Bildungspolitik in der EU. Das Wirtschaftsmagazin der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg. Europa wächst zusammen: Nr. 6/Juni 2006.

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Nr. 6/Juni 2006. A 12041 Das Wirtschaftsmagazin der Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg. Postfach 1820. 53008 Bonn Industrie- und Handelskammer Bonn/Rhein-Sieg Bildungspolitik in der EU Europa wächst zusammen:

123 www.sparkasse-koelnbonn.de Unsere Sportförderung: Gut für den Sport vor Ort. Gut für Köln und Bonn. S-Sparkasse KölnBonn Sport steht für Teamgeist, Leistungsbereitschaft und Fairness. Er stärkt den Zusammenhalt und schafft Vorbilder. Ein breites Sportangebot ist wichtig für die Menschen und macht unsere Region lebenswert und attraktiv. Deshalb unterstützt die Sparkasse KölnBonn den Sport und sorgt für die notwendigen Rahmenbedingungen in der Nachwuchsförderung, im Breiten- und im Spitzensport. Mit unseren jährlichen Zuwendungen zählen wir zu den größten nichtstaatlichen Sportförderern in Köln und Bonn. Sparkasse. Gut für Köln und Bonn.

2 EU-Bildungspolitik: Auf dem Weg zu einem Europäischen Qualifikationsrahmen Europa verfügt über eine Vielfalt von Bildungssystemen, die historisch verwurzelt sind und deren jeweilige Stärken einen großen Reichtum darstellen. Um diese trotzdem vergleichbar zu machen hat die Europäische Kommission im Sommer des vergangenen Jahres ein Arbeitspapier über die Entwicklung eines Europäischen Qualifikationsrahmens vorgelegt. Seite 4 Berufe mit Potenzial: Kaufleute für Tourismus und Freizeit Gut aufgestellt ist die Tourismusbranche der Region Bonn/Rhein- Sieg auch im Bereich der Ausbildung, wo seit 2005 zum Kaufmann/ Kauffrau für Tourismus und Freizeit ausgebildet werden kann. Kaufleute können sowohl in Unternehmen der Tourismusals auch in Unternehmen der Freizeitbranche ausgebildet werden. Leider ist der neue Ausbildungsberuf aber noch nicht bei allen Unternehmen angekommen. Dabei gibt es eine Vielzahl von potenziellen Ausbildungsbetrieben. Seite 12 IHK-Aufgaben im gesetzlichen Auftrag: Außenwirtschaftsberatung Das Auslandsgeschäft erfordert ein umfangreiches Wissen über die gesetzlichen Bestimmungen sowie über Sitten und Gebräuche des Auslands, aber auch Kenntnisse über die bei uns geltenden Regeln für das Export- und Importgeschäft. Hier setzt die Außenwirtschaftsberatung der Industrie- und Handelskammern an. Seite 13 GmbH-Geschäftsführer: Doch keine Rentenversicherungspflicht? Mit Urteil des Bundessozialgerichts (BSG) vom 24.11.2005 (B 12 RA 1/04) wurde festgestellt, dass Gesellschafter-Geschäftsführer einer GmbH als arbeitnehmerähnliche Selbständige rentenversicherungspflichtig sind, wenn die GmbH ihr einziger Auftraggeber ist und sie als Person keine sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten haben. Würden die Rentenversicherungsträger dieses Urteils konsequent anwenden, müssten so gut wie alle Gesellschafter-Geschäftsführer, die nicht als Arbeitnehmer sozialversicherungspflichtig sind, als arbeitnehmerähnliche Selbständige hohe Rentenversicherungsbeiträge nachzahlen! Seite 16 Titelthema: unternehmen europa EU-Bildungspolitik: Auf dem Weg zu einem europäischen Qualifikationsrahmen 4 Land der Talente: Alle Begabungsreserven nutzen! 6 Ausbildung: 2.044 Betriebe bilden aus 7 Eine eindeutige Erfolgsstory: Einstiegsqualifizierung 8 Einstiegsqualifizierung für Jugendliche: Mit EQJ in Ausbildung oder Job 10 Ausbildungsberufe mit Potenzial: Kaufleute für Tourismus und Freizeit 12 IHK-Aufgaben im gesetzlichen Auftrag: Außenwirtschaftsberatung 13 Kammern und Pflichtmitgliedschaft: Wir sind für Sie da! 14 IHK Wahl 2006:...kein Engagement kein Einfluss! 15 Sozialversicherungspflicht: Doch keine Rentenversicherungspflicht für GmbH-Geschäftsführer? 16 Aus dem Kammerparlament: Positionspapiere Kommunal- und Wirtschaftspolitik 18 Wirtschaft in der Region 20 Firmenjubiläen 22/24/28 Arbeitsjubiläen 27 Wirtschaftsstatistik 35 Handel 35 Verkehr 35 Berufsbildung 36 Weiterbildung 37 Lehrgänge und Seminare 38 Recht 38 Steuern 39 Wettbewerbsrecht 39 Technologieforum 46 Wissenschaft vor Ort 47 Multimedia 48 Umweltschutz 50 Außenwirtschaft 51 EU-Info 52 Unternehmensnachfolgerbörse 54 Kooperationsbörse 54 Technologiebörse 54 54 64 DIE WIRTSCHAFT 6/2006 1 3008346 IHK 06_06 s01 1 30.05.2006, 9:22 Uhr

