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Die Voreingenommenheit internationaler Energieinstitutionen Das Beispiel Internationale Energieagentur (IEA) H ANS J OSEF F ELL Regierungen, Parlamentarier, Manager, Journalisten und viele andere lassen sich für ihre Handlungen in Energiefragen von vielen wissenschaftlichen Institutionen beraten. Vor allem die großen internationalen Energieagenturen beeinflussen die weltweite Energiepolitik. Dies sind insbesondere die Internationale Atomenergiebehörde IAEO in Wien und die Internationale Energieagentur IEA in Paris. Während die IAEO ausschließlich für Atomenergie zuständig ist, gilt die IEA als weltweit wichtigste Institution für alle Energiefragen. So veröffentlicht sie fast jährlich einen Weltenergieausblick (World Energy Outlook, WEO), in dem sie die wichtigsten aktuellen Energiedaten der Welt zusammenfasst und Prognosen über die zukünftige Energieversorgung und zukünftige Energiepreise macht. Der World Energy Outlook gilt somit als wichtigste Grundlage, sozusagen als Bibel für die Energiepolitik faktisch aller Regierungen der Erde. Dabei wird unterstellt, dass die IEA-Prognosen objektiv sind, auf der Basis abgewogener wissenschaftlicher Untersuchungen. So kommt es auch, dass der weit überwiegende Teil aller wissenschaftlichen Prognosen für die zukünftige Energieversorgung lediglich von der IEA abgeschrieben sind. Schlimmer noch, wer anderes als die IEA wissenschaftlich nachweist, gilt als Außenseiter oder sogar als unwissenschaftlich, sofern er zu anderen Erkenntnissen kommt und diese publiziert. So gibt es manchmal ungewollt ein ganzes Kartell von Wissenschaftsinstituten und Wissenschaftlern, die untereinander abschreiben und sich immer wieder gegenseitig zitieren, so dass der Eindruck eines klaren wissenschaftlichen Fundaments entsteht. Meist lässt sich dies alles aber nur auf die Daten der IEA zurückführen. Die Wirklichkeit in der IEA sieht jedoch völlig anders aus. Die IEA macht keine eigenen Wissenschaften, sondern besteht im wesentlichen aus Statistikern, die ihnen zugetragenes Zahlenmaterial ohne tiefgründige wissenschaftliche Hinterfragung zusammentragen. Meist sind es Meldungen von Staaten und Konzernen über Reserven und Prognosen von Energieressourcen, die einfach aufaddiert werden. Dass solche Meldungen auch von hohem politischen oder finanziellen Interesse getragen sind, liegt auf der Hand. Als Shell vor einigen Jahren die eigenen Reserven deutlich nach unten korrigierte, sackten die Aktienkurse dramatisch ab. So kommt es, dass viele gemeldete Zahlen über Rohstoffreserven und Ressourcen geschönt werden. Gegründet wurde die IEA im Jahre 1973 als Antwort auf die OPEC Krise. Wichtige Energieverbraucherländer gründeten die IEA um einen Schutz gegen die Macht der Energieförderländer zu erhalten. Seit 1974 ist die IEA eine OECD Organisation, mit inzwischen 28 Mitgliedsländern. Unter ihnen sind auch große Rohstofflieferanten, wie beispielsweise Australien oder Kanada, die wichtige Uran-, beziehungsweise Kohlelieferländer sind. Dies ist deshalb bedeutsam, weil nicht nur beim Erdöl, sondern gerade auch beim Uran und bei der Kohle eine völlige Überzeichnung der Ressourcenlage durch die IEA festzustellen ist. 3

