Spengler, Dr. Andreas und Schüler des Hölty-Gymnasiums, Wunstorf



Ähnliche Dokumente
Künstler als Opfer der NS-Psychiatrie

Das Denkmal von den Grauen Bussen. Texte in einfacher Sprache

Dokumentation Konrad Jakobi Stolperstein-Verlegung in Darmstadt am Erich-Ollenhauer-Promenade (Schlossgasse 26)

Grafeneck 1940 und die Euthanasie -Verbrechen in Südwestdeutschland - Geschichte und Erinnerung oder aber

Unterrichtsmaterialien in digitaler und in gedruckter Form. Auszug aus:

EUTHANASIE IN HADAMAR. Die nationalsozialistische Vernichtungspolitik in hessischen Anstalten LANDESWOHLFAHRTSVERBAND HESSEN

Copyright: Julia Gilfert 2017

Deutschland nach 1933

Hadamar Gedenkstätte für NS- Euthanasie

Die NS-Euthanasie-Verbrechen

Die Geschichte der Anstalt von 1866 bis 2014 Informationen zum Event GC5XYMR

70 JAHRE KRIEGSENDE Gedenkstätten in Linz

GEDENKSTÄTTE FÜR DIE OPFER DER NS-EUTHANASIE-VERBRECHEN

Der zweite Weltkrieg

Schindlers Liste eine Annäherung an den Holocaust mittels eines Filmabends

NATIONALSOZIALISTISCHE RASSENIDEOLOGIE (ARBEITSBLATT 1)

"Euthanasie" im NS-Staat: Die "Vernichtung lebensunwerten Lebens" Click here if your download doesn"t start automatically

Das kurze Leben von Anna Lehnkering

3. Zwangssterilisation

Das Schicksal der Juden in Polen: Vernichtung und Hilfe

Stolpersteine für Georg Beerwald und Sidonie Beerwald

Übersicht Pressemitteillungen vor der Eröffnung der Gedenkstätte

Ansprache zum Volkstrauertag

Es gilt das gesprochene Wort

"Da kommt wieder die Mordkiste", so war ein Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom überschrieben, den mir mein alter Klassenkamerad

BULLETIN DER BUNDESREGIERUNG

Informieren und Erinnern: die Euthanasie-Verbrechen und die Tiergarten-Straße 4 in Berlin

ARBEITSBLÄTTER 13/16 ANNE FRANK UND DER HOLOCAUST

Rede zum Volkstrauertag Dieter Thoms

Juni 1933 Dezember 1937 ab Dezember 1938

Gestorben im Russenlager. Rückführung der Zwangsarbeiter aus der Region

Redebeitrag von Dr. Hartmut Traub am 27. Januar 2017

BULLETIN DER BUNDESREGIERUNG

Anlässlich der Einweihung der Gedenkstele für die Euthanasie -Opfer des Nationalsozialismus im Landkreis Groß-Gerau

Sinti und Roma im KZ Neuengamme

Merseburg, den 8. September 2014 Verlegung einer Stolperschwelle vor dem ehemaligen Gesundheitsamt

Im Frühjahr 1933 begannen die bauten der ersten offiziellen Konzentrationslager.

Plenarsitzung Freitag, 27. Januar 2017, 10 Uhr: Es gilt das gesprochene Wort

Projekt zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus : (Das Projekt begleiteten Frau Brändle und Herr Kreuzer)

lebenswert lebensunwert Fest im Griff des NS-Regimes Euthanasie und Zwangssterilisation in der Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen

Am 11. November 1918 kam diese Katastrophe an ihr Ende. Aber die Ruhe nach dem Sturm war, wie wir heute wissen, die Ruhe vor dem Sturm.

selbst ist noch ziemlich nervös, da sie kurz vor ihrer Abreise aus Deutschland im Gefängnis war. Sie gibt Folgendes zu Protokoll:

Verdrängen, Vergessen, Erinnern

HAUSAUFGABEN ANNE FRANK UND DER HOLOCAUST

Volkstrauertag 13. November 2016

Zusammenfassung 26. Oktober (relevant für Tests und Klausuren)

Deserteure an Front und Heimatfront? NS-Justiz in Westfalen-Lippe. Hugo Nölke

Inhalt. I. Zur Person Hitlers II. NSDAP und Staat Vorwort... 9

AUSGELÖSCHT. BEGLEITHEFT zur Ausstellung: Opfer der NS-Euthanasie aus Tirol, Vorarlberg und Südtirol.

