Dagmar-Eva Heinemann, Freiburg: Morgens Kita/Schule mittags heiser? Selbsterfahrung: Entspannung, Körperwahrnehmung und Spracherlebnis



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Transkript:

Dagmar-Eva Heinemann, Freiburg: Morgens Kita/Schule mittags heiser? Selbsterfahrung: Entspannung, Körperwahrnehmung und Spracherlebnis Die Sprache ist für Erzieher/innen und Lehrer/innen 1 ihr ureigenstes Medium und für die Arbeit mit den Kindern nicht wegzudenken. Sie ist ihr Handwerkszeug und mehr noch, Teil der eigenen Persönlichkeit, also keinesfalls etwas Abstraktes. Wenn eine Erzieherin oder Lehrerin spricht, dann bringt sie sich stets als ganzer Mensch, als Individualität in die Beziehung zu den Kindern ein. Es ist bedeutsam für ihr professionelles Handeln, dass eine Erzieherin oder Lehrerin weiß, dass die Art und Weise, wie sie spricht, förderwirksam sein kann nämlich dann, wenn sie ihre stimmlich-sprachlichen Mittel gezielt und variabel einzusetzen vermag. Grundvoraussetzung hierfür ist jedoch eine gesunde, belastbare und modulationsfähige Stimme. Allerdings ist die stimmliche Belastung von Berufssprechern, wie es Erzieherinnen und Lehrerinnen sind, hoch. Eine lange Sprechdauer, Stress auslösende Sprechsituationen, ungünstige Räume mit schlechter Akustik und negativen klimatischen Bedingungen, Nebengeräusche, aber auch Beeinträchtigungen des Allgemeinzustands können zu einer Veränderung des Stimmklangs führen. Dies wird die Sprecherin zunächst als ein Missempfinden im Hals wahrnehmen, das sich zu einem Räusperzwang, Hustenreiz und dem Gefühl einen Kloß im Hals zu haben steigern kann. Somit ist eine funktionelle Stimmstörung entstanden, der zwar noch keine krankhafte Veränderung im Kehlkopf oder im übrigen Stimmapparat zugrunde liegt, die aber doch eine ernst zu nehmende Beeinträchtigung im beruflichen Alltag bedeutet und der Behandlung bedarf. Die Realität lässt aufhorchen: Durch eine Studie der Universität Leipzig im Jahr 2006 wurde festgestellt, dass bereits 40 Prozent der künftigen Lehrerinnen stimmauffällig waren, 17 Prozent mussten ärztlich untersucht und 15 Prozent behandelt werden. 1 Im Folgenden wird zur besseren Lesbarkeit und wegen der Mehrzahl von Frauen, die in Kitas und Schulen arbeiten, die weibliche Form verwendet. 1

Die eigene Erfahrung in der Arbeit mit Lehramtsanwärterinnen lehrt, dass diese meist zu viel, zu schnell und zu hoch sprechen. Hier stellt sich die Frage, ob nicht Untersuchungen der Stimmtauglichkeit als Eingangsvoraussetzung für einen pädagogischen Beruf dringend notwendig sind. Es ist darüber hinaus schwer nachzuvollziehen, dass im Ausbildungscurriculum für Erzieherinnen und Lehrerinnen das Thema Stimme und Stimmhygiene eine allenfalls untergeordnete Bedeutung hat. Eine Befragung im Jahr 1997 ergab, dass 53,4 Prozent der bereits tätigen Lehrerinnen ihre eigene Stimme als nicht belastungsfähig einschätzen, 63 Prozent geben an, nicht als Stimmvorbild zu taugen. Die meisten der Befragten beurteilen ihre eigenen stimmlichsprecherischen Qualitäten mit hektisch, schnell, monoton, piepsig, nicht tragfähig, heiser, unsicher. Wir alle wissen: Vorbeugen ist besser als Heilen. Eine gesunde, belastbare und tragfähige Stimme lässt sich erwerben! Einer funktionellen Stimmstörung kann durch Information und sachgemäße Prävention vorgebeugt werden. Doch für eine erwachsene Sprecherin ist es gar nicht so leicht, ihre Sprechgewohnheiten wahrzunehmen und zu verändern. Sie ist es gewohnt, den Fokus auf den Inhalt dessen zu legen, was sie sagt. Die eigene Stimme ist ihr oft ein völlig unbekanntes Feld, denn Erfahrungen hinsichtlich einer Selbstwahrnehmung, sei es durch Tonbandaufnahmen oder Videomitschnitte, können auch bei einer Berufssprecherin keinesfalls als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Das Wie ihres Sprechens wird ihr vermutlich nur in Ausnahmefällen bewusst. Vielleicht dann, wenn sie feststellt, dass sie mit ihrem bloßen Stimmklang ein Kind trösten und beruhigen, aber auch erschrecken kann, oder aber bemerkt, dass sich die eigene Heiserkeit dergestalt auswirkt, dass die Kinder auch zu hüsteln anfangen, wenn sie spricht. Dies lässt sich so erklären, dass eine hochbedeutsame Wechselwirkung zwischen Sprecherin und Hörer besteht, die sich auf einer Ebene unterhalb des wachen Bewusstseins abspielt: Durch feine, unbemerkte Kehlkopfschwingungen findet ein innerliches, unbewusstes Mitsprechen der zuhörenden Person statt. 2

