J. R. R. Tolkien. Der kleine Hobbit. Deutsch von Walter Scherf. Mit einer Karte von Juliane Hehn-Kynast. Deutscher Taschenbuch Verlag



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Transkript:

_

Vorbei ist es mit dem beschaulichen Leben des angesehenen Bilbo Beutlin, seit er sich auf ein Abenteuer eingelassen hat, das Hobbitvorstellungen bei weitem çbersteigt. Nicht nur, daû er sich auf eine Reise von der Dauer eines Jahres begibt, er låût sich auch vom Zwergenkænig und seinen Genossen als Meisterdieb unter Vertrag nehmen und verpflichtet sich, den Zwergen bei der Rçckgewinnung ihres geraubten Schatzes zu helfen.»tolkien hat das Verdienst, im nçchternen 20. Jahrhundert die Welt der Drachen, Elben, Zauberer und Kænige wieder transparent zu machen.«(salzburger Nachrichten) J(ohn) R(onald) R(euel) Tolkien wurde am 3. Januar 1892 in Bloemfontein/Sçdafrika geboren und lebte ab 1896 in England.ErwarProfessorfçrgermanischePhilologiein Oxford und starb am 2. September 1973 in Bournemouth. Eines seiner bekanntesten Werke ist Der Herr der Ringe (dt. 1969/70).

J. R. R. Tolkien Der kleine Hobbit Deutsch von Walter Scherf Mit einer Karte von Juliane Hehn-Kynast Deutscher Taschenbuch Verlag

Von J. R. R. Tolkien sind im Deutschen Taschenbuch Verlag erschienen: Tuor und seine Ankunft in Gondolin (20278) Feanors Fluch (20372) Das Tolkien Lesebuch (20669) Bauer Giles von Ham (dtv zweisprachig 9383) Ausführliche Informationen über unsere Autoren und Bücher finden Sie auf unserer Website www.dtv.de Oktober 1999 17.Auflage2011 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1937, 1951, 1966, 1978, 1995, 1997 The J. R. R. Tolkien Copyright Trust Titel der englischen Originalausgabe: The Hobbit (HarperCollins Publishers Ltd.) Die Übersetzung folgt der unveränderten 8. Auflage von 1956. Die Gedichte und Lieder wurden teilweise leicht gekürzt. 1997 für die vorliegende Übersetzung der Taschenbuchausgabe: Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München Umschlagkonzept: Balk & Brumshagen Umschlagbild: J. R. R. Tolkien (aus Pictures by J. R. R. Tolkien, herausgegeben von Christopher Tolkien, erschienen im Verlag George Allen & Unwin Ltd., London 1979) Gesetzt aus der Garamond 10/11,75. (3B2) Gesamtherstellung: Druckerei C. H. Beck, Nördlingen Gedruckt auf säurefreiem, chlorfrei gebleichtem Papier PrintedinGermany isbn 978-3-423-20277-0

Inhalt EineunvorhergeseheneGesellschaft... 7 GebratenesHammelfleisch... 37 EinekurzeRast... 56 ÛberdenBergundunterdenBerg... 66 RåtselinderFinsternis... 80 RausausderBratpfanne,reininsFeuer... 105 Ein sonderbares Quartier... 127 FliegenundSpinnen... 156 Fåsserunverzollt... 190 EinwarmesWillkommen... 210 AufderTçrschwelle... 223 Erkundung in der Tiefe... 233 NichtzuHause... 258 FeuerundWasser... 271 DieWolkensammelnsich... 283 EinDiebinderNacht... 293 DieWolkenbersten... 301 DerWegzurçck... 314 DasletzteKapitel... 324

