5. Unsere pädagogischen Säulen Reggio und Montessori



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Transkript:

5. Unsere pädagogischen Säulen Reggio und Montessori 5.1. Hundert Sprachen hat das Kind Die Reggio-Pädagogik.. 5.2. Hilf mir, es selbst zu tun Die Montessori-Pädagogik. Die Wurzeln der Reggio- und Montessoripädagogik sind unterschiedlich. Während sich Reggiopädagogik vor allem aus dem lokalen, politischen und kulturellen Kontext versteht, basiert Montessoripädagogik auf den wissenschaftlich fundierten Beobachtungen und daraus entwickelten Handlungskonzepten der Maria Montessori. Dennoch stimmen sie in den pädagogischen Ideen wie Kindbild oder lern- und entwicklungstheoretischen Grundlagen weitgehend überein. Die Betonung der Freiheit, der Selbständigkeit und Eigentätigkeit des Kindes, die Sichtweise, dass Kind als Konstrukteur seiner eigenen Entwicklung zu betrachten sowie der hohe Stellenwert der Raumgestaltung und der Materialauswahl verdeutlichen das. (vgl. Knauf 2000) 5.1. Hundert Sprachen hat das Kind Die Reggio-Pädagogik Benannt ist die Reggio-Pädagogik nach der norditalienischen Stadt Reggio-Emilia, die Träger von ca. 35 Kindereinrichtungen ist. 1991 wurden die reggianischen Kinderhäuser von der amerikanischen Zeitschrift Newsweek als beste vorschulischen Institutionen der Welt ausgezeichnet. Und es gibt hundert doch Ein Kind ist aus hundert gemacht. Ein Kind hat hundert Sprachen, hundert Gedanken, hundert Weisen zu denken, zu spielen, zu sprechen. Hundert, immer hundert Weisen zu hören, zu staunen, zu lieben. 1

Hundert Freuden zum Singen, zum Verstehen. Hundert Welten zu entdecken, hundert Welten zu erfinden, hundert Welten zu träumen. Ein Kind hat hundert Sprachen (und noch hundert, hundert, hundert), aber neunundneunzig werden ihm geraubt. Die Schule und die Kultur trennen ihm den Geist vom Leib. Man sagt ihm, es soll ohne Hände denken, ohne Kopf handeln, nur hören und nicht sprechen, ohne Freuden verstehen, nur Ostern und Weihnachten staunen und lieben. Man sagt ihm, es soll die schon bestehende Welt entdecken. Und von hundert Welten werden ihm neunundneunzig geraubt. Man sagt ihm, daß Spiel und Arbeit, Wirklichkeit und Phantasie, Wissenschaft und Vorstellungskraft, Himmel und Erde, Vernunft und Träume Dinge sind, die nicht zusammenpassen. Ihm wird also gesagt, daß es hundert nicht gibt. Ein Kind aber sagt: Und es gibt Hundert doch. Loris Malaguzzi (führender Pädagoge aus Reggio Emilia) Charlotte (5 Jahre): Ein Schiff nimmt alle mit. Bild vom Kind 2

Das Kind wird in Reggio als Konstrukteur seiner eigenen Entwicklung, seines Wissens und Könnens gesehen. Wie bei Maria Montessori (s. folgendes Kapitel) wird davon ausgegangen, dass das Kind motiviert und neugierig ist, sich die Welt mit ihrem Wissen anzueignen und somit an seiner Entwicklung selbst interessiert ist. Dementsprechend heißt es, dass das Kind über natürliche Gaben und Potentiale von ungeheurer Vielfalt und Vitalität verfügt (Reggio Children 1998, S. 63) und es seine wichtigste Gabe ist, als Forscher die Welt zu entdecken und zu verstehen. Bildung und Lernen in Reggio In Reggio heißen die Kindereinrichtungen scuola dell infanzia Schulen der Kindheit. Vielfältige Möglichkeiten zu lernen und sich zu bilden stehen dort im Mittelpunkt. Dabei ist zentrale Grundlage, dass das Kind mit Freude aktiv lernt d.h., in realen Lebensbezügen und nicht in abstrakten, wirklichkeitsfremden Situationen (etwas über die Natur lernt man in der Natur) bei der Lösung eines Problems, einer Frage in die aktive Auseinandersetzung geht und nicht fertige (erwachsene!) Antworten vorgesetzt bekommt beim Entdecken und Forschen mit Versuch und Irrtum arbeitet (bekanntlich lernt man aus Fehlern am meisten) über viele sinnliche Erfahrungen und nicht nur über Sprache lernt um zu begreifen (tasten, hören, fühlen, sehen, riechen) die Erkenntnisse im Sinne einer Annäherung an die Wahrheit versteht und nicht das richtige, absolut gültige Wissen finden will 3

