Langfristige Entwicklung der Region München (LaReM)



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Transkript:

PV Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München Langfristige Entwicklung der Region München (LaReM) Kommentierte Bestandsaufnahme Daten Prognosen Konzepte 2014 www.pv-muenchen.de

Impressum Herausgeber Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) v.i.s.d.p. Verbandsdirektor Christian Breu Arnulfstraße 60, 3. OG 80335 München Telefon +49 (0)89 53 98 02-27 Telefax +49 (0)89 53 28 389 pvm@pv-muenchen.de www.pv-muenchen.de Redaktion: Christian Breu, Daniel Gromotka, Brigitta Walter Satz und Layout: Sabine Baudisch Mitarbeit: Zahide Demircan, Birgit Kastrup, Carola Seis Druck: Hintermaier Druckerei und Verlag, Nailastraße 5, 81737 München Hinweise In der vorliegenden Publikation werden für alle personenbezogenen Begriffe die Formen des grammatischen Geschlechts verwendet. Damit sind immer beide Geschlechter gemeint. Alle Angaben wurden sorgfältig ausgestellt; für die Richtigkeit kann jedoch keine Haftung übernommen werden. Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) wurde 1950 als kommunaler Zweckverband gegründet. Er ist ein freiwilliger, partnerschaftlicher Zusammenschluss von Landeshauptstadt München, acht Landkreisen sowie 146 Städten, Märkten und Gemeinden im Großraum München. Die Geschäftsstelle des Verbands berät die Mitglieder in allen Fragen ihrer räumlichen Entwicklung und übernimmt für sie vielfältige Planungsaufgaben, von Bauleitplänen über Strukturgutachten bis hin zu Schulbedarfsanalysen. Sie erstellt Publikationen zur Regionsentwicklung, informiert über aktuelle Fachthemen und bietet ihren Mitgliedern eine Plattform für Meinungs- und Erfahrungsaustausch.

Inhalt 1. Einleitung...4 2. Die Region München: Entwicklung, Status Quo und Prognosen...5 2.1 Flächennutzung und Flächenpotenziale...5 2.2 Demografie...7 2.2.1 Bevölkerungsentwicklung und -prognose...7 2.2.2 Wanderungen...9 2.3 Wohnen...10 2.4 Wirtschaft und Arbeit...15 2.4.1 Einkommen, Standortfaktoren und Öffentliche Finanzen...16 2.4.2 Arbeitsmarkt...17 2.5 Mobilität...20 2.5.1 Verkehrsinfrastruktur...20 2.5.2 Mobilitätsverhalten...24 2.5.3 Pendler...27 2.6 Klima...29 3. Planungen und Leitbilder...31 3.1 Zuständigkeiten in der Planung...31 3.2 Landes- und Regionalplanung...33 3.2.1 Das Landesentwicklungsprogramm für Bayern (LEP)...33 3.2.2 Regionalplan für die Region 14...34 3.3 Ausgewählte kommunale und regionale Entwicklungskonzepte...36 3.3.1 Zwischen Dorf und Metropole Raum-, Siedlungs- und Verkehrsentwicklung im Landkreis Dachau 2013...36 3.3.2 Leitbild für den Landkreis Fürstenfeldbruck...38 3.3.3 Zukunfts-Szenarien der regionalen Siedlungsentwicklung des Forums Zukunft der Mobilität in der Region München der Inzell-Initiative 2009...38 3.3.4 Stadtentwicklungsplanung der Landeshauptstadt München, Projekt Langfristige Siedlungsentwicklung (LaSie), 2013...39 3.3.5 Raumordnerisches Entwicklungskonzept (ROEK) München-Südwest, 2014...41 3.3.6 Studie Wachstumsdruck erfolgreich managen, IHK für München und Oberbayern, 2014...42 4. Ausblick...44 Quellenverzeichnis...45 PV // 3

LANGFRISTIGE ENTWICKLUNG DER REGION MÜNCHEN 1. Einleitung D er Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München (PV) koordiniert und bearbeitet das Studien und Publikationen bereits vorliegt, zusammenzutragen und einen Überblick über bestehende Ideen Projekt Langfristige Entwicklung der Region München (LaReM). Gemeinsam mit Vertretern aus Politik, und Konzepte der regionalen Entwicklung, sowohl für die gesamte Region München als auch für ausgewählte Teil- Wirtschaft und Gesellschaft werden in diesem Rahmen Ideen gesammelt, wie die künftige Regionalentwicklung räume, insbesondere Landkreise, zusammenzustellen. aussehen soll und zwischen den verschiedenen Handlungsebenen und Verantwortlichen besser aufeinander Der Schwerpunkt der vorgestellten Daten liegt auf den Themen Demografie Wohnen Wirtschaft Mobilität. abgestimmt werden könnte. Die jeweils zusammengefassten Entwicklungen werden kommentiert und wo sinnvoll auch mit einem Ausblick für Zunächst geht es im LaReM Projekt darum, das vorhandene Wissen über die bisherige und prognostizierte Entwicklung der Region München, wie es in Form diverser die Zukunft versehen. Auf dieser Basis werden derzeit in einer kleinen Arbeitsgruppe im PV Entwicklungsszenarien entworfen (siehe Ausblick). 4 // PV

2. Die Region München: Entwicklung, Status Quo und Prognosen 2.1 Flächennutzung und Flächenpotenziale Relativ effizienter Umgang mit der knappen Ressource Fläche Flächenentwicklung entlang vorhandener Verkehrsachsen (und in Anbindung an den ÖPNV) Flächeneffizientes Wachstum beugt u.a. Strukturproblemen in der Zukunft vor Die Region München ist mit 495,5 Einwohnern je km² ein relativ dicht besiedelter Raum. Seit 1980 ist der landwirtschaftlich genutzte Anteil der Region von etwa 60 Prozent auf 54 Prozent zurückgegangen, der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche von etwa elf Prozent auf 17 Prozent angestiegen, die Waldfläche bleibt bei ca. 24 Prozent (Abbildung 1). Trotz des weiter steigenden Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums ist der Zuwachs der Siedlungs- und Verkehrsfläche in der Region München von 3.600 ha im Zeitraum von 2004 bis 2008 auf 2.610 ha von 2008 bis 2012 zurückgegangen. Allerdings konnte die Verbesserung der Flächeneffizienz in der Region gemessen in der je Einwohner beanspruchten Siedlungs- und Verkehrsfläche in der letzten Dekade nur im Verdichtungsraum bzw. den zentralen Orten festgestellt werden. Im ländlichen Raum bzw. den nichtzentralen Orten nimmt die Flächeneffizienz ab, was an der dort üblichen geringeren Bebauungsdichte liegen dürfte. Abbildung 2 verdeutlicht diese Entwicklungen. Das räumliche Ver- teilungsmuster der Wohnflächenausstattung pro Kopf bestätigt diesen Befund. Diese nimmt grundsätzlich vom Zentrum nach außen hin zu und ist in München, einigen Mittelzentren sowie im unmittelbaren Münchner Umland am geringsten, in den bevorzugten Wohnlagen im Landkreis Starnberg am höchsten. 1 Ein ähnliches Muster ergibt sich hinsichtlich der Gewerbeflächen. Die Nutzungsintensität, gemessen in Fläche je Beschäftigtem, ist in zentraleren Lagen sowie entlang der S-Bahn am höchsten und in peripheren Orten am niedrigsten. 2 Zukunft Aufgrund des Wachstumsdrucks, damit einhergehender hoher Immobilienpreise und der überwiegenden Neuansiedlung in Gemeinden mit Schienenhaltepunkten ist auch künftig mit einer weiteren Verbesserung der Nutzungseffizienz neuer Siedlungsflächen zu rechnen, wie auch das BBSR bis 2030 prognostiziert (BBSR 2012a, S. 10). 1 Streuung von weniger als 40 m² bis über 50 m², in Ausnahmefällen über 60 m², je Einwohner 2 Streuung von weniger als 200 m² Gewerbefläche bis über 500 m² je Beschäftigten PV // 5