Mehr Einwohner in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis Region weiter auf Wachstumskurs Entgegen dem Bundes- und Landestrend ist die Region Bonn/ Rhein-Sieg nach einer Prognose des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik NRW (LDS) weiter auf starkem Wachstumskurs. Bei den kreisfreien Städten belegt Bonn mit einem Einwohnerplus von 9,5 Prozent bis zum Jahr 2025 den zweiten Platz, nur knapp hinter Aachen mit 9,6 Prozent und klar vor Köln mit 8,4 Prozent und der Landes- hauptstadt Düsseldorf mit 2,7 Prozent mehr Bürgern. Der Rhein-Sieg-Kreis ist mit 8,9 Prozent Wachstum bis 2025 deutlicher Spitzenreiter unter den Kreisen, gefolgt vom Kreis Heinsberg mit 7,1 Prozent mehr Einwohnern. Entgegen dem Bundestrend wird die Bevölkerung in sechs Großstädten und zwölf Kreisen Nordrhein-Westfalens bis zum Jahr 2025 wachsen. Allerdings wird im selben Zeitraum in 17 kreisfreien Städten und 19 Kreisen die Bevölkerungszahl zurückgehen. Die stärkste relative Abnahme werden nach den Berechnungen des LDS die kreisfreie Stadt Gelsenkirchen (- 16,3 Prozent) und der Hochsauerlandkreis (-12,8 Prozent) zu verzeichnen haben. Bis zum Jahr 2025 soll die Bevölkerung in NRW landesweit von 18,075 Millionen auf rund 17,608 Millionen zurückgehen (- 2,6 Prozent). IHK-Leitfaden Standorte planen und sichern Betriebliche Investitionsentscheidungen verlangen nicht nur umfassende Kenntnisse über Marktchancen, Absatzmöglichkeiten und über die Konkurrenzsituation. Sie erfordern auch umfangreiche innerbetriebliche Vorplanungen, um die Investition erfolgreich umzusetzen. Sehr häufig wird in den Unternehmen dabei außer Acht gelassen, dass neben den betriebsbezogenen Faktoren auch planungs- und immissionsschutzrechtliche Regelungen von erheblicher Bedeutung sind. Viele Beispiele zeigen, dass diese Anforderungen oft nur durch spezielle Maßnahmen oder Kompromisse bei den betrieblichen Planungen zu erfüllen sind. Auch das historisch gewachsene Nebeneinander von Gewerbeund Wohnnutzungen erschwert die Standortsicherung der Betriebe. Eine frühzeitige Beachtung der Planungs- und Umweltvorschriften hilft dabei, im Vorfeld der geplanten Investition Kosten, Zeit und Ärger zu sparen. Auf 83 Seiten bietet der IHK- Leitfaden Hilfestellungen bei der Neuplanung bzw. Erweiterung eines Betriebsstandortes an. Dabei werden die Aspekte Planungsrecht, Baurecht, Immissionsschutzrecht, Wasserrecht, Naturschutzrecht und Altlasten ausführlich beleuchtet. In einer allgemein verständlichen - nicht juristischen - Schreibweise mit einem ausführlichen Glossar werden die rechtlich relevanten Begriffe mit ihren jeweiligen Bedeutungen für ein Unternehmen erklärt. Dabei wird großer Wert darauf gelegt, die Eingriffsmöglichkeiten für Unternehmen in den einzelnen Verfahrensstufen, mögliche Auswirkungen auf die betriebliche Entwicklung und die rechtlichen Einflussmöglichkeiten des Unternehmens zu beschreiben. Konjunkturumfrage Frühsommer 2006 Konjunktur in der Region weiterhin positiv Die Konjunktur im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg stabilisiert sich auf hohem Niveau. Der Konjunkturklima-Index liegt im Frühsommer 2006 mit 110,5 Punkten nur leicht unter dem Niveau zu Jahresbeginn 2006 (111,2), aber doch über der magischen 100-Punkte-Marke. Damit ist die konjunkturelle Lage gegenüber dem Jahresbeginn stabil geblieben. 