Erzählen über Katastrophen



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Transkript:

Erzählen über Katastrophen 8. Tagung der Kommission für Erzählforschung in der dgv 03.09 06.09.2014, Alpenhotel Gösing Anschrift und Kontakt des Hotels: Alpenhotel Gösing A-3221 Gösing an der Mariazellerbahn Tel. +43 (0)2728 217 E-Mail: alpenhotel@goesing.at Webseite: www.goesing.at/ Organisation: Univ.-Prof. DDr. Bernd Rieken Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien Schnirchgasse 9a A-1030 Wien privat: Andreas Hofer-Zeile 17 A-2500 Baden bei Wien Tel.: +43 (0)2252 86165 E-Mail: bernd.rieken@univie.ac.at Anreise: Flugzeug: Flug bis Wien Schwechat Zug bis Wien Mitte U-Bahnlinie U3 bis Wien Westbahnhof ÖBB bis St. Pölten Umsteigen in die Schmalspurbahn der NÖVOG Richtung Mariazell bis Gösing an der Mariazellerbahn. Fahrplan der Mariazellerbahn: www.noevog.at/de Bahn: ÖBB bis St. Pölten Umsteigen in die Schmalspurbahn der NÖVOG Richtung Mariazell bis Gösing an der Mariazellerbahn. Für Teilnehmer, die aus größerer Entfernung anreisen, empfehlen sich die Nachtzüge aus Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Bregenz oder Zürich, die allzumal in St. Pölten stehenbleiben. Fahrplan der Mariazellerbahn: www.noevog.at/de Auto: Aus Richtung Wien: Westautobahn bis St. Pölten Süd B 20 über Wilhelmsburg, Lilienfeld, Türnitz bis hinter Annaberg B 28 bis Wastl am Wald Abzweig Richtung Gösing (Fahrtdauer circa zwei Stunden). Alternativrouten: Westautobahn bis St. Pölten Süd B 39 über Ober-Grafendorf, Kirchberg an der Pielach und Frankenfels bis hinter Laubenbachmühle (Pielachtalroute) B 28 bis Wastl am Wald Abzweig Richtung Gösing (Fahrtdauer circa zwei Stunden). 1

ODER: Südautobahn bis Wöllersdorf B 21 über Gutenstein, Kalte Kuchl, St. Ägyd am Neuwald bis Gscheid Nebenstraße Richtung Annaberg links abbiegen auf B 20 Richtung Mariazell, nach wenigen Kilometern B 28 bis Wastl am Wald Abzweig Richtung Gösing (Fahrtdauer circa zweieinhalb Stunden, aber landschaftlich schönste Strecke). Aus Richtung Linz: Westautobahn bis Ausfahrt Ybbs B 25 über Wieselburg und Scheibbs bis Neubruck B 28 bis Wastl am Wald Abzweig Richtung Gösing. Hinweise zum Hotel und zur Mariazellerbahn: Das 1922 erbaute Hotel liegt vollkommen isoliert am Ende einer Stichstraße und direkt an der Mariazellerbahn, von Wäldern umgeben mit Blick auf den Großen Ötscher und in die Ötschergräben auf 890 Meter Seehöhe. Es gehört zu den typischen Eisenbahnhotels, wenngleich in kleinerer Größe, wie sie zum Beispiel von der k.k. Südbahn am Semmering (Südbahnhotel) oder in Opatija (Hotel Kvarner) errichtet wurden. Das Ötscherland gehört zu den am dünnsten besiedelten Gebieten Österreichs und ist ein Geheimtipp für Reisende, weil es abseits der Touristenströme liegt. Die Tagespauschale für Seminarteilnehmer beträgt 114.80.- Sie beinhaltet drei Mahlzeiten, zwei Jausen und anderes mehr. Genauere Informationen finden Sie auf S. 7 der folgenden Datei: www.goesing.at/seminarmappe_goesing (pdf) Die Mariazellerbahn wurde Ende des 19. Jahrhunderts in mehreren Etappen in 760 Millimeter Spurweite erbaut, um den Wallfahrtsort Mariazell besser zu erschließen. Sie gehört zu den berühmtesten und schönsten Alpenbahnen, da sie vor allem im oberen Streckenabschnitt ab Laubenbachmühle durch spektakuläre Landschaften führt. Hinweis zur Wanderung durch die Ötschergräben: Da das Hotel auf knapp 900 Metern Höhe liegt, sollte sowohl luftige als auch warme Kleidung mitgenommen werden. Es kann noch sehr heiß sein, aber auch bereits recht kühl, vor allem abends. Für die Wanderung durch die Ötschergräben den Grand Canyon von Niederösterreich sind Wanderschuhe empfehlenswert sowie eine gewisse Trittsicherheit erforderlich. Die Wanderung wird, je nach Wunsch und Kondition der Teilnehmer, eineinhalb bis drei Stunden dauern und mit einer Fahrt auf der Mariazellerbahn verbunden. Bei Schlechtwetter ist ein Ausflug nach Mariazell geplant. Personen, die an der Wanderung nicht teilnehmen wollen, können per Bahn dem Wallfahrtsort Mariazell einen Besuch abstatten. 2

Tagungsprogramm Mittwoch, 03.09.2014 17.30 Uhr Begrüßung, Einführung ins Thema (Bernd Rieken) Themenschwerpunkt: Katastrophen in der deutschen Literatur 18.00 18.45 Uhr Naturkatastrophen: Erzähltraditionen und literarische Gestaltung (Helga Bleckwenn) 18.45 19.30 Uhr Narrative Transformation im intertextuellen Traditionsbezug. Wilhelm Robert Hellers Das Erdbeben von Caraccas (1843) (Florian Maria König) 20.00 Uhr Abendessen Donnerstag, 04.09.2014 09.00 09.45 Uhr So war das Jahr 1755 gekommen. Moralische Geschichten von Katastrophen: Das Beispiel des Volksschriftstellers W. O. von Horn (Christina Niem) 09.45 10.30 Uhr Die Wassernot im Emmental vom 13. August 1837: Jeremias Gotthelfs literarische Darstellung einer Katastrophe (Alfred Messerli) 10.30 11.00 Uhr Kaffeepause Themenschwerpunkt Katastrophen in Feldforschungen und qualitativen Interviews 11.00 11.45 Uhr Die Sturmflut vom 16./17. Februar 1962 auf den Halligen Nordfrieslands. Ein Beitrag zur ethnologisch-psychoanalytischen Katastrophenforschung (Anna Jank) 11-45 12.30 Uhr Die Schneekatastrophe 1978/79 in Schleswig-Holstein. Das Ereignis und seine Spiegelung in Erzählungen (Hannelore Jeske) 12.30 14.30 Uhr Mittagessen 14.30 15.15 Uhr Die Lawinenkatastrophe von Blons im Großen Walsertal anno 1954. Ethnologische und psychoanalytische Zugänge (Michael Simon, Bernd Rieken) 15.15 16.00 Uhr Donauhochwasser 2002 in Niederösterreich am Beispiel ausgewählter Regionen (Christina Wiedersich) 3

