Psychosomatische Medizin und Psychotherapie



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Springer-Lehrbuch Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Bearbeitet von Kurt Fritzsche, Michael Wirsching, A Schweickhardt 1. Auflage 2005. Taschenbuch. xvi, 292 S. Paperback ISBN 978 3 540 21877 7 Format (B x L): 12,7 x 19 cm Weitere Fachgebiete > Medizin > Sonstige Medizinische Fachgebiete > Psychosomatische Medizin, Schlafmedizin Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

14 14 Psychosomatische Medizin in speziellen Fachgebieten 14.1 Allgemeinmedizin und hausärztliche Innere Medizin 214 14.2 Gynäkologie und Geburtshilfe 215 14.3 Kinder- und Jugendmedizin 216 14.4 Neurologie 217 14.5 Dermatologie 217 14.6 Orthopädie 218 14.7 Hals-Nasen-Ohrenheilkunde 218 14.8 Urologie 218 14.9 Chirurgie 219

214 Kapitel 14 Psychosomatische Medizin in speziellen Fachgebieten > > Einleitung II Die hohe Zahl von mindestens 30% behandlungsbedürftigen psychischen und psychosomatischen Erkrankungen in der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung führte zur Einführung der psychosomatischen Grundversorgung und der Zusatzbezeichnung Psychotherapie für Ärzte aller Fachgebiete. Die psychosomatische Grundversorgung umfasst folgende Aufgaben: 4 Die frühzeitige differenzialdiagnostische Abklärung psychischer und psychosomatischer Beschwerden. Welchen Anteil haben psychosoziale Belastungen und Probleme am Krankheitsbild? 4 Aufklärung, Beratung und Unterstützung durch therapeutische Gespräche und Entspannungsverfahren. 4 Motivierung und Weitervermittlung in eine ambulante oder stationäre psychotherapeutische Behandlung. Nach der Weiterbildungsordnung müssen in allen klinischen Fachgebieten eingehende Kenntnisse, Erfahrungen und Fertigkeiten in der psychosomatischen Grundversorgung erworben werden. Darüber hinaus hat jeder Facharzt die Möglichkeit eine Zusatzbezeichnung Psychotherapie zu erwerben (7 III Anhang). Der Allgemeinarzt, Internist oder Gynäkologe bleibt weiterhin in seinem Fach tätig, setzt jedoch einen psychotherapeutischen Schwerpunkt. Vor allem Patienten, die Angst vor einer psychischen Stigmatisierung haben und denen der Schritt in die ambulante Fachpsychotherapie schwer fällt, werden davon profitieren, dass sie von ihrem Hausarzt oder Facharzt auch psychosomatisch betreut werden können. 14.1 Allgemeinmedizin und hausärztliche Innere Medizin In der hausärztlichen Medizin hat die psychosomatische Grundversorgung die größte Bedeutung. Die Beratung und Unterstützung umfasst folgende Problemfelder: 4 Reaktion auf schwere Belastungen (Verlust, Trauma, schwere körperliche Krankheit).

14.2 Gynäkologie und Geburtshilfe 215 14 4 Familienprobleme (Partnerschaft, Erziehung, Pflege älterer Menschen). 4 Berufsprobleme (Stress, Erschöpfung, drohender oder tatsächlicher Verlust des Arbeitsplatzes). 4 Probleme im sozialen Umfeld (z. B. Isolierung und Rückzug vor allem bei älteren und allein stehenden Menschen, belastende Wohnsituation). 4 Psychosomatische Prävention bei Stress, gesundheitsschädigendem Verhalten oder untauglichen Bewältigungsstrategien. Die häufigsten Krankheitsbilder, bei denen eine psychosomatische Diagnostik und psychotherapeutische Mitbehandlung notwendig wird, sind: 4 Funktionelle Herz-Kreislaufstörungen (7 Kap. 7, Somatisierung) 4 Hypertonie 4 Angina pectoris und Herzinfarkt (7 Kap. 6, Koronare Herzerkrankung) 4 Funktionelle Störungen des oberen und unteren Gastrointestinaltraktes, wie funktionelle Dyspepsie, Colon irritabile, chronische Bauchschmerzen (7 Kap. 7, Somatisierung) 4 Magen- und Duodenalulzera 4 Colitis ulcerosa und Morbus Crohn 4 Diabetes mellitus 4 Rheumatoide Arthritis 4 Chronische Schmerzzustände wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Fibromyalgie (7 Kap. 8, Chronische Schmerzstörung) 4 Essstörungen (7 Kap. 12, Essstörungen) 4 Krebserkrankungen (7 Kap. 5, Krebserkrankung) 4 Allgemeinsymptome wie Schwindel, Juckreiz, Übelkeit und Erbrechen, Schlafstörungen, chronische Müdigkeit und Erschöpfung. 14.2 Gynäkologie und Geburtshilfe Das Gesundheitsverhalten von Frauen ist anders als das von Männern. Frauen sind eher bereit und interessiert auch emotionale Aspekte ihrer Erkrankung zu berücksichtigen. Sie stellen höhere Ansprüche an eine vertrauensvolle und unterstützende Arzt-Patient-Beziehung. Deshalb hat die gynäkologische Psychosomatik die längste Tradition. Schon seit Jahrzehnten haben Gynäkologen die Schulung der psychosozialen Kompetenz in ihre Facharztweiterbildung aufgenommen.