29,1 Prozent aller Unternehmen bezeichnen ihre derzeitige Lage als gut, 19,3 Prozent als schlecht. Ein kleiner Wermutstropfen: Ungeachtet der positiven Entwicklung wird die zukünftige Geschäftslage über alle Branchen jedoch etwas weniger gut eingeschätzt als noch bei der Konjunkturumfrage Jahresanfang 2006. Der Saldo bei der zukünftigen Geschäftslage fiel von + 18,8 auf + 11,3 Punkte, ein erstes mögliches Zeichen für eine sich wieder abkühlendende Konjunktur. Denn schließlich drohen im nächsten Jahr unter anderem Mehrbelastungen in Form der Mehrwertsteuererhöhung. Trotz dieser leichten Eintrübung bei der zukünftigen Geschäftslage ist die Investitionsneigung weiterhin im Aufwind. Die Unternehmen investieren wieder verstärkt, was sich wiederum positiv auf das wirtschaftliche Wachstum auswirken könnte, wobei die Politik endlich die notwendigen Reformen anpacken muss, sagte Dr. Ernst Franceschini, Präsident der IHK Bonn/Rhein-Sieg, bei der Vorstellung der IHK-Konjunkturumfrage zum Frühsommer 2006: Der Arbeitsmarkt bereitet uns Sorgen, da der Beschäftigungsabbau wieder zugenommen hat. Für eine dauerhafte Trendwende zum Besseren auf dem Arbeitsmarkt sehen wir keine Anhaltspunkte. Erschwerend hinzu kommt die höhere Mehrwertsteuer im Jahr 2007. Kaufzurückhaltung durch die Mehrbelastungen und die unsicheren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen lassen uns etwas besorgt in die Zukunft blicken. Zwar gehen wir davon aus, das die Mehrwertsteuererhöhung nur eine kurzfristig bis mittelfristige Kaufzurückhaltung zur Folge hat, sie ist jedoch für die konjunkturelle Belebung im Inland eine Bremse. Für den Arbeitsmarkt wahrlich keine guten Aussichten. Denn der Saldo hat sich von -1,3 auf -10,7 Punkte zum Frühsommer 2006 verschlechtert. Mit der Industrie geht es in der Region Bonn/Rhein-Sieg im Frühsommer 2006 weiter aufwärts. Sie konnte von gestiegenen Auftragseingängen aus dem In- und Ausland profitieren. Der Index stieg somit von 119,8 (Jahresbeginn 2006) auf nunmehr 121,8. Im Dienstleistungssektor ist die Stimmung weiterhin gut, auch wenn der Index von 138,2 auf 125 gefallen ist. Der Einzelhandel (hier insbesondere der Facheinzelhandel) in der Region Bonn/ Rhein-Sieg beurteilt die derzeitige wirtschaftliche Lage besser als noch zum Jahresbeginn 2006. Der Index stieg von 69,7 auf 90,9 zum Frühsommer 2006. Der Großhandel liegt mit 115,6 tiefer als noch zum Jahresbeginn 2006, ist aber weiterhin als gut zu bewerten. In Gastronomie und Hotellerie ist die Stimmung deutlich pessimistischer gegenüber dem Jahresbeginn 2006. Der Index fiel von 112,5 auf 89,4 Punkte zum Frühsommer 2006. Die Langfassung gibt es unter www.ihk-bonn.de. 2 DIE WIRTSCHAFT 6/2006 3008346 IHK 06_06 s02-03 2 30.05.2006, 9:23 Uhr

Darüber hinaus werden auch Tipps für den Umgang mit regionalen und kommunalen Planungen gegeben, damit auch bei Änderungen im Umfeld des Unternehmensstandortes dieser langfristig gesichert bleibt. Der Leitfaden kann gegen eine Schutzgebühr von 18,50 Euro bei Sabine Plagwitz bestellt werden (Fax: 0228/2284-221, E-Mail: plagwitz@bonn.ihk.de) Sicherheit in der Chemie 5. ChemCologne- Kooperationstag 2006 Am 21. Juni 2006 findet der 5. ChemCologne-Kooperationstag unter dem Motto Sicherheit in der Chemie auf dem Freudenberg-Campus der Universität Wuppertal statt. Mit Vorträgen und Diskussionen sowie einer themenbezogenen Ausstellung sollen Wissenschaft und Wirtschaft zum Dialog angeregt und die Anbahnung neuer bzw. die Intensivierung bestehender Kooperationen gefördert werden. Gleichzeitig wollen die Initiatoren der Veranstaltung auch denjenigen Impulse und Anregungen geben, die sich mit dem Gedanken der Selbstständigkeit oder Neugründung tragen. Darüber hinaus bietet sie Gelegenheit zur Kontaktaufnahme zwischen den teilnehmenden Firmen und dem technischnaturwissenschaftlichen Hochschulnachwuchs. Ansprechpartner: Wolf J. Pohl, Tel.: 0228/2284-133, E-Mail: pohl@bonn.ihk.de Geld für Mittelstand und Gründer NRW.Bank wird ausgebaut Im Rahmen der zukünftigen EU- Strukturförderung soll die NRW.BANK zur Mittelstandsund Gründerbank des Landes ausgebaut werden. Wir werden einen wichtigen Teil der Mittel aus dem EU-Strukturfonds, den