ERASMUS Erfahrungsbericht Universidad de Salamanca Facultad de Traducción y Documentación Wintersemester 2013/14 Jessica Acheampong Márquez
Vorbereitung Da ich während meines Bachelorstudiums der Übersetzungswissenschaften kein Auslandssemester absolviert habe, wollte ich dies nun während meines Masters nachholen. Vor meiner Entscheidung habe ich mich mit einigen Kommilitonen unterhalten und festgestellt, dass ein ERASMUS-Aufenthalt ein Erlebnis ist, auf das ich nicht verzichten möchte. Ich war mir von Anfang an sicher, dass ich nach Spanien möchte, wusste jedoch nicht, ob man auch als Masterstudent mit dem ERASMUS-Programm ins Ausland kann. Nach einem Gespräch mit dem ERASMUS-Koordinator der Spanischen Abteilung an meinem Institut stand für mich fest, dass ich es probieren möchte. Dazu bewarb ich mich gemäß der Richtlinien und gab eine kurze Präferenzliste mit meinen Wunschuniversitäten in Spanien ab die Universität von Salamanca (USAL) stand an erster Stelle. Schon bald erfuhr ich per E- Mail, dass es geklappt hat und ich einen Platz für das Wintersemester 2013/14 erhalten habe. Der Rest der Bewerbung an der ausländischen Universität erfolgte online und per Post. Ende des Sommersemesters gab es eine Informationsveranstaltung für alle ERASMUS-Studenten, in der die wichtigsten Sachen erklärt, eine Infomappe ausgeteilt und auf hilfreiche Links verwiesen wurde. Anreise Der am nächsten gelegene Flughafen ist der internationale Flughafen Madrid Barajas. Von Frankfurt aus fliegt man circa 2,5 Stunden lang und wenn man Glück hat, kann man auch bei größeren Fluggesellschaften ein Schnäppchen machen und für 99 hin und zurück fliegen. Die Tickets im September waren relativ teuer ich bezahlte für Hin- und Rückflug um die 260. Vom Flughafen Barajas aus dauert es dann noch weitere 2,5 Stunden nach Salamanca. Es besteht die Möglichkeit per Zug oder Reisebus dorthin zu kommen. Die Fahrtkosten sind ungefähr gleich hoch (ca. 23 pro Strecke). Da der Reisebus (der Linie Avanzabus) aber direkt am Flughafen abfährt und man für die Zugverbindung (mit Renfe) erst mit einem Taxi oder der Metro ins Zentrum an den Bahnhof Chamartín fahren muss, ist die Fahrt im Reisebus bequemer. In Salamanca liegen die Bahnhöfe für Reisebusse und Züge beide sehr zentral. Unterkunft Salamanca ist eine Studentenstadt, deshalb gibt es auch sehr viele Zimmerangebote. Man muss sich also keine Sorgen machen, nichts zu finden. Die Methode, die ersten Tage in einem Hostel zu wohnen und vor Ort nach einer Bleibe zu suchen, war mir persönlich dann doch zu riskant. Über eine Bekannte meiner Tante, die in Spanien lebt, kam ich zu einer 1
Telefonnummer einer Frau aus Zamora, die ihre Wohnung in Salamanca an Studenten vermietet. Es handelte sich dabei um eine 5er-WG an der Puerta de Zamora sehr zentral am Rand der Altstadt für 240 im Monat. Die Zimmerpreise in Salamanca liegen circa zwischen 150 und 280, oft werden Nebenkosten wie Internet separat berechnet. Es war zwar ein Risiko, das Zimmer blind zu mieten, aber im Nachhinein stellte sich heraus, dass es genau das Richtige war. Neben der guten Lage war das Zimmer sehr groß und Glück mit meinen Mitbewohnern hatte ich auch noch! Ich lebte im Laufe meines Aufenthaltes mit vier Spaniern zusammen, zwei davon waren auch Studenten und die Älteste war 27 Jahre alt. Diejenigen, die erst vor Ort nach einem Zimmer suchen wollen, haben die Möglichkeit, ihr