Datenreport Ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland



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1/6 79,8 51,7 33,7 30,7 25,9 23,1 24,0 23,5 24,0 22,3 20,2 18,0 16,6 17,0 15,5 15,1 17,3 18,0 21,1 24,5 28,8 39,4 60,3 74,6 84,8 5,5 5,5 5,9

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Transkript:

Herausgeber: Statistisches Bundesamt (Destatis) Gesellschaft Sozialwissenschaftlicher Infrastruktureinrichtungen (GESIS-ZUMA), Mannheim, Zentrum für Sozialindikatorenforschung, Heinz-Herbert Noll, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), Zentrales Datenmanagement, Roland Habich Datenreport 2008 Ein Sozialbericht für die Bundesrepublik Deutschland

5.4 Einstellungen zur Arbeit und Arbeitszufriedenheit Michael Braun Evi Scholz Welche Bedeutung die Deutschen der Arbeit und einzelnen Arbeitsplatzmerkmalen zuschreiben und wie die Realität am Arbeitsplatz aussieht, hat Konsequenzen für die Arbeitszufriedenheit. Diese ist wiederum mitentscheidend dafür, in welchem Umfang der oder die Einzelne einer Erwerbstätigkeit nachgehen möchte und wie lange er oder sie im Erwerbsleben verbleiben will. Da in Zukunft durch den demografischen Wandel eher ein Mangel an Arbeitskräften als an Arbeitsplätzen zu erwarten ist, kommt der Suche nach Reserven für den Arbeitsmarkt eine besondere Bedeutung zu. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob Erwerbstätige auch mehr Stunden als bisher arbeiten würden oder mit einem späteren Renteneintrittsalter einverstanden wären. Um diese Fragen zu beantworten, untersuchen wir im Folgenden die diesbezüglichen Einstellungen in Ost- und und betrachten, soweit es die Datenlage ermöglicht, jeweils die zeitliche Entwicklung. Tab. 1: Wichtigkeit von Arbeitsplatzmerkmalen 5.4.1 Ansprüche an die Arbeit und Realität am Arbeitsplatz Welche Arbeitsplatzmerkmale sind den Deutschen wichtig und wie sieht die Realität für die Erwerbstätigen aus? Das Wichtigste für die Menschen ist ein»sicherer Arbeitsplatz«, unabhängig von Geschlecht oder Region. In wird dabei der Sicherheit des Arbeitsplatzes eine noch größere Bedeutung beigemessen als in. Danach folgt in der Rangfolge der Wichtigkeit der Arbeitsplatzmerkmale eine»interessante«und»unabhängige«arbeit; auch hier gibt es kaum regionale oder Geschlechtsunterschiede. Abgesehen von einer Abnahme der Wichtigkeit bei den in sind die Veränderungen über die Zeit hinweg eher gering. Ein»hohes Einkommen«gehört nicht zu den wichtigsten Zielen der Menschen, allerdings hat ein hohes Einkommen im Osten im Unterschied zum Westen an Bedeutung gewonnen. Auch die As- Erwerbstätige Sicherer Hohes Interes- Unab- Anderen Nutzen für Befragte Arbeits- Ein- sante hängige helfen Gesellplatz kommen Arbeit Arbeit schaft sehr wichtig in % 1989 60 31 54 48 15 20 1997 63 15 50 44 13 12 2006 69 19 50 44 20 16 1989 61 21 54 47 27 23 1997 69 11 57 45 19 16 2006 63 13 45 38 20 17 1997 72 19 47 32 14 12 2006 74 32 52 47 27 22 1997 78 21 46 40 23 12 2006 77 26 49 42 35 36 Datenbasis: ISSP 1989, 1997, 2005 (Erhebungsjahr 2006). pekte»anderen helfen«zu können oder einen»nutzen für die Gesellschaft«zu leisten sind im Osten in den letzten Jahren wichtiger geworden. Letzteres