wir in der Zeit von 2007-2013 erwarten können, dazu nutzen, gemeinsam mit der NRW.BANK neue Finanzierungsinstrumente für Gründer und den Mittelstand insgesamt zu entwickeln. Wir wollen u. a. die Eigenkapitaldecke kleiner und mittlerer Unternehmen stärken und den Betrieben bei der DIE WIRTSCHAFT 6/2006 Einführung innovativer Erzeugnisse, Prozesse und Dienstleistungen helfen, so NRW-Wirtschaftsministerin Christa Thoben. Nach der derzeitigen Beschlusslage werden Nordrhein- Westfalen in der kommenden Förderperiode rund 1,1 Milliarden Euro an EU-Mitteln für das Ziel-2-Programm Regionale Wettbewerbsfähigkeit zur Verfügung stehen. In der noch laufenden Periode 2000-2006 liegt der Betrag bei 860 Millionen Euro aus dem Europäischen Regionalfonds. Das NRW-EU-Ziel-2-Programm 2007 bis 2013 wird nach den Worten der Ministerin von drei Schwerpunkten geprägt sein: Existenzgründer, kleine und mittlere Unternehmen: Ziel sei die konsequente Schließung der Gründungs- und Mittelstandslücke. Innovation, Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft: Dazu zählen u. a. die Verbesserung der technologischen Infrastruktur, der Wissenstransfer sowie Forschung und Entwicklung in einzelnen Unternehmen und Wussten Sie schon.. Berufsbildung: Anmeldeschlusstermin für die Abschlussprüfung Winter 2006/07 Die schriftlichen Prüfungstermine für die Abschlussprüfung im Winter 2006/07 wurden in Abstimmung mit dem Kultusministerium wie folgt festgelegt: Kaufmännische Berufe: 1. Tag 20. Nov. 2006 2. Tag 21. Nov. 2006 Informationsverarb.: Bürokaufmann 28. Nov. 2006 Informationsverarb.:Kfm.f. Bürokommunikation 30. Nov. 2006 (Termine für Industriekaufleute AO von 2002 28./29. Sept. 2006 siehe auch unter www.ihk-bonn.de) Industriell-gewerbl. Berufe: 1. Gruppe 05. Dez. 2006 06. Dez. 2006 2. Gruppe 07. Dez. 2006 08. Dez. 2006 Zur Abschlussprüfung Winter 2006/07 müssen alle zur Abschlussprüfung anstehenden Auszubildenden in kaufmännischen und industriell-gewerblichen Ausbildungsberufen von ihren Ausbildungsbetrieben angemeldet werden, deren Ausbildungsverträge im Verzeichnis der Berufsausbildungsverhältnisse der Kammer eingetragen sind. Zur bevorstehenden Abschlussprüfung werden alle Auszubildenden zugelassen, deren Ausbildungsverträge bis spätestens 31. März 2007 auslaufen. Letzter Anmeldetermin: für die kaufmännischen Berufe - 10. September 2006 für die industriell-gewerblichen Berufe und alle IT-Berufe - 20. August 2006 Dieser Termin ist auch Abgabefrist für die Projektanträge der IT-Berufe Danach eingehende Anmeldungen können aus organisatorischen Gründen nicht mehr berücksichtigt werden....dass Antiquarius, das Antiquariat mit integriertem Café-Restaurant direkt gegenüber der IHK am Bonner Talweg in Bonn (www.buch-antiquarius.de), zu den deutschen TOP-150-Adressen in Sachen Shopping, Kultur, Ausgehen zählt. So hat es die Zeitschrift Brigitte in einer 36seitigen Extra-Broschüre ermittelt....dass der Flughafen Köln Bonn im vergangenen Jahr bei den Starts und Landungen unter den deutschen Flughäfen mit 154.723 an Position vier lag. Unangefochten an der Spitze ist Frankfurt (495.328) vor München (395.348) und Düsseldorf (198.634). Wir sind stets auf der Suche nach interessanten Firmengeschichten aus der Region Bonn/Rhein-Sieg. Die Wirtschaft nimmt Ihre Kurzmeldungen gern entgegen. (E-Mail: wallnisch@bonn.ihk.de) Unternehmensverbünden. Außerdem sollen Innovationen zur Verbesserung der Ressourcen der Energieeffizienz gefördert werden. Stadterneuerung: Ziel ist die Verbesserung der Arbeits- und Lebensverhältnisse in besonders belasteten Quartieren sowie die Entwicklung und Nutzung städtischer bzw. regionaler Potentiale. Wir wollen eine neue Balance zwischen Ausgleich und Wachstum. Neben notwendigen Infrastrukturmaßnahmen wollen wir stärker als bisher Zukunftsprojekte fördern. Dabei geht es uns um die besten Ideen und die besten Produkte, so die Wirtschaftsministerin. Dazu sollen die Fördergelder vor allem beim