Ziel der IEA ist die Sicherung einer zuverlässigen, kostengünstigen und umweltfreundlichen Energieversorgung. Wie im Folgenden erkennbar, wird die IEA genau diesem Ziel nicht gerecht. Zu den wesentlichen Aufgaben gehören: Unterbrechungen der Ölversorgung vorbeugen und bewältigen; vorausschauende Energiepolitik fördern; Unterhaltung eines Informationssystems für den internationalen Ölmarkt; Verringerung der Abhängigkeit von Ölimporten durch Förderung alternativer Energiequellen und Steigerung der Energieeffizienz. Im Prinzip ist die IEA eine Organisation, die bewusst oder unbewusst, aber höchstwahrscheinlich politisch gesteuert die Interessen der großen Mineralöl-, Erdgas-, Kohle- und Urankonzerne vertritt. Dies lässt sich an verschiedenen Aktionen, Aussagen und Prognosen der IEA leicht ablesen: Anhand der Statistiken, der Ölpreisprognosen, der Energieprognosen und ihrer politischen Aus-sagen. Die Statistiken Die IEA verwendet Primärenergiestatistiken. Dies ist zwar nicht wissenschaftlich falsch, lässt aber die großen Vorteile der Erneuerbaren Energien nicht erscheinen. Für die von den Verbrauchern benötigte Energie, muss mit fossilen und atomaren Energien, vor allem bei der Stromerzeugung etwa die dreifache Menge an Primärenergien bereitgestellt werden. So fallen bei der Erzeugung von einer Kilowattstunde Windstrom keine Abwärmemengen an. Dagegen wird bei dem Verbrauch von einer Kilowattstunde Strom aus Kohle oder Kernenergie etwa die dreifache Menge an Primärenergie aus Kohle oder Uran benötigt, weil 2/3 der eingesetzten Energie nutzlos durch die Kühltürme gejagt wird. Dieses Missverhältnis zeigt sich auch in den unterschiedlichen Energiestatistiken. In der jüngsten Primärenergiestatistik der IEA wird die Atomenergie mit 6,4 % des Weltenergieverbrauchs angegeben. Verwendet man aber eine Statistik, die nur die genutzte Energien darstellt, dann hat die Kernenergie nur etwa einen Anteil von 2,4 % am Energieverbrauch. Da aber eigentlich nur die tatsächlich genutzte Energie den Bedarf stillt und eben nicht die über die Kühltürme verschwendete Energie, macht die IEA unseriöse Energiestatistiken. Sie überzeichnet die Bedeutung der atomaren und fossilen Energien und unterbelichtet die der Erneuerbaren Energien. Die Ölpreisprognosen Seit etwa der Jahrtausendwende haben sich die Rohölpreise fast verneunfacht. Von 12 US-$ pro Barrel auf knapp unter 100 US-$ Ende 2007. Die IEA hat diese Preis Entwicklung nie vorausgesagt. IEA Ölpreisprognosen 4

Damit hat sie großen volkswirtschaftlichen Schaden verursacht, denn noch im Jahre 2004 wurden viele Energieerzeugungsanlagen gebaut, mit einer Wirtschaftlichkeitsberechnung, die für 20 Jahre einen Ölpreis unter 30 US-$ einsetzten. Aber genau mit dem Argument der angeblichen Unwirtschaftlichkeit, weil eben Erdöl viel billiger sei, wurden tausendfach Hackschnitzelheizung, Sonnenkollektoren oder Ökostromanlagen abgelehnt - in der öffentlichen genauso wie in der privaten Investitionsentscheidung. Doch heute geht das Spiel noch weiter. Als der Ölpreis im November 2007 bei etwa 100 US-$ stand, prognostizierte die IEA wie immer einen schnellen Rückgang des hohen Ölpreises, mit einer minimalen Steigerung auf etwa 62 US-$ pro Barrel für das Jahr 2030. Eine absurde und völlig weltfremde Prognose; doch wie immer gilt genau diese in der öffentlichen Debatte als realistisch. Es gibt nur eine Erklärung für diese weltfremde Prognose: Würde die IEA einen Ölpreis von 200 US-$ für die kommenden Jahre prognostizieren, dann würde die ganze Welt sich sehr schnell nach Alternativen zum Erdöl umschauen und vor allem bei Erneuerbaren Energien landen. Der Ölpreis würde dann vielleicht sogar tiefer fallen als von den Konzernen gewünscht und zusammen mit der geringeren Nachfrage würden die Ölkonzerne heftige Gewinneinbußen verzeichnen, vielleicht sogar rote Zahlen. IEA Energieszenarien Die Energieszenarien der IEA lassen sich vor allem durch zwei Fehlprognosen klar auf den Punkt bringen: 1. Konsequente Überschätzung der Verfügbarkeit und der Reserven für atomare und fossile Rohstoffe. 