Wege zur Studienentscheidungsfindung Fortbildungsveranstaltung für BOGY-Lehrer/innen in Baden-Württemberg Juli 2009 Oliver Orth, Zentrale Studienberatung
aus: Potocnik, 1990 Typischer Ablauf einer Entscheidungsfindung 1. Problemwahrnehmung gewohnter Lebenabslauf wird unterbrochen hier Schulablauf Schüler, Schülerin ist gezwungen, sich für eine neue Handlungsrichtung zu entscheiden hier Studium, Ausbildungsgang 2. Informationssuche und verarbeitung Orientierung neu zu erwerbende Infos - werden in Beziehung zueinander gesetzt - werden zu Handlungsentwürfen verarbeitet hier: optionale Bewerbung bei der Universität Die Infosuche und die Infoverarbeitung werden von vergangenen Erfahrungen gesteuert. Ansatz Entscheidungsproblem? 2
3. Entscheidung Festlegung auf einen Handlungsentwurf - hier Entscheidung für einen bestimmten Studiengang aus: Potocnik, 1990 Typischer Ablauf einer Entscheidungsfindung 4. Realisierung Handlungsentwurf wird in tatsächliches Handeln umgesetzt - hier Bewerbung/ Einschreibung für einen Studiengang Regelkreis (anschließend): Die bei der Realisierung gemachte Erfahrung wird überprüft, korrigiert und im Extremfall ganz aufgehoben. Es beginnt dann wieder die Phase 2 der Informationssuche = Orientierung 3
Zu vermittelnde Grundeinsichten o o o Ein Hochschulstudium ebnet den Weg zu verschiedenen Tätigkeitsfeldern (je höher die Qualifikation, desto eher trifft dies zu) Es bildet so breit aus, dass man später die Flexibilität für ein großes Spektrum an Tätigkeiten hat Universitätsstudium vermittelt Methodenwissen, das Studierende befähigt, sich in neue Aufgaben einzuarbeiten (S. Eicken, ZSB Stuttgart) 4
Drei Phasen der Studienentscheidung Orientierung Entscheidung Realisierung 5
Drei Phasen der Studienentscheidung Orientierung eigene Neigungen, Interessen, Fähigkeiten erkunden -inklusive Stärken/Schwächen-Analyse passende Ausbildungswege identifizieren Informationen zu den Berufen sammeln; ideal: eingehende Beratung(en) 6
Drei Phasen der Studienentscheidung Entscheidung Aussichten und Chancen von Studienwegen erkunden Perspektiven mit persönlichen Voraussetzungen abgleichen 7
Drei Phasen der Studienentscheidung Realisierung geeignete Hochschulen suchen Bewerben Rückschläge einkalkulieren Einschreibung Hochschule 8
Empfundene Beratungsqualität Quelle: forsa, 2008 Mehrheit der Jugendlichen (73%) fühlt sich ausreichend gut beraten über zukünftige berufliche Möglichkeiten, 14-17 Jahre (u. a. durch die Schule) Nimmt aber ab, je näher Entscheidung rückt (66%, bei>=18 Jahre, bei älter Tendenz weiter fallend) 9
Von Lehrern erwünscht Quelle: forsa, 2008 87% Ich möchte mehr individuelle Beratungen für meine Schüler. Informationsveranstaltungen für Eltern und Schüler würden 79% begrüßen. 10
Entscheidungshilfeberatung soll sein: Unterstützung und Begleitung beim Studienwahlprozess neutral und niederschwellig, am Problemthema des Klienten orientiert dabei Fokussierung auf die konkreten Schwierigkeiten im Umgang mit der Studienentscheidung, sowie das mögliche Verhaltensrepertoire zu dessen Lösung 11
Arbeit am Entscheidungsproblem Hauptgründe für bereute fehlerhafte Entscheidungen und resultierende Entscheidungsschwierigkeiten: Wissenslücken Nichtwissen über Nachteile bestimmter Wahlalternativen Mangelnde Entscheidungskompetenz 12
Arbeit am Entscheidungsproblem aus: Potocnik, 1990 Positive Vorwegnahmen gute Entlohnung gute Position eigene Fähigkeiten und Kompetenzen entwickeln und einsetzen können adäquates Einkommen für die Familie Frau und Kinder haben bestimmte Vorteile alle Fähigkeiten einsetzen können Stolz auf eigene Leistung sein Gefühl, etwas sinnvolles zu leisten Anerkennung als entscheidungsfähig durch andere (Familie, Freunde, Partner) Negative Vorwegnahmen lange Arbeitszeit Zeit- und Leistungsdruck hoch lästige Verwaltungsarbeit schlechte Beförderungsmöglichkeiten Familienwunsch, Erwartung mangelnder Freizeit für die Familie Furcht vor belastendem Arbeitsalltag sich klein vorkommen, wenn Weisungen von oben ausgeführt werden müssen Skepsis durch Familie, Freunde, Partner (Ist was anderes nicht besser?, Schaffst du das?) 13
wie nun konkret vorgehen? 14
Konkrete Prozesse: Innere Suche: Eigene Stärken und Fähigkeiten, eigene Interessen und Visionen aufspüren Äußere Suche: Passende Studiengänge zum eigenen Profil finden 15