Schwerpunkt Innovation und wissensbasierte Wirtschaft soweit möglich im Wettbewerb um die besten Projekte vergeben werden. Wurden die möglichen Verkürzungen bei Vertragsabschluss nicht berücksichtigt, ist eine nachträgliche Verkürzung während der Ausbildungszeit möglich. Die Vertragsveränderung ist jedoch spätestens 1 Monat vor dem Anmeldeschlusstermin der Kammer einzureichen. Die Anmeldeformulare für alle zur Prüfung anstehenden Auszubildende werden den Ausbildungsbetrieben von der Kammer rechtzeitig übersandt. Aus gegebener Veranlassung wird darauf hingewiesen, dass eine Anmeldung per Telefon, Fax oder E-Mail NICHT erfolgen kann! Die Anmeldeformulare sind daher im Original bis spätestens letzter Anmeldetermin ausgefüllt und unterschrieben der zuständigen Kammer zurückzusenden. Anträgen auf vorzeitige Zulassung zur Abschlussprüfung kann in der Regel entsprochen werden, wenn der Auszubildende während der Ausbildungszeit im Betrieb überdurchschnittliche Leistungen erbracht und zum Zeitpunkt der Prüfung alle Kenntnisse und Fertigkeiten entsprechend der Ausbildungsordnung erworben hat. In der Berufsschule müssen die Leistungen in den für die Berufsbildung wesentlichen Fächern mindestens befriedigend betragen. Antragsformulare auf vorzeitige Zulassung zur Abschlussprüfung müssen bei der Kammer so rechtzeitig angefordert werden, dass die o.a. Anmeldeschlusstermine unbedingt eingehalten werden können. 3 3008346 IHK 06_06 s02-03 3 30.05.2006, 9:23 Uhr

E uropa verfügt über eine Vielfalt von Bildungssystemen, die historisch verwurzelt sind und deren jeweilige Stärken einen großen Reichtum darstellen. Gleichzeitig steht die allgemeine und berufliche Bildung in Europa vor großen Herausforderungen. Sie muss einen Beitrag dazu leisten, dass unsere Länder im intensiven internationalen Wettbewerb bestehen, den steigenden Ansprüchen an die Qualität und Flexibilität der Arbeit gerecht werden und den demographischen Wandel meistern. Junge Menschen müssen adäquat auf die Arbeitswelt vorbereitet werden und jede Frau und jeder Mann muss die Chance erhalten, die einmal erworbenen Kenntnisse und Kompetenzen jederzeit aktualisieren und weiterentwickeln zu können. Die Europäische Kommission hat im Sommer des vergangenen Jahres ein Arbeitspapier über die Entwicklung eines Europäischen Qualifikationsrahmens vorgelegt. Die Vielzahl der Reaktionen bestätigt uns in der Auffassung, dass wir für dieses Vorhaben nicht nur ein klares politisches Mandat der Bildungsminister und Sozialpartner sowie der Europäischen Staats- und Regierungschefs haben, sondern es auch einen echten wirtschaftlichen Bedarf für ein solches Instrument gibt. Vergleichbare Bildungsabschlüsse Bei der Entwicklung des Europäischen Qualifikationsrahmens geht es im Kern um die Bereitstellung einer Übersetzungshilfe zum Vergleich von Abschlüssen, die in verschiedenen Bildungssystemen erworben wurden, und somit um eine bessere Mobilität zwischen diesen. Dabei geht es um eine bessere Mobilität zwischen Mitgliedstaaten, aber auch zwischen der allgemeinen und der beruflichen Bildung, zwischen einer Erstausbildung und darauf aufbauender Weiterbildung, sowie zwischen verschiedenen Berufen. Der Europäische Qualifikationsrahmen soll vor allem Transparenz und Vergleichbarkeit sicherstellen. Seine Anwendung wird für die EU-Mitgliedstaaten freiwillig sein. Er verändert nichts an der Verant- 4 DIE WIRTSCHAFT 6/2006 3008346 IHK 06_06 s04-19 4 30.05.2006, 9:25 Uhr