16.00 16.30 Uhr Kaffeepause Themenschwerpunkt Katastrophen in populären Medien 16.30 17.15 Uhr Psychotraumatologische Abwehrstrategien in der journalistischen Berichterstattung am Beispiel des 11. September: ein Beitrag zur Entstigmatisierung psychischer Störungen (Jessica Huss) 17.15 18.00 Uhr Terror als Katastrophe. Über den erzählerischen Umgang mit Terroranschlägen am Beispiel des 11. September (Ingo Schneider) 18.00 18.15 Uhr Pause 18.15 19.00 Uhr Die narrative Verarbeitung der Überflutung von New Orleans 2005 in der amerikanischen TV-Serie Treme (2010-) (Brigitte Frizzoni) 19.00 19.45 Katrina und andere Hurrikane. Berichte, Geschichten, Gerüchte (Christine Shojaei Kawan) 20.00 Uhr Abendessen Freitag, 05.09. 2014 09.00 09.45 Uhr Flut-Katastrophe in Sachsen-Anhalt (Kathrin Poege-Alder) 09.45 10.30 Uhr Atomschutz-Narrative (Ingrid Tomkowiak) 10.30 11.00 Uhr Kaffeepause 11.00 11.45 Uhr Erzählen über Erdbebenkatastrophen Betrachtungen anhand dreier großer Erdbeben in Japan (Akemi Kaneshiro-Hauptmann) Themenschwerpunkt Katastrophen in der Sagen-Überlieferung 11.45 12.30 Uhr Tsunami 2004 und die Geister der Toten (Andreas Hartmann) 12.30 14.30 Uhr Mittagessen 4

14.30 18.30 (oder 19.40) Uhr Fahrt mit der Mariazellerbahn und Wanderung durch die Ötschergräben (bei Schlechtwetter Fahrt mit der Bahn nach Mariazell) 19.00 (oder 20.00) Abendessen Samstag, 06.09.2014 09.00 09.45 Uhr Erfahrung und Erzählung: Wetterkatastrophen, Sagen und die Bedeutung der Form (Simone Stiefbold) 09.45 10.30 Uhr Ein ungebeten Gast aus fremden Landen Erzählen über die Pest in der Lausitz (Susanne Hose) 10.30 11.00 Uhr Pause 11.00 12.00 Uhr Abschlussdiskussion 12.00 13.30 Uhr Mitgliederversammlung der Kommission für Erzählforschung in der dgv 13.30 Uhr Mittagessen und Abreise 5

Abstracts nach thematischer Gliederung Katastrophen in der deutschen Literatur: Helga Bleckwenn Naturkatastrophen: Erzähltraditionen und literarische Gestaltung Naturkatastrophen sind lange Zeit mündlich tradiert und auch schriftlich fixiert worden. Aus diesen Überlieferungen entstanden in einer bestimmten historischen Situation und in bestimmten Regionen des deutschsprachigen Raumes vermehrt literarische Darstellungen. Diese Entwicklung soll an einigen Beispielen untersucht werden. Dabei zeigt sich, dass Naturkatastrophen besonders im 19. Jahrhundert thematisiert wurden, und zwar sowohl im Nordseeraum als auch im alpinen Gebirgsraum. Theodor Storm und Adalbert Stifter seien exemplarisch genannt. Der Deichbau gegen die Meeresfluten oder der Schneefall und Eisbruch und Hagelschlag werden hier geschildert. Form der Darstellung ist die Novelle oder der Roman. Daneben werden die Ereignisse dramatisiert in der Ballade (die als mündliche Literaturform neu zu durchdenken wäre). Hier sind besonders Detlef von Liliencron und Theodor Fontane zu erwähnen. Quellen und Darstellung sind jeweils zu untersuchen. Literaturwissenschaftlich war es üblich, den jeweiligen Schriftsteller individuell zu verstehen; hier ist verstärkt die Überlieferungsfrage zu stellen. Jenseits vom Übergang von der Romantik zum Realismus versprechen diese Aspekte auch eine neue Deutung in der Verarbeitung des Geschehenen. Florian Maria König Narrative Transformation im intertextuellen Traditionsbezug. Wilhelm Robert Hellers Das Erdbeben von Caraccas (1843) Wilhelm Robert Hellers (1814 1871) zweibändiger historischer Roman Das Erdbeben von Caraccas [sic.] literarisiert den venezolanischen Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien (1810 1823). Im Zentrum des Romans stehen die Revolution am Gründonnerstag 1810 und das Erdbeben am zweiten Jahrestag der Revolution. Mein Beitrag unternimmt eine narratologische Analyse der Erzählstruktur, der Erzählperspektive (Wolf Schmid) und des Erzählverfahrens und untersucht dabei, mit welchen ästhetischen und narrativen Verfahrensweisen das Erdbeben von Caracas erzählerisch angeeignet und das Ereignis zur Naturkatastrophe transformiert wird. Die deutsche Historiographie der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts interpretierte das Erdbeben von Caracas vor allem als politisches Ereignis: als Fanal zum Untergang der I. Republik und zur Wiederherstellung der spanischen Kolonialherrschaft in Venezuela. Dementsprechend untersucht mein Beitrag die politische Deutung des Erdbebens bei Heller und zeigt, wie der Erzähler im intertextuellen Traditionsbezug auf Alexander von Humboldts Relation historique du Voyage aux Régions équinoxiales du Nouveau Continent (1814 1825) das seismische Beben zum politischen Beben semantisiert und gleichzeitig die Ikonographie des Erdbebens nutzt, um die politischen Ereignisse von 1812 zu deuten. 1 In diesem Zusammenhang zeigt der Beitrag über von Humboldts Relation historique hinaus intertextuelle Bezüge zur zeitgenössischen Historiographie auf. Exemplarisch wird dabei auf Franz Kottenkamps Der Unabhängigkeitskampf der spanisch-amerikanischen Colonieen [sic.] (1838) eingegangen. 2 Am Ende des Beitrags soll Hel- 6

