Epidemiologie und Prävention

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Transkript:

AGO State of the ART 2013 Berlin 20.06 22.06.2013 PD Dr Eric Steiner Rüsselsheim

11.140

Prozentualer Anteil an allen Krebsneuerkrankungen / -sterbefällen Krebs in Deutschland, 2010

Inzidenz (Neuerkrankungsrate): ca. 18 je 100.000 Frauen, ca. 11.000 Frauen in Deutschland Etwa 1 von 47 Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an einem Endometriumkarzinom (Erkrankungsrisiko 2,1%) Inzidenz steigt mit zunehmendem Alter Mittleres Erkrankungsalter 69 Jahre Etwa 1 von 200 Frauen verstirbt an einem Endometriumkarzinom (Sterberisiko 0,5%)

Altersspezifische Erkrankungsrate - Endometriumkarzinom Krebs in Deutschland, 2010

Entwicklung der Erkrankungs- und Sterberate Krebs in Deutschland, 2010

Endometriumkarzinomtyp 1 2 Histologie Endometrioid Serös-papillär, klarzellig Vorstufe Atypische Hyperplasie Intraepitheliales Karzinom FIGO Stadium 79% FIGO I 26% FIGO I (seröspapillär) Sonographie Molekularbiologie Verdicktes Endometrium PTEN, kras-mutation, Mikrosatelliteninstabil. Unauffällig 53 Mutation, LOH, p16 Inaktivierung, HER2 Überexpression Hormonrezeptoren Positiv Negativ Risikofaktoren Hyperöstrogenismus Z.n. Radiatio?

Risikofaktor Relatives Risiko Regionale Herkunft (Europa, USA) 3 Höheres Lebensalter 2-3 Höherer sozioökonomischer Status 2 Adipositas 2-5 Nulliparität / Infertilität / Anovulationen 2-3 Späte Menopause 2-3 Östrogen produzierende Tumoren >5 Östrogenassoziiert Östrogensubstitution ohne Gestagene 6-9 Tamoxifen bei Mammakarzinom 2-3 Diabetes mellitus 2-3 Familiäres Risiko / HNPCC

Typ I Typ II

Östrogen AKT Aktivierung PTEN Inaktivierung K-RAS gene mutation Mikrosatelltien Instabilität ß-Catenin Mutation p53 mutations, EDI 3 MET HER-2 Normales Endometrium Verstärktes Wachstum Einfache Hyperplasie Atypische Hyperplasie (EIC) Invasives Karzinom CDC2 MAD2L1 und ZIC2 N+

Lynch-Syndrom Autosomal-dominant Mikrosatelliteninstabilitäten Frühes Kolonkarzinom: mittleres Alter 45.2 Jahre Endometriumkarzinom: zweithäufigstes Malignom: 40-60% Lebenszeitrisiko Amsterdam Kriterien zur Diagnose Lynch-Syndrom -Mindestens drei Familienangehörige mit histologisch gesichertem Kolorektalem Karzinom, Endometriumkarzinom, Urothelkarzinom oder Karzinom des Dünndarms, wobei einer der Patienten mit den anderen beiden Patienten erstgradig verwandt und eine FAP ausgeschlossen sein muss. -Es müssen wenigstens zwei Generationen betroffen sein. -Bei wenigstens einem Patienten soll die Diagnose vor dem 50. Lebensjahr gestellt sein.

Es gibt bisher keine Studie, aus der sich eine individuelle, risiko-adaptierte Überwachungsstrategie ableiten lässt. Bis dies möglich ist, sollten Lynch-Patienten gesunde Mutationsträger in jährlichen Intervallen koloskopisch und gynäkologisch überwacht werden. Hereditary nonpolyposis colorectal cancer (HNPCC) / Lynch syndrome Dtsch Arztebl Int 2013; 110(3): 32-8; DOI: 10.3238/arztebl.2013.0032

In mehreren Studien wurde gezeigt, dass eine transvaginal durchgeführte Ultraschall-Untersuchung (TVU) in Kombination mit einer Endometriumbiopsie für die Früherkennung des Endometriumkarzinoms deutlich effektiver ist, als der TVU alleine Dove-Edwin I, Boks D, Goff S, et al.: The outcome of endometrial carcinoma surveillance by ultrasound scan in women at risk of hereditary nonpolyposis colorectal carcinoma and familial colorectal carcinoma. Cancer 2002; 94: 1708 12. Renkonen-Sinisalo L, Sipponen P, Aarnio M, et al.: No support for endoscopic surveillance for gastric cancer in hereditary non-polyposis colorectal cancer. Scand J Gastroenterol 2002; 37: 574 7. Aus diesem Grund wird inzwischen Lynch-Patientinnen in Deutschland ab dem 35. Lebensjahr die Endometriumbiopsie mit der Pipelle-Methode in Ergänzung zur TVU empfohlen, wie dies auch international propagiert wurde Vasen HF, Moslein G, Alonso A, et al.: Guidelines for the clinical management of Lynch syndrome (hereditary non-polyposis cancer). J Med Genet 2007; 44: 353 62. Zudem sollte mit Trägerinnen einer MMR-Mutation nach Abschluss der Familienplanung die Möglichkeit einer prophylaktischen Hysterektomie diskutiert werden.