216 Kapitel 14 Psychosomatische Medizin in speziellen Fachgebieten II In der gynäkologischen Psychosomatik geht es v. a. um die folgenden Krankheiten und Probleme: 4 Somatoforme Störungen, z. B. chronischer Unterbauchschmerz. 4 Fluor genitalis, Pruritus vulvae. 4 Blutungs- und Zyklusstörungen. 4 Sexualstörungen, z. B. Libidoverlust oder Schmerzen. 4 Unerfüllter Kinderwunsch. 4 Schwangerschaft und Geburt. Hier sind es vor allem ungewollte Schwangerschaft, Hyperemesis, vorzeitige Wehen und drohender Abort, postnatale Depression und die Bewältigung von frühem Kindstod. 14.3 Kinder- und Jugendmedizin In den verschiedenen Lebensaltersstufen stehen unterschiedliche Problematiken im Vordergrund. Fast immer ist es notwendig auch die Eltern mit einzubeziehen (7 Kap. 2.2.3, Systemische Paar- und Familientherapie). Säuglinge und Kleinkinder: 4 Schreibabys, 4 Störungen der Nahrungsaufnahme, 4 Schlafstörungen. Schulkinder: 4 Enuresis, 4 Hyperkinetisches Syndrom (ADHS), 4 Angst und Depression, 4 Somatoforme Störungen, z. B. Kopf- und Bauchschmerzen. Jugendliche: 4 Angst und Depression, 4 Essstörungen, 4 Schul- und Erziehungsprobleme, 4 Drogen- und Alkoholmissbrauch. In der pädiatrischen Onkologie hat die psychosoziale Betreuung eine lange Tradition.

14.5 Dermatologie 217 14 14.4 Neurologie Zwischen der Neurologie und der psychosomatischen Medizin bestehen seit über 100 Jahren enge Verbindungen. Bei einer Vielzahl neurologischer Symptome wie Schwindel, Schmerzen, Lähmungen, Parästhesien, Anfällen lassen sich oft keine hinreichenden somatischen Erklärungen finden. Die wichtigsten Krankheitsbilder mit psychosomatischem Anteil sind: 4 Spannungskopfschmerz und Migräne. 4 Rückenschmerzen, atypischer Gesichtsschmerz, Fibromyalgie. 4 Nichtepileptische Anfälle, dissoziative Krampfanfälle (ICD-10: F 44.5). 4 Torticollis spasmodicus (Schiefhals). Aber auch bei schweren oft chronisch verlaufenden und beeinträchtigenden Erkrankungen ist psychosomatisches Denken angezeigt, um der Bewältigung und dem Verlauf des Leidens gerecht zu werden, z. B. bei Multiple Sklerose, Gehirntumor, Apoplex, M. Parkinson, M. Alzheimer. 14.5 Dermatologie Die Haut gilt als»spiegel der Seele«. Die Haut ist auch Ausdrucks- und Darstellungsorgan für die innere Verfassung eines Menschen: Man errötet vor Scham, erblasst vor Schreck, schwitzt vor Angst. Man kann aus der Haut fahren, aber auch mit heiler Haut davon kommen. Beim Gruseln bekommt man Gänsehaut. Und die Dinge, mit denen man nicht fertig wird, gehen einem unter die Haut. Die wichtigsten Hauterkrankungen, bei denen psychosoziale Faktoren eine entscheidende Rolle spielen, sind: 4 Pruritus, 4 Urticaria, Neurodermitis (atopisches Ekzem), 4 Haarausfall (Alopezie), 4 Hyperhidrosis, 4 artifizielle Erkrankungen. Unter letzterem versteht man ein selbst schädigendes Verhalten durch heimliches Zufügen von Schnittwunden, Verätzungen oder Verbrennungen. Sie dienen einer Entlastung von inneren Spannungszuständen, sind aber auch ein Aufmerksamkeitssignal für therapeutische Hilfe.