Gedenkveranstaltung am Lagerfriedhof Sandbostel

Euthanasie Aktion T 4. Übersicht

Drei Massaker, zwei Gedenksteine, ein Friedhof1 und zwei Tafeln

Vom Wandel einer Gedenkstätte Die Gedenkstätte Hadamar für die Opfer der NS-Euthanasie-Verbrechen

Neuzeit: Ermordung von Kranken und Behinderten im Nationalsozialismus

Rede und Gebet am Volkstrauertag Pfarrer Matthias Hembrock Bocholt, Friedhof an der Blücherstraße, Sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe

ArchitekTOUR. Die Kegelbahn

Passbilder von Sophie und Leib Engelhard, Quelle: Belgisches Staatsarchiv, Aktennr. A , Bl. 22 u. 24

Rede der Präsidentin des Landtages Mecklenburg- Vorpommern. Frau Sylvia Bretschneider

Das NS-Vernichtungsprogramm in Mecklenburg-Vorpmmern - die Stralsunder Verhältnisse

Euthanasie. Die Morde an Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen in Hamburg im Nationalsozialismus

Stationen einer Recherche zur Euthanasie

Arbeitsblätter zum Besuch der KZ-Gedenkstätte Sandhofen

Der Kattowitzer NS-Regierungspräsident Dr. Walter Springorum und seine Nachkriegsrelationen im Spiegel der Archivalien von

Hannover-Mühlenberg (Hanomag/Linden)

1. September 2011, 11 Uhr, Eröffnung der Ausstellung Denkmal der Grauen Busse am Sitz des Landschaftsverbandes Rheinland, Kennedy-Ufer-2

Der Kalender des Massenmörders

Büro des Oberbürgermeisters - AZ: Sü OB Rede zur Gedenkstunde anlässlich der Reichspogromnacht am

Oberbürgermeisterin Helma Orosz. Grußwort. Datum/Zeit/Ort: 13. Februar 2014

Gymnasium Ettenheim Geschichte Kern- und Schulcurriculum. Rassenlehre Sozialdarwinismus. Gleichschaltung

Hans-Walter Schmuhl. Eben-Ezer, Bethel, Wittekindshof Vernetzungen zwischen Einrichtungen der Inneren Mission vor dem Hintergrund der NS- Euthanasie

- Lieg im South Beach Distrikt von Miami - Holocaust Memorial Commitee wurde von Holocaust Überlebenden gegründet - Es ist ein Rundgang mit

Inhaltsverzeichnis. Vom Imperialismus in den Ersten Weltkrieg 10. Nach dem Ersten Weltkrieg: Neue Entwürfe für Staat und Gesellschaft

Cornelia Prüfer-Storks, Präses der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz der Freien und Hansestatt Hamburg

Sonderbehandlung 14 f 13 Transport nach Bernburg

Rede Volkstrauertag Sehr geehrte Damen und Herren,

Sperrfrist: 17. April 2016, Uhr Es gilt das gesprochene Wort.

Projekt zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus : (Das Projekt begleiteten Frau Brändle und Herr Sterk)

Zusammenfassung: Projektbericht: Einleitung

Übersicht Pressemitteillungen zur Eröffnung der Gedenkstätte für Kindereuthanasieverbrechen am 06. Mai 2011

Zwei Gedenkveranstaltungen in Weißwasser. Zwei Gedenkveranstaltungen in Weißwasser

Und vor allem: WARUM geschieht uns das alles? Was in aller Welt habe ich getan, um so viel Schmerz und Leid über meine Familie zu bringen?