D_Projektbau_70x297_K 07.04.2006 11:24 Uhr wortung der nationalen Stellen für die Entwicklung, Definition und Anerkennung von Qualifikationen sowie der entsprechenden Diplome. Und entgegen mancher Befürchtungen, die in der deutschen Presse geäußert wurden, geht es gerade nicht um die Durchsetzung eines einheitlichen europäischen Bildungsmodells. Das ist weder möglich noch erwünscht. Der Europäische Qualifikationsrahmen soll den für die Anerkennung von Diplomen zuständigen Stellen sowie Arbeitnehmern, Arbeitgebern, Lernenden und Bildungsanbietern vielmehr dabei behilflich sein, mit der Komplexität der europäischen Bildungslandschaft umzugehen. Die Kommission ist sich der Stärken des deutschen und vergleichbarer Systeme der dualen beruflichen Bildung bewusst. Ein Europäischer Qualifikationsrahmen würde es diesen Systemen sogar ermöglichen, ihre Stärken besser sichtbar zu machen. Orientierung an Lernergebnissen Ein zentraler Bestandteil des vorliegenden Arbeitspapiers ist der Vorschlag, sich bei der Bestimmung der Qualifikationsstufen an Lernergebnissen zu orientieren. Darin liegt eine Abkehr von der bisher dominanten Fixierung auf bestimmte Formen und Orte des Lernens. Die Orientierung an Lernergebnissen stellt zum einen sicher, dass der Europäische Qualifikationsrahmen sich neutral gegenüber den bestehenden Strukturen in den Mitgliedstaaten verhält. Mit der Orientierung an Lernergebnissen würde auch die Grundlage für eine bessere Mobilität zwischen der beruflichen Bildung und der Hochschulbildung geschaffen. Abschlüsse der beruflichen Bildung könnten dann einfacher mit Abschlüssen der allgemeinen und der Hochschulbildung verglichen werden. Und bei einem Wechsel zwischen diesen beiden bisher häufig voneinander getrennt operierenden Systemen böte sich eine solide Grundlage für die Anerkennung von Vorleistungen. Die Orientierung an Lernergebnissen sollte es nationalen Stellen zudem erleichtern, Mechanismen für die Anerkennung von Lernergebnissen einzurichten, die außerhalb der traditionellen Ausbildungsgänge, also z.b. durch Berufserfahrung, erworben wurden. In mehreren EU Mitgliedstaaten gibt es bereits konkrete Erfahrungen in diesem Bereich. DIE WIRTSCHAFT 6/2006 EU-Kommissar Ján Figel Leider sieht die Realität heute noch zu oft so aus, dass trotz aller Bekenntnisse zum lebenslangen Lernen die Weiterqualifizierung im eigenen oder im Nachbarland oder der Wechsel von der beruflichen Bildung auf eine Hochschule und umgekehrt dadurch unattraktiv gemacht wird, dass vorhandenes Wissen, Studienleistungen und praktische Erfahrungen nicht angemessen anerkannt werden. Das ist ineffizient und schadet der Motivation. Europäischer Arbeitsmarkt braucht vergleichbare Bildungsabschlüsse Angesichts der Entwicklung eines einheitlichen europäischen Arbeitsmarktes dürfen auch die verschiedenen Bildungssysteme in Europa nicht unverbunden nebeneinander stehen. Ihre maßgeblichen Akteure müssen miteinander kommunizieren können, die Systeme müssen transparent sein und offen für den gegenseitigen Zugang. Einmal umgesetzt, wird der Europäische Qualifikationsrahmen hierbei eine echte Hilfe sein. Bis dahin liegt allerdings noch ein gutes Stück Arbeit vor uns. Die Kommission ist dabei, die im Rahmen des Konsultationsprozesses eingegangenen Kommentare genau zu analysieren und wird nach Abschluss dieser Arbeit einen Vorschlag für eine förmliche Empfehlung des Europäischen Parlaments und des Rates vorlegen. Gleichzeitig werden wir auch Pilotprojekte, die an der Umsetzung des Europäischen Qualifikationsrahmens arbeiten, fördern. Ich bin sicher, dass der Europäische Qualifikationsrahmen eines der wichtigsten Themen sein wird, das uns auch während der deutschen EU-Präsidentschaft im ersten Halbjahr 2007 intensiv beschäftigen wird. Ján Figel, EU-Kommissar für Bildung, Kultur und Mehrsprachigkeit Sie haben ein Ziel: Ihr eigenes Gebäude Ihr Budget ist straff kalkuliert. Sie erwarten dennoch höchste Funktionalität im Einklang mit Ihrer eigenen Identität. Wir sind Partner für das Planen und Bauen individueller Unternehmensgebäude. Sprechen Sie mit uns. info@deutscheprojektbau.de www.deutscheprojektbau.de Telefon 02203.980005-11 5 3008346 IHK 06_06 s04-19 5 30.05.2006, 9:25 Uhr