Eine unvorhergesehene Gesellschaft In einer Hæhle in der Erde, da lebte ein Hobbit. Nicht in einem schmutzigen, nassen Loch, in das die Enden von irgendwelchen Wçrmern herabbaumelten und das nach Schlamm und Moder roch. Auch nicht etwa in einer trokkenen Kieshæhle, die so kahl war, daû man sich nicht einmal niedersetzen oder gemçtlich frçhstçcken konnte. Es war eine Hobbithæhle, und das bedeutet Behaglichkeit. Diese Hæhle hatte eine kreisrunde Tçr wie ein Bullauge. Sie war grçn gestrichen, und in der Mitte saû ein glånzend gelber Messingknopf. Die Tçr fçhrte zu einer ræhrenfærmig langen Halle, zu einer Art Tunnel, einem Tunnel mit getåfelten Wånden. Der Boden war mit Fliesen und Teppichen ausgelegt, es gab Stçhle da von feinster Politur und an den Wånden Haken in Massen fçr Hçte und Måntel, denn der Hobbit hatte Besucher sehr gern. Der Tunnel wand und wand sich, fçhrte aber nicht tief ins Innere des Berges hinein, den alle Leute viele Meilen weit rund im Lande schlechthin»den Berg«nannten. Zahlreiche kleine, runde Tçren æffneten sich zu diesem Tunnel, zunåchst auf der einen Seite und dann auch auf der anderen. Treppen zu steigen brauchte der Hobbit nicht: Schlafråume, Badezimmer, Keller, Speisekammern (eine Masse von Speisekammern), Kleiderschrånke (ganze Råume standen ausschlieûlich fçr die Unterbringung seiner Garderobe zur Verfçgung), Kçchen, Eûzimmer ± alles lag an demselben langen Korridor. Die besten Zimmer lagen çbrigens auf der linken Seite (wenn man hineinkommt), denn ausschlieûlich diese hatten Fenster, tiefgesetzte, runde Fenster, die hinaus auf 7

den Garten blickten und çber die Wiesen, die sich gemåchlich hinab bis zum Fluû neigten. Dieser Hobbit war ein sehr wohlhabender Hobbit, und sein Name war Beutlin. Die Beutlins hatten seit undenklichen Zeiten in der Nachbarschaft des»berges«gelebt, und die Leute hielten sie fçr auûerordentlich achtbar ± nicht nur weil die meisten der Beutlins reich, sondern weil sie noch nie in ein Abenteuer verstrickt gewesen waren und nie etwas Unvorhergesehenes getan hatten. Man konnte im voraus sagen, was ein Beutlin auf eine Frage antworten wçrde, ohne daû man sich die Mçhe machen muûte, diese Frage wirklich zu stellen. Dies hier aber ist eine Geschichte von einem Beutlin, der trotzdem Abenteuer erlebte und sich selbst çber vællig unvorhergesehene Fragen reden hærte. Vielleicht verlor er bei seinen Nachbarn an Ansehen, aber er gewann ± nun, ihr werdet ja sehen, ob er am Ende çberhaupt etwas gewann. Die Mutter unseres Hobbits ± was ist eigentlich ein Hobbit? Ich glaube, daû die Hobbits heutzutage einer Beschreibung bedçrfen, da sie selten geworden sind und scheu vor den»groûen Leuten«, wie sie uns zu nennen pflegen. Sie sind (oder waren) ungefåhr halb so groû wie wir und kleiner als die bårtigen Zwerge (sie tragen jedoch keine Bårte). Es ist wenig, sozusagen gar nichts von Zauberei an ihnen, ausgenommen die alltågliche Gabe, rasch und lautlos zu verschwinden, wenn groûes dummes Volk wie du und ich angetapst kommt und Radau macht wie Elefanten, was sie çbrigens eine Meile weit hæren kænnen. Sie neigen dazu, ein biûchen fett in der Magengegend zu werden. Sie kleiden sich in leuchtende Farben (hauptsåchlich in Grçn und Gelb). Schuhe kennen sie çberhaupt nicht, denn an ihren Fçûen wachsen natçrliche, lederartige Sohlen und dickes, warmes, braunes Haar, ganz åhnlich wie das Zeug auf ihrem Kopf (das çbrigens kraus ist). Die Hobbits haben lange, geschickte, braune Finger, gutmçtige 8