Die neurolinguistische Forschung konnte wesentlich dazu beitragen begreiflich zu machen, warum das Wie einer Sprachäußerung bei weitem wichtiger für das Verstehen einer Sprachäußerung ist als ihr Was. Bewiesen wurde, dass die linke Hirnhälfte für die Dekodierung der Wortbedeutung verantwortlich ist und die rechte Hemisphäre für die intuitiv-emotionalen Zwischentöne. Es konnte in diesem Zusammenhang gezeigt werden, dass der nonverbale Anteil schätzungsweise 80 90 Prozent einer Äußerung ausmacht! Dies macht zum einen verständlich, warum kleine Kinder, wenn sie gesund sind, die Muttersprache so problemlos erwerben. Es sind die lustvollen Empfindungen an den Phänomenen der gehörten Sprache, die den Spracherwerb vorantreiben. Es kann keinen Zweifel daran geben, dass die allerersten Spracherfahrungen auf den Ton, die Melodie und den Rhythmus der Stimme der Mutter zurückzuführen sind, welche der Fötus viele Monate lang wahrnimmt. (Troßbach-Neuner 1997) Zum anderen erklärt sich dadurch, dass auch für die Kommunikation der Erwachsenen die sprachliche Verarbeitung der rechten Hirnhälfte eindeutig bedeutsamer ist. Die musikalischen Elemente der Sprache bestimmen auch hier im Wesentlichen das Verstehen einer Sprachäußerung. Sprache fließt normalerweise in einer Melodie und einem bestimmten Tonfall dahin und wird von einer Ausdruckskraft getragen, die die rein verbale Ebene übersteigt. Klang der Laute, Sprechrhythmus und Satzmelodie bestimmen das Wie der Sprache, die intuitiv-emotionalen Zwischentöne. Sprache besteht also nicht nur aus den Worten, aus denen die Redebeiträge zusammengesetzt sind. Sie besteht vielmehr aus Äußerungen. Die Bedeutung dessen, was wir sagen wollen, drücken wir mit unserer Stimme, mit unserem ganzen Körper aus. Das Verständnis einer solchen Äußerung erfordert auf Hörerseite weit mehr als die bloße Identifizierung von Worten. Was bedeutet das für die pädagogische Arbeit? Kinder, je kleiner sie sind und je weniger sie über den Intellekt ansprechbar sind, reagieren unmittelbar und stark auf das Wie der Sprache. Und wir wissen aus eigener Erfahrung, wie mächtig der Stimmklang auf ein kleines Kind wirken kann, im positiven wie im negativen Sinn. Ein Kind benötigt ein gutes sprachliches Vorbild, damit es seine eigene Sprachfähigkeit entwickeln kann. Ein gutes sprachliches Vorbild wirkt 3

bewusstseinsbildend, es regt Phantasie, Denkfähigkeit, Abstraktionsvermögen und Nachahmungsfähigkeit an. Wenn die Inhalte sprachlich adäquat vermittelt werden, kann das Kind diese ganzheitlich aufnehmen. Das heißt hier: vor allem über seine Empfindungen und nicht nur über den Intellekt, was eine tiefere Verbindung mit dem Lerngegenstand bewirkt. Wollen wir eine praktische Konsequenz aus dem Gesagten ziehen, so bedeutet das zunächst nichts anderes, als sich der eigenen Sprache, der eigenen Sprechweise bewusst zu werden und darauf aufmerksam zu sein, dass jedes Wort, das ich zum Kind spreche, nicht nur durch seinen Inhalt wirkt, sondern vor allem dadurch, wie ich es sage. Ein systematisches Reagieren auf den spontanen Sprachgebrauch der Kinder genügt nicht, um Kommunikationssituationen bewusst zu gestalten. Die Sprachelemente müssen vielmehr so präsentiert werden, dass ein möglichst ganzheitliches Spracherlebnis für das Kind entsteht, von dem es heilsame Rückwirkungen auf sein eigenes Empfinden und Sprechen erlebt. Das Was einer Aussage kann vorüberlegt werden. Das Wie macht jedoch einen längerfristigen, bewusst geführten Prozess des Arbeitens an der eigenen Sprache und Stimme, und damit auch an der eigenen Persönlichkeit notwendig. Wenn eine Erzieherin oder Lehrerin eine variable und schonend einsetzbare Stimme anstrebt, kann sie nicht umhin, an der eigenen Sprache konsequent und kontinuierlich zu arbeiten und ihre Wahrnehmungen in dieser Hinsicht zu schulen. Konkrete Schritte einer sachgemäßen Stimmprävention können im Folgenden nur angedeutet werden. Es muss jedoch vorangestellt werden, dass diese keine Stimmtherapie ersetzen kann. Hinter der Zunge steht ein ganzer Mensch. (Codoni 2007) Die Stimmarbeit muss die gesamte Persönlichkeit des Menschen einbeziehen, d.h. die Wechselwirkung von Spannung, Haltung, Bewegung, Atmung, Stimme, Stimmung und Selbstwahrnehmung berücksichtigen. Ein körperbezogener Ansatz baut zunächst darauf auf, Verspannungen im Körper nachzuspüren, um diese gezielt auflösen zu können. Übungen der Körperwahrnehmung und Entspannung schließen sich an. Durch Bewegungen des ganzen Körpers machen wir uns bereit für den Einsatz der Stimme und Sprache. 4

