Tierarztpraxis Stephanie van Loosen Am Rathaus 3 28816 Stuhr Telefon: 0421 / 5659039 Telefax: 0421 / 8783156 e-mail: mail@tierarztpraxisvanloosen.de Internet: www.tierarztpraxisvanloosen.de Thema: chronisches Nierenversagen Es gibt viele Krankheiten, die die Nieren von Katzen befallen können. Ein chronisches Nierenversagen (engl. Abkürzung CRF) ist der Endpunkt von verschiedenen Krankheitsverläufen. Alle Tiere haben bezüglich der Nierenfunktion grosse Reserven. Deshalb zeigen sich Anzeichen eines Nierenversagens erst dann, wenn mehr als 75% der Nierenkapazität verloren gegangen ist. Sogar an diesem Punkt sind die Symptome noch sehr schwach mit nur wenigen von aussen erkennbaren Anhaltspunkten. Nur in Blutuntersuchungen sind Veränderungen erkennbar. Die CRF ist vor allem eine degenerative Erkrankung und kommt deshalb vor allem bei älteren Katzen vor. Es wird geschätzt, dass etwa 16% der Katzen über 15 Jahre deutliche Nierenschädigungen haben. Wenn die Katze Zeichen einer CRF zeigt, ist die zugrunde liegende Krankheit nicht mehr von grosser Bedeutung, da eine Behandlung des Nierenversagens zu diesem Zeitpunkt meistens keine Wirkung mehr zeigt. Welche Symptome treten bei CRF auf? In den frühen Krankheitsstadien sind die Anzeichen einer CRF nicht spezifisch und schwer unterscheidbar von normalen Anzeichen einer Alterung. Anders als bei Hunden, bei denen es häufig zu erhöhtem Durst (Polydipsie) und Urinabsatz (Polyurie) kommt, tritt dies bei Katzen nur in etwa 30-40 % der Fälle auf. Die häufigsten Symptome sind Abgeschlagenheit, Fressunlust, Gewichtsverlust und Maulgeruch. Der Maulgeruch kann ein wichtiger Hinweis sein, tritt aber auch bei Zahnerkrankungen auf, die oft bei alten Katzen vorkommen. Katzen mit Nierenversagen haben oft ein schlechtes Haarkleid und einen steifen Gang. Manche Katzen können aufgrund der Ansammlung von Schadstoffen in ihrem Blut brechen. Zuweilen entwickelt sich eine plötzliche Blindheit durch Blutungen im Auge oder eine Ablösung der Netzhaut aufgrund eines hohen Blutdruckes. Bluthochdruck tritt häufig bei einer CRF auf. Obwohl der Verlust der Nierenfunktion ein langsamer Prozess ist, scheinen manche Katzen sehr plötzlich Krankheitssymptome zu entwickeln. Es ist wahrscheinlich, dass diese Katzen bis dahin ihre Krankheit kompensiert haben, indem sie mehr tranken und so ihre Schadstoffe in einem grösseren Volumen Urin absetzen konnten, da der Urin vorher nicht mehr ausreichend konzentriert werden konnte. Wenn eine bestimmte Schwelle überschritten wird, kann die Katze nicht mehr kompensieren und Krankheitssymptome treten plötzlich auf. Die Erreichung der
Schwelle kann z. B. durch eine kurze Hungerperiode oder ein Erbrechen, was zu einem Flüssigkeitsverlust führte, ausgelöst worden sein. Wie wird ein Nierenversagen diagnostiziert? Ein Nierenversagen wird durch Blutuntersuchungen diagnostiziert, durch die Substanzen nachgewiesen werden, die normalerweise mit dem Urin ausgeschieden werden. Blutharnstoff und Kreatinin sind die am häufigsten gemessenen Substanzen. Eine Erhöhung des Blutharnstoffes wird Azotämie genannt. Allerdings kann eine Erhöhung des Blutharnstoffes auch durch andere Faktoren wie Flüssgkeitsverluste oder Blutverluste ausgelöst werden. Es kommt zu einer Minderdurchblutung der Nieren, die dadurch die Giftstoffe nicht mehr vollständig aus dem Blut entfernen kann. Diese nicht nierenbedingte Erhöhung