Gesichter, und sie lachen ein tiefes, saftiges Lachen (besonders nach den Mahlzeiten; Mittagessen halten sie zweimal am Tag, wenn sie es bekommen kænnen). Nun, das sei vorerst genug, und wir wollen fortfahren. Bilbo Beutlin hieû unser Hobbit, und seine Mutter war die berçhmte Belladonna Tuk, eine der drei ausgezeichneten Tæchter des alten Tuk. Der alte Tuk war das Haupt der Hobbits, die jenseits des»wassers«wohnten, des schmalen Flusses am Fuû des Berges. Es wurde oft gemunkelt, daû vor langer Zeit einmal ein Tuk eine Fee geheiratet håtte. Das war natçrlich Unsinn. Aber sicherlich war bei ihnen nicht alles hobbitmåûig. Denn ab und zu ging ein Angehæriger der Tuks fort und stçrzte sich in Abenteuer. Sie verschwanden heimlich, und die Familie vertuschte es. Tatsache ist jedenfalls, daû die Tuks nicht ganz so geachtet waren wie die Beutlins, obgleich sie unzweifelhaft reicher waren. Nicht, daû Belladonna Tuk jemals in irgendwelche Abenteuer verwickelt gewesen wåre, nachdem sie die Frau von Mister Bungo Beutlin geworden war. Bungo, Bilbos Vater, baute (teilweise mit ihrem Geld) fçr sie die kostspieligste Hobbithæhle, die jemals unterhalb oder oberhalb des Berges oder jenseits des Wassers gebaut worden war. Und dort lebten sie bis an das Ende ihrer Tage. Indessen ist es wahrscheinlich, daû Bilbo, ihr einziger Sohn, obgleich er doch aussah und sich genauso benahm wie eine zweite Ausgabe seines grundsoliden und behåbigen Vaters, irgend etwas Wunderliches in seinen Anlagen von der Tukseite çbernommen hatte. Es war etwas, das nur auf die Chance wartete, um ans Licht zu kommen. Die Chance ergab sich erst, als Bilbo Beutlin etwa fçnfzig Jahre alt geworden war, in der wunderschænen Hobbithæhle wohnte, die sein Vater erbaut, und sich augenscheinlich zur Ruhe gesetzt hatte. Eines Morgens, vor langer Zeit, in der groûen Stille, als 9

es noch wenig Geråusche und mehr Grçn gab, als die Hobbits noch zahlreich und glçcklich waren und Bilbo Beutlin nach dem Frçhstçck vor seiner Tçr eine enorm lange Holzpfeife rauchte, die nahezu bis zu seinen wolligen Zehen reichte (die immer sauber gebçrstet waren), da ereignete sich ein merkwçrdiger Zufall ± Gandalf kam vorbei. Gandalf! Wenn ihr auch nur ein Viertel von dem gehært håttet, was ich çber ihn gehært habe (und ich habe nur sehr wenig gehært von alldem, was es da zu hæren gab), so wçrdet ihr bestimmt hæchst verwunderliche Geschichten erwarten. Geschichten und Abenteuer schossen nur so auf an allen Wegen, die er jemals gezogen war. Seit sein Freund, der alte Tuk, gestorben, war er nun schon viele Jahre nicht mehr hier im Land unterhalb des Berges gesehen worden. Wirklich, die Hobbits hatten fast vergessen, wie er aussah. Seine Geschåfte hatten ihn çber den Berg und çber das Wasser gefçhrt, als sie selbst noch kleine Hobbitjungen und Hobbitmådchen waren. Alles, was also der keineswegs miûtrauische Bilbo an diesem Morgen sah, war ein alter Mann mit einem Stab, hohem, spitzem blauem Hut, einem langen grauen Mantel, mit einer silbernen Schårpe, çber die sein langer weiûer Bart hing, ein kleiner, alter Mann mit riesigen schwarzen Schuhen.»Guten Morgen«, sagte Bilbo, und er meinte es ehrlich. Die Sonne schien, und das Gras war grçn. Aber Gandalf schaute ihn scharf unter seinen buschigen Augenbrauen hervor an, die weiter herausragten als die Schattenkrempe seines Hutes.»Was meint Ihr damit?«fragte er.»wçnscht Ihr mir einen guten Morgen, oder meint Ihr, daû dies ein guter Morgen ist, gleichviel, ob ich es wçnsche oder nicht. Meint Ihr, daû Euch der Morgen gut bekommt oder daû dies ein Morgen ist, an dem man gut sein muû?alles auf einmal«, sagte Bilbo,»und ein sehr feiner 10

