Garantien in der Lebensversicherung und wie Aktuare damit umgehen. Dr. Markus Deiml

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Transkript:

Garantien in der Lebensversicherung und wie Aktuare damit umgehen Dr. Markus Deiml

Agenda Historisches zu Versicherungen und zur Rolle der Aktuare Kalkulationsfragen Wie kalkuliert man Prämien vorsichtig? Aspekte der Reservierung Klassische Produkte: Investment folgt den Verpflichtungen Moderne Produkte: Verpflichtungen folgen den Investments Zinsgarantien am Kapitalmarkt absichern: Variable Annuities 2

Die Swiss Life Gruppe im Überblick Märkte Versicherungsgeschäft AWD Schweiz Marktführer bei Privatkunden und Nr. 2 im Kollektivlebengeschäft Rund 1 Mio. Versicherte 26 % Marktanteil Deutschland Führender Anbieter von Lösungen in der betrieblichen Altersversorgung und in der Berufsunfähigkeitsvorsorge Platz 19 von 96 LVU nach Beitragseinnahmen Ausgezeichneter Ruf im Maklermarkt UK Deutschland Luxemburg Liechtenstein Frankreich Schweiz Österreich Tschech. Rep. Österreich Moderne und bedürfnisgerechte Vorsorgelösungen für Privatkunden Polen Slovakei Ungarn Frankreich Führender Anbieter von Lebensversicherungen für vermögende Kunden Nr. 2 in privaten Krankenversicherungen Internationales Geschäft (Liechtenstein, Luxemburg, Singapur, Dubai, Österreich, Schweiz) Führender Anbieter in der Vorsorgeplanung für vermögende Privatkunden Weltweites Angebot von Personalvorsorgelösungen für multinationale Konzerne AWD Einer der führenden Finanzdienstleister in Europa 3

Swiss Life hat in Deutschland Tradition das deutsche Geschäft startete bereits 1866 Historie 1865 1900 1950 2000 1866: Konzession für Preußen erste Police 1867 1904: Konzession für das gesamte Reichsgebiet als erster ausländischer Lebensversicherer 1958: Einführung des Optionstarifs 1930: Bestes Geschäft in 20 Jahren trotz Wirtschaftskrise 2001: Neuer Hauptsitz in der Berliner Straße 1927: Bezug des Palais Leopold 1967: Versicherungsbestand über 1 Mrd. DM 2004: Aus der Schweizerischen Rentenanstalt wird Swiss Life 1974: Neuzugang über 1 Mrd. DM 4

Wir sind ein führender Anbieter von Vorsorgelösungen für Privat- und Firmenkunden Produkte Privatkunden Swiss Life ist ein führender Anbieter von Vorsorgelösungen. Unsere Produkte werden von unabhängigen Institutionen regelmäßig ausgezeichnet. Risikoschutz Risikoversicherung Berufsunfähigkeitsversicherung Altersvorsorge Private Rentenversicherung Riester-Rente Rürup-Rente Baufinanzierung Firmenkunden Swiss Life ist ein führender Anbieter im Bereich der betrieblichen Altersversorgung. Rund 50.000 Unternehmen vertrauen auf uns. Betriebliche Altersversorgung Direktzusage Direktversicherung Pensionskasse Unterstützungskasse Pensionsfonds 5

Agenda Historisches zu Versicherungen und zur Rolle der Aktuare Kalkulationsfragen Wie kalkuliert man Prämien vorsichtig? Aspekte der Reservierung Klassische Produkte: Investment folgt den Verpflichtungen Moderne Produkte: Verpflichtungen folgen den Investments Zinsgarantien am Kapitalmarkt absichern: Variable Annuities 6

Historisches zur Lebensversicherung 1583 Erste Lebensversicherungspolice in London (gesetzlich beschränkt auf 1 Jahr) 1663 Sterblichkeitsbetrachtungen unabhängig vom Alter (John Graunt) 1693 Moderne Sterbetafel und Rentenberechnungen (Edmond Halley) 1762 Gründung der Equitable Life (UK) - neuer Kalkulationsansatz von James Dodson: gleichbleibende altersabhängige Beiträge - der CEO der Equitable trug als Erster den Titel Actuary 7