lers Roman kulturhistorisch kontextualisiert und im literarischen Vormärz verortet werden, wobei erörtert werden soll, inwiefern Heller in der literarischen Aneignung von 1812 die politischen Ereignisse seiner eigenen Zeit bespiegelt und im Bild der Naturkatastrophe reflektiert. Christina Niem So war das Jahr 1755 gekommen. Moralische Geschichten von Katastrophen: Das Beispiel des Volksschriftstellers W. O. von Horn Wilhelm Oertel (1798-1867) war um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein erfolgreicher Volksund Jugendschriftsteller, der sich das Pseudonym W. O. von Horn zugelegt hatte. Der evangelische Geistliche gab den Kalender Die Spinnstube heraus und füllte ihn mit populären Lesestoffen. Diese Kalendergeschichten publizierte er auch als Monografien, darunter Erzählungen von Naturkatastrophen: Zwei Ausbrüche des Vesuvs, Das Erdbeben von Lissabon und Der Orkan auf Cuba. An diesem Beispiel kann das Thema Katastrophen in der erzählenden Dichtung beleuchtet werden, zugleich das Medium Kalender und die Gattung Kalendergeschichte. Gefragt wird nach der Art und Weise des Erzählens von Katastrophen sowie nach der Intention dieses Erzählers, welcher Geschichten der deutschen Jugend und dem deutschen Volke erzählt, wie es häufig im Untertitel heißt. Alfred Messerli Die Wassernot im Emmental vom 13. August 1837: Jeremias Gotthelfs literarische Darstellung einer Katastrophe Das Totalereignis einer Überschwemmung im Emmental im Kanton Bern am 13. August 1837 versuchte der Pfarrer und Schriftsteller Jeremias Gotthelf (d.i. Albert Bitzius) in einer 77 Seiten umfassenden, ein Jahr später erschienenen, Broschüre durch einen ebenso totalen Text polyphon und multiperspektivisch zu gestalten. Dem klimatischen und meteorologischen Vorspiel und dem geologischen Rahmen folgt die zerstörerische Wirkung der gleichsam als ein agierendes Subjekt vorgestellten, das Land überschwemmenden, Emme. In einzelnen Szenen werden das Unfassbare und die Gewalt gegen Menschen, Tier und Sachen konkret beschrieben. Das Grauen wird darüber hinaus (gleichsam therapeutisch) mit grotesken, ja zum Lachen reizenden Situationen konterkariert, wie dem Auftritt eines englischen Touristen, der sich auf einer improvisierten Sänfte von Bauernburschen durch das verwüstete Gelände tragen lässt, und mit absurden Gerüchten. Auffallenderweise wird das Phänomen des beschriebenen Katastrophentourismus durch Gotthelf nicht kritisiert, sondern als Erweiterung des Publikums, das die Predigt Gottes, als welche er die riesenhafte Überschwemmung deutet, in der sichtbare Verwüstung rezipiert, begrüßt. Deren Mitleiden wird zudem zur Basis einer gesamteidgenössischen Solidarität. 7

Katastrophen in Feldforschungen und qualitativen Interviews: Anna Jank Die Sturmflut vom 16./17. Februar 1962 auf den Halligen Nordfrieslands. Ein Beitrag zur ethnologisch-psychoanalytischen Katastrophenforschung Welche Spuren die Flutkatastrophe auf den Halligen Langeness und Oland bei den Einheimischen hinterlassen hat, wird in Form qualitativer Interviews untersucht. Die Arbeit ist interdisziplinär angelegt, indem sie kulturellen und tiefenpsychologischen Aspekten nachgeht. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die Bedeutung der Angst gelegt. Hannelore Jeske Die Schneekatastrophe 1978/79 in Schleswig-Holstein. Das Ereignis und seine Spiegelung in Erzählungen Wenn in Schleswig-Holstein von der Schneekatastrophe die Rede ist, dann ist zumindest den älteren Menschen klar, dass der Schneesturm gemeint ist, der zur Jahreswende 1978/79 zum Zusammenbruch des öffentlichen Lebens führte. Besonders stark betroffen war die Landschaft Angeln, deren Dörfer von der Außenwelt abgeschnitten waren, denn die Straßen waren unpassierbar, die Stromversorgung in vielen Dörfern und zeitweise auch die Telefonverbindung waren zusammengebrochen. In einem kleinen Dorf mitten in Angeln wurden Erzählungen Betroffener zu diesem für die Region Jahrhundertereignis aufgezeichnet: Januar 1979, eine längere Dokumentation aus mehreren zusammenhängenden Erzählungen, aufgeschrieben von einem Betroffenen; April/Mai 2009, Erzählungen von elf Dorfbewohnern, aufgenommen in qualitativen Interviews von einem Historiker; seit Februar 2013, eigene Aufnahmen bei lockeren, aber geplanten Erzähltreffen. Das vorliegende Material, Erzählungen und Berichte, spiegelt in konkreten Einzelheiten wider, welche Auswirkungen die Katastrophe auf das alltägliche Leben der Dorfbewohner und auf ein Hochzeitsfest hatte, wie die Menschen auf die außerordentliche Situation reagierten und wie sie mit den ungewohnten Herausforderungen umgingen, welche zum Teil folgenreichen Gedanken und Empfindungen ausgelöst wurden und was als eigentlich katastrophal erlebt wurde, nämlich weniger die Naturkatastrophe als vielmehr die meist alternativlose Abhängigkeit von der Elektrizitätsversorgung, eine großenteils selbst verschuldete Katastrophe. Michael Simon / Bernd Rieken Die Lawinenkatastrophe von Blons im Großen Walsertal anno 1954. Ethnologische und psychoanalytische Zugänge Anhand qualitativer Interviews wird der Frage nachgegangen, ob und inwieweit die Einheimischen die Lawinenkatastrophe verarbeitet haben. Das geschieht aus ethnologischer und psychoanalytisch-psychotherapiewissenschaftlicher Perspektive. 8

