Ein mehrgeschossiger Wohnungsbau für Senioren in Hybridbauweise



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Transkript:

17. Internationales Holzbau-Forum 11 Ein mehrgeschossiger Wohnungsbau für Senioren in Hybridbauweise U. und R. Hörler 1 Ein mehrgeschossiger Wohnungsbau für Senioren in Hybridbauweise Un logement seniors pluri-étage en construction hybride Hörler-Körner Ulrike Hörler Architekten GmbH, SIA Basel, Schweiz Hörler Roman Hörler Architekten GmbH, SIA Basel, Schweiz

2 Ein mehrgeschossiger Wohnungsbau für Senioren in Hybridbauweise U. und R. Hörler 17. Internationales Holzbau-Forum 11

17. Internationales Holzbau-Forum 11 Ein mehrgeschossiger Wohnungsbau für Senioren in Hybridbauweise U. und R. Hörler 3 Ein mehrgeschossiger Wohnungsbau für Senioren in Hybridbauweise 1. Symbiose von ländlichen Traditionen und urbanen Gebäude- und Wohnformen Teufen liegt im Schweizer Kanton Appenzell-Ausserrhoden auf rund 900 M.ü.M, wenig ausserhalb der Stadt St. Gallen und zählt zu deren Agglomeration. Das Ortsbild ist noch geprägt vom traditionellen appenzeller Baustil mit kleingliedrigen Gebäuden mit Schrägdach und in Holzbauweise. In den letzten Jahren hat die Urbanisierung stark zugenommen, insbesondere haben grossmasstäblichere Wohnüberbauungen Einzug gehalten. Die städtische Bauweise und der Massstabsprung nach oben stehen dabei oft im Klintsch mit der bestehenden Ortsstruktur. Eine Anlehnung bzw. Anknüpfung an die traditionelle und lokale Baukultur insbesondere die Holzbautradition - ist bei den Neubauten kaum zu finden. Mit dem Projekt Betreutes Wohnen im Gremm wird angestrebt, dem Bedürfnis von urbanen und zeitgemässen Wohn- und Gebäudeformen gerecht zu werden und gleichzeitig den Neubau im Ortsbild zu integrieren und an die lokale Bautradition anzuknüpfen. So werden städtische Elemente wie das verdichtete Bauen, die Gebäudegrossform oder die Ausgestaltung eins gemeinsamen Innenhofes mit einer ortstypischen Schrägdachgestaltung und der Aufnahme von traditionellen Elementen in der Fassadengestaltung kombiniert. Abbildung 1: Schwarzplan Abbildung 2: Modellfoto 2. Genossenschaftlicher Wohnungsbau Ursprung des Projektes war ein Projekt- und Investorenwettbewerb. Eingereicht wurde das vorliegende Projekt mit dem Vorschlag einer Genossenschaftslösung. Auf diese Art konnte nun das Betreute Wohnen im Gremm auch realisiert werden, sprich die Seniorenwohnungen werden über eine neu gegründete gemeinnützige Genossenschaft finanziert. Dadurch konnte der Neubau der Spekulation entzogen werden und es stand nicht der Gewinn, sondern eine nachhaltige und hochwertige Bauweise im Vordergrund. Insbesondere die Realisierung eines Holzbaus wäre mit einem Investor sehr schwierig geworden. Die Angst vor Unbekanntem bzw. noch weniger Bewährtem ist meist zu gross und die Bereitschaft, die leicht höheren Baukosten eines Holzbaus zu tagen zu klein. Die Bewohner profitieren nun von qualitativ hochwertigem und gleichzeitig preiswertem Wohnraum. Zudem können die Mieterinnen und Mieter in Ämtern der Genossenschaft mitwirken und in der Wohnanlage Aufgaben übernehmen.

4 Ein mehrgeschossiger Wohnungsbau für Senioren in Hybridbauweise U. und R. Hörler 17. Internationales Holzbau-Forum 11 3. Das Projekt und das Konzept des Betreuten Wohnens Abbildung 3: Modellfoto Der Neubau mit 21 Wohnungen liegt am Südhang direkt oberhalb des Dorfzentrums von Teufen mit Ausblick auf das Alpsteinmassiv. Die Lage ist ideal für das Erstellen von Seniorenwohnungen. Dies unter anderem auch, da sich auf dem Nachbargrundstück das Altersund Pflegezentrum befindet, von dessen Infrastruktur die Bewohner profitieren können. Abbildung 4: Westansicht Die 2.5 bis 4.5 Zimmer-Wohnungen sind für selbständige Senioren konzipiert, wobei Dienstleistungen vom benachbarten Alterszentrum oder der Spitex (Haushilfe) problemlos in Anspruch genommen werden können. Die gewohnte Privatsphäre in der eigenen Wohnung wird durch gemeinsame Bereiche wie Aufenthaltsraum, Fitnessraum, Sauna, einem Laubenrundgang, Atelierräumen und einem Innenhof ergänzt. Alle Wohnungen sind hell, gosszügig und mit vielen Blickbezügen gestaltet. Fast die Hälfte der Wohnungen profitiert von überhohen Räumen in der Dachschräge. Die Wohnungen verfügen jeweils über eine Loggia, welche meist Ess- und Wohnbereich trennt. Die Loggias sind rundum verglast, was die Innenbereiche optisch über den Aussenbereich verbindet. In der kalten Jahreszeit können die Loggias entlang der Fassade mit einer Einfachverglasung geschlossen und als Wintergarten genutzt werden. Abbildung 5: Foto Wohnung; Wohn-Essbereich mit Loggia