Nils (4 Jahre) und Vincent (4 Jahre) bauen ihre Stadt. Identität Selbstbild Fremdbild Identität heißt, sich selbst zu erkennen als ein bestimmtes, individuelles, unverwechselbares Wesen. Der Identitätsbildung wird in Reggio ein besonderer Stellenwert zugeschrieben. Dabei handelt es sich um einen fortwährenden Entwicklungsprozess, der in der aktiven Auseinandersetzung mit der Umwelt, in der Kommunikation und in der Konfrontation mit dem Selbst- und Fremdbild stattfindet. Zum Selbstbild gehört, sich ein Bild von sich selbst zu machen. Verschiedene Varianten von Spiegeln ermöglichen dem Kind, sich selbst wieder zu erkennen, mit dem eigenen Körper zu experimentieren, sich in unterschiedlichen Perspektiven zu sehen und einzelne Körperteile in Beziehung zu setzen. Bereichernd bei dieser spielerischen Entdeckung sind das Schminken, das Rollenspiel und Verkleiden etc. 4

Michelle (3 Jahre) am Spiegelhaus Das Fremdbild ist das Bild, das durch den Austausch, die Begegnung und Auseinandersetzung mit anderen Menschen (Erwachsene, Kinder) zum eigenen Inneren hinzugefügt wird. In der Kommunikation erfahren Kinder die Meinungen, Ideen, Wünsche, Gefühle und Erlebnisse der anderen, vergleichen sie mit den eigenen Erfahrungs- und Deutungsmustern, müssen sich entscheiden, wie sie zu dem mitgeteilten stehen und werden zum Perspektivwechsel, aber auch zur Schärfung des eigenen Standpunktes herausgefordert. (Knauf, T. 2000, S.188) Räume und Materialien Um den Kindern den sinnlichen Zugang zur Welt zu öffnen, wird in Reggio großer Wert auf die bildnerische und gestalterische Darstellung gelegt. Die ästhetische Bildung findet sich vor allem in der Raumgestaltung wider. In den Räumen sollen die Kinder Geborgenheit finden (sich wohl fühlen) und Herausforderung (Stimulation) erleben. Dieser Anspruch geht über den Raum hinaus und schließt das gesamte Haus und das Umfeld mit ein. Alle Besucher sollen sich eingeladen fühlen. (Krieg 1993, S. 73) Besondere Bedeutung kommen dem Atelier und dem Eingangsbereich der Piazza als ein Ort der Begegnung, der Ausstellungen u.a. zu. 5

Rhus (4 Jahre) hat dieses Bild im Atelier gemalt. Die vielfältigen Möglichkeiten in der Materialausstattung aller Räume sollen zum Erfassen und Begreifen verführen. Wert wird auf möglichst unfertiges Material gelegt (Steine, Federn, Perlen, getrocknete Pflanzen ), denn eine ( ) fertige, zum schnellen Konsum bestimmte (Um-)Welt erzieht zu Passivität und Eindimensionalität. Werk-Lust entsteht durch noch Unbearbeitetes und Unfertiges. (Brockschnieder & Ullrich 2006, S. 44). Die Erwachsenen in Reggio Eltern und Pädagoginnen Die Pädagogin wird in Reggio als Begleiterin und Mit-Forscherin verstanden. Freude, Engagement und Wissen über kindliche Entwicklung sind wichtige Voraussetzung für eine gute pädagogische Arbeit. Die Kinder sollen nicht verändert, sondern in ihren Besonderheiten und Eigenheiten verstanden werden. Die im reggianischen Sinne vitale Pädagogin soll: neugierig sein noch staunen können sensibel für die Wunder des Alltags sein 6

