Schutz vor Gebärmutterhalskrebs? Dienstag, 8. September 2009 Gebärmutterhalskrebs Dr. Cornelia Urech-Ruh Leitende Ärztin Frauenklinik
Impfung gegen HPV-Virus Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs Soll ich mich impfen lassen? Soll ich meine Tochter impfen lassen?
Humane Papillomaviren (HPV) sind weit verbreitet und ansteckend gehören zu den am häufigsten sexuell übertragenen Viren sind leicht übertragbar sind vielfältig: Es gibt über 100 verschiedene Virustypen Ca. drei Viertel aller Frauen und Männer kommen im Laufe ihres Lebens mit humanen Papillomaviren in Kontakt.
Humane Papillomaviren (HPV) Einteilung Hochrisikotypen Niedrigrisikotypen Virustypen u.a. 16, 18, 31 6, 11 können auslösen......gebärmutterhalskrebs... Krebs im äusseren Genitalbereich... Genitalwarzen (Feigwarzen)... leichte krankhafte Veränderungen der Zellen des Gebärmutterhalses/des äusseren Genitalbereichs Virustypen 16 und 18 verursachen ca. 75 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs in Europa Virustypen 6 und 11 verursachen 90 Prozent aller Genitalwarzen
HPV-Virus und Gebärmutterhalskrebs: Vorsorgeuntersuchung Impfung? Krebsabstrich HPV-DNA-Test Beides?
Der Gebärmutterhals
Gebärmutterhalskrebs ist nicht erblich wird durch Viren verursacht, so genannte humane Papillomaviren (HPV)
Bedeutung von Gebärmutterhalskrebs (1) Jede Frau kann an Gebärmutterhalskrebs erkranken Jährliche Anzahl von Neuerkrankungen und Todesfällen durch Gebärmutterhalskrebs: Schweiz Neuerkrankungen ca. 300 Todesfälle ca. 100
Gebärmutterhalskrebs weltweit Neuerkrankungen ca. 500 000 Todesfälle ca. 350 000
HPV in der Schweiz Fälle/Jahr Gebärmutterkrebs 300 Vulva Krebs 180 Leichte Vorstufen 7 300 Schwere Vorstufen 6 500 Konisationen 3 000 Genitalwarzen 6 500 Kosten/Jahr CHF 6 000 000 CHF 2 300 000 CHF 3 850 000 CHF 11 660 000 CHF 2 150 000 CHF 2 500 000 Gesamtkosten CHF 28 480 000 Vorsorgeuntersuchungen: 150 Mio CHF/Jahr
Humane Papillomaviren (HPV) Übertragung Die Übertragung erfolgt... durch direkten Intimkontakt, oft beim Geschlechtsverkehr in der Regel im jugendlichen Alter Die Infektion wird meist nicht bemerkt: Schmerzen, Symptome oder sonstige Anzeichen treten nicht auf
Humane Papillomaviren (HPV) Was passiert nach der Ansteckung? Bei 9 von 10 Frauen bekämpft die körpereigene Abwehr die Viren erfolgreich Keine weiteren Folgen Bei 1 von 10 Personen bleiben die Viren im betroffenen Gewebe Mögliche Folge: krankhafte Veränderungen der Zellen des Gebärmutterhalses
Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs(1) Bleiben die Zellveränderungen am Gebärmutterhals unentdeckt und unbehandelt krankhafte Veränderungen der Zellen der Gebärmutterhalsschleimhaut Krebsvorstufen Langsame Entwicklung: über Jahre bis Jahrzehnte Gebärmutterhalskrebs
Entwicklung von Gebärmutterhalskrebs (2)
Wie werden krankhaft Zellveränderungen am Gebärmutterhals erkannt? Regelmässige Krebsvorsorge: Zellabstrich: Entnahme von Zellen der Gebärmutterhalsschleimhaut (Pap-Abstrich) Mikroskopische Untersuchung der Zellen Krankhafte Zellveränderungen: Ja / Nein Emotionale Belastung für Patientin durch... Warten auf Ergebnisse auffälligen / unklaren Befund
Untersuchungen bei auffälligem Befund Krankhafte Zellveränderungen können... von allein ausheilen in ein höheres Stadium übergehen Notwendig: Regelmässige Kontrolle: Pap-Abstrich Gegebenenfalls: Kolposkopie (= Untersuchung des Gebärmutterhalses mit Mikroskop) Gegebenenfalls: Biopsie (= Entnahme einer Gewebeprobe)
Behandlung von Gebärmutterhalskrebs und seinen Vorstufen (1) Es gibt keine Behandlung, die humane Papillomaviren aus dem Körper entfernen kann Die Behandlung der krankhaften Veränderungen am Gebärmutterhals hängt ab von deren Schwere Stadium Bei Verdacht auf Krebsvorstufen, wird i.d.r. das kranke Gewebe durch einen operativen Eingriff entfernt (= Konisation)
Behandlung von Gebärmutterhalskrebs und seinen Vorstufen (2) Konisation kegelförmige Entnahme des veränderten Gewebes im Bereich des Muttermundes anschliessende Untersuchung zur Feststellung des Ausbreitungsgrads der Zellveränderungen Mögliche Komplikationen / Nebenwirkungen: akut: Nachblutung später: Erhöhtes Risiko einer Früh- oder Fehlgeburt bei späterer Schwangerschaft Beeinträchtigung der Empfängnisfähigkeit