deutet darauf hin, dass der höhere Stellenwert, den die Ostdeutschen diesen sozialen Merkmalen beimessen, offensichtlich kein Relikt aus DDR-Zeiten ist. d Tab. 1 Die herausragende Bedeutung eines sicheren Arbeitsplatzes gilt im Jahre 2006 praktisch für alle s- und sgruppen. Es gibt kaum Personen, die einen sicheren Arbeitsplatz nicht für wichtig oder sehr wichtig halten. Eine besondere Bedeutung hat die Arbeitsplatzsicherheit aber für die Jüngeren besonders in und für Personen mit niedrigeren Schulabschlüssen. d Tab. 2 Die Realität des Arbeitslebens entspricht den Ansprüchen aber nicht in allen Punkten. Nur etwa ein Drittel der Erwerbstätigen in geht uneingeschränkt davon aus, dass ihr Arbeitsplatz sicher ist, während zwei Drittel dies für sehr wichtig halten, in weniger als ein Fünftel. Allerdings sind die Ost-West-Unterschiede in den letzten neun Jahren deutlich geringer geworden. Die Angleichung findet dabei von beiden Seiten aus statt: Eine leichte Abnahme der wahrgenommenen Arbeitsplatzsicherheit in auf etwa 30 % geht einher mit einer deutlichen Zunahme in von 6 auf 16 %. Betrachtet man das Arbeitseinkommen, dann hält nur eine verschwindend kleine Minderheit ihr Einkommen uneingeschränkt für hoch, wobei dies im Westen auf etwas mehr Erwerbstätige zutrifft als im Osten. Nimmt man hier auch noch diejenigen hinzu, die der Aussage mit Einschränkungen zustimmen, so ergibt sich folgendes Bild: Während ca. 30 % der westdeutschen und 20 % der west- 140 ARBEITSMARKT UND ERWERBSTÄTIGKEIT EINSTELLUNGEN ZUR ARBEIT UND ARBEITSZUFRIEDENHEIT

Tab. 2: Wichtigkeit eines sicheren Arbeitsplatzes 2006 Erwerbstätige Befragte Sicherheit des Arbeitsplatzes Sehr Wichtig Weder Nicht Überhaupt wichtig noch wichtig nicht wichtig in % Unter 35 Jahre 77 21 2 0 0 35 bis 49 Jahre 63 34 3 0 0 50 Jahre und älter 65 34 1 1 0 Hauptschulabschluss 75 24 1 0 0 Realschulabschluss 66 33 1 0 0 Abitur 59 36 4 1 0 Arbeitsplatzrealität hinsichtlich der Arbeitsplatzsicherheit und eines hohen Einkommens spiegelbildlich zueinander: Je ungünstiger die Realität erscheint, desto wichtiger wird das entsprechende Arbeitsplatzmerkmal. Besonders ungünstig stellt sich die Lage für Erwerbstätige mit ausgeprägtem Wunsch nach einem hohen Einkommen dar: Sie erzielen eher niedrige Einkommen, haben eine geringe Arbeitsplatzsicherheit und führen zudem eine nur wenig interessante und wenig unabhängige Tätigkeit aus. d Tab. 4 Unter 35 Jahre 75 23 2 0 0 35 bis 49 Jahre 77 21 1 0 0 50 Jahre und älter 71 29 0 0 0 Hauptschulabschluss 82 18 0 0 0 Realschulabschluss 76 23 2 0 0 Abitur 71 29 0 0 0 Datenbasis: ISSP 2005 (Erhebungsjahr 2006). deutschen angeben, ein hohes Einkommen zu erhalten, sind dies in für und gleichermaßen nur etwas mehr als 10 %. Veränderungen über die Zeit hat es in diesem Punkt praktisch nicht gegeben. Bei den Merkmalen»interessante«und»unabhängige«Arbeit sind die regionalen Unterschiede demgegenüber weitgehend verschwunden, wobei sich die Angleichung durch eine stärkere Verbesserung der Beurteilung im Osten ergeben hat. Hinsichtlich der sozialen Aspekte ihrer Arbeit, besonders aber der Gelegenheit anderen helfen zu können, scheinen insbesondere die ostdeutschen vorteilhafte