01 DIAGNOSTIK + THERAPIE DIAGNOSTIK UND THERAPIE BEI MS: FRÜHZEITIG ERKENNEN ERFOLGREICH BEHANDELN
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER, die Diagnose Multiple Sklerose (MS) ist für die Betroffenen zunächst ein Schock. Doch eine frühe Diagnose und eine rechtzeitige Behandlung mit hochwirksamen Medikamenten können den Verlauf effektiv abschwächen und verzögern. Der vorliegende Ratgeber bietet Ihnen einen Überblick über die Untersuchungsmethoden zur Diagnose der MS sowie die aktuell verfügbaren Therapieoptionen. Außerdem finden Sie hier Tipps zum Umgang mit möglicherweise auftretenden Nebenwirkungen. Mit Hilfe moderner Medikamente und begleitender Therapieverfahren erreichen viele MS-Patienten heute eine hohe Lebensqualität. INHALTSVERZEICHNIS MS-Erkrankung 4 Diagnose MS 5 Klinisch-neurologische Kriterien 6 Neurologische Untersuchung 6 Technische Untersuchungsmethoden 8 Zusatzdiagnostik 10 Diagnosesicherung 12 Einordnung der Untersuchungsverfahren 13 Die MS-Therapie 14 Die Behandlung von Nebenwirkungen 16 Zusätzliche Informationen finden Sie auf unserer Website www.leben-mit-ms.de oder über das Merck Serono Service Center unter 0800-7324344 Wir wünschen Ihnen alles Gute! Mit freundlichen Grüßen Ihr RebiSTAR -Team 3
MS-ERKRANKUNG MULTIPLE SKLEROSE (MS) IST EINE CHRONISCH ENTZÜNDLICHE ERKRANKUNG DES ZENTRALEN NERVENSYSTEMS (ZNS). Die Krankheit setzt in der Regel im frühen bis mittleren Erwachsenenalter ein. Bei MS treten in den Bereichen deszns, dem Gehirn und Rückenmark, verstreut vielfache (multiple) entzündliche Herde auf, die vermutlich durch den Angriff körpereigener Abwerzellen auf die Myelinscheiden der Nervenzellfortsätze verursacht werden. Da diese Entmarkungsherde im gesamten ZNS auftreten können, kann die Multiple Sklerose fast jedes neurologische Symptom verursachen. SYMPTOME DER MS Die Symptomatik ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Sie hängt davon ab, in welchen Arealen des ZNS die Krankheitsprozesse ablaufen. Typische Symptome der MS sind: Gefühls- oder Sensibilitätsstörungen (Taubheitsgefühl, Kribbeln, Missempfindungen) Sehstörungen, wie die Wahrnehmung von Doppelbildern, Nebel- oder Schleiersehen Schwindel mit Fallneigung, Liftgefühl, unangenehmes Drehgefühl oder Brechreiz Gehstörungen von leichten Beschwerden beim Gehen bis hin zur Steifigkeit oder Muskelschwäche; manchmal überhöhte Muskelanspannungen (Spastik) Rasche körperliche und geistige Ermüdung (Fatigue) DIAGNOSE MS Die hier vorgestellten Diagnoseverfahren können einzeln betrachtet nur Hinweise auf eine bestehende MS-Erkrankung geben. Eine sichere Diagnosestellung ist in den meisten Fällen nur nach Berücksichtigung mehrerer diagnostischer Maßnahmen möglich. Da viele Frühsymptome der MS zudem auch durch zahlreiche andere Erkrankungen hervorgerufen werden können, ist eine umfassende Diagnose erforderlich. DIESE UMFASST ZWEI BEREICHE: 1. KLINISCH-NEUROLOGISCHE DIAGNOSTIK (Anamnese, neurologische Untersuchung) 2. TECHNISCHE UNTERSUCHUNGSMETHODEN (MRT, EPs, Lumbalpunktion) 4 5