Morgen fçr eine Pfeife Tabak vor der Tçr obendrein. Wenn Ihr eine Pfeife bei Euch habt, dann setzt Euch her und bedient Euch! Nichts drångt zur Eile, wir haben noch den ganzen Tag vor uns!«bilbo setzte sich auf die Bank vor der Tçr, kreuzte die Beine und blies einen wundervollen grauen Ring in die Luft, der heil und ohne auseinanderzuwehen çber den Berg schwebte.»sehr schæn«, sagte Gandalf.»Aber ich habe heute morgen keine Zeit, Ringe zu blasen. Ich suche jemanden fçr ein Abenteuer, das bestanden sein will, und es ist auûerordentlich schwierig, jemanden dafçr zu finden.das kann ich mir denken. In dieser Gegend! Wir sind ruhige Leute hier und suchen keine Abenteuer. Ein årgerlicher, stærender, unbehaglicher Zeitvertreib. So etwas verspåtet nur die Mahlzeiten. Ich kann nicht verstehen, was jemand daran findet«, sagte unser Mister Beutlin, schob seine Daumen hinter die Hosentråger und blies einen noch dickeren Ring in die Luft. Dann holte er seine Morgenzeitung heraus und begann zu lesen, gab einfach vor, keine Notiz mehr von dem alten Mann zu nehmen. Der war offensichtlich nicht von seiner Art. Hoffentlich ging er jetzt. Aber er rçhrte sich nicht. Er stand da, stçtzte sich auf seinen Stock und betrachtete den Hobbit, ohne ein Wort zu sagen, bis es Bilbo ungemçtlich und er sogar ein biûchen årgerlich wurde.»guten Morgen!«sagte Bilbo schlieûlich.»wir wollen hier keine Abenteuer, vielen Dank! Ihr kænnt es hinter dem Berg oder jenseits des Wassers versuchen!«damit meinte er, die Unterhaltung wåre beendet.»was Ihr nicht alles unter guten Morgen versteht«, sagte Gandalf.»Jetzt meint Ihr, daû Ihr mich damit loswerden kænntet, daû es gut wåre, wenn ich verschwånde.keineswegs, keineswegs, mein bester Herr ± wie heiût Ihr eigentlich?ja freilich, mein bester Herr! Ich weiû sehr gut, wie Ihr 11

heiût, Mister Bilbo Beutlin. Und Ihr kennt auch meinen Namen, obgleich Ihr nicht ahnt, daû ausgerechnet ich dazu gehære: Ich bin Gandalf, und Gandalf, denkt nur, das bin ich! Reizend, daû Belladonnas Sohn mich mit einem Guten Morgen wegscheuchen will, als ob ich Knæpfe an der Tçr verkaufte!gandalf, Gandalf! Du lieber Himmel, doch nicht der wandernde Zauberer, der dem alten Tuk ein Paar magischer Diamantklammern verehrte, die sich von selbst schlossen und sich niemals ohne Befehl læsten? Keiner verstand es wie er, beim Kaffeetrinken solch wunderbare Geschichten çber Drachen zu erzåhlen, çber Kobolde und Riesen, çber gerettete Prinzessinnen und çber das unvorhergesehene Glçck von Sæhnen armer Witwen. Doch nicht Gandalf, der so ausgezeichnete Feuerwerke abzubrennen verstand! Ja, daran erinnere ich mich! Der alte Tuk arrangierte sie zur Sommersonnenwende. Groûartig, toll! Sie schossen auf wie måchtige Lilien, wie Læwenmaul und Goldregen aus Feuer. Den ganzen Abend noch hingen sie in der Dåmmerung.«Ihr werdet schon gemerkt haben, daû Mister Beutlin nicht ganz so prosaisch war, wie er es von sich selbst annahm. Ûberdies war er in Blumen geradezu vernarrt.»meine Gçte«, fuhr er fort,»doch nicht der Gandalf, der es auf dem Gewissen hat, daû so viele brave Burschen und Mådchen einfach ins Blaue gingen, verrçckte Abenteuer zu erleben. Beim Båumeklettern angefangen bis zur Reise auf Schiffen, die hinçber zur anderen Seite segelten? Der Himmel sei mir gnådig, so ein Leben schien aber ± ich meine, Ihr habt in dieser Gegend allerhand angerichtet. Ich bitte um Verzeihung, aber ich hatte keine Ahnung, daû Ihr noch immer solchen Unfug macht.was soll ich denn sonst machen?«sagte der Zauberer.»Und ich bin froh, daû Ihr Euch noch an einiges erinnert. Ihr scheint beispielsweise meine Feuerwerke in gutem Andenken behalten zu haben, und das ist gewiû nicht ohne 12

