Kreditvergabe des österreichischen Bankensystems



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Transkript:

Kreditvergabe des österreichischen Bankensystems unter besonderer Berücksichtigung der Kredite an den Unternehmenssektor 4. Kreditbericht der Oesterreichischen Nationalbank Mai 21 1

4. Kreditbericht der Oesterreichischen Nationalbank Mai 21 Unter Mitarbeit von: Peter Mooslechner Aurel Schubert Michael Andreasch Maximilian Fandl Markus Hameter Wolfgang Harrer Johannes Langthaler David Liebeg Fabio Rumler Helene Schuberth Günther Sedlacek Michael Strommer Gunther Swoboda Alexander Wiedermann 2

Executive Summary Die Analyse der statistischen Daten sowie der Ergebnisse der Umfragen bei österreichischen Unternehmen geben keine eindeutigen Hinweise für das Bestehen einer Kreditklemme. Allerdings deuten Umfragen bei Unternehmen darauf hin, dass ein Teil der Unternehmen nach wie vor mit verschärften Kreditvergabekonditionen konfrontiert ist. Der Anteil jener Unternehmen, der davon betroffen ist, ist jedoch im letzten Quartal gesunken. Die seit Beginn 29 beobachtete starke Abschwächung der Kreditdynamik so schwankt die Netto-Kreditausweitung seit Monaten um die % Marke dürfte zum überwiegenden Teil auf den starken Einbruch der Investitionstätigkeit zurückzuführen sein, der auch in der Phase der konjunkturellen Erholung ab dem 3. Quartal 29 bis heute fortdauert. Umfrageergebnisse zeigen auch, dass Investitionen im Jahr 29 von Unternehmen im Durchschnitt zum überwiegenden Teil aus dem Cash Flow und nur zu einem Viertel über den klassischen Bankkredit finanziert wurden. Für sehr große Unternehmen stellt nunmehr die Begebung von Anleihen eine bedeutende Alternative zum Bankkredit dar. Zu einem gewissen Teil ist die stagnierende Bestandsveränderung in der Kreditvergabe vermutlich auch auf eine weitere Verschärfung der Kreditangebotsbeschränkungen zurückzuführen. Das Risiko, dass die Nachhaltigkeit der sich abzeichnenden konjunkturellen Erholung dadurch beeinträchtigt werden könnte, dass das Kreditangebot der Banken hinter dem Bedarf der Unternehmen zurückbleibt, wird aber derzeit als nicht sehr groß eingeschätzt. Das Jahreswachstum des aushaftenden Kreditvolumens der österreichischen Banken an die Unternehmen schwächte sich seit Jahresbeginn 29 kontinuierlich ab und erreichte im Dezember mit -1,7% erstmals in diesem Kreditzyklus einen negativen Wert. Seither sind negative Wachstumsraten zu verzeichnen: Nach -1,2% im Jänner und -1,1% im Februar ging die Wachstumsrate im März 21 auf -1,7% zurück. In der kurzfristigen Dynamik stagnierte die Nettokreditausweitung im Durchschnitt der Monate seit Jänner 29. Eine Zusatzinformation liefert die seit 29 von der OeNB erhobene Neukreditstatistik. Sie zeigt auf Basis der Meldung von 16 Banken, dass es keinen Einbruch der Neukreditvergabe seit Beginn 29 gegeben hat. Im Durchschnitt wurden in diesem Zeitraum von den befragten Banken etwa 7 Mrd. EUR an neuen Euro-Krediten pro Monat an österreichische Unternehmen vergeben. Etwa 8% der an den Unternehmenssektor neu vergebenen Kredite wiesen eine Laufzeit von bis zu 6 Monaten auf. Laut Zinssatzstatistik hat sich im Durchschnitt die Zinsbelastung der Unternehmen in Folge der seit Oktober 28 erfolgten Zinssenkungsschritte der EZB reduziert. Bei neu vergebenen Unternehmenskrediten mit einer Zinsbindungsfrist von bis zu einem Jahr, die das Gros der Neukredite ausmachten, ist eine vollständige Weitergabe der Zinssenkungen zu beobachten. Bei den bestehenden Krediten erfolgte der Rückgang bisher noch nicht in demselben Ausmaß. Dies hängt zum einen damit zusammen, dass ein Teil des aushaftenden Kreditvolumens über die gesamte Laufzeit fix verzinst ist. Zum anderen orientieren sich die Kundenzinssätze insbesondere von variabel verzinsten Krediten mit längerfristiger Laufzeit nicht nur am Geldmarkt, sondern auch an Kapitalmarktsätzen. Insgesamt hat sich der Zinsaufwand der Unternehmen für Kredite bei inländischen Banken (inklusive Fremdwährungskredite) seit dem viertel Quartal 28 von 1,7 Mrd. EUR auf 87 Mio. EUR im ersten Quartal 21 reduziert. 3

Die Kreditvergabe der österreichischen Banken an die privaten Haushalte hat sich ebenso wie jene an die Unternehmen seit dem vierten Quartal 28 deutlich abgeschwächt, allerdings war deren Verlangsamung nicht so deutlich ausgeprägt wie bei den Unternehmenskrediten; sie stieg zuletzt (März 21) um 1,1% im Vergleich zum Vorjahr. Laut Zinssatzstatistik erfolgte die Weitergabe der Leitzinssenkungen bei Kreditzinssätzen von neu begebenen Haushaltskrediten bislang in allen Kategorien zwar in hohem Ausmaß aber nicht überall vollständig. Bei den neu vergebenen Wohnbaukrediten mit einer Zinsbindungsfrist bis zu 1 Jahr hat sich der Zinssatz zwischen Oktober 28 und März 21 um 3,2 Prozentpunkte reduziert, bei den neu vergebenen Konsumkrediten wurde die Leitzinssenkung nur zum Teil weitergegeben: der Zinssatz reduzierte sich um 2,3 Prozentpunkte. Neben der Analyse der statistischen Daten werden in diesem Bericht auch aktuelle Umfrageergebnisse präsentiert. Diese deuten darauf hin, dass ein Teil der Unternehmen nach wie vor mit verschärften Kreditvergabekonditionen konfrontiert ist. Seit Durchführung einer im Auftrag der OeNB durch das WIFO durchgeführten Umfrage bei österreichischen Unternehmen (1. Quartal 29) zeigt sich, dass im bisherigen Krisenverlauf eine kontinuierliche Verschärfung der Finanzierungsbedingungen zu beobachten ist, die auch seit der moderaten konjunkturellen Erholungsphase seit dem 2. Halbjahr 29 fortdauert. Im 1. Quartal dieses Jahres hat sich allerdings der Anteil jener Unternehmen, der restriktivere Kreditvergabebedingungen registrierte, reduziert. Bei den Verschärfungen der Kreditkonditionen waren insbesondere erhöhte Informations- und Sicherheitenerfordernisse maßgeblich, es wurde aber auch von Beschränkungen bei Kreditlinien sowie des Kreditvolumens berichtet. Diese Beobachtungen stehen vermutlich zum Teil auch im Zusammenhang mit einer stärker an Risiko und Bonität orientierten Kreditvergabepolitik der Banken. Bei fast allen der im Rahmen einer eigenen Umfrage befragten sehr großen Unternehmen haben sich die Finanzierungsbedingungen nicht verschlechtert, in einigen Fällen wurde eine Lockerung beobachtet. Eine Verbesserung wurde insbesondere in Hinblick auf die Fristigkeit der neu vergebenen Kredite registriert: auch längerfristige Kredite seien nun in Abhängigkeit von der Bonität des Unternehmens mit weniger hohen Aufschlägen verfügbar. Grundsätzlich war allerdings die Nachfrage nach neuen Krediten begrenzt. Investitionen wurden überwiegend aus dem Cash Flow bzw. über den Kapitalmarkt finanziert. Letzteres hängt auch mit der seit dem Frühjahr 29 beobachtbaren Belebung des Unternehmensanleihenmarktes zusammen. Einige Unternehmen haben den wieder relativ kostengünstigen Rentenmarkt als Alternative zum längerfristigen Bankenkredit in Anspruch genommen. Die österreichischen Unternehmen emittierten laut Emissionsstatistik brutto im Jahr 29 Anleihen im Wert von insgesamt 9,8 Mrd. EUR, der Großteil davon wurde in den Monaten April und Juli begeben. Netto wurden 4,8 Mrd. EUR emittiert. Die Beanspruchung des Rentenmarktes steht jedoch nur wenigen Unternehmen mit gutem Rating offen. Die Eigenmittelaufnahme über den Aktienmarkt ist de facto seit Mitte 28 zum Erliegen gekommen. Im gesamten Jahr 29 beliefen sich die Neuemissionen netto auf 454 Mio EUR. 4