2. Konsequente Unterschätzung der Wachstumsmöglichkeiten der Erneuerbaren Energien. Somit prognostiziert die IEA selbst für das Jahr 2030 einen Anteil von Erneuerbaren Energien mit wenigen Prozenten. Damit signalisiert sie fatalerweise, dass die Erneuerbaren Energien auch in Zukunft keinen nennenswerten Beitrag liefern können. Nur so ist es zu erklären, dass weiterhin weltweit Regierungen und Unternehmen nicht auf Erneuerbare Energien setzen. Besonders eklatant irreführend werden die Energieprognosen der IEA bei der Verfügbarkeit von Erdöl. In ihren aktuellen Prognosen stellt die IEA dar, dass die heutige Erdölförderung von etwa 81 Mio. Barrel pro Tag bis 2030 auf knapp 120 Mio. Barrel gesteigert werden könne. Angesichts der rückläufigen Erdölförderung in weiten Weltregionen außerhalb der OPEC und einer zur beobachtenden Stagnation innerhalb der OPEC erscheint auch diese Prognose als völlig weltfremd und nur durch eigennützige Verkaufsinteressen der Erdölkonzerne begründbar. Genauso wie bei hohen Ölpreisprognosen würden Prognosen über eine jetzt beginnende, schnell zurückgehende Verfügbarkeit von Erdöl massive Investitionen zur Abkehr von Erdöl bewirken und erneut wären die Geschäfte der Mineralölkonzerne geschädigt. Vor kurzem hat die OPEC sogar davor gewarnt, wenn die Weltgemeinschaft stärker in Erneuerbare Energien investiere, dann müsse sie ihre Investitionen in Erdöl einstellen. Diese Drohung wirkt offensichtlich, da die IEA ja den Erneuerbaren Energien nichts zutraut und somit viele Verbraucher weiterhin die Hoffnung in neue Erdinvestitionen setzten. Die IEA macht Politik Besonders infam ist es, dass die IEA auch noch mit Empfehlungen an die Regierungen die Entwikklung von Gesetzen im Energiebereich beeinflusst. So hatte die IEA erst vor kurzem Deutschland aufgefordert, dass EEG abzuschaffen. Es sei angeblich zu teuer und es gäbe mit Zertifikaten und Quotenregelungen bessere und effizientere Gesetze für die Einführung der Erneuerbaren Energien. Es stört die IEA offensichtlich nicht, dass an vielen Beispielen klar belegbar das glatte Gegenteil der 5

Fall ist. So hat Großbritannien seit Jahren ein Zertifikatsregelung und eben keine EEG ähnliche Einspeisevergütung. Genau deshalb sind in Großbritannien nur 10 % der Windkraftanlagen Deutschlands installiert und zudem ist der Windstrom etwa doppelt so teuer wie hierzulande - und dies alles obwohl in Großbritannien vielmehr Wind weht als in Deutschland. Diese Politikempfehlung der IEA kann nur als Interessenvertretung der fossilen und atomaren Energiekonzerne verstanden werden. Die Energy Watch Group Der klaren Desinformationspolitik der IEA muss eine wissenschaftliche Aufbereitung der Energiedaten und Energieprognosen entgegengestellt werden. Dieser Herkules-Aufgabe hat sich die Energy Watch Group gestellt. Sie wurde vor gut einem Jahr gegründet, auf Initiative von EUROSOLAR- Vizepräsident Hans Josef Fell MdB mit Unterstützung von EUROSOLAR und dem WCRE, sowie anderer meist wissenschaftlicher