Dortmunder Kontraktmodell zur Integration von SpätaussiedlerInnen und jüdischen EmigrantInnen



Ähnliche Dokumente
Betriebsnahe Umschulung. Umschulung in Partnerschaft mit Unternehmen

Was ist das Budget für Arbeit?

Management Summary. Was macht Führung zukunftsfähig? Stuttgart, den 21. April 2016

Individuelle Lernbegleitung für Jugendliche. Ehrenamtliche geben ihre Kompetenzen weiter

Sei dabei und schau nicht nur zu! -Freiwillige an die Schulen

Kostenübernahme für den Einsatz von Gebärdendolmetscherinnen und Gebärdendolmetschern in Schulen

Business-Coaching. Berufliche Coachingthemen:

Was sind Jahres- und Zielvereinbarungsgespräche?

Zur Vorlage in der Sitzung der E 4 am

Arbeit Bildung Wohnen Tagesstruktur Freizeit offene Angebote. Der orange LEITFADEN. Das Leitbild unserer Harz-Weser-Werkstätten

Jugendförderungswerk Mönchengladbach e.v.

Vielfalt in Hamburg. Fachtag. Kulturelle Vielfalt des Engagements in Hamburg im Bürgerhaus Wilhelmsburg

Job - Ausbildung Perspektive. JAP! - Ein Angebot des Jobcenters für junge Erwachsene unter 25 Jahre

Auslobung des Hessischen Familienpreises 2016

Kostenübernahme für den Einsatz von Gebärdendolmetscherinnen und Gebärdendolmetschern in öffentlichen Schulen

Kooperationsvertrag. Klashofstr. 79 An der Rosenhöhe Bielefeld Bielefeld

Hohe Leistung, tiefe Prämie. Michèle Bowley, Geschäftsleiterin «Gsünder Basel»

Das Schul- und Wohnzenturm Schachen (SWZ) stellt sich Ihnen vor...

Die richtigen Partner finden, Ressourcen finden und zusammenführen

1. Frage: Sind Sie für einen besseren Schutz der Menschen- und Grundrechte in der Stadt und Landkreis Bad Kreuznach?

Lösungen mit Strategie

Zahnmedizinische/r Fachangestellte/r

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Betreutes Wohnen für psychisch kranke Menschen

Information zum Projekt. Mitwirkung von Menschen mit Demenz in ihrem Stadtteil oder Quartier

WICHTIGER HINWEIS: Bitte fertigen Sie keine Kopien dieses Fragebogens an!

STEUERBERATERKAMMER NÜRNBERG

Leistungsorientierte Bezahlung LOB

Transaktionsempfehlungen im ebase Online nutzen

Grundsätze zur Führung und Zusammenarbeit. Ernst Schweizer AG, Metallbau

Personaldienstleistungen

Angaben zur Person für die erstmalige Schulaufnahme

Wie stellen sich die Krankenkassen den Erfordernissen der UN-Konvention (Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen)?

Weiterbildungsangebote des Sommersemesters 2014 für Personalangehörige der Universität des Saarlandes

Mitteilungen der Justus-Liebig-Universität Gießen

Befragung zum Migrationshintergrund

Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation

Newsletter Ausgabe 6 - August 2012

Regionaler Qualifizierungspool in der Landwirtschaft. Ausbildung. Vertr.-Prof. Dr. Dörte Busch

Hinweise in Leichter Sprache zum Vertrag über das Betreute Wohnen

Lehrer: Einschreibemethoden

Die 7 wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Einführung von Zielvereinbarungen und deren Ergebnissicherung

Erziehungs- und Bildungspartnerschaften. Bildung gemeinsam gestalten. Koordinierungsstelle für Migration und Interkulturelle Angelegenheiten

Grundlage der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Tagungs- und Gästehäuser in Deutschland

SOB Systemische Train the Trainer-Qualifizierung: Grundlagen systemischer Erwachsenenbildung

Der Pflegefall tritt ein was tun?

Wie ist das Wissen von Jugendlichen über Verhütungsmethoden?