LANGFRISTIGE ENTWICKLUNG DER REGION MÜNCHEN Abb. 1 Flächenanteile an Gebietsfläche in % 1980 und 2012 Region München: Flächenanteil an Gebietsfläche (in %) 1980 Region München: Flächenanteil an Gebietsfläche (in %) 2012 24,29% 4,46% 24,80% 4,40% 11,41% 59,85% 16,56% 54,25% Landwirtschaftsfläche Waldfläche Siedlungs- und Verkehrsfläche* Übrige Landwirtschaftsfläche Waldfläche Siedlungs- und Verkehrsfläche* Übrige * Siedlungs- und Verkehrsfläche: Gebäude- und Freifläche + Betriebsfläche (ohne Abbauland) + Verkehrsfläche + Erholungsfläche Abb. 2 Region München: Siedlungs- und Verkehrsfläche je Einwohner in qm 900 Verdichtungsraum Ländlicher Raum Zentrale Orte Nichtzentrale Orte 800 700 645 661 666 681 679 712 705 665 747 745 740 696 700 698 723 763 750 795 600 500 400 300 200 236 219 234 253 272 279 287 286 283 280 254 245 264 259 266 265 261 256 100 0 1980 1984 1988 1992 1996 2000 2004 2008 2012 6 // PV

2.2 Demografie Demografischer Wandel in der Region München: mehr, (etwas) älter, vielfältiger Bevölkerungswachstum arbeitsmarktinduziert und abhängig von positiven Zuwanderungssalden Konzentration des Bevölkerungswachstums in den nächsten Jahren auf Landeshauptstadt München und das unmittelbare Umland, v.a. Landkreis München und die Flughafenachse Stagnationstendenz in einigen Gemeinden der ländlichen Umgebung 2.2.1 Bevölkerungsentwicklung und -prognose Die Bevölkerung der Region München ist in den vergangenen 42 Jahren um fast 32 Prozent oder gut 650.000 Menschen, von 2.074.250 (Volkszählung 1970) auf 2.730.606 am 31.12.2012, gewachsen. Der Anteil Münchens an der Regionsbevölkerung hat von 62,4 Prozent auf 50,8 Prozent abgenommen, somit erlebte das Umland ein weitaus stärkeres Einwohnerwachstum. München hat als Zentrum seit 1975 bis zum Jahr 1998 an Einwohnern verloren, seit 1999 wächst es wieder, in den letzten Jahren schneller als das Umland (Abbildung 3). Zukunft Bis 2031 wird eine Steigerung des Anteils der Stadt München an der Bevölkerung der Region von 50,7 Prozent im Jahr 2011 (Zensus 2011) auf 51,1 Prozent erwartet. Je nach Prognose 3 wird für die Region ein Einwohnerwachstum in Höhe von etwa zehn bis zwölf Prozent angenommen. Das entspricht in etwa 300.000 Personen, die sich annähernd je zur Hälfte auf München und das Umland verteilen werden. Das Wachstum wird sich vor allem auf einen hohen Wanderungssaldo stützen, der auch weiterhin, wie schon seit einiger Zeit zu beobachten, zu einem positiven Geburtensaldo führt. Die kleinräumige Verteilung des Wachstums wird sich vor allem auf München, dessen engeres Umland sowie die Flughafenachse konzentrieren. Doch nicht alle Gemeinden werden wachsen; für einige wird eine leichte Bevölkerungsabnahme erwartet. Abbildung 4 zeigt die erwartete absolute Bevölkerungsentwicklung bis 2021 in gemeindescharfer Darstellung. 3 Zurzeit existieren folgende Bevölkerungsprognosen mit einem Zeithorizont bis 2030: Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, BBSR 2012b und Bertelsmann Stiftung 2013a. PV // 7

LANGFRISTIGE ENTWICKLUNG DER REGION MÜNCHEN Abb. 3 Bevölkerungsentwicklung der Region München 1.400.000 Umland LH München 1.200.000 1.000.000 800.000 600.000 400.000 200.000 0 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Abb. 4 Einwohner-Prognose, Veränderung der Einwohner 2012 bis 2021 absolut Rudelzhausen Paunzhausen Au in der Hallertau Wolfersdorf Kirchdorf an der Amper Haag an der AmperMoosburg a. d. Isar Hilgertshausen-Tandern Allershausen Langenbach Hohenkammer Langenpreising Petershausen Marzling Kirchberg Hohenpolding Altomünster Kranzberg Wartenberg Weichs Freising Berglern Markt Indersdorf Eitting Steinkirchen Vierkirchen Fahrenzhausen Fraunberg Inning a. Holz Erdweg Taufkirchen (Vils) Odelzhausen Röhrmoos Neufahrn b. Freising Oberding Haimhausen Schwabhausen Hallbergmoos Erding Bockhorn Pfaffenhofen a. d. Glonn Hebertshausen Eching Sulzemoos Unterschleißheim Moosinning Dorfen Egenhofen Mittelstetten Bergkirchen Dachau WalpertskirchenLengdorf OberschleißheimGarching b. München Oberschweinbach Ismaning Neuching Wörth Althegnenberg Maisach Hattenhofen Karlsfeld Finsing Sankt Wolfgang Olching Prittriching Mammendorf Ottenhofen Buch a. Buchrain Pastetten Adelshofen Pliening Egling an der Paar Gröbenzell Unterföhring Markt Schwaben Isen Emmering Kirchheim bei München Fürstenfeldbruck Poing Forstinning Forstern Scheuring Moorenweis Jesenwang Landsberied EichenauPuchheim Aschheim Anzing Obermeitingen München Alling Feldkirchen Hohenlinden Geltendorf Schöngeising Hurlach Weil KottgeiseringGrafrath Germering Gräfelfing Vaterstetten Veränderung der Einwohner 2012* bis 2021 absolut Gilching Haar Kaufering Türkenfeld Krailling Planegg Steinhöring < -75 Eresing Eching am Ammersee Penzing Greifenberg Wörthsee Neuried Zorneding Igling Ebersberg Weßling Neubiberg Putzbrunn Inning am Ammersee Grasbrunn Windach UnterhachingOttobrunn Kirchseeon 0,0 bis -75 Gauting Pullach i. Isartal Schwifting Schondorf a. Ammersee Landsberg a. Lech Grünwald Hohenbrunn Seefeld Taufkirchen Moosach Grafing bei MünchenFrauenneuharting FinningUtting a. Ammersee Oberpframmern Bruck 0 bis 175 Baierbrunn Pürgen Starnberg Höhenkirchen-Siegertsbrunn Hofstetten Herrsching am Ammersee Oberhaching Egmating Schäftlarn Brunnthal Emmering 176 bis 399 Unterdießen Glonn Aßling Thaining Pöcking Straßlach-Dingharting Andechs Vilgertshofen Aying Berg Sauerlach Baiern Dießen am Ammersee 400 bis 999 Feldafing Fuchstal Reichling 1.000 bis 3.458 Rott Tutzing Denklingen Apfeldorf Kinsau 134.892 Attenkirchen Zolling Nandlstadt Hörgertshausen Gammelsdorf Wang Mauern Autobahn Bahn-/S-Bahn-Linie mit Haltepunkten 8 // PV