1. KLINISCH-NEUROLOGISCHE KRITERIEN DIE ANAMNESE Die Anamnese umfasst die Vorgeschichte der Krankheit. Dabei fragt der Neurologe unter anderem nach folgenden Faktoren: frühere Erkrankungen, Symptome und Beschwerden dem Zeitpunkt der ersten Symptome der genauen Beschreibung der Symptome der Dauer der Symptome der sozialen und persönlichen Geschichte NEUROLOGISCHE UNTERSUCHUNG ZIEL DER NEUROLOGISCHEN UNTERSU- CHUNGEN IST DIE ÜBERPRÜFUNG DES FUNKTIONS- UND LEISTUNGSZUSTANDES DES NERVENSYSTEMS: WIE GUT UND WIE SCHNELL WERDEN DIE REIZE AN DAS GEHIRN WEITERGELEITET UND VERAR- BEITET? R e fl e x e Reflexe sind Zeichen für eine funktionierende Reizweiterleitung sowie -verarbeitung der Nerven und können nicht willentlich beeinflusst werden. Damit stellen sie einen unabhängigen Indikator für die Reizleitung dar. Typisch für die MS-Erkrankung sind abgeschwächte, fehlende oder gesteigerte Reflexe und ein unterschiedliches Reflexverhalten der Körperhälften. Motorik Bei der Untersuchung der Motorik werden die Muskelkraft und das Zusammenspiel der Muskeln überprüft. Die Sensibilität prüft der Neurologe z.b. über die Wahrnehmung von Berührung, Schmerz, Temperatur, Vibration und Lage. Die Untersuchung des vegetativen Nervensystems erfolgt durch genaues Fragen nach der Blasen- und Darmfunktion sowie durch die Beobachtung der Atmung und anhand einer Kreislaufuntersuchung. Psychischer Befund Auch die psychische Befindlichkeit spielt bei der Diagnose eine wichtige Rolle. Dazu überprüft der Neurologe die Bewusstseinslage, die Orientierung sowie die Konzentrationsfähigkeit, Merkfähigkeit und Stimmungslage des Patienten. 6 7
2. TECHNISCHE UNTERSUCHUNGSMETHODEN Magnetresonanztomografie Eine wichtige Methode zur Diagnose von MS stellt die Magnetresonanztomografie (MRT) dar. Die MRT ist besonders geeignet, Weichteilstrukturen wie das Gehirn oder das Rückenmark sowie die Bereiche des ZNS abzubilden, da sie Schnittbilder des Körperinneren erzeugt. Sie verwendet keine Röntgenstrahlen, sondern misst, wie sich das Gewebe in einem starken Magnetfeld verhält. Der Patient liegt dazu für eine bestimmte Dauer (15 bis 30 Minuten) in einer offenen oder teilweise geschlossenen Röhre. Während der Untersuchung ist es wichtig, ruhig zu liegen, damit die Bilder nicht unscharf werden. Die Messergebnisse werden auf einen Computer übertragen, der sie in Bilder, die sogenannten Scans, umsetzt. Kontrastmittel Um akute Entzündungsvorgänge in den Läsionen und deren Lage und Größe im zentralen Nervensystem nachweisen zu können, werden in manchen Fällen zusätzlich Kontrastmittel eingesetzt. Dies hebt einzelne Gewebestrukturen hervor. Evozierte Potenziale Als evozierte Potenziale (EP) bezeichnet man Nervensignale, die durch einen äußeren Reiz ausgelöst und mit einem Elektroenzephalogramm (EEG) gemessen und aufgezeichnet werden. Anhand der Aufzeichnung evozierter Potenziale können Verzögerungen oder Unterbrechungen der Informationsweiterleitung im Nervensystem festgestellt werden. Im Falle der MS gehen solche Unterbrechungen auf die Schädigung der Myelinscheidewand (der Isolierung der Nervenleitbahnen) zurück Verschiedene Formen evozierter Potenziale Visuell evozierte Potenziale (VEP) messen die Impulsleitung durch die Sehnerven. Akustisch evozierte Potenziale (AEP) geben Hinweise auf Störungen der sensorischen Bahnen im Hörnerv, des Kleinhirns und der zum Gehirn führenden (zentripetalen) Nervenbahnen. Somatosensibel evozierte Potenziale (SSEP) messen die Berührungsempfindlich keit bestimmter Abschnitte des Körpers und deren Impulsleitung zum Gehirn. 8 9
