechischen Dorf Lidice geb. 1932

Marie wurde am 22. August 1932 in dem tschechischen Dorf Lidice 1 geboren. Als Marie zehn Jahre alt war, zerstörten deutsche Soldaten, Männer der SS 2 und der Gestapo 3 auf Befehl Hitlers ihren Heimatort. Die Vernichtung des Dorfes war eine Vergeltungsaktion für das Attentat auf einen der einflussreichsten Naziführer Reinhard Heydrich 4. Die Gestapo verdächtigte Bewohner Lidices, an dem Attentat beteiligt gewesen zu sein. Die Deutschen ermordeten daraufhin sofort alle Männer des Dorfes, so auch Maries Vater. Marie, ihre Mutter und Großmutter wurden wie alle anderen Frauen und Kinder in eine Turnhalle der nahegelegenen Stadt Kladno gebracht. Dort trennte man die Kinder gewaltsam von ihren Müttern. Marie kam zusammen mit 87 Kindern aus Lidice in ein Lager nach Lódz 5. Ihre Mutter und Großmutter wurden mit den anderen Frauen aus dem Dorf in das Konzentrationslager Ravensbrück 6 verschleppt. Foto von Maries Schulklasse, am 2. Juni 1942 kurz vor der Zerstörung Lidices aufgenommen. Quelle: Gedenkstätte Lidice Seite 1

Als die Kinder von Lidice in Lódz 5 angekommen waren, wählten die deutschen Besatzer wie auf dem nebenstehenden Dokument zu sehen ist sieben Kinder aus, die sie für»rückdeutschungsfähig«7 hielten, auch Marie zählte zu ihnen. Als»rückdeutschungsfähig«galten den Nazis Kinder, die zum Beispiel blaue Augen und blonde Haare hatten. Diese Kinder wurden dann deutschen Familien zur Adoption angeboten. Marie kam zu Familie Schiller nach Posen (poln. Poznan), das damals im Deutschen Reich lag. Fortan hieß Marie Ingeborg Schiller, durfte nur noch Deutsch sprechen und musste ihre Herkunft verschweigen. Nach dem Krieg startete das Komitee»Opfer des Faschismus«eine Suchaktion nach den Kindern aus Lidice. Marie meldete sich und kehrte kurze Zeit später in ihre Heimat zurück. Das Schreiben der Geheimen Staatspolizei Litzmannstadt (Nazi-Bezeichnung für Lódz) belegt, dass 88 Kinder aus Lidice verschleppt wurden. Es ist bis heute ungeklärt, was mit den anderen 81 Kindern geschah, die wie es hier heißt für eine»sonderbehandlung vorgesehen waren«. Den Begriff»Sonderbehandlung«verwandten Nazis als Tarnbezeichnung für Mord. Vermutlich wurden diese Kinder wenig später in Chelmno umgebracht. Quelle: Gedenkstätte Lidice Seite 2

Als Marie ihre Mutter im Prager Krankenhaus wiedertraf, konnten sie sich nicht mehr verständigen, denn Marie hatte während ihres Aufenthalts bei der Familie Schiller ihre Muttersprache Tschechisch verlernt. Die schwerkranke Mutter starb schon vier Monate nach dem Wiedersehen. Marie lebte anschließend bei ihrer Tante, die durch die Vergeltungsaktion der Nazis in Lidice ihren Mann und drei Kinder verloren hatte. August 1946: Marie trifft ihre schwerkranke Mutter das erste Mal nach dem Krieg in einem Prager Krankenhaus wieder. Quelle: Gedenkstätte Lidice Seite 3

Nach dem Krieg sagte Marie 1947 als Zeugin vor dem Nürnberger Militärgericht 8 über die Verbrechen in Lidice aus. 1948 errichtete die tschechoslowakische Regierung an der gleichen Stelle ein neues Dorf Lidice. Als Überlebende des Massakers bekam Marie dort ein Haus. Sie heiratete und gründete eine eigene Familie. Noch heute wohnt sie in Lidice und unterstützt als Zeitzeugin die Arbeit der Gedenkstätte Lidice 9. Marie bei ihrer Vereidigung als Zeugin vor dem Nürnberger Militärgericht, 1947. Quelle: Gedenkstätte Lidice Seite 4