DEMOGRAFIE 2.2.2 Wanderungen Da interregionale und internationale Wanderungsbewegungen stark mit wirtschaftlichen Entwicklungen im Quell- und Zielgebiet korrelieren, ist die weitere Entwicklung der Einwohnerzahl abhängig von der konjunkturellen Dynamik, so dass das prognostizierte Wachstum stärker oder schwächer ausfallen kann. 4 Aus diesen Gründen sollte man die Möglichkeiten der Wachstumssteuerung durch kommunale oder regionale Akteure nicht überschätzen. Den Zusammenhang zwischen Bevölkerungs- und Arbeitsplatzentwicklung illustriert Abbildung 5. Zukunft Die demografische Entwicklung wird auch in der Region München zu einem insgesamt steigenden Durchschnittsalter führen, wobei sich der Anteil der jüngeren Bevölkerungsgruppen mehr in Richtung München hin verschieben wird. Im Jahr 2011 reichte die Spannbreite des Durchschnittsalters in der Region von 40,6 Jahren im Landkreis Freising bis 44,5 Jahre in Starnberg (Bayern: 43,2 Jahre, Landeshauptstadt München: 41,6 Jahre). 2031 sollen es 42,6 Jahre in der Stadt München bis zu 47,6 Jahren in Starnberg sein (Bayern: 46,7 Jahre). Abb. 5 Wanderung in der Region München Ursachen (Koch 2013, S. 20) Allerdings ist, mit Blick auf Prognosen und die realen Entwicklungen in der Vergangenheit, eine aktuelle Überzeichnung der Dynamik nicht auszuschließen, da Prognosen dazu tendieren, aktuelle Trends so fortzuschreiben. Gleiches gilt für kleinräumliche Entwicklungsmuster. Dank der prognostizierten anhaltenden Zuwanderung von Personen, die mehrheitlich aus Gründen der Bildung oder Beschäftigung in die Region zuziehen, ist die Reduktion der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter innerhalb des Prognosehorizonts in der Region München, im Vergleich zu Bayern oder Deutschland, sehr gering. Die klassischen Probleme des demografischen Wandels, wie ein Rückgang der Erwerbstätigen und Einwohner, gepaart mit einer starken Überalterung und Problemen bei der Aufrechterhaltung der öffentlichen Daseinsfürsorge werden die Region weniger treffen als das übrige Bayern. Des Weiteren wird mit einem anhaltenden Anstieg der Bevölkerung mit Migrationshintergrund gerechnet, so dass sich der Trend der demografischen Entwicklung mit den Attributen mehr, (etwas) älter und vielfältiger zusammenfassen lässt. 4 Einen Vergleich der prognostizierten mit der tatsächlich eingetretenen Bevölkerungsentwicklung in den vergangenen 40 Jahren findet man bei Koch 2013, S. 29. PV // 9

LANGFRISTIGE ENTWICKLUNG DER REGION MÜNCHEN 2.3 Wohnen Neuer Wohnraum für wachsende Bevölkerung und überproportional steigende Haushaltszahlen nötig Weiter anzunehmende Wohnungsknappheit mit hohen Kauf- und Mietpreisen in den zentralen Bereichen der Region Haushalts-/Wohnungsquotient (Wachstumsrate Haushalte / Wachstumsrate Wohnungsbestand) von kleiner 1 angestrebt, um Preissenkungspotenziale zu schaffen Mögliche Angebotsausweitung: Neue Wohnflächen, Nachverdichtung, höhere Baudichte (z. B. höhere Gebäude) Von 1990 bis 2012 hat die Region 411.906 Einwohner neu hinzugewonnen, und es gibt 232.700 Haushalte mehr. Die Zahl der Haushalte hat mit 19,8 Prozent stärker zugelegt als das Bevölkerungswachstum mit 17,8 Prozent, was mit dem gesellschaftlichen Trend ansteigender Kleinhaushalte aufgrund eines höheren Anteils älterer Personen, kleinerer Familiengrößen und mit der fortschreitenden Individualisierung zusammenhängt. Der regionale Wohnungsbestand ist im selben Zeitraum um etwa 30,5 Prozent angewachsen. Seit etwa 2000 steigt die Zahl der Haushalte prozentu- al schneller an als der Wohnungsbestand, so dass das regionale Wohnungsangebot knapper wird. Insbesondere in den vergangenen Jahren betrug der Quotient aus zusätzlichen Haushalten und neu hinzugekommenen Wohnungen regelmäßig mehr als 1,2 und erreichte 2010 mit über 1,6 sein bisheriges Maximum, wie folgende Abbildung zeigt. Abb. 6 Region München: Entwicklung Wohnungsquotient (Wachstumsrate Haushalte / Wachstumsrate Wohnungsbestand) 1,7 Wohnungsquotient 1,6 1,5 1,4 1,3 1,2 1,1 1,0 0,9 0,8 0,7 0,6 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 10 // PV

WOHNEN Diese relative Wohnungsknappheit sorgt nicht nur dafür, dass in den letzten Jahren in der Region die Wohnfläche je Einwohner stagniert und in München sogar leicht rückläufig ist, sondern auch für ansteigende Immobilienpreise bzw. Mieten. So stieg in der Landeshauptstadt im Zeitraum von 2009 bis 2012 der Durchschnittspreis für ein freistehendes Haus um 26,7 Prozent, und in den Städten Starnberg, Erding und Freising jeweils um fast 20 Prozent an (IVD 2012, S. 8). Quadratmeterpreise von weit über 5.000 sind in der Region keine Seltenheit (empirica 2012, S. 15). Auch die Mieten steigen in jüngster Zeit in vielen Gemeinden schneller als die Inflationsrate bzw. die Gehälter. So wurde in München von 2009 bis 2013 ein durchschnittlicher Mietpreisanstieg für wiedervermietete Wohnungen in Höhe von 20,6 Prozent bzw. von 11,98 auf 14,45 je m² Wohnfläche registriert (Landeshauptstadt München 2013b, S. 6). Die Erstbezugsmieten sind in München seit 2005 außer im Jahr 2010 kontinuierlich gestiegen und erreichten 2013 das bisherige Höchstniveau von rund 16 /m² (Abbildung 7). Mietpreise von in der Regel mehr als 11 je m² sind v.a. in den Gebieten mit Wachstumsdruck, also in München und dem unmittelbaren Umland, insbesondere in den Landkreisen München und Starnberg, aber auch den östlichen bzw. südlichen Teilen der Landkreise Fürstenfeldbruck und Dachau zu finden. Preiserhöhend sind Lagen an S-Bahnhaltepunkten. In ländlichen Bereichen ohne Schienenanbindung ist das Preisniveau deutlich geringer und liegt 2012 bei unter 7 je m², ähnlich ausgeprägt ist das Gefälle bei Häuserpreisen (empirica 2012, S. 13 und 15). Obwohl die Entwicklung der Immobilienpreise im Zeitverlauf sehr schwankt und auf vielen Faktoren beruht, so scheint es in vielen Jahren eine gewisse Korrelation zum Konjunkturverlauf (BIP) zu geben. In den letzten Jahren treffen aber sinkende BIP-Wachstumsraten auf wachsende Mietpreissteigerungen, bei einem recht konstanten Wachstum der Haushaltsanzahl, aufeinander, so dass wohl das derzeit geringe Zinsniveau, gepaart mit einer hohen Beliebtheit von Immobilien als Kapitalanlagen in attraktiven Lagen, für einen zusätzlichen Preisschub sorgt. Abb. 7 Erstbezugsmieten in der Landeshauptstadt München 1995 bis 2013 17,0 Nettokaltmiete in /m² 16,0 15,0 14,0 13,0 12,0 11,0 10,0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 (Landeshauptstadt München 2013b) PV // 11