Der Aktuar: vom Rechenknecht zum Risikomanager Aktuare der 1. Generation zählt Sterbefälle / Schäden (deterministische Modelle) kennt keinen Kapitalmarkt Garantiezins von Aufsicht vorgegeben Aktuare der 2. Generation Stochastik als Arbeitsmittel (vor allem Schadenversicherung) Lebensversicherung weiterhin traditionell Aktuare der 3. Generation (seit Mitte der 1990er) Finanzmathematik dominiert (Monte-Carlo-Simulation) Kapitalmarkt bestimmt zunehmend die Steuerung Aktuare der 4. Generation? Solvenzaktuare (ab 20??) 8

Agenda Historisches zu Versicherungen und zur Rolle der Aktuare Kalkulationsfragen Wie kalkuliert man Prämien vorsichtig? Aspekte der Reservierung Klassische Produkte: Investment folgt den Verpflichtungen Moderne Produkte: Verpflichtungen folgen den Investments Zinsgarantien am Kapitalmarkt absichern: Variable Annuities 9

Äquivalenzprinzip am Beispiel der Gemischten Kapitalversicherung Vertragslaufzeit 20 Jahre Zahlungen für Kunden, Aktionär, Steuern (90%) Sparbeitrag (70%) Kapitalerträge (14%) Kostenbeitrag (11%) Risikobeitrag (5%) Abschlussaufwendungen (7%) Verwaltungsaufwendungen (3%) 10

Risikoversicherung: ein Gefühl für das Pricing gewinnen Sterbewahr- Männer Männer Frauen Frauen DAV 2008 T Basisdaten ohne inkl. Basisdaten ohne inkl. scheinlichkeiten Sicherheitszuschläge Sicherheitszuschläge Sicherheitszuschläge Sicherheitszuschläge 20 0.0857 % 0.1012 % 0.0239 % 0.0328 % 30 0.0585 % 0.0752 % 0.0242 % 0.0311 % 40 0.0972 % 0.1301 % 0.0642 % 0.0872 % 50 0.2946 % 0.3981 % 0.1849 % 0.2546 % 60 0.7924 % 1.0404 % 0.4322 % 0.5884 % 11

Sterblichkeitsverlauf am Beispiel der Sterbetafel DAV 2008 T 12

Underwriting zur Sicherung der Kalkulation Kalkulationsannahmen sind abgeleitet aus großen Kollektiven. Der eigene Bestand muss die Annahmen widerspiegeln. Beispielsweise kann die Sterbewahrscheinlichkeit bei Gruppen mit Vorerkrankung problemlos 10fach höher sein. Auch Ernährung, Rauchen und soziale Herkunft sind relevant. Vorsicht: auch ein großer Bestand mit guten Ergebnissen kann in wenigen Jahren durch schlechtes Underwriting kippen. 13

Grenzen und Nutzen der Differenzierung Differenzierung unterstützt Underwriting und Kalkulation Typische Merkmale sind: Geschlecht, Alter, Rauchen, Gesundheit, Marktüblicher Differenzierung muss man folgen, ansonsten unterliegt man dem Risiko einer Antiselektion Wachsende Differenzierung im deutschen Markt Ohne Differenzierung können Stornorisiken bedrohlich für den Bestands-Mix sein Aber: Unisex-Anforderung der EU als gesetzliches Diktat ab 2013 Weitere Verbote zur Differenzierung durch EU geplant (?) 14

Überprüfung von Differenzierungsmerkmalen? Praxisbeispiel Nichtrauchertarife Problem beim Underwriting: Definition von Differenzierungskriterien was ist eigentlich ein Raucher? Nichtraucher wird zum Raucher: Informationspflicht an Versicherer und Wechsel in Rauchertarif Anderenfalls Reduktion der Versicherungssumme im Todesfall entsprechend dem Rauchertarif. Problem bei der Leistungsregulierung. 15

Differenzierung nach Geschlecht und Rauchen Netto-Prämienverlauf bei der technisch 1jährigen Risiko-LV 160,00 140,00 Nettobeitrag Frau, Nichtraucher Nettobeitrag Frau, Raucher Nettobeitrag Mann, Nichtraucher Nettobeitrag Mann, Raucher 120,00 100,00 80,00 60,00 40,00 20,00 0,00 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Vorgaben: Mann/Frau, Nichtraucher/Raucher, Eintrittsalter 30, Versicherungssumme 200.000 16

Agenda Historisches zu Versicherungen und zur Rolle der Aktuare Kalkulationsfragen Wie kalkuliert man Prämien vorsichtig? Aspekte der Reservierung Klassische Produkte: Investment folgt den Verpflichtungen Moderne Produkte: Verpflichtungen folgen den Investments Zinsgarantien am Kapitalmarkt absichern: Variable Annuities 17