17. Internationales Holzbau-Forum 11 Ein mehrgeschossiger Wohnungsbau für Senioren in Hybridbauweise U. und R. Hörler 5 Abbildung 6: Grundriss Erdgeschoss 1:500 Abbildung 7: Grundriss 1. Obergeschoss 1:500 Für die Fassadengestaltung wird die Appenzeller Tradition des Täfers und der Bandfenster aufgenommen und neu interpretiert. Ein Raster aus Betonelementen bildet raumhohe Felder, welche entweder mit Holzelementen ( Täfer ) oder Verglasungen gefüllt werden je nach Bedarf im Innenraum. Es entsteht so eine einheitliche, aber sehr flexible und abwechslungsreiche Gebäudehülle. Abbildung 8: Fassadenausschnitt 4. Der Holz-Beton-Hybridbau Das Konstruktionsprinzip beruht auf einer tragenden Fassade aus Beton-Fertigelementen und einem dazwischen aufgespanntem mehrgeschossigem Holzbau. Die Betonelemente wurden für das Erlangen einer schlanken Lastabtragung und einer der Witterung aussetzbaren Fassadenstruktur gewählt. Eine Holzfassade mit tragender Funktion hätte vor der Witterung geschützt und damit verkleidet werden müssen. Die innere Tragstruktur ist geprägt von Massivholz - mit Decken aus Lignatur-Hohlkastenelementen, Wänden aus Brettsperrholzelementen und einem Dach aus gedämmten Hohlkastenelementen. Die drei Treppenhäuser inklusive Bädern und Haustechnikschächten sind in Ortbeton ausgeführt, um Brandschutz, Aussteifung und Erdbebensicherheit zu gewährleisten. Sämtliche Fassaden-, Decken-, Wand- und Dachelemente wurden vorfabriziert, wodurch das Gebäude in einer kurzen Zeit aufgerichtet werden konnte. Die Koordination und das Zusammenspiel zwischen Massivbau und Holzbau waren eine Herausforderung in der Realisierung.

6 Ein mehrgeschossiger Wohnungsbau für Senioren in Hybridbauweise U. und R. Hörler 17. Internationales Holzbau-Forum 11 Abbildungen 9 und 10: Baufotos, versetzen der Holz- und Betonelemente 5. Energie, Ökologie und Nachhaltigkeit Geachtet wurde bei der Erstellung des Neubaus nicht nur auf einen guten Dämmwert der Gebäudehülle, sondern insbesondere auch auf die Verwendung von ökologischen Baustoffen. Das heisst, Materialien, die eine möglichst geringe Graue Energie (Gewinnungs-, Aufbereitungs- und Transportaufwand) aufweisen, weitgehend frei von Schadstoffen sind und eine unterhaltsarme und lange Lebensdauer haben. Der hohe Anteil an Holz wirkt sich äusserst positiv auf die Ökobilanz aus. Auf eine Kontrollierte Lüftung (und damit auf ein Energielabel) wurde verzichtet. Einerseits, da die Bewohner an diesem Standort die Fenster öffnen möchten und anderseits aus Kostengründen. Für die Abdeckung des Heizwärmebedarfs steht für das Betreute Wohnen Fernwärme von der für einen Wärmeverbund ausgelegten Holzschnitzelheizung des benachbarten Alterszentrums zur Verfügung. Durch die flache Sonneneinstrahlung im Winter profitieren die Wohnungen zudem in der kalten Jahreszeit von einem passiven Wärmegewinn über die verglasten Loggias. Die Haustechnik als Ganzes konnte sehr einfach und kompakt gehalten werden. Sämtliche Nasszellen und Küchen sind an die drei Treppenkerne mit einem zentralen Steigschacht angebunden. Die Massivholzdecken sind frei von Leitungen. Ökologisch und wirtschaftlich positiv sind auch der Erhalt und die Weiterverwendung des Untergeschosses des abgebrochenen alten Spitals. Auch mussten dadurch wenig Erdverschiebungen vorgenommen werden. Beteiligte Ingenieur (Holz- und Massivbau): SJB.Kempter.Fitze AG, Herisau Montagebau in Holz: ARGE Emil Heierli Zimmerei / Nägeli Holzbau, Teufen / Gais Betonelemente: SAW Spannbetonwerk AG, Widnau