Laserkonisation
Behandlung von Gebärmutterhalskrebs und seinen Vorstufen (3) Möglichkeiten der Behandlung von Gebärmutterhalskrebs: Operation: Entfernung... des betroffenen Gewebes der Gebärmutter Kombination aus Strahlen- und Chemotherapie Abhängig von der Ausbreitung des Tumors
Welche weiteren Krankheiten können humane Papillomaviren auslösen? Krankhafte Zellveränderungen des äusseren Genitalbereichs (Vulva) und der Scheide Diese können sich in seltenen Fällen zu Krebs weiter entwickeln Genitalwarzen (Feigwarzen) (durch Niedrigrisiko-HPV-Typen) etwa 1 Prozent der erwachsenen Bevölkerung ist betroffen (US-amerikanische Daten) Die Behandlung ist oft langwierig und schmerzhaft treten trotz erfolgreicher Behandlung oft wieder auf
Die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs (1) richtet sich gegen Krankheiten, welche durch das humane Papillomavirus verursacht werden: krebsauslösenden Hochrisikotypen HPV 16 und 18 Niedrigrisikotypen HPV 6 und 11 kann folgenden Erkrankungen vorbeugen, die durch die Virustypen 6, 11, 16 und 18 ausgelöst werden können: Gebärmutterhalskrebs und dessen Vorstufen Krebsvorstufen des äusseren weiblichen Genitalbereichs (Vulva) Genitalwarzen (Feigwarzen) Ein HPV-Test vor der Impfung ist nicht sinnvoll
Die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs (2) ist wirksam besteht aus drei Einzelimpfungen ist gut verträglich, die häufigsten Nebenwirkungen waren Fieber und Reaktionen an der Einstichstelle.
HPV-Impfung: Sicherheit USA bis 31.8.2008 23 Mio Impfdosen d.h. > 7 Mio Frauen Vaccine Adverse Reporting System VAERS 10 000 Meldungen von Nebenwirkungen davon 94% leicht: Synkope Schmerzen, Schwellung Einstichstelle Kopfschmerzen Übelkeit Fieber 6% schwer: Spitalaufenthalt gesundheitliche Langzeitschädigung Tod
Todesfälle nach HPV-Impfung? 27 unerklärte Todesfälle gemeldet (VAERS) 3 mit Diabetes und Herzfehler 3 Drogenmissbrauch 2 Embolien bei Gerinnungsstörungen 1 Epilepsie 2 Infektionskrankheiten (Hirnhautentzündung) 7 Fälle nicht bestätigt 9 in Abklärung Wichtig: Ungeklärte Todesfälle nicht häufiger als in übriger Bevölkerung
Besonders wichtig! Nutzen Sie weiterhin die regelmässige Gebärmutterhalskrebs- Vorsorgeuntersuchung bei Ihrer Frauenärztin/Ihrem Frauenarzt, auch wenn Sie gegen diese Krankheit geimpft sind. Nur so können mögliche Krebsvorstufen, die durch andere Virustypen* verursacht werden, frühzeitig erkannt und behandelt werden. *die nicht durch den Impfstoff abgedeckt sind
Wer wird geimpft? Jugendliche Basisimpfung: 11 14 J Nachimpfung: 15 19 J, d.h. vor dem 20. Geburtstag (catch up bis 2012) Kostenübernahme durch Krankenkasse im Rahmen kantonaler Impfprogramme Erwachsene Impfstoff zugelassen bis 26 J Von Krankenkasse nicht übernommen Ev. freiwillig aus Zusatzversicherung (schriftlich bestätigen lassen! )
Kosten für HPV-Impfung Kantonales Impfprogramm kassenpflichtig: 1 Dosis (inkl. ärztliche Leistung) CHF 148.- Total (3 Dosen) CHF 444.- Über 20-jährige (keine Pflichtleistung) 1 Dosis (nur Impfstoff) CHF 237.- Total (3 Dosen) CHF 711.-
HPV-Impfung: die Zukunft Impfstoff gegen mehr Virustypen (90% Schutz) Impfung nach dem 26. Lebensjahr Einzelimpfung statt 3 Dosen Schluckimpfung statt Spritze Kostengünstigere Impfstoffe (Entwicklungsländer)
HPV-Impfung: pro 75% der Fälle von Gebärmutterhalskrebs können vermieden werden Schutz gegen Formen des Gebärmutterhalskrebses, die durch den Krebsabstrich ungenügend erfasst werden Wenig Nebenwirkungen Weniger Operationen bei Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs Weniger häufige Vorsorgeuntersuchungen Kreuzprotektion: Schutz gegen zusätzliche krebsfördernde Viren Entwicklungsländer ohne gute Vorsorge
HPV-Impfung: contra (nur) 75% der Fälle von Gebärmutterhalskrebs können vermieden werden Wirkungsdauer? Beobachtungszeit max. 6,5 J Sicherheit, Spätfolgen? Schlechtere Vorsorge-Moral?
Impfung gegen HPV-Virus Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs Soll ich mich impfen lassen? Soll ich meine Tochter impfen lassen?