Transgene Energiepflanzen und Bäume - Aktueller Stand und Probleme aus Naturschutzsicht

Ähnliche Dokumente
Energie, Klimawandel, Anpassung an den Klimawandel und Normung. Gentechnik als Lösung? Bonn, Martha Mertens BUND, AK Gentechnik

Bewertung von Umweltwirkungen transgener Organismen. Agrogentechnik und biologische Vielfalt Vilm Martha Mertens

Ökologische Folgen der Grünen Gentechnik

Gentechnik in der Landwirtschaft. bringt unsere Natur aus dem Gleichgewicht

Auswirkungen des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen auf Umwelt und Gesundheit. Saerbeck, Martha Mertens

Gentechnisch veränderte Bäume

Agro-Gentechnik - Wessen Schaden, wessen Nutzen? Heike Moldenhauer

Die Risiken der Agro-Gentechnik im ökologischen Landbau und in der Lebensmittelerzeugung. Bad Düben, Martha Mertens

Gentechnik in der Landwirtschaft und in Lebensmitteln

Transgene Pharma-Pflanzen

Ökologische Risiken transgener Bäume unter Biodiversitätsgesichtspunkten

Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmitteln

Vergleich transgene Pflanzen und traditionelle Züchtung

Traditionelle Pflanzenzucht 5

Veranstaltung "Gentechnik in der Landwirtschaft - wie weiter? am 24. März 2010 in Steina. Agro-Gentechnologie und die Hintergründe

Rechtliche Voraussetzungen der Gentechnik beim Anbau von Getreide. Dr. Steinberger, Bundessortenamt Hannover

Agro-Gentechnik ein Überblick

Transgene Pflanzen. Herstellung Anwendung Risiken und Richtlinien. Birkhäuser Verlag Basel' Boston Berlin

Gentransfer in Luft und Boden - Lassen sich Transgene einsperren?

Landwirtschaft: Mehr mit weniger

Perspektiven der Grünen Gentechnik: Eine realistische Bestandsaufnahme

Gentechnikfreie Regionen Hintergrundinformationen

Transgene Pflanzen und Bienen

Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmitteln

Gentechnologie eine Risikotechnologie? Volker Lüderitz, Hochschule Magdeburg-Stendal

Risiken der Nutzung der sog. Grünen Gentechnologie

Gentechnik in Lebens- und Futtermitteln

Die Heilsversprechen der Agro-Gentechnikindustrie auf dem Prüfstand

Rechtliche und fachliche Anforderungen an das Monitoring der Umweltwirkungen von GVO

Pflanzenbiotechnologie bei BASF Dr. Hans Kast Geschäftsführer BASF Plant Science

Gentechnik-ABC. A Agro-Gentechnik. Amflora. Antibiotikaresistenz-Gen. Auskreuzung

gebildet in Kristallstruktur, die sich nur bei bestimmtem ph-wert

Umweltwirkungen von Glyphosat

Nachhaltigkeit aus der Perspektive der Biowissenschaften Leben seit 3,5 Mrd. Jahren

Agro-Gentechnik Multinationale Konzerne

Agro-Gentechnik: Gefahr oder Chance

The evolutionary conserved Bem46-like protein is required for fungal ascospore germination. Mit Gentechnik gegen den Hunger?

GVO-Saatgut-Monitoring 2017

Umweltschäden durch gentechnisch veränderten Mais vorprogrammiert BN fordert Abkehr von agroindustrieller Weichenstellung

Jürgen Tomiuk, Klaus Wöhrmann, Andreas Sentker. Früchte der Zukunft? Grüne Toronto

Untersuchungen zum GVO-Anbau in Sachsen

Potenziale der Gentechnik bei Energiepflanzen

GVO-Monitoring von Tagfaltern. Hintergrund 2/14

Inhaltsverzeichnis Abkürzungsverzeichnis...VI Literaturverzeichnis... X Weiterführende Websites

Neue gentechnische Verfahren. Dr. Eva Gelinsky und Stefanie Hundsdorfer IG Saatgut Bingenheim, 2. August 2018

Agro-Gentechnik: Die Folgen 19.Oktober 2010

Diskursprojekt "Szenario Workshops: Zukünfte der Grünen Gentechnik" Transgene Pflanzen mit neuen Anbaueigenschaften

Grüne Biotechnologie Deutschland am Scheideweg?

Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmitteln Folienvortrag Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmitteln mit Erläuterungen

Agro-Gentechnik & Biodiversität

Biomasseproduktion als Türöffner für gentechnisch veränderte Pflanzen?

InnoPlanta Forum 2010 Grüne Biotechnologie ist weltweit Realität - Die Sicht eines Pflanzenzüchtungsunternehmens

4. Mögliche ökologische Wechselwirkungen gentechnisch veränderter Pflanzen

Der Wald und seine Funktionen

Glyphosat und Glyphosat- resistente Pflanzen. Martha Mertens

Grüne Gentechnik in Deutschland - ein Thema voller Emotionen -

Grüne Gentechnik. Parlamentarischer Abend der Deutschen Forschungsgemeinschaft am 22. März 2010 in Berlin

Gentechnisch veränderte Lebensmittel

Bt Mais ein Projektüberblick mit Ergebnissen bodenfaunistischer Untersuchungen (Nematoden)

DBB. Deutscher Bauernbund e.v. Christlich konservativ - heimatverbunden. Standpunkte des Deutschen Bauernbundes zur Grünen Gentechnik

Anforderungen an eine ökologische Risikoforschung. Dr. Steffi Ober Magdeburg

Christoph Then Handbuch Agro-Genechnik Die Folgen für Landwirtschaft, Mensch und Umwelt ISBN Seiten, 14,8 x 21cm, 19,95 Euro

Nachhaltige Nutzung Basis für einen erfolgreichen Naturschutz. Prof. Dr. H. Vogtmann, Präsident des Bundesamtes für Naturschutz

Biokraftstoffe The ultimate solution?

Unsere Lebensversicherung, unser Naturkapital was tun Deutschland und die EU für den Erhalt der Artenvielfalt

Grüne Gentechnologie Beispiel: Kartoffel

Gentechnik in der Landwirtschaft 10 Fragen 10 Antworten

Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in NRW Saerbeck, 29. April 2014

Saatgut und Lebensmittel: Zunehmende Monopolisierung durch Patente und Marktkonzentration.

Risikoabschätzung bei gentechnisch veränderten Pflanzen Wissenschaftliche und politische herausforderungen

TESTBIOTECH Hintergrund

TESTBIOTECH Hintergrund KURZVERSION. Zusammenfassung. Christoph Then & Andreas Bauer-Panskus

Was kann die PCR für. tun?

1. Brauchen wir Gentechnik, um den Hunger zu bekämpfen?

III Bewertung der durch die übertragenen Nukleinsäuresequenzen bewirkten Veränderungen in den gentechnisch veränderten Pflanzen

Etikettenschwindel. Warum gentechnisch veränderte Energiepflanzen nicht bio sind ein Realitätscheck. von Martha Mertens

Thema Gentechnologie. Erwin R. Schmidt Institut für Molekulargenetik Gentechnologische Sicherheitsforschung & Beratung

Stress. Was bedeutet Stress für die Pflanzen?

U M W E L T V E R W A L T U N G S R E C H T

Fruchtfolge. Baustein Nr. Die Fruchtfolge. Soja Vom Acker auf den Teller Ein Unterrichtskonzept des Soja Netzwerks

Fragen und Fakten zu Glyphosat. Was ist Glyphosat, AMPA und Tallowamin?

