Nazis auf der Flucht. NS- Schlupfloch Südtirol. Matrikelnummer: 0815645



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Transkript:

Nazis auf der Flucht Nach dem Kriegsende entkamen zahlreiche NS- Kriegsverbrecher und Nationalsozialisten durch Flucht nach Übersee ihrer Bestrafung. Die Fluchtwelle setzte nicht, wie allgemein angenommen, direkt nach Kriegsende ein, sondern begann erst ab 1946 und hatte ihren Höhepunkt 1948/49. Der Tiroler Raum war ein riesiger Fluchtraum, sogenannte displaced persons, die sich kriegsbedingt außerhalb ihres Staatsgebietes aufhielten, kamen ins Land. In diesem Chaos tauchten viele NS- Verbrecher in Tirol und vor allem in Südtirol unter, um die weitere Flucht zu planen. NS- Schlupfloch Südtirol Im Grenzland Südtirol fanden viele Kriegsverbrecher ideale Bedingungen vor, um sich zu verstecken oder um sich auf die weitere Flucht nach Übersee vorzubereiten. Das Grenzgebiet war von einer mehrheitlich deutschsprachigen Bevölkerung bewohnt. Aufgrund der geschichtlichen Hintergründe sympathisierten viele Südtiroler mit den Deutschen und auch mit dem NS- Regime. Die deutschsprachige Bevölkerung in Südtirol wurde während dem Mussolini- Faschismus ab 1922 systematisch diskriminiert und unterdrückt. Der Gebrauch der deutschen Sprache wurde verboten und die deutschen Familiennamen italienisiert. Als Hitler an die Macht kam, hofften viele Südtiroler auf eine Befreiung durch NS- Deutschland. Doch Hitler wollte das Achsenbündnis mit Italien nicht belasten und somit wurden die Südtiroler aufgerufen, sich zu entscheiden, ob sie entweder die italienische Staatsbürgerschaft behalten wollten mit der Gefahr der weiteren Italienisierung oder ins Deutsche Reich auswandern wollten (man spricht von der sogenannten Option). 85% der Optionsberechtigten entschieden sich für die Abwanderung ins Dritte Reich. Durch den Krieg kam die Auswanderung ins Stocken, sie endete 1943. Nach Kriegsende war die Staatsbürgerschaft der Südtiroler unklar. Die Optanten für Deutschland galten zunächst als staatenlose Volksdeutsche. Diese Unklarheiten nutzten NS- Verbrecher aus, denn sie konnten sich durch Beschaffung illegaler Dokumente als staatenlose Volksdeutsche ausgeben. Zudem zogen die Alliierten schon im Dezember 1945 aus Südtirol ab, somit war Südtirol eines der ganz wenigen deutschen Gebiete, ohne direkte Kontrolle der Alliierten. Diese genannten Faktoren gepaart mit der Sympathie der Südtiroler zu den Deutschen und auch teilweise zum NS- Regime als Reaktion auf die jahrelange italienische Unterdrückung, machten Südtirol zum Nazi- Schlupfloch Nummer eins. Die Solidarität der Südtiroler zum Deutschtum war ein riesiger Vorteil bei der Flucht der NS- Verbrecher. Vielen Kriegsverbrechern wurde von den Südtirolern Unterschlupf gewährt und sie mussten sich auch nicht fürchten von der Bevölkerung verraten zu werden (vgl. Steinacher, 2008, S. 47 ff). In Südtirol konnten sich die NS- Verbrecher in Ruhe auf die weitere Flucht vorbereiten. Viele von

ihnen versuchten über die sogenannte Rattenlinie zu flüchten. Die Rattenlinie Die Rattenlinie war eine Bezeichnung des US- amerikanischen Militärs für die Fluchtroute von NS- Verbrechern über Südtirol nach Italien und dann hauptsächlich bis nach Südamerika. Für flüchtige SS- Angehörige war das Erlangen von gültigen Reisepapieren, die für die Reise nach Übersee notwendig waren, sehr wichtig. Zu diesen gelangten sie am einfachsten über die Rattenlinie. Gültige Ausreisepapiere Die Notsituation in den Nachkriegsjahren mit sehr vielen Flüchtlingen ohne gültige Papiere, führte dazu, dass das Internationale Komitee vom Roten Kreuz ab 1944 gültige Ausreisepapiere in Italien, (meist Genua oder Rom) ausstellte. Dem Roten Kreuz fehlte die Erfahrung als Passbehörde, sie war aufgrund der hohen Beantragungen überfordert. vom Roten Kreuz ausgestellter Personalausweis eines NS- Verbrechers Eine weitere wertvolle Hilfe für Kriegsverbrecher war das Päpstliche Hilfswerk Pontificio Commissione Di Assistenza unter Pius XII. Die eigentliche Mission des Hilfswerkes war es, Notleidenden und Flüchtlingen schnelle, unbürokratische Hilfe zukommen zu lassen. Die katholische Kirche betrachtete ehemalige Nationalsozialisten und Kollaborateure vielfach als Antikommunisten. Kommunistische Systeme sind vielfach atheistisch ausgerichtet und somit der katholischen Kirche ein Dorn im Auge. Aus diesem Grund verhalf die katholische Kirche vielen NS- Verbrechern, besonders wenn sie katholisch waren, zu einem Neuanfang. Eine wichtige Rolle spielte der österreichische Bischof Alois Hudal. Er teilte während der NS- Zeit die nationalsozialistischen Anschauungen und sah sich als Brückenbauer zwischen Nationalsozialisten und der katholischen Kirche (Steinacher, 2008, S. 137). Nach dem Krieg veränderte sich diese Haltung nicht, er passte sich jedoch nach außen hin den neuen Gegebenheiten an. Hudal gründete die Assistenza Austriaca, die österreichische Vertretung der Päpstlichen Hilfskommission. Er beschaffte vielen NS- Flüchtlingen