BEZIRKLICHE GESUNDHEITSKONFERENZ Gesundheitliche Chancengleichheit für Alle. 9. Juni 2015

Leitlinie-Qualitätszirkel

IHK-Kompetenzfeststellung bei Teilqualifikationen

1. TEIL (3 5 Fragen) Freizeit, Unterhaltung 2,5 Min.

Damit auch Sie den richtigen Weg nehmen können die 8 wichtigsten Punkte, die Sie bei der Beantragung Ihrer Krankenversicherung beachten sollten:

Promotionsvereinbarung

Kriterienkatalog. für die Gruppen-Umschulung. in anerkannten Ausbildungsberufen. durch Umschulungsträger

Fox definiert Lehrsupervision als eine besondere Form innerhalb der Ausbildung zur Supervisorin.

1. Für welche Tätigkeitsbereiche haben Sie nach Ihrer Einschätzung in der Vergangenheit die größten Zeitanteile aufgewandt?

Übersicht der Refinanzierungsmöglichkeiten für die Reisen

Partnerschaftsentwicklung für KMU

Europass in Wiener Schulen

Ehrenamtliche weiterbilden, beraten, informieren

Markenvertrag. zwischen der. Gebäudereiniger-Innung Berlin. - Innung - und. dem Innungsmitglied. - Markenmitglied - 1 Zweck der Kollektivmarke

Informationen für Unternehmen. Beschäftigen und Qualifizieren Weiterbildung von Beschäftigten Programm WeGebAU

ENTWURF. Neue Fassung des Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages

Betriebs-Check Gesundheit

Leitfaden zur Durchführung von Mitarbeitergesprächen im Bischöflichen Generalvikariat und in diözesanen Dienststellen des Bistums Trier

Meinungen zum Sterben Emnid-Umfrage 2001

Auftrag zum Fondswechsel

Evaluation des Projektes

Presse-Information Karlsruhe, / Information Nr.26 / Seite 1 von 6

s aus -Programm sichern Wählen Sie auf der "Startseite" die Option " s archivieren" und dann die entsprechende Anwendung aus.

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Neomentum Coaching. Informationsbroschüre für Studienteilnehmer

LERNPATEN SAAR Schirmherrin: Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer

Vorankündigung Die Verlagsleitung und der Erfolgsautor der Blauen Business-Reihe ist auf der Frankfurter Buchmesse 2007 vertreten.

Sichere Anleitung Zertifikate / Schlüssel für Kunden der Sparkasse Germersheim-Kandel. Sichere . der

Eingewöhnung. Wie ein guter Start gelingt

Pressenotiz. Veranstaltungsreihe: Themenwerft. Fachkräftesicherung aber wie?

Ihre Informationen zum neuen Energieausweis.

Großbeerener Spielplatzpaten

Hausaufgabenkonzept der Brenscheder Schule

Das Persönliche Budget in verständlicher Sprache

Leitfaden zum Personalentwicklungsgespräch für pflegerische Leitungen

Sanitär. Heizung. Flaschnerei.

A U S B I L D U N G S V E R T R A G

Thorsten Sett-Weigel Berlin, den 28. März 2012 Finowstraße Berlin

24 Stunden (rundum) Pflege und Betreuung im eigenen Haus. Erhaltung der eigenen Autonomie und Umgebung

Gemeinsam. Alters- und Pflegewohnheim Klinik Lindenegg

bis

WinVetpro im Betriebsmodus Laptop

Assoziierte Plätze Geben Sie ein Zuhause auf Zeit. Werden Sie Gastfamilie.

Staatssekretär Dr. Günther Horzetzky

Berufsausbildungsbeihilfe Die finanziellen Hilfen der Agentur für Arbeit

Richtlinien des Landkreises Cochem-Zell über die Förderung in der Kindertagespflege vom

Beratungskompetenz Existenzgründung

Evaluationsordnung der Hochschule für öffentliche Verwaltung Rheinland-Pfalz

Umschulungsvertrag (Betriebliche Umschulung)

Schulformen. Am Ende der 9. Klasse kann folgender Abschluss erworben werden: - Hauptschulabschluss.