Informationen zur Gentechnik in der Landwirtschaft

Der Deutsche Bundestag hat die Petition am abschließend beraten und. a) den Fraktionen des Deutschen Bundestages zur Kenntnis zu geben,

I N F O R M A T I O N

Grundlageninformationen zur Gentechnik

Gentechnik betrifft alle KonsumentInnen

Imkerei und Gentechnik. Gefährden gentechnisch veränderte Pflanzen die Bienengesundheit? Stand der Forschung

Chancen der Pflanzenbiotechnologie

Nachweis gentechnisch veränderter Lebensmittel: Ohne Gentechnik oder: Wieviel Gentechnik ist da eigentlich drin? Dr. Lutz Grohmann

Bedeutung der Honigbienen

Kann die Gentechnik als Innovationsund Jobmotor dienen? Wie groß ist der volkswirtschaftliche Nutzen?

Agrogentechnik & Forschung. Ökologische Begleitforschung

Risikobewertung von GVO im europäischen Zulassungsprozess

Gute Gründe gegen RoundupReady

hintergrund Agrogentechnik & Biodiversität Kommerzieller Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen Anbauflächen, Kulturen und Merkmale

Biokraftstoffe. Geschichte: Heute ist Rohöl der Ausgangsstoff für: Alternativen:

GVO aus Sicht der Produzenten

Antrag Zusammenfassung der Risikobewertung von gentechnisch verändertem Mais. (Zea mays) GA21. im Rahmen eines Freisetzungsvorhabens,

InnoPlanta Forum 2012 Innovation durch Pflanzenzüchtung - gentechnische verbesserte Sorten und ihr Beitrag zum Erfolg des Landwirts

Transkript:

Transgene Energiepflanzen und Bäume - Aktueller Stand und Probleme aus Naturschutzsicht Deutscher Naturschutztag, Karlsruhe 19. 09. 2008 Martha Mertens, BN/BUND

Energiepflanzen für den Klimaschutz? EU RL 2003/30/EC: 5,75 % Agrospritanteil bis Ende 2010, EU-Beschluss 08.03.2007: 10 % Agrospritanteil bis 2020 Deutschland 1,77 Mio ha Energiepflanzen in 2007 insbesondere Raps (1,12 Mio ha, Biodiesel) und Mais (~250 000 ha, Biogasanlagen) USA Energy Policy Act: 10 % Ethanolanteil bis 2007 Präsident Bush Januar 2007: 20 % Agrospritanteil bis 2017 (2007 US Sprit-Gesamtverbrauch 540 Mrd Liter/Jahr) 2008 ca. ein Drittel der Maisfläche (= 40 Mio ha) für Ethanolproduktion Bioethanol -Produktion global (2006) ~50 Mrd Liter (USA/Brasilien 70%) Biodiesel -Produktion global (2006) ~7,3 Mrd Liter (EU 77 %)

Transgene Energiepflanzen? Sonnleitner, DBV: Bei Rohstofferzeugung bietet Gentechnik große Möglichkeiten; Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben sind dabei interessante Ackerfrüchte (2006) Gabriel, Umweltminister: Chancen der Gentechnik bei Gewinnung von Energie und Rohstoffen (März 2006) FAO Biotechnology Forum zu Biotechnologie und Bioenergie/Agrosprit in Entwicklungsländern Zur energetischen Nutzung geeignete, im Anbau befindliche transgene Pflanzen Herbizidresistenter RR-Mais* bzw. LL-Mais, insektenresistenter Bt-Mais**, Ethanol-Mais RR-Raps, LL-Raps RR-Soja In der EU ist derzeit nur MON810 Bt-Mais* zum Anbau zugelassen, Verbot von MON810 Mais in einigen EU-Ländern (z. B. A, F, Hu, Gr) Deutschland 2008: 3 179 ha MON810 Mais (v. a. Brandenburg, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt) http://www.standortregister.de/ * RR = Resistenz gegen Glyphosat (Roundup), LL = Resistenz gegen Glufosinat (Liberty) ** Bt = Bacillus thuringiensis, Resistenz gegen Maiszünsler und/oder Maiswurzelbohrer