LANGFRISTIGE ENTWICKLUNG DER REGION MÜNCHEN Problematisch sind die ansteigenden Immobilienpreise und Mieten vor allem aus sozialer Sicht. In der Landeshauptstadt München musste 2013 ein Durchschnittshaushalt für ein Haus mit mittlerem Wohnwert mehr als 13,61 Jahresgehälter ausgeben (645.000 ), in anderen deutschen Großstädten wird nicht einmal annähernd eine ähnlich hohe Budgetbelastung erreicht. 5 Die Mietbelastungsquote eines durchschnittlichen Haushalts betrug in der Region München 2010 23,4 Prozent, im bayerischen Mittel lediglich 16 Prozent (Landeshauptstadt München 2012a, S. 83 und BayernLabo 2011, S. 69). Prekär ist die Wohnungsmarktsituation für sozial schwache Haushalte. Familien mit einem niedrigen Haushaltseinkommen müssen 49,7 Prozent ihres Budgets für die Miete ausgeben (Bertelsmann Stiftung 2013b, S. 38). Der typische Niedriglohn beträgt in der Das Muster der Wohnraumsuche bzw. -verlagerung ist dergestalt, dass Zuzügler von außerhalb der Region, dies sind per Saldo schwerpunktmäßig Bildungsmigranten (Auszubildende, Studierende) und junge Erwerbstätige, zunächst tendenziell eher in die Landeshauptstadt ziehen. Mit dem Rest der Region München hat diese einen negativen Wanderungssaldo (es ziehen also mehr Personen aus München in das Umland als vom Umland nach München) (Kürbis 2012, S. 22 ff.). Region München aufgrund des insgesamt höheren Lohnniveaus Abb. 8 Wanderungsströme nach Herkunfts- und Zielgebieten 2002 bis 2012 16 Prozent mehr als im Bundesschnitt, muss aber ausreichen, um durchschnittlich 90 Prozent höhere Mietpreise zu zahlen (BMVBS 2012a, S. 20). Familien mit mittlerem Einkommen finden in München kaum finanzierbare Angebote an Wohnungen zum Kauf oder zur Miete, Familien mit niedrigen Einkommen quasi keine 6 (Bertelsmann Stiftung 2013b, S. 28 f.). Da das Mietpreisgefälle erst in größerem Abstand zur Landeshauptstadt stärker sinkt, sind räumliche Verdrängungseffekte von Familien insbesondere mit niedrigem Einkommen zu erwarten. Die räumliche Verteilung dieser Indikatoren in der Region folgt dem Muster des oben dargestellten Kauf- und Mietpreisniveaus. In den Landkreisen Freising, Erding und Landsberg am Lech ist die Haushaltsbelastung zur Finanzierung der eigenen Wohnung entspannter 7 (BayernLabo 2011, S. 70). 5 Düsseldorf 8,76; Berlin: 7,74; Stuttgart 10,69; Bremen: 3,70 Jahresgehälter für ein Haus ( IVD 2013) 6 So waren in München nur 11 Prozent aller Wohnungsangebote im Jahr 2011 für Familien mit mittlerem Einkommen finanzierbar, für solche mit niedrigem Einkommen nur 1 Prozent (Durchschnitt der 100 größten deutschen Städte: 35 Prozent und 12 Prozent). 7 Dort musste ein Durchschnittshaushalt bspw. lediglich das fünf- bis siebenfache eines Jahreseinkommens zum Erwerb eines normalen Eigenheims verausgaben. 12 // PV

WOHNEN Isoliert betrachtet stellt dieser Prozess immer noch eine Art der Wohnort-Suburbanisierung dar. Der Großteil dieses Wanderungsverlusts der Stadt München zugunsten des Umlands wird von Familien getragen, deren Umzugsmotive, neben dem Wunsch nach mehr Naturnähe, hauptsächlich im Bestreben der Vergrößerung der Wohnfläche, der Reduzierung der Wohnkosten sowie dem Erwerb von Wohneigentum liegen (Landeshauptstadt München 2012b, S. 57ff. und Technische Universität München 2013, S. 82). Sinkenden Wohnkosten stehen für viele dann aber höhere Mobilitätskosten und längere Wege zum Arbeitsplatz gegenüber, so dass die Gesamtbelastung des Haushaltsbudgets hinsichtlich kombinierter Wohn- und Mobilitätskosten nach einem Umzug von der Stadt München in das Umland sogar eine Nivellierung erfahren kann (Arbeitsgemeinschaft Nachhaltige Siedlungsentwicklung 2008, S. 23). Zukunft In der Region München ist weiterhin mit einem Bevölkerungswachstum zu rechnen. Auch die Zahl der Haushalte dürfte nach wie vor etwas schneller wachsen als die der Einwohner, allerdings mit geringerer Dynamik als in der Vergangenheit. Prognosen errechnen einen regionalen Bedarf an zusätzlichen Wohneinheiten bis 2029 (auf Basis des Jahres 2008) von gut 230.000, wobei sich diese in etwa jeweils zur Hälfte auf die Landeshauptstadt und den Rest der Region verteilen soll. Dies bedeutet für die Region, dass zusätzlich etwa 12.000 Wohnungen jährlich fertiggestellt werden müssen. In Bezug auf 1.000 Einwohner müssen in der Landeshauptstadt sowie den Landkreisen der Region bis dahin etwa vier Wohnungen pro Jahr neu hinzukommen, mit einem Minimum in Fürstenfeldbruck (3,15) und einem Maximum im Landkreis Landsberg am Lech (4,45; Landeshauptstadt München: 3,96) (Bayern- Labo 2011, S. 178 ff. und eigene Berechnungen). Die folgende Karte zeigt die regionale Aufteilung des Wohnungsbedarfs bis 2029. Abb. 9 Rechnerischer Neubedarf an Wohnungen 2010 bis 2029 (je 1.000 Einwohner pro Jahr und für den Gesamtzeitraum absolut) LL 4,45 11.267 abs. (BayernLabo 2011) FFB 3,15 13.763 abs. DAH 3,77 11.386 abs. STA 3,27 9.217 abs. LHM 3,96 116.007 abs. M 4,05 28.977 abs. FS 4,16 15.254 abs. Flächenpotenziale zur Realisierung dieses zusätzlichen Wohnungsbaus scheinen vorhanden. So befand sich 2008 in den Flächennutzungsplänen der Gemeinden der Region allein in einem Radius von maximal zwei km um S-Bahnhaltestellen sowie der Landeshauptstadt München ein vorhandenes Potenzial realisierbarer Wohnflächen ( Bauerwartungsland ) für etwa 212.000 zusätzliche Einwohner (Arbeitsgemeinschaft Nachhaltige Siedlungsentwicklung 2008, S. 10). ED 4,58 13.002 abs. EBE 3,98 11.275 abs. PV // 13

LANGFRISTIGE ENTWICKLUNG DER REGION MÜNCHEN Abb. 10 Kaufpreisentwicklung 2012 bis 2017 (IHK 2014, S. 52) Abb. 11 Mietpreisentwicklung 2012 bis 2017 (IHK 2014, S. 52) 14 // PV

Ob angesichts des derzeitigen Mietpreisniveaus und möglicher weiterer Steigerungsraten über das allgemeine Preis- und Gehaltsniveau hinaus eine Betrachtung der Problematik auf Basis prognostizierter Bevölkerungs- und Haushaltszahlen ausreicht, ist fraglich. Eine mit solchen Annahmen arbeitende Beurteilung zielt rein quantitativ auf die gesamtregionale Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum. Damit ist jedoch noch keine Entspannung auf dem Wohnungsbaumarkt verbunden. Teilräumliche Differenzierung und die unterschiedliche Wohnungssituation von ärmeren und reicheren Schichten werden mit einer solchen generellen Betrachtungsweise nicht adäquat erfasst. Hinzukommen schwer einschätzbare Entwicklungen, wie latente Nachfrage : Personenkreis, der eigentlich eine größere Wohnung oder eine attraktive Wohnanlage anstrebt, wenn das Preisniveau geringer wäre. Nesthocker : bleiben jüngere Leute aufgrund der hohen Mietpreise unfreiwillig in der elterlichen Wohnung? sind die zunehmend zu beobachtenden Tendenzen auch von jüngeren Berufstätigen, in Wohngemeinschaften zu leben, Ausdruck von neuen (alten) Lebensführungsstilen, oder eine reine Reaktion auf die Preisentwicklung am Wohnungsmarkt? 2.4 Wirtschaft und Arbeit Hohe Wertschöpfung, relativ hohe Kaufkraft, geringe Arbeitslosigkeit, aber auch hohe Lebenshaltungskosten Innovativer Standort mit ausgewogenem Branchenmix, Schwerpunkt im Dienstleistungssektor, vor allem im Zentrum (Stadt und Landkreis München) Hohes Arbeitsplatzangebot und gut ausgebildete Beschäftigte Überschüssige Nachfrage (auch Fachkräftemangel ) vor allem über Zuwanderung gedeckt Arbeitsplatzwachstum vor allem im unmittelbaren Umland Münchens Gute räumliche Abstimmung der Planung in Bezug auf Wohnorte, Arbeitsorte und Verkehrsbeziehungen wichtig Anhaltende Zunahme des Dienstleistungssektors könnte bislang übliche geografische Trennung zwischen Wohnen und Arbeiten zunehmend reduzieren Region attraktiv für (potenzielle) Erwerbstätige und somit auch Zuwanderer gestalten: gute Kinderbetreuungsangebote, ausreichender/preisgünstiger Wohnraum PV // 15