Zimmer über einen der vielen Aushänge (in Cafés, der Universität und auch an Laternen), die Studienberatung oder verschiedene Internetseiten (wie z.b.: https://websou.usal.es) zu finden. Man sollte bei der Suche vor allem auf die Lage achten, da Salamanca eine Stadt ist, in der man gut überall zu Fuß hinkommt. Von meiner Wohnung aus brauchte ich etwa 15 Minuten zu Fuß in die Universität. Während es im Sommer sehr heiß werden kann, gehört Salamanca im Winter zu den kältesten Städten Spaniens. Man sollte demnach im Wintersemester gezielt nach Wohnungen mit funktionierender Heizung suchen. Studium an der USAL Bereits in der Informationsveranstaltung in Heidelberg wurde den Studenten ans Herz gelegt, unsere Ankunftsbescheinigung (Certification of Host University) so schnell wie möglich von der Gastuniversität unterschreiben zu lassen. Dies hat in meinem Fall sehr gut funktioniert. Ich kam Montagabend an und Dienstagmorgen konnte ich bereits die nötige Unterschrift bei der ERASMUS-Koordinatorin meiner Gastfakultät abholen. Das Dokument habe ich dann in einem Copyshop per Fax an das Akademische Auslandsamt der Universität schicken lassen. In der ersten Vorlesungswoche gab es eine Einführungsveranstaltung für die neuen ERASMUS-Studenten der Fakultät Übersetzen und Dokumentation der USAL, in der sich die Ansprechpartner vorstellten und alle Fragen seitens der Studenten ausführlich beantwortet wurden. Ich war positiv überrascht, dass es so viele ERASMUS-Studenten der Übersetzungswissenschaften gab, darunter auch einige Deutsche. Was den Stundenplan betrifft, ist anzumerken, dass man an der USAL sehr viel Rücksicht auf die ausländischen Studenten nimmt. Die ersten beiden Vorlesungswochen dienen der Orientierung, man wählt seine Veranstaltungen frei aus und bekommt die Möglichkeit, alle für einen interessanten Vorlesungen zu besuchen und auszuprobieren. Viele Veranstaltungen an der USAL werden über ein Jahr angeboten, das heißt, als ERASMUS-Student, der nur ein Semester bleibt, muss 2
man gegebenenfalls mit den Dozenten abklären, ob es möglich ist, die Veranstaltung trotzdem zu besuchen und die ECTS zu bekommen. Mein Stundenplan stand zu Beginn der dritten Vorlesungswoche. Insgesamt besuchte ich fünf Kurse, darunter einen in der Fakultät der Philologie wenn es der Lehrplan erlaubt, können ERASMUS-Studenten auch Kurse an fremden Fakultäten besuchen. Wenn man offiziell überall eingeschrieben ist, kann man sein Learning Agreement unterschreiben lassen. Bezüglich des Anspruchs ist zu erwähnen, dass das Tempo an der USAL (zumindest bei den Übersetzern) im Vergleich zur Universität Heidelberg um einiges schneller ist. Jede Veranstaltung besucht man mindestens zweimal die Woche, was bedeutet, dass man als Student eventuell seinen ich-lerne-dann-am- Wochenende-Rhythmus umstellen muss. Regelmäßig müssen Aufgaben auf Moodle hochgeladen oder präsentiert werden. Wenn man der Spanischen Sprache vorher noch nicht mächtig ist, sollte man auf jeden Fall einen Sprachkurs besuchen. Manche Dozenten nehmen Rücksicht auf ERASMUS-Studenten, im Großen und Ganzen muss man jedoch die gleiche Leistung erbringen wie die einheimischen Studenten. In vielen Kursen werden Zwischen- und Endprüfungen geschrieben, die Noten kann man nach ein paar Wochen online einsehen sie werden auch am Ende des Semesters von der USAL an die Universität Heidelberg geschickt. Vor der Heimreise