Die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) TRBS 1111 TRBS 2121 TRBS 1203

Transkript:

Dortmunder Kontraktmodell zur Integration von SpätaussiedlerInnen und jüdischen EmigrantInnen Zuwanderung hat in Dortmund eine weit zurückreichende Tradition, seit dem 19. Jahrhundert ist die Stadt kontinuierlich Zielort von Migrantinnen und Migranten. Vor allem in den vergangenen zehn Jahren kamen in großer Zahl auch Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler sowie jüdische Emigrantinnen und Emigranten in die im Zentrum des Ruhrgebietes gelegene Großstadt. Und wie in anderen Kommunen auch zeichnete sich im Laufe der letzten Jahre die Erkenntnis ab, dass sich die Integration der neu Hinzuziehenden unter den gegebenen Rahmenbedingungen zunehmend schwierig gestaltet. Ausgehend von diesen Erfahrungen und dem Grundsatz, dass Integration nur gelingen kann, wenn sowohl die Aufnahmegesellschaft als auch die Zuwanderinnen und Zuwanderer ihre Verpflichtung wahrnehmen und das für den Eingliederungsprozess notwendige Engagement zeigen, wurde in Zusammenarbeit mit dem Bundesverwaltungamt (BVA; seit dem 01.01.2003 liegt die Zuständigkeit beim Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge, BAFl) und dem Ministerium für Arbeit, Soziales und Qualifikation (MASQT, die heutige Zuständigkeit liegt beim Ministerium für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie, MGSFF) das Dortmunder Kontraktmodell zur Integration von SpätaussiedlerInnen und jüdischen EmigrantInnen entwickelt. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt, es startete im Juli 2001. Dem Grundsatz "Fördern und Fordern folgend zielt es auf die nachhaltige Integration der Zugewanderten in das gesellschaftliche Leben durch die kommunale Unterstützung auf der einen und die Eigeninitiative der Migrantinnen und Migranten auf der anderen Seite. Neben allen zu berücksichtigenden, individuell unterschiedlichen Integrationsaspekten stehen dabei folgende Teilziele grundsätzlich im Vordergrund: die direkte Vermittlung der Zugewanderten in Wohnraum, ihre Vermittlung in Sprachkurse und schulische und berufliche Qualifizierungsmaßnahmen die Vermittlung in den Arbeitsmarkt und somit die Förderung ihrer Verselbständigung sowie darauf aufbauend die Ermöglichung ihrer Teilhabe am sozialen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben. Zur Bewältigung des zielorientierten Eingliederungsprozesses richtete die Stadt Dortmund ein Zentrales Integrationsbüro ein. Die dort tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verfügen zu einem großen Teil über muttersprachliche Kenntnisse sowie eine sozialpädagogische Ausbildung. Ihre Aufgabe ist die individuelle Regelung der Eingliederung von Zugewanderten auf der Grundlage der sogenannten Integrationsvereinbarung, die als zweisprachiges Regelwerk die entsprechenden Integrations- und Zeitziele, aber auch die Verpflichtung beider Vertragsparteien zur Einhaltung des Kontraktes sowie die Konsequenzen bei Nichteinhaltung festschreibt (s. Anlage). 42

