Depressionen und Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen Basiswissen KJP



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Transkript:

Depressionen und Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen Basiswissen KJP Prof. Dr. Michael Kölch

Gibt es Depressionen bei Kindern und Jugendlichen überhaupt? 1. Depression kann eigenständige Erkrankung sein und 2. Depression können die Endstrecke bei vielen kinder- und jugendpsychiatrischen Störungen sein: z.b. Störung des Sozialverhaltens Angststörungen Psychosen ADHS

Angst und Depression Angst und Depression sind internalisierende Störungen Ängste sind häufige Störungen: ca. 10% (Ihle und Esser 2002) Aber: Ängste sind nicht immer Störungen: Entwicklungspsychologisch bekannte Ängste: Fremdeln Dunkelangst

Wie oft kommen depressive Störungen vor? Epidemiologie I Prävalenz von MDD: 0.3% Vorschulkinder, 2% Grundschulkinder, 5-10% Jugendliche (Emslie et al, 2002) 10 20% aller Jugendlichen hatten mindestens eine depressive Episode im Verlauf der Entwicklung (z.b. Saluja et al., 2004) Geschlechterunterschiede: Kindern (m :w 1:1); Jugendlichen (m : w 1 : 2) (Boyd et al, 2000) Im Alter zwischen 13 und 18 Jahren: 1-Jahres-Prävalenz 3% für Mädchen und 1% für Jungen (Angold & Costello, 2001) ab der Pubertät: Mädchen häufiger als Jungen betroffen Trend: häufigere und früher beginnende depressive Episoden (Colloshaw et a., 2004)

Epidemiologie II Mittlere Dauer depressive Episode Jugendliche: 8 Monate fast die Hälfte der Depressionen bei Minderjährigen remittiert innerhalb eines Jahres (NICE 2005). Nach Remission: Wiederauftretensrate 20-60% nach 1 Jahr, 70% nach 5 Jahren (Birmaher et al., 2002, Costello et al., 2002) ungefähr 50 % der Erkrankungen zeigen einen bis in das Erwachsenenalter andauernden Verlauf (Weissman et al. 1999). hohe Gefahr für Suizidalität (Harrington, 2001), v.a. während der Besserungsphase (Nelson et al., 2007)

Depressive Episoden - Kernsymptome Stimmungsprobleme (gedrückte Stimmung, Traurigkeit) Interessenverlust/Freudeverlust Veränderungen im Aktivitätsniveau (erhöhte Ermüdbarkeit), Hemmung der Handlungsfunktionen Zeitkriterium: 2 Wochen, meiste Zeit vorhanden

Depressive Episoden - Häufige weitere Symptome Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven Suizidgedanken, erfolgte Selbstverletzung oder Suizidhandlungen Schlafstörungen Verminderter oder erhöhter Appetit Körperlich-vegetative Beschwerden, z.b. Kopf- oder Bauchschmerzen

Mimischer Aspekt, nicht nur situativ sondern überdauernd

Von einer depressive Episode sprechen wir, wenn Überdauernd, mehr als zwei Wochen altersuntypisch unerwartet Leiden Funktionseinschränkungen Kardinalsymptome stehen im Vordergrund Differenzialdiagnostische Überlegungen: ADHS oder Depression? (Konzentrationsprobleme, Unruhe, )

Klassifikation (ICD-10) und Zulassung Depr. Episode F32 Rezidivierende depr. Störung F33 Leicht F32.0/F33.0 Mittelgradig F32.1/F33.1 Schwer Gegenwärtig remittiert F33.4 Ohne somatische Symptome F3x.x0 Mit somatischen Sympt. F3x.x1 Ohne psychotische Symptome F32.2/F33.2 Mit psychotischen Symptomen F32.3/F33.3

Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen: Einteilung und Symptome

Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen: Einteilung und Symptome

Filmbeispiel 1 Angst und Depression Symptome Julian 15 Jahre?

3. Jugendliche: Pubertät? 1. Normale Schritte? 2. Depression? Oder etwas anderes?

Und das war s? Komorbiditäten I Angststörungen bis zu 40%; Störungen des Sozialverhaltens ADHS (v.a. bei Jugendlichen, dann auch oft Vorstellungsgrund!) Psychosen: ein Großteil der Patienten zeigt im Verlauf eine manifest depressive Symptomatik Bei einer Vielzahl von Patienten findet man in der Vorgeschichte vor der ersten Phase die Diagnose Depression Risikopopulationen! Heimkinder! Kinder psychisch kranker Eltern!

