Soziale Innovationspolitik für die Industrie 4.0



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Transkript:

Professur für Policy Analyse und Politische Wirtschaftslehre Soziale Innovationspolitik für die Industrie 4.0 Betriebsrätekonferenz NRW Düsseldorf, 22.06.2015 / Prof. Dr. Daniel Buhr

Fachgesprächsreihe Industrie 4.0 der Friedrich-Ebert-Stiftung Leitende Fragen: - Was ist die Industrie 4.0? - Welchen Beitrag kann Industrie 4.0 für den technischen und sozialen Fortschritt unserer Gesellschaft leisten? - Wo stecken die Chancen? Und wo die Herausforderungen und Risiken? - Welche Aufgaben leiten sich aus diesen Entwicklungen für die Innovationspolitik ab? Auftaktgespräch (April 2014): Was ist die Industrie 4.0? Zweites Fachgespräch (Ende Mai): Anforderungen an Technik und Forschung für die vernetzte Arbeit und Fabrik Drittes Fachgespräch (Oktober): Ein System im Umbruch? - Auswirkungen auf Branchen und Unternehmen Viertes Fachgespräch (November): Die smart factory und die Auswirkungen auf die Arbeitswelt Präsentation der Publikation: 15.04.2015, Hannover Messe 2 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

Was ist die Industrie 4.0? Wo stecken die Chancen? Wo liegen die Risiken? Welche Aufgaben leiten sich daraus für die Politik ab? 3 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

Vision. 4 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

Risiken? 5 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

Chancen! 6 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

Individuelle Serienproduktion Verbesserte Produktivität Weniger Medienbrüche Hohe Produktionsflexibilität Hohe Reaktionsfähigkeit Geringer Ressourcenverbrauch Durchgängige Informationen Kürzere Durchlaufzeiten Bessere Planqualität durch echtzeitnahe Daten 7 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

Aufgaben für die Innovationspolitik erste Thesen. 8 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

Wer Industrie 4.0 will, muss Systeme fördern. 9 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

These 1: Wer Industrie 4.0 will, muss Systeme fördern. Warum? Industrie 4.0 Innovationen entstehen in Systemen. Vielzahl an Themen: Sicherheit, Recht, Geschäftsmodelle, Arbeitsorganisation etc. Verschmelzen von Industrie- und Wissensgesellschaft Interdisziplinär Open Innovation? Interaktionskompetenz (Howaldt/Beerheide 2010) Kollektives Lernen / absorptive Kapazität (Cohen/Levinthal 1990) für schnelle Diffusion neuen Wissens Wie? Beispiele: Interdisziplinäre Projektverbünde Reallabore, Living-Labs und Demonstrationsfabriken Interdisziplinäre Kompetenzzentren (WITTENSTEIN Industrie-Campus; it s OWL) 10 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

Wer Industrie 4.0 will, muss die Hightech- Obsession * hinterfragen. *Hirsch-Kreinsen 2010 11 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

These 2: Wer Industrie 4.0 will, muss Hightech-Obsession hinterfragen. Warum? (zu) starke Fokussierung auf Hightech-Innovationen (endogene Wachstumstheorie, Romer-Modell) => für Diffusion ist auch die Anwendung und Anpassung relevant Innovationsprozesse verlaufen selten linear Angebot und Nachfrage (Kunden, Anwendererfahrungen) entscheidend => auch praktisches Wissen gefragt (Hirsch-Kreinsen 2010) radikale Innovationen können auch ganz ohne Förderung von Spitzentechnologie entstehen (z.b. Prozesse). Wie? Beispiele: Anwendung und Austausch in Netzwerken fördern FacharbeiterInnen und duale Ausbildung stärken 12 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

Wer Industrie 4.0 will, muss auf sozialen Fortschritt setzen. 13 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