Land der Talente Alle Begabungsreserven nutzen! Bundesbildungsministerin Annette Schavan hat sich vorgenommen, Deutschland zu einer international anerkannten Talentschmiede zu machen. Das bedeutet bessere Chancen für alle und mehr Qualität und Teilhabe an Bildung. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) fragte die Ministerin, wie sie schwächere Schulabgänger integrieren will. Jeder vierte Jugendliche, der die Schule verlässt und einen Ausbildungsplatz sucht, kann nicht ausreichend Schreiben und Rechnen wie soll dieser Gruppe gezielt geholfen werden? Schavan: Wir müssen jedem Jungendlichen die Chance auf eine gute Ausbildung geben. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt junge Menschen mit schlechteren Startchancen und fördert sie in zahlreichen Programmen. Darüber hinaus brauchen wir Bündnisse zwischen Schule und Wirtschaft. Deswegen gehören die Kultusminister der Länder auch mit an den Tisch, wenn wir über ein ausreichendes berufliches Ausbildungsangebot für alle jungen Menschen sprechen. Mit welchem Argument überzeugen Sie Unternehmer, auch einem schwächeren Schulabgänger eine Chance auf eine Ausbildung zu geben? Schavan: Wir sollten die Stärken der Jugendlichen mehr wahrnehmen und nicht nur ihre Schwächen. Jeder junge Mensch braucht eine Chance und die Wirtschaft gut ausgebildete Kräfte. Das gilt besonders für eine alternde Gesellschaft wir die unsere. Wir brauchen mehr individuelle Angebote. Praktisch begabten Jugendlichen wird man nicht gerecht, wenn man sie einfach weiter zur Schule gehen lässt. Deswegen wollen wir noch in diesem Jahr die Benachteiligtenförderung entsprechend umbauen. Wir müssen alle Begabungsreserven nutzen. Unser rohstoffarmes Land lebt wie kaum ein anderes von der guten Ausbildung und den Ideen seiner Menschen. Der Pakt für Ausbildung soll um drei Jahre verlängert werden welche Erwartungen knüpfen Sie daran? Frau Ministerin, die berühmten ersten 100 Tage im neuen Amt liegen hinter Ihnen. Welches Zeugnis stellen Sie sich aus? Schavan: Die Bundesregierung hat einen guten Start gehabt. Wir haben die richtigen Weichen für die Zukunft gestellt. Bildung und Forschung werden ein wichtiger Schwerpunkt für die Arbeit in den kommenden Jahren sein. Die Bundesregierung investiert für Forschung und Entwicklung so viel wie noch nie in einer Legislaturperiode. Ich werde mich besonders für die berufliche Bildung einsetzen. Die ersten Erfolg versprechenden Gespräche mit den Beteiligten der Wirtschaft und der Länder habe ich geführt. Wir werden gemeinsam die Aufgabe meistern, Deutsch- land wieder zum Land der Talente zu machen. Hierbei geht es besonders um die junge Generation. Schlechte Noten haben dagegen viele Jugendliche mit Migrationshintergrund, wenn sie die Schule verlassen. Ihnen fehlt es vor allem an grundlegenden Deutschkenntnissen. Wäre Deutschpflicht auf Schulhöfen eine Lösung? Schavan: Die Sprache ist natürlich der Schlüssel zur Bildung. Sie ist auch der Schlüssel zur Integration. Wenn eine Schule für sich selbst beschließt, auf dem Pausenhof nur noch deutsch zu sprechen, ist das ein wichtiger und guter Entschluss. Ich halte aber nichts davon, deutsch auf dem Schulhof zu verordnen. Schavan: Der Ausbildungspakt hat sich bewährt. Die Partner haben zahlreiche neue Ausbildungsplätze geschaffen und damit vielen jungen Menschen eine echte Chance für den Einstieg in eine berufliche Karriere gegeben. Trotzdem sind in den vergangenen Jahren wieder einige Tausend Ausbildungssuchende leer ausgegangen. Wir müssen deswegen alles dafür tun, damit der Pakt noch mehr Dynamik auf dem Lehrstellenmarkt entfaltet. Einerseits soll die duale Ausbildung Herzstück der beruflichen Bildung bleiben, andererseits fordern Sie eine neue Kultur der Ausbildung. Wie passt das zusammen? Schavan: Die duale Ausbildung ist das deutsche Erfolgsmodell für die berufliche 6 DIE WIRTSCHAFT 6/2006 3008346 IHK 06_06 s04-19 6 30.05.2006, 9:25 Uhr