Arbeitsbedingungen vorzufinden. d Tab. 3 Ob der eigene Arbeitsplatz sicher erscheint, wird in den verschiedenen sund sgruppen im Jahre 2006 zum Teil ganz unterschiedlich beurteilt. In sind es insbesondere die Älteren, die ihren Arbeitsplatz als sicher erachten, während dies aber für die Jüngeren besonders wichtig ist. In sind die Unterschiede zwischen den Generationen eher gering. Weiterhin sind es eher die Personen mit höheren Schulabschlüssen, die ihren Arbeitsplatz für sicher halten, während diejenigen mit niedrigeren Abschlüssen dies für besonders wichtig ansehen. Wie weitergehende Analysen zeigen, verhalten sich die Wichtigkeitseinstufungen und die Tab. 3: Arbeitsplatzcharakteristika Der gestiegenen wahrgenommenen Arbeitsplatzsicherheit in entsprechend ist dort auch der Anteil derjenigen, die sich überhaupt keine Sorgen um den Arbeitsplatz machen, innerhalb der letzten neun Jahre von einem Zehntel auf ein Viertel der Erwerbstätigen gestiegen. Dieser Anteil liegt aber noch immer deutlich unter dem im gleichen Zeitraum praktisch unveränderten der Westdeutschen von fast 40 %. Umgekehrt hat sich der Anteil der Ostdeutschen, die sich große Sorgen um den Arbeitsplatz machen, im gleichen Zeitraum nahezu halbiert und liegt jetzt mit etwa einem Zehntel auf dem westdeutschen Niveau. d Tab. 5 Erwerbstätige Sicherer Hohes Interes- Unab- Anderen Nutzen für Befragte Arbeits- Ein- sante hängige helfen Gesellplatz kommen Arbeit Arbeit schaft starke Zustimmung in % 1989 39 6 28 32 14 23 1997 29 3 30 38 16 22 2006 28 3 36 43 22 28 1989 36 5 37 33 26 31 1997 35 4 30 32 23 28 2006 33 2 35 37 27 25 1997 6 1 25 30 18 28 2006 16 1 32 40 21 32 1997 6 1 27 28 29 23 2006 17 3 38 40 35 33 Datenbasis: Datenbasis: ISSP 1989, 1997, 2005 (Erhebungsjahr 2006). 5 EINSTELLUNGEN ZUR ARBEIT UND ARBEITSZUFRIEDENHEIT ARBEITSMARKT UND ERWERBSTÄTIGKEIT 141

Tab. 4: Einschätzung der Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes 2006 Erwerbstätige Befragte»Meine Berufsstellung ist sicher.«trifft Trifft Weder Trifft Trifft übervoll und eher zu noch eher haupt nicht ganz zu nicht zu zu in % Unter 35 Jahre 23 42 19 12 3 35 bis 49 Jahre 26 43 16 10 5 50 Jahre und älter 42 36 11 9 2 Hauptschulabschluss 27 42 17 10 4 Realschulabschluss 27 42 15 12 4 Abitur 40 38 13 7 3 Unter 35 Jahre 20 35 22 15 8 35 bis 49 Jahre 16 36 28 15 5 50 Jahre und älter 15 41 18 17 10 Hauptschulabschluss 15 42 12 12 19 Realschulabschluss 15 32 30 17 6 Abitur 20 49 13 12 6 Datenbasis: ISSP 2005 (Erhebungsjahr 2006). Tab. 5: Angst vor Arbeitsplatzverlust Erwerbstätige Befragte Große Etwas Wenig Gar keine Sorgen Sorgen Sorgen Sorgen in % 1997 9 23 31 36 2006 8 25 31 36 1997 11 18 29 42 2006 8 18 34 40 1997 21 44 25 10 2006 12 30 33 25 1997 20 34 36 10 2006 12 28 36 24 Datenbasis: ISSP 1997, 2005 (Erhebungsjahr 2006). 