Hoffnung. In der Tat, um Eures seligen Groûvaters Tuk und der armen Belladonna willen gebe ich Euch gern, um was Ihr mich gebeten habt.verzeihung, habe ich denn um etwas gebeten?natçrlich habt Ihr! Zweimal sogar: Um meine Verzeihung habt Ihr gebeten. Die gebe ich Euch. Und auûerdem gehe ich sogar noch weiter und schicke Euch in dies besagte Abenteuer. Das ist sehr erheiternd fçr mich und ausgezeichnet fçr Euch ± und nçtzlich ist es auûerdem ± das heiût, wenn Ihr es wohlbehalten çbersteht.tut mir leid. Ich wçnsche keine Abenteuer. Vielen Dank, und heute schon gar nicht. Guten Morgen, mein Herr! Aber bitte, kommt zum Tee, jederzeit, wie es Euch paût ± warum nicht morgen? Auf Wiedersehen!«Damit drehte sich der Hobbit um, verschwand hinter der runden grçnen Tçr und schloû sie, so schnell er es, ohne unhæflich zu erscheinen, wagen konnte, denn Zauberer sind schlieûlich Zauberer. WaruminallerWeltbatichihnbloûzumTee!sagteer vor sich hin, als er in die Speisekammer ging. Zwar hatte er gerade gefrçhstçckt, aber er dachte, daû ein oder zwei Kuchenstçcke und ein Schluck dazu ihm guttåten nach diesem Schrecken. Gandalf stand inzwischen noch immer vor der Tçr und lachte lange und leise. Nach einer Weile trat er nåher, und mit der Stockspitze kratzte er ein wunderliches Zeichen auf die schæne grçne Haustçr. Dann zog er davon, gerade als der Hobbit seinen zweiten Kuchen gegessen hatte und erleichtert aufatmete, weil er glaubte, daû er nun glçcklich alle Abenteuer vermieden håtte. Am nåchsten Tag hatte er Gandalf fast vergessen. Ein gutes Gedåchtnis war nicht seine Stårke, es sei denn, er benutzte sein Notizbuch. Dann håtte er vielleicht eingetragen: Gandalf, Tee, Mittwoch. Aber gestern war er dazu viel zu verwirrt gewesen. 13

Kurz vor der Teezeit hærte Bilbo ein furchtbares Gebimmel an der Haustçr. Da erinnerte er sich! Er rannte zur Kçche, setzte den Teekessel auf, holte eine zweite Tasse und Untertasse und einen oder zwei Extrakuchen und lief zur Tçr.»Ich bin ganz untræstlich, daû ich Euch warten lieû«, wollte er sagen, als er sah, daû keineswegs Gandalf vor ihm stand. Es war ein Zwerg mit einem blauen Bart, den er hinter den Goldgçrtel gesteckt hatte, mit leuchtenden Augen unter seiner dunkelgrçnen Kapuze. Kaum war die Tçr geæffnet, so drångelte er sich auch schon hinein, gerade als ob er erwartet worden wåre. Er hing seinen Kapuzenmantel an den nåchsten Haken, verbeugte sich und sagte:»dwalin, zu Euren Diensten!Bilbo Beutlin, zu Euren Diensten«, antwortete der Hobbit, zu çberrascht, um im Augenblick irgendwelche Fragen zu stellen. Als die darauffolgende Pause unangenehm wurde, fçgte er hinzu:»ich wollte gerade meinen Tee nehmen, bitte, trinkt eine Tasse mit.«das war vielleicht ein biûchen steif, aber er meinte es ehrlich. Und was wçrdet ihr tun, wenn ein uneingeladener Zwerg plætzlich hereingeschneit kåme und seine Sachen an eure Garderobe hinge, ohne ein Wort der Erklårung? Sie saûen nicht lange am Tisch, genauer gesagt, sie hatten es kaum bis zum dritten Kuchen gebracht, als ein neues, noch lauteres Gebimmel Bilbo aufschreckte.»entschuldigt mich!«sagte er und ging zur Tçr.»Habt Ihr schlieûlich doch noch hierhergefunden«, wollte er diesmal Gandalf fragen. Aber es war nicht Gandalf. Statt Gandalf stand ein sehr ehrwçrdig aussehender Zwerg auf der Schwelle, der einen weiûen Bart und eine purpurrote Kapuze trug. Auch er trappte herein, kaum daû die Tçr geæffnet war, gerade als ob er eingeladen sei.»wie ich sehe, kommen sie bereits an«, sagte er, als er Dwalins grçne Kapuze am Haken sah. Er hångte seine 14

