Intoxikationen Seite - 1 - Intoxikationen Häu Ca. 10.000 Vergiftungen im Jahr in Deutschland, davon 80% durch orale Aufnahme, 6% durch Hautkontakt und 5% durch Inhalation. Überwiegend betroffen sind Jugendliche und junge Erwachsene bis 25 Jahre. Prinzipien der erapie von Intoxikationen: 1. Sicherung der Vitalfunktionen: Freimachen und Freihalten der Atemwege, ggf. Intubation und Beatmung und Sicherung von Blutdruck und Puls sind immer die ersten Elementarmaßnahmen. Sicherung der Vitalfunktionen Primäre Giftelimination Sicherung von Material Sekundäre Giftelimination Gabe von Gegenmitteln 2. Giftentfernung vor Aufnahme in das Blut (primäre Giftelimination): Bei oraler Aufnahme von Giften sind mehrere Maßnahmen möglich: Auslösen von Erbrechen: Trinken von lauwarmen Salzwasser, Gabe von Brechmitteln (Sirup ipecacuanhae). Diese Maßnahme ist absolut kontraindiziert bei schlechter Bewußtseinslage sowie nach Ingestion von ätzenden Substanzen (Säuren, Laugen, Tenside). Magenspülung: Einführung eines dicken Gummischlauches in den Magen, ggf. nach vorheriger Intubation, durch den der Mageninhalt abgelassen wird, anschließend wiederholtes Spülen mit Wasser und Aktivkohle. Zum Schluß Gabe von Aktivkohle und Schlauchzug. Forcierte Diarrhoe: Gabe von Kohle und Glaubersalz, um oral aufgenommene Substanzen, die nicht per Spülung oder Erbrechen entfernt werden konnten, rasch aus dem Darm zu entfernen. 3. Sicherung von Material: Gewinnung von Material aus Magenspülung, Sicherung von Gegenständen am Fundort des Patienten, Gewinnen von Serum und Urin zum toxikologischen Screening.
Intoxikationen Seite - 2-4. Giftentfernung nach Aufnahme aus dem Blut (sekundäre Giftelimination): Forcierte Diurese: Gabe von Flüssigkeit und Diuretika, um eine rasche Ausscheidung über den Urin zu erreichen. Bestimmte Substanzen können besser ausgeschieden werden, wenn der Harn alkalisiert wird (z.b. Barbiturate = Schlafmittel). Hämodialyse, Hämofiltration, Hämoperfusion: Entfernung des Giftes über eine Dialysemaschine (Hämodialyse) oder über einen Aktivkohlefilter (Hämoperfusion) 5. Gabe von Gegenmitteln: Heroin: Gabe von Naloxon (Narcanti) i.v., sofortige Wirkung, hält aber nicht so lange an, wie die Heroin- (Morphin-) Wirkung selbst - mehrfache Gabe und längere Überwachung notwendig, außerdem Auslösen von Entzugserscheinungen möglich. Benzodiazepine: Gabe von Flumazenil (Anexate) Atropin: Gabe bei E605 und anderen Ungeziefervernichtungsmitteln. Digitalisantitoxin: Antikörper gegen Digitalis, Gabe bei lebensbedrohlicher Digitalisvergiftung möglich. Spezielle mptomatik und erapie einzelner Intoxikationen: 1. Digitalispräparate (Novodigal, Digimerck, Lanitop) Häufig ist die chronische Intoxikation durch zu hohe Medikamentendosen, die Grenze zwischen erwünschter Wirkung und Intoxikation ist bei Digitalispräparaten sehr eng (geringe therapeutische Breite). der schleichenden Intoxikation: Übelkeit und Erbrechen, Herzrhythmusstörungen aller Art, Halluzinationen, Benommenheit, Farbensehen (Gelbsehen) der akuten Vergiftung: hier stehen schwerwiegende Herzrhythmusstörungen aller Art im Vordergrund, sie sind schlecht zu therapieren und häufig lebensgefährlich.