Transgene Energiepflanzen Wichtige Pflanzenarten Mais Raps Soja Zuckerrüben Kartoffeln Weizen Gräser Zuckerrohr Mohrenhirse Angestrebte neue Eigenschaften (neben Herbizid-/Insektenresistenz) Stresstoleranz (Trockenheit, Hitze, salzige Böden, Kälte) Pathogenresistenz (Viren, Pilze, Bakterien) Stickstoff-Assimilation Effizientere Photosynthese Veränderte Relation von Zellulose/Hemizellulose zu Lignin (für Ethanolproduktion)

Transgene Bäume Projekte in der EU: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Schweden Birke Eucalyptus (S) Fichte Gummibaum (F) Nordmanntanne Pappel Ulme >200 Freisetzungen weltweit Angestrebte Eigenschaften Herbizidresistenz Insektenresistenz Pilzresistenz Weniger/veränderte Lignine Wachstumsbeschleunigung Längere Fasern Frühere Blütenbildung Unterdrückung der Blüte Einfachere Hydrolyse der Kohlenhydrate Effizientere Photosynthese Verzögerter Nadelabfall Bodenentgiftung

Transgene Pappeln Pappel als Modellorganismus für transgene Bäume: Relativ kleines Genom Genom sequenziert Genetische Kartierung Bildung von Klonen Einfache Transformation Wissenschaftliches Netzwerk Domestizierte Pappelklone? Kurzer, dicker Stamm Weniger, kleinere Äste Bedingt lichtbedürftig hohe Pflanzdichte möglich (1,2 x 2,5 m) Früher Austrieb, später Blattfall Schädlingsresistenz Keine Blütenbildung mehr Biomasse im Stamm, kein Pollentransfer Zellwände angepasst an unterschiedliche Nutzungswünsche Kein Überleben in der Natur Schnelle Rotation (5 Jahre)

Ökologische Wirkungen von GVO Gentransfer: Kreuzung mit Kultur- und Wildarten horizontaler Gentransfer (Mikroorganismen) Ausbreitung in andere Ökosysteme Effekte auf Nichtziel-Organismen Sekundäre Effekte durch Herbizideinsatz und Resistenzentwicklung Förderung von Monokulturen und Intensivierung der Landwirtschaft? Einschätzung der Umwelt-Risiken durch Wissenschaftler abhängig von Arbeitsplatz und Fachdisziplin? EU verlangt lt. Freisetzungsrichtlinie 2001/18 bzw. Verordnung 1829/2003 Prüfung direkter, indirekter, sofortiger und späterer Folgen sowie kumulativer langfristiger Auswirkungen auf Umwelt und menschliche Gesundheit Verfahren Step-by-Step und Case-by-Case Beobachtung nach Marktzulassung von GVO (Monitoring)

Unerwartete Effekte der Transformation Transformation kein gezielter Prozess: Veränderung der Aktivität anderer pflanzlicher Gene, Eingriff in Stoffwechselprozesse? Basis der Gentechnik: ein Gen-ein Protein - Modell; komplexe Steuerung der Genaktivität nicht wirklich berücksichtigt Einbau mehrerer Transgen-Kopien einer oder mehrere Integrationsorte Verdopplung, Deletion, Inversion von Transgen-Sequenzen Komplexe Struktur der Einbauorte (Transgen-DNA gemischt mit pflanzl. DNA) Einbau überflüssiger DNA (Plasmide, T-DNA, Antibiotika-Resistenzgene) Einbau chromosomaler DNA (>18 kb) aus Agrobacterium tumefaciens (zu 0,4 % bei Arabidopsis thaliana) Unerwartete Aktivität der Promotoren (Gewebe, Entwicklungsstadium, Art)

