Veränderung erzielen aber wie? Lena Ketterkat, B.Sc. SLT Prof. Dr. Ulla Beushausen HAWK-Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen Bachelor-/Masterstudiengang für Logopädie Goschentor 1 31134 Hildesheim mail: beushausen@hawk-hhg.de Gliederung Schulische Bedingungen Handlungsfelder: Das Hören Hörwahrnehmung Kommunikation und Rhetorik Stimme Apparative Methoden Pädagogische Umsetzung Bedingungen Schule basiert auf mündlicher Kommunikation, dem Miteinander reden und dem Einander zuhören (Klatte&Janott,2002, S.74) Shl Schule ht hat sich ihgewandelt dlt nicht lehrerzentrierte Formen des Unterrichts haben an Bedeutung gewonnen Klassen haben sich vergrößert Schüler haben sich verändert 1
Bedingungen 2 Gefahr von Hörschäden Durchschnittlicher Lärmpegel im Klassenraum: 65 Dezibel (db) (Tiesler&Oberdörster, 2006, S.8) Kinder benötigen zwischen Sprachsignal und Hintergrundgeräuschen einen Abstand von 10-20 db, d.h. 85 db Sprechlautstärke seitens der Lehrkraft (Spreng, 2002, S.55) Gefahr von Hörschäden, Fieser 2007 Schullärm Tätigkeit Schullärm in db Klassenarbeit 45 Vorsagen 40-50 (Klassenarbeit) Ruhige Klasse 60 Schülerantworten 55-65 Normal sprechende 65-80 Lehrkraft Hof während der 80 Pause Klasse vor Eintreffen 90 der Lehrkraft Lautester Lehrer 100 Quelle: Umweltministerium BadenWürttemberg, 2008, zitiert nach Ökowerk Lärm in der Schule Auswirkungen von Lärm 1 Lärm führt zu Gesundheitsschäden: Stimmstörungen Lärm als Stressfaktor Psychosoziale h i l Beeinträchtigungen i Störung der Konzentrations- und Aufmerksamkeitsleistung 2
Auswirkungen von Lärm 2 Auswirkungen des Lärms 3 Einschränkung der Kommunikation Beeinträchtigung der Sprachverarbeitung Informationen werden in der Schule vor allem durch Zuhören aufgenommen Aufmerksamkeitspegel wird eingeengt, Selektionsprozesse eingeschränkt Lärm kann zu Sprachstörungen und allgemeinen Entwicklungsstörungen führen (Spreng, 2002, S.43) Qualität der Lehre und des Lernens leidet Konsequenz? Handlungsoptionen Bereitstellung von Präventionsangeboten Prävention von Gesundheitsschäden auf Si Seiten der Schüler und der Lehrer Prävention stellt eine wichtige Säule in der Gesundheitsversorgung dar Das Hören Hörwahrnehmung Kommunikation und Rhetorik Stimme Apparative Methoden 3
Das Hören Das Ohr Strukturelle Beschreibung des Hörorgans Das Ohr und seine Funktionen höchst empfindlich gegenüber Lärm Schäden meist irreparabel Ein Ohr, ein Leben lang! Bereits vor der Geburt nehmen wir Geräusche wahr Das Ohr schläft nie! Wir schätzen Entfernungen ein Wir hören Richtungen Wir nehmen Gefühle auf Hörwahrnehmung Hörwahrnehmung 2 Fokus der Wahrnehmung im visuellen Bereich Heranführung an Hörerlebnisse und Herausbildung eines Hörbewusstseins Fokussierung des Themas Zuhören, als Grundlage jeder sprachlichen Interaktion Schulung der auditiven Aufmerksamkeit Identifikation i von Schallereignissen i Diskrimination Hörmerkspanne Training des Richtungshörens, der Selektion 4
Übungen Fazit Erstellung eines Hörprotokolls Welche Geräusche höre ich? Woher kommen diese Geräusche? Wie empfinde ich die Geräusche? Sehen, Hören und Sprechen gehören zusammen! Welche Emotionen kann ich nur an der Stimme des anderen erkennen? Wut, Trauer, Angst, Freude, Kommunikation und Rhetorik Tipps Mündliche Kommunikationskompetenzen und Körpersprache ermöglichen ein sicheres, überzeugendes Auftreten Zwischenmenschliche Kommunikation kann gesteuert werden Unterrichtsgespräch wird durch kommunikative und rhetorische Grundregeln erleichtert Klare und einfache Sprache Lebenswelt der Schüler anhand von Beispielen einbinden Bildhafte Sprache Aufrechte Körperhaltung Blickkontakt halten Ausdrucksstarke Mimik und Gestik Klare Stimmführung und Artikulation 5
Stimme Man kann über alles reden, nur nicht über 45 Minuten. (Werner Stangl, http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/praesentation/rhetorik.shtml, Zugriff am:18.10.10) Wichtigstes Kommunikationsmittel Aneignung von Kompetenzen in folgenden Bereichen: Mimik, Gestik, Tonfall und wechselnde Arbeitsinhalte gezielt einsetzen. Stimme Stimme Anatomische Grundlagen und Physiologie der Stimmgebung Haltung und Tonus Atmung Artikulation Phonation Erreichen eines bewussten Umgangs mit der eigenen Stimme Experimentieren von Lehrern und Schülern Stimme als selbstverständliches Kommunikationsmittel Zwerchfell 6