Vereinfachte Case Study Risiko-LV: Ist mein Bestand groß genug und repäsentativ? Wir nehmen an, dass die Sterblichkeit in einer Gruppe 1% jährlich ist. Unser Underwriting sichert mindestens eine risikoneutrale Auswahl zu dieser Gruppe. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei 1.000 (10.000) Bestandsgröße mehr als 1,1% jährlich versterben? Beantwortung der Frage mit leichter Schulmathematik: Binomialverteilung mit Mittelwert 1% und Stichprobe 1.000 (10.000) liefert Wahrscheinlichkeit von 30,3% (14,6%). Unser Aktuar der 2. Generation wird sich eine Sicherheit von 99% geben und entscheidet sich für einen Ansatz von 1,24%. Wichtig: Für eine vorsichtige Kalkulation ist neben der Sicherheit auch das Geschäftsvolumen entscheidend. Auch bei hoher Sicherheitsmargen sind Verluste möglich. Rückversicherung kann helfen. 18

Prämienbeispiel für Sicherheitspuffer Netto- und Brutto-Prämienverlauf bei der technisch 1jährigen Risiko-LV 250 200 Nettobeitrag Mann, Nichtraucher Bruttobeitrag Mann, Nichtraucher 150 Bei günstigem Schadenverlauf Schadenverlauf erhält der VN einen Bei günstigem erhält der Verrechnungsgewinnanteil VN einen Verrechnungs-ungewinnanteil muss nur und den muss Nettobeitrag zahlen nur den Nettobeitrag zahlen. 100 50 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 19

Case Study: vorsichtige Kalkulation für Renten Unser Aktuar ist zufrieden mit dem Pricing der Risikoversicherung. Jetzt soll er einen Rententarif kalkulieren. Auch dort ist die Basis die jährliche Sterblichkeit. Er beschließt eine Erhöhung der Raten, analog zum Vorgehen bei der Risikoversicherung. Mit Sicherheit liegt er da falsch: Sicherheit bei Rententarifen bedeutet Reduktion der Raten, es geht hier um Langlebigkeit. Wichtig: der Trend zur steigenden Lebenserwartung muss berücksichtigt werden (pro Jahr zusätzliche 3 Monate in der vergangenen 20 Jahren) Die Schwierigkeit: mit welcher Sterblichkeitsverbesserung in der Zukunft soll/muss man rechnen? 20

Sterblichkeiten haben sich in den letzten 100 Jahren fortlaufend verbessert Quelle: Statistisches Bundesamt 21

Kalkulation von Renten: Wo sind die Grenzen der Lebenserwartung? http://www.google.de/imgres?imgurl=http://angrybear.blogspot.com/lifeexp.gif&imgrefurl=http://www.angrybearblog.com/2005_04_01_archive.html&usg= dimbwcf4qbl_ujjsxh- Smw8I3Po=&h=389&w=620&sz=10&hl=de&start=455&zoom=1&um=1&itbs=1&tbnid=Ej4viUrCwnK0BM:&tbnh=85&tbnw=136&prev=/search%3Fq%3Dlife%2Bexpectancy%2Bat%2Bbirth%2Binternational%26start%3D440%26um%3D1%26hl%3Dde%26sa%3DN%26ndsp%3D20%26biw%3D 1259%26bih%3D870%26tbm%3Disch&ei=Atq-TaWZBsLftAbbudj7BQ 22

Lebenserwartung von Frauen und Männer: weiterhin signifikant unterschiedlich? 9 8 7 Starker Anstieg der Lebenserwartung 6 5 4 3 Unisex: wirlich kein signifikanter Unterschied zwischen Frauen und Männern? 2 1 0 Sweden * UK Netherlands Autralia Denmark Canada Ireland USA Germany Italy Austria Belgium Chile Czech Spain Japan France Finland Unisex: Kalkulation der Männer auf Basis von Frauen-Daten? 2006 1986 23

Was kann trotz allem schief gehen? Produktideen mit Elementen ohne Kalkulationsbasis (z.b. Heiratspolicen) Aktuarvereinigung machen Fehler bei der Herleitung von offiziellen Tafeln Zum Beispiel hat eine frühere Todesfalltafel den Einfluss der Spanischen Grippe nicht berücksichtigt. Zum Beispiel zwei schlechte Rententafeln in den 90er Jahren (Lebenserwartung heute 15% höher als vor 10 Jahren) Technischer Fortschritt in der Medizin kann Leben verlängern, aber zum Problem für Lebensversicherer werden. Keine Chance der Rückversicherung von Langlebigkeit Nicht vergessen: in der Lebensversicherung sind Prämien auf lange Sicht festgelegt, kaum Anpassungschancen! 24