Christina Wiedersich Donauhochwasser 2002 in Niederösterreich am Beispiel ausgewählter Regionen Die Naturkatastrophe Hochwasser 2002 hinterließ in vielen Teilen Niederösterreichs verheerende Schäden. Diese Schäden entstanden an materiellen und auch an immateriellen Gütern. Dadurch, dass 2002 sowohl der Kamp auch als die Donau durch die enormen Regenfälle überflutet wurden, kam es innerhalb weniger Tage zu zwei Überschwemmungen vieler Ortschaften Niederösterreichs. Viele Menschen verloren durch die Katastrophe sämtliches Hab und Gut. Wie waren die Auswirkungen auf die betroffenen Gemeinschaften? Wie haben die Betroffenen die Katastrophe verarbeitet? Wie geht es ihnen zehn Jahre, nachdem das Unglück passiert ist? Um Antworten auf diese Fragen zu bekommen, habe ich sowohl mit Betroffenen als auch Einsatzkräften über die Katastrophe gesprochen. Mir war es wichtig, möglichst viel über die Katastrophe, ihre Folgen, die Stimmung und die Gefühle der Einwohnerinnen bzw. Einwohner zu erfahren, und dabei erlangte ich viele sehr interessante Eindrücke. Katastrophen in populären Medien: Jessica Huss Psychotraumatologische Abwehrstrategien in der journalistischen Berichterstattung am Beispiel des 11. September: Ein Beitrag zur Entstigmatisierung psychischer Störungen Einleitung: Medien haben einen bedeutenden Einfluss auf die Wahrnehmung von psychischen Störungen in der Gesellschaft. Speziell bei Traumatisierungen führt die indirekte Konfrontation mit einem traumatischen Ereignis nach Fischer und Riedesser (2009) zur Anwendung von psychotraumatologischen Abwehrmechanismen mit dem Ziel, ein illusionäres Sicherheitsgefühl zu bewahren. Es besteht die Annahme, dass auch Journalisten/innen die psychotraumatologische Abwehr in der printmedialen Berichterstattung von Katastrophen nutzen. Dies hat wiederum Einfluss auf die Rezeption traumatischer Ereignisse in der Gesamtbevölkerung im Allgemeinen und in der Konstruktion von Opfer sowie Täterschaft im Speziellen. Dementsprechend ist für die Bildung von Einstellungen und die eigene Verarbeitungsleistung der betroffenen Allgemeinbevölkerung wichtig, wie Katastrophen dargestellt und erzählt werden, was für die interdisziplinär angelegte und von immer zentraler Bedeutung werdende Katstrophenforschung einen wichtigen Beitrag leisten würde. Fragestellung: Ist in der deutschen und amerikanischen printmedialen Berichterstattung über den 11. September die Anwendung von psychotraumatologischen Abwehrmechanismen seitens der Journalisten/innen nachweisbar? Methode: Über einen Zeitraum von einem Monat (11.09. 11.10.2001) wurden aus drei deutschen (Süddeutsche Zeitung, Die Welt und B.Z.) und drei amerikanischen Zeitungen (The New York Times, The Washington Post und The New York Post) alle publizierten Artikel (N = 260) über die Anschläge des 11. Septembers inhaltsanalytisch ausgewertet. Ergebnisse: Bei 195 der N = 260 analysierten Artikel konnte das Vorkommen von psychotraumatologischen Abwehrstrategien bestätigt werden (in 74% der deutschen und in 76% der amerikanischen Artikel). Die Neutralitätslösung (36%) konnte am häufigsten in deutschen Artikeln nachgewiesen werden, wohingegen in amerikanischen Artikeln die Täteranklage (48%) am meisten Verwendung fand. Der Vergleich zwischen Boulevard- und 9

Qualitätsprintmedien zeigte, dass der Boulevardjournalismus häufiger Abwehrstrategien nutzte (in 83% der deutschen und in 86% der amerikanischen Boulevardartikel). Schlussfolgerung: Aufbauend auf diesen Ergebnissen ist ein Leitfaden für die Erstellung eines optimalen Artikels entwickelt worden, was die Verwendung von psychotraumatologischen Abwehrmechanismen und den damit verbundenen negativen Konsequenzen für die Rezipienten und in weiterer Folge für die Opfer vermeiden soll. Heutzutage werden aufgrund der weltweiten Medienpräsenz von Krisen und Unglücksfällen Rezipienten aller Bevölkerungsschichten schnell und effektiv informiert. Umso schwerwiegender sind die Auswirkungen, wenn eine traumainduzierende Grundhaltung innerhalb der printmedialen Berichterstattung vorherrscht, gerade wenn es sich um Katastrophen in populären Medien handelt. Dies kann dem Prinzip der psychotraumatologischen Abwehr zufolge in abwertende und intolerante Einstellungen über gerade kulturell konträre bzw. marginalisierte Gruppen innerhalb der Allgemeinbevölkerung resultieren, wie es exemplarisch bei der Täteranklage vorzufinden ist. Besonders die kulturellen Faktoren bzw. Konsequenzen einer Katastrophe stehen hier im Vordergrund, was sich auch mit dem Anspruch einer Erzählforschung deckt. In diesem Sinne soll ein Beitrag geleistet werden, der im Kontext der Entstigmatisierungsbemühungen einzuordnen ist und sich zusätzlich als konkrete handlungspraktische Empfehlung an die Medien, wie adäquate Berichterstattung über Katastrophen funktionieren soll, versteht. Die psychologisch und sozialwissenschaftlich ausgerichteten Fachdisziplinen sollten an der Aufdeckung von Motiven, Auslösern und langandauernden Umständen von Katastrophen besonders interessiert sein, weswegen die gezielte Analyse von Katastrophen auch im Rahmen der Psychotraumatologie weiter befördert werden sollte. Ingo Schneider Terror als Katastrophe. Über die erzählerischen Umgang mit Terroranschlägen (am Beispiel von 9/11) Im Call for Papers zu dieser Tagung gibt der Veranstalter eine Beschreibung dessen, was unter einer Katastrophe in der Regel zu verstehen sei: ein geographisch begrenztes Großschadensereignis, so beginnt die Begriffsbestimmung, das die Infrastruktur beeinträchtigt, mit den örtlichen Hilfsorganisationen nicht zu bewältigen ist und bei dem Menschen physisch und psychisch zu Schaden kommen oder getötet werden können. Wendet man diesen ersten Teil der Definition auf die Attentate vom 11. September 2001 in New York an, fügt sich dieses Großschadenereignis durchaus in den bis dahin bekannten Definitionsrahmen. Lesen wir im CfP jedoch weiter von der Unterscheidung zwischen technischen und Naturkatastrophen und dem Ausschluss von Kriegen und Krisen, dann will das Attentat auf die Twin Towers nicht mehr so recht in das Katastrophenszenario passen. Ich möchte in meinem Beitrag dennoch den Versuch unternehmen, Terrorattentate aus der Perspektive einer Katastrophe zu analysieren, um dadurch auf zweifache Weise einen Beitrag zum Thema der Tagung zu leisten. Nimmt man die perspektivische Erweiterung ernst, drängen sich zum einen grundsätzliche Überlegungen zur Reichweite und Passgenauigkeit des Konzepts Katastrophe auf. Dabei könnte man davon ausgehen, dass Naturkatastrophen häufig weniger für die Natur selbst als für die Kultur, für Menschen und ihre Lebensräume katastrophale Folgen haben, während technische, als im eigentlichen Sinn kulturell verursachte Katastrophen wohl immer Mensch und Natur betreffen. In diesem Spannungsfeld stellt sich die Frage nach dem Standort eines Attentates wie jenes vom 11. September. Angesichts der dichten erzählerischen Auseinandersetzung mit 09/11 gilt mein Interesse auf der anderen Seite dem analytischen Potential der Erzählforschung für die Erforschung von Katastrophen und deren Konsequenzen. Denn bereits wenige Stunden nach dem Einsturz der 10

