Robert Rademacher Präsident Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe - Zentralverband - 1. Fabrikatshändlerkongress Schlussworte Robert Rademacher 24. Oktober 2008 Frankfurt Es gilt das gesprochene Wort
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wenn nicht jetzt, wann dann? So hat es Präsident Lange als oberster Repräsentant der internationalen Kfz- Hersteller in Deutschland frei nach der Hymne unserer deutschen Handballmannschaft formuliert. Es geht den markengebundenen Händlern - in Deutschland, aber ebenso in den anderen Ländern der EU und auch in den USA - schlechter als jemals zuvor. Das ist keine Folge der aktuellen Finanzmarktkrise, sondern ein Ergebnis des auch schon zuvor bestehenden Ungleichgewichtes bei der Lastenverteilung zwischen Herstellern und Händlern. Aber die bestehenden Probleme werden durch die Finanzmarktkrise natürlich nochmals verschärft. Die Autofahrer, d.h. unsere Kunden, sind in hohem Maße verunsichert. Sie halten volkswirtschaftlich durchaus vernünftig und nachvollziehbar! - ihr Geld fest und stellen vielfach den eigentlich fälligen Autokauf erst einmal zurück. Die Liquidität der Banken ist eingeschränkt und - was besonders schlimm und früher
überhaupt nicht vorstellbar gewesen wäre - sie trauen einander selbst nicht mehr. Im Ergebnis wird damit unsere Finanzierung schwieriger und teurer. Die zukünftigen rechtlichen Rahmenbedingungen d.h. unsere Kfz-GVO stehen auf dem Prüfstand. Was die EU-Kommission plant und wie weit die Arbeiten zu den Rahmenbedingungen ab 2010 gediehen sind, hat Herr Dr. Simon uns heute eindrucksvoll dargelegt. Brandaktuell haben wir erfahren, was die Auswertung der bei der EU-Kommission zum Evaluierungsbericht eingegangen Stellungnahmen ergeben hat. Aber beruhigt hat uns das ehrlich gesagt nicht. Und die deutschen und internationalen Hersteller? Werden sie, obwohl - oder weil? - es ihnen auch nicht so gut geht und sie finanzielle Unterstützung von der EU- Kommission fordern, ihre Machtposition uns gegenüber ausspielen und die Daumenschrauben noch mehr anziehen? Bleibt ein Bild nur in Schwarz- und Grautönen? Unsere Antwort hier und heute - sollte eindeutig lauten: NEIN!
Wir als mittelständische Händler ob Händlergruppen oder Händler mit nur einem Standort können und dürfen den Kopf nicht hängen lassen. Wir können das nicht, denn wir haben unser Kapital in unsere Autohäuser investiert. Und wir dürfen das auch nicht, denn wir tragen im deutschen Kfz- Gewerbe Verantwortung für über 450.000 bei uns tätige Menschen, die für sich und für Ihre Familien bei uns ihre Existenz und ihre Zukunft sehen. Und wir sollten auch nicht resignieren. Krisen hat es in der 99-jährigen Geschichte des Kfz-Gewerbes schon viele gegeben. Sie sind alle vorüber gegangen und vielfach ist das Gewerbe gestärkt aus ihnen hervorgegangen. So kann eine Krise ein durchaus produktiver Zustand sein, vorausgesetzt, man nimmt ihr den Beigeschmack der Katastrophe. Außerdem haben die Vorträge unserer Referenten auch gezeigt, dass es durchaus Wege gibt, um in schwierigen Zeiten erfolgreich zu arbeiten. Wegweiser bilden die Ergebnisse der vorgestellten Studien, aber auch die
Berichte von Händlern, wie z.b. von unserem Kollegen Andreas Barchetti aus Italien. Wir müssen uns auf die veränderte Marktsituation einstellen. Und wir sollten unsere Forderungen klar formulieren. So müssen wir gegenüber unseren Herstellern deutlich machen, wie wir uns die zukünftige Zusammenarbeit vorstellen. D.h. nicht, ihnen den Kampf anzusagen. Aber wenn Hersteller Dinge von uns fordern, die aus kaufmännischer Sicht nicht vertretbar sind, dann müssen wir alle Händler einer Marke gemeinsam! auch nein sagen. Allerdings sollten wir dann auch formulieren, wie es gehen kann. Unser Fokus muss einzig und allein darauf liegen, dass wir rentabel arbeiten können. Und wenn wir über Umsatzrenditen sprechen, dann müssen unsere Renditen in einer gewissen Relation zu denen der Hersteller liegen. Wenn Hersteller Umsatzrenditen von 8 bis 10 Prozent für sich reklamieren, dann sollten wir Händler bei 2 bis 4 Prozent liegen! Und nicht bei knapp über Null. Und genau dazu, solche grundsätzlichen Dinge deutlich zu machen, sollte unser Kongress dienen. Der
Automobilhandel hat nicht nur in Deutschland erhebliches volkswirtschaftliches Gewicht. In der Vergangenheit haben wir uns viel zu selten zu Wort gemeldet. Die Zeiten haben sich geändert. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass auch wir unser Verhalten verändern. Lassen Sie uns gestärkt nach Hause gehen. Die Stimme des Automobilhandels hat Gewicht. Wir sichern Arbeitsplätze und wir wollen unsere Mitarbeiter für ihre Leistung entsprechend bezahlen. Aber dazu müssen wir auch Geld verdienen. Sonst geht das nicht. Um Geld zu verdienen, müssen wir belastbare rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen auf deutscher wie auf europäischer Ebene haben und mit unseren Herstellern zu einer wirklich partnerschaftlichen Geschäftsbeziehung zurückkommen. D.h., wir müssen unsere
Zusammenarbeit neu definieren. Aber bitte beide Seiten, nicht nur eine! Das schaffen wir, denn wir sind stärker als wir oft glauben. Lassen Sie uns gemeinsam und damit möchte ich zum Schluss kommen in zwei Jahren, nämlich beim 2. Fabrikatshändlerkongress am 21. und 22. Oktober 2010 hier in Frankfurt ein Resümee ziehen und prüfen, was wir erreicht haben und wo wir noch besser werden können. In diesem Sinne hoffe ich, dass es uns zumindest ein wenig gelungen ist, eine Aufbruchstimmung und ein Wir-Gefühl zu erzeugen. In diesem Sine schließe ich den 1. Fabrikatshändlerkongress. Kommen Sie gut nach Haus und setzen Sie die Anregungen, die Sie hoffentlich mitgenommen haben, möglichst bald in ihren Unternehmen um. Vielen Dank!