Germanisierung Mit der deutschen Besetzung der westlichen Tschechoslowakei wurde fortan auch die tschechische Zivilbevölkerung unterdrückt. Tschechen wurden von den Nationalsozialisten 10 als minderwertige Menschen angesehen. Nur ein Teil der Tschechen, die in den Augen der Nationalsozialisten»germanisches Blut«in sich trugen, sollten zu Deutschen umerzogen werden (Germanisierung 7 ). Vor allem Kinder wurden dafür von den Nazis ausgewählt, denn für sie konnte am leichtesten eine deutsche Familie gefunden werden, die sie aufnahm. Diese Kinder verloren ihre eigenen Eltern und Geschwister. Für sie bedeutete dies auch den Verlust ihrer Kultur und Muttersprache, denn sie mussten fortan ihre Herkunft verleugnen und durften nur noch Deutsch sprechen. Sie kamen ganz allein in ein ihnen völlig fremdes Land, das Deutsche Reich. Nur wenige von ihnen sahen ihre Eltern nach dem Krieg wieder. Hintergrundtext

Glossar 1 Das Dorf Lidice vor der Zerstörung. 1 Lidice Dorf westlich von Prag in der heutigen Tschechischen Republik gelegen, während des Zweiten Weltkriegs im so genannten Protektorat Böhmen und Mähren. 1942 nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich Zerstörung von L. auf Befehl Hitlers. Alle männlichen Einwohner über 15 Jahre wurden erschossen, die Frauen in Konzentrationslager, die Kinder in das von Deutschen besetzte Polen verschleppt. Sieben Kinder wurden ihren Eltern weggerissen und in deutsche Familien gegeben. Das Schicksal von 81 Kindern ist bis heute ungeklärt. Die Zerstörung des Dorfes 1942. Nach der Zerstörung. Das neue Dorf Lidice nach dem Wiederaufbau 1948.

Glossar 2 2 SS Abkürzung für»schutzstaffel«, 1925 gegründet als»leibgarde«hitlers, 1929 Entwicklung zur Eliteeinheit der Partei, 1934 selbständige Organisation der NSDAP und schrittweise Verschmelzung mit der staatlichen Polizei, zuständig für die innenpolitische Machtsicherung, die Leitung sowie die Bewachung der Konzentationslager. Nach 1939 entscheidende Rolle bei der Planung und Durchführung der Besatzungs- und Massenmordpolitik. 3 Geheime Staatspolizei (Gestapo) 1933 gegründet, 1934 unter Heinrich Himmler als Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei; zur Verfolgung von politischen Gegnern; G. verhängte ohne Gerichtsverfahren Haftstrafen in Gefängnissen und Konzentrationslagern, ermordete politische Häftlinge, ausländische Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene; Beteiligung am Völkermord an den europäischen Juden. 4 Heydrich, Reinhard (1904-1942) 1904 geboren in Halle an der Saale, 1931 Eintritt in die NSDAP und SS, 1939 Chef des Reichssicherheitshauptamtes, 1941 stellvertretender Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, Organisator des Völkermords an den Juden, Tod am 4. Juni 1942 als Folge eines Attentats des tschechischen Widerstands vom 27. Mai 1942. Als Vergeltung dafür zerstörten Deutsche das Dorf Lidice. 5 Lódz Stadt in Polen, unter der deutschen Besetzung von 1939 1945 umbenannt in Litzmannstadt. 1940 Errichtung eines Ghettos für Juden, die dort Zwangsarbeit verrichten mussten. Ende 1941 wurden auch 5.000 Sinti und Roma aus dem österreichischen Burgenland nach L. verschleppt. Zwischen Januar 1942 und Juli 1944 Deportationen von ca. 80.000 Menschen von L. in das Vernichtungslager Chelmno, wo sie durch Giftgas ermordet wurden. 1944 Auflösung des Ghettos und Deportation der verbliebenen Menschen nach Auschwitz-Birkenau. 6 Ravensbrück (KZ) 1939 nördlich von Berlin errichtet, überwiegend weibliche Häftlinge; angelegt für 15.000 Gefangene, zeitweise wurden mehr als 120.000 Frauen und Kinder aus 23 Ländern dort eingesperrt und für die deutsche Rüstungsindustrie ausgebeutet; darunter auch Frauen aus Lidice; Im April 1945 Befreiung durch die Rote Armee.