These 3: Wer Industrie 4.0 will, muss auf sozialen Fortschritt setzen. Warum? Diffusion nur dann erfolgreich, wenn eine Verbesserung erkennbar ist Ziel: Inklusives Wachstum => Beteiligung, Teilhabe und sozialer Fortschritt Forschung und Innovation sind Teil der Gesellschaft, in der sie unternommen und umgesetzt werden. Ihre Methoden, Inhalte und Ziele sind von Interesse, zumal dann, wenn es um zukunftsrelevante Fragen geht, die alle betreffen. Der Dialog mit der Gesellschaft ist deshalb ein organischer Bestandteil von Forschung und Innovation. Er stärkt die Technologieoffenheit der Gesellschaft. Das Bedenken seiner gesellschaftlichen Wirkung sollte jedem Forschungsprogramm mit in die Wiege gelegt sein und sich während seines Fortschreitens auf natürliche Weise weiter entwickeln. (Forschungsunion 2013) Wie? Beispiele: Gesellschaftlichen Dialog fördern Demonstratoren, Reallabore Umfängliche Begleitforschung und Wirkungsanalysen Aus-/Weiterbildung/Qualifizierung Infrastruktur stärken (z.b. Ausbau hochverfügbarer Breitbandnetze) 14 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

Wer Industrie 4.0 will, sollte sie vor allem als eine soziale Innovation begreifen. 15 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

These 4: Wer Industrie 4.0 will, sollte sie vor allem als eine soziale Innovation begreifen. Warum? Soziale Innovation hat entscheidenden Einfluss darauf, ob eine technische Invention (Erfindung) zur verbreiteten Innovation wird, auf welchen Wegen und Kanälen sie sich ausbreitet (diffundiert) und welche Wirkung sie entfaltet. (Franz 2010: 336) Eine soziale Innovation ist eine von bestimmten Akteuren ( ) ausgehende, intentionale, zielgerichtete Neukonfiguration sozialer Praktiken in bestimmten Handlungsfeldern bzw. sozialen Kontexten, mit dem Ziel, Probleme oder Bedürfnisse besser zu lösen bzw. zu befriedigen, als dies auf der Grundlage etablierter Praktiken möglich ist. (Howaldt/Kopp/Schwarz 2008: 65; siehe auch: Zapf 1989) besser für wen? Gesellschaftliche Nützlichkeit? Soziale Innovationen entstehen im Kontext interaktiver Lernprozesse systemisch vernetzter Akteure (Blättel-Mink/Ebner 2009: 11) Wie? Beispiele: Innovationsbegriff weiten Aus-/Weiterbildung Kollektives Lernen fördern, durch Netzwerke/Kollaboration Interdisziplinäre Kompetenzzentren, Demonstrationshäuser, Reallabore mit größeren Fallzahlen 16 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

Wer Industrie 4.0 will, sollte das Modell Deutschland stärken. 17 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

These 5: Wer Industrie 4.0 will, sollte das Modell Deutschland stärken. Warum? koordinierte Marktwirtschaft (Hall/Soskice 2001) institutionelle Komplementaritäten / komparative Vorteile Beziehungen jenseits von Märkten, in Netzwerken, bedeutend; Kultur der Kooperation ; langjährige, intensive und kooperative Beziehungen zwischen (konkurrierenden) Unternehmen und mit den Zulieferern; Vertrauen; starker industrieller Sektor; geduldiges Kapital (Anlagen); langjährige Beschäftigungsverhältnisse; Standardisierung: z.b. DIN; starke (Branchen- )Verbände; Tarifpartner, Mitbestimmung/Beteiligung; duale Ausbildung; (berufliche) Weiterbildung Wie? Beispiele: Kollaboration/Netzwerke fördern (berufliche) Weiterbildung fördern Infrastruktur stärken (z.b. Ausbau hochverfügbarer Breitbandnetze) 18 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

Wer Technologie fördert, muss an die Menschen denken. 19 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

These 6: Wer Technologie fördert, muss an die Menschen denken. Warum? Innovationen sind von und für Menschen gemacht. Das Internet der Dinge, Daten und Dienste wird die physische und digitale Welt miteinander verschmelzen. (Forschungsunion 2013) Industrie 4.0: hochkomplexes und flexibles System Wissen entsteht hier häufig als praktisches Wissen: learning by doing und learning by using. Was brauchen wir in einer Industrie 4.0 für Fertigkeiten? Aber eben auch: Wie können die Menschen von der Industrie 4.0 profitieren? intuitive Bedienung/Design; Arbeitsorganisation (Aus-)Bildung, Weiterbildung, Qualifikation; Wie? Beispiele: gesellschaftlichen Dialog/Diskurs fördern lebenslanges Lernen fördern und fordern Wissenschaftssystem stärken => Grundfinanzierung, Bezahlung/Arbeitsbedingungen; Internationalisierung und Austausch mit Wirtschaft/Gesellschaft fördern 20 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

Wer Industrie 4.0 will, sollte auf Europa bauen. 21 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

