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Transkript:

NICHTSTUN IST AUCH KEINE ALTERNATIVE Nichtstun ist auch keine Alternative Kommentar zur langfristigen Performance von Aktien und Obligationen Rainer Gänsslen Januar 206 Vorwort Unsicherheit hat den Jahresstart an den internationalen Börsen dominiert Das laufende Jahr hat mit einer Reihe von paukenschlagartigen Nachrichten an den Finanzmärkten begonnen. In der Folgesind die Aktienmärkte weltweit ins Straucheln geraten sind. Zu den Auslösern dieser heftigen Marktkorrekturen zählen unter anderem die Sorgen über eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in China, der anhaltende Verfall der Energiepreise sowie die gestiegenen Fremdkapitalkosten für eine Reihe von Unternehmen. Ist der Moment gekommen, aus den Aktienmärkten auszusteigen, um weitere Verluste zu verhindern? Angesichts dieser heftigen Marktkorrekturen zu Beginn des Jahres, die im langfristigen Vergleich ihres Gleichen suchen, und angesichts der deutlich gestiegenen Volatilität stellt sich für viele Anleger die Frage, ob jetzt nicht der Moment gekommen ist, Aktienquoten deutlich zu reduzieren, um weitere Verluste zu verhindern. Eine Frage der persönlichen Perspektive Jeder Anleger hat seine individuellen Anlageziele und individuelle Vorstellungen davon, welche Risiken über verschiedene Zeiträume akzeptabel sind. Als Vermögensberater können wir keine allgemeingültigen Antworten geben. Aber wir können dank unserer Unabhängigkeit, komplexe Anlageentscheidungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten, ohne der Versuchung zu erliegen, Katastrophenschutz- Produkte empfehlen zu müssen. Bauchgefühl, Emotionen, oder doch lieber Fakten? Wir wollen daher im Folgenden versuchen, allzu emotionalen Befürchtungen einen unverfälschten Blick auf die bisherigen Ergebnisse einer langfristigen Anlagetätigkeit gegenüber zu stellen. Auch wir haben in der Vergangenheit vielleicht nicht alles richtig gemacht, aber die nüchterne Betrachtung der Fakten hat uns immer geholfen, grössere Fehler zu vermeiden. Einführung Seit einigen Jahren rückt in der Börsenliteratur vermehrt die langfristige Performance verschiedener Anlageklassen in den Vordergrund. Viele derartige Analysen greifen dabei auf eine Studie von Pictet zurück. Unser Haus hat bereits vor knapp 30 Jahren erstmals die langfristige Performance von Aktien und Obligationen in der Schweiz analysiert. Diese Studie gilt als Wegbereiter und Basis einer Reihe ähnlicher Studien zur langfristigen Performance von Aktien und Obligationen in verschiedenen Ländern. Pictet aktualisiert die Daten dieser Studie regelmässig, und die jüngsten Ergebnisse lassen eine Reihe interessanter Rückschlüsse zu. Einige dieser Schlussfolgerungen möchten wir im Folgenden erläutern. Sie finden weitergehende Informationen zu unserer Studie sowie das entsprechende Zahlenmaterial auf unserer Homepage. i

Rückblick 20-facher Ertrag von Aktien Die Zahlen sind schon eindrücklich: Ein Anleger mit einem breit diversifizierten Portfolio von Schweizer Aktien konnte über die letzten 90 Jahre inflationsbereinigt eine durchschnittliche Performance von knapp.7 Prozent pro Jahr erzielen. Mit Schweizer Obligationen wurde immerhin noch eine durchschnittliche Performance von circa 2.3 Prozent pro Jahr erzielt. Der Unterschied zwischen diesen beiden Zahlen erscheint vielleicht nicht sehr hoch. Der Unterschied wird aber deutlich, wenn man die Zahlen langfristig betrachtet. Dann erkennt man, dass sich Aktien inflationsbereinigt um den Faktor 8 stärker entwickelt