LANGFRISTIGE ENTWICKLUNG DER REGION MÜNCHEN 2.4.1 Einkommen, Standortfaktoren und Öffentliche Finanzen Die wirtschaftliche Situation der Region München ist sehr gut. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrug 2011 ca. 133 Mrd.. Das BIP je Einwohner hat sich in den letzten beiden Dekaden um mehr als 50 Prozent auf 49.509 (2011) (Bayern: 36.317 ) erhöht, die Arbeitslosigkeit war 2012 mit 4,3 Prozent 8 auf dem niedrigstem Stand seit Langem. Allerdings ist die wirtschaftliche Tätigkeit bzw. der Wohlstand sowohl qualitativ als auch quantitativ nicht gleichmäßig über die Region und ihre Menschen verteilt. Auch diesbezüglich gibt es ein Gefälle vom Zentrum nach außen, wobei der Landkreis München strukturell in Bezug auf das BIP, gemessen sowohl je Einwohner als auch je Erwerbstätigem, höhere Werte als die Landeshauptstadt selbst aufweist. 9 Die relativ geringste Wertschöpfung findet in den Landkreisen Landsberg am Lech, Fürstenfeldbruck und Erding statt. Das Wohlstandsniveau der Region ist insgesamt sehr hoch. Die Kaufkraft des Regionsdurchschnitts liegt mit 26.834 erheblich über dem Bayerns (22.212 ) oder Deutschlands (20.554 ). Die Kaufkraft der Bewohner folgt einem ähnlichen Muster wie die Immobilienpreise: Die Maxima werden im Landkreis Starnberg sowie der Stadt und dem Landkreis München erreicht. So hat der durchschnittliche Einwohner des Landkreises Starnberg jährlich zwar, mit mehr als 30.000, fast ein Drittel mehr finanzielle Mittel für den Konsum zur Verfügung als jemand aus dem Landkreis Landsberg am Lech, der nur knapp über 23.000 ausgeben kann (Landeshauptstadt München: 27.636 ) (MB Research 2012). Die Lebenshaltungskosten, insbesondere Mieten, relativieren allerdings diese Disparitäten. Analog zum starken Anstieg der Kosten für Wohnraum war in der Region München 2012 der durchschnittliche Wohngeldanspruch mit 126 (Landkreis München) bis 154 (Landkreis Freising) ungleich höher als im Freistaat Bayern (112 ). Trotz der guten konjunkturellen Entwicklung ist die Zahl der Wohngeldanspruchsberechtigten vom Niveau des Krisenjahres 2009 bis 2012 im Freistaat Bayern (-25,2 Prozent) wesentlich stärker zurückgegangen als in der Region München mit -14,2 Prozent. Die Standortqualitäten der Region München sind sehr gut und wettbewerbsfähig. Die Innovationskraft ist dank eines hohen Anteils der Hochtechnologie im produzierenden Sektor, der Vielzahl und Vielfalt an Hochschulen und Forschungsinstitutionen und der innerregionalen Verflechtungen dieser untereinander ( Cluster ), stark. So war 2010 die Studierendenquote an der Gesamtbevölkerung mit 3,8 Prozent (Deutschland: 2,7 Prozent), und der Aufwand für Forschung und Entwicklung, gemessen am regionalen Bruttoinlandsprodukt, mit 0,7 Prozent (Deutschland: 0,5 Prozent) vergleichsweise hoch. Gleiches gilt für den Beschäftigtenanteil in den Bereichen Forschung und Entwicklung. Dieser betrug im gleichen Jahr 3,2 Prozent (Deutschland: 1,2 Prozent). Zwischen 2005 und 2009 gab es in der Region mehr als 20.000 Patentanmeldungen, das entspricht knapp acht je 1.000 Einwohner 10 (Arnold, Mattes & Sandner 2014, S. 81 ff.). 8 Niedrigster Wert im Landkreis Erding: 2,3 Prozent, höchster in der Landeshauptstadt München: 5,6 Prozent. Bayern: 4,2 Prozent, Deutschland: 6,8 Prozent 9 Die Spanne reicht von 19.835 im Landkreis Fürstenfeldbruck bis 80.698 im Landkreis München; Landeshauptstadt München: 58.464. 10 Region Stuttgart: 8,3; Region Dresden: 1,6 16 // PV

WIRTSCHAFT UND ARBEIT Von den Unternehmen wird die Standortqualität der Region ebenfalls als gut befunden. Eine Studie der IHK für die regionale Beratungswirtschaft ergab gute Einschätzungen der Standortfaktoren Kultur-/Freizeitangebot, Image, Verkehrsanbindung, Kundennähe und Flächen-/ Raumangebot. Relativ schlecht wurden die kostenbezogenen Faktoren Löhne, Mieten und kommunale Abgaben bewertet. Kurz zusammengefasst: Die Leistungen des Raums sind gut, die Raumkosten allerdings problematisch (Landeshauptstadt München/IHK für München und Oberbayern 2013, S. 10 f). Die wirtschaftliche Stärke spiegelt sich auch in den Gemeindesteuereinnahmen. So nahmen die Kommunen im Regionsdurchschnitt 2012 mit 1.648 je Einwohner bedeutend mehr ein, als im Freistaat üblich (1.115 pro Kopf). Allerdings sind die Differenzen zwischen den Gebietskörperschaften sehr hoch, sowohl was die absolute Höhe als auch die Struktur der Einnahmen betrifft. Die höchsten Steuereinnahmen je Einwohner wurden mit 2.207 im Landkreis München gemessen, die niedrigsten in Landsberg am Lech (927 ). 11 Der Regionsdurchschnitt wird insgesamt durch wenige Ausreißer (z.b. Grünwald mit 15.219 pro Kopf) erhöht, in der Regel werden um 1.000 pro Kopf eingenommen. Gleiches gilt für die Einnahmenstruktur. Regionsweit verteilten sich die kommunalen Steuereinnahmen 2012 zu 51,5 Prozent auf die Gewerbesteuer (netto) und zu 35,3 Prozent auf die Lohn- und Einkommenssteuer. Allerdings ist die Gewerbesteuer nur in der Stadt und in den Gemeinden im Landkreis München mit 53,2 Prozent vs. 30,4 Prozent und 66,5 Prozent vs. 28,0 Prozent höher als die Einkommensteuer. In den Gemeinden der anderen Landkreise steht die Gewerbesteuer für etwa 30 bis 45 Prozent der Einnahmen, auf die Einkommensteuer entfielen 45 Prozent bis fast 60 Prozent. 12 2.4.2 Arbeitsmarkt Die Zahl der Erwerbstätigen in der Region München steigt stetig an. Nicht einmal in den Jahren der Finanzkrise 2008 und 2009 war sie rückläufig. 2012 gab es in den Gemeinden der Region mehr als 1,6 Mio. Erwerbstätige, davon waren gut 1,2 Mio. Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Bis 2025 (Basisjahr 2008) wird ein weiteres Wachstum auf mehr als 1,7 Mio. Erwerbstätige erwartet (empirica 2011). Dabei sollen die Landkreise Ebersberg und Landsberg am Lech mit mehr als 15 Prozent das stärkste relative Wachstum erfahren, der Landkreis Fürstenfeldbruck mit nur 0,9 Prozent das geringste. Die Karte auf Seite 18 zeigt die Erwerbstätigenprognose für alle Landkreise. 13 Genügend Flächen für das angenommene Wachstum von insgesamt 112.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen bis 2025 wären wohl verfügbar. Schon im Umkreis von maximal zwei km um die S-Bahnhaltestellen der Region waren 2008 in den Flächennutzungsplänen gesicherte Gewerbeflächen ( Bauerwartungsland ) für ca. 103.000 Beschäftigte vorhanden (Arbeitsgemeinschaft Nachhaltige Siedlungsentwicklung 2008, S. 10). 11 Landeshauptstadt München: 1.952 12 Beachtenswert ist die Deckelung der kommunalen Einkommensteuer-Einnahmen. So werden zur Berechnung des kommunalen Anteils an dieser nur veranlagte Einkommen in Höhe von 35.000 bei einzelner bzw. 70.000 bei gemeinsamer Veranlagung herangezogen (BMJV 2012, 3 Abs. 1). 13 Region 14 +6,9 Prozent, Landeshauptstadt München +4,1 Prozent, Landkreis München +10,7 Prozent PV // 17

