STOIK Methoden im Umgang mit schwierigen Schülern



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Transkript:

STOIK Methoden im Umgang mit schwierigen Schülern Ob ein Schüler als schwierig wahrgenommen wird oder nicht, ist ein subjektives Geschehen. Es ist abhängig von Normen und der Intensität der Verhaltensweise (Meyer et al. 2015). Befragungen bei Lehrkräften, welches Schülerverhalten als besonders belastend empfunden wird, ergaben, dass Reinrufen, Aggression und Respektlosigkeit die meistgenannten Faktoren sind. Was die eine Lehrkraft als Respektlosigkeit deutet, muss für den Kollegen nicht als solche gelten. Aber auch die Schüler selbst leiden unter ihren Verhaltensweisen oder darunter, wie das Umfeld darauf reagiert. Ein Appell an die Einsicht des Schülers, sein Verhalten zu ändern ist häufig unzureichend. Nach Theunissen (2008) verhalten sich Kinder und Jugendliche aus folgenden Gründen auffällig: Ihnen stehen keine sozial angemessenen, alternativen Verhaltensweisen zur Bewältigung einer bestimmten Situation zur Verfügung Sie haben gelernt, dass die von ihnen genutzte Verhaltensweise in einer bestimmten Situation zum gewünschten Erfolg führt Die Verhaltensweise hat sich so gefestigt, dass eine Änderung aus eigener Kraft dem Kind nicht möglich ist. Sie benötigen die Hilfe von Erwachsenen, die ihnen alternative Verhaltensweisen anbieten, die geduldig und nachsichtig sind, da gerade die gefestigten Verhaltensweisen nur in einem Prozess zu ändern sind. Welche Möglichkeiten haben Lehrkräfte, mit den schwierigen Kindern und Jugendlichen umzugehen? Es hat sich gezeigt, dass besonders die Kollegen in der Lage sind, schwierige Schüler zum Erfolg zu führen, die den Blick auf das Positive (die Stärken der Schüler) und das Machbare richten. Hierbei kann die STOIK Methode hilfreich sein. Sprick u. Garrison (2008) haben fünf Bedingungen definiert, die eine Lehrkraft im Unterrichtsgeschehen manipulieren kann das Machbare: Eine Lehrkraft kann: S T strukturieren trainieren

O I offen wahrnehmen Interesse zeigen Im Folgenden wird für jedes Element jeweils eine praktische Methode vorgestellt. S - strukturieren: Leisezeichen In Grundschulen hat sich das Leisezeichen/ Aufmerksamkeitszeichen sehr bewährt und in nahezu allen Schulen durchgesetzt: Die Lehrkraft hebt eine Hand und legt gleichzeitig den Zeigefinger der anderen zu einem Psst-Zeichen! vor die Lippen. Nun wartet sie ab bis alle Schüler das gleiche Zeichen praktizieren. Erst wenn es absolut leise und kein Geräusch mehr zu hören ist, beginnt sie eine Aufgabe zu verteilen oder eine Anweisung zu geben. Auch bei Jugendlichen ist ein Signal hilfreich, dass die Schüler zur Ruhe kommen lässt. Durch den Gebrauch des Leisezeichens sind wortreiche Ermahnungen überflüssig. Jeder signalisiert Respekt für denjenigen, der etwas sagen möchte. T - trainieren von Erwartungen: Fünf-Wort-Sätze Kinder können sich nur angemessen verhalten, wenn sie wissen, was von ihnen erwartet wird. Erwachsene tendieren dazu, Anweisungen wortreich zu erklären und an die Einsicht der Kinder zu appellieren. Dabei wird häufig nicht berücksichtigt, dass gerade Kinder mit Konzentrationsschwächen den Wortschwall im günstigsten Fall über sich ergehen lassen, aber den Inhalt der Botschaft nicht erfassen. Günstiger sind knapp gehaltene Anweisungen, die das Wesentliche erfassen, möglichst in Form von Fünf-Wort-Sätzen. Um sicher zu gehen, dass das Kind die Anweisung akustisch aufgenommen und verstanden hat, sollte im Anschluss der Abruf erfolgen. Die Lehrkraft fragt das Kind: Was sollst du tun? Nachdem das Kind die Anweisung in eigenen Worten wiedergegeben hat, wird es von der Lehrkraft gelobt. Ebenso sollte man sich beim Aufstellen von Klassenregeln auf das Wesentliche konzentrieren. Die Lehrkraft formuliert maximal fünf Regeln knapp und präzise. Diese werden für alle sichtbar neben der Tafel/ dem Whiteboard angebracht. O - offen wahrnehmen: Beobachtungsbögen Mithilfe eines Beobachtungsbogens erhebt die Lehrkraft das Ausmaß von unerwünschten