haben, als Obligationen (vgl. Abbildung ). Abb. : Wertentwicklung nach Inflation ii 20'000 0'000 '000 '000 00 00 70 92 940 90 960 970 980 990 2000 Aktien (real) Obligationen (real) 4 7.6 783.9 20 Die Grafik zeigt aber auch die deutlichen Schwankungen und die zum Teil massiven Verluste, die über verschiedene Jahre hinweg aufgetreten sind. Licht und Schatten Die deutliche Outperformance der Aktien gegenüber den Obligationen kommt aber nicht umsonst ( there is no free lunch ). Es gab in der Vergangenheit verschiedene Zeiträume, in denen Aktien massive Verluste aufgewiesen hatten. In Abbildung 2 haben wir die kumulierten Verluste dargestellt, die in der Vergangenheit am Schweizer Aktienmarkt in verschiedenen Zeitabschnitten entstanden waren (rote Balken). Die grauen Balken zeigen den kumulierten Gesamtertrag, der im gleichen Zeitraum mit Obligationen erzielt wurde. Abb. 2: Historische Verluste 40% 20% 0% -20% -40% -60% -80% 2 2 2 2 3 Die Zahlen an den roten Balken zeigen dabei die Anzahl der Jahre, in denen Verluste an den Aktienmärkten entstanden waren. Mit dem Jahr 962 begann beispielsweise eine -jährige Periode, in der die Aktien insgesamt einen Verlust von knapp 0% aufgewiesen hatten, während sogar die Obligationen im gleichen Zeitraum einen Verlust von ca. 6% aufgewiesen hatten. 2 2 2 929 934 939 942 948 96 962 970 973 978 98 987 990 994 200 2007 20 Also besser KEINE Aktien kaufen? Wir glauben, dass man als langfristiger Anleger um Aktien, bzw. generell um Sachwertanlagen, gar nicht herumkommt. Und wir werden im Folgenden zeigen, wie vorteilhaftig die langfristige Anlage in Aktien sein kann. Dazu werden wir drei Dinge untersuchen, die im unmittelbaren Einfluss des Anlegers stehen: Langfristigkeit der Anlage Anlagestrategie (Aufteilung des Vermögens auf Aktien und Obligationen) Regelmässige Anpassungen der Struktur des Portfolios ( Rebalancing ) Der Blick nach vorne Die langfristige Perspektive Wer in Aktien investiert, sollte grundsätzlich einen längeren Anlagehorizont haben. In den deutlichen Schwankungen der Erträge von Aktien liegen zwar Chancen, aber auch Risiken. Angesichts der erheblichen Mehrperformance von Aktien gegenüber Obligationen erscheint es verlockend, die letzten 90 Jahre zu betrachten. Allerdings dürften die wenigsten Anleger einen derartig langen Anlagehorizont haben. Einige Familien, die über mehrere Generationen hinweg ihr Vermögen anlegen, und auch gewisse institutionelle Anleger haben allerdings einen Anlagehorizont, Januar 206 NICHTSTUN IST AUCH KEINE ALTERNATIVE SEITE 2 VON 6

der mehrere Jahrzehnte umfassen kann. Wir betrachten im Folgenden Anlagehorizonte von, 0 und Jahren. Und wir werden sehen, dass sich die Erkenntnisse leicht auf längere Anlagehorizonte übertragen lassen. Die Sache mit den Eiern Diversifikation, also die Streuung von Risiken, ist vielleicht der einzige free lunch, den es an den Finanzmärkten gibt: Bei einer geeigneten Aufteilung des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen kann man bei gleichem Risiko einen höheren Ertrag erwarten. Aus diesem Grunde betrachten wir einen Anleger, der nicht alle Eier in einen Korb legt, sondern seine Anlagen in einem bestimmten Verhältnis auf Aktien und Obligationen aufteilt. Wir wählen dabei zunächst eine Aufteilung von 30% Aktien und 70% Obligationen, und wir werden später erläutern, wie sich unsere Ergebnisse verändern würden, wenn wir einen anderen Anteil in Aktien investieren würden. Nichts für Nichtstuer In einem Portfolio, das sich aus 30% Aktien und 70% Obligationen zusammensetzt, verändert