Umbau einer ehemaligen Lagerhalle von Einzelbüros zum Teambüro Raumchamäleon Um als Arbeitgeber in der Bodenseeregion attraktiv zu bleiben, entschied sich die Firma Kugler, ihre alten Büroräume in einer ehemaligen Lagerhalle zu sanieren. Es entstand ein Teambereich mit historischen und individuellen Details. Man darf es gar nicht laut sagen, aber wir haben auch schon einige potenzielle Mitarbeiter an die Konkurrenz verloren, gibt Till Kugler vom gleichnamigen Unternehmen zu. Viele wollen im Bewerbungsgespräch auch ihren zukünftigen Arbeitsplatz und die Gemeinschaftszonen sehen und da konnten wir früher nichts Repräsentatives vorweisen. Einige Bewerber meldeten sich bei uns leider nicht wieder. Das kann dem Unternehmen Kugler in Salem jetzt nicht mehr passieren. 2012 bezogen die ersten Mitarbeiter den Verwaltungsbereich im Neubau. Mensch&Büro berichtete von den Baumaßnahmen und vom Einrichtungskonzept in der Orgatec- Ausgabe aus dem selben Jahr. Weiter ging es danach mit dem Umbau der Bürofläche im Anbau. Die Büros in der ehemaligen landwirtschaftlich genutzten Lagerhalle wurden bis Sommer 2013 saniert, der bauliche Charakter des Gebäudes demzufolge komplett verändert. Aus dunklen, verwinkelten Räumen wurde durch Entkernung und Freilegung eine großzügige, helle Fläche mit Team-Arbeitszonen. Die Räume sind mit ihren 2,50 Meter immer noch relativ niedrig, erklärt Innenarchitektin Annette Hauser- Schmid vom Fachhändler office vision, die den Umbau betreute, aber durch die strukturierte Weite im Raum und die weißen Decken und hellen Möbel wirkt alles viel größer als früher. Die geringen Raumhöhen machten auch die Installation der Kabelkanäle schwierig, denn die Planer konnten keinen Hohlboden aufsetzen und auch nicht über die Decke gehen, sonst wären die Räume noch enger geworden. Die Kabel sind nun in den Fensterbrüstungen verlegt. Die meisten davon verliefen vor dem Umbau oberhalb der Balkenkonstruktion, die teilweise in den Wänden verbaut war. Die Balken wurden in der Grundsanierung freigelegt und sind wieder sichtbar. Dies war jedoch eine schweißtreibende Angelegenheit und ging nicht so leicht von der Hand 22
Der Empfangsbereich von Kugler in Salem vor (linkes Bild) und nach dem Umbau. Die Veränderung setzt sich in den Büroräumen fort. wie anfangs gedacht. Besonders die Leitungen machten uns Sorgen, erinnert sich Till Kugler. Wir mussten zwischen noch funktionstüchtigen und schon abgekappten Kabelsträngen genau unterscheiden. Viele Kabel wurden von den Handwerkern komplett neu gezogen. Auch die Wärmedämmung der ehemaligen Lagerhalle musste nachgebessert werden. Die Außenfassade erhielt eine neue Verkleidung und die Fenster wurden ausgetauscht. Wir haben insgesamt 18 Container mit Bauschutt gefüllt, erklärt Geschäftsführer Kugler und ist darüber immer noch erstaunt. Mit so viel Abfall hat niemand gerechnet. In der Zeit des Umbaus kamen die Mitarbeiter in der ehemaligen Kantine im Untergeschoss des Gebäudeteils unter und konnten dort an den ersten gelieferten Möbelsystemen probesitzen. Nach dem Umzug erhielten sie außerdem ein neues Dokumentenmanagementsystem, um die eigenen Arbeitsprozesse papierlos zu gestalten. Zusätzlich fand im Anschluss eine individuelle Beratung zur eigenen Tisch- organisation statt, die ähnlich wie in der Produktion Prozesse verschlanken soll. Aus diesem Grund verschwanden alle Arbeitsplatzdrucker und wurden von Multifunktionsgeräten auf der gemeinschaftlich genutzten Technikinsel ersetzt. Aber nicht nur verschlankte Prozesse fördern eine andere Arbeitskultur, sondern auch die Das neu entstandene Teambüro in der Perspektive. Grafik: office vision neue räumliche Aufteilung sowie deren Transparenz und Helligkeit. Aus den Zellenbüros entstand ein Team-Arbeitsraum, dessen Gliederung die freigelegten Holzbalken vorgaben. Den Flur säumen höhere Sideboards, an denen die Mitarbeiter zu kurzen Besprechungen zusammenkommen können. Eine bestuhlte Bespre- 23