muss man dann noch die Endbescheinigung, die im Akademischen Auslandsamt abzugeben ist, unterschreiben lassen. Leben in Salamanca und Freizeit Salamanca ist eine Studentenstadt und das merkt man. In der Altstadt ist immer etwas los und langweilig wird es einem bei den vielen schönen Orten und Sehenswürdigkeiten (wie z.b. die Kathedrale oder die alte Brücke) auch nie. Die Stadt besticht auch durch ihre niedrigen Preise. Die Kosten für Lebensmittel, sowie die Preise in Restaurants (menú del día) und Tapasbars sind unschlagbar und verglichen mit den Preisen hierzulande eine willkommene Abwechslung. Wenn man gerne feiern geht, kommt man in Salamanca voll auf seine Kosten. Es ist jede Nacht etwas los, doch der Feierhöhepunkt ist eindeutig der Donnerstag. Bei gutem Wetter füllen sich die Gassen mit Studenten, die von einer Bar zur nächsten ziehen. Die zahlreichen Bars und Diskotheken bedienen jeden Musikgeschmack, verlangen keinen Eintritt und sind größtenteils in der Nähe der Plaza Mayor und der Gran Vía zu finden. Mein absolutes Highlight war die Nochevieja Universitaria Mitte Dezember. Hierfür treffen sich seit den Neunzigern jedes Jahr Tausende Studenten (2013 waren es knapp 40.000!) auf der Plaza Mayor und feiern gemeinsam Silvester vor. Da die meisten Studenten über die Feiertage zu ihren Familien fahren, kann man auf diese Weise trotzdem gemeinsam feiern und 3
nach spanischer Tradition um 0 Uhr die zwölf Trauben essen. Mittlerweile kommen sogar Reisebusse voll mit Studenten aus anderen spanischen Städten, die an der Feier teilnehmen möchten. Die Calle Toro in der Altstadt ist die Einkaufsstraße Salamancas, in der neben einem großen Supermarkt auch viele bekannte Bekleidungsgeschäfte (wie z.b. H&M, Zara und Mango) zu finden sind. Sehr zentral liegen auch die Kinos (eins etwas außerhalb der Altstadt an der Calle Van Dyck und das andere in dem Einkaufszentrum El Tormes auf der anderen Seite des Flusses), die gut ausgestattet sind und ein umfassendes Programm anbieten. Eine Kinokarte kostet dort höchstens 7 und am Kinotag sogar nur 3,50. Die Organisation ESN bietet regelmäßig Veranstaltungen und Ausflüge für internationale Studenten an. Sehr beliebt sind bspw. Fahrten nach Toledo oder Valencia. Ich habe an einem Kurztrip nach Portugal teilgenommen, der die Besichtigungen der Städte Fatima, Coimbra und Lissabon umfasste. Die 3-Tages-Reise wurde für 145 inklusive Busfahrt, Übernachtungen im Hostel mit Frühstück) angeboten. Ich kann jedem nur empfehlen, an diesen Ausflügen teilzunehmen, da es eine gute Möglichkeit ist, neue Kontakte zu knüpfen und vergleichsweise günstig neue Städte zu entdecken. Fazit Für mich war der ERASMUS-Aufenthalt in Salamanca eine durchweg positive Erfahrung, die ich nur jedem empfehlen kann. Während des halben Jahres dort konnte ich nicht nur mein Spanisch verbessern, ich lernte zudem viel über die spanische Kultur und konnte neue Bekanntschaften machen. Das Studieren an der USAL stellte sich zwar teilweise als eine Herausforderung dar, man konnte sich jedoch jederzeit an hilfsbereite Betreuer und Ansprechpartner wenden. Die älteste Universität Spaniens und ihre Stadt stellten sich für mich als das perfekte Ziel für meinen Auslandsaufenthalt heraus, da es sich bei Salamanca um eine Studentenstadt handelt, die darüber hinaus auch ein weites kulturelles Angebot hat und ihre zentrale Lage zu vielen Ausflügen einlädt. 4