sich diese Verhältnis je nach Entwicklung der Aktien und der Obligationen: In einem Jahr, beispielsweise, in dem die Aktien um 30% fallen und die Obligationen um 0% steigen, setzt sich das Portfolio am Ende des Jahres nur noch aus gut 20% Aktien und knapp 80% Obligationen zusammen. Ähnliche Veränderungen kann es natürlich auch in die andere Richtung geben. Diese Veränderung der Gewichtungen ist meistens nicht gewünscht, da dies mit einer Veränderung des Risikoprofils des Portfolios einhergehen kann. Die Rückführung der Portfoliostruktur auf die ursprünglich gewünschten Gewichtungen wird als Rebalancing bezeichnet und ist bei institutionellen Anlegern in der Regel Teil des Investitionsprozesses. Wir werden untersuchen, welchen Einfluss das Rebalancing auf die Ergebnisse der Anlagetätigkeit hat. Die Ergebnisse Langfristigkeit Über längere Anlagehorizonte hinweg hat es mehrheitlich Perioden mit positiver Performance gegeben. Über die -jährige Anlageperiode von 2009-203 wurde beispielsweise mit dem oben erwähnten 30/70-Portfolio eine durchschnittliche Performance von.7% pro Jahr erzielt. In den Jahren von 970-974 kam es jedoch zu einem Verlust von ca. 6.2% pro Jahr. Wir haben nun nicht nur sämtliche solcher -jähriger Anlagezeiträume analysiert, sondern auch kürzere und längere Phasen. Es zeigt sich, dass über die meisten Zeiträume hinweg im Schnitt eine positive Gesamtperformance erzielt werden konnte. Es gab aber auch je nach Länge der Anlageperiode Phasen, in denen Verluste aufgetreten waren. In Abbildung 3 haben wir dargestellt, wie häufig gewisse durchschnittliche Renditen über einen 0-jährigen Anlagezeitraum erzielt worden sind: Abb. 3: Häufigkeitsverteilung 0 0-2.0% bis -.0% -.0% bis 0.0% 0.0% bis.0%.0% bis 2.0% 2.0% bis 3.0% 3.0% bis 4.0% 4.0% bis.0%.0% bis 6.0% 6.0% bis 7.0% 7.0% bis 8.0% 8.0% bis 9.0% 9.0% bis 0.0% Von den insgesamt 8 untersuchten 0-jährigen Zeitabschnitten gab es 6, in denen ein Verlust über die gesamte Anlageperiode entstanden war. Analoge Berechnungen haben wir für Anlagephasen mit einer Dauer zwischen einem Jahr und 2 Jahren durchgeführt. Die folgende Grafik (Abbildung 4) zeigt die Anzahl der negativen mehrjährigen Anlageperioden in Abhängigkeit von deren Länge für ein Portfolio mit 30% Aktien und 70% Obligationen: Januar 206 NICHTSTUN IST AUCH KEINE ALTERNATIVE SEITE 3 VON 6

Abb. 4: Anlagedauer und Anzahl der Verlustperioden Anzahl negativer Perioden 3 30 2 20 0 0 0 0 20 2 Anlagedauer (Jahre) In der Regel ist es also so gewesen, dass es mit zunehmender Anlagedauer immer weniger Zeitabschnitte mit negativen Renditen gab. Anlagestrategie Ein überraschend ähnliches Bild zeigt sich, wenn man Portfolios mit höheren Aktienquoten betrachtet. Wir haben zu diesem Zweck zwei weitere Portfolios mit 0% bzw. 70% Aktien betrachtet. Auch bei diesen Portfolios gab es eine oder maximal zwei Anlageperioden von Jahren oder mehr, in denen es Verluste gegeben hatte. Die folgende Grafik (Abbildung ) vergleicht analog zu Abbildung 4 die Anzahl der negativen mehrjährigen Anlageperioden in Abhängigkeit von deren Länge für drei verschiedene Portfolios mit 30%, 0% bzw. 70% Aktienanlagen: Abb. : Anlagedauer und Anzahl der Verlustperioden iii Anzahl negativer Perioden 3 30 2 20 0 0 0 0 20 2 Anlagedauer (Jahre) 30% Aktien 0% Aktien 70% Aktien Das Gesamtbild ist praktisch unabhängig von der Aktienquote: Auch in Abbildung zeigt sich, dass es mit zunehmender Anlagedauer immer weniger Perioden mit negativen Renditen gab. Rebalancing Die oben dargestellten Analysen haben wir wiederholt