Agenda Historisches zu Versicherungen und zur Rolle der Aktuare Kalkulationsfragen Wie kalkuliert man Prämien vorsichtig? Aspekte der Reservierung Klassische Produkte: Investment folgt den Verpflichtungen Moderne Produkte: Verpflichtungen folgen den Investments Zinsgarantien am Kapitalmarkt absichern: Variable Annuities 25

Reservierung zur Sicherung der Garantien Für jede ausgesprochene Garantie müssen entsprechende Rückstellungen gebildet werden: Rückstellung = Barwert (zu erwartende Garantieleistungen) Barwert (zu erwartende Prämienzahlungen) Was heißt zu erwartend? Laut Deckungsrückstellungsverordnung (DeckRV): Bester Schätzwert genügt nicht, sondern mögliche Änderungen und Schwankungen sind zu berücksichtigen. Sicherheiten anzusetzen, und zwar je Rechnungsgrundlage Zins, Risiko, Kosten 26

Rechenbeispiel Bestimmung der notwendigen Rückstellungen für eine Rentenversicherung mit 500 lebenslanger Monatsrente Versicherte Person: männlich, 65 Jahre Notwendige Rückstellung = gesamte erwartete Rentenleistung unter Berücksichtigung von Sterblichkeit / Langlebigkeit: Sterbetafel DAV 2004 R Verzinsung: Rechnungszins 2,25% 27

Rechenbeispiel x q x 65 p x erw. Rente Diskont erw. diskont. Rente 65 0,007038 1,000000 6.000 1,000 6.000 66 0,007632 0,992962 5.958 0,978 5.827 67 0,008370 0,985384 5.912 0,956 5.484 68 0,009130 0,977136 5.863 0,915 5.315 120 0,277362 0,000964 6 0,294 2 121 1,000000 0,000697 4 0,288 1 Gesamte erwartete diskontierte Rentenleistung = 111.751 ist die notwendige Rückstellung aus heutiger Sicht. 28

Die Überprüfung von Reserven kann zu Nachreservierung und Zusatzreserven führen Auskömmlichkeit der Reserven vom Verantwortlichen Aktuar regelmäßig zu überprüfen bei aufgebrauchten Sicherheitsmargen: Anpassung der Rechnungsgrundlagen für Reservierung aber: vereinbarte Prämien können nicht angepasst werden Folge: Anhebung der Rückstellungen = Nachreservierung Beispiele für branchenweite Nachreservierungen: 1994: Rentennachreservierung auf neue Tafel DAV 1994 R 2004: Rentennachreservierung auf neue Tafel DAV 2004 R 2011: Zinszusatzreserve 29

2011 wurde eine gesetzlich verordnete Zinszusatzreserve eingeführt Referenzzinsatz = 10jähriges Mittel 10jähriger AAA-Euro-Staatsanleihen Zusatzreserve, falls Referenzzinsatz < Rechnungszins 30

Agenda Historisches zu Versicherungen und zur Rolle der Aktuare Kalkulationsfragen Wie kalkuliert man Prämien vorsichtig? Aspekte der Reservierung Klassische Produkte: Investment folgt den Verpflichtungen Moderne Produkte: Verpflichtungen folgen den Investments Zinsgarantien am Kapitalmarkt absichern: Variable Annuities 31

Zinsgarantie ist bei traditionellen Produkten die größte Herausforderung Biometrie und Langlebigkeit sollte ein guter Aktuar im Griff haben. Zinsgarantien im traditionellen Lebensversicherungsgeschäft sind die Herausforderung. Vor 1995 wurden Garantiezinsen von der deutschen Aufsicht festgelegt (3% and 3,5%). Seit der Umsetzung der Dritten EU-Richtlinie gilt die 60%-Orientierung (am Durchschnitt der 10jährigen Bundrenditen der letzten 10 Jahre). Der Puffer von 40% schien historisch immer zu reichen. Lesson learnt: Blick aus dem Rückfenster eines Wagens ist für unfallfreies Fahren nicht ausreichend. Der durchschnittliche Garantiezins im Bestand der deutschen Versichererer beträgt ca. 3,3%, der Zins 10jähriger Bundesanleihen dagegen aktuell nur noch 1,6%. 32