Bildung. Damit das so bleibt, müssen sich alle daran beteiligen. Das meine ich, wenn ich eine neue Kultur der Ausbildung fordere. Sie können es auch eine Kultur der Verantwortung nennen. In den vergangenen Jahren hat es zu viele Betriebe gegeben, die aus der Ausbildung ausgestiegen sind. Dabei sind sie auf qualifiziertes Fachpersonal angewiesen. Wer heute nicht für die Zukunft ausbildet, der wird wirtschaftlich nicht bestehen können. Es ist unsere Aufgabe, auf den Zusammenhang von guter Ausbildung und wirtschaftlichem Erfolg immer wieder hinzuweisen. Sie haben die Diskussion über Strukturfragen der beruflichen Bildung auf die Tagesordnung gesetzt. Wo sehen Sie konkreten Handlungsbedarf? Schavan: Wir werden vor allem die Benachteiligtenförderung in der Berufsausbildung neu gestalten und die Verantwortung der Regionen für die Ausbildung verstärken. Außerdem muss die Kooperation von Schulen und Unternehmen besser werden. Laut Koalitionsvertrag sollen Absolventen einer dualen Ausbildung künftig studieren dürfen. Über die Zulassung zum Studium entscheiden aber nicht Sie, sondern allein die Länder Schavan: Die Verbindung der verschiedenen Bildungsstränge ist ein wichtiges Thema. Kein Abschluss sollte ohne Anschluss sein. Deswegen muss der Berufsabschluss künftig noch öfter den Zugang zu einem Hochschulstudium ermöglichen. Das sehen auch meine Länderkollegen so. Und ganz zum Schluss: Welchen Tipp geben Sie jungen Leuten, die fragen, welche Ausbildung sichert mir einen Arbeitsplatz? Bundesbildungsministerin Annette Schavan DIE WIRTSCHAFT 6/2006 Schavan: Jeder sollte sich über seine eigenen Stärken und Neigungen klar sein und dann seine Entscheidung treffen. Dabei sind die Möglichkeiten ungeheuer vielfältig. Wir haben in Deutschland über 350 verschiedene Ausbildungsberufe. Hier sollte man sich unbedingt über die Chancen informieren und sich nicht auf die zehn beliebtesten Lehrberufe reduzieren. 2.044 Betriebe Zahl der Ausbildungsbetriebe in Bonn/Rhein-Sieg wieder auf Rekordhoch bilden aus Die Zahl der aktiven Ausbildungsbetriebe ist im Kammerbezirk im vergangenen Jahr auf eine neue Rekordmarke gestiegen. Mit 2.044 Ausbildungsbetrieben war zum 31. Dezember 2005 im Vergleich zum Vorjahr (2.024) ein leichtes Plus von einem Prozent festzustellen. In den vergangenen zehn Jahren hat die Zahl der aktiven Ausbildungsbetriebe von 1.400 um fast 50 Prozent zugenommen. Trotz wirtschaftlich schwieriger Situation haben unsere Bemühungen im Rahmen des Ausbildungspaktes Früchte getragen, stellt Wolfgang Brunswig, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Bonn/Rhein-Sieg, fest. Das Klinken putzen der vier IHK-Ausbildungsberater und der beiden Lehrstellenvermittler habe sich ausgezahlt. Es gibt über 1.000 Betriebe in unserem Kammerbezirk, die jeweils nur einen Auszubildenden beschäftigen und nur alle drei Jahre einen neuen Auszubildenden einstellen können, so dass wir Jahr für Jahr darauf angewiesen sind, neue Ausbildungsbetriebe zu gewinnen, um die Zahl der Ausbildungsstellen zumindest konstant halten zu können, so Brunswig. Leider gehe der Trend in den größeren Unternehmen zu einem Abbau der Ausbildungsplätze. Brunswig weiter: Bre- chen uns bei einem Betrieb 20 Plätze auf einen Schlag weg, so benötigen wir 20 kleine Betriebe um diese Lücke zu schließen. Brunswig schätzt das Potenzial an zusätzlichen Wolfgang Brunswig Ausbildungsbetrieben in der Region Bonn/Rhein-Sieg auf rund 2.000 Betriebe. Diese Unternehmen haben früher einmal oder aber noch nie ausgebildet. Bei den Gründen für die Nicht-Ausbildung werden vor allem wirtschaftliche Gründe, schlechte Erfahrungen mit früheren Auszubildenden, fehlende oder mangelhafte Bewerber oder die Höhe der Ausbildungsvergütung genannt. Ausbildungsbarometer Mai 2006 Auch in 2006 ist die Zahl der Ausbildungsbetriebe wieder gestiegen. Bis Ende April konnten weitere 34 neue Ausbildungsbetriebe gewonnen werden, 368 neue Ausbildungsplätze konnten eingeworben werden. Erfreulich auch die Entwicklung der neu eingetragenen Ausbildungsverträge zum 30. April 2006: Die Anzahl der Ausbildungsverträge stieg in den ersten 4 Monaten von 786 (im Jahr 2005) um 13,9 Prozent auf nunmehr 895. 7 3008346 IHK 06_06 s04-19 7 30.05.2006, 9:25 Uhr