5.4.2 Arbeitszufriedenheit Die Bewertungen der einzelnen Teilaspekte einer Arbeit gehen mit unterschiedlichen Gewichten in die allgemeine Arbeitszufriedenheit ein. Weitergehende Analysen zeigen, dass die Zufriedenheit besonders davon abhängt, inwieweit man die eigene Arbeit für interessant oder unabhängig hält. In wirkt sich darüber hinaus auch die Arbeitsplatzsicherheit auf die Arbeitszufriedenheit aus, während nur in das Einkommen eine Rolle spielt. Ob man anderen helfen kann oder eine gesellschaftlich nützliche Arbeit verrichtet, hat auf die Zufriedenheit praktisch keinen Einfluss. Da die Arbeit aber zunehmend als interessant und unabhängig eingeschätzt wird, verwundert es auch nicht, dass die Arbeitszufriedenheit in beiden Teilen Deutschlands sowohl bei den n als auch den gestiegen ist, im Osten dabei stärker als im Westen. Im Osten sind zwar immer noch weniger Menschen als im Westen mit ihrem Beruf im Allgemeinen völlig zufrieden, nimmt man aber die sehr Zufriedenen noch hinzu, ergeben sich kaum noch Unterschiede: Etwa die Hälfte der Menschen ist entweder völlig oder sehr zufrieden. Auch der Anteil der eher Unzufriedenen ist 2006 in beiden Landesteilen vergleichbar. Wirklich Unzufriedene gibt es nur in geringer Zahl, und dies in beiden Teilen Deutschlands. d Tab. 6 5.4.3 Wunsch nach längerer oder kürzerer Arbeitszeit Als Folge des demografischen Wandels ist für die Zukunft ein starker Rückgang der Zahl der Erwerbspersonen absehbar. Damit wird die Frage aufgeworfen, inwieweit zurzeit Nichterwerbstätige eine Erwerbstätigkeit aufnehmen möchten bzw. ob die bereits Erwerbstätigen bereit wären, länger zu arbeiten. Dies gilt sowohl im Hinblick auf die Wochen- als auch die Lebensarbeitszeit. Zu den beiden betrachteten Zeitpunkten 1997 und 2006 ist jeweils etwa die Hälfte der ganztags Erwerbstätigen mit dem zeitlichen Umfang der ausgeübten Erwerbstätigkeit zufrieden, 30 40 % würden sogar lieber weniger arbeiten und 7 % bis 18 % lieber mehr. Bei den Teilzeiterwerbstätigen in ist dagegen der Anteil, der mehr arbeiten möchte, beträchtlich und hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht. Von den Rentnern wären 2006 im Westen etwa ein Fünftel und im Osten ein Drittel bereit, (mehr) zu arbeiten. Schließlich ist von den Hausfrauen/Hausmännern in nur ein Drittel für die Beibehaltung des Status quo, fast zwei Drittel würden gerne ein wenig oder sogar viel mehr arbeiten. Offensichtlich ist es also neben den Arbeitslosen 142 ARBEITSMARKT UND ERWERBSTÄTIGKEIT EINSTELLUNGEN ZUR ARBEIT UND ARBEITSZUFRIEDENHEIT

Tab. 6: Arbeitszufriedenheit Erwerbstätige Befragte Allgemeine Arbeitszufriedenheit Völlig Sehr Ziemlich Weder/noch zufrieden zufrieden zufrieden bis unzufrieden in % 1989 10 35 42 13 1997 8 31 44 18 2006 14 36 36 15 1989 12 31 40 17 1997 10 30 41 20 2006 18 30 39 13 1997 4 23 46 27 2006 8 38 40 13 1997 7 27 45 21 2006 15 34 40 11 Datenbasis: ISSP 1989, 1997, 2005 (Erhebungsjahr 2006). Tab. 7: Wunsch, mehr oder weniger Zeit mit Arbeit zu verbringen nach Erwerbsstatus Mehr Genauso viel Weniger in % Vollzeit Erwerbstätige 1997 8 52 39 2006 18 53 29 Teilzeit Erwerbstätige 1997 11 69 20 2006 35 53 12 Rentner 1997 29 5 1 20 2006 21 55 25 Hausfrauen/-männer 1997 69 25 5 2006 57 36 7 1 Vollzeit Erwerbstätige 1997 7 45 47 2006 17 53 30 Rentner 1997 33 59 7 2006 30 42 28 Frage:»Angenommen, Sie könnten die Einteilung Ihrer Zeit verändern, d. h. mit bestimmten Dingen mehr Zeit und mit anderen Dingen weniger Zeit verbringen. Mit welchen der unten genannten Dinge würden Sie gerne mehr Zeit verbringen, mit welchen würden Sie gerne weniger Zeit verbringen und mit welchen würden Sie gerne genauso viel Zeit wie jetzt verbringen? Wie ist das A mit einer bezahlten Arbeit?