purpurrote daneben, und:»balin, zu Euren Diensten!«setzte er hinzu, die Hand auf der Brust.»Schænen Dank!«erwiderte Bilbo, der nach Luft schnappte. Das war zwar nicht korrekt, aber»sie kommen schon«± das hatte ihn ernstlich verwirrt. Er hatte gern Besuch, aber lieber war es ihm, wenn er den Besuch kannte, bevor er ankam. Auch zog er es vor, Besucher selbst einzuladen. Es kam ihm der schreckliche Gedanke, daû die Kuchen ausgehen kænnten, und dann ± als Gastgeber kannte er seine Pflichten und erfçllte sie sogar in schmerzlichen Fållen ±, und dann muûte er selbst ohne Kuchen bleiben.»kommt herein und trinkt einen Tee mit«, brachte er dennoch heraus, nachdem er allerdings tief Atem geholt hatte.»ein kleines Bier wåre mir lieber, wenn es Euch nichts ausmacht, mein guter Herr«, sagte Balin mit dem weiûen Bart.»Fçr Kuchen wåre ich dankbar ± Kçmmelkuchen, ja, das wåre das Richtige, wenn es solchen bei Euch gibt!massenweise!«hærte sich Bilbo zu seiner eigenen Ûberraschung antworten. Er verschwand im Keller, um einen Krug mit Bier zu fçllen, und dann in der Speisekammer, wo er zwei wundervolle runde Kçmmelkuchen holte, die er erst diesen Nachmittag gebacken hatte als leckere Happen fçr das Nach-Abendbrot. Als er zurçckkehrte, unterhielten sich Dwalin und Balin am Tisch wie alte Freunde (tatsåchlich waren sie Brçder). Bilbo setzte das Bier und die Kuchen nicht gerade sacht vor sie hin, da låutete die Glocke schon wieder Sturm, einmal und noch einmal. Ja, diesmal ist es sicher Gandalf, dachte er, als er den Gang entlangschnaufte. Aber es war nicht Gandalf. Es waren zwei weitere Zwerge, beide mit blauen Kapuzen, silbernen Gçrteln und gelben Bårten, und jeder trug einen Sack mit Werkzeugen und einen Spaten. Sie sprangen her- 15

ein, kaum daû die Tçr einen Spalt geæffnet war. Nun, Bilbo war kaum noch çberrascht.»was kann ich tun fçr euch, meine Zwerge?«fragte er.»kili, zu Euren Diensten«, sagte der eine.»und Fili«, fçgte der andere hinzu. Damit zogen sie ihre blauen Kapuzenmåntel aus und verbeugten sich.»gleichfalls: zu euren Diensten und den Diensten eurer ganzen Familie!«erwiderte Bilbo. Diesmal erinnerte er sich rechtzeitig an die guten Sitten.»Ich sehe, Dwalin und Balin sind bereits hier«, sagte Kili.»Das wird hier ein schænes Gedrånge heute abend geben.«gedrånge! dachte Mister Beutlin. Das ist ja ein scheuûlicher Gedanke! Ich muû mich eine Minute hinsetzen, mich erst mal sammeln und einen kleinen Schluck nehmen! Nun, er hatte kaum ein Schlçckchen getrunken ± in der Ecke, wåhrend die vier Zwerge rund um den Tisch saûen und çber Erzbergwerke und Gold sprachen, çber Verdruû mit den Orks und die Verwçstungen der Drachen und çber eine Menge anderer Unglçcksfålle, die er nicht verstand und die er auch gar nicht verstehen wollte, denn sie klangen ihm viel zu abenteuerlich ±, als, ding-dong-da-ding-dang, seine Glocke schon wieder ging, als ob ein nichtsnutziger Hobbitjunge versuchte, den Griff abzureiûen.»da ist wohl einer an der Tçr«, sagte er blinzelnd.»einer? Wahrscheinlich vier, dem Geråusch nach zu urteilen«, entgegnete Fili.»Ûbrigens sahen wir sie hinter uns herkommen.«der arme kleine Hobbit setzte sich in der Halle nieder und nahm seinen Kopf in die Hånde, wunderte sich, was geschehen war und was weiter geschehen wçrde und ob die Gesellschaft sich auch noch zum Abendbrot einladen wçrde. Dann schellte die Glocke lauter denn je, und er muûte zur Tçr rennen. Aber es waren nicht vier, es waren fçnf. Ein anderer war dazugekommen, wåhrend Bilbo sich noch 16