INHALT I. Entwicklung der Kreditvergabe Entwicklung der Kreditvergabe an die Unternehmen Zinsentwicklung von Unternehmenskrediten Kredite und Investitionen Substitution von Kapitalmarktfinanzierung und durch Kredite aus dem Ausland Bonität der Unternehmen Entwicklung der Kreditvergabe an die privaten Haushalte Zinssatzentwicklung von Haushaltskrediten Kredite und Konsum II. Ergebnisse der jüngsten Umfragen bei den Unternehmen sowie Banken (Bank Lending Survey) Befragung durch die Wirtschaftskammer Österreich Ergebnisse des jüngsten Bank Lending Survey der OeNB Befragung durch das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung Befragung großer österreichischer Unternehmen durch die Oesterreichische Nationalbank III. Spezialanalysen Deleveraging im österreichischen Bankensektor Fremdwährungs- und Tilgungsträgerkredite an private Haushalte 5

I. Entwicklung der Kreditvergabe 6

Entwicklung der Kreditvergabe an die Unternehmen Wachstumsraten: Die Jahreswachstumsrate der von inländischen Banken an die Unternehmen in Österreich vergebenen Kredite verharrte zwar nach dem Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 28 noch einige Monate auf hohem Niveau (über 7%), schwächte sich dann aber seit Jahresbeginn 29 kontinuierlich ab. Im Dezember 29 war die Jahreswachstumsrate mit einem Wert von -1,7% (bereinigt um Reklassifikationen, Bewertungsänderungen und Wechselkurseffekte) erstmals in diesem Kreditzyklus negativ. 1 In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres reduzierte sich die Wachstumsrate nicht weiter und verharrte mit -1,2% im Jänner und - 1,1% im Februar auf niedrigem Niveau. Im März ging sie allerdings wieder auf den bisherigen Tiefstwert von -1,7% zurück. Die Netto-Kreditausweitung schwankte in den letzten Monaten des vorigen Jahres sowie in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Monatsabstand um die % Marke. Auch die monatlichen Netto- Veränderungen der letzten Monate zeigen an, dass die Netto-Kreditvergabe an österreichische Unternehmen praktisch zum Erliegen gekommen ist. Kredite der MFI an nicht-finanzielle Unternehmen Jahres-Durchschnitte 29 21 28 29 Oktober November Dezember Jänner Februar März Transaktionsbedingte Veränderung (in Mrd EUR).9 -.2 -.9.5-1. -.1.1.2 Monatliche Veränderungsraten (in %).7 -.1 -.7.4 -.8 -.1..1 12-Monats- Veränderungsraten (in %) 8.1 3.9 2.6 1.2-1.7-1.2-1.1-1.7 Quelle: OeNB. Gleichzeitig war das Kreditwachstum in Österreich seit März 29 erstmals seit Beginn der dritten Stufe der WWU im Jahr 1999 höher als im gesamten Euroraum, wo sich die Veränderungsrate inzwischen auf einem Wert von unter -2% stabilisierte. In allen Ländern des Euroraums waren die Kreditwachstumsraten seit Anfang des vergangenen Jahres rückläufig, wobei Österreich mit einem Wachstumsrückgang von rund 11 Prozentpunkten etwa im Mittelfeld des Euroraums liegt. Am stärksten war der Wachstumsrückgang in Luxemburg (48 Pp), gefolgt von Zypern (28 Pp), Finnland (22 Pp) und Griechenland (19 Pp). Allerdings hat der Abschwung in Österreich etwas später eingesetzt als in den meisten Euroraumländern. Ein eher geringer Wachstumsrückgang der Unternehmenskredite seit Beginn 29 wurde in den Niederlanden (um 5 Pp), in Portugal (8 Pp) und in Italien (9 Pp) beobachtet. Kredite von MFIs an nicht-finanzielle Unternehmen 16 14 12 1 8 6 4 2-2 Veränderung zum Vorjahr in % -4 24 25 26 27 28 29 21 Österreich Euroraum* *) Bei den Krediten von MFIs im Euroraum an nicht-finanzielle Unternehmen sind auch Kredite an österreichische Unternehmen inkludiert. Quelle: EZB. Fristigkeit: Vor allem Kredite mit einer Laufzeit von bis zu fünf Jahren waren von der Wachstumsabschwächung betroffen. Die Jahreswachstumsrate der Kredite mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr verringerte sich seit Jahresende 28 von über 1% auf nunmehr -11,4% im März 21. Bei dieser Kategorie zeichnet sich noch kein Ende der Wachstumsabschwächung ab. 2 Die Wachstumsrate der Kredite 1 Im Rahmen der EZB Monetärstatistik (MONSTAT) werden nur Stände gemeldet. Für Globalgrößen wurden durch die Bereinigung um Umgruppierungen, Neubewertungen, Wechselkursund sonstige nicht transaktionsbedingte Veränderungen (Netto-) Transaktionsströme ermittelt. 2 Im Februar 21 betrug der Anteil der bestehenden Unternehmenskredite mit einer Laufzeit bis zu einem Jahr 26%, der Anteil der Kredite mit einer Laufzeit von ein bis fünf Jahren 14% und der Anteil der Kredite mit einer Laufzeit von über 5 Jahren 6%. 7