Ihnen heute die Humanitätsmedaille der Stadt Linz zu verleihen, ist mir nicht nur ein Anliegen, sondern eine ganz besondere Ehre.

Aufmerksame Passanten haben. Stolpersteine. gegen das Vergessen NEUES AUS DER STIFTUNG HENRIETTE WAGNER EMMA BUKFOZER

Auschwitzfahrt ( )

Region Aachen - Menschen mit Behinderungen oder mit Nerven-Krankheiten in der Nazi-Zeit. Leicht verständliches Begleit-Heft zur Ausstellung

Medizin im Nationalsozialismus

ab abend Abend aber Aber acht AG Aktien alle Alle allein allen aller allerdings Allerdings alles als Als also alt alte alten am Am amerikanische

BULLETIN DER BUNDESREGIERUNG

Wortformen des Deutschen nach fallender Häufigkeit:

ERINNERN, VERSTEHEN UND HANDELN

Gruppenpuzzle Kinderarbeit

+++Sperrfrist 16. Februar 2009, 18 Uhr +++ Es gilt das gesprochene Wort!

15 Minuten Orientierung im Haus und Lösung der Aufgaben, 30 Minuten Vorstellung der Arbeitsergebnisse durch die Gruppensprecher/innen.

Meine Tante wird am 7. März 1940 ermordet. Sie heißt Anna Lehnkering und ist 24 Jahre alt. Anna wird vergast. In der Tötungs-Anstalt Grafeneck.

6215/J XXIV. GP. Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich. ANFRAGE

Der Lebensweg von Dorothea Buck

Zum Gedenken an. Wilhelm LŸbke. Geboren am 1. September 1915 Gestorben (FŸr tot erklšrt)

Unterwegs in Berlin. Karl-Bonhöffer-Nervenklinik: Aufarbeitung an historischem Ort / Interview mit Christina Härtel

Transkript:

Pressezentrum Sperrfrist: Programmbereich: 25.05.2005; 14:00 Uhr Anfang und Ende Dokument: GBE_1_833 Veranstaltung: Referent/in: Ort: Gedenken zu Beginn: Herr über Leben und Tod Spengler, Dr. Andreas und Schüler des Hölty-Gymnasiums, Wunstorf Aegidienkirche Programm Seite: 14 Was geschehen ist Das Beispiel Wunstorf Im Landeskrankenhaus Wunstorf bei Hannover haben Sie ein Denkmal errichtet. Danach wurden 1940 bis 1941 aus der damaligen Heil- und Pflegeanstalt 370 Menschen abtransportiert und dann in Gaskammern umgebracht. Wie konnte das geschehen? Wie war das überhaupt möglich? Die Nationalsozialisten wollten das, was sie für Minderwertigkeit und Krankheit hielten, ausmerzen. Fortschrittsgedanken der damaligen Medizin, vor allem Rassenhygiene und Erblehre lieferten schon Ende des 19.Jahrhunderts die Argumente: Psychisch Kranken und geistig Behinderten wurde unerträgliches Leiden unterstellt. Den angeblich Unheilbaren wurde ihre Eigenschaft als Person und damit ihr Lebensrecht abgesprochen. Dies wurde als Erlösung und Gnadentod bezeichnet. Man forderte 1920 offen die "Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens, um Kosten für so genannte Ballast-Existenzen in den Anstalten einsparen. Der Begriff Euthanasie meint ursprünglich einen guten Tod. In der NS-Zeit wurde daraus der flächendeckend durchorganisierte Massenmord. Schon 1933 gab es ein Erbgesundheitsgesetz, das bis Kriegsende zu über 350.000 Zwangs-Sterilisierungen führte. Auch Wunstorf hatte eine erbbiologische Abteilung. Schon im September 1939 wurden in Polen tausende psychisch Kranke erschossen.