Glossar 3 7 Germanisierung (»rückdeutschungsfähig«) Tarnbegriff der Nationalsozialisten für Vertreibung slawischer Völker aus besetzten Gebieten, wo»volksdeutsche«angesiedelt werden sollten. Begriff auch für die von Heinrich Himmler betriebene rassistische Politik der»eindeutschung«von Kindern aus den besetzten Gebieten in deutsche Familien. Bei blonden und blauäugigen Kindern vermuteten Nazis»germanisches Blut«. 8 Nürnberger Militärgericht Internationales Militärgericht der Siegermächte USA, England, Sowjetunion und Frankreich gegen die deutschen Hauptkriegsverbrecher von 1945 bis 1946 in Nürnberg. Zahlreiche weitere Verfahren und Prozesse zur Aburteilung von NS-Verbrechen. 10 Nationalsozialismus Politische Bewegung; 1920 Gründung der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP); ab 1921 unter der Führung von Adolf Hitler, 1933 Machtübernahme im Deutschen Reich; 1945 mit dem Ende des Krieges Auflösung der Partei. Der N. verbreitete einen offenen Hass gegen Juden, bekämpfte den demokratischen Staat und verfolgte politisch Andersdenkende, wie z. B. Kommunisten. Die Weltanschauung der Nationalsozialisten war geprägt von der Idee einer übergeordneten stärkeren (der so genannten arischen)»rasse«und ihr unterlegenen schwächeren»rassen«. Mit der Übernahme der Regierungsverantwortung wurde diese Überzeugung Maßstab für staatliches Handeln. Der Begriff»Rasse«ist pseudo-wissenschaftlich, tatsächlich gibt es keine Rassen unter Menschen, sondern nur unterschiedliche Nationalitäten, verschiedene Religions- und Sprachzugehörigkeiten. 9 Gedenkstätte Lidice Das Denkmal von Lidice von den Bildhauern Marie Uchytilova und Juri Vaclav Hampl. Quellen: Gedenkstätte Lidice

Literatur / Filme / Links Literatur m Harten, Hans-Christian: De-Kulturation und Germanisierung. Die nationalsozialistische Rassen- und Erziehungspolitik in Polen 1939 1945, Frankfurt am Main, New York 1996. m Hoensch, Jörg: Geschichte der Tschechoslowakei, Stuttgart, Berlin, Köln 1992. m Mann, Heinrich: Lidice, Berlin, Weimar 1984. m Naumann, Uwe (Hrsg.): Lidice Ein Dorf in Böhmen, Frankfurt am Main 1983. m Prinz, Friedrich (Hrsg.): Deutsche Geschichte im Osten Europas. Böhmen und Mähren, Berlin 1995. m Schicha, Kerstin, und Frank Metzing: Die Kinder von Lidice. In: TRIBÜNE, 34. Jg., Heft 134, 2. Quartal 1995. m Vogel, Karl: Lidice ein Dorf in Böhmen. Rekonstruktion eines Verbrechens, Berlin 1989. Filme G G G»Die Kinder von Lidice«(29 Min) Dokumentation, Deutschland ZDF 1999; von Manfred Kosmann und Bohumil Neumann über die Forschungsarbeit von Frank Metzing und Kerstin Schicha.»Lidice ein Dorf in Böhmen. Rekonstruktion eines Verbrechens«(29 Min); Schulfernsehsendung des Bayrischen Rundfunks, Deutschland 1987.»Die Kinder von Himmlerstadt«(30 Min) Dokumentation, Deutschland 1983 (Regie: Elke Jonigkeit); Der Film erzählt über die Germanisierungspolitik der SS im Distrikt Lublin und das Schicksal der Kinder aus dem Gebiet Zamosc (Polen). Erhältlich über Landeszentralen für politische Bildung. Links E E E E http://www.lidice-memorial.cz http://www.lernen-aus-der-geschichte.de http://www.erinnern-online.de http://www.step21.de

Impressum Recherche u. Text Annegret Ehmann, Stefanie Fischer Redaktion Stefanie Fischer Gestaltung sujet.design Claudia Winter, Oliver Temmler Verantwortlich Prof. Dr. Sibylle Quack Unser besonderer Dank gilt Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde Richard Cossmann, Gymnasium Herborn Laura Dostmann, Seifertshofen Gedenkstätte Hadamar Gedenkstätte Lidice, Tschechische Republik Sonja Haderer-Stippel, Österreich Heime Scheuern, Nassau / Lahn Gottfried Kößler, Fritz Bauer Institut, Frankfurt am Main KZ-Gedenkstätte Neuengamme Bertil Langenohl, Max-Ernst-Gymnasium der Stadt Brühl Anna Matthias, Kaltenkirchen Halina Piotrowska, Polen Prof. Dr. Christoph Schminck-Gustavus, Bremen Staatsarchiv Bremen Stadt Hadamar, der Magistrat Herr Lanio Prof. Karl und Anna Stojka, Österreich Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, 2003