LANGFRISTIGE ENTWICKLUNG DER REGION MÜNCHEN Abb. 12 Erwerbstätigenprognose BBSR bis 2030, Basis 2009 / empirica bis 2025, Basis 2008 (Veränderung in %) LL 13,65 % 15,70 % FFB 14,37 % 0,90 % STA 17,46 % 9,50 % DAH 14,65 % 8,00 % (Zeile 1: BBSR 2013, Zeile 2:empirica 2011) LHM 4,37 % 4,10 % Der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort im primären (z.b. Land- und Forstwirtschaft, Fischfang) und sekundären (produzierendes Gewerbe) Sektor ist seit den 1970er Jahren stark rückläufig, der Dienstleistungssektor hat an Bedeutung gewonnen insbesondere unternehmensnahe, wissensintensive Dienstleistungen. Dieser wirtschaftliche Strukturwandel soll sich auch künftig weiter fortsetzen. Bis 2025 sollen vor allem diese und öffentliche Dienstleistungen sowie Bildung und Forschung überproportional wachsen. Der primäre Sektor sowie die Bauindustrie sollen stärker, das produzierende Gewerbe abgeschwächt Erwerbstätige abbauen, mit Ausnahme des Automotive-Bereichs, der in etwa stabil bleiben soll. (empirica 2011) M 22,05 % 10,70 % FS 12,20 % 14,50 % Die räumliche Lage der Arbeitsplätze hat sich binnen der vergangenen beiden Jahrzehnte stark verändert. So ist ED 15,21 % 14,00 % EBE 18,45 % 15,50 % von 1990 bis 2012 14 die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in München insgesamt nur um ca. sieben Prozent angestiegen, in den Landkreisen dagegen um ca. 55 Prozent. Der regionale Arbeitsmarkt dekonzentriert sich: 1970 betrug der Anteil der in der Landeshauptstadt sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 73,4 Prozent, 2012 60,3 Prozent und bis 2025 soll er auf 57,5 Prozent 15 weiter absinken. Die wichtigsten Standorte für Arbeitsplätze sind jedoch nicht gleichmäßig über die Region verteilt, sondern konzentrieren sich weiterhin auf die Stadt, den Landkreis München sowie die Flughafenachse zwischen München und Freising. Kommunen in diesem Bereich haben in der Regel mindestens 500 Beschäftigte je 1.000 Einwohner 16, in manchen Orten, wie Garching, Unterföhring oder Oberding gibt es sogar mehr Arbeitsplätze als Einwohner. Viele Mittelzentren, wie Germering, Grafing oder Dorfen weisen dagegen eine geringe Zentralität als Arbeitsort mit weniger als 250 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten je 1.000 Einwohner auf. In München, seinem unmittelbaren Umland und generell entlang der Bahnachsen sind die (oftmals sehr hochwertigen) Sonstigen Dienstleistungen oft die dominierende Branche, wohingegen im Flughafenumland die Branchen Handel, Gastgewerbe und Verkehr dominieren. Gemeinden mit bedeutendem produzierenden Gewerbe liegen oft in Randlagen oder entlang der Autobahn. Allerdings zeigt die Lage der BMW-Produktion mit tausenden Arbeitsplätzen in der Stadt München, dass eindeutige Verteilungsmuster fehlen. 14 Zahlen jeweils zum Stichtag 30.06. 15 Wert für Erwerbstätige 16 Durchschnitt Region 14: 446, Bayern: 386 (jeweils 2012) 18 // PV

WIRTSCHAFT UND ARBEIT Die formale Qualifikationsstruktur der Beschäftigten in der Region ist ziemlich hoch. 18,9 Prozent aller Arbeitnehmer in der Region waren laut Bundesagentur für Arbeit 2011 Akademiker (Bayern: 10,8 Prozent), 46,7 Prozent (Bayern: 58,4 Prozent) verfügten über eine berufliche Ausbildung und 12,3 Prozent (Bayern: 15 Prozent) hatten keinen beruflichen Bildungsabschluss. Die räumliche Streuung der Qualifikationsstruktur ist allerdings hoch. Auch hier zeigt sich das typische Muster mit den höchsten Akademikerquoten von 25,3 Prozent und 24,8 Prozent in Stadt und Landkreis München bis hin zu 6,6 Prozent im Landkreis Erding (Stand 2013). Zukunft Bis 2025 wird von empirica prognostiziert, dass sich der Anteil Hochqualifizierter in der Landeshauptstadt auf etwa 30 Prozent, im Umland auf ca. 20 Prozent erhöht. Die Anteile der Personen mit und ohne Berufsausbildung sollen leicht absinken. Rein quantitativ ergibt ein Abgleich der Prognose der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (18 bis 64 Jahre) bis 2030 ein ausreichend großes Potenzial, die bis dahin erwartete Zahl der Erwerbstätigen zu decken. Nach der erforderlichen Qualifikationsstruktur differenziert, wird ein nur leichtes Überangebot an akademisch Ausgebildeten, jedoch deutlich zu wenig Arbeitskräfte mit Fachausbildung angenommen, wie Abbildung 13 zeigt. 17 Es werden auch weiterhin Engpässe in einzelnen Fertigungsberufen, im Gesundheits- und Erziehungsbereich sowie bei naturwissenschaftlich-technischen Qualifikationen erwartet (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin 2013, S. 9 f.). Allerdings hängt die Frage der Knappheit stark mit der Entwicklung und Struktur der Zuwanderung in die Region sowie mit dem individuellen Erwerbsverhalten zusammen. Dazu gehören auch Faktoren wie die Länge der Lebensarbeitszeit oder die Erwerbsbeteiligung von Frauen. Abb. 13 Qualitative Veränderung von Angebot und Nachfrage 35 ohne Berufsausbildung mit Berufsausbildung Fach- und Hochschulabschluss 30 33 % 25 20 27 % 24 % 15 10 5 0 1 % -3 % 4 % -5-7 % -9 % -9 % -10 Status Quo Erwerbsbeteiligung höhere Erwerbsbeteiligung Arbeitsangebot in der Region von in der Region Wohnenden Arbeitsnachfrage (empirica, 2011, S. 33) 17 So gibt es bereits heute, im Vergleich der Jahre 2012/13 mit 2009/10 in der Region steigende Studierenden- und sinkende Auszubildendenzahlen: +16 Prozent und -3,6 Prozent. PV // 19