des Blutharnstoffes (prärenale Azotämie) kann relativ leicht durch eine Flüssigkeitstherapie behoben werden. Eine sogenannte postrenale Azotämie entsteht dann, wenn der Urin den Körper nicht verlassen kann und sich so ebenfalls Giftstoffe im Blutstrom ansammeln. Dies geschieht häufig bei "geblockten" Katern mit einer Verlegung der harnabführenden Wege. Dies ist ein sofort zu behandelnder Notfall. Ein akutes Nierenversagen entsteht durch eine plötzliche, schwere Nierenschädigung. Diese kann durch Giftstoffe (Frostschutzmittel) oder plötzlichen Blutverlust ausgelöst werden. Die Blutwerte von Harnstoff und Kreatinin steigen sehr schnell an. Eine Notfallbehandlung ist nötig, um das Leben der Katze zu retten. Welche anderen Untersuchungen müssen durchgeführt werden, um die Behandlung zu optimieren? Neben der Exkretion von harnpflichtigen Substanzen haben die Nieren eine Reihe von anderen wichtigen Funktionen. Eine Nierenerkrankung ist nicht wie die andere, da die verschiedenen Nierenfunktionen immer in unterschiedlich starker Weise beeinflusst sind. Es ist deshalb wichtig, so viele Informationen wie möglich zu sammeln, um die Behandlung optimieren zu können. Dazu müssen eventuell weitere Bluttests, Urinanalysen, Röntgenaufnahmen, Ultraschalluntersuchungen oder sogar Biopsien der Nieren durchgeführt werden. Hauptaufgaben der Nieren Exkretion von Stoffwechselendprodukten. Exkretion von bioaktiven Substanzen wie Gastrin, das für die Magensäureproduktion wichtig ist. Regulation des Wasserhaushaltes.
Regulation des Säuren-Base-Gleichgewichtes. Regulation der Elektrolyte - Kalzium, Phosphor, Kalium, Natrium und Chlorid Produktion von Hormonen - Renin (spielt eine Rolle im Wasserhaushalt und beim Blutdruck) und Erythropoietin (veranlasst das Knochenmark, rote Blutzellen zu bilden). Aktivation des Vitamin D (wird zur Kalzium-Regulation gebraucht). Management des chronischen Nierenversagens Das Management variiert mit dem spezifischen vorliegenden Fall, der Kooperation der Katze und den finanziellen Möglichkeiten. Mögliche Behandlungsmethoden sind: Rehydratation (Flüssigkeitsgabe) Regulierung des Säuren-Base-Gleichgewichtes Appetitstimulation Management von Übelkeit und Erbrechen Bluthochdruckbehandlung Behandlung einer Anämie (Armut an roten Blutzellen) Kaliumgaben Kontrolle der erhöhten Blutphosphatspiegel (Hyperphosphatämie) Behandlung des gesenkten Blutkalziumspiegels. Antibakterielle Therapie mit Antibiotika Bei Katzen mit schwerem Krankheitsbild muss die Therapie sofort und agressiv eingeleitet werden, um die Nierenfunktion zu erhalten. Auf lange Sicht kann viel mit einer speziellen Diät erreicht werden. Es gibt eine Reihe von Trocken- und Feuchtfuttern, die speziell auf ein Nierenversagen abgestimmt sind. Diät bei einem chronischen Nierenversagen Das Hauptziel der Diät ist die Normalisierung des Phospates im Blut. Phosphorarme Diäten haben in Untersuchungen die Überlebenszeit in einer Gruppe von Katzen von etwa 250 Tagen auf 633 Tage verlängern können. Spezialdiäten haben auch einen reduzierten Proteinanteil, der den Harnstoffspiegel im Blut senkt. Harnstoff ist für die Übelkeit der Katze verantwortlich. Der Kaliumgehalt in der Diät ist erhöht, da Kalium beim chronischen Nierenversagen im Körper meist verringert ist. Wann und wie eine Diät begonnen wird