Reisepapiere und versteckte SS- Angehörige in seiner Wohnung in Rom. Auch in Südtirol half die katholische Kirche den NS- Flüchtlingen und bot ihnen Unterschlupf an (vgl. Steinacher, 2008, S. 136 ff). Flucht am Beispiel von Josef Mengele Am Beispiel von Josef Mengele soll dargestellt werden, wie prominenten NS- Tätern die Flucht gelungen ist. Josef Mengele war ein deutscher Mediziner und Anthropologe. Er trat der Waffen- SS bei und war von 1943 bis 1945 Lagerarzt in Auschwitz. Dort nahm er die Selektion vor: Er teilte die nach Auschwitz Deportierten nach ihrer Ankunft mit dem Zug in Arbeitsfähige und Arbeitsunfähige ein, die sofort getötet wurden. Zudem überwachte er die Vergasungen und führte menschenverachtende medizinische Experimente an den Insassen durch. Ihm wurde zur Last gelegt, aus rassistischer Überzeugung viele tausende Menschen zum Teil auf sadistische Art und Weise ermordet zu haben Flucht aus Auschwitz Am 17. Jänner 1944 rückten sowjetische Truppen bis in die nur 50 Kilometer entfernte Stadt Krakau vor, damals fünf Jahre lang deutscher Verwaltungssitz im besetzten Polen. An diesem Tag packte auch Josef Mengele seine Unterlagen zusammen und verließ das Konzentrationslager Auschwitz in Richtung Niederschlesien. Dort wurde er als Lagerarzt im Ausweichlager Groß Rasen untergebracht. Ein Jahr später, als der Krieg gegen die Alliierten schon hoffnungslos war, schloss sich der SS- Arzt unter falschem Namen und in Wehrmachtsuniform einem Kriegslazarett in Nordböhmen an. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte er eingeweihte Helfer wie seinen früheren Arztkollegen Dr. Otto Hans Kahler, der ihm half unterzutauchen. Gegen Kriegsende ergab sich das Kriegslazarett den amerikanischen Truppen und so kam Mengele in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Er wurde bereits kurz nach dem Krieg als Kriegsverbrecher gesucht. Auf einem der Steckbriefe stand: Mengele, Joseph, Dr., SS- Hauptsturmführer und Lagerarzt, Auschwitz Konzentrationslager, Juni 1940 bis Jänner 1945, Massenmörder und andere Verbrechen (Völklein 1999, S. 191). Mengele kam die Tatsache zugute, dass sich Kriegsverbrecher leicht unter die Millionen von deutschen Kriegsgefangenen mischen konnten. Zudem hatte er sich aus ästhetischen Gründen geweigert, seine Blutgruppenzugehörigkeit auf den Unterarm zu tätowieren, wie es bei SS- Soldaten üblich war. Dies half ihm, unerkannt zu bleiben. Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft arbeitete er als Knecht unter dem Decknamen Fritz Hollmann auf einem bayrischen Bauernhof. 1949 flüchtete er nach Argentinien mit finanzieller Hilfe seiner Familie, die sich nur zum Schein von