Wo 2012 noch Wände standen (Bild oben), waren 2013 keine mehr: Es entstand ein großzügiges durchgehendes Teambüro mit abgetrennter Flurzone. 24
chungsecke mit Konferenztisch, Medientechnikleiste und Bildschirm lädt im hinteren Bereich zu längeren Konferenzen oder zu Präsentationen ein. Die Arbeitsplätze selbst sind mit Tisch, Stuhl und einem Sideboard sowie Telefon und einem Computer mit zwei Bildschirkomplette Bürokonzept. Es entstanden men ausgestattet. Das Sideboard hat einen Apothekerauszug, erklärt Vertriebsleiter Ulrich Berns von Klain Büromöbel. Somit kann der Mitarbeiter sich auch mal abschotten und hat gleichzeitig seine Unterlagen immer griffbereit. Der Hersteller aus Visbek lieferte das Möbelsystem sowohl für den Neu- als auch für den Altbau. Verkaufsleiter Ralph Schmitt von Kuttruff Bürosysteme entwickelte daraus gemeinsam mit der Innenarchitektin das unterschiedliche Szenarien aus Einzelbüros und einem Team-Arbeitsbereich mit eingeschobener Kommunikationszone. Auch die Beleuchtung wurde nicht dem Zufall überlassen. Licht spendet eine sensorgesteuerte Stehleuchte jeweils für zwei Arbeitsplätze. Sie ist mit einem Abwesenheitssensor und einer Tageslichtsteuerung ausgestattet. Eine allgemeine Bürobeleuchtung gibt es nur im Gangbereich. Dort hängen Pendelleuchten und akzentuieren den Weg. Anfangs hatte ich die Idee, man könnte doch kleine LED-Lichter in den Boden legen, gesteht Till Kugler. Frau Schmidt-Hauser nickt, um dann den Kopf zu schütteln. Ja, aber wir haben uns BAUTAFEL dann dagegen entschieden. Der Installationsaufwand wäre sehr hoch gewesen und die Wartung von solchen Bodenlichtern ist auch nicht immer einfach. Der Gang führt bis in die Mitte des Raums. Drei Fenster an der gegenüberliegenden Wand wurden vergrößert. Ihre Öffnungen Dauphin HumanDesign Group gehen jetzt bis zum Boden und lassen noch mehr Tageslicht hinein. Rechts von der großzügigen Fensterfassade wurde die Wand vollständig geschlossen. Damit die Mitarbeiter sich nicht in die dunkle Ecke abgeschoben fühlen, bauten die Planer zwei großzügige Oberlichter ein. Alle neuen Fensterrahmen sind anthrazit gestrichen und bilden mit den Holzbalken, dem Teppichboden und den Heizkörpern eine farbliche Einheit. Die grauen Heizkörper fallen auf dem grauen Teppichboden fast gar nicht auf. Es gibt auch nicht viele davon. Im Erdgeschoss befindet sich die Werkstatt, die warme Abluft produziert. Diese steigt dann nach oben und erwärmt die Büroräume, erklärt Bauherr Kugler. Er Projekt: Umbau des Altbaus Standort: Heiligenberger Straße 100, 88682 Salem Bauherr: Kugler GmbH Innenarchitekt/Büroraumplaner: office vision, Singen Bürofachhändler: Kuttruff Bürosysteme, Markdorf Bauzeit: Juli 2012 bis November 2012 Mobiliar (Auswahl): Empfang: Serie Solus ; Arbeitsplätze: Serie Multiwa inklusive angedocktem Auszugscontainer sowie Pflanzabtrennungen; Schranksystem: Solus (Baukasten); Konferenzbereich: Solus und Quandos ; Meetingpoint: Solus und Quandos ; Management: Steh-Sitz Arbeitsplatz Quandos ; Multimedia- Wand Multiwa von Klain Büromöbel; Leuchten: Tycoon und Ataro von Waldmann (inklusive Tageslicht- und Bewegunssensor); Stühle: Alu Medic