Twin Towers setzten nicht nur die Aufräumarbeiten am Ground Zero ein; es tauchten ebenso schnell Fragen nach dem genauen Ablauf der Attentate, nach möglichen Hintermännern und - gründen, vor allem aber nach vielen unerklärlichen Details auf. Die Ungeheuerlichkeit der Vorfälle, die aufkommenden Gefühle der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertseins und der Ohnmacht boten auf perverse Weise ideale Voraussetzungen für das Entstehen von Verschwörungstheorien, Sagen, Gerüchten und anderen Formen des Erzählens, die in den Printmedien, in unterschiedlichen Diensten des Internet, in Filmen und Videos vielfältig medial vermittelt wurden. Welche Möglichkeiten das wäre die zweite Frage, der ich mich in meinem Referat nähern möchte hat die Erzählforschung bei der Analyse dieses Materials? Brigitte Frizzoni Die narrative Verarbeitung der Überflutung von New Orleans 2005 in der amerikanischen TV-Serie Treme (2010-) Rund 80 Prozent des Stadtgebiets von New Orleans wurden überflutet, als am 29. August 2005 der Hurrikan Katrina das Deichsystem an zwei Stellen zerstörte. In der Weltpresse zirkulierten schon wenig später Horrorgeschichten über Einwohner, die bei sengender Hitze tagelang auf Brücken ausharrten, auf ihre Evakuierung wartend; über hilflos im Sportstadion Louisiana Superdome Zusammengepferchte, unter denen sich (vermeintlich) bald Gewalt ausbreitete; über Spekulanten, die schamlos Profit aus dem Elend der Bevölkerung zogen, indem sie Grundstücke zu Spottpreisen aufkauften. Die dünne Kruste der Zivilisation so kommentierte der Historiker Timothy Garton Ash die Geschehnisse breche in Katastrophensituationen in null Komma nichts ein. Während die mediale Berichterstattung 2005 im Modus der Betroffenheit, Empörung und Anklage gehalten war, schildert die TV-Serie Treme (2010-) die Folgen der Zerstörung und das Bemühen der Betroffenen, den Alltag zu bewältigen und ihre Stadt sukzessive zurückzuerobern. Mit welchen narrativ-filmischen Mitteln und mit welcher Akzentuierung dies geschieht, ist Gegenstand des Beitrags. Christine Shojaei Kawan Katrina und andere Hurrikane. Berichte, Geschichten, Gerüchte Im Hurrikan-Jahr 2005 tobten nicht weniger als 15 Hurrikane, darunter vier der höchsten Hurrikan-Kategorie 5, im Südosten der USA, Teilen von Mexiko und in der Karibik; Hunderttausende von Menschen wurden evakuiert, allein der Hurrikan Katrina, der den größten Teil des Stadtgebiets von New Orleans überflutete, tötete über 1800 Menschen. Amerikanische Folkloristen beschäftigten sich besonders mit Erlebnisberichten und Gerüchten im Gefolge von Katrina. So gründete Carl Lindahl (University of Houston) das Projekt Surviving Katrina and Rita in Houston zur Erhebung von Erzählungen der Überlebenden. Während ein Teil der Hurrikan-Geschichten von Hilfeleistung und Solidarität unter den Betroffenen handelt, sind andere, etwa die von Patricia Turner (UC Davies) untersuchten, vom Antagonismus zwischen den weißen und den schwarzen Bevölkerungsanteilen geprägt, wobei Angehörige der jeweils anderen Gruppe der Plünderung, Sabotage und ähnlicher Vergehen beschuldigt werden. Weitere Forscher haben sich mit Erklärungen für die Ursachen der Sturmkatastrophen auseinandergesetzt. 11

Akemi Kaneshiro-Hauptmann Erzählen über Erdbebenkatastrophen Betrachtungen anhand dreier großer Erdbeben in Japan Zahlreiche Erzählungen über Erdbeben wurden in Japan schriftlich überliefert. In den letzten 20 Jahren gab es drei große Erdbeben, nämlich in Kobe (1995), Niigata (2004) und im nordöstlichen Tohoku-Gebiet (2011). Die Betroffenen reden über ihre Erlebnisse, und einige davon veröffentlichten ihre Erzählungen. Die betroffenen Gegenden in der Großstadt Kobe und den ländlichen Regionen Niigatas wurden wieder aufgebaut und die Beben sind fast vergessen. Im Gegensatz dazu findet die Dreifach-Katastrophe im Nordosten kein Ende. Die Erzählungen über die Erdbeben in Kobe und Niigata wurden archiviert. In Niigata und Tohoku- Gebiet gibt es Erzähler, die eigene Erfahrungen und die von anderen Betroffenen für kommende Generationen weitererzählen. In meinem Vortrag werde ich mich mit folgenden Fragen beschäftigen und die Ergebnisse aus dem Aspekt der kulturwissenschaftlichen Erzählforschung betrachtet: - Was wird erzählt? Was wird nicht erzählt und warum nicht? - Wie nehmen die Betroffenen die Erbeben wahr? - Gibt es Unterschiede in den Erzählungen zwischen den Großstädtern und der Landbevölkerung? - Warum wollen Märchenerzähler/innen Memorate erzählen? Als Quelle verwende ich einige schriftliche Erzählungen aus Büchern und auch aus einer Internet-Datenbank. Interviews mit den Erzähler/innen und Märchenerzähler/innen sind geplant. Kathrin Poege-Alder, Kathrin Flut-Katastrophe in Sachsen-Anhalt Mitteldeutschland ist mehrfach von Überschwemmungen heimgesucht worden. Zuletzt ist dies im Jahr 2013 gewesen, aber auch davor. Der Beitrag wird sich mit Erlebnisberichten der Betroffenen beschäftigen, die sowohl medial als auch von der Referentin gesammelt wurden. In Frage stehen Erzählmuster und Einbettungen der Erlebten in Erfahrungsbereiche. Ingrid Tomkowiak Atomschutz-Narrative In der Zeit des Kalten Krieges, der atomaren Aufrüstung und des beginnenden Ausbaus der Kernenergie gab es seitens der für die Aufklärung und den Schutz der Bevölkerung zuständigen Behörden spezielle Broschüren und Filme über Atomtests, nukleare Katastrophen und Maßnahmen zum Schutz gegen radioaktive Strahlung. Insbesondere die im Auftrag der U.S. Federal Civil Defense Administration und der britischen Regierung erstellten Produktionen sollen im Fokus des Referats stehen. Sie suggerieren Sicherheit und zeichnen sich zum Zweck der Beruhigung der Bevölkerung durch narrative Strategien der Verharmlosung und sogar Komisierung aus. In einem zweiten Schritt wird ihre kritische wie produktive Rezeption im Bereich der Populärkultur reflektiert. 12