in der Halle wunderte. Er hatte kaum den Tçrknopf gedreht, als auch schon alle im Gang standen, sich verbeugten und»zu Euren Diensten«sagten, einer nach dem anderen. Dori, Nori, Ori, Oin und Gloin waren ihre Namen, und sehr schnell hingen zwei purpurrote Kapuzenmåntel, ein grauer, ein brauner und ein weiûer an den Haken, und die Kerle steckten ihre breiten Hånde in die goldenen und silbernen Gçrtel und gingen los, um sich mit den anderen zu vereinen. Nun war es wirklich beinahe ein Gedrånge geworden. Einige riefen nach Bier, andere nach Porter, einer nach Kaffee und alle nach Kuchen, so daû der Hobbit fçr eine Weile durchaus beschåftigt war. Gerade hatte er einen groûen Topf Kaffee in den offenen Kamin gesetzt, die Kuchen waren çbrigens ausgegangen, und die Zwerge hatten sich auf eine Runde schæner mit Butter bestrichener Weizenbrætchen verlegt, da kam ein lautes Pochen. Kein Gebimmel, sondern ein hartes Patt-patt! von der wunderschænen grçnen Tçr unseres Hobbits. Irgendwer klopfte dort mit einem Stock an! Bilbo rannte den Gang entlang. Er war wçtend und wirr zugleich. Dies war der widerwårtigste Mittwoch, den er je erlebt hatte. Mit einem Ruck riû er die Tçr auf ± da fielen sie alle herein, einer auf den anderen. Noch mehr Zwerge, noch einmal vier! Und da stand auch Gandalf hinter ihnen. Er lehnte sich auf seinen Stock und lachte. Er hatte eine tiefe Delle in die wunderschæne Tçr geschlagen und auf diese Weise das Geheimzeichen beseitigt, das er einen Morgen zuvor dort angebracht hatte.»vorsichtig! Vorsichtig!«sagte er.»das ist doch sonst nicht Eure Art, Bilbo, Freunde warten zu lassen und dann die Tçr mit einem Ruck aufzuziehen. Laût mich vorstellen: Bifur, Bofur, Bombur und besonders Thorin!Zu Euren Diensten«, sagten Bifur, Bofur und Bombur, die sich in einer Reihe aufgestellt hatten. Dann hångten sie 17

zwei gelbe und eine blaûgrçne Kapuze auf, und es war auch eine himmelblaue mit einer langen silbernen Quaste dabei. Sie gehærte Thorin, einem çberaus berçhmten Zwerg. Es war der groûe Thorin Eichenschild selber, und es behagte ihm keineswegs, daû er flach auf Bilbos Fuûmatte hinplumpste und Bifur, Bofur und Bombur auf ihn drauffielen. Denn Bombur war ungewæhnlich fett und schwer. Thorin blieb infolgedessen sehr kçhl und sagte nicht»zu Diensten«. Aber der arme Mister Beutlin bat so oft um Entschuldigung, daû Thorin schlieûlich so etwas wie»es macht fast gar nichts«brummte und sogar aufhærte, långer årgerlich dreinzuschauen.»jetzt sind wir alle hier«, sagte Gandalf, schaute die Reihe der dreizehn Kapuzen entlang ± die besten Gesellschaftskapuzen çbrigens, die zur Verfçgung standen ± und hångte seinen eigenen Hut an den Haken.»Eine wirklich lustige Versammlung. Ich hoffe, es ist noch etwas zu essen und zu trinken çbrig fçr die Zuspåtkommer. Wie, Tee? Nein, vielen Dank! Ein biûchen Rotwein, das wåre das Richtige fçr mich.auch fçr mich«, fçgte Thorin hinzu.»und Himbeermarmelade und Apfeltærtchen«, sagte Bifur.»Und Rosinenkuchen und Kåse«, sagte Bofur.»Und schæne Pasteten und Salat«, ergånzte Bombur.»Und noch ein paar Kuchen ± und Bier ± und Kaffee, wenn es Euch nichts ausmacht«, riefen die anderen Zwerge durch die Tçr.»Setzt ein paar Eier auf, Ihr seid wirklich ein groûartiger Kerl«, rief Gandalf hinter ihm her, als der Hobbit zu seinen Vorratskammern ging.»und bringt kaltes Hçhnchen mit und Essiggurken!«Es scheint, er kennt sich besser in meiner Speisekammer aus als ich selbst, dachte Mister Beutlin, der sich vællig çberrumpelt fçhlte und sich wunderte, in welch ein elendes 18