Gentransfer - Auskreuzung Übertragung der Transgene auf Pflanzen der gleichen Art sowie auf verwandte Kultur- und Wildpflanzen Pollentransfer durch Wind und Insekten über große Entfernungen möglich Heimische Kulturpflanzen besitzen Kreuzungspartner unter Wildpflanzen (z.b. Raps, Zuckerrübe, Gräser/Getreide, Obstarten, Gehölze) (Ungewollte) Kombination von Transgenen in Kultur- und Wildarten (z. B. Dreifach-Herbizid-Resistenz bei Raps in Kanada) Gentechnische Kontamination von Landsorten und genetischen Ressourcen Unbekannte Effekte bei Transgen-Eintrag in anderen genetischen Hintergrund Wildpflanzen mit Transgenen/neuen Eigenschaften Neue Wechselwirkungen

Raps Selbst- und Fremdbefruchtung zahlreiche Kreuzungspartner: z. B. Kohl, Rübsen, Rutenkohl, Hederich, Pollenverbreitung durch Wind und Insekten Bienen-Flugradius >3 km, beflogene Fläche eines Volkes ~30 km² Auskreuzung über >2,5 km (bis 26 km für männlich sterile Pfl. gezeigt) Hoher Samenausfall bei der Ernte (3 6 %, höher als Aussaat) Durchwuchs 10 15 Jahre möglich (10 a nach Freisetzung von HR- Raps waren 40 % der Durchwuchs- Pflanzen resistent) Ruderalpflanzen an vielen Standorten (z. B. Verkehrswege) Überlappende Blühzeiten mit verwandten Kreuzblütlern

Biologisches Containment? Transformation von Chloroplasten: Pollen- und/oder Samensterilität: Chloroplasten auch im Pollen z.b. Koniferen, andere Arten, unter Stress Gentransfer in Kerngenom möglich Sehr hohe Zahl von Transgenkopien horizontaler Gentransfer erhöht aufgrund bakteriellen Systems? auf Dauer zu sichern? Effekte auf Pollinatoren, zahlreiche Tierarten Gefährdung der Biodiversität Genetic Use Restriction Technologies GURTs/ Terminator-Technologie: komplexe Systeme, Wirksamkeit nicht dauerhaft gesichert kein sicheres Induktionssystem Toxizität der Rekombinase?

Ausbreitung von GVO begünstigt durch Fitness-erhöhende Eigenschaften? Besonders kritische transgene Eigenschaften: Resistenz gegen Schädlinge, Krankheitserreger oder Umweltstress verändertes Fortpflanzungs- oder Wachstumsverhalten Kritische Arteigenschaften: anpassungsfähig, mehrjährig, Pflanzen/Samen winterhart, starke Samenproduktion, Samenverbreitung durch Vögel, Wind und Wasser über große Distanzen, jahrelange Keimfähigkeit der Samen, vegetative Vermehrung Verbreitung: Tiere, Wind, Wasser, Erde sowie menschliche Aktivitäten (4 Ts - Trade, Transport, Travel and Tourism) Erfahrung mit invasiven Arten: Charakteristika des aufnehmenden Ökosystems wichtig u. U. erhebliche zeitliche Verzögerung bis Ausbreitungsbeginn (bei Gehölzen bis zu Jahrzehnten/Jahrhunderten) Sichere Prognose nicht möglich

Direkte und indirekte Effekte auf Ökosysteme Auftreten unerwünschter Eigenschaften als Folge von Positionseffekten (1) und pleiotropen Effekten (2) Effekte auf andere Organismen durch erwünschte (z.b. Bt-Toxine) und unerwartete Eigenschaften (z. B. Pilztoleranz bei GV-Petunien, erhöhter Ligningehalt bei Bt-Mais, verfrühtes Blühen bei transgenen Bäumen) Zahlreiche Expositionspfade möglich: z.b. Pollen, Samen/Früchte, Blatt- und Wurzelmaterial Boden als Black Box Neue Toxine/Inhaltsstoffe, Resistenzen und verändertes Wachstum besonders problematisch Vervielfältigte, evtl. synergistische Wirkungen bei Transgenkombinationen Neuer Trend: Kombination von Eigenschaften (stacked traits), z.b. Herbizid- plus Insektenresistenz (1) durch Einbauorte der Transgene bedingte Effekte, (2) Nebenwirkungen von Transgenen und Genprodukten