Forschungslage Sprechfrequenz/Arbeitsdruck/Stress Wirkung von Stimmstörungen auf Schüler: Rogerson & Dodd (2005): geringerer Lerneffekt Antipathie Imitation gestörter Stimmklänge Lärm und Stress wirken auf den Tonus Auswirkungen auf die Atmung Auswirkungen auf die Stimmlippenspannung Auswirkungen auf Stimmklang Auswirkungen auf Stimmgesundheit Übung Welches ist meine persönliche Stimme? Physiologische Sprechstimmlage Vorstellung, Sie würden Geld zählen und sind sehr entspannt Hören Sie darauf, ob sich Ihre Stimme im Gegensatz zu Ihrem normalen Sprechen verändert Stimme und Sprechen Ziel Sensibilisierung entwickeln für ökonomisches Sprechen Verbesserung der gesamtkörperlichen Resonanz anstrengungsfreie, deutliche Artikulation Zusammenspiel: Eutonus/Atmung/Intention Finden und Einhalten der mittleren Sprechstimmlage weicher Stimmeinsatz/Stimmabsatz Nutzen für Arbeit Gesunderhaltung der Stimme Reduzierung der Lautstärke bei besserer Verständlichkeit Entlastung der Stimme authentisches Sprechen mit eigener Stimme Entlastung der Stimme 7
Sprechmelodie Sprechmelodie Mein Bruder liegt im Krankenhaus 300 200 100 40 Mein Bruder liegt im Kranken haus 0 2.12005 Time (s) Emotionales Sprechen Beispiele für Sprechanweisungen im Unterricht aus Reinke (2005) Ihre Stimme entscheidet! Lies ganz laut! Lies ganz leise! Lies ganz schnell! Lies ganz langsam! Lies ganz tief! Lies ganz hoch! Lies ganz traurig! Lies ganz fröhlich! Lies ganz aufgeregt! Lies ganz böse! Lies ganz undeutlich! Lies ganz schüchtern Lies ganz flüsternd! Lies ganz normal! Lies ganz müde! Lies monoton! Lies ganz erschrocken! Lies wie ein Pastor! Lies wie ein Lehrer! Lies wie ein Baby! Lies wie ein Märchenerzähler! Lies wie ein Sportreporter! Lies wie ein alter Mann! Lies wie ein Verkäufer! Jede Stimme kann - richtig eingesetzt - Autorität, Glaubwürdigkeit und Kompetenz ausstrahlen. Sie kann die Aufmerksamkeit des Zuhörers gewinnen und ihn begeistern und beeinflusst damit die Lernleistung der Kinder. Vor allem Ihre Stimme entscheidet darüber, ob Sie als sympathisch empfunden werden. Eine ausgebildete Stimme bleibt länger leistungsfähig. 8
Verhältnisprävention: Arbeitsplatz Reduzierung der Hintergrundgeräusche Gutes Raumklima schaffen (Feuchtigkeitsgehalt) ergonomisches Mobiliar, Tisch und Stuhl sollten verstellbar sein regelmäßige Kurzpausen einrichten Wechsel von Bewegungsabläufen Arbeitsorganisation optimieren (weniger Druck, Sprechfrequenz senken etc.) Verhaltensprävention: Person Erkältungsprophylaxe Stimmhygiene: Warming-up Früherkennung: bei welchen Symptomen sollte man reagieren? Diagnose und Therapie Flüssigkeitszufuhr und Lutschpastillen Stressabbau Apparative Methoden Zusammenfassung 1 Frequenzmodulationsanlagen/ Sound- Field Anlagen Stimme wird mithilfe eines Mikrofons verstärkt, Klang durch Lautsprecher übertragen Anlage zeigt Nutzen im Bereich stimmgestörter Lehrkräfte/ Verbesserung des Zuhörens und der Aufmerksamkeit Prävention muss sowohl im Bereich der Verhältnisse als auch des Verhaltens ansetzen gesundheitsfördernde Gestaltung des Arbeitsalltags Kreativer Umgang, individuell oder als Gesamtkonzept einer Schule 9
Zusammenfassung 2 Gegebenheiten des Unterrichts und Voraussetzungen von Lehrern und Schülern sollten einen hohen Stellenwert in der gemeinsamen Arbeit einnehmen Welche Vorschläge haben Sie für die entstehende Handreichung? Begehung der Schulen und kompetente Beratung notwendig Literatur Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Tiesler, G., Oberdörster M., (2006). Lärm in Bildungsstätten. Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW Spreng, M. (2002). Die Wirkung von Lärm auf die Sprachentwicklung des Kindes. In: Huber, L., Kahlert, J., Klatte, M. (Hrsg.). Die akustisch gestaltete Schule. Auf der Suche nach dem guten Ton. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 43-60. Fieser, H. (2007). Lärm in deutschen Klassenzimmern- Wie bitte?. In: Sueddeutsche Zeitung Nr.15, http: www.sueddeutsche.de/wissen/laerm-in-deutschen-klassenzimmernwie-bitte-1.910424-2 Zugriff am 13.07.2010 Umweltministerium Baden Württemberg (2008). 65 db (A). Lärmschutz. Stuttgart: Umweltministerium Baden Württemberg Abb. Das Ohr, Entnommen aus: www.home.arcor.de/c.ludwigsen/gesund/ohr.htm, Zugriff am: 16.10.10 Roy, N., Weinrich, B, Gray, S.D., Tanner, K., Stemple, J.C. & Sapienza, C.M. (2003). Three Treatments for Teachers With Voice Disorders: A Randomized Clinical Trial [Elektronische Version]. In: Journal of Speech, Language and Hearing Research, 46, S. 670-688. Lena Ketterkat, B.Sc. SLT Prof. Dr. Ulla Beushausen HAWK-Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen Bachelor-/Masterstudiengang für Logopädie Goschentor 1 31134 Hildesheim Mail: beushausen@hawk-hhg.de 10