«1 Teilzeit Erwerbstätige sowie Hausfrauen/Hausmänner in wegen geringer Fallzahlen nicht ausgewiesen. Datenbasis: ISSP 1997, 2005 (Erhebungsjahr 2006). auch einem großen Teil der Teilzeit-Beschäftigten, der Rentner oder der Hausfrauen/Hausmänner wegen fehlender passender Stellenangebote oder wegen der problematischen Vereinbarkeit von Beruf und Familie zur Zeit (noch) nicht möglich, ihre Arbeitswünsche zu verwirklichen. Zugleich nimmt über die letzten Jahre der Anteil von Vollzeit-Erwerbstätigen, die lieber etwas weniger arbeiten möchten, deutlich ab. Im Endergebnis ergibt sich somit ein erhebliches Arbeitskräftepotenzial. d Tab. 7 Berücksichtigt man, dass mit einer Veränderung der Arbeitsstunden auch Einkommensveränderungen einhergehen, so ziehen knapp zwei Drittel der Erwerbstätigen in Deutschland eine Beibehaltung des Status quo vor. Ein weiteres knappes Drittel möchte länger arbeiten und mehr Einkommen erzielen. Nur eine kleine Gruppe möchte auch dann noch weniger arbeiten, wenn mit der Arbeitszeitreduzierung Einkommensverluste verbunden sind. Die Bereitschaft, für mehr Geld auch mehr zu arbeiten, hat sich dabei in bei n und gleichermaßen deutlich erhöht. d Tab. 8 Hinsichtlich der Arbeitszeitpräferenzen unterscheiden sich und nur in. Weitergehende Analysen zeigen, dass viele, die eine Teilzeitstelle haben, lieber mehr arbeiten würden. Die (wenigen) mit einer Teilzeitstelle bevorzugen demgegenüber den Status quo. Personen mit höherer, Ältere und in der Familienphase würden lieber weniger arbeiten. Insbesondere, die eine Beeinträchtigung ihres Familienlebens durch die Erwerbsarbeit wahrnehmen, tendieren zu einer Verkürzung ihrer Arbeitszeit. Von besonderer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang aber die Ansprüche an die Arbeit und die wahrgenommenen Qualitäten des eigenen Arbeitsplatzes: Diejenigen, denen Arbeitsplatzsicherheit und hohes Einkommen wichtig sind, würden lieber mehr arbeiten. Diejenigen, denen eine interessante 5 EINSTELLUNGEN ZUR ARBEIT UND ARBEITSZUFRIEDENHEIT ARBEITSMARKT UND ERWERBSTÄTIGKEIT 143

Tab. 8: Trade-off zwischen Arbeitszeit und Einkommen bei Erwerbstätigen Erwerbstätige Befragte Mehr Stunden Genauso viel Weniger Stunden mehr Geld wie bisher weniger Geld in % 1997 23 66 11 2006 29 64 7 1997 18 73 9 2006 26 66 8 1997 28 68 4 2006 41 56 4 1997 18 74 8 2006 30 64 6 Frage:»Denken Sie bitte an die Anzahl Ihrer Arbeitsstunden und an das, was Sie einschließlich regulärer Überstunden in Ihrem Hauptberuf verdienen. Wenn Sie zwischen den folgenden drei Möglichkeiten wählen könnten, welche würden Sie bevorzugen?«datenbasis: ISSP 1997, 2005 (Erhebungsjahr 2006). oder unabhängige Arbeit viel bedeuten, allerdings eher weniger. Andererseits ziehen Personen, die tatsächlich eine interessante oder unabhängige Arbeit haben, eine Verlängerung der Arbeitszeit vor. Das Gegenteil gilt für solche, die ein hohes Einkommen und eine hohe Arbeitsplatzsicherheit haben. Arbeitsplatzsicherheit und hohes Einkommen auf der einen und interessante oder unabhängige Arbeit auf der anderen Seite wirken sich demnach entgegengesetzt aus, je nachdem ob es sich um einen Anspruch an die Arbeit oder ein Merkmal des eigenen Arbeitsplatzes handelt. 