Herbizidresistente (HR)-Pflanzen Glyphosat/Roundup behindert Mikronährstoff-Aufnahme (z.b. Mangan) negative Effekte auf Ertrag und Krankheitsabwehr ist toxisch für Mikroorganismen (Zielenzym* von Glyphosat in Bakterien vorhanden) z.b. Bradyrhizobium japonicum N-Düngung bei RR-Sojabohne? beeinflusst Bodenleben Begünstigung pathogener Pilze wie Fusarien? ist toxisch für Amphibien, Wasserorganismen Herbizidresistenz bei Beikräutern (15 Beikräuter bereits Glyphosat-resistent) Veränderung der Artenzusammensetzung der Beikrautflora Signifikante Erhöhung des Herbizidverbrauchs: 19fach höherer Glyphosat- Einsatz bei Sojabohnen im Zeitraum 1994 2006 (USA), >50fach höher in Argentinien USA: Einsatz von Tankmischungen bzw. Altherbiziden (z. B. Paraquat, 2,4-D) HR-Pflanzen mit Mehrfachresistenz? Neben Glyphosat auch Resistenz gegen Glufosinat, Dicamba, ALS-Inhibitoren? * 5-Enolpyruvyl-Shikimat-3-Phosphat-Synthase (EPSPS)

Herbizidresistente (HR)-Pflanzen Wirkungen auf die Biodiversität FSE*: HR-Raps, HR-Zuckerrübe, HR-Mais Reduktion der Wildpflanzen und ihrer Samenbank Reduktion der von Wildpflanzen lebenden Invertebraten HR-Rapsfeldränder: 44 % weniger Blütenpflanzen, -24 % Schmetterlinge HR-Zuckerrüben: Signifikant weniger Bienen und Wanzen Negative Effekte auf Nahrungskette, etwa Vögel, Kleinsäuger Spraydrift gelangt auf Nachbarflächen Aber: in Anbauländern von HR-Pflanzen kein regionales Monitoring D: 21 Beikraut-Schmetterlings-Associat. zum Monitoring empfohlen * FSE: Farm Scale Evaluations in UK

Insektenresistenter Bt-Mais I Bildung des Bt-Toxins während gesamter Vegetationsperiode in allen Pfl.-Teilen Bt-Wirkungsweise nicht völlig geklärt Diverse Expositionspfade: Pollen, Pflanzenmaterial, Bt-Toxin-haltige Beute, an Bodenpartikel gebundene Bt-Toxine Gefährdung von Nichtzielorganismen: Schmetterlinge durch Aufnahme von Pollen auf Futterpflanzen Pfauenauge, Schwalbenschwanz (sehr sensitiv) Nützlinge über Beutetiere oder Aufnahme von Pollen/Blättern, z.b. Marienkäfer, Wanzen, Florfliegen, Parasitoide Effekte: Erhöhte Sterblichkeit, verzögerte Entwicklung, geringes Gewicht Junge Larven besonders empfindlich Bienen: Wechselwirkung zwischen Parasitenbefall und Bt-Toxin?