Es ist vor allem anderen wichtig, dass die Katze überhaupt etwas frisst. Ein Abbau des Körperproteins wie beim Hungern hat eine Reihe von Nachteilen und sollte auf alle Fälle vermieden werden. Viele Katzen beziehen den Grossteil ihres Flüssigkeitsbedarfs aus dem Futter und trocknen beim Hungern deshalb auch rasch aus. Eine neue Diät sollte bei einer akut sich schlecht fühlenden Katze nicht begonnen werden, da die Katze dann für immer das neue Futter mit ihrer Übelkeit in Zusammenhang bringen wird. Die Akzeptanz einer neuen Diät kann verbessert werden, indem die Fütterungsumstände so angenehm wie möglich gemacht werden. Eine Zwangsfütterung sollte vermieden werden, da sie nur noch schlechteren Appetit hervorruft. Unter bestimmten Umständen kann bei der Umstellung auf eine neue Diät für eine kurze Zeit ein appetitsteigerndes Mittel gegeben werden. Manche Katzen werden ein Wechsel des Futters nicht akzeptieren. Hier müssen andere Massnahmen ergriffen zu werden, um den Phosphatspiegel im Blut zu senken. Es gibt keine Hinweise darauf, wann genau eine neue Diät begonnen werden sollte. Dies kann bei der Diagnose eines Nierenversagens geschehen, bei einem Ansteigen der Blutwerte auf ein bestimmtes Level oder beim Auftreten einer Hyperphosphatämie. Management des Bluthochdrucks Bluthochdruck kann eine schwerwiegende Komplikation eines Nierenversagens sein. Eventuell müssen Medikamente gegen den Hochdruck gegeben werden. Management einer Anämie Viele Katzen mit CRF haben eine nicht-regenerative Anämie, die in wechselndem Masse zu ihrem Unwohlsein beiträgt. Die Anämie kommt auf verschiedene Weise zustande: Durch Magen-Darm- Blutungen, Effekte der Harnstoffprodukte auf die roten Blutzellen und durch einen Mangel an Erythropoietin (siehe oben). Manche Fälle sprechen auf eine Diät und Medikamente gegen Magengeschwüre an. In anderen Fällen muss direkter therapiert werden. Bluttransfusionen oder knochenmarkanregende Substanzen können gegeben werden. Anabolika wurden lange für diesen Zweck benutzt (sie haben auch eine appetitanregende Wirkung), sind aber recht uneffektiv. Eine Erythropoietin-Therapie ist sehr wirksam, aber auch sehr teuer und kann Langzeitprobleme mit sich bringen, da das verwendete Erythropoietin vom Menschen und nicht von der Katze stammt. Angiotensin converting enzyme (ACE) - Hemmer Vor kurzem wurde das Benazepril (Fortekor ), ein ACE-Hemmer, für die Katze zugelassen. Die ACE-Hemmer haben sich beim Mensch und beim Hund schon lange bei verschiedenen Formen der Nierenerkrankung als wirksam erwiesen, besonders wenn es zu einem Verlust an Protein kommt. ACE-Hemmer sind nicht für alle Katzen mit CRF geeignet. Ihr Einsatz muss sorgfältig überwacht werden.
Kann man eine Nierenerkrankung erkennen, bevor es zum Nierenversagen kommt? Wenn wir dies könnten, wäre die Therapie sicher viel erfolgreicher. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Routinetests, um eine Nierenerkrankung bei der Katze frühzeitig festzustellen. Eine Reihe von Untersuchungen sind zu diesem Zwecke auf der ganzen Welt im Gange. Für die nähere Zukunft besteht die Hoffnung, dass ein Screening-Test auf eine Nierenerkrankung entwickelt werden kann. Diese Kunden Informationshandzettel basieren auf Material von T J Gruffydd-Jones, BVetMed, PhD, DipECVIM(CA), MRCVS und Kollegen. Deutsche Übersetzung von Dr Michael Koch. Alle Rechte vorbehalten Gebrauch nur mit Lizenz. Lifelearn Limited, P.O. Box 16, Newmarket, Suffolk CB8 7TH, UK.