Katastrophen in der Sagen-Überlieferung: Hartmann, Andreas Tsunami 2004 und die Geister der Toten Am 26. Dezember 2014 jährt sich zum zehnten Mal ein Katastrophenereignis unvorstellbaren Ausmaßes, das, ausgelöst durch ein Seebeben im Indischen Ozean, die Küsten der Andamanensee Südostasiens, aber auch Teile Sri Lankas und Indiens und sogar noch Küstenstriche Ostafrikas verwüstete. Der Tsunami an Weihnachten 2004 forderte Hunderttausende Opfer. Bilder, Videos, Reportagen, Schicksals- und auch Wunderberichte gingen unmittelbar danach um die Welt, die globale Anteilnahme war immens, medizinische, psychologische, technische und andere humanitäre Hilfe lief unmittelbar an. Das Ereignis hat sich im vergangenen Jahrzehnt ohne Zweifel ins kollektive Gedächtnis der Menschheit eingeschrieben, dennoch hat es nicht zu jenem Typ von historischer Zäsur geführt, die wie z.b. politische Umwälzungen eine Art von neuer Zeitrechnung nach sich zieht. In meinem Vortrag möchte ich die These untermauern und an Beispielen illustrieren, dass Katastrophenerzählungen nicht nur in den Kontexten von Bearbeitung, Erinnerung, Erklärung, Entlastung usw. stehen, sondern dass sie zuallererst Formwerdungen kosmologischer Ordnungsvorstellungen sind, die sich, je nach Herkunft und Zugehörigkeit des jeweiligen Erzählers, fundamental unterscheiden können. Hieraus ergeben sich neben theoretischen auch praktische Konsequenzen, die bis hin zu einer Revision der im Allgemeinen westlich geprägten Prämissen von psychologischer Betreuung und Traumabehandlung führen könnten. Ausgangspunkt meiner Überlegungen ist ein Korpus von sagenhaften Geschichten, die nach dem Tsunami 2004 unter anderem in Südthailand zirkulierten. Im Kern handelten sie davon, dass die Geister der Toten weiterhin unter den Überlebenden weilten, die Strände und naheliegenden Gelände bevölkerten und die Lebenden angriffen, ja sogar in den Tod zögen. Grundlage dieser Erzählungen ist die Vorstellung, die Toten wüssten nicht, dass sie tot sind, man müsse ihnen dies erst beibringen und sie auf rituellem Wege an ihren vorgesehenen Ort in der anderen Welt, in den Kosmos der Ahnen bringen. Die Massenabwanderung von Wanderarbeitern aus dem thailändischen Innenland ebenso wie die Weigerung vieler ostasiatischer Touristen, die zerstörten und schon bald wieder instand gesetzten Reiseziele erneut aufzusuchen, verdankte sich nicht etwa der Angst vor einer weiteren Flutwelle, sondern der Furcht vor den umherirrenden Geistern der Toten. Erst medienwirksam inszenierte Reinigungsrituale ermöglichten eine Rückkehr der Wanderarbeiter wie auch der innerasiatischen Feriengäste. Stiefbold, Simone Erfahrung und Erzählung: Wetterkatastrophen, Sagen und die Bedeutung der Form Eine Katastrophe als Erfahrung bedeutet Sprachlosigkeit und das Aussetzen der Ordnung, sie ist Angsterleben in der Unmittelbarkeit. Erzählungen führen wiederum Erfahrungen in sprachliche und kulturelle Ordnung. Sie stellen Deutungsangebote zur Verfügung und Aushandlung und erlauben Erzählern und Zuhörern, sich im Erzählen ihres gemeinsamen Deutungs- und Bedeutungszusammenhanges zu versichern. Zudem stellen sie über die Versprachlichung eine Distanz zum unmittelbaren Erfahren, können dem Schrecken einen Namen geben und ihn in der Erzählung bannen. Erzählen von Katastrophen wirkt so sinngebend über die sprachliche und inhaltliche Ordnung und sinnbereitstellend über das Deutungsangebot auch für diejenigen, die (noch) nichts vom katastrophischen Erleben zu erzählen wissen. 13

Wetter ist alltäglich und Teil des alltäglichen Erzählens. Es kann jedoch Menschen als Wetterkatastrophe ergreifen, als Einbruch des Schreckens in den Alltag. Die Steigerung des Alltäglichen in einem Zuviel bricht die alltägliche Ordnung über ein Erlebnis, das wiederum das Erzählen über das alltägliche Erzählen hinausheben und sich so in anderen Erzählformen versprachlichen kann. Dieser Einbruch des Schreckens in den Alltag sowie die Begründung im Erlebnis sind zentrale Gattungsmerkmale der (dämonologischen) Sage: Das Numinose überkommt den Menschen im Alltag, das Schreckliche holt ihn in seiner Lebenswelt ein. Die Sage als Versprachlichung überführt diesen Schrecken wiederum in eine sinnhafte Form. In meinem Vortrag möchte ich daher folgende Fragen diskutieren: Findet das Erzählen von Wetterkatastrophen gerade in Sagen über das Verhältnis von Alltag und Schrecken sowie über seine Begründung in Erlebnis und Erfahrung seine formgewordene Entsprechung? Welche Sinngebungen lassen sich dann hier in einer heterogenen Gattung zwischen Erlebnisbericht und früher hat man gesagt verhandeln? Welche Rolle spielt dabei der Mensch in und hinter den Erzählungen, der seine individuelle Position zwischen Erlebnis und Erzählung auch über die Wahl der Erzählgattung zu finden weiß? Dabei leitend sind die aus den Formen Sage als Erzählung und Katastrophe als Erfahrung gewonnenen Aspekte, die ihrerseits die Spannung aus binären Oppositionen ziehen: Erfahren und Erzählen, Sprachlosigkeit und Versprachlichung, Nicht-Ordnung und sinnstiftende Ordnung, Nähe und Distanz. Als Quellen dienen mir Sagen zu Wetterkatastrophen aus dem Zentralarchiv der deutschen Volkserzählung in Marburg Susanne Hose Ein ungebeten Gast aus fremden Landen Erzählen über die Pest in der Lausitz Als ein für menschliche Gefühle noch gräßlicheres Elend als das des Krieges gilt in den Chroniken der Lausitzer Städte und Kirchgemeinden das Wüten der Pest. Während der zweiten großen Epidemie 1496 in Cottbus starben zweitausend Menschen, ein Viertel der Stadtbevölkerung. In Bautzen waren es achttausend zwischen Ostern und Weihnachten des Pestjahres 1568. Aus Furcht vor Ansteckung weigerte sich die Landbevölkerung Lebensmittel in die Stadt zu bringen, was die Not der Städter zusätzlich erhöhte. Der Name des Butterbergs bei Bischofswerda soll daher rühren, dass die Bauern der Umgebung Mehl, Eier und Butter auf den Berg brachten und mit langen Stangen den Bischofswerdaer Bürgern zuschoben. Pestkreuze und -säulen markieren zusätzliche, meist außerhalb der Ortschaften errichtete Massengrabstätten oder erinnern an das Schicksal ausgesetzter Kranker. In den sorbischen Sagen gehört die Gestalt der Pest wie die des Todes, des Alps oder der Mittagsfrau zu den weiblichen Dämonen. Während religiöse Traktate sie als eine Strafe bzw. Prüfung Gottes deuten, die die Gläubigen zur Umkehr ermahnt, erscheint sie in den Volkserzählungen als fremde, wegelagernde Frau, die in das meist mit einer Bannmeile umzogene Dorf nur als Aufhocker oder Fahrgast gelangen kann. Doch in der Regel durchschaut der kluge Bauer oder Fuhrmann sie und bringt sie todesmutig an einen unwirtlichen Ort, dem sie nicht mehr entfliehen kann. Der Beitrag setzt sich mit den Spuren auseinander, die die besonders in der Frühen Neuzeit in der Lausitz grassierenden Pestepidemien in der kollektiven Erinnerung hinterlassen haben. 14