Insektenresistenter Bt-Mais II Eintrag von Bt-Toxin in Böden + Gewässer über Pflanzenmaterial (Wurzelexudate, Pollen, Pflanzenreste etc.) Anreicherung von Bt-Toxinen im Boden? In 1000 m Entfernung im Mittel 28.000 Maispollen/m², Spitzenwerte liegen deutlich darüber Effekte auf Bodenorganismen - Mikroflora, Regenwürmer, Insektenlarven, Nematoden etc? Effekte auf Wasserorganismen - Köcherfliegenlarven, Daphnien? Nachweis des cry1ab-gens (Mais) in Wasser/Sediment >21/40 Tage, in Muscheln Resistenzentwicklung bei Schädlingen - 2008 beschrieben für Bt-Baumwolle Resistenzmanagement mittels Hochdosis-Refugien-Strategie? Verringerung des Insektizideinsatzes? Bt-Pflanzen mit Kreuzungspartnern unter Wildpflanzen: Kreuzungsnachkommen mit erhöhter Fitness (z.b. Sonnenblumen) Toxische Effekte auf unbekannte Zahl von Nichtziel-Organismen

Schutz ökologisch sensibler Gebiete Enge Verzahnung von Schutzgebieten und Agrarflächen in D + EU Erhalt von Gebieten, die von GVO-Einwirkungen freibleiben, unerlässlich aufgrund der Schutzwürdigkeit dieser Gebiete aus evolutionsbiologischen Gründen zwecks künftiger Züchtungsprogramme als Referenzflächen (baseline) für das Monitoring von GVO-Wirkungen Keine Mindestabstände zu Schutzgebieten im GenTG festgelegt Brandenburg: 800 m Mindestabstand zwischen Bt-Mais und Schutzgebieten Mögliche GVO-Einwirkungen Einkreuzung von Transgenen Eintrag von Toxinen Ausbreitung konkurrenzfähiger transgener Pflanzen Eintrag von Breitbandherbiziden verringerte Bestäubungsleistung bei Flucht der Imker (z.b. MON810 Mais) Intensivierung der Bewirtschaftung

Effekte transgener Bäume Transformation von Bäumen ist besonders umstritten, denn Bäume leben über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte sind wenig domestiziert und daher durchsetzungsfähig besitzen Kreuzungspartner in der Natur sind zumeist Fremdbefruchter produzieren riesige Mengen an Pollen und Samen verbreiten Pollen und Samen über Kilometer, z.t. Hunderte von Kilometern Pollen-/Samentransport erfolgt durch Wind, Wasser, Tiere (z.b. Vögel) bilden Samen mit jahrelanger Lebensdauer zeigen teilweise vegetative Vermehrung Gentransfer lässt sich nicht verhindern: Transgene Eigenschaften gelangen in Genpool von Baumarten in natürlichen und naturnahen Ökosystemen Eigenschaften wirken auf zahlreiche Nichtzielorganismen - über Jahrzehnte/Jahrhunderte Wirkungen unter veränderten Umweltbedingungen Klimawandel? Erzeugung steriler Bäume? Bedingung: Sterilitätssysteme über Jahrzehnte/Jahrhunderte funktionsfähig Transgene werden jedoch häufig inaktiviert transgene silencing

Künftige Entwicklungen? Neue Kombinationen von Pflanzenart und transgenen Eigenschaften Abschätzung von Umwelteffekten sehr schwierig selbst bei einfachen Eigenschaften wie Herbizidresistenz und Insektenresistenz fehlt wissenschaftlicher Konsens Transgen-Kombinationen mit additiver/synergistischer Wirkung? Ausweitung des GVO-Anbaus auf andere Regionen/Länder z. B. stressresistente transgene Pflanzen auf Grenzertrags- oder bislang nicht bewirtschafteten Standorten Mögliche Folgen: Neue Kreuzungsmöglichkeiten mit Wildflora Neue Nicht-Zielorganismen betroffen Neuer Intensivierungsschub erhöhter Biodiversitätsverlust Breite Diskussion weltweit, besonders über transgene Bäume Auf COP 9 (Bonn 2008) Verweis auf Vorsorgeprinzip, jedoch kein Moratorium für Freisetzung/Anbau transgener Bäume vereinbart