von Wagner, Trennwände: PANraumsysteme Pflanzen: Innenbegrünung Haas Medientechnik: Bellgardt Netto-Geschossfläche: 270 Quadratmeter Baukosten: 250 000 Euro sitzt zwar im eigenen Büro, dieses ist jedoch zum Flur und zum Teambereich verglast. Ich lasse auch gern die Tür offen, damit die Mitarbeiter das Gefühl haben, mich jederzeit ansprechen zu können. Für etwas privatere Gesprächssituationen gibt es Jalousien, die auf Knopfdruck he- Für mehr Dynamik im Büro Kontaktieren Sie uns noch heute, um X-Code kostenlos Probe zu sitzen! Hotline: + 49 (9158) 17-343 www.dauphin.de runter gefahren werden können. Kuglers Büro ist zweigeteilt. Vorn befindet sich eine kleine Besprechungsecke mit quadratischem Tisch und gepolsterten, schwarzen Lederstühlen. Eine Stehleuchte mit überdimensioniertem Lampenschirm ragt über den Tisch und spendet wohnlich-warmes Licht. Dahinter, am Schreibtisch herrscht Arbeitsatmosphäre. Der Steh-Sitz-Arbeitsplatz gibt den Blick auf einen großen Flachbildschirm gegenüber frei. Per Tablet ist dieser steuerbar und kann aus der Wand fahren. Mittels eines Tragarms schwenkt der Bildschirm so aus der Wand, dass man von der vorderen Sitzecke aus einen guten Blick auf ihn hat. Die Beleuchtung der großen Stehleuchte sowie der Wandleuchten kann auf Knopfdruck gedimmt werden und verwandelt die Sitzecke in ein Wohnzimmer. Ein weiteres Detail, das diesem Umbau etwas Besonderes verleiht, befindet sich im Eingangsbereich: ein funktionstüchtiger Lastenfahrstuhl, der jedoch nicht mehr genutzt wird. Trotzdem erhielt er einen neuen Anstrich. Die Farbe heißt Hammerschlag und soll an die alte Handwerkskunst erinnern und industriellen Charme versprühen, so die Innenarchitektin. Neben dem Fahrstuhl gibt es einen funktionsfähigen Wasseranschluss. Das Waschbecken jedoch gefiel mir gar nicht, erzählt Kugler. Ich suchte im Internet ein neues aus. Mit dem goldenen Becken, das nun aus der Wand ragt, weht ein Anzeige 25
Aus chaotisch anmutenden Räumen entstanden klar strukturierte Büro- und Begegnungsflächen (Bild unten). 26
BÜROPROJEKTE Hauch von augenzwinkernder Extravaganz in den neugestalteten Räumen. Sowohl die moderne Einrichtung der Arbeitsplätze als auch die kleinen, individuellen Details machen die ehemalige Lagerhalle zu einer Arbeitsumgebung, in der sich die Mitarbeiter wohlfühlen können und die bei potenziellen Bewerbern in Zukunft wahrscheinlich gut ankommt. leo Nach der Umgestaltung wirkt das Teambüro heller und einladender (Bild unten). Fotos: Florian Kunzendorf GENAUER HINGESCHAUT Bauliche Herausforderung: Altbau mit vorhandener Konstruktion und alter Bausubstanz verschiedene Raumhöhen veraltete Installationen Zielsetzung: moderne Arbeitsplätze und Gemeinschaftszonen Vorgehensweise: Konzept, Umsetzung, Planung und Beratung durch office vision in Zusammenarbeit mit Kuttruff und Klain Büromöbelsysteme, Überwachung der Revitalisierung durch office vision und Kuttruff Raumtypen: Open Space sowie Ein- und Zwei-Personen-Büros Gemeinschaftsbereiche: Technikbereich, Marktplatz als Treffpunkt Ergonomische Ansätze: Stehmeeting, Pausenzone mit Sitz- und Stehplätzen Akustiklösung: Systemdecke von Owa Anzahl der entstandenen Arbeitsplätze: 25 bis 30 Quadratmeterzahl pro ABP: rund zehn Quadratmeter Desksharing: nein Standardisierung contra Individua - lität: Einheitliches Ablagesystem, Privatsphäre durch Abschottung mit Pflanzabtrennungen, individuelle Ausstattung der Container Beleuchtungskonzept: Arbeitsplatzbeleuchtung durch Stehleuchten sowie eine atmosphärische Grundbeleuchtung in der Flurzone