These 7: Wer Industrie 4.0 will, sollte auf Europa bauen. Warum? (Re-)Industrialisierung Europa als Resonanzboden nutzen mehr Erfahrung, größere Fallzahlen, Bündelung von Ressourcen, größerer Hebel Sichtbarkeit erhöhen => setzen von Standards Offenheit und Interoperabilität steigern Kollektives Lernen Wie? Beispiele: Horizon 2020 für Industrie 4.0 nutzen Mitgestaltung der europäischen Prozesse in der Forschungs- und Innovationspolitik Europäische Standards setzen gerade bei Datenschutz und Datensicherheit europäische Cloud-Infrastrukturen schaffen 22 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

Wer Industrie 4.0 will, muss die Sicherheit fördern. 23 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

These 8: Wer Industrie 4.0 will, muss die Sicherheit fördern. Warum? Digitale Daten sind der wichtigste Rohstoff der Zukunft. (Forschungsunion 2013) Datensicherheit und Datenschutz Nicht allein technisch zu beantworten gesellschaftspolitische Dimension. Wie? Beispiele: Durch breiten gesellschaftlichen Diskurs für das Thema sensibilisieren und Wissenslücken schließen Sicherheit (Safety & Security) von Anfang an und im Dialog mit den Anwenderinnen und Anwendern bearbeiten (Planung von Produkten, Geschäftsmodelle, Ausbildungsgänge, Regularien) Zertifizierungen durch das BSI (z.b. als Back door-frei ) Sicherheitslösungen als internationale Standards positionieren Finanzielle Anreize für Entwicklung und Beschaffung 24 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

Wer Großes will, muss auf die Kleinen setzen. 25 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

These 9: Wer Industrie 4.0 will, muss auf die Kleinen setzen. Warum? 99,6% der Unternehmen in Deutschland sind KMU (IfM Bonn 2014) rund 60% der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten (IfM Bonn 2014) Investieren weniger in FuE, weniger Patente, weniger technologische Innovationen als bei Großunternehmen aber: stark in der Industrie und als Modernisierer (Prozessinnovationen), stark in der Kooperation (Maaß/Führmann 2012) Anbieter und Nachfrager damit für die Diffusion entscheidend Wie? Beispiele: Beschaffung und Einsatz von IKT fördern Gründerförderung, Beteiligungskapital, FuE-Förderung (steuerlich?) Mitwirken an IKT-Standards (in Standard-Konsortien) fördern Standard-Monitoring bereitstellen Bereitstellung standardisierter Testumgebungen, um Entwicklung offener Standards und Interoperabilität zu unterstützen Industrie 4.0 als Brücke nutzen von stark Verbands- und DIN/ISO-Komitees geprägten Branchen (z.b. Maschinenbau, Fahrzeugbau etc.) hin zur IKT und Dienstleistungswirtschaft 26 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

Wer systemische Innovationen will, sollte Koordination fördern. 27 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

These 10: Wer Industrie 4.0 will, sollte Koordination fördern. Warum? Systeminnovationen Zusammenspiel von technologischer und sozialer Innovation (Schneidewind/Scheck 2013; Howaldt/Schwarz 2010) Kooperation über die Grenzen von Ministerien, Industriebranchen und wissenschaftlichen Disziplinen hinweg (Buhr 2010; Buhr 2014) Forschungs- und Innovationspolitik ist auch Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik => soziale Innovationspolitik (Buhr 2014) Wohlverstandene Forschungs- und Innovationspolitik kann durch ihre Hebelwirkung wichtige Beiträge für alle anderen Politikfelder leisten. Sie ebnet den Weg für einen sozialen und technologischen Fortschritt, der den Menschen zu Gute kommt und die großen Herausforderungen unserer Zeit zu meistern hilft. (Forschungsunion 2013) Wie? Beispiele: Missionsorientierung systemisches Verständnis von Innovationspolitik Ausbau der ressortübergreifenden Koordinierung (Hightech-Strategie 3.0) 28 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen

Danke. Prof. Dr. Daniel Buhr Professur für Policy Analyse und Politische Wirtschaftslehre Melanchthonstr. 36, 72074 Tübingen Telefon: +49 7071 29-74506 Telefax: +49 7071 29-2417 daniel.buhr@uni-tuebingen.de http://www.uni-tuebingen.de/pol/wip 29 Daniel Buhr 2015 Universität Tübingen