LANGFRISTIGE ENTWICKLUNG DER REGION MÜNCHEN 2.5 Mobilität Gut ausgebautes, temporär überlastetes, überörtliches Straßensystem, das gute Erreichbarkeitsverhältnisse in allen Teilen der Region schafft Autobahnring als tangentiale Verkehrsverbindung Straßenbauplanungen betreffen v.a. Kapazitätserweiterungen und Lückenschließungen ÖPNV-Ausbauplanungen betreffen sowohl Kapazitätserweiterungen als auch Netzergänzungen, v.a. im Flughafenbereich und innerhalb Münchens (2. Stammstrecke) Erreichbarkeitsbeziehungen des ÖPNV/SPNV in München bzw. in Orten mit Schienenanschluss (v.a. S-Bahn) auf das Zentrum ausgerichtet gut, außerhalb davon bzw. für Tangentialverbindungen eher schlecht Flughafen ist Hauptfaktor des starken Wirtschafts- und Beschäftigungswachstums im Nordosten der Region Umfassende Kapazitätserweiterungen (Dritte Start- und Landebahn) umstritten Intensive Pendlerverflechtungen in der Region mit prognostiziertem weiterem Anstieg Bedeutung Münchens als Einpendlerort sinkt, die des Landkreises Münchens steigt Zukünftig bessere Verknüpfung der Verkehrsarten notwendig, ebenso Ausbau von Tangentialverbindungen im ÖPNV. 2.5.1 Verkehrsinfrastruktur Straßeninfrastruktur Das Straßennetz besteht aus Verbindungen nach Norden (A 9, A 92), Westen (A 8, A 96), in südliche Richtung (A 8, A 95) und nach Osten (A 94), die durch den tangentialen Münchner Autobahnring (A 99), der im Süden Münchens (zwischen A 95 und A 8) nicht geschlossen ist, verbunden sind (Oberste Baubehörde 2014). Gemäß aktuellem Investitionsrahmenplan 2011 bis 2015 für die Verkehrsinfrastruktur des Bundes (IRP) (BMVBS 2012b) sowie den Anmeldungen des Freistaats Bayern für den derzeit in Aufstellung befindlichen Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2015 (BMVI 2014) sind die wichtigsten Ausbaumaßnahmen der überörtlichen Verkehrsinfrastruktur die Erweiterung der Autobahnen A 8, A 9 und A 96 sowie die Lückenschließungen entlang der nur abschnittsweise existierenden A 94. Hinsichtlich Bundesstraßen ist die Erweiterung der tangentialen Verbindung zwischen Fürstenfeldbruck und Dachau sowie Straßenabschnitten zwischen dem Münchner Norden und dem Flughafen geplant bzw. bereits in Bau. Die Schließung der südlichen Lücke des Münchner Autobahnrings ist nicht Teil der aktuellen Planung. Ergänzt wird das Autobahnnetz durch die großräumigen Nord-Süd-Verbindungen B 17 im Westen, B 15 im Osten der Region. Die B 471 bildet einen zweiten Straßenring um München herum. Die innerregionalen Verkehrsverbindungen sind gemäß der Datenlage unter Erreichbarkeitsaspekten effizient. So ist, mit Ausnahme kleinerer Teilräume in Randlagen der Landkreise Erding und Landsberg am Lech, von allen Orten der Region ein Autobahnanschluss in weniger als 20 Minuten zu erreichen. Aufgrund der radialen Netz- 20 // PV

MOBILITÄT struktur wächst die Fahrtzeit mit dem Auto ins Münchner Zentrum mit ansteigender Entfernung an, ist aber bis auf den südlichen Landkreis Landsberg am Lech nirgends höher als 45 Minuten. Die Fahrtzeit ins nächste Mittelzentrum beträgt nirgends mehr als 30 Minuten. Die wichtigen Punktinfrastrukturen Hauptbahnhof und Flughafen München zur Anbindung der Region an das nationale und internationale Verkehrsnetz sind von fast jedem Ort der Region, wieder mit Ausnahme des Süd-Landkreises Landsberg am Lech, in weniger als 60 Minuten Fahrtzeit erreichbar (EMM 2010). ICE-Halte liegen gerade aus den am Rand der Region gelegenen Räumen in den umgebenden Zentren, z.b. Augsburg, Landshut, Ingolstadt näher als der Hauptbahnhof München. Inwiefern diese in einem Berechnungsmodell eruierten Reisezeiten realistisch sind, ist sicherlich schwer einzuschätzen. So ist die Verkehrsbelastung der Autobahnen unterschiedlich hoch, mit durchschnittlich mehr als 150.000 Kraftfahrzeugen in 24 Stunden (2010) ist die A 9 am höchsten belastet, mehr als 100.000 Kraftfahrzeuge wurden auf der A 99 und der A 8 in Richtung Salzburg gemessen, die geringste Nutzungsdichte weisen die Autobahnen A 94 und A 95 auf (jeweils weniger als 60.000 Kraftfahrzeuge pro 24 Stunden) (Autobahndirektion Südbayern 2014). Im europäischen Vergleich liegt die Stauhäufigkeit in der Region München im Mittelfeld, hinter Stuttgart, Berlin und Köln, aber vor Frankfurt am Main und dem Ruhrgebiet. Die Staugefahr ist insgesamt auf den Bundesstraßen höher als den Autobahnen (TomTom 2013, S. 5 und 37). Bahninfrastruktur und ÖPNV Die Schieneninfrastruktur ist auf München ausgerichtet und läuft von dort sternförmig in die Region. Über die Fernverkehrsbahnhöfe München Hauptbahnhof, München-Ost und München-Pasing ist die Region an das nationale bzw. internationale Netz angeschlossen. Eine Anbindung an das innerregionale Schienennetz existiert nicht nur in München, sondern auch in vielen Mittelzentren, wie Freising, Starnberg, Dachau, Markt Schwaben oder Grafing. Das Münchner S-Bahnnetz verbindet alle Mittelzentren, viele Grundzentren und weitere Orte direkt mit der Landeshauptstadt und ist auch hinsichtlich der Nutzerzahlen stark auf Verbindungen dahin ausgerichtet. Die S-Bahn bildet innerhalb der Region das Rückgrat des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). In der Landeshauptstadt gibt es darüber hinaus ein dichtes U-Bahn-, Bus- und Tramnetz, in den Landkreisen das Busnetz (MVV 2014). Erweiterungen des Schienennetzes sind vor allem im Sinne von weiteren Elektrifizierungen sowie dem Streckenausbau geplant (BMVBS 2012b). Für die (inter)nationale Anbindung der Region von Bedeutung sind insbesondere die fortschreitende Elektrifizierung und Geschwindigkeitserhöhung der zum Transeuropäischen Netz gehörenden Strecke München-Mühldorf-Freilassing, Ulm-Augsburg (Magistrale 2014) und Streckenoptimierungen im Brennerzulauf auf der Strecke von München über Rosenheim zur österreichisch-italienischen Grenze bedeutsam. Verbesserungen in der Anbindung des Flughafens München an das Schienennetz derzeit ist er lediglich mit der S-Bahn zu erreichen sind geplant und sollen mittelfristig realisiert werden. Dazu gehört hauptsächlich der Erdinger Ringschluss inklusive Walpertskirchner Spange und Neufahrner Kurve, die eine direkte Anbindung Freisings, Landshuts, Mühldorfs und der nordöstlich davon liegenden Gebiete an den Flughafen ermöglichen soll sowie auch Perspektiven zum Bau einer S-Bahn-Verbindung von Erding dorthin bietet. Wichtigstes Projekt zur Erweiterung der S-Bahn ist die sogenannte 2. Stammstrecke, die bis dato zum Teil planfestgestellt ist und bis etwa 2022 gebaut werden soll (2. Stammstrecke 2014). Dabei handelt es sich um den zweigleisigen Neubau eines S-Bahntunnels, um Taktfrequenzen und Passagierkapazitäten zur Intensivierung der Verkehrsbeziehung zwischen Umland und München zu erhöhen und Probleme beim täglichen Betriebsablauf der als sehr belastet geltenden S-Bahnstammstrecke (1972 konzipiert für 250.000 Fahrgäste je Werktag, derzeit 800.000 Fahrgäste täglich), reduzieren zu können. Auch die Einbindung von Regionalzügen in den neuen Stammstreckentunnel wird geplant, ebenso wie Express-S-Bahnen. PV // 21