mit Laufzeiten zwischen ein und fünf Jahren verringerte sich seit Jahresende 28 von 13% auf -4,7% im August 29, erholte sich aber inzwischen wieder und beträgt derzeit 1,3% (im März 21). Demgegenüber veränderte sich die Steigerungsrate der Kredite mit Laufzeiten über fünf Jahren im Jahr 29 relativ wenig und liegt im März 21 mit 2,6% noch immer deutlich im positiven Bereich. Kredite von MFIs an nicht-finanzielle Unternehmen nach Fristigkeiten Veränderung zum Vorjahr in % 3 25 2 15 1 5-5 -1-15 24 25 26 27 28 29 21 Bis 1 Jahr 1-5 Jahre Über 5 Jahre Quelle: OeNB. Kredithöhe: Einen Anhaltspunkt über die Entwicklung der Kredite unterschiedlicher Kredithöhe kann ein Vergleich von Daten der MONSTAT mit jenen der Großkreditevidenz (GKE) liefern. 3 Dabei zeigt sich, dass seit Anfang 28 die Entwicklung der Großkredite gemäß GKE eine starke Übereinstimmung mit den gesamten Krediten laut MONSTAT aufwies. 4 Im Februar 21 belief sich das Kreditvolumen gemäß GKE auf rund 93% der MFI- Kredite an nicht-finanzielle Unternehmen laut MONSTAT. Jedenfalls ist auf Basis dieser Daten eine nach Kredithöhe unterschiedliche Entwicklung nicht zu erkennen. Nimmt man an, dass großvolumige Kredite eher von Großunternehmen aufgenommen werden, so könnte der Vergleich von Großkrediten und Gesamtkreditvolumen laut MONSTAT auch dahingehend interpretiert werden, dass sich die Kredite nach Unternehmensgröße nicht unterschiedlich entwickelt haben. Wirtschaftssektoren: Die Daten der GKE erlauben auch eine Aufgliederung der von österreichischen Banken vergebenen Großkredite nach Wirtschaftssektoren. Von den wesentlichen ÖNACE-Sektoren 5 waren im Durchschnitt des Jahres 29 gegenüber dem Vorjahr in allen dargestellten Sektoren mit Ausnahme des Handels Kreditzuwächse zu verzeichnen. Am größten waren die Zuwächse in den Sektoren Verkehr und Lagerei (14,1%) und Beherbergung und Gastronomie (1,1%), gefolgt von der Energieversorgung (8,2%). In den Sektoren Bauwesen (5,1%), Grundstücksund Wohnungswesen (5,%) und Herstellung von Waren (2,9%) waren die Zuwachsraten hingegen unterdurchschnittlich. Der Handel war der einzige der wesentlichen Sektoren, in dem mit -6,7% im Jahr 29 eine negative Wachstumsrate der Großkredite zu verzeichnen war. In der kurzfristigen Dynamik zeigt sich in den Sektoren Bau und Herstellung von Waren seit Dezember 29 (Bau) bzw. Oktober 29 (Warenherstellung) eine negative Wachstumsdynamik im Vergleich zum jeweiligen Vormonat, in allen anderen dargestellten Sektoren sind die Monatsveränderungsraten der letzten Monate positiv. 3 Im Rahmen der GKE melden alle österreichischen Kredit- und Finanzinstitute sowie Vertragsversicherungen eingeräumte Kreditrahmen oder Kreditausnutzungen ab 35. EUR. Kredite mit einem geringeren Volumen bleiben somit in dieser Darstellung außer Betracht. 4 Die Großkreditevidenzdaten sind aufgrund der Komplexität der Meldung auf Einzelkreditnehmerbasis lediglich zeitversetzt verfügbar. Für die vorliegende Analyse wurden die GKE-Daten bis Februar 21 herangezogen. 5 C - Herstellung von Waren, D - Energieversorgung, F - Bauwesen, G - Handel, Reparatur und Instandhaltung von Kfz, H - Verkehr und Lagerei, I - Beherbergung und Gastronomie, L - Grundstücksund Wohnungswesen. 8

Großkredite Veränderung gegenüber dem Vormonat in % 6. 4. 2.. -2. -4. -6. Jän.8 Apr.8 Jul.8 Okt.8 Jän.9 Apr.9 Jul.9 Okt.9 Jän.1 I - Beherbergung und Gastronomie D - Energieversorgung H - Verkehr und Lagerei G - Handel, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen Quelle: OeNB. sich kein eindeutiger Trend im Monatsverlauf seit Beginn 29 erkennen lässt. Lediglich im vorletzten Berichtsmonat Februar 21 wurde mit 5,3 Mrd. EUR an neu vergebenen Euro-Krediten ein deutlich unterdurchschnittlicher Wert verzeichnet, im März allerdings stieg die Neukreditvergabe wieder auf 6,7 Mrd. EUR. Rund 88% der gesamten Neukreditvergabe waren große Kredite über 1 Mio. EUR. In Bezug auf die Laufzeit betraf der weitaus überwiegende Teil der neu vergebenen Kredite (rund 81%) kurzfristige Ausleihungen mit einer Laufzeit bis zu 6 Monaten. Bei diesen kurzfristigen Finanzierungen handelt es sich in der Regel um Barvorlagen, die oftmals nach Ablauf erneut abgeschlossen werden. Großkredite Veränderung gegenüber dem Vormonat in % 2.5 2. 1.5 1. Neukreditvergabe der Banken an den Unternehmenssektor in Mio EUR 9, 8, 7,.5. -.5-1. -1.5-2. 6, 5, 4, 3, 2, -2.5 Jän.8 Apr.8 Jul.8 Okt.8 Jän.9 Apr.9 Jul.9 Okt.9 Jän.1 Quelle: OeNB. F - Bauwesen C - Herstellung von Waren L - Grundstücks- und Wohnungswesen Neukreditstatistik: Seit April 29 erhebt die OeNB von 16 in Österreich ansässigen Banken eine Meldung über ihre Neukreditvergabe an Unternehmen, private Haushalte und Finanzleasinggesellschaften. Daten liegen derzeit für den Zeitraum Jänner 29 bis März 21 vor. Damit erlauben die Daten zwar keinen Vergleich mit der Entwicklung vor der Finanzkrise, doch zeigen die Daten keinen Einbruch der Neukreditvergabe seit Beginn 29. Insgesamt wurde in diesem Zeitraum ein Volumen von 14,3 Mrd. EUR an Euro- Krediten an Unternehmen in Österreich neu vergeben (ohne Berücksichtigung von Rückzahlungen bzw. Tilgungen), wobei 1, Jän.9 Apr.9 Jul.9 Okt.9 Jän.1 Mär-1 bis 1 Mio EUR bis 6 Monate über 1 Mio EUR bis 6 Monate Quelle: OeNB. bis 1 Mio EUR über 6 Monate über 1 Mio EUR über 6 Monate Eingeräumte Rahmen und Rahmenausnützung laut GKE: In der GKE werden nicht nur tatsächlich in Anspruch genommene Kreditvolumina, sondern auch die von den Banken eingeräumten Kreditrahmen (von Großkrediten über 35. EUR) erfasst. Dabei zeigt sich, dass die Banken den Unternehmen im Jahr der Finanzkrise nicht wesentlich weniger neue Kreditlinien eingeräumt haben als davor. Im gesamten Jahr 29 stellten die österreichischen Banken den Unternehmen 48,4 Mrd. EUR in Form neuer und erhöhter Rahmen (im Betrag von jeweils über 9

35. EUR) zur Verfügung. Das ist etwa um ein Fünftel weniger als im Jahr 28 mit 61 Mrd. EUR neuer und erhöhter Rahmen. In den ersten beiden Monaten des Jahres 21 war die Summe aus neu gewährten und erhöhten Rahmen mit 6,5 Mrd. EUR ebenfalls etwas geringer als in den ersten beiden Monaten des Vorjahres mit 7,9 Mrd. EUR. 6 Gleichzeitig wurden auch Rahmen gekürzt bzw. sind Kreditlinien weggefallen. Das davon betroffene Kreditvolumen (im Betrag von jeweils über 35. EUR) belief sich im Jahr 29 auf insgesamt 48,9 Mrd. EUR, was ebenfalls etwas weniger war als im Jahr 28 mit einem Volumen von 56,3 Mrd. EUR weggefallener und gekürzter Rahmen. Kaum einen Unterschied in den Rahmenkürzungen und deren Wegfall gab es in den ersten beiden Monaten des Jahres 21 mit 6,7 Mrd. EUR im Vergleich zu den ersten beiden Monaten des Vorjahres mit 7,4 Mrd. EUR. Dabei ist zu beachten, dass aus der zahlenmäßigen Entwicklung von Rahmenkürzungen nicht geschlossen werden kann, ob die Initiative hierzu vom Kreditnehmer oder vom Kreditgeber ausgegangen ist. Insgesamt zeigt sich über den gesamten dargestellten Zeitraum keine eindeutige trendmäßige Zuoder Abnahme weder der neue gewährten und erhöhten noch der weggefallenen und reduzierten Rahmen. Saldiert man neu eingeräumte Kreditrahmen und -rahmenausweitungen mit weggefallenen oder gekürzten Großkreditrahmen, so wurden den österreichischen Unternehmen im Jahr 29 Kredite von netto 59 Mio. EUR weniger eingeräumt. Der negative Wert erklärt sich durch eine starke Rahmenreduktion im Juni 29. Im Jahr 28 war die netto Neukreditvergabe laut GKE mit 4,8 Mrd. EUR hingegen 6 Dabei ist zu beachten, dass die vorhandenen Daten nur bis Anfang 28 zurückreichen, und daher zum derzeitigen Zeitpunkt nicht gesagt werden kann, inwieweit die Rahmengewährung der Banken ein saisonales Muster aufweist. Außerdem sind in diesen Daten Ablehnungen von Kreditanträgen bzw. von Rahmenerhöhungswünschen nicht erfasst. noch deutlich positiv. In den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres war der Saldo aus neu gewährten und erhöhten Rahmen und weggefallenen sowie reduzierten Rahmen mit -267 Mio. EUR weiterhin negativ. Dieses Bild einer praktisch stagnierenden Neukreditvergabe seit Beginn 29 deckt sich auch mit den Daten aus der MONSTAT. Veränderung der Kreditrahmen laut GKE in Mio EUR 1, 8, 6, 4, 2, -2, -4, -6, -8, 28M1 28M5 28M9 29M1 29M5 29M9 21M1 Quelle: OeNB. Weggefallener und reduzierter Rahmen Erhöhter Rahmen Neu eingeräumter Rahmen Saldo Das Verhältnis von Ausnützung der Rahmen durch die Unternehmen und insgesamt eingeräumte Kreditlinien stieg zwar noch im Jahr 28 von 79% zu Beginn des Jahres auf rund 84% am Ende des Jahres, doch veränderte sich dieses Verhältnis seither kaum. Der Spielraum, den die Unternehmen in Bezug auf ihre offenen Rahmen haben, ist somit seit Beginn 29 konstant. Zinssatzentwicklung von Unternehmenskrediten Neugeschäft: Die Zinssätze für Kredite an Unternehmen haben sich im Einklang mit den Zinssenkungen der EZB vermindert. Der Leitzinssatz, der die geldpolitische Komponente der Zinsentwicklung darstellt, wurde vom EZB-Rat zwischen Oktober 28 und Mai 29 von 4,25% auf 1% zurückgenommen. Die Leit- 1