und unterstellt, dass ein Anleger kein Rebalancing durchführt. Ein Rebalancing durchzuführen bedeutet, dass der Anleger nach einem besonders schlechten Aktienjahr, wenn sich die Aktienquote automatisch verringert, Aktien nachkauft. Der Anleger greift also bei negativen Aktienmärkten ins fallende Messer. Und es zeigt sich, dass dieser Griff sinnvoll ist: Wenn wir die durchschnittlichen Performances betrachten, die über -, 0- und -jährige Perioden erzielt wurden, dann hatte das Durchführen oder Unterlassen des Rebalancing keinen wesentlichen Einfluss auf die Performance der verschiedenen Anlageperioden. Erwartungsgemäss hatte das Unterlassen des Rebalancing aber tendenziell zu einer Erhöhung des Risikoprofils geführt: Die durchschnittlichen Erträge, die über die verschiedenen Anlagezeiträume erzielt worden waren, hatten stärker geschwankt, wenn man auf ein systematisches Rebalancing verzichtet hatte. Diese Erkenntnis deckt sich mit zahlreichen Untersuchungen zum Thema Rebalancing, bei denen auch monatliche oder quartalsweise Rebalancing- Frequenzen untersucht wurden. Schlussfolgerung Das Börsenjahr hat dank schwacher Zahlen aus China, Unsicherheiten hinsichtlich der Energiepreise, Sorgen über den starken US-Dollar und einer angespannten globalen geopolitischen Situation ausserordentlich schwach begonnen. Der Blick zurück auf unsere langfristigen Daten zur Performance von Aktien und Obligationen in der Schweiz hilft, die Dinge im richtigen Licht zu betrachten: Aktien sind eine langfristige Anlageklasse. Anleger, die sich aufgrund ihres langfristigen Risikoprofils einen entsprechenden Anlagehorizont erlauben können, sollten jetzt nicht in Pa- Januar 206 NICHTSTUN IST AUCH KEINE ALTERNATIVE SEITE 4 VON 6

nik verfallen und aus den Aktienmärkten aussteigen. Unsere langfristigen Daten zeigen, dass man mit zunehmende Anlagedauer mit einem gemischten Portfolio fast nichts falsch aber vieles richtig machen konnte. Hektisches Handeln in stark volatilen Märkten hat sich nur selten gelohnt. Nicht ohne Grund gibt es das bon-mot Hin und her macht die Taschen leer. Bei einem ausreichend langen Anlagehorizont kann es sich sogar lohnen, einen hohen Aktienanteil bzw. generell einen hohen Sachwerteanteil in der Anlagestrategie zu berücksichtigen. Dies geht in der Regel zwar mit höheren Schwankungen der kurzfristigen Erträge einher, sollte sich aber langfristig auszahlen. Unsicherheit und Angst sind nachvollziehbare Reaktionen auf unvorhergesehene Ereignisse wie beispielsweise dem Start des Börsenjahres in 206. Emotionen und Bauchgefühl sind häufige Begleiter eines jeden Entscheidungsprozesses. Gestützt auf unsere Analysen und unsere langjährige Erfahrung empfehlen wir aber, einem fundierten Anlageprozess zu folgen, um die langfristigen Anlageziele nicht aus den Augen zu verlieren und die Risiken professionell zu steuern. Ferner zeigen unsere Zahlen, dass sich Anleger Gedanken zum systematischen Rebalancing machen sollten. Das Rebalancing sollte aus unserer Sicht Teil der Anlagestrategie sein und nicht von kurzfristigen Marktentwicklungen gesteuert werden. Rainer Gänsslen arbeitet seit mehr als sechszehn Jahren als Family Office-Experte bei Pictet und ist für die umfassende Investment-Beratung von sehr vermögenden Privatpersonen, globalen Family Offices und institutionellen Anlegern verantwortlich. Ferner koordiniert, überwacht und optimiert er die weltweite Anlagetätigkeit seiner Kunden. Januar 206 NICHTSTUN IST AUCH KEINE ALTERNATIVE SEITE VON 6

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