Im Experimentieren mit unserer Stimme werden wir unsere Aufmerksamkeit bewusst auf den Sprechvorgang selbst legen. Stimmklang, Artikulation und Redefluss sind die stimmlich-sprachlichen Mittel, die uns für die Sprachgestaltung zur Verfügung stehen. Sie werden realisiert auf den drei Funktionsebenen Stimme (Kehlkopf), Artikulation (Ansatzrohr) und Atem (Zwerchfell, Lunge). Somit bereiten wir eine tragfähige Stimme vor, der die Attribute deutlich, klangvoll und fließend zukommen. Parallel dazu werden wir im alltäglichen Gespräch, natürlich vor allem in der pädagogischen Arbeit, mehr und mehr aufmerksam auf die Auswirkungen, die unser Sprechen auf die Kinder und Schüler hat. Wir müssen uns im Vorfeld unserer Arbeit jedoch im Klaren darüber sein, dass wir das Was der Sprache besser in der Hand haben. Wir können es bedenken und je nachdem, worüber wir mit den Kindern sprechen wollen, immer wieder neu und interessant gestalten. Das Wie jedoch lässt sich oftmals erst über einen längeren Zeitraum beeinflussen. Unsere Freude über erreichte Zwischenschritte, die wir an den Reaktionen der Kinder wahrnehmen, wird uns zu einem konsequenten und kontinuierlichen Weiterarbeiten motivieren. Abschließend einige Tipps, die einer Berufssprecherin über den Arbeitstag hinweghelfen können: Möglichst viel trinken, der Kehlkopf benötigt Feuchtigkeit. Also das Wasserglas in die Grundausrüstung für die Unterrichtsvorbereitung integrieren. Gegebenenfalls hilft auch ein Luftbefeuchter. Wenn Lutschbonbons eingesetzt werden, dann solche mit Mineralsalzen, sie regen den Speichelfluss an und regenerieren die Schleimhäute. Und zuletzt: Bei Kälte langes Reden im Freien vermeiden. Bibliographische Angaben Brügge, W.; Mohs, K. (1996): Therapie funktioneller Stimmstörungen. Übungssammlung zu Körper, Atem, Stimme. München: Ernst Reinhardt Codoni, S. (2007): Hin zu neuen Ufern. Körperorientierte Sprachtherapie k-o-s-t. Mit Sprache, Fachzeitschrift für Sprachheilpädagogik 4/2007, 43-56 Hammer, S. (2007 / 3. Auflage): Stimmtherapie mit Erwachsenen. Was Stimmtherapeuten wissen sollten. Heidelberg: Springer 5

Leipziger Internet Zeitung. Lehrerstimme: Stimmliches Versagen vorprogrammiert? (21.07.2006) www.uni-leipzig.de/-sprech Nienkerke-Springer, A. (1997): Zur Prävention von Stimmstörungen. Oder: Ist es Luxus, eine gesunde Stimme zu haben? Die Sprachheilarbeit 5/97, 209-220 Nollmeyer, O. (2005): Die souveräne Stimme. Praxisnahes Stimmtraining mit interaktiver CD-ROM. Offenbach: Gabal Troßbach-Neuner, E. (1997): Schwerpunkte der Unterrichtsarbeit bei Kindern mit Förderbedarf im Bereich der Sprache. Zeitschrift für Heilpädagogik 5/97, Tropper, H. (2006): Lehrerstimme im Winter. www.lehrerbund.at/zeitung/1/seite06.html 6