218 Kapitel 14 Psychosomatische Medizin in speziellen Fachgebieten II Für das Maligne Melanom gilt das Gleiche wie für andere Tumorerkrankungen: die Bewältigung und der Verlauf können psychosomatisch mitbestimmt sein. 14.6 Orthopädie Bei mindestens der Hälfte aller Patienten in orthopädischen Praxen sind bei der Entstehung und Aufrechterhaltung der Beschwerden psychosomatische Zusammenhänge nachweisbar. Die häufigsten Krankheitsbilder sind: 4 Rückenschmerzen und andere somatoforme Schmerzstörungen (7 Kap. 8, Chronische Schmerzstörung). 4 Morbus Sudeck (sympathische Reflexdystrophie, 7 Fallbeispiel in Kap. 8.5, Chronische Schmerzstörung). 14.7 Hals-Nasen-Ohrenheilkunde Ähnlich wie bei der Haut werden in umgangssprachlichen Redewendungen die Zusammenhänge von seelischem Befinden mit Sprechen und Hören ausgedrückt.»mir verschlägt es die Sprache. Mir ist Hören und Sehen vergangen. Er stellt sich taub. Den kann ich nicht riechen«. Die wichtigsten Krankheitsbilder und Symptome mit psychosomatischen Aspekten sind: 4 Schwindel 4 Hörsturz 4 M. Menière 4 Tinnitus 4 funktionelle Aphonie und Dysphonie 4 Globusgefühl 14.8 Urologie Die häufigsten psychosomatischen Beschwerden sind somatoforme autonome Funktionsstörungen des urogenitalen Systems (ICD-10: F 45.34, 7 Kap. 7, Somatisierung).

14.9 Chirurgie 219 14 Affekte wie Angst, Enttäuschung und Wut führen zu schmerzhafter muskulärer Verspannung in der Unterbauch-Becken-Region und auf diese Weise zu Körperbeschwerden im Urogenitalbereich. Sie äußern sich als Druckgefühl oder Brennen im Damm, ziehende Beschwerden in den Leisten, vermehrtem Harndrang oder auch erschwertes oder verlangsamtes Wasserlassen, Nachträufeln, Brennen in der Harnröhre, Druckgefühl oder Brennen über dem Schambein, Spannungsgefühl im Kreuzbeinbereich. Krankheitsbilder mit psychosomatischer Mitbeteiligung: 4 Erektile Dysfunktion 4 Reizblasensymptomatik 4 chronisch rezidivierende Urethrozystitis 4 Blasenentleerungsstörung 4 Harninkontinenz 14.9 Chirurgie Obwohl die Chirurgie als ein technisch-operatives Fach gilt, gibt es viele psychosomatische Aspekte von der speziellen Arzt-Patient-Beziehung bis zu den Belastungen für Arzt und Patient in der palliativen Chirurgie fortgeschrittener Krebserkrankungen. Psychosomatische Aspekte in der Chirurgie: 4 Artifizielle Störungen (7 Kap. 14.5, Dermatologie). 4 Unfallchirurgie, z. B. posttraumatische Belastungsstörung (7 Kap. 11). 4 Probleme der Krankheitsverarbeitung bei lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Krebs und Koronarer Herzerkrankung. 4 Psychosoziale Probleme vor und nach Herz-, Nieren- und Lebertransplantationen. 4 Chirurgische intensivmedizinische Behandlung.? Übungsfragen 3 Welche Aufgaben hat die Psychosomatische Grundversorgung? 2 Nennen Sie die wichtigsten Krankheitsbilder mit psychosomatischen Aspekten in der Gynäkologie, Kinder- und Jugendmedizin, Neurologie, Dermatologie, Orthopädie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Urologie und Chirurgie.

220 Kapitel 14 Psychosomatische Medizin in speziellen Fachgebieten Literatur II Ahrens S et al. (1997) Psychosomatik in der Neurologie. Schattauer, Stuttgart. Von Kopf- und Rückenschmerzen über nichtepileptische Anfälle bis zur Multiplen Sklerose werden alle wichtigen neurologischen Krankheitsbilder aus psychosomatischer Sicht abgehandelt. Bürgin D (1993) Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter. Fischer, Stuttgart. Überblick über die Entwicklungsphasen von Kindern und Jugendlichen und die dabei auftretenden psychischen und psychosomatischen Störungen auf psychoanalytischer Grundlage. Ehlert U (2003) Verhaltensmedizin. Springer, Berlin Heidelberg New York. Psychophysiologische Zusammenhänge bei wichtigen körperlichen Krankheiten und ihre Behandlung durch kognitiv-behaviorale Therapieverfahren. Fritzsche K et al. (2003) Psychosomatische Grundversorgung. Springer, Berlin Heidelberg New York. Praxisnahe Darstellung von Erkennen und Behandlung psychischer und psychosomatischer Störungen und Probleme. Hontschik B, v. Uexküll Th (1999) Psychosomatik in der Chirurgie. Integrierte Chirurgie Theorie und Therapie. Schattauer, Stuttgart. Von der Appendizitis bis zur Transplantationsmedizin, erste umfassende Darstellung psychosomatischer Aspekte der Chirurgie. Neises M, Dietz S (2000) Psychosomatische Grundversorgung in der Frauenheilkunde. Thieme, Stuttgart. Wichtige Orientierungshilfe bei psychosomatischen Problemen in der Gynäkologie und Geburtshilfe.