die Offenheit von Situationen und Prozessen aushalten können Freude an der Verschiedenheit, Andersartigkeit, an Neuem empfinden und dies nicht als Bedrohung sondern als Bereicherung sehen (vgl. Brockschnieder & Ullrich 2006). Die Eltern mit ihrem Wissen über ihr Kind sind wichtige regelmäßige Gesprächspartner. Sie werden mit ihren unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen gehört und ernst genommen. Bildung und Erziehung sind in Reggio eine Gemeinschaftsaufgabe von Pädagoginnen, Eltern und Kindern. Projektarbeit Projekte mit Kindern sind das Herzstück der pädagogischen Arbeit in Reggio. Die Themen dazu entstehen durch Beobachtung, Fragen, Erzählungen der Kinder und Erwachsenen. Diese werden gemeinsam diskutiert und richten sich im Prozess an den Interessen und der Motivation der Kinder aus. Varianten, Methoden und Arbeitstechniken werden ausführlich im Team besprochen um eine Fülle von Möglichkeiten im Angebot zu haben. Dort findet auch die gemeinsame organisatorische Absprache statt. Als Beispiel ist eine anschauliche Beschreibung des Blumenprojekts im Anhang aufgeführt. Dokumentation Für Eltern, Besucher und Kinder werden die Projektinhalte und andere Arbeiten der Kinder sichtbar gemacht. Dies geschieht über Ausstellung von Fotoserien, Bildern, Texten u.a. Die sprechenden Wände verleihen gleichzeitig einem Projekt Struktur und bieten Anlass zum Sich-Erinnern und Weiterplanen. 7

Außerdem besitzt jedes Kind eine Dokumentationsmappe (Portfolio), welche die einzelnen Lern- und Entwicklungsschritte beinhaltet. 5.2. Hilf mir, es selbst zu tun Die Montessori-Pädagogik Maria Montessori (1870 1952) hat bereits vor über hundert Jahren für eine veränderte Grundhaltung gegenüber dem Kind plädiert. Ausgangspunkt des pädagogischen Handlungskonzepts sind ihre intensiven Beobachtungen von Kindern. So wurde von Montessori ein reformpädagogisches Bildungsangebot entwickelt, das sich unmittelbar am Kind orientiert und konsequent die Bedürfnisse des Kindes berücksichtigt. Prinzipien der Montessori-Pädagogik Hierzu zählt: Dass das Kind in seiner Persönlichkeit geachtet und als ganzer, vollwertiger Mensch gesehen wird. Dass das Kind seinen Willen entwickeln kann, indem es Raum für freie Entscheidungen bekommt, selbständig denken und handeln darf. Dass das Kind Gelegenheit erhält, dem eigenen Lernbedürfnis zu folgen denn Kinder wollen nicht nur irgendetwas lernen, sondern zu einer bestimmten Zeit etwas ganz Bestimmtes (sensible Phasen). Dass das Kind, mit Hilfe der Erwachsenen, lernt, Schwierigkeiten zu überwinden statt ihnen auszuweichen Materialien Besonderen Wert wird bei den Montessorimaterialien auf den Einsatz der Sinne gelegt (Sinnesmaterial). Mit der Verfeinerung der Sinne erweitert sich das Wahrnehmungsfeld. Dies schafft eine breite und zuverlässige Grundlage für die Entwicklung der Intelligenz. Fühlen, hören, sehen, riechen auch in der Isolation 8

z.b. mit geschlossenen Augen ermöglichen eine intensive und differenzierte Sinnesschulung. Tulian (3 Jahre) bei der Pinzettenübung. Rolle der Pädagoginnen Die Erwachsenen sind für die Gestaltung einer geordneten und strukturierten Umgebung verantwortlich. Sie ermöglichen, dass das Kind Raum und Zeit bekommt, um eigene Erfahrungen machen zu können. Dazu gehört auch, dass das Kind Fehler machen kann, die nicht von den Erwachsenen korrigiert, sondern als Ausgangspunkt für eigenes Lernen genutzt werden. Hilf mir, es selbst zu tun. ist die Aufforderung an die Pädagogin, sich zurückzunehmen und dem Kind lediglich unterstützend zur Seite zu stehen. Die selbstbestimmte Aktivität, die freie Entfaltung und Spontaneität stehen im Mittelpunkt des eigenen Tuns der Kinder. 9