5.4.4 Einstellung zu einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit Wenn es um eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit geht, geben gut zwei Drittel der unter 65-Jährigen an, dass es ihnen etwas ausmachen würde, wenn das Renteneintrittsalter heraufgesetzt würde. Dieser Befund trifft sowohl für Ost- als auch für zu und für wie gleichermaßen. Unter den ostdeutschen sind es sogar 80 %, die nur bis zum 65. Lebensjahr arbeiten möchten. Eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit ist folglich nicht die Option, die im Allgemeinen von den Deutschen gewünscht wird, unabhängig davon, um wie viele Jahre es sich dabei handelt. Am ehesten zu einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit bereit sind die westdeutschen : 17 % wären sogar bereit, bis zum 68. Lebensjahr oder noch länger zu arbeiten; jeweils weitere 11 % sind mit einer Rente ab 66 oder ab 67 einverstanden. Das Arbeitskräftepotenzial, das sich durch Akzeptanz einer Verlängerung der Lebensarbeitszeit ergibt, liegt insgesamt bei ca. einem Drittel der Bevölkerung. Weitergehende Analysen zeigen, dass die Bereitschaft, länger im Erwerbsleben zu verbleiben, in den einzelnen sgruppen unterschiedlich ist und darüber hinaus mit zunehmender steigt. Insbesondere die sgruppe der 51- bis 55-Jährigen ist nur in geringem Maße bereit, länger als bis 65 Jahre zu arbeiten (23 %). Ob die Erwerbstätigkeit eine Vollzeit- oder Teilzeit-Tätigkeit ist, ändert hingegen den grundsätzlichen Befund nicht. Aber für die Bereitschaft, auch eine längere Lebensarbeitszeit zu akzeptieren, macht es einen erheblichen Unterschied, ob jemand derzeit überhaupt Arbeit hat: Der Anteil derer, die dazu bereit wären, liegt bei den Arbeitslosen bei über 40 %. d Tab. 9 5.4.5 Zusammenfassung In Deutschland ist in den letzten Jahren eine recht positive Entwicklung festzustellen, was die Erfüllung der Ansprüche der Beschäftigten an das Erwerbsleben und die Arbeitszufriedenheit betrifft. Auch die Sorge um den Arbeitsplatz ist zurückgegangen. Da sich diese Entwicklungen besonders stark in zeigen, sind die Unterschiede zwischen beiden Landesteilen zurückgegangen. Weiterhin würden diejenigen, die zurzeit nicht oder weniger als ganztags erwerbstätig sind, vielfach gerne mehr als bisher zu arbeiten. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung kann sich auch vorstellen, über das 65. Lebensjahr hinaus erwerbstätig zu sein. Das Arbeitskräftepotenzial in Deutschland ist also beachtlich. Tab. 9: Bereitschaft zur Verlängerung der Lebensarbeitszeit bei unter 65-Jährigen 2006 Rente ab 65 Rente ab 66 Rente ab 67 Rente ab 68+ in % 61 11 11 17 68 11 9 12 69 9 7 14 80 7 7 6 Frage:»Würde es Ihnen persönlich etwas ausmachen, länger als bis 65 zu arbeiten? Ja, würde mir etwas ausmachen/nein, ich würde auch bis 66 arbeiten/nein, ich würde auch bis 67 arbeiten/ Nein, ich würde notfalls auch länger arbeiten.«datenbasis: ISSP 2005 (Erhebungsjahr 2006). 144 ARBEITSMARKT UND ERWERBSTÄTIGKEIT EINSTELLUNGEN ZUR ARBEIT UND ARBEITSZUFRIEDENHEIT