Curricula Vitae in alphabetischer Reihenfolge: Prof. Dr. Helga Bleckwenn geb. in Leipzig, aufgewachsen in Essen, Studium der Germanistik, Geschichte, Ev. Theologie in Heidelberg, Zürich, Hamburg, 1. und 2. Staatsexamen, Schuldienst in Wedel/Holstein, Promotion in Regensburg (über Adalbert Stifter), Habilitation in Erlangen-Nürnberg (über die Kulturbewegung um 1900 und ihre Wirkung auf Schulreform und Deutschunterricht), seit 1994 Professorin für Neuere deutsche Literatur und deren Didaktik an der Universität Flensburg, 2006 Emeritierung. Aktuelle Forschungsgebiete: alte Erzählformen in moderner Literatur; Kinder- und Jugendliteratur; Geschichte des Deutschunterrichts im 19./20. Jh. Dr. phil. Brigitte Frizzoni geb. 1958, Studium der Germanistik, Europäischen Volksliteratur und Filmwissenschaft. Geschäftsführerin und Dozentin am Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft (ISEK) der Universität Zürich. Publikationen zu populären Lesestoffen, Fernsehserien und Filmen, u. a.: Macher Medien Publika. Beiträge der Europäischen Ethnologie zu Geschmack und Vergnügen. Würzburg 2014 (Hg. mit Kaspar Maase, Christoph Bareither und Mirjam Nast); Verhandlungen mit Mordsfrauen: Geschlechterpositionierungen im Frauenkrimi. Zürich 2009; Unterhaltung: Konzepte Formen Wirkungen. Zürich 2006 (Hg. mit Ingrid Tomkowiak). Prof. Dr Andreas Hartmann geb. 1952 in Freiburg i.br., daselbst zunächst Biologie und Mathematik studiert, dann gewechselt zur Musikwissenschaft, Ethnologie und Volkskunde. Nach der Promotion (Volkskunde) von 1986 1992 Hochschulassistent am Seminar für Volkskunde in Göttingen, 1993/94 Professurvertretung in Hamburg, seit 1997 Prof. am Seminar für Volkskunde/Europäische Ethnologie in Münster. Dr. Suanne Hose geb. 1961, Studium Lehramt für Sorbisch und Russisch an der Universität Leipzig, Aspirantur am Institut für sorbische Volksforschung in Bautzen, Promotion 1990 zur Sprichwörterforschung, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Sorbischen Institut e. V. in Bautzen, seit 1997 Redaktionsmitglied des Lětopis. Zeitschrift für sorbische Sprache, Geschichte und Kultur. Hauptforschungsgebiet ist die Sprichwörter- und Erzählforschung, besonders hinsichtlich der narrativen Kultur von ethnischen Minderheiten, weiter auf dem Gebiet der Biographieforschung und Biographiearbeit (Alten- und Krankenpflege) sowie der Kulturerbe- und Tourismusforschung. Lehraufträge an der Philosophischen Fakultät / Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Georg-August-Universität Göttingen, der Philosophischen Fakultät Bereich Volkskunde/ Kulturgeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, dem Institut für Sorabistik der Universität Leipzig und an der Evangelischen Berufsfachschule für Altenpflege Bautzen. Veröffentlichungen: Serbski přisłowny leksikon Sorbisches Sprichwörterlexikon (Bautzen 1996); Sorbian Proverbs Serbske Přisłowa (zusammen mit Wolfgang Mieder, Burlington/Vermont 2004); Zeitmaschine Lausitz. Raum-Erfahrungen Leben in der Lausitz (Sammelband, Dresden & Husum 2004); Minderheiten und Mehrheiten in der Erzählforschung (Sammelband, Bautzen 2008); Erzählen über Krabat. Märchen, Mythos und Magie (Bautzen 2013); Sorbisches Kulturlexikon (Mitarbeit und Redaktion, Bautzen 2014). 15

Jessica Helen Huss, BSc. geb. 1990, 2010 2013 Studium der Psychologie an der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien, ab Oktober 2013 Studium der Statistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Mag. Anna Jank geb. 1988 in Villach, Studium der Psychotherapiewissenschaft an der Sigmund-Freud- Privatuniversität Wien, Psychotherapeutin (i.a.u.s.), derzeit Doktoratsstudium. Dr. Hannelore Jeske geb. 1944 in Sörup, Kreis Schleswig-Flensburg. 1964 1967 Studium an der Päd. Hochschule Kiel (Lehramt an Volksschulen), 1975 1984 nebenberufliche Studien in Sport, Deutsch u. Ev. Religion an den Universitäten Kiel und Flensburg (Lehramt an Realschulen), 1984 2000 nebenberufliche Studien im Bereich Literatur und Arbeit an einer Dissertation (Promotion 2001). 1967 2007 Lehrerin an der Realschule Satrup und Schulleiterin der Realschule Tarp, 2002 2006 Lehrauftrag an der Universität Flensburg. Dr. phil. Akemi Kaneshiro-Hauptmann geb. 1973, Bachelor- und Magisterstudium der Germanistik an der Kansai Universität in Osaka, Studium der Volkskunde, Neueren Deutschen Literatur und Japanologie an der Georg- August-Universität Göttingen, Promotion in Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie an der Universität Göttingen. Zurzeit als freiberufliche Übersetzerin/Dolmetscherin für japanische Sprache tätig. Florian Maria König geb. 1986, Lehramtsstudium der Germanistik, der Mittleren und Neueren Geschichte sowie der Lateinischen Philologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Ruprecht-Karls- Universität Heidelberg, der Université Paris-Sorbonne IV und der École nationale des chartes (Paris), 03 08 / 2010 Erasmus-Stipendiat (Université Paris-Sorbonne IV / École nationale des chartes), seit 2013 Dissertationsprojekt am Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturwissenschaft von Prof. Dr. Barbara Beßlich (Germanistisches Seminar der Ruprecht-Karls- Universität Heidelberg) mit dem Titel Poetische Seismogramme. Narrative Imagination und ästhetische Transformation historischer Naturkatastrophen in fiktionalen Erzählungen vom 18. bis zum 21. Jahrhundert, seit April 2014 Promotionsstipendiat der Friedrich-Naumann- Stiftung für die Freiheit. Prof. Dr. Alfred Messerli geb. 1953 in Dietikon bei Zürich; Studium der Germanistik, Sozialgeschichte und Europäischen Volksliteratur an der Universität Zürich und Bremen. Er lehrte an den Universitäten Pavia und Genf. Er ist Mitherausgeber der historisch-kritischen Ausgabe der Schriften Ulrich Bräkers (5 Bde. München: C.H. Beck Verlag 1998 2010); seine Habilitation Lesen und Schreiben 1700 bis 1900. Untersuchung zur Durchsetzung der Literalität in der Schweiz erschien 2002 im Max Niemeyer Verlag in Tübingen. Er lehrt seit 2000 an der Universität Zürich am Institut für Populäre Kulturen. 2005 war er Fellow am Collogium Budapest, 2007 hatte er die Fernand Braudel Senior Fellowship am European University Institute in Fiesole, Florenz inne. Seine Forschungsschwerpunkt sind: Erzählforschung, Selbstzeugnisse, Massenbilderforschung und Lesergeschichte. 16