Sinkende Zinsen: Ende der klassischen Lebensversicherung? Zinsentwicklung seit 1973 12,00 10,00 Umlaufrendite inländischer Inhaberschuldverchreibungen, Restlaufzeit ab 7 Jahre 8,00 Durchschnittliche Garantiezinsverpflichtung im Bestand per Ende 2010: 3,33 % 6,00 4,00 2,00 Höchstrechnungszins in der LV vor Juli 1986: 3 % ab Juli 1986: 3,5 % ab Juli 1994: 4,0 % ab Juli 2000: 3,25 % ab Jan. 2004: 2,75 % ab Jan. 2007: 2,25 % ab Jan. 2012: 1,75 % 0,00 1973-04 1974-07 1975-10 1977-01 1978-04 1979-07 1980-10 1982-01 1983-04 1984-07 1985-10 1987-01 1988-04 1989-07 1990-10 1992-01 1993-04 1994-07 1995-10 1997-01 1998-04 1999-07 2000-10 2002-01 2003-04 2004-07 2005-10 2007-01 2008-04 2009-07 2010-10 2012-01 33

Wie soll man mit den Zinsgarantien im traditionellem Geschäft umgehen? Neben der Garantiehöhe ist vor allem die Länge ein Problem (für Renten bis zu 70 Jahre und mehr) Kollektiver Sparprozess bei traditionellem Geschäft in Deutschland Bewertung der Verpflichtungen ist der Maßstab für die Kapitalanlagen Aber keine deutschen Bundesanleihen über 25 Jahre Laufzeit erhältlich Ist es seriös Garantien zu geben, die nicht am Kapitalmarkt replizierbar sind? Erste Schlussfolgerung: ALM (Asset-Liability-Management) für den Bestand Zweite Schlussfolgerung: Trend zu fondsgebundenen Produkten im Neugeschäft 34

ALM zur Sicherung der Garantien Wirkungsweise des Asset Liability Management an einem vereinfachten Beispiel 2 VU A und B bieten eine Einmalbeitragspolice mit einer garantierten Verzinsung von 4 % über 10 Jahre an. VU A sichert die Garantieverpflichtung mit dem Kauf eines passenden Wertpapiers kongruent ab: VU B erwartet einen starken Zinsanstieg, möchte Chancen nutzen und legt nur kurzfristig an. Zerobond Laufzeit 10 Jahre Rendite 4 % Zerobond Laufzeit 2 Jahre Rendite 3,8 % 35

ALM zur Sicherung der Garantien Wirkungsweise des Asset Liability Management an einem vereinfachten Beispiel Der Marktzins ändert sich entgegen der Einschätzung von VU B nach 2 Jahren nicht. VU A hat kein Problem es hat sich den versprochenen Zins für die gesamte Vertragsdauer am Kapitalmarkt gesichert. Jahr Wert der Kapitalanlage 0 6.755,64 6.755,64 1 7.025,87 7.025,87 2 7.306,90 7.306,90 3 7.599,18 7.599,18 4 7.903,14 7.903,14 5 8.219,27 8.219,27 6 8.548,04 8.548,04 7 8.889,96 8.889,96 8 9.245,56 9.245,56 9 9.615,38 9.615,38 10 10.000,00 10.000,00 10.000,00 10.000,00 VU B hat ein Wiederanlage-Problem es bekommt den Zins, den es zur Erfüllung der Garantie braucht, am Markt nicht. Jahr Deckungsrückstellung Deckungsrückstellung Wert der Kapitalanlage 0 6.755,64 6.755,64 1 7.025,87 7.012,35 2 7.306,90 7.278,82 3 7.599,18 7.555,42 4 7.903,14 7.842,53 5 8.219,27 8.140,54 6 8.548,04 8.449,88 7 8.889,96 8.770,98 8 9.245,56 9.104,27 9 9.615,38 9.450,24 10 10.000,00 9.809,35 10.000,00 9.809,35 36

Beispiel für Asset-Liability-Management (ALM) Illustration Garantien Assets 4% Garantien 4% & 3,5% & 3,25% Garantien 37

Agenda Historisches zu Versicherungen und zur Rolle der Aktuare Kalkulationsfragen Wie kalkuliert man Prämien vorsichtig? Aspekte der Reservierung Klassische Produkte: Investment folgt den Verpflichtungen Moderne Produkte: Verpflichtungen folgen den Investments Zinsgarantien am Kapitalmarkt absichern: Variable Annuities 38