Entwicklungspsychopathologisches Modell der ADHS über die Lebensspanne (Schmidt & Petermann, 2008) Symptome ADHS nach ICD 10: Unaufmerksamkeit Hyperaktivität Impulsivität Komorbide Störungen Hyperkinet. St. d. SSV Soziale Defizite Ablehnung durch Peers/ Bezugspersonen neg. Interaktionen Affektive Störungen Prüfungsängste Schulprobleme Hausaufgabenpr. Vermeidung Schulunlust Substanzmissbr. Delinquenz Peer Probleme Lernresignation Verkehrsdelikte Symptome ADHS nach (Wender-Utah): Unaufmerksamkeit Motor. Unruhe Impulsivität Desorganisation Affektlabilität Affektkontrolle Emotionale Überreagibilität Borderline PLKst. Antisoziale Plk.st. Probleme im Job, Finanzen, Haushalt, Beziehungen Affektlabilität Geburt Kiga/ Vorschule Schuleintritt Übergang Erwachsenenalter Schwangerschaft: Rauchen, Alk, Stress, soziales Genetik Dysfunktionale fronto-stratiale Netzwerke; Neurotransmitter Lebensspanne

Und das war s? Komorbiditäten II Angststörungen bis zu 40%; Störungen des Sozialverhaltens ADHS (v.a. bei Jugendlichen, dann auch oft Vorstellungsgrund!) Psychosen: ein Großteil der Patienten zeigt im Verlauf eine manifest depressive Symptomatik Bei einer Vielzahl von Patienten findet man in der Vorgeschichte vor der ersten Phase die Diagnose Depression Risikopopulationen! Heimkinder! Kinder psychisch kranker Eltern!

Ursachen Genetische/biologische Faktoren Psychosoziale Faktoren

Entstehungsmodell der Depression bei Jugendlichen

Neurobiologie Die meisten Befunde stammen aus Untersuchungen mit Erwachsenen Serotoninhypothese: verminderte Serotoninkonzentration Katecholaminhypothese: Defizit von Norepinephrin Verminderte Noradrenalin- und Dopamin-Konzentration (Nemeroff, 2002) Hippocampus: Zellaufbau- und funktionsstörungen (Duman et al., 1999) Reduktion des frontalen Kortexvolumens & Erweiterung der lateralen Ventrikel bei depressiven Kindern (Steingard et al., 1996) Hypometabolismus frontal & temporal (Kimbrell et al., 2002)

Psychosozial Trennung von Eltern Mobbing Über- oder Unterforderung in der Schule Familiäre Kommunikations- und Bewältigungsmuster Deprivation Erlernte Hilflosigkeit (Seligman), Verstärkerverlust (Lewinsohn), dysfunktionale Kognitionen (Beck, Ellis)

Psychologische Theorien Erlernte Hilflosigkeit (Seligman) Verstärkerverlust (Lewinsohn) dysfunktionale Kognitionen (Beck, Ellis)

Beck Depressive Personen verarbeiten, trotz häufig vorhandener objektiver Gegenbeweise, eher solche Einzelreize, die mit ihren dysfunktionalen Annahmen übereinstimmen (»Bei mir geht alles schief«) Es entsteht als Folge eine ins negative verzerrte Sicht der Realität. Bei Verarbeitungsprozessen depressiver Patienten überwiegen zusätzlich dysfunktionale negative Annahmen in Bezug auf sich selbst (Eigenwahrnehmung als wertlos, unwürdig und unzulänglich) der Welt (»Alles ist sinnlos und schlecht.«) und der Zukunft (Erwartung eines ewigen Leidens). Diese verstärken die verfremdete Sichtweise der Realität und können zudem in der Folge zu systematischen Fehlern im Denken führen

Denkfehler depressiver Patienten

Filmbeispiel Julian 15 Jahre

Diagnostik I: wie? Besonders bei jüngeren Kindern Beobachtung von Spielverhalten Essverhalten Schlafverhalten Bei älteren Kindern zusätzlich Beobachtung von Leistungsverhalten Stimmungstagebücher

Traurigkeit Leistungsprobleme

Diagnostik II Notwendig: Einbeziehung und ausführliche Befragung von Eltern Lehrern Kindergärtnern Sonst. Betreuungspersonal Jede Diagnostik muss auch eine Erhebung selbst- und fremdschädigender Tendenzen beinhalten! Risikofaktoren, z.b. Stressoren, Komorbiditäten, Hoffnungslosigkeit Protektive Faktoren, z.b. familiärer Rückhalt, religiöse Glaubensüberzeugungen

Weitere Diagnostik Labordiagnostik zum Ausschluss einer organischen (Mit-) Ursache Testdiagnostik Leistungsdiagnostik bei Hinweisen auf Schulschwächen/- stärken Depressionsfragebögen, -interviews und -tests zur Eingangsdiagnostik und Verlaufskontrolle BDI-II, CDRS, DIKJ DAS ( Persönlichkeitsdiagnostik mit Hilfe projektiver Verfahren (TGT, CAT, Schweinchen-Schwarzfuß-Test))

Phasen der Behandlung Akutbehandlung (acute) Stabilisierung Symptomreduktion Verlauf (continuation) Festigung des gebesserten psychischen Zustands, Vermeidung von Rückfällen Beibehaltung (maintenance) Vermeidung des Wiederauftretens depressiver Symptome Pharmakotherapie: immer eingebettet in kinder- und jugendpsychiatrische/-psychotherapeutische Behandlung

Therapiemanuale I (kognitiv verhaltenstherapeutisch CBT)

Welche Elemente sind enthalten??