ZUSATZDIAGNOSTIK Lumbalpunktion Bei der Lumbalpunktion wird mithilfe einer Hohlnadel Nervenwasser (Liquor) aus dem Wirbelkanal der unteren Lendenwirbelsäule entnommen. Eine örtliche Betäubung ist dabei nicht notwendig. Das Nervenwasser wird dann im Labor auf bestimmte Kennzeichen, die auf Störungen der Immunreaktionen im Nervensystem hinweisen, untersucht. Bei einer MS-Erkrankung kommt es häufig zu einem vermehrten Auftreten von Entzündungszellen im Liquor. Eine solche Veränderung des Nervenwassers ist allerdings relativ unspezifisch und kann auch bei anderen Entzündungen des Zentralnervensystems vorkommen. Daher werden weitere Untersuchungsverfahren eingesetzt, mit denen eine MS-Erkrankung nachgewiesen werden kann. Augenbewegungen Die Elektronystagmografie (ENG) zeichnet Augenbewegungen auf. Das ENG kann Hinweise auf eine Erkrankung geben, da eine Veränderung der Augenbewegung von bestimmten Zentren in Hirnstamm und Kleinhirn gesteuert wird. Blutuntersuchungen Für die Diagnosestellung der MS haben die üblichen Blutuntersuchungen wie Blutbild, Leber- und Nierenwerte keine Bedeutung, da diese Werte bei MS-Patienten in der Regel im normalen Bereich liegen. Die Untersuchungen dienen eher dazu, andere Erkrankungen ausschließen zu können. So werden sie auch für einen Vergleich von Liquor- und Blutwerten herangezogen, um den Entzündungswert zu ermitteln. 10 11
DIAGNOSESICHERUNG EINORDNUNG DER UNTERSUCHUNGS- ERGEBNISSE BASIS FÜR DIE DIAGNOSE GRUNDSÄTZLICH KANN DIE DIAGNOSE MS ERST NACH DER ANAMNESE, DEN KLINISCH- NEUROLOGISCHEN UNTERSUCHUNGEN UND DEN ZUSATZUNTERSUCHUNGEN GESTELLT WERDEN. FÜR DIE SICHERE DIAGNOSESTELLUNG MÜSSEN FOLGENDE FAKTOREN GEGEBEN SEIN: mindestens ein klinischer Schub sowie ein MS typischer MRT-Befund, d.h. der Nachweis von Entzündungsherden im Gehirn oder Rückenmark McDonald-Kriterien Die Absicherung der Diagnose erfolgt aktuell anhand der sogenannten McDonald-Kriterien, die sowohl die Krankheitsschübe als auch den Nachweis von Entzündungsherden im Gehirn oder Rückenmark berücksichtigen. Die McDonald-Kriterien ermöglichen einen frühen Start der MS-Langzeittherapie, da sie eine frühe Diagnose bereits nach dem ersten Schub ermöglichen. Dies ist wichtig, um das Fortschreiten der Krankheit effektiv zu verzögern. EDSS-Skala und MSFC-Score Anhand der EDSS-Skala beurteilt der Neurologe den Grad der Behinderung. Als Basis dieser Skala dienen die Ergebnisse der neurologischen Untersuchungen. Der Schwerpunkt der EDSS-Skala liegt dabei auf der Beweglichkeit der Beine. Diese werden regelmäßig durch den Neurologen überprüft und neu eingeordnet. 12 13
DIE MS-THERAPIE EINE FRÜHZEITIGE UND HOCH DOSIERTE BEHANDLUNG DER MS IST VORAUSSETZUNG FÜR EINEN LANGFRISTIG ERFOLGREICHEN THERAPIEVERLAUF. Die langfristige Basistherapie der MS zielt darauf ab, das fehlgeleitete Immunsystem positiv zu beeinflussen. Dabei reduziert die Therapie mit Interferon-beta-Präparaten die Aktivierung von Abwehrzellen und verringert so die Entzündungen im zentralen Nervensystem. Schwere des Krankheitsverlaufs AUSMASS DER BEHINDERUNG ohne Behandlung späte Behandlung frühe Behandlung Zeit Hersteller von Medikamenten und deren Hauptsitz Bayer Biogen Genzyme Merck Novartis Teva Deutschland USA USA Deutschland Schweiz Israel Die frühzeitige und hoch dosierte Behandlung kann Ausmaß und Verlauf der Krankheit signifikant positiv beeinflussen. 14 15