Trend zur fondsgebundenen Lebensversicherung (FLV) seit 2000 Geringes Zinsniveau am Kapitalmarkt fördert FLV Zwischen 2000 und 2008 Zunahme reiner FLV-Produkte (mit garantiertem Rentenfaktor aus Steuergründen, aber ohne garantierte Ablaufleistung) Absolute Garantien sind in reiner FLV nicht möglich Seit der Finanzkrise höherer Bedarf an garantierten Ablaufleistungen (auch gesetzliche Forderung für Riester-Geschäft) Moderne Produkte benötigen einen Paradigmenwechsel : Brücke zwischen reiner FLV und traditionellen Produkten Hauptidee bei modernen Produkten: Zinsgarantie wird am Kapitalmarkt repliziert 39

Rückgang reiner FLV-Produkten seit der Finanzkrise Neugeschäftsentwicklung GDV in Mio. Euro Gesamt und fondsgeb. Geschäft 10.706 APE Gesamtmarkt Leben APE fondsgeb. Geschäft 6.952 7.054 5.349 5.899 6.046 5.777 6.115 2.384 1.310 1.159 1.177 1.431 1.898 1.839 1.228-33 % 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Towers Watson FLV Update 2009 APE = annual premium equivalent 40

Agenda Historisches zu Versicherungen und zur Rolle der Aktuare Kalkulationsfragen Wie kalkuliert man Prämien vorsichtig? Aspekte der Reservierung Klassische Produkte: Investment folgt den Verpflichtungen Moderne Produkte: Verpflichtungen folgen den Investments Zinsgarantien am Kapitalmarkt absichern: Variable Annuities 41

Nach der Finanzkrise gibt es mehr Bedarf nach Garantien Rendite Fondsgebunden Rendite, aber keine Sicherheit Traditionelles Paradigma Neues Paradigma Rendite UND Sicherheit Dynamische Hybride? Statische Hybride? Zertifikatsgebundene Produkte? Unitised With- Profits? CPPI- Garantiefonds? Klassisch Kapitalschutz, aber beschränkte Rendite Sicherheit 42

Moderne Produkte Beispiel 1: Indexgebundene mit Garantie Einmalbeitrag Call-Option auf Index Investment in Zerobond Prämien-Split: Zerobond zur Absicherung der vereinbarten Garantie (üblicherweise die Prämie selbst) Rest der Prämie (minus Kosten und Profit/Steuern) wird in Call- Option auf den Index investiert. Der Wahl des Index sind kaum Grenzen gesetzt (z.b. EuroStoxx). Problem: nur schwer auf laufende Prämien anwendbar und nur attraktiv in Hochzinsphasen (günstige Zerobonds) 43

Moderne Produkte Beispiel 2: Dynamisches Hybrid-Produkt Kein Hedging zu Vertragsbeginn, komplett in Fonds investiert. Alles in Ordnung solange sich der Fondswert deutlich oberhalb der Zeitwert der Garantie befindet. Einmalbeitrag nur in Fonds investiert jetzt in Bonds investiert Kommt der Fondswert nahe an die Garantie, wird in sichere Anlagen umgeschichtet (Bonds, Geldmarkt, usw., save haven ) Evtl. gibt es Rückkehr in den Fonds, aber nicht sicher: für unabsehbare Zeit ist man in save haven -Anlage gezwungen, keine Teilhabe an Werterholung und Performance des Fonds. Trotz Intransparenz sehr beliebtes Produkt in Deutschland: Hauptkonkurrent von Variable Annuities 44

Variable Annuities eine mögliche Lösung für das Garantie-Dilemma Variable annuities befreien den Fondsmanager von der Garantie Konventionelle Garantiekonzepte: Garantie + Kapitalanlage beeinflussen / behindern sich gegenseitig Das Fondsmanagement ist nicht frei Konzepte intransparent Der Kunde bezahlt anstelle einer Garantiegebühr mit Performanceverlust Variable Annuity: Garantie + Kapitalanlage sind voneinander getrennt Das Fondsmanagement kann frei agieren Der Kunde weiß, wie er investiert ist und wieviel die Garantie kostet Kapitalanlage Kapitalanlage Garantiebaustein Garantiegebühr 45

So fängt Zukunft an. Präsentation, Ort, Datum 46