Verhaltensweisen, wie z.b. das Hereinrufen. Allein der Einsatz von Beobachtungsbögen führte nach einer Studie von Sprick und Howard (1995) in dreißig Prozent der Fälle zu Veränderungen beim Schüler ohne, dass die Lehrkraft Weiteres unternimmt. Beobachtungsbögen objektivieren den persönlichen Eindruck der Lehrkraft, sie ermöglichen den Vergleich zwischen Schülern und Klasse und sie vermitteln dem Schüler das Gefühl, dass man sich um ihn kümmert. (Näheres: Krowatschek und Wingert, 2010) I - Interesse zeigen, positiv interagieren: Ignorieren am positiven Modell Diese Methode erweist sich im Unterricht als sehr effektiv. Statt das unerwünschte Verhalten durch viel Aufmerksamkeit zu verstärken, wird es ignoriert. Gleichzeitig aber benennt man das erwünschte Verhalten. So hebt man das Verhalten einiger Kinder hervor, die bereits alles richtig machen. Einige Kinder sitzen bereits auf ihrem Platz und machen das Leisezeichen. Paul sitzt schon auf seinem Platz, Linda auch prima! Sie sind das positive Modell für die anderen Schüler und werden gleichzeitig wahrgenommen und gelobt. Die anderen Kinder erkennen, dass dem erwünschten Verhalten positive Aufmerksamkeit geschenkt wird und werden dem Modellverhalten folgen. Hervorragend, jetzt sitzen auch Dennis und Julia auf ihrem Stuhl. Nun können wir anfangen. Auch schwierige Schüler erhalten hiermit die Möglichkeit erwartetes Verhalten erfolgreich zu praktizieren. Die Lehrkraft schenkt dem positiven Verhalten mehr Interesse, als dem Fehlverhalten. Ein Lernprozess setzt ein. Anstelle von Bestrafung ermöglicht die Lehrkraft dem Kind mithilfe dieser Methode alternative Verhaltensweisen einzuüben. K - konsequent korrigieren: Die Schallplatte mit Sprung Beim Auflegen einer Schallplatte musste man darauf achten, den Tonarm vorsichtig zu platzieren, damit kein Kratzer die Platte beschädigte. Trotzdem passierte dies hin und wieder. Traf die Nadel an die Stelle mit dem Kratzer, blieb der Tonarm hängen und die Stelle wiederholte sich solange, bis man die Nadel einige Rillen weiter wieder aufsetzte. Die Methode der Schallplatte mit Sprung wird eingesetzt, wenn ein Schüler Schwierigkeiten hat, Anweisungen zu befolgen und wiederholt Einwände einbringt. Dabei ist es wichtig, dass man ruhig bleibt und immer wieder dieselbe Anweisung im gleichen Wortlaut wiederholt. Paul: Aber ich muss erst noch was sagen.

Paul: Es ist aber wichtig. Paul: Aber Führt man diese Technik konsequent durch, stellt man fest, dass sich das erwünschte Verhalten relativ schnell einstellt. Der Schüler macht die Erfahrung, dass immer wieder neu vorgetragene Einwände nicht den gewünschten Effekt haben. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sich mit Hilfe dieser Top Five viele alltägliche Situationen angenehmer gestalten lassen. Sie helfen dabei im schulischen Alltag Ermahnungen und aufreibende Diskussionen auf ein Minimum zu reduzieren und ermöglichen es der Lehrkraft, ihr Kerngeschäft, die Vermittlung von Wissen noch erfolgreicher und konfliktfreier umsetzen zu können. Literatur: Krowatschek, D. & Wingert, G. (2010). Schwierige Schüler im Unterricht. Was wirklich hilft. Basel: Borgmann. Meyer, B. E.; Tretter, T.; Englisch, U. (2015): Praxisleitfaden auffällige Schüler und Schülerinnen. Basiswissen und Handlungsmöglichkeiten. Weinheim: Beltz. Sprick, R. & Garrison, M. (2008). Interventions. Eugene: Northwest Publishing. Sprick, R. & Howard, L. M. (1995). The teacher s encyclopedia of behavior management. 100 problems/ 500 solutions. Longmont, CO: Sopris West Theunissen, G. (2008): Positive Verhaltensuntertützung. Eine Arbeitshilfe für den pädagogischen Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Lernschwierigkeiten, geistiger Behinderung und autistischen Störungen. Marburg: Lebenshilfe-

Verlag.