LANGFRISTIGE ENTWICKLUNG DER REGION MÜNCHEN Weitere Ergänzungen des Netzes stehen in Form der Elektrifizierung und somit Beschleunigung der Linie A von Dachau nach Altomünster kurz bevor oder sind geplant, wie die Verlängerung der Linie S 7 von Wolfratshausen nach Geretsried. Die Abbildung 14 verdeutlicht den aktuellen Stand der Planung. Als Perspektiven existieren Konzepte, wie beispielsweise die Einrichtung einer Stadt-Umland-Bahn als tangentialer Verbindungsring, ein S-Bahn-Nordring als Tangente im nördlichen Münchner Stadtgebiet oder der Bau einer schienengebundenen Schnellverbindung zwischen dem Münchner Hauptbahnhof und dem Flughafen ( Express-S-Bahn ) (MVV 2012, S. 153 ff.). 18 Insbesondere der Landkreis Fürstenfeldbruck fordert langfristig den viergleisigen Ausbau der S-Bahnlinie S 4 zwischen München-Pasing und Fürstenfeldbruck für eine zeitlich günstigere Anbindung. Die Attraktivität des regionalen ÖPNV-Systems gilt als hoch, die Fahrgastzahlen im Gebiet des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) steigen seit Jahren schneller an als der Zuwachs an Einwohnern bzw. Arbeitsplätzen. Im Jahr 2012 wurden mehr als 662 Mio. Personen befördert, was beinahe einer Verdoppelung seit der Verbandsgründung 1973 entspricht (MVV 2012a). In einem Radius von höchstens 1.000 m bis zur nächsten Schienenanbindung bzw. maximal 400 m zu Bus- und Straßenbahnhaltestellen befinden sich in jedem Landkreis 78 bis 97 Prozent aller Adressen (MVV 2012, S. 41). 19 Die Anbindungsqualität der Region über den Münchner Hauptbahnhof an das (inter)nationale Schienennetz ist relativ gut. So belegt München im Ranking des PCA-Erreichbarkeitsindexes unter den 80 größten deutschen Städten den 15. Platz, allerdings schneiden die Metropolzentren Frankfurt am Main, Hamburg, Berlin und Stuttgart in diesem Vergleich besser ab (Evangelinos, Hesse & Püschel 2011, S. 20 ff). Innerhalb der Region ist die Bedienqualität des ÖPNV der einzelnen Orte sehr unterschiedlich. Sie korreliert positiv mit dem Vorhandensein eines S-Bahnhofes und sinkt vom Zentrum nach außen zum Teil sehr stark ab. So ist die Münchner Innenstadt als zentralster Ort der Region lediglich von München und dem engsten Umland aus innerhalb 30 Minuten zu erreichen. Allerdings gibt es Abb. 14 Neu- und Ausbauplanung der Bahnstrecken in der Region München (Bayerische Eisenbahngesellschaft 2013, S. 7) 18 Im Regionalen Nahverkehrsplan für das MVV-Verbundgebiet befinden sich darüber hinaus auch alle relevanten Daten, Fakten, Netzkarten usw. zum regionalen ÖPNV. 19 In den zum MVV gehörenden Landkreisen der Region reicht die Spannweite von 97,45 Prozent in München bis zu 78,3 Prozent im Landkreis Erding. 22 // PV

MOBILITÄT auch Orte, die entweder unmittelbar an München angrenzen oder sich nur wenige Kilometer hinter der Stadtgrenze befinden, aus welchen München nicht unter 45 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist. Von den äußeren Räumen der Region, die weite Teile der Landkreise Dachau, Landsberg am Lech, Freising und Erding betreffen, werden mehr als 60 Minuten für dieselbe Verbindung benötigt. Ähnliches gilt, aufgrund der räumlichen Nähe, für die ÖPNV-Verkehrsbeziehungen zum Münchner Fernverkehrsbahnhof (Hauptbahnhof). Der Flughafen ist von München sowie den Gemeinden im nördlichen Landkreis München und dem Landkreis Freising in weniger als einer Stunde, vielfach sogar unter 30 Minuten erreichbar. Außerhalb dieser Gebiete werden mindestens 60 Minuten, in Randlagen gar mehr als zwei Stunden Reisezeit dorthin benötigt (EMM 2010). im MVV sind, das Reisezeitverhältnis ÖPNV und MIV vom betrachteten Ort zur Münchner Stadtmitte. Von den rot oder orange gefärbten Gemeinden ist die Münchner Stadtmitte mit dem Auto schneller zu erreichen als mit dem ÖPNV. Von den grün eingefärbten Gemeinden aus ist die Fahrt mit dem ÖPNV zeitlich günstiger als die Autofahrt. Die Orte mit einem schnelleren ÖPNV (grün) befinden sich in der Regel entlang einer S-Bahnachse bzw. an einem Bahnhaltepunkt mit schneller Verbindung zum Hauptbahnhof. Insgesamt ist das Verkehrsmittel Auto zeitlich umso vorteilhafter, je größer die Entfernung nach München bzw. zu einer Schienenachse ist. Unbekannt ist allerdings der Einfluss von Staus und Parksuchzeiten auf die Attraktivität des Automobils sowie den Bedienungszeiten bzw. Taktfrequenzen der öffentlichen Verkehrsmittel (MVV 2012, S. 34 ff). Vergleich Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) Motorisierter Individualverkehr (MIV) Der Vergleich der Erreichbarkeit zwischen der Nutzung eines Automobils sowie einem Verkehrsmittel des öffentlichen Verkehrs wurde vom Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) hinsichtlich des Reisezeitverhältnisses von einem Ort im Verbundraum zum Münchner Karlsplatz gemessen. Von den meisten Gemeindemittelpunkten ist die Münchner Innenstadt schneller mit dem Auto als mit dem ÖPNV zu erreichen, von einigen Gemeinden abseits der S-Bahn ermöglicht die Autofahrt sogar eine mehr als doppelt so schnelle Raumüberwindung. Abbildung 15 zeigt für die Landkreise der Region München, die Mitglied Die Erschließungsqualität sollte jedoch nicht nur an der Erreichbarkeit des regionalen Zentrums München gemessen werden. Gerade im Freizeit- und Einkaufsverkehr sind örtliche und dezentrale Verhaltensmuster zunehmend wichtig. Der Anteil beruflich veranlasster Wege beträgt nur noch ca. ¼ des Gesamtverkehrs. Abb. Reisezeitverhältnis 15 Reisezeitverhältnis in die Münchner Innenstadt in die Münchner Innenstadt (ÖPNV/MIV) (ÖV / MIV) keine Angaben 0,65 bis 0,86 0,87 bis 1,0 1,02 bis 1,49 1,5 bis 1,98 Paunzhausen Au in der Hallertau Rudelzhausen Haag an der AmperMoosburg a. d. Isar Hilgertshausen-Tandern Allershausen Langenbach > 2,0 Hohenkammer Langenpreising Petershausen Marzling Kirchberg Hohenpolding Altomünster Kranzberg Wartenberg Autobahn Weichs Freising Berglern Markt Indersdorf Eitting Steinkirchen Bahn-/S-Bahn-Linie mit Haltepunkten Vierkirchen Fahrenzhausen Fraunberg Inning a. Holz Erdweg Taufkirchen (Vils) Odelzhausen Röhrmoos Neufahrn b. Freising Oberding Haimhausen Schwabhausen Hallbergmoos Erding Bockhorn Pfaffenhofen a. d. Glonn Hebertshausen Eching Sulzemoos Unterschleißheim Moosinning Dorfen Egenhofen Mittelstetten Bergkirchen Dachau WalpertskirchenLengdorf OberschleißheimGarching b. München Oberschweinbach Ismaning Neuching Wörth Althegnenberg Maisach Hattenhofen Karlsfeld Finsing Sankt Wolfgang Olching Prittriching Mammendorf Ottenhofen Buch a. Buchrain Pastetten Adelshofen Pliening Egling an der Paar Gröbenzell Unterföhring Markt Schwaben Isen Emmering Kirchheim bei München Fürstenfeldbruck Poing Forstinning Forstern Scheuring Moorenweis Jesenwang Landsberied EichenauPuchheim Aschheim Anzing Obermeitingen München Alling Feldkirchen Hohenlinden Geltendorf Schöngeising Hurlach Weil KottgeiseringGrafrath Germering Gräfelfing Vaterstetten Gilching Haar Kaufering Türkenfeld Krailling Planegg Steinhöring Eresing Eching am Ammersee Penzing Greifenberg Wörthsee Neuried Zorneding Igling Ebersberg Weßling Neubiberg Putzbrunn Inning am Ammersee Grasbrunn Windach UnterhachingOttobrunn Kirchseeon Gauting Pullach i. Isartal Schwifting Schondorf a. Ammersee Landsberg a. Lech Grünwald Hohenbrunn Seefeld Taufkirchen Moosach Grafing bei MünchenFrauenneuharting FinningUtting a. 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