Vergleich der Interessen und Fähigkeiten mit den Anforderungen mögliche berufliche Studien-/Tätigkeitsfelder Fähigkeiten, Stärken Interessen, Träume/ Visionen 16
Innere Suche: Wege zur Selbsterkenntnis Feedback von Menschen, die Interessierte(n) gut kennen (Online)-Tests (Fähigkeits-, Orientierungs-, Eignungs-, ) Stärken- oder Interessenanalyse Praktika Beratungsgespräche Workshops/Seminare zur Studien- und Berufswahl wie zum Beispiel Abitur und was dann? Ergebnis: Kenntnis eigener Interessen, Fähigkeiten und Stärken, als ein lebenslang veränderlicher Prozess 17
Was weiß ich über mich? Spannungsfeld: Selbst-/Fremdwahrnehmung Wie sehen mich die Anderen? Interessen Stärken Träume Visionen Familie Verwandte Freunde Lehrer Bekannte 18
Orientierungsseminare 19
Orientierungstests Was-Studiere-Ich Interessentest (Uni Hohenheim) www.was-studiere-ich.de Explorix Interessentest(u.a. Agentur für Arbeit) www.explorix.de Borakel (Universität Bochum) Intelligenz, Interesse, Persönlichkeit www.ruhr-uni-bochum.de/borakel 20
Orientierungstests Quelle: www.explorix.de 21
Orientierungstests Quelle: www.was-studiere-ich.de 22
Erkennungskriterien eines guten Testverfahrens u. a.: der Test ist theoretisch fundiert (Validierung) der Test erlaubt eine Vorhersage der Test versichert vertraulichen Umgang mit den Daten 23
Studienentscheidung: Grundlegende Prozesse Innere Suche: Eigene Stärken und Fähigkeiten, eigene Interessen und Visionen aufspüren Äußere Suche: Passende Studiengänge zum eigenen Profil finden 24
Äußere Suche: Wege zu Informationen Gespräche mit Studienberater/innen Gespräche mit Berater/innen der Agentur für Arbeit Gespräche mit Fachstudienberater/innen Gespräche mit Studierenden Gespräche mit Berufsvertretern Studieninformationstage/Hochschultage direkt an den Hochschulen Hochschulmessen (bspw.: Messe O-Tage; Einstieg Abi) Schnupperstudium/Besuch von Veranstaltungen an den Hochschulen Berufsinformationszentrum BIZ (Agentur für Arbeit) 25
Äußere Suche: Wege zu Informationen auch im Internet Homepages der Hochschulen: Z. Bsp.: www.uni-heidelberg.de; www.uni-mannheim.de Studieren in Baden-Württemberg Studieren in Baden-Württemberg (u.a. Das neue Kursbuch): www.studieninfo-bw.de Alle Studienmöglichkeiten in Deutschland: Hochschulkompass: www.hochschulkompass.de Studien- und Berufswahl (grünes Buch) www.studienwahl.de Informationen zu Berufen: http://www.berufenet.de Internetportal der Agentur für Arbeit für Schüler/innen und Studierende: www.abi.de 26
Darstellung von Berufen Quelle: www.berufenet.de 27
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Hochschulmessen 30
31 18.11.2009! 18.11.2009!
Eine gute Entscheidung braucht: Überblick, Durchblick und ein positives Gefühl 32
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Zahlen, Daten, Fakten Quelle: CHE, 2007 Gewünschte Fächergruppen Rechts-, Wirtschafts-, Sozialwissenschaften 23,3% Sprach- und Kulturwissenschaften 20,2% Mathematik, Naturwissenschaften: 14,5% Gesundheitswissenschaften, Medizin: 14,4% Agrar-, Forst, Ernährungswissenschaften: 1,3% kaum erheblicher Geschlechterunterschied, außer Ingeneurswissenschaften (17% m, 6% w, insgesamt 7,9%) 34
Zahlen, Daten, Fakten Quelle: CHE, 2007 Beschäftigung mit Studienentscheidung (Online-Befragung) Beschäftigung in % Entscheidung in % 2 Jahre vor Abschluss 28,4 11,7 1 Jahr vor Abschluss 31,7 23 in Abschlussklasse 11,7 20,1 35
Zahlen, Daten, Fakten Quelle: CHE, 2007 Gewünschter Hochschulabschluss (Technische) Universität + PH : 54,1% Fachhochschule (Hochschule): 15,1% Künstlerische Hochschule: 2,9% Berufsakademie (Duale Hochschule): 1,8% 36
Zahlen, Daten, Fakten Quelle: CHE, 2007 Reihenfolge Fach-/ Orts-/ Hochschulwahl F-H-O: 44,6% H-F-O: 5,9% O-H-F: 0,8%!!! Ortswahl: (4 = trifft gar nicht zu, 1 trifft genau zu) Dass ich jmd. dort kenne : 3,22 / Ort ist vertraut : 3,2 Nähe zum Heimatort : 2,64 37
Literatur Forsa, Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen (2008). Wenn ich groß bin, werde ich. Berufsorientierung an deutschen Schulen. Hachmeister, Harde, Langer (2007). Einflussfaktoren der Studienentscheidung. Centrum für Hochschulentwicklung CHE. Hell, Schuler (2008). Studierendenauswahl und Studienentscheidung. Hogrefe. Potocnik (1990). Entscheidungstraining zur Studien- und Berufswahl. 38