Vor dem Hintergrund der dort formulierten kommunalen Unterstützung nehmen die Beschäftigten des Zentralen Integrationsbüros zunächst frühzeitig Kontakt zur Landesstelle Unna-Massen auf, um dort erste grundlegende Daten über die nach Dortmund Zuwandernden zu erfahren. In ersten persönlichen Gesprächen mit den Neuankömmlingen schließt sich in Dortmund eine differenzierte individuelle Sozial- und Kompetenzanalyse an. Auf dieser Grundlage erstellen die Migrantinnen und Migranten dann gemeinsam mit den städtischen Bediensteten ihren jeweiligen konkreten Hilfeplan, der als verbindliches Rahmengerüst neben dem inhaltlichen Anforderungsprofil auch Zeitvorgaben festschreibt. Im Rahmen eines kontinuierlichen sozialpädagogischen Coachings stehen die im Zentralen Integrationsbüro Beschäftigten in engem Kontakt zu den Zugewanderten um ihnen bei Bedarf beratend zur Seite zu stehen, damit die im Hilfeplan vereinbarten Zielsetzungen erreicht werden können. Sie koordinieren außerdem die zur Zielerreichung notwendigen Maßnahmen und pflegen den Kontakt zu den Kooperationspartnern. Hierzu gehören die bereits erwähnte Landesstelle Unna-Massen Wohnungsgesellschaften die Jüdische Kultusgemeinde Wohlfahrtsverbände das Arbeitsamt IHK und Kreishandwerkerschaft Selbsthilfeorganisationen Sprachschulen Träger von Qualifizierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen die Universität Dortmund die Fachhochschule Dortmund Berufskollegs und andere Schulen weitere städtische Dienststellen u.a. Erste Zwischenergebnisse lassen einen erfolgreichen Abschluss des Projektes erwarten, das am 30. Juni 2004 enden wird. Die abschließende Evaluation erfolgt im Anschluss durch das Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge. 43

Anlage I. Integrationsvereinbarung zwischen Frau, und der Stadt Dortmund, vertreten durch Frau und Frau wird zur Förderung der Chance auf eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben der Bundesrepublik folgende Integrationsvereinbarung geschlossen: 1. Die Stadt Dortmund verpflichtet sich, Frau bei der Integration in die Gesellschaft der Bundesrepublik aktiv zu unterstützen und wird im Rahmen dieses Vertrages folgende Leistungen einbringen: Die Sicherung der unterstützenden und begleitenden Hilfen zur Erreichung der Verselbstständigung während der Dauer des Hilfeplanverfahrens. Die sozialpädagogische Betreuung regelmäßig und bei Bedarf zur Förderung der Verselbst-ständigung und der Eigenverantwortlichkeit der Vereinbarungspartner inkl. der Vermittlung weitergehender Hilfsangebote. Die Erstellung einer individuellen Kompetenz- und Sozialanalyse und eines darauf aufbauenden Hilfeplanes. Die Ermittlung der adäquaten Integrationsmaßnahmen und die Kontaktaufnahme zu und Kooperation mit dem jeweiligen Träger. 2. Frau verpflichtet sich zur aktiven Mitwirkung an den vereinbarten Maßnahmen und zur Erhaltung der mit der Stadt Dortmund getroffenen Absprachen. Dazu gehören: Die Mitwirkung bei der Erstellung der individuellen Kompetenz- und Sozialanalyse und dem darauf aufbauenden Hilfeplan. Die regelmäßige Teilnahme und engagierte Mitarbeit an Integrationsmaßnahmen, der begleitenden Sozialbetreuung und weiteren notwendigen Beratungs- und Hilfsangeboten. 44

Die Auskunftspflicht gegenüber Vertragspartnerin 2, insbesondere die unverzügliche Bekanntgabe von Sachverhalten, die ein oder mehrere Zielvereinbarungen negativ bedingen. Das aktive Bemühen um eine Eingliederung in den Arbeitsmarkt. Verletzungen der Mitwirkungspflicht können im Rahmen der jeweiligen Leistungsgesetze sanktioniert werden. 3. Ferner haben die Vereinbarungspartner folgende Maßnahmen vereinbart: Zielvereinbarung 1. Eingliederung in den Arbeitsmarkt und damit Unabhängigkeit von der Sozialhilfe 2. Möglichkeit zur aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Leben der Stadt Dortmund Dortmund, den..2003 Unterschrift/en Unterschrift Stadt Dortmund 45

Anlage zur Integrationsvereinbarung vom Integrationsvereinbarung mit: Vorname Name Arbeitsschritte nächster Gesprächstermin Dortmund, den..2003 Unterschrift/en Unterschrift Stadt Dortmund 46