Privatdoz. Dr. Christina Niem geb.1963, Studium der Volkskunde, Germanistik und Geschichte; tätig im Fach Kulturanthropologie/Volkskunde, Institut für Film-, Theater- und empirische Kulturwissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Dr. Kathrin Pöge-Alder geb. 1965, Studium Germanistik und Musikerziehung in Leipzig, 1992 Promotion über Entstehungs- und Verbreitungstheorien von Volks -Märchen bis zur Märchenforschung in der DDR, Universität Hamburg, Aufenthalt in Boston, MA., USA mit freiberuflicher Arbeit, Stipendium Universität Heidelberg, 2000 Erzählerlexikon Deutschland Österreich Schweiz, Geschäftsführerin der Märchenstiftung Walter Kahn; 2002-2005 Leitung der Kinder- und Jugendwettbewerbe am Schulmuseum Leipzig Werkstatt für Schulgeschichte, 2005-2011 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Volkskunde (Empirische Kulturwissenschaft) Universität Jena, bis 2013 am DFG Projekt Die Wunschkindpille in der DDR. Seit 2013 Referentin für historische und gegenwärtige Alltagskultur am Landesheimatbund Sachsen-Anhalt e.v. Wichtigste Veröffentlichungen: 2000 Erzählerlexikon: Deutschland Österreich Schweiz ; 2011, 2. Auflage Märchenforschung. Theorien Methoden Interpretationen, 2007 Alltägliches Erzählen. Ausschnitte aus der Gegenwart. Arbeiten von Studierenden aus Jena Thüringer Hefte für Volkskunde, 2008 Europas Mitte Mitte Europas. Europa als kulturelle Konstruktion Herausgeberin zusammen mit Christel Köhle-Hezinger, 2011 ausgewählte Aufsätze von Christel Köhle-Hezinger herausgegeben gemeinsam mit A. Bagus 2011. Univ.-Prof. DDr. Bernd Rieken geb. 1955 in Rispelerhelmt (Ostfriesland), Studium der Deutschen Philologie, Geschichte, Politikwissenschaft, Philosophie, Psychologie (LA) und Volkskunde (Europäischen Ethnologie) an den Universitäten Mannheim und Wien. 1984 1998 Gymnasiallehrer in Wien, seit 1996 freiberuflicher Psychoanalytiker (IP), seit 2006 Lehranalytiker (SFU/IP), 2005 Habilitation für Europäische Ethnologie an der Universität Wien mit einer psychoanalytischethnologischen Monografie zur Katastrophenforschung, 2005 2006 Vertretungsprofessur am Institut für Volkskunde/Europäische Ethnologie der LMU München, seit 2007 Professor für Psychotherapiewissenschaft (PTW) an der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien (SFU). Seither Leiter des Doktoratsstudiums PTW und des Fachspezifikums Individualpsychologie an der SFU. Univ.-Prof. Dr. phil. habil. Ingo Schneider geb. 1958, Studium der Volkskunde und Kunstgeschichte an der Universität Innsbruck; Universitätsprofessor am Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie an der Universität Innsbruck; Forschungsinteressen und Arbeitsschwerpunkte: Erzählkultur (insbes. gegenwärtige Sagen und Gerüchte, Stoff- und Motivgeschichte, Erzählen im Internet), Popkultur, Heritage Studies, Ethnographie der Grenze, Kulturtheorie. Christine Shojaei Kawan Christine Shojaei Kawan, geb. 1950, studierte Französisch und Spanisch am Fachbereich Angewandte Sprachwissenschaft der Universität Mainz. Seit 1979 ist sie Mitglied im Redaktionsteam der Enzyklopädie des Märchens (Göttingen) und Redakteurin des Aufsatzteils der Zeitschrift Fabula, seit 2010 Mitherausgeberin der Fabula. Sie gehört dem Beirat der Zeitschriften Folklore (London) und Estudos de literatura oral (Faro) sowie des Projekts Archive and Catalogue of Portuguese Legends (Faro) an und ist Mitglied des Kuratoriums der Märchen-Stiftung Walter Kahn (Volkach). Sie ist Autorin zahlreicher Aufsätze auf dem Gebiet 17

der traditionellen Erzählforschung sowie neuerer Erzählformen und hat 58 Artikel für die Enzyklopädie des Märchens verfasst. Univ.-Prof. Dr. Michael Simon geb. 1956, Studium der Ethnologie, Volkskunde und Allgemeinen Sprachwissenschaft an der WWU Münster, seit 2000 Universitätsprofessor für Kulturanthropologie/Volkskunde an der JGU Mainz. Dr. des. Simone Stiefbold geb. 1976, 1996 2003 Studium der Volkskunde bzw. Europäischen Ethnologie/Kulturwissenschaft, Soziologie und Vor- und Frühgeschichte an den Universitäten Freiburg und Marburg. Berufliche Tätigkeit: 2004 Werkvertrag im Projekt Menschenbilder an der Philipps-Universität Marburg unter der Leitung von Prof. Harm-Peer Zimmermann 2006 2013 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft der Philipps-Universität Marburg Seit Februar 2013 Oberassistentin Populäre Literaturen und Medien in den Populäre Kulturen am Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft der Universität Zürich. Univ.-Prof. Dr. habil. Ingrid Tomkowiak geb. 1956, Studium der Germanistik, Anglistik und Volkskunde in Freiburg i.b., Stirling (GB) und Göttingen. Professorin für Populäre Literaturen und Medien am Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft (ISEK) der Universität Zürich sowie Forschungsleiterin des Schweizerischen Instituts für Kinder- und Jugendmedien SIKJM, Assoziiertes Institut der Universität Zürich. Mag. phil. Christina Wiedersich geb. 1987, Studium der Europäischen Ethnologie an der Universität Wien, derzeit Studium der Psychotherapiewissenschaft und Psychologie an der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien. 18