2 Die sogenannte T4-Aktion, benannt nach der Tiergartenstraße 4 in Berlin, begann mit Kriegsbeginn. Hitler bevollmächtigte im Oktober 1939 durch Erlaß den Reichsleiter Phillip Bouhler und seinen Leibarzt Karl Brandt, mit Hilfe von dazu befugten Ärzten im ganzen Reich planmäßig die Tötung psychisch Kranker durchzuführen. Es gab kein Gesetz. Der Brief wurde nicht veröffentlicht. Alles lief auf dem Dienstweg perfekt organisiert ab und wurde normales Verwaltungshandeln. Es gab Tarnorganisationen, die sich gemeinnützig nannten. Die Ärzte mußten ab Anfang 1940 auf detaillierten Fragebögen Patienten melden. Dazu gehörten nicht nur Menschen mit Erbkrankheiten, sondern auch mit heute gut behandelbaren Leiden, schizophrenen Psychosen, chronischem Alkoholismus, Epilepsie oder geistiger Behinderung. Entscheidendes Kriterium war, ob die Menschen noch arbeiten konnten. Ausnahmslos waren Patienten zu melden, die länger als 5 Jahre dauerverwahrt waren, psychisch kranke Straftäter und ausländische Kranke. Obergutachter entschieden in Berlin über Leben und Tod. Die Kranken wurden über eigene Transportorganisationen in andere Anstalten verbracht, planwirtschaftlich verlegt, Wertsachen und alle Akten wurden mitgegeben. Anschließend wurden sie in eine der sechs industriellen Tötungsanlagen transportiert und gingen in die Gaskammer. Sie erhielten Totenscheine mit gefälschten Todesursachen, Angehörige wurden getäuscht. Die Anstalten rechneten über Monate für längst Verstorbene Verpflegungskosten ab. Schon ab Ende 1939 wurden auch behinderte oder mißgebildete Kinder in sogenannten Kinderfachabteilungen, z.b. in Lüneburg getötet. Wissenschaftler betrieben bis Kriegsende Forschungen an den Gehirnen der Opfer. Die Verantwortlichen hatten keinerlei Schuldgefühl. Welche Rolle spielte Wunstorf in dem grausamen Plan? Was wurde den Opfern konkret in Wunstorf angetan?

3 Eine Sonderaktion betraf schon 1940 die jüdischen Patienten. Sie waren schon nach 1938 getrennt untergebracht. In Wunstorf als Sammelort wurden in der Woche vom 21. bis 25. September 1940 ausnahmslos alle jüdischen Kranken aus ganz Norddeutschland und Westfalen zusammengezogen. Vier Patienten konnten nach Eingaben von Angehörigen noch entlassen und gerettet werden. Am 27.September 1940 wurden 158 Kranke nach Brandenburg deportiert. Offiziell ging die Verlegung in eine Nervenheilanstalt in Cholm bei Lublin. Dieser Ort existiert. Aber es gab dort nie eine Anstalt. Alle wurden im sog. Alten Zuchthaus in der Neuendorfer Straße 10 in Brandenburg mit Kohlenmonoxyd umgebracht. Die Gaskammern waren als Duschen getarnt. In Wunstorf wurde ihnen äußerlich kaum Gewalt angetan, weil offiziell nur eine Verlegung in eine andere Anstalt erfolgte. Was sie geahnt haben, was sie an Angst durchlitten haben, können wir nur erahnen. Wahrscheinlich wußten die Opfer bis zuletzt nicht, was ihnen geschah. Sterbeurkunden wurden mit Diagnosen wie Fleckfieber versehen und mit Kurierdienst auf die Post in Lublin gebracht, abgestempelt und den Angehörigen zugesandt. Die eigentliche T4-Aktion hatte Anfang 1940 in Süddeutschland begonnen. Sie führte in Wunstorf zur Deportation von 212 Patientinnen und Patienten. Diese liefen äußerlich genauso ab wie im übrigen Reich. Zwischen April und Oktober 1941 wurden insgesamt 51 Frauen und 161 Männer nach Idstein, Scheuern und Eichberg deportiert. Etliche starben noch in diesen Anstalten, einzelne überlebten dort. Die meisten fanden den Tod in den Gaskammern von Hadamar. Belegt ist dies bis heute für 95 von ihnen. In Hadamar sind in 8 Monaten über 10.000 Menschen umgebracht worden. Man muß von industriellen Tötungsanlagen sprechen. Die T4-Aktion forderte im ganzen Deutschen Reich rund 70.000 Opfer. Was wußten Ärzte, Pflegepersonen bzw. die Verwaltungen der Krankenhäuser? Gab es Widerstand in Wunstorf?