zinsen liegen damit aktuell auf dem niedrigsten Niveau seit Beginn der dritten Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion. Im März 21 lagen die Zinssätze von neu vergebenen Krediten an nichtfinanzielle Unternehmen mit einem Volumen von bis zu 1 Mio. EUR bei 2,4% und für Kredite von über 1 Mio. EUR bei 1,8% - das waren jeweils um mehr als 3 Prozentpunkte weniger als beim Höchststand im Oktober 28. Die Reduktion war bei den kurzen Zinsbindungsfristen (bis 1 Jahr), die in Österreich dominieren 7, am stärksten ausgeprägt. Hier wurden die Leitzinssenkungen bereits zur Gänze weitergegeben. Die Zinssätze für längere Zinsbindungsfristen gingen hingegen weniger stark zurück. Zinsen für Kredite mit Zinsbindungsfristen von 1-5 Jahren (Anteil von lediglich 1,3% an den gesamten Neukrediten) sanken seit Oktober 28 um lediglich 1,8 Prozentpunkte (bei Krediten bis 1 Mio. EUR) bzw. 1,7 Prozentpunkte (bei Krediten über 1 Mio. EUR). Kreditzinsen mit Zinsbindungsfristen über 5 Jahre (Anteil von 1,4%) sanken im selben Zeitraum noch weniger, und zwar um jeweils,9 Prozentpunkte (bis 1 Mio. EUR) und 1,5 Prozentpunkte (über 1 Mio. EUR). Aufgrund der deutlichen Dominanz der Kredite mit kurzen Bindungsfristen kann im Neugeschäft der Unternehmenskredite praktisch von einer vollständigen Weitergabe des Leitzinssatzes (gemessen am Hauptrefinanzierungssatz) gesprochen werden. Zinskonditionen für neue Unternehmenskredite bis 1 Jahr Zinsbindungsfrist in % 7 6 5 4 3 2 1 26 27 28 29 21 Quelle: OeNB. bis 1 Million EUR über 1 Million EUR Leitzins (Monatsdurchschnitte) Bestehende Kredite: Die Zinssätze für laufende Kredite wurden seit dem Zinshöhepunkt im Oktober 28 über sämtliche Laufzeiten 8 reduziert, jene für Kredite mit einer Laufzeit über 5 Jahre allerdings um etwas weniger als bei den anderen Laufzeiten. Auch bei den Zinssätzen für bestehende Kredite erfolgte die Weitergabe der Leitzinssenkung bei den längeren Laufzeiten noch nicht vollständig. Gründe dafür sind folgende Faktoren: Zum einen sind die gemeldeten Zinssätze Durchschnittswerte und viele Zinsanpassungsklauseln in Kreditverträgen bei variablen Zinsen beginnen erst mit einigen Monaten Verspätung zu greifen, und zum anderen sind die Kundenzinsen nicht nur an die Geldmarktsätze, sondern auch an andere Indikatoren gebunden. Besonders die Renditen für Bundesanleihen, die sich seit Ende 28 nur wenig reduzierten, dienen in vielen Fällen oft in Kombination mit dem Geldmarktsatz als Basis für Kreditzinsen. Auch sind im aushaftenden Gesamtvolumen Zinssätze mit Fixzinsklauseln enthalten. 7 Ihr Anteil an den gesamten Neukrediten betrug im März 21 über 97%. 8 Hier wird anders als im Neugeschäft nicht nach Zinsbindungsfrist sondern nach Ursprungslaufzeit der Kredite untergliedert. 11

Zinskonditionen für bestehende Unternehmenskredite in % 7 6 5 4 3 zögerung) nahelegen. Tatsächlich verharrte das reale Kreditwachstum bis zum ersten Quartal 29 auf hohem Niveau. Erst in den weiteren Quartalen des Jahres 29 schwächte sich das reale Kreditwachstum deutlich ab, während der Rückgang der Wachstumsrate der realen Investitionen im dritten und vierten Quartal 29 wieder leicht gestiegen ist. 2 1 26 27 28 29 21 bis 1 Jahr über 5 jahre 1-jährige Staatsanleihen Quelle: OeNB. 1-5 Jahre Leitzins (Monatsdurchschnitte) Insgesamt hat sich der Zinsaufwand der Unternehmen für Kredite bei inländischen Banken (inklusive Fremdwährungskredite) seit dem vierten Quartal 28 von 1,7 Mrd. EUR auf 87 Mio. EUR im ersten Quartal 21 reduziert. Reales Wachstum von Krediten und Investitionen reale Veränderung gegenüber dem Vorjahr in % 1 8 6 4 2-2 -4-6 -8-1 Mär.91 Mär.93 Mär.95 Mär.97 Mär.99 Mär.1 Mär.3 Mär.5 Mär.7 Mär.9 Kredite und Investitionen MFI-Kredite Quelle: OeNB, Eurostat. Brutto-Anlageinvestitionen Angesichts der krisenbedingt stark rückläufigen Investitionen ist zu erwarten, dass wie in früheren Phasen sinkender Investitionen der Finanzierungsbedarf der Unternehmen zurückgeht. Seit Beginn der 199er Jahre weisen die realen Wachstumsraten der privaten Bruttoanlageinvestitionen und der Kredite an den Unternehmenssektor eine relativ hohe Übereinstimmung auf. 9 Allerdings sind Kredite wie aus der Grafik ersichtlich ein nachlaufender Indikator. Auf die massiven Investitionsrückgänge in den Jahren 1993 und 21/2 folgte mit einigen Quartalen Verzögerung eine Abschwächung der realen Kreditdynamik. Im Lichte dieses Zusammenhangs würde der starke Rückgang der Unternehmensinvestitionen ab dem dritten Quartal 28 einen Rückgang der Kreditnachfrage (mit einer zeitlichen Ver- 9 Die privaten Bruttoanlageinvestitionen enthalten nicht nur Investitionen des Unternehmenssektors sondern auch jene der privaten Haushalte. Substitution durch Kapitalmarktfinanzierung und durch Kredite aus dem Ausland Am Höhepunkt der Finanzkrise im vierten Quartal 28 ist in Österreich auch die Finanzierung der Unternehmen über den Kapitalmarkt eingebrochen. Grund dafür dürften die hohen Spreads für Anleihen schlechterer Bonität gewesen sein. Beginnend im zweiten Quartal 29 ist die Veränderungsrate der Emissionen von Unternehmensanleihen mit einigen Schwankungen wieder gestiegen. Im Jänner 21 betrug die Jahreswachstumsrate der Nettoemissionen österreichischer Anleihen 15,5%. Kumuliert über des gesamte Jahr 29 haben die österreichischen nicht-finanziellen Unternehmen laut Emissionsstatistik netto Anleihen im Wert von 4,8 Mrd. EUR emittiert. Im Jahr davor beliefen sich die Nettoemissionen nur auf 3,3 Mrd. EUR. Insbesondere in den Mona- 12

