Pferdefütterung fütterungsbedingte Krankheiten



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Transkript:

Pferdefütterung fütterungsbedingte Krankheiten Was kann vorbeugend dagegen getan werden Karl-Heinz Vollmer Kompetenzzentrum für Pferdezucht und Pferdehaltung Baden-Württemberg

Mängel in der hygienischen Beschaffenheit Risiko für Gesundheit Durchfälle, Koliken, Allergien, Atembeschwerden, Aborte Leistungsdepression

Mögliche Schäden durch Mikroorganismen im Pferdefutter Schädigende Mikroorganismen Schadwirkungen Bakterien Hefen Schimmelpilze Milben Verdauungsstörungen, Durchfall, nervöse Erscheinungen, Mastiden Aufgasungen im Verdauungskanal, Koliken, Magenrupturen Ansiedlung im Atmungs-/Verdauungstrakt Inhalation: Atembeschwerden Allergien Verdauungsstörungen, Lähmungen, Allergien Pilze und Sporen sind ubiquitär. Bestimmter Besatz ist unvermeidbar

Beurteilung von Heu Hafer

Pferdefütterung Heu Mähen in der ersten Hälfte der Gräserblüte Einlagerung ab max. 18 % Restwasser Schwitzphase Fütterung frühestens nach ca. 8 12 Wochen Werbung mit geringen Verlusten

Pferdefütterung Bestimmen des Nutzungsstadiums

Schnittzeitpunkt und Schnitthöhe beeinflussen Futterhygiene Optimal ist stehender Bestand Geknickte Bestände werden schneller belastet Mäßiger Niederschlag Keine Überalterung des Grünlandes je älter der Bestand desto größer Belastung mit Mikroorganismen Tiefer Schnitt bringt Erde und Schmutz ins Futter möglichst geringe Keimbelastung

Schwitzphase < 35 % Wassergehalt keine Stoffwechselaktivitäten in der Pflanzenzelle < 12 % Wassergehalt kein mikrobieller Verderb Schwitzphase abhängig vom Restwassergehalt Temperatur in Schwitzphase abhängig vom Wassergehalt Bei hohem Restwassergehalt Gefahr von Heustockbrand

Bedeutung der Heulagerung Rundballen senkrecht (Kamineffekt) Lagerräume gut durchlüftet Feuchtigkeit muss austreten können Reduzierung Wassergehalt um 4% ca. 4 kg Wasser auf 100 kg Heu

Heu Futterbeurteilung Farbe Prüfung auf Niederschlags- und Hitzeeinwirkung sowie Schimmel: einwandfreie grüne Farbe - günstige Erntebedingungen - geringe Nährstoffverluste stark ausgeblichen oder stark gebräunt - späte Ernte, verregnet, lange gelagert sichtbarer Schimmelbefall

Heu Futterbeurteilung Geruch Prüfung auf Schimmelbefall oder Hitzeeinwirkung Einwandfreier, aromatischer Heugeruch - gute Ernte und Lagerbedingungen Muffig, dumpf oder stärker brandig - bei Lagerung überhitzt, Abnahme des Nährstoffgehaltes Stark muffig oder stark brandig - Schimmelpilzbefall Gefahr von Gesundheitsschädigung

Heu QS Keimgehalt (KbE/g) Bewertung I < 10 000 Niedrig Sehr gut (Unterdachtrocknungsheu) II > 10 000 - < 100000 Normal Gut (gutes Bodenheu) III > 100 000 - < 1 Mio. Erhöht deutlich erhöht Weniger gut schlecht IV > 1 Mio. Überhöht Verdorben Sehr schlecht Stufe I: nur bei Grüngut das früh geschnitten und unter Dach (warm) getrocknet wurde.

Fazit: Mit zunehmender Vegetationsdauer bzw. später liegendem Schnittzeitpunkt nimmt Keimbelastung zu Besonders Schimmelpilze und Hefen Schlechtes Erntewetter (Regen) erhöht Anzahl Bakterien und Hefen Kann nicht innerhalb von 4-5 Tagen gepresst werden Bakterien und Hefen Rundballen weisen geringste Keimbelastung auf Parasitenbelastung hängt von Sauberkeit des Lagerraumes ab

Pferdefütterung Hafer Gelbhafer/ Weißhafer Schwarzhafer

Pferdefütterung Hafer Nährstoffgehalte schwanken je nach Sorte. Weiß-, Gelb- oder Schwarzhafer. Am gehaltvollsten ist Gelbhafer. Je nach Hektolitergewicht, das zwischen 45 und 65 kg schwankt, ist die Qualität einzuschätzen. Als Mindestgewicht ist ein Hektolitergewicht von 50 kg anzusehen Hohe Verdaulichkeit bis zu 80 % im Dünndarm

Haferqualitäten Pferdefütterung Durch tiefe Spelzfalte ist stärkere Belastung möglich Haferkorn und Haferspelz haben eine besondere Form Trocknet langsamer Halm länger grün Spelzanteil ist je nach Sorte verschieden Weißhafer viel Spelz idealer Nistplatz für Keime

Haferqualitäten Pferdefütterung

Hafer durchläuft ebenfalls eine Schwitzphase (Nachreifungsprozess) Lagerfähig < 14 % Wassergehalt Erntefrischer Hafer kann deutlich höhere Keimzahlen aufweisen

Einfluss des HLG auf die Inhaltsstoffe und den Energiewert von Hafer Quelle: LWK Nordrhein-Westfalen

Beziehung zwischen HLG und Keimbesatz Quelle: LWK Nordrhein-Westfalen Ernte 2004

Hygienische Beurteilung von Haferproben Ernte 2004 Quelle: LWK Nordrhein-Westfalen

Fazit Futterqualität Getreide reinigen reduziert die Belastung deutlich Verfütterung frühestens 6 8 Wochen nach Ernte Sinnenprüfung Geruch Farbe Spelzen Gewicht min. 54 kg HLG Geringer Fremdbesatz ( reinigen)

Quetschhafer nicht vorlagern Saubere und trockene Lagerung Schädlinge fernhalten und deren Hinterlassenschaft

Fütterungsmaßnahmen Adsorbentien Futterqualität Zusatzstoffe die im Milieu des Verdauungstraktes Mykotoxine an sich binden und wieder ausgeschieden werden, was eine Resorption durch die Darmwand verhindert. z.b. Bentonit, Zeolith, Klinofeed, Klinosan, Aktivkohle (überwiegend Gesteinsmehle)

Fütterungsmaßnahmen Mikroorganismen Futterqualität Hefen oder Bakterienstämme als Zusatzstoffe, die eine vorwiegend enzymatische Zerstörung der toxischen Bindungsstruktur der Mykotoxinemoleküle bewirken z.b. Mycofix, Bierhefe Ergänzend zur Stärkung der Abwehrkräfte: Vit. C + E sowie die spurenelemente Eisen, Selen, Mangan