Was beinhalten die Therapieprogramme meist (CBT)? Psychoedukation Zusammenhang Fühlen Denken- Handeln Aktivierung Stimmungsverbesserung/ Umgang mit Krisen Problemlösen Veränderung dysfunktionaler Kognitionen Training sozialer Kompetenzen Rückfallprophylaxe

Psychoedukation: Bilderbücher

Psychoedukation: Bilderbücher

MICHI (Spröber, Kölch, Fegert) 3 Ich kann Probleme lösen 4 Gesund bleiben 2 Ich kann meine Gefühle beeinflussen 1 Mehr Wissen über (meine) Depression

Rückfallprophylaxe Frühwarnzeichen erkennen Stimmungsprotokoll/ Aktivitätenliste Übungen/ Strategien planen Ggf. Unterstützung holen Einbeziehung Bezugspersonen: Psychoedukation, individuelle Ziele beachten, konsequenter/ wertschätzender Erziehungsstil, nicht verstärken in einer Krankenrolle, aber Verständnis haben, Frühwarnzeichen erkennen Einbeziehung Erzieherinnen/ Lehrerinnen: s.o., Verstärken für Aktivität

Pharmakotherapeutische Behandlung Antidepressiva bei Minderjährigen Tricyclika SSRIs Phytopharmaka MPH Fettsäuren Neuroleptika Die Daten zu SSRI-Studien wurden inzwischen reanalysiert und Metaanalysen durchgeführt, bisher außer für Fluoxetin kein überzeugender Wirknachweis für die SSRI (Whittington et al. 2004, Hammad et al. 2006).

SSRI: Fluoxetin Zugelassen ab 8 Jahren für MDD seit Sommer 2006 Beginn einschleichend mit 5mg??? Dosissteigerung bis 40-60mg; oftmals 20mg ausreichend Wirklatenz Besonders zu beachtende Nebenwirkung: Aktivierung Selten Serotonerges Syndrom bei Absetzen

Pharmakoepidemiologie, oder was verschreiben wir? 15-/3-fach höhere Verordnungen von AD in den USA/NL vs. D Prävalenz und Inzidenz für AD in Deutschland stieg in den letzten Jahren um ca. 25%, insbesondere für SSRI SSRI inzwischen am häufigsten verordnet Rückgang Phytopharmaka in D: früher ca. 40% aller Verordnungen Der tatsächliche Gebrauch ist geringer als Verordnungszahlen neuere Untersuchungen: Medikation meist in Kombination von Psychotherapie

Probleme der Pharmakotherapie bei MDD Altersspezifische Unterschiede bei Nebenwirkungen von SSRI (Safer & Zito 2006): Erbrechen: Kinder > Jugendliche Aktivierung/ beh. toxicity : Kinder > Jugendliche > Erwachsene Risiko für Suizidalität : SSRI 4%, Placebo 2% Metaanalyse Daten Committee on Safety of Medicines (CSM) + Literatursuche 2004-2005: Self-harm/suicide related behaviour bei knapp 5% (71) Jugendlichen vs. 3% (38) Pbo (Hammad 2006 & Mosholder et al. 2006) Suizidale Gedanken/suizidale Impulse nicht statist. signifikant häufiger (Dubicka et al. 2006)

Bedeutet für die Praxis

1. Behandlung ist altersabhängig! Bei jüngeren Kindern vor allem Beratung Eltern 2. Behandlung ist abhängig vom Schweregrad der Symptomatik

Behandlung leichter und schwerer Depression Leichte Depression Psychoedukation, unterstützende Gespräche und case management/umgang mit Stressoren scheinen ausreichend Unterstützende Behandlung/Gespräche, CBT und IPT nur bei leichter Depression gleich wirksam, bei schwereren Formen ist die unterstützende Behandlung unterlegen (Barbe et al., 2004; March et al., 2004) Reduktion der leichten depressiven Symptome nach 4-6 Wochen unterstützender Behandlung

Behandlung mittelgradiger und schwerer Depression Normalerweise ist der Einsatz antidepressiver Medikation notwendig Medikation kann zuerst als alleinige Behandlung eingesetzt werden, oder schon von Beginn an in Kombination mit Psychotherapie Sprechen Patienten nicht auf Monotherapie (entweder Medis oder PT) an, so ist eine Kombi beider Methoden gefragt

Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Vielen Dank für die Aufmerksamkeit Michael.koelch@vivantes.de -47-