ten April und Juli 29 wurden größere Emissionen getätigt. Brutto (ohne Abzug von Tilgungen) emittierten die österreichischen Unternehmen 29 Anleihen im Wert von insgesamt 9,8 Mrd. EUR. 1 Kapitalmarktfinanzierung der Unternehmen Anleihen* Veränderung zum Vorjahr in % 3 25 2 15 1 5 26 27 28 29 21 Österreich Quelle: OeNB, EZB. 2 15 Euroraum Kapitalmarktfinanzierung der Unternehmen Börsenotierte Aktien Veränderung zum Vorjahr in % 25 *Nettoemissionen notierte Aktien bis etwa Mitte 27 (vor allem für größere Unternehmen) einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Unternehmensfinanzierung geleistet hatten, gab es seit Mitte 28 keine nennenswerten Börsenplatzierungen mehr. Im gesamten Jahr 29 beliefen sich die Neuemissionen netto auf 454 Mio. EUR. 28 waren es insgesamt 368 Mio. EUR, allerdings im Jahr davor noch rund 7 Mrd. EUR. Ergänzend zu den Kreditaufnahmen bei inländischen Banken finanzieren sich Unternehmen auch aus dem Ausland, vorwiegend in Form von konzerninternen Finanzierungen sowie der Emission von verzinslichen Wertpapieren über ausländische Finanzierungstöchter und vermutlich weniger über ausländische Banken. Während die Auslandskredite österreichischer Unternehmen sowohl im ersten als auch im zweiten Quartal 29 per saldo zurückgeführt wurden, nahmen die Unternehmen im dritten und vierten Quartal 29 neue Auslandskredite (einschließlich konzerninterner Finanzierungsströme) in Höhe von 382 Mio. EUR bzw. 916 Mio. EUR auf. Demgegenüber gingen die Kreditaufnahmen bei inländischen Banken wie schon im zweiten Quartal auch im dritten und vierten Quartal 29 um 32 Mio. EUR bzw. 546 Mio. EUR per saldo zurück. 1 5 Außenfinanzierung des Unternehmenssektors (Quartale) in Mio EUR 1, 8, -5 26 27 28 29 21 Österreich Quelle: OeNB, EZB. Euroraum Demgegenüber ist die Mittelaufnahme österreichischer Unternehmen auf dem Aktienmarkt infolge der Krise nahezu zum Erliegen gekommen. Während börse- 6, 4, 2, -2, 1 Zusätzlich zu diesen in der inländischen Emissionsstatistik erfassten Anleihen hat der Verbund über eine ausländische Finanzierungstochter in den Niederlanden im Jahr 29 insgesamt Anleihen um 1,5 Mrd. EUR emittiert. -4, 21Q1 22Q1 23Q1 24Q1 25Q1 26Q1 27Q1 28Q1 29Q1 Quelle: OeNB. Kredite von inländ. Banken Kredite aus dem Ausland und konzerninterne Finanzierung Aus den neuesten Daten zu den Auslandskrediten geht hervor, dass die 13

Auslandskreditaufnahme der österreichischen Unternehmen nach der Ausweitung in der zweiten Jahreshälfte 29 in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres wieder zurückgeführt wurde (netto um -559 Mio. EUR im Jänner und -432 Mio. EUR im Februar 21). Außenfinanzierung der Unternehmen: Die gesamte Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen betrug im vierten Quartal 29 294 Mio. EUR, nachdem sie im dritten Quartal noch 4,5 Mrd. EUR betragen hatte. Die Kreditfinanzierung war im dritten Quartal trotz der gestiegenen Auslandskredite per saldo mit - 486 Mio. EUR rückläufig, während es im vierten Quartal zu einer Ausweitung um 699 Mio. EUR kam. Daneben emittierten die österreichischen Unternehmen im vierten Quartal 54 Mio. EUR über den Aktienmarkt, während die Emission von verzinslichen Wertpapieren per Saldo mit - 14 Mio. EUR negativ war. Im Vergleich zum dritten Quartal ging somit die Anleihenfinanzierung (damals 3 Mrd. EUR) zurück und gleichzeitig stieg aber die Finanzierung über den Aktienmarkt (von damals -215 Mio. EUR). Die Außenfinanzierung der nichtfinanziellen Unternehmen lag im gesamten Jahr 29 mit 8,1 Mrd. EUR allerdings weit unter dem Durchschnitt der Jahre vor der Finanzkrise 27: 35,2 Mrd. EUR, 28: 25,5 Mrd. EUR. Diese Entwicklung erfolgte im Gleichklang mit der Geldvermögensbildung der nichtfinanziellen Unternehmen, die im Jahr 29 mit 8,9 Mrd. EUR ebenfalls weit unterdurchschnittlich war. Der Finanzierungssaldo (Differenz zwischen Geldvermögensbildung und Außenfinanzierung) war für das gesamte Jahr 29 mit 1,2 Mrd. EUR erstmals positiv, das heißt der Unternehmenssektor war 29 erstmals Netto-Gläubiger. Außenfinanzierung des Unternehmenssektors (Quartale) in Mio EUR 2, 15, 1, 5, -5, 27Q1 28Q1 29Q1 Kredite von inländ. Banken Kredite aus dem Ausland und Übrige Kredite konzerninterne Finanzierung Anleihen Aktienemissionen Sonstige Geldvermögensbildung Quelle: OeNB (Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung). Außenfinanzierung im Euroraum: Die nichtfinanziellen Unternehmen im Euroraum reduzierten ihre Außenfinanzierung von 1.72 Mrd. EUR im Jahr 28 auf 289 Mrd. EUR 29. Im Gleichklang wurde auch die Geldvermögensbildung, wenn gleich nicht im selben Ausmaß, reduziert. Die Unternehmen hatten dadurch erstmal 29 keinen Nettofinanzierungsbedarf. Zum Vergleich, 28 betrug der Nettofinanzierungsbedarf noch 363 Mrd. EUR bzw. 7,6% des BIP. Getragen wurde diese Entwicklung in der Außenfinanzierung von dem sehr starken Rückgang der netto aufgenommen Kredite. Nichtfinanzielle Unternehmen verschuldeten sich 28 noch durch Nettokreditaufnahmen in Höhe von 697 Mrd. EUR (davon 392 Mrd. EUR durch Kredite bei MFIs im Euroraum). 29 gingen die Nettokreditaufnahmen auf 3 Mrd. EUR zurück (die Bankkredite wurden sogar per saldo im Ausmaß von 151 Mrd. EUR getilgt). Kompensiert wurden diese Kreditrückgänge teilweise durch Kapitalmarktfinanzierungen in Form von Nettoemission von Anleihen und börsennotierten Aktien, die von 64 Mrd. EUR (28) auf 136 Mrd. EUR (29) stiegen. Die Gesamtverbindlichkeiten der nichtfinanziellen Unternehmen im Euroraum betrugen zum Jahresende 29 275% des BIP. 14

Bonität der Unternehmen Die Bonität der Unternehmen hat sich durch die Finanz- und Wirtschaftskrise zweifellos verschlechtert. Zum einen haben sich angesichts der flauen Konjunktur die Absatzperspektiven der Unternehmen verschlechtert, zum anderen stieg die Verschuldung der Unternehmen infolge der verstärkten Inanspruchnahme von Fremdkapital seit Beginn der Finanzkrise an (von 22% des Bruttobetriebsüberschusses im dritten Quartal 28 auf mittlerweile 226% im vierten Quartal 29). Auch in Relation zum BIP nahm die Verschuldungsquote vom dritten Quartal 28 bis zum vierten Quartal 29 zu, nämlich von 82,4% auf 87,9%. Die Unternehmensverschuldung liegt in Österreich aber weiterhin unter dem Euroraumdurchschnitt, und ihr Anstieg setzte später als im Euroraum ein, wo bereits ab Mitte 27 eine deutliche Zunahme der Verschuldung zu verzeichnen war. Verschuldung des Unternehmenssektors 1) Österreich in % in % 24 1. 23 22 95. 9. Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen Gleitende 4-Quartalsdurchschnitte; annualisiert 3.4 3.3 3.2 3.1 3. 2.9 2.8 2.7 2.6 2.5.35 24 25 26 27 28 29 21 Insolvenzhäufigkeit (Anzahl der Insolvenzen in % der Unternehmen; linke Achse) Insolvenzpassiva in % der Verpflichtungen der Unternehmen (rechte Achse) Quelle: KSV 187, OeNB. Die Verschlechterung der Bonität der österreichischen Unternehmen spiegelt sich auch in der Insolvenzstatistik wider. Die Insolvenzhäufigkeit und vor allem die Insolvenzverbindlichkeiten stiegen seit Mitte 28 an. Lediglich im ersten Quartal 21 schwächten sich die Insolvenzhäufigkeit und die Insolvenzverbindlichkeiten wieder ein wenig ab. Die Gesamtzahl der Insolvenzen war im gesamten Jahr 29 um 9,3% höher als im Jahr 28, die geschätzten Insolvenzverbindlichkeiten waren sogar um 36% höher als im Jahr davor..95.85.75.65.55.45 21 85. 2 19 18 17 21 22 23 24 25 26 27 28 29 Quelle: OeNB, EZB. in % des Bruttobetriebsüberschuss 2) (linke Achse) in % des BIP (rechte Achse) 1) kurzfristige und langfristige Kredite, Geld- und Kapitalmarktpapiere 8. 75. 7. 65. Entwicklung der Kreditvergabe an die privaten Haushalte 11 Wachstumsraten: Die Kreditvergabe der österreichischen Banken an die privaten Haushalte hat sich ebenso wie jene an die Unternehmen seit dem vierten Quartal 28 deutlich abgeschwächt, allerdings war die Verlangsamung des Kreditwachstums nicht derart ausgeprägt wie bei den Unternehmenskrediten. Die Jahreswachstumsrate reduzierte sich seit Mitte 28 11 Betrachtet wird hier der gesamte Haushaltssektor laut VGR, der private Haushalte, selbständige Erwerbstätige und Ein-Personenunternehmen enthält, und zusätzlich die privaten Organisationen ohne Erwerbszeck (z.b. Kirchen, Gewerkschaften). 15

von etwa 4% auf,3% im September 29. Danach stieg das Wachstum der Haushaltskredite wieder leicht an und befindet sich derzeit (im März 21) bei 1,1%. Somit ist bei den Haushaltskrediten im Gegensatz zu den Unternehmenskrediten bereits eine Trendwende im Wachstum seit einigen Monaten zu beobachten, allerdings befindet sich das Wachstum immer noch auf niedrigem Niveau. Ebenfalls im Gegensatz zu den Unternehmenskrediten hatte sich das Kreditwachstum an die Haushalte mittelfristig betrachtet schon seit Anfang 25 im Trend abgeschwächt. Die Finanzkrise war somit nicht Auslöser sondern bestenfalls Verstärker des trendmäßigen Rückgangs der Kreditausweitung an die Haushalte. Bankkredite an private Haushalte Veränderung zum Vorjahr in % 12 1 8 6 4 2-2 24 25 26 27 28 29 21 Österreich Euroraum Quelle: EZB, OeNB. Bankkredite an private Haushalte Jahresdurchschnitte 29 21 28 29 Oktober November Dezember Jänner Februar März Transaktionsbedingte Veränderung (in Mrd EUR).2.1 -.2.3.2 -.3 -.3.5 Monatliche Veränderungsraten (in %).2.1 -.2.3.1 -.3 -.3.4 12-Monatsveränderungsraten (in %) 3.7 1..4 1.4.6 1.2 1.3 1.1 Quelle: OeNB. Auch bei den Haushaltskrediten war der Wachstumsabschwung der letzten eineinhalb Jahre im Euroraum stärker ausgeprägt als in Österreich. So lag das Wachstum der Haushaltskredite von Dezember 28 bis November 29 im Euroraum unter jenem in Österreich. In den letzten vier Monaten jedoch führte die etwas stärkere Wachstumserholung im Euroraum wieder zu höheren Wachstumsraten als in Österreich. Am stärksten innerhalb des Euroraums war der Rückgang des Wachstums der Haushaltskredite seit Mitte 28 in der Slowakei, gefolgt von Slowenien und Griechenland. Österreich befindet sich mit Finnland und Malta in der Gruppe von Ländern, wo der Wachstumsrückgang relativ gering war. In Belgien, Deutschland, Italien, Luxemburg und den Niederlanden ist das Wachstum der Haushaltskredite (von niedrigem Niveau ausgehend) seit Mitte 28 sogar leicht gestiegen. Fristigkeit: Das Kreditwachstum der Haushaltskredite zeigte nach Fristigkeiten in den letzten Jahren ein recht unterschiedliches Muster. Lediglich das Wachstum der Kredite mit mehr als 5 Jahren Laufzeit, die das Gros der gesamten Kreditvergabe an die Haushalte ausmachen 12, zeigte seit 25 einen trendmäßigen Rückgang wie das Gesamtaggregat. Bei den Krediten mit einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren war der Wachstumsrückgang seit Mitte 28 am stärksten: Die Jahreswachstumsrate schwächte sich von etwa 5% auf nunmehr -7,8% im März 21 ab, wobei sich nur in den jüngsten beiden Berichtsmonaten eine Aufwärtstendenz zeigte. Das Jahreswachstum der Kredite mit einer Laufzeit von weniger als einem Jahr war von Juli 28 bis Oktober 29 negativ und erholte sich danach wieder auf einen Wert von 1,% im März 21. 12 Im März 21 betrug der Anteil der Kredite mit einer Laufzeit von mehr als 5 Jahren am Gesamtbestand der Haushaltskredite rund 82%, jener mit einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren 7% und jener mit einer Laufzeit von bis zu 1 Jahr 11%. 16

Haushaltskredite nach Fristigkeiten Veränderung zum Vorjahr in % 15 Haushaltskredite nach Verwendungszweck Veränderung zum Vorjahr in % 12 1 1 8 6 5 4 2-2 -5-4 -1 24 25 26 27 28 29 21 Bis 1 Jahr 1-5 Jahre Über 5 Jahre Insgesamt Quelle: EZB, OeNB. -6 24 25 26 27 28 29 21 Sonstige Kredite Konsumkredte Wohnbaukredite Insgesamt Quelle: EZB, OeNB. Verwendungszweck: Die Entwicklung des Haushaltskreditwachstums nach dem Verwendungszeck zeigt für alle drei Gruppen denselben trendmäßigen Rückgang seit Mitte 28. Die Wachstumsraten der Wohnbaukredite, die mit einem Anteil von 58% an den gesamten Haushaltskrediten die wichtigste Gruppe darstellen, gingen von 6,8% Mitte 28 auf 2,4% im März 21 zurück. Sie lagen damit aber immer noch wesentlich über jenen der beiden anderen Gruppen. Das Wachstum der Konsumkredite ist seit Mitte 28 negativ, erreichte im Juli 29 mit -4,8% seinen Tiefpunkt und erhöhte sich seither wieder auf -2,6% im März 21. Die Wachstumsraten der sonstigen Haushaltskredite gingen von einem Wert von 2,8% Mitte 28 auf -,7% im Oktober 29 zurück, erhöhten sich aber seither wieder auf 1,1% im März 21. Neukredite: So wie für die Unternehmenskredite gibt die seit Beginn 29 verfügbare Neukreditstatistik Auskunft über die neu vergebenen Kredite an die Haushalte nach Verwendungszweck. Zusätzlich werden hier auch die Fremdwährungskredite erfasst. Die kurze Beobachtungsdauer erlaubt zwar keine Vergleiche mit der Zeit vor der Finanzkrise, doch zeigt der Dreimonats-Durchschnitt eine seit Beginn 29 robuste Kreditvergabe an die privaten Haushalte ohne eindeutige Trendentwicklung in die eine oder andere Richtung. Insgesamt wurden von Jänner 29 bis März 21 22,5 Mrd. EUR neue Kredite von den befragten 16 Banken in Österreich an die privaten Haushalte vergeben, wobei der relativ größte Teil davon (43%) auf Wohnbaukredite entfiel. 2,2 Mrd. EUR (oder 1%) der neu vergebenen Kredite waren Fremdwährungskredite, die nach ihrem Verwendungszweck wohl auch zu den Wohnbaukrediten zu zählen sind. Allerdings beobachten wir bereits seit dem zweiten Quartal 29 einen Rückgang der neu begebenen Fremdwährungskredite, der mit der Empfehlung der FMA zur Einschränkung von Fremdwährungskrediten vom Oktober 28 in Zusammenhang stehen dürfte. Die Definition von Mindeststandards für die Vergabe solcher Kredite durch die FMA und die OeNB im März 21 dürfte die Neuvergabe von Fremdwährungskrediten an private Haushalte in 17

Zukunft noch weiter reduzieren. 13 Innerhalb der Fremdwährungskredite entfiel der Großteil (86%) auf Kredite in Schweizer Franken. Neukreditvergabe an private Haushalte in Mio EUR 2, 1,8 1,6 1,4 1,2 1, 8 6 4 2 Jän.9 Mär.9 Mai.9 Jul.9 Sep.9 Nov.9 Jän.1 Mär.1 Konsumkredite Sonstige 3-Monats-Durchschnitt Quelle: OeNB. Wohnbaukredite Fremdwährungskredite Zinssatzentwicklung von Haushaltskrediten Neugeschäft: Ähnlich wie bei den Unternehmenskrediten sind auch die Zinssätze bei den Haushaltskrediten während der Finanzkrise bis weit hinein ins Jahr 28 noch gestiegen und erst gegen Ende des Jahres 28 und danach merklich gesunken. Bei den Wohnbaukrediten mit einer Zinsbindungsfrist bis zu 1 Jahr, die per März 21 mit 68% den größten Anteil an den neu vergebenen Wohnbaukrediten ausmachen, hat sich der Durchschnittszinssatz vom Höchstwert von 6,% im Oktober 28 auf nunmehr 2,8% im März 21 reduziert. Bei den Konsumkrediten mit einer Zinsbindungsfrist bis 1 Jahr, deren Anteil an den gesamten neu vergebenen Konsumkrediten bei 96% liegt, hat sich der Zinssatz im selben Zeitraum von 7,1% auf 4,8% zurückgebildet. Bei den Konsumkre- 13 Eine genauere Analyse der Entwicklung der Vergabe von Fremdwährungskrediten findet sich in einer Spezialanalyse in Kapitel III dieses Berichts. diten mit einer Zinsbindungsfrist von 1 bis 5 Jahren gab es im selben Zeitraum sogar einen etwas stärkeren Rückgang um 3,6 Prozentpunkte, bei den Wohnbaukrediten betrug der Rückgang im selben Bindungssegment, das etwas weniger als 3% der gesamten neuen Wohnbaukredite ausmacht, seit Oktober 28 2 Prozentpunkte. Diese Zahlen bedeuten im Vergleich zur Reduktion des Leitzinssatzes eine fast vollständige Weitergabe der Leitzinssenkungen bei den neu vergebenen Haushaltskrediten mit kurzer und mittlerer Bindungsfrist (mit Ausnahme der Wohnbaukredite mittlerer Bindungsfrist). Bei den weit volumensschwächeren Wohnbaukrediten mit einer Zinsbindungsfrist von 5 bis 1 Jahren war der Rückgang seit Oktober 28 mit,2 Prozentpunkten am geringsten. Bei den Konsumkrediten mit einer Bindungsfrist von mehr als 5 Jahren betrug der Zinssatzrückgang ebenfalls nur 1,4 Prozentpunkte. Zinskonditionen für neue Haushaltskredite in % 8 7 6 5 4 3 2 1 23 24 25 26 27 28 29 21 Quelle: OeNB. bis 1 Jahr Zinsbindungsfrist Wohnbau Konsum Leitzinssatz Bestehende Kredite: Bei den bestehenden Hauhaltskrediten zeigt sich eine nach Laufzeit im Niveau unterschiedliche aber parallel laufende Entwicklung (mit Ausnahme der Wohnbaukredite mit 1 bis 5 Jahren Laufzeit) seit dem Zinshöhepunkt im Oktober 28. Die Zinssätze der bestehenden Konsumkredite sind für eine Laufzeit von bis zu 1 Jahr am höchsten und haben sich auch seit Oktober 28 am wenigsten reduziert. Der Zinssatzunterschied zwischen Oktober 28 und März 21 18

beträgt für die Konsumkredite mit Laufzeit bis 1 Jahr 1,9 Prozentpunkte, während die Zinssätze von Konsumkrediten mit einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren um 2,8 Prozentpunkte und jene von Konsumkrediten mit einer Laufzeit von mehr als 5 Jahren um 2,9 Prozentpunkte zurückgenommen wurden. Bei den bestehenden Wohnbaukrediten gingen die Zinssätze bei Krediten mit einer Laufzeit bis 1 Jahr seit Oktober 28 um 2,7 Prozentpunkte zurück, während die Zinssätze von Wohnbaukrediten mit einer Laufzeit von 1 bis 5 Jahren im selben Zeitraum lediglich um,9 Prozentpunkte gesunken sind. In diesem Laufzeitsegment war allerdings das Zinsniveau schon längere Zeit wegen der günstig verzinsten Zwischenfinanzierungen der Bausparkassen auf einem vergleichbar niedrigen Niveau. Bei einer Laufzeit von mehr als 5 Jahren sind die Zinssätze der Wohnbaukredite seit Oktober 28 hingegen um 2,5 Prozentpunkte gefallen. Zinskonditionen für bestehende Haushaltskredite 1 9 8 7 6 5 4 3 2 1 in % Konsum 23 24 25 26 27 28 29 21 bis 1 Jahr 1 bis 5 Jahre über 5 Jahre Leitzinssatz 7 6 5 4 3 2 1 Zinskonditionen für bestehende Haushaltskredite in % 23 24 25 26 27 28 29 21 bis 1 Jahr 1 bis 5 Jahre über 5 Jahre Leitzinssatz Quelle: OeNB. Wohnbau Im Vergleich zu dem geldpolitischen Leitzinssatz (gemessen am Hauptrefinanzierungssatz) sind die Zinssätze der bestehenden Haushaltskredite seit Oktober 28 auch bei den kurzen Laufzeiten nicht vollständig weitergegeben worden. Ein Hauptgrund für die reduzierte Weitergabe ist die institutionelle Besonderheit bei Wohnbaukrediten: Bausparkassen haben meist eine Zinsanpassungsklausel in ihren Verträgen inkludiert, die eine Anpassung erst verzögert ermöglicht. Der Zinsaufwand für Euro-Kredite bei inländischen Banken hat sich für die privaten Haushalte etwas weniger reduziert als für die Unternehmen. Zwischen dem vierten Quartal 28 und dem ersten Quartal 21 ging der Zinsaufwand von 1,7 Mrd. EUR auf rund 1 Mrd. EUR zurück. Quelle: OeNB. 19

II. Ergebnisse der jüngsten Umfragen bei den Unternehmen 2

II. Ergebnisse der jüngsten Umfragen bei den Unternehmen sowie Banken (Bank Lending Survey) Befragung durch die Wirtschaftskammer Österreich Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) führt seit Oktober/November 28 in regelmäßigen Abständen Umfragen speziell zu den Kreditbedingungen durch. Die letzte Befragung wurde zwischen 3. und 9. und 15. Februar 21 im Rahmen telefonischer Interviews von ca 5 Unternehmen durchgeführt. Dabei zeigt sich folgendes Bild: Über eine Verschlechterung bei den Kreditkonditionen berichten 14% der Unternehmen und damit weniger als bei der letzten Umfrage im November 29, wo 2% über eine Verschlechterung der Kreditbedingungen berichteten. Der Anteil jener befragten Unternehmen, die eine Verbesserung wahrnehmen, ist mit 12% doch deutlich gesunken. 2% der österreichischen Betriebe geben an, zusätzliche Sicherheiten bei der Kreditaufnahme beibringen zu müssen; 77% meinten, dass das nicht der Fall sei. 7% klagen über gestiegene Kreditzinsen, 21% geben aber an, dass diese im letzten Jahr billiger geworden sind. Was quantitative Kreditbeschränkungen betrifft, so zeigte sich folgendes Bild: 1% der Unternehmen gaben an, dass ein bestehender Kredit nicht verlängert wurde. Der Anteil jener Unternehmen, die angaben, Probleme zu haben, selbst zu ungünstigen Konditionen einen Kredit zu erhalten, beträgt 9%. Was den Finanzierungsbedarf für Investitionen betrifft, so melden 1% der befragten Unternehmen eine steigende Kreditnachfrage an, 6% meinten, ihre Nachfrage würde eher sinken. Dies ist deutlich weniger, als bei den letzten Umfragen. Zu beachten ist, dass in der Umfrage der WKO fast ausschließlich kleine Unternehmen befragt wurden. 77% der befragten Firmen haben bis zu fünf Beschäftigte, lediglich 23% mehr als 5 Beschäftigte. 66% der Unternehmen sind dem Dienstleistungsbereich zuzuordnen, 34% dem produzierenden Sektor. Eine weitere Informationsquelle zu den Finanzierungsbedingungen bietet die von der WKÖ gemeinsam mit dem Austria Wirtschaftsservice Anfang 21 in Auftrag gegebene Umfrage unter 1.35 14 österreichischen Unternehmen. Hier wurden unter anderem die Bedeutung des Bankkredits für die Finanzierung von Investitionen, der Zugang zur Finanzierung, Ausmaß von Kredit-Ablehnungen und Kürzungen bzw. deren Ursache erhoben. Die Aussagen beziehen sich jeweils auf das Jahr 29. Interessant ist zunächst, dass die Finanzierung der Investitionen zu einem großen Teil über Cash Flow bzw. zusätzliches Eigenkapital erfolgte; Investitionsvorhaben wurden nur zu 26% mit Bankkrediten finanziert. 29 war insgesamt durch einen erschwerten Finanzierungszugang gekennzeichnet. 11% der befragten Unternehmen gab ab, dass ein Kreditwunsch abgelehnt oder gekürzt wurde. Dies wurde von den Banken mit einem Mangel an ausreichenden Sicherheiten begründet (67%), bei etwa 35% war das Investitionsvorhaben zu risikoreich. 89% der befragten Unternehmen gaben an, dass der Kreditbedarf für Investitionen ausreichend abgedeckt werden konnte. Ergebnisse des jüngsten Bank Lending Survey der OeNB Die Ergebnisse der Umfrage zu den Finanzierungsbedingungen im April 21 bei österreichischen Banken zeigen, dass im Firmenkundengeschäft die Kreditrichtli- 14 Dabei wurden 697 Mikrounternehmen (-9 Beschäftigte), 375 Kleinunternehmen (1-49 Beschäftigte) sowie mittlere und Großunternehmen (5 bis 25 Beschäftigte) befragt. 21

nien 15 zum dritten Mal in Folge unverändert belassen wurden. Sowohl bei Ausleihungen an kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) als auch bei Finanzierungen von Großbetrieben blieben die Standards konstant. Für das zweite Quartal 21 erwarten die befragten Banken eine leichte Lockerung der Kreditrichtlinien. In der Entwicklung der Kreditbedingungen 16 zeichnete sich in der aktuellen Befragungsrunde sogar eine allmähliche leichte Entspannung ab. Im ersten Quartal 21 wurde keine der abgefragten Bedingungen für die Vergabe von Unternehmenskrediten verschärft. Die Zinsspannen für Kreditnehmer durchschnittlicher Bonität ebenso wie für risikoreichere Kredite wurden zum zweiten Mal in Folge leicht gelockert. Auch die anderen Bedingungen für die Vergabe von Unternehmenskrediten wurden gelockert oder blieben, wie die Sicherheitenerfordernisse sowie die Kreditnebenkosten, konstant. Nach Unternehmensgröße betrachtet waren praktisch keine Unterschiede in der Gestaltung der Kreditbedingungen zu registrieren. Die Kreditnachfrage der Unternehmen schwächte sich im Berichtszeitraum nach Einschätzung der befragten Kreditmanager weiter leicht ab. Dieser Rückgang betraf ausschließlich große Unternehmen, die Nachfrage der KMU stieg hingegen leicht an. Im Gegensatz zur Vorperiode wurde der leichte Nachfragerückgang nicht von einem geringeren Finanzierungsbedarf, sondern von einer verstärkten Inanspruchnahme alternativer Finanzierungsquellen (Schuldverschreibungen, Kredite von anderen Banken, aber auch Innenfinanzierung) verursacht. Für das zweite Quartal 21 erwarten die Banken einen leichten Anstieg der Kreditnachfrage der Unternehmen (vor allem von Großbetrieben). Im Rahmen der aktuellen Befragungsrunde wurden neben den regelmäßigen Fragen Zusatzfragen über die Effekte der Krise auf die Refinanzierung der Banken in den Fragebogen aufgenommen. Dabei zeigte sich, dass sich die im vierten Quartal 29 eingeleitete Trendwende bei den Refinanzierungsmöglichkeiten der Banken im Berichtszeitraum fortsetzte. Im ersten Quartal 21 berichteten die Banken wiederum eine leichte Verbesserung beim Zugang zu Refnanzierungsmitteln. Das galt für die Mittelaufnahme auf dem Geld- und Anleihemarkt ebenso wie für Verbriefungen, bei den Eigenkapitalkosten wurden noch leichte Anspannungen gemeldet. Befragung durch das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung Im März 21 führte das WIFO bereits zum 5. Mal im Auftrag der Oesterreichischen Nationalbank eine Sonderbefragung im Rahmen des Konjunkturtests zu den aktuellen Kreditfinanzierungsbedingungen durch. Dabei wurde ein repräsentatives Sample an Unternehmen nach seiner Einschätzung des Kreditvergabeverhaltens der Banken sowie der Kreditnachfrage befragt. Das Sample umfasste diesmal 446 Unternehmen. Kreditangebot: Die ersten beiden Fragen hatten die Bedingungen für Kredite zum Inhalt. Dabei wurde zwischen bestehenden und neuen Krediten unterschieden. 15 Kreditrichtlinien sind die internen, schriftlich festgelegten und ungeschriebenen Kriterien, die festlegen, welche Art von Krediten eine Bank als wünschenswert erachtet. 16 Unter Kreditbedingungen sind die speziellen Verpflichtungen zu verstehen, auf die sich Kreditgeber und Kreditnehmer geeinigt haben. 22