Abenteuer er geradewegs in seinem eigenen Haus hineingeraten war. Mit der Zeit hatte er såmtliche Flaschen und Schçsseln, Messer und Gabeln, Glåser und Platten und Læffel hoch auf riesige Tabletts gehåuft. Ihm war sehr heiû, er sah rot aus, und er war richtig årgerlich.»zum Teufel mit diesen Zwergen!«rief er laut.»warum helfen sie nicht ein biûchen?«jetzt traue einer seinen Augen! Da standen Balin und Dwalin in der Kçchentçr und Kili und Fili dahinter, und bevor er noch»alle Wetter!«sagen konnte, hatten sie die Tabletts schon fortgetragen, ein paar kleine Tische ins Empfangszimmer gesetzt, und alles war ordentlich serviert. Gandalf saû obenan, die dreizehn Zwerge saûen ihm zur Seite. Bilbo aber hockte auf einem Stuhl am Kamin und knabberte an einem Keks (der Appetit war ihm ziemlich vergangen). Er versuchte ein Gesicht aufzusetzen, als ob dies alles vollkommen in Ordnung sei und in keiner Weise ein Abenteuer fçr ihn. Die Zwerge aûen und aûen und sprachen und sprachen, und die Zeit ging dahin. Schlieûlich schoben sie ihre Stçhle zurçck, und Bilbo machte eine Bewegung, als wolle er die Teller und Glåser einsammeln.»ich denke, ihr bleibt noch zum Abendbrot«, sagte er in seinem hæflichsten und ungezwungensten Ton.»Natçrlich!«erwiderte Thorin.»Sogar noch långer. Es wird spåt werden, bis wir alle unsere Geschåfte erledigt haben. Aber zuerst brauchen wir ein biûchen Musik. Råumt ab!«daraufhin sprangen zwælf Zwerge auf ± ausgenommen Thorin, der eine viel zu hochgestellte Persænlichkeit war. Er blieb zu einem Schwatz mit Gandalf zurçck. Die Zwerge stapelten das Geschirr zu hohen Turmbauten aufeinander. Sie warteten nicht lang auf Teebretter, sondern balancierten Tçrme von Tellern (jeder mit einem Krug oder Schçsseln obendrauf) mit einer Hand, wåhrend der Hobbit 19

quiekend vor Furcht hinter ihnen herlief:»bitte, seid vorsichtig! Bitte, bemçht euch nicht, ich mache das gern allein!«aber die Zwerge begannen zu singen:»schmeiût mit Tellern, soviel euch paût, biegt die Messer und Gabeln krumm, tut, was Bilbo Beutlin haût, verbrennt die Korken, haut Flaschen um! Pikt ins Tischtuch und tretet ins Fett, gieût die Milch auf den Kçchenflur! Knochen im Bett sind besonders nett, gieût den Wein in die Kuckucksuhr! Jetzt die Glåser in den Mçll hinein, stampft drauf, stampft und mit Gesang! Sind die Schçsseln nicht kurz und klein, kegelt sie munter den Gang entlang! Alles, was Bilbo Beutlin haût! Hært ihn bloû: Vorsichtig angefaût!«natçrlich machten sie nichts so Gråûliches, sondern spçlten das ganze Geschirr und stellten es sauber weg, schnell wie der Blitz, wåhrend der Hobbit sich in der Mitte der Kçche um sich selbst drehte und versuchte, sie dabei zu beaufsichtigen. Dann kehrten sie zurçck und fanden Thorin mit den Fçûen auf dem Kamingitter eine Pfeife rauchen. Dabei blies er die riesigsten Ringe in die Luft und befahl ihnen zu fliegen, wohin er wollte. Manche stiegen den Kamin hinauf oder hinter die Uhr auf dem Kaminsims, andere krochen unter den Tisch oder zogen unter der Decke immer im Kreis herum. Wohin die Ringe auch schwebten, so waren sie doch nie schnell genug, um Gandalf zu entkommen. 20