Screening for HNPCC (LynchSyndrome) in unselected women with Endometrial cancer Sarah E Fergusson J Clin Oncol 31,2013 Unter 119 Patientinnen fanden sich 6 mit einer Mutation Davon 5 unter 50 Jahre Immunhistochemische Darstellung der Mismatch repair Proteine war die erfolgreichsten Suchstrategie

Tumorassoziierte Prognosefaktoren FIGO-Stadium Tumortyp Malignitätsgrad Invasionstiefe

A preoperative window study of metformin for the treatment of endometrial cancer. Kevin M. Schuler University of North Carolina Hospitals, Chapel Hill J Clin Oncol 31, 2013 (suppl; abstr 5519) Hintergrund: Übergewicht und Diabetes ist mit einer schlechteren Prognose verbunden. Metformin wirkt über AMPK Aktivierung und Hemmung von mtor. Methode: Frauen mit einem BMI über 30 wurden mit Metformin 850 mg PO einmal am Tag für 1-4 Wochen vor der OP behandelt. Ergebnis: 16 Patientinnen wurden bewertet. Ki-67 war klar höher vor der Therapie (52% versus 27.5%, (p = 0.0067)).

Tumorassoziierte Prognosefaktoren FIGO-Stadium Tumortyp Malignitätsgrad Invasionstiefe Noch keine Daten zur Verbesserung der Behandlungsergebnisse durch Reduktion der prognostischen Faktoren (Frühere Detektion, medikamentöse Vorbehandlung oder )

Patientenassoziierte Prognosefaktoren Alter Hautfarbe Diabetes mellitus BMI (?) Endogener /exogener Östrogenüberschuss Parität

Patientenassoziierte Prognosefaktoren Alter Hautfarbe Diabetes mellitus BMI (?) Endogener /exogener Östrogenüberschuss Parität

Patientenassoziierte Prognosefaktoren Diabetes mellitus BMI Endogener /exogener Östrogenüberschuss

So erhöht die alleinige Östrogentherapie in Abhängigkeit von Dosis und Dauer das Risiko für ein Endometriumkarzinom um den Faktor 3.1 bis 15. Chronische Anovulation: Das Fehlen von Progesterone in der zweiten Zyklushälfte führt zu einer dauernden Stimulation der Endometriumschleimhaut und damit zur epideiologischen Risikoerhöhung Die Konversion von Androstendion zu Östron und die Aromatisierung von Androgenen zu Östradiol findet im peripheren Fettgewebe statt.

Endometrial Cancer (RR) Epidemiologie und Case control study of 472 women compared to controls Most active women (top third) were 56% less likely to develop endometrial cancer compared to least active (bottom third). 1,00 0,75 0,50 0,25 0,00 1,00 Least active 0,44 Most active Cancer Epidemiology Biomarkers and Prevention. 2010;19(5):1276-1283.

An Endometrial Cancer Chemoprevention Study of Metformin Group 1 receive metformin only. Group 2 receive a placebo and lifestyle intervention. Group 3 receive metformin and lifestyle intervention. Group 4receive a placebo only. M. D. Anderson Cancer Center at University of Texas Karen H. Lu

Efficacy and Tolerability Study of Progesterone Vaginal Tablets (Endometrin ) in Menopausal Women Treated by Estrogen Rabin Medical Center - Beilinson Campus Ferring Pharmaceuticals, Incorporated Boris Kaplan

Integrated genomic characterization of endometrial carcinoma The Cancer Genome Atlas Research Network Vergleichbar zum Mammakarzinom bessere Beschreibung von Subtypen mit unterschiedlicher Prognose Nature 67-73 Vol 497

Statements: Epidemiologie und Update April State 2013 of the Art 1. Es wird von zwei Typen des Endometriumkarzinom ausgegangen, diese mit jeweils unterschiedlicher Pathogenese. 2. Für den Typ I (endometroides Adenokarzinom) ist eine Östrogenabhängigkeit gegeben. 3. Neben der regionalen Herkunft sind ein bestehender Diabetes mellitus und ein hoher BMI als krankheitsfördernde Faktoren gesichert. 4. Erhöhung der körperlichen Aktivität verringert das Risiko einer Karzinomerkrankung der Gebärmutterschleimhaut. 5. Lynch-Patientinnen bedürfen einer intensiveren Überwachung

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit