Vortrag zum Atommüllendlager Asse II bei Wolfenbüttel



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Transkript:

Vortrag zum Atommüllendlager Asse II bei Wolfenbüttel am 2. Juli 2006 in Braunschweig Inhalt 1. Geschichtlicher Abriss des Endlagers 2. Radioaktives Inventar 3. Probleme des Endlagers 4. Juristische Aspekte 5. Stand der Dinge und Ausblick

1. Geschichtlicher Abriss des Endlagers Wie alles begann Stationen zum atomaren Endlager Asse II Vom Salzbergwerk zum Endlager für Atommüll Die Schachtanlage Asse II bei Wolfenbüttel in Niedersachsen wurde zum Zweck des Salzabbaus 1906 angelegt. Von 1908-1925 wurde in Asse II Kalisalz (Carnallit) und von 1916-1963 Steinsalz gefördert. Es entstanden über 100 Abbaukammern auf 15 Sohlen zwischen 490 und 800 m Tiefe. Das Hohlraumvolumen dieses Salzbergwerks beträgt ca. 3,5 Mio cbm. Bereits 1906 soff das ca. 1,4 km westlich gelegene Kalibergwerk Asse I ab. 1923 lief der ca. 3 km östlich gelegene Schacht Asse III nach seiner Stillegung von oben her voll Wasser (nach E.Albrecht: Die Tieflagerung radioaktiver Abfälle in Salzformationen der Bundesrepublik Deutschland, ca. 1979, S.18). 1965 erwarb die gsf (Gesellschaft für Strahlenund Umweltforschung) im Auftrag der Bundesregierung dieses Salzbergwerk von der Wintershall AG, um hier Versuche zur Lagerung von Atommüll durchzuführen. Der Begriff "Versuchslagerung" wurde geprägt. Quasi über Nacht war das erste deutsche Lager für Atommüll beschafft worden. Die beunruhigte Bevölkerung glaubte den offiziellen Verlautbarungen und damit an den Versuchscharakter dieser Anlage und an die Rückholbarkeit des in den folgenden Jahren eingelagerten Atommülls! Die gsf versprach nach dem Kauf, das Salzbergwerk Asse II gründlich auf seine Eignung für die versuchsweise Einlagerung für Atommüll hin zu untersuchen. Dieses Versprechen wurde bereits 1967 unterlaufen: Die gsf begann mit der ersten Einlagerung der Fässer mit schwachradioaktivem Atommüll auf der 750 m-sohle, ohne einen Standsicherheitsnachweis für das Grubengebäude mit den 100 Hohlkammern vorzulegen.

Stationen zum atomaren Endlager Asse II 1965 Die Gesellschaft für Strahlen- und Umweltforschung (GSF) erwirbt im Auftrag der Bundesrepublik das ehemalige Salzbergwerk Asse, um dort Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur sicheren Endlagerung radioaktiver Abfälle durchzuführen. April 1967 bis Ende 1978 Als Versuch deklariert werden insgesamt 125.000 Fässer mit schwachaktiven Stoffen in der Asse eingelagert, davon allein in den 2 Jahren bis zum Ende der Genehmigung 52.000 Fässer - das ist der gesamte in dieser Zeit in der Bundesrepublik angefallene schwachaktive Atommüll. Sept. 1972 bis März 1977 1.300 Behälter mit mittelaktivem Abfall werden zusätzlich eingelagert, insgesamt also mehr als 126.000 Fässer in die Asse verbracht. Auf Anfrage muß die GSF zugeben, daß in diesem Abfall auch 23 kg hochgiftiges Plutonium ist. ab 1978 Nach den 1978 in Kraft getretenen neuen Bestimmungen des Atomgesetzes ist ohne Durchführung eines Planfeststellungsverfahrens mit Öffentlichkeitsbeteiligung keine Endlagerung von Atommüll möglich. Anstatt ein solches Planfeststellungsverfahren zu beantragen, wird erst nach Intervention aus dem Kreistag keine weitere Einlagerung von Atommüll mehr vorgenommen. Aber es wird weiter mit radioaktiven Substanzen geforscht, es werden technische Verfahren entwickelt und Tests zum Verhalten von Salz bei Strahlungsund Wärmeeinwirkung durchgeführt. Dazu wird das Bergwerk weiter ausgebaut. Insgesamt lagert nun in 500 bis 700 m Tiefe Atommüll mit einer Aktivität von ca. 200.000 Curie 1. 1994 In einem Gutachten, das das Niedersächsische Landesamt für Bodenforschung, das Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld und das Bergamt Goslar im Auftrag des Niedersächsischen Umweltministeriums erstellen, wird festgestellt, daß ein nicht mehr beherrschbarer Wassereinbruch in das Bergwerk ( Absaufen ) nicht auszuschließen ist. Zur Verbesserung der Standfestigkeit empfehlen die Gutachter daher die Verfüllung der verbliebenen Hohlräume (insgesamt ca. 2,5 Millionen m³) mit Salz. 1995 Die Verfüllung beginnt. Tag für Tag bringen Güterzüge Abraumsalz zur Schachtanlage, das dann in die Hohlräume geblasen wird. Die Versuchstätigkeit mit radioaktiven Stoffen wird eingestellt. Im Lauf der Jahre nehmen die Zuflüsse von Wasser in den Salzstock zu. Aus dem Deckgebirge, das über dem Salzstock liegt, dringt Wasser und löst sich Wege durch das Salz frei.

1998 sind es 10 m³ am Tag, die von der GSF als Laugenzufluß festgestellt werden. Löst sich das Salz weiter auf, so kann es die (im Lauf der Zeit korrodierten) Fässer nicht mehr von der Umwelt abschirmen; mit dem Wasser wird sich die Radioaktivität unkontrollierbar im Berg verteilen und im Laufe der Jahre auch ihren Weg nach draußen finden. 1 1 Curie=3,7 x 10 10 Bq = 37 Milliarden Atomzerfälle/sec 2. Radioaktives Inventar Kegelschnitt durch den Salzhut der Schachtanlage (siehe Papierposter)

Radioaktiver Müll von Transnuklear, Nukem, Bundeswehr etc. in die Asse! Von April 1967 bis Ende 1978 wurden insgesamt ca. 125000 Gebinde mit schwachaktivem Abfall eingelagert. Dabei handelte es sich um radioaktiven Müll von Firmen wie Buchler/Braunschweig, Hoechst, AEG, der Bundeswehr, von allen westdeutschen Atomkraftwerken und auch von den späteren Skandalfirmen Transnuklear und Nukem. Allein die Bundeswehr lagerte von 1975 bis 1978 236 Behälter mit schwachaktiven Abfällen in die Asse ein, Transnuklear 6578 und Nukem 1264 Behälter (Quelle:Stellungnahme der Sachverständigen zur öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Ausschußdrucksache 11/5 vom 5.4.1988) Uran und Plutonium Mit Beginn eines 2. Einlagerungsabschnittes im September 1967 durften die schwachaktiven Abfälle auch bis zu 15 g Kernbrennstoffe, d.h. Uran 235 und Plutonium, pro Gebinde enthalten. Genehmigungen wurden in der Zeit nur vom Bergamt, nach 3 Strahlenschutzverordnung von der PTB erteilt. Mittelaktiver Atommüll Von September 1972 bis 1977 wurden 1300 Rollreifenfässer mit mittelaktiven Abfällen auf der 511 m Sohle eingelagert. Sie enthielten ebenfalls Beimengungen von Uran und Plutonium. Insgesamt lagern heute in Asse II also ca. 126000 Gebinde mit schwach- und mittelaktiven Abfällen, d.h. für jede Einwohnerin, jeden Einwohner des Landkreises Wolfenbüttel 1 Atommüllfaß. Und insgesamt lagern hier auch ca. 24 kg Plutonium und ca. 26 kg Uran 235, verteilt auf ca. 14 300 Abfallgebinde, die heutzutage größtenteils nicht mehr zugänglich und auch nicht besonders gekennzeichnet sind. Das Gesamtnuklidinventar beträgt ca. 200 000 Curie (1 Curie = 37 Milliarden Bequerel). Das entspricht immerhin dem 250zigsten Teil der in Tschernobyl freigewordenen Strahlung. Nach Angaben der Betreibergesellschaft gsf im Rahmen einer öffentlichen Informationsveranstaltung 2005 wurde die tatsächlich noch vorhandene Radioaktivität auf Grundlage von Aufzeichnungen aus der Zeit der Einlagerungen und aufgrund der radioaktiven Abklingkurven der eingelagerten Elemente neu berechnet zu 83 300 Curie. Dennoch wird der radioaktive Abfall über viele 100 000e von Jahren weiter strahlen.

Zeitlicher Verlauf der Radioaktivität des eingelagerten Abfalls im Asseschacht II Time evolution of radioactivity of waste disposed in Asse Mine II 1E+16 1E+15 1E+14 1E+13 1E+12 1E+11 Radio-Activity [Bq] 1E+10 1E+09 1E+08 1E+07 1E+06 100000 10000 1000 100 10 1 1978 10.000 100.000 1.000.000 Jahr Year AD

3. Probleme des Endlagers Zurzeit laufen täglich ca. 11 m³ Laugenzufluß in das Bergwerk und werden abgepumpt. Löst sich das Salz weiter auf, so kann es die (im Lauf der Zeit korrodierten) Fässer nicht mehr von der Umwelt abschirmen; mit dem Wasser wird sich die Radioaktivität unkontrollierbar im Berg verteilen und im Laufe der Jahre auch ihren Weg nach draußen finden. Von der Versuchs einlagerung zur Versuchs -Stilllegung? In einem Gutachten, das das Niedersächsische Landesamt für Bodenforschung, das Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld und das Bergamt Goslar im Auftrag des Niedersächsischen Umweltministeriums erstellen, wurde1994 festgestellt, dass ein nicht mehr beherrschbarer Wassereinbruch in das Bergwerk ( Absaufen ) nicht auszuschließen ist. Zur Verbesserung der Standfestigkeit empfehlen die Gutachter daher die Verfüllung der verbliebenen Hohlräume (insgesamt ca. 2,5 Millionen m³) mit Salz. Von 1995 bis 2004 wurde der überwiegende Teil der Abbaukammern mit Salz verfüllt. Damit wurde die Standfestigkeit nachweislich verbessert Seit 1991 werden aber Laugenzutritte beobachtet, seit 2003 dringen täglich ca 12,5 m³ Steinsalzlauge ins Bergwerk ein. Dieser Zutritt ist laut GSF nicht zu stoppen und sehr gefährlich, weil die Steinsalzlauge die aufgeschlossenen Carnallititbereiche im Bergwerk auflösen wird, wenn sie nach Stilllegung der Anlage nicht mehr aufgefangen werden kann. (1 m³ NaCl-Lauge kann das Gefüge von 3 m³ Carnallitit zerstören). Um diese Zerstörung weiter Bereiche des Bergwerks zu verhindern, hat die GSF das Schutzfluid -Konzept entwickelt, nach dem die verbleibenden Hohlräume mit Magnesiumchlorid-Lösung gefüllt werden sollen, die verhindern soll, dass die eindringende Steinsalzlauge den Carnallitit zersetzt. Das Schutzfluid-Konzept, zu dem die GSF keine Alternative nennen kann, ist noch nie irgendwo eingesetzt worden. Bei der Propagierung von Salzstöcken zur langfristig sicheren Lagerung von Atommüll ging man bisher ja davon aus, dass es in Salzstöcken trocken sei und bleibe... Mittlerweile wurde diese alte Prämisse zur Atommüll-Endlagerung in Salzstöcken geändert: Ziel ist es nicht mehr, das Grubengebäude für alle Zeiten trocken zu halten - was ohnehin nicht möglich wäre -, sondern Maßnahmen zu entwickeln, welche die Langzeitsicherheit des Bergwerks auch trotz eines Salzlösungszuflusses gewährleisten. (gsf-broschüre Asse - Ein Bergwerk wird geschlossen, Mai 2003) Beim Volllaufen der Grube füllt sich auch das in den Lagerkammern verbliebene Porenvolumen mit Flüssigkeit und Radionuklide können in Lösung gehen. Diese Lösung kann durch Konvergenzbewegungen dann schließlich auch ins Deckgebirge gepresst werden.

4. Juristische Aspekte Auf dem 1. von der AAA organisierten Fachgesprächzur Asse im Oktober 2001 ging die GSF noch davon aus, den für die Schließung notwendigen Sicherheitsbericht Anfang 2003 vorlegen zu können. Die Vorlage des Sicherheitsberichts wurde seitdem dreimal veschoben (s.u.). Geplant ist immer noch die wartungsfreie Endlagerung. Im Oktober 2001 stellte ein Vertreter des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, dem die GSF und damit die Asse seit 1965 untersteht, dar, dass es von seiner Seite nicht vorgesehen sei, die Asse nach Atomrecht (d.h. mit der Verpflichtung zur öffentlichen Erörterung aller Fragen) zu schließen, sondern dass das Bergrecht vollkommen ausreichend sei. (Dokumentation des Fachgesprächs zur Asse mit der Mitschrift allerreferate im Internet unter www.aaa-wf.de.). Seit 2001 hat sich jedoch das Verhalten gegenüber der interessierten Öffentlichkeit stark verändert. Zweimal im Jahr lädt die GSF nach Remlingen zu Informationsveranstaltungen ein, auf denen die aktuellen Arbeiten vorgestellt werden, und stellt viele Referate ins Internet (www.gsf.de/asse).

5. Stand der Dinge und Ausblick Letzte Meldung der gsf (siehe Internetseite der gsf) Presse - und Öffentlichkeitsarbeit Pressemitteilungen 2006 Änderung des Zeitplans zur Schließung der Schachtanlage Asse II Die Schachtanlage Asse II in Remlingen bei Braunschweig. Foto: GSF/Asse. Das GSF - Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit sieht seit Mitte der 90er Jahre keinen weitergehenden Forschungsbedarf in der Schachtanlage Asse II mehr und hat bei der zuständigen Bergbehörde einen Rahmenbetriebsplan für die weiteren Arbeiten bis zur Schließung der Schachtanlage eingereicht. Dieser Rahmenbetriebsplan wurde von der Bergbehörde Ende 1997 mit der Auflage zugelassen, einen Abschlussbetriebsplan mit einem Sicherheitsbericht, der den Nachweis zur Langzeitsicherheit beinhaltet, vorzulegen. Die GSF hat daraufhin ein Schließungskonzept entwickelt, das zunächst vorsah, die Anlage bis zum Jahr 2013 langfristig sicher zu verschließen. Die zwischenzeitliche Erarbeitung der zur Genehmigung eines Abschlussbetriebsplans erforderlichen fachwissenschaftlichen und verfahrenstechnischen Nachweise, die mit gleichem Tiefgang wie in einem atomrechtlichen Planfeststellungsverfahren für ein Endlager mit radioaktiven Abfällen nach Atomgesetz zu führen sind, hat jedoch ergeben, dass insbesondere die Umsetzung notwendiger und geplanter bergtechnischer Maßnahmen wesentlich zeitaufwendiger ist, als ursprünglich angenommen. Dies gilt insbesondere für d as Einbringen von speziellem Verfüllmaterial in die Einlagerungskammern und das restliche Grubengebäude sowie die mit dem Einbringen großer Spezialbetonmengen verbundene qualifizierte Errichtung zahlreicher Barrierebauwerke unter Tage. Nach aktuellem Planungsstand ist daher gegenüber den ursprünglichen Planungen mit einer Verzögerung von vier Jahren und somit einer endgültigen Schließung nicht vor 2017 zu rechnen. Die Erfüllung der Anforderungen an die Qualität der technischen Maßnahmen in der Schachtanlage Asse II hat für die GSF und den Projektkostenträger Bundesministerium für Bildung und Forschung jedoch eindeutig Priorität gegenüber der Einhaltung des

ursprünglichen Zeitplanes. Oberstes Ziel bei der Schließung der Schachtanlage Asse II ist und bleibt der langfristige Schutz des Menschen und der Umwelt. Weitere Informationen und Kontakt: GSF - Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Heinz-Jörg Haury Tel: 089/3187-2460, Fax 089/3187-3324, E-Mail: oea@gsf.de Homepage des Forschungsbergwerks Asse: Weiter... Download: Presseinformation als pdf-datei speichern. Weiter... Die Diskussion ist eröffnet