4 Offiziell war nicht von Tötungen die Rede. Alle Beteiligten handelten nach höherer Anweisung und innerhalb ihrer Hierarchie. Für uns ist heute unfaßbar, wie im Alltag alles ganz normal ablief. Jeder war nur ein Rädchen im Getriebe und tat seine Pflicht. Den Endverantwortlichen war 1941 klar,daß es um Tötungen ging. Das Pflegepersonal hatte wohl offiziell keine Kenntnis, konnte sich aber, wie Zeugenaussagen belegen, 1941 seinen Teil zusammenreimen. Bei ihrer Verabschiedung berichtete eine verdiente Krankenschwester meinem Vorgänger Asmus Finzen unter Tränen, wie sie vierzig Jahre zuvor, am Abend vor dem Transport ihre Patienten zwischen den Schulterblättern auf einem Leukoplaststreifen beschriften mußte. Sie war voll Verzweiflung, sie ahnte das Unheil. Finzen forschte nach.. Er beschrieb 1984 in seinem Buch die Verstrickung einer Anstalt in die Tötung psychisch Kranker auf dem Dienstweg. Viele Krankenakten sind im Staatsarchiv. Ich habe vor Tagen die alten Listen wieder in die Hand genommen. Es gab Menschen, die Einzelne retten konnten. Wenige wurden noch rechtzeitig entlassen. Einzelne wurden zu ihrer Rettung kurzfristig in andere Anstalten verlegt, dann aber doch abtransportiert. Wunstorfer Ärzte haben die Beantwortung der Meldebögen verschleppt. Darauf rückte eine Ärztekommission an, die im Juni 1941 vor Ort nachprüfte und weitere Kranke auswählte. eine ganze Station wurde übersehen. Beamte der Provinzialregierung Hannover gaben rechtliche Bedenken nach Berlin. Sie erreichten in Einzelfällen eine Rettung zum Beispiel bei Soldaten aus dem ersten Weltkrieg, die eine Kriegsbeschädigung davongetragen hatten. Der Schlossermeister Steege meldete seinen Patienten Bubi als abgängig und versteckte ihnbis zum Kriegsende. Bubi überlebte und legte ihm später jahrelang alle vier Wochen einen Blumenstrauß auf sein Grab. Etwa ein Drittel der damals 690 Kranken wurde aus Wunstorf abtransportiert.

5 Inwiefern wussten die Bevölkerung und die Familienmitglieder Bescheid? Öffentlichkeit und Angehörige wurden systematisch getäuscht. Dennoch nahmen schon 1940 Beschwerden von Angehörigen zu. Der Bischof von Münster Graf v.galen sprach in einer Rede am 3.August 1941 öffentlich von Mord. Die Vergasungen wurden beendet. Die Mordwelle aber ging bis Kriegsende in vielen Anstalten weiter. Sie erfaßte später auch psychisch kranke Heimbewohner, russische und polnische Zwangsarbeiter und KZ-Insassen. Man ließ sie verhungern, gab ihnen tödliche Spritzen. Die T4-Zentrale blieb immer beteiligt. Vorsichtige Schätzungen sprechen von insgesamt rund 150.000 Opfern der verschiedenen direkten Tötungsaktionen an psychisch Kranken allein im damaligen Reichsgebiet das war das Vorbild für den Holocaust, für die Vernichtungsaktionen an Juden und an Sinti und Roma,. Die Wunstorfer Anstalt, heute ein modernes Fachkrankenhaus, wurde am 1.September 1941 geschlossen und nach dem Kriege wieder eröffnet.