Einrichtungen. Große Unterstützung erfährt die Energy Watch Group von der Ludwig Bölkow Stiftung, die aus ihren Stiftungsmitteln die Finanzierung der wissenschaftlichen Arbeiten, sowie der Öffentlichkeitsarbeit übernimmt. Die Bölkow Stiftung ist dankbar um jede kleine und große Spende, auch aus den Unternehmen der Branche Erneuerbare Energien, die diese Arbeit unterstützt. Die Wissenschaftlergruppe, unter der wissenschaftlichen Leitung des EUROSOLAR-Vizepräsidenten Dr. Harry Lehmann, hat bereits drei wissenschaftliche Berichte veröffentlicht, die zu völlig anderen Analysen als die IEA kommen. Die hauptsächliche wissenschaftliche Arbeit wurde bisher von den wissenschaftlichen Einrichtungen Ludwig Bölkow Systemtechnik und ISUSI geleistet. Die Zusammenarbeit mit weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen ist erwünscht. Im Oktober 2007 wurde in London der Erdölbericht vorgestellt, dessen Ergebnisse von denen der IEA erheblich abweichen. So weist die Energy Watch Group nach, dass das Maximum der Erdölförderung der Erde bereits im Jahre 2006 überschritten wurde. In den kommenden Jahren werden die Erdölförderung und damit die Verfügbarkeit Weltweite Erdölförderung Quelle: Energy Watch Group 6

von Erdöl um jährlich etwa 3 % sinken. Im Jahre 2030 werden dann nur etwa 40 Mio. Barrel tägliche Erdölförderung möglich sein und eben nicht die von der IEA prognostizierten knapp 120 Mio. Barrel. Dieser schnelle Rückgang der Erdölförderung wird die Welt in eine gigantische Wirtschaftskrise stürzen, da sie sich in den Vorjahren nicht mit Erneuerbaren Energien auf diese sich auftuende Energielücke vorbereitet hat. Auch Kohle und vor allem Uran werden nicht in der Lage sein, diese Versorgungslücke auszugleichen, so die Ergebnisse der beiden anderen bisher veröffentlichten Berichte der Energy Watch Group. Zwei weitere Berichte sind für die nächsten Monate geplant: Ein Report über Erdgas, sowie eine Darstellung der Wachstumsmöglichkeiten der Erneuerbaren Energien, auf der Basis der bisher erreichten Wachstumsraten. Die seit Jahren weltweit anhaltenden Wachstumsgeschwindigkeiten der Erneuerbaren Energien sind wesentlich höher, als die Prognosen der IEA. Das Ziel der Energy Watch Group, eine breite Öffentlichkeit mit realitätsnahen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu erreichen, ist auf der Londoner Konferenz weltweit erstmals gelungen. Viele wichtigen Zeitungen und britische Nachrichtensender wie NBC oder CNN haben ausführlich berichtet. In Nordamerika und Asien werden die Ergebnisse intensiv diskutiert. Es ist das Ziel, eine weitere Beeinflussung der öffentlichen Debatte zu erreichen, vor allem um die Energiepolitik der Erde auf realistischere Füße zu stellen, als dies von der IEA getan wird. Fazit Als Fazit lässt sich über die Arbeit der IEA folgendes feststellen: Die IEA puscht die Konzerninteressen für Mineralöl, Erdgas, Kohle und Atomenergie. behindert in höchstem Maße die weltweite Umstellung auf Erneuerbare Energien. gefährdet in höchstem Maße die Weltwirtschaft und verhindert wirksamen Klimaschutz. Die IEA wird ihrem selbst gesteckten Ziel, einer zuverlässigen, kostengünstigen und umweltfreundlichen Energieversorgung nicht gerecht. Hans-Josef-Fell ist Mitglied des Bundestages und Vizepräsident von EUROSOLAR Bei diesem Beitrag handelt es sich um eine Kurzfassung des Vortrags des Autors auf der Weltversammlung für Erneuerbare Energien im November 2007 in Bonn. 7