Intoxikationen Seite - 3 - Sicherung der Vitalfunktionen, falls erforderlich Intubation und Beatmung primäre Giftelimination durch Magenspülung bei akuter Vergiftung Behandlung der Herzrhythmusstörungen, Bradykardien werden ggf. durch einen passageren Schrittmacher versorgt, maligne Herzrhythmusstörungen durch Antiyrrhythmika (z.b. Xylocain) in sehr schweren Fällen Gabe von Digitalis-Antidot: Anitikörper von Schafen gegen Digitalis, Gefahr einer allergischen Reaktion. 2. Schlafmittel der BENZODIAZEPIN-GRUPPE (z.b. Tranxilium, Valium, Lendormin, Tavor ) Häufigste Substanzgruppe bei Tablettenvergiftung in suizidaler Absicht. Benzodiazepine haben aber eine hohe 'therapeutische Breite', letale Intoxikationen sind selten. Allerdings muß immer an die Möglichkeit einer Mischintoxikation gedacht werden, die gefährlich werden kann (z.b. Schlafmittel+Antidepressiva+Alkohol). Alle Formen der Bewußtseinstrübung bis hin zum Koma, Hypotonie Sicherung der Vitalfunktionen, insbesondere Intubation und Beatmung als Erstmaßnahme primäre Giftelimination: induziertes Erbrechen oder Magenspülung (ggf. nach vorheriger Intubation) Antidot: Flumazenil (Anexate ) wirkt sofort. Daher auch zu diagnostischen Zwecken gut einsetzbar - Beweis einer Benzodiazepinvergiftung. Allerdings nur kurze Wirkung, daher lange Überwachung und ggf. Nachspritzen notwendig. 3. Trizyklische Antidepressiva (z.b. Aponal, Anafranil, Saroten ) Sehr gefährliche Substanzgruppe mit hoher Letalität, zumal die Pat. meist schon mit dieser Substanz vorbehandelt sind und geringe therapeutische Breite besteht. Wirkung teils wie Atropin.
Intoxikationen Seite - 4 - leichte Vergiftung: Erregung und Halluzinationen, Mundtrockenheit, Tachykardie, Harnverhalt, weite Pupillen Schwere Vergiftung: Grand mal Anfälle, Koma, hohes Fieber, schwere und schwer beeinflußbare Herzrhythmusstörungen bis zum Kammerflimmern. Sicherung der Vitalfunktionen Primäre Giftelimination: lohnt sich auch noch nach längerer Zeit - Magenspülung Antidot: Physostigmin wirkt der atropinartigen Wirkung entgegen - Herzfrequenzsenkung, Fieberrrückgang, Besserung der Trockenheit von Haut und Schleimhaut, Engerwerden der Pupillen erapie der Herzrhythmusstörungen Sekundäre Giftelimination: Hämoperfusion über Aktivkohlefilter in schweren Fällen 5. Ethylalkohol Die Alkoholvergiftung durchläuft verschiedene Stadien: Exzitationsstadium (Erregtheit, nur bei ansteigenden C2-Spiegeln), Hypnotisches Stadium (Eintrübung), Narkotisches Stadium (Koma), Asphyktisches Stadium (Tod durch Atemlähmung). Zusätzlich bestehen meist: Unterkühlung, Hypoglykämie, metabolische Azidose Vorsicht: Alkoholisierte müssen immer sorgfältig untersucht werden - Schädelfraktur, Gehirnblutung, Blutzucker?? Sicherung der Vitalfunktionen, ggf. Intubation und Beatmung Primäre Giftelimination durch Magenspülung Aufwärmen, Flüssigkeitsgabe, Glucosegabe erapie eines Alkoholentzugsdelirs, falls notwendig
Intoxikationen Seite - 5-6. Heroin und andere Opiate (z.b. Morphin, Fentany l) Meistens Gabe i.v. mit raschem Anfluten im Gehirn, die besondere Gefahr liegt in der Atemdepression bis hin zum Atemstillstand. Stecknadelpupille durch maximale Miosis, Atemdepression bis hin zum Atemstillstand, toxisches Lungenödem (sog. Heroinlunge) Sicherung der Vitalfunktionen, insbesondere Intubation und Beatmung als Erstmaßnahme Magenspülung etc. bei i.v.-gabe nicht sinnvoll Antidot: Naloxon (Narcanti) hebt die Opiatwirkung auf, wirkt aber nicht sehr lange - weiter beobachten und nachspritzen. Vorsichtige Gabe, um akute Entzugserscheinungen zu vermeiden 7. Kokain, Amphetamine, Halluzinogene Drogen mit unterschiedlichen mptomen, die jedoch alle gemeinsam haben, daß sie primär nicht dämpfen. Alle können zu schwerer Unruhe, Halluzinationen und Krampfanfällen führen. Sicherung der Vitalfunktionen bei oraler Aufnahme evtl. primäre Giftelimination durch Magenspülung Gabe von Sedativa, v.a. Diazepam (Valium ), besonders natürlich bei Auftreten von Krampfanfällen.