BEHANDLUNG VON NEBEN- WIRKUNGEN Heute zählen zu den immunmodulatorischen Therapien Interferon-Präparate und Glatirameracetat. Die Immuntherapie mit Interferonen kann Nebenwirkungen hervorrufen, wie z.b. grippeähnliche Symptome oder Hautirritationen. Bei einer Therapie mit Glatirameracetat kann beispielsweise auch eine Veränderung des Unterhaut-Fettgewebes (Lipodystrophie) an den Injektionsstellen oder seltener eine Post-Injektionsreaktion (Flush) auftreten. Dabei kommt es wenige Minuten nach der Injektion zu Atemnot, Beklemmungen, Schweißausbrüchen oder Herzrasen. Auf den Folgeseiten erfahren Sie, wie Sie mögliche Nebenwirkungen besser beherrschen können. Grippeähnliche Symptome Diese Symptome können sich in Form von Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen sowie Muskel- und Gliederschmerzen äußern. Sie beginnen drei bis sechs Stunden nach der Injektion und dauern ca. einen Tag an. Gewöhnlich verschwinden sie innerhalb von einem Monat komplett. HINWEIS: IMMER RÜCKSPRACHE MIT DEM ARZT HALTEN! HINWEIS: DIESE NEBENWIRKUNGEN KÖNNEN INS- BESONDERE BEI THERAPIEBEGINN, ALSO IN DEN ERSTEN MONATEN DER THERAPIE, AUFTRETEN UND SIND MEIST VORÜBER- GEHEND. DAHER IST ES RATSAM, ZUNÄCHST MIT EINER NIEDRIGEN DOSIERUNG ZU STARTEN, DIE SIE DANN LANGSAM STEI- GERN. ES GIBT ABER AUCH GUTE MÖGLICH- KEITEN, DIE VERSCHIEDENEN NEBENWIR- KUNGEN IN DEN GRIFF ZU BEKOMMEN. Folgende Maßnahmen helfen, die Symptome zu reduzieren: Die Einnahme entzündungshemmender Medikamente vor der Injektion, wie z.b. Paracetamol 500 mg oder Ibuprofen 400 1.200 mg Eine zusätzliche Einnahme von Paracetamol oder Ibuprofen, 2-3 Mal/ Tag Die Durchführung der Injektion abends vor dem Zubettgehen, da so eventuelle Nebenwirkungen verschlafen werden. 16 17
Hautreaktionen an der Injektionsstelle Hautirritationen können sich durch Rötungen, Schmerzen, Schwellung und Entzün dung an der Injektionsstelle äußern. Diese können Sie vermeiden, wenn Sie Folgendes beachten: Voraussetzung für ein gesundes Hautbild ist die richtige Injektionstechnik und der regelmäßige Wechsel der Injektionsstellen. Falls es doch zu Irritationen kommt: Die Verwendung von Umschlägen mit Schwarztee, antihistaminhaltigen Cremes oder Gelen oder in Absprache mit dem Arzt 1-%-Hydrocortison-Creme Die Vermeidung von UV-Licht an der Ein stichstelle direkt nach der Injektion Veränderungen der Laborwerte Die regelmäßige Kontrolle des Blutbildes sowie der Laborwerte (im ersten Vierteljahr monatlich, dann vierteljährlich) und regelmäßige Arztbesuche sind wichtig, um Veränderungen beobachten und die Therapie steuern zu können. Menstruationsstörungen Bei Menstruationsstörungen kann gegebenenfalls die Einnahme einer Antibabypille helfen. Lassen Sie in jedem Fall mögliche andere Ursachen vorher von Ihrem Arzt abklären. Haarausfall Sofern Sie mögliche andere Ursachen vorher mit Ihrem Arzt abgeklärt haben, kann bei Haarausfall zum Beispiel Panthenolspray helfen. Tragen Sie dies 1 x pro Woche auf das trockene Haar auf und spülen Sie es nach 20 Minuten wieder aus. Ich achte jetzt ganz anders auf meinen Körper und nehme mir mehr Zeit für mich. 18 19
MERCK SERONO BIETET: BEWAHRTE WIRKSAMKEIT EINFACHE ANWENDUNG : TATKRAFTIGE UNTERSTUTZUNG : : Profitieren Sie heute noch: Merck Serono Service Center unter 0800-7324344 (kostenfrei) www.leben-mit-ms.de Merck Serono GmbH Alsfelder Straße 17 / D-64289 Darmstadt Tel.: 0800-7 32 43 44 / Fax: 0800-1 00 51 76 info@merckserono-servicecenter.de www.merckserono.de