ihm distanzierte. Die Firma Mengele, die landwirtschaftliche Maschinen herstellt, machte auch in den Nachkriegsjahren gute Umsätze und ist heute noch in diesem Bereich erfolgreich tätig. Von Innsbruck machte er sich auf den Weg nach Steinach am Brenner, einen Ort kurz vor der Italienischen Staatsgrenze. Schlepper brachten ihn über einen Bergweg auf die Italienische Seite. In dieser Zeit verdienten viele Grenzbewohner ihr Geld damit, Waren, Tiere und Menschen über die Grenze zu schmuggeln und somit kannten sie die Geheimwege. In Sterzing erhielt Mengele einen neuen gefälschten Pass und reiste bis nach Genua, wo er einen Pass des Roten Kreuzes bekam. Durch Bestechung besorgte er sich ein italienisches Ausreisevisum und floh mit dem Schiff nach Buenos Aires. Die Überreise nach Südamerika dauerte vier Wochen lang. Leben in Südamerika Josef Mengele Passfoto für ein argentinischen Ausweisdokument In Buenos Aires angekommen, hoffte Mengele seine Vergangenheit hinter sich zu lassen und unentdeckt bleiben zu können. Sein Kontaktmann erschien nicht und so musste sich Mengele alleine in Argentinien durchschlagen. Nach den ersten beschwerlichen Wochen, gelang es Mengele, Kontakt mit seiner in Deutschland verbliebenen Familie und dem Nazi- Netz in Buenos Aires aufzunehmen. Er zog zu einem NS- Sympathisanten, bei dem die deutsche Nazi- Prominenz verkehrte, die ebenfalls nach Kriegsende nach Argentinien geflüchtet war. In der Öffentlichkeit trat er unter dem Namen Helmut Gregor auf. Mengeles Vater schickte ihm Holzverarbeitungsmaschinen nach Argentinien, die er im Holz- und Baugewerbe verkaufte. So konnte er sich in der deutschen Kolonie von Buenos Aires gut etablieren und ein honoriges bürgerliches Leben mit Theatervorstellungen und Konzerten führen. In familiärer Hinsicht lief nicht alles wie geplant, seine Frau wollte ihm nicht nach Buenos Aires folgen und forderte zu Beginn der 1950iger Jahre die Scheidung. Mengele kehrte für die Scheidungsformalitäten nach Deutschland zurück und hielt sich bei Martha Mengele, der Frau seines verstorbenen Bruders auf, die zwei Kinder hatte. Teil des argentinischen Einreise- Dokuments, Josef Mengele, der unter dem Namen Helmut Gregor nach Argentinien einwanderte In den folgenden Jahren entwickelte sich ein reger Briefaustausch. Da seine Geschäfte in Argentinien

prächtig liefen, stand einem Skiausflug in den Schweizer Bergen, auch um Martha wiederzusehen, nichts im Wege. 1956 traf Martha mit ihrem Sohn in Buenos Aires ein, 1958 heirateten sie. Doch inzwischen waren ihm die Behörden auf die Spur gekommen. Mengele floh nach Paraguay und schließlich aus Angst vor dem Mossad, dem Israelischen Geheimdienst weiter nach Brasilien, wo er unter verschiedenen Identitäten bis zu seinem Tod 1979 lebte (Völklein, 1999, S. 263 ff).

Literaturverzeichnis: Achrainer M./ Hofinger N., Politik nach "Tiroler Art - ein Dreiklang aus Fleiß, Tüchtigkeit und Zukunftsglaube". Anmerkungen, Anekdoten und Analysen zum politischen System Tirols 1945-1999, in: Tirol. Land im Gebirge. Michael Gehler (Hrsg.). Achrainer, M., Das Volksgericht Innsbruck: Eckdaten und Merkmale der Spruchpraxis 1946-1955, in: Heimo Halbrainer / Claudia Kuretsidis- Haider (Hg.): Kriegsverbrechen, NS- Gewaltverbrechen und die europäische Strafjustiz von Nürnberg bis Den Haag, Graz 2007, S. 270-280. Achrainer, M., Zum Umgang mit den NationalsozialistInnen in Tirol nach 1945, in: Heimat bist du großer Söhne- GaismaierJahrbuch 2005, Alexandra Weiss, Ingrid Tschugg, Horst Schreiber, Monika Jarosch, Lisa Gensluckner (Hrsg.), Innsbruck- Wien- München- Bozen, 2004. Beimrohr, Wilfried, Entnazifizierung in Tirol, in: Entnazifizierung im Regionalen Vergleich, Walter Schuster, Wolfgang Weber (Hrsg.) S. 97-166, Linz, 2004 Steinacher, Gerald (2008): Nazis auf der Flucht. Wie Kriegsverbrecher über Italien nach Übersee entkamen. Innsbruck, Wien, Bozen Völklein, Ulrich (1999): Josef Mengele Der Arzt von Ausschwitz. Göttingen Internetverzeichnis: http://tracktate.wordpress.com/2012/02/14/wolfe- im- schafspelz- oder- wie- der- vatikan- nazis- half- nach- argentinien- zu- fluchten/ (eingesehen am 02.01.2015) http://www.stern.de/politik/ausland/nationalsozialismus- wie- aus- josef- mengele- helmut- gregor- wurde- 513358.html (eingesehen am 27.12.2014) Literaturverzeichnis zum Text in der PowerPoint Präsentation Steinacher, Gerald (2008): Nazis auf der Flucht. Wie Kriegsverbrecher über Italien nach Übersee entkamen. Innsbruck, Wien, Bozen Völklein, Ulrich (1999): Josef Mengele Der Arzt von Ausschwitz. Göttingen