DIE MÜNCHNER RESIDENZ



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DIE MÜNCHNER RESIDENZ Geschichte Zerstörung Wiederaufbau Herausgegeben von Kurt Faltlhauser Mit Beiträgen von Johannes Erichsen, Sabine Heym, Otto Meitinger, Hermann Neumann, Amanda Ramm, Uwe Gerd Schatz und Tino Walz Jan Thorbecke Verlag

1 Löwenwappen an der Westfassade der Residenz München, Hubert Gerhard und Hans Krumper, 1595 und 1616 Autoren: Johannes Erichsen (J. E.) Sabine Heym (S. H.) Amanda Ramm (A. R.) Uwe Gerd Schatz (U. S.) Max Tillmann (M. T.) Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar. 2006 by Jan Thorbecke Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern www.thorbecke.de info@thorbecke.de 2006 Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlages und der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen ist es nicht gestattet, das Werk unter Verwendung mechanischer, elektronischer und anderer Systeme in irgendeiner Weise zu verarbeiten und zu verbreiten. Insbesondere vorbehalten sind die Rechte der Vervielfältigung auch von Teilen des Werkes auf photomechanischem oder ähnlichem Weg, der tontechnischen Wiedergabe, des Vortrags, der Funk- und Fernsehsendung, der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, der Übersetzung und der literarischen oder anderweitigen Bearbeitung. Gesamtredaktion: Kathrin Jung Mitarbeit bei der Bildredaktion: Max Tillmann, Nikola Braun, Sabine Seibert, Ewa Wapinska sowie die Autoren Lektorat und Register: Katrin Horvat M. A., München Gestaltung: DOPPELPUNKT Auch und Grätzbach GbR, Stuttgart Gesamtherstellung: Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern Printed in Germany ISBN-10: Buchhandelsausgabe: 3-7995-0174-6 ISBN-13: Buchhandelsausgabe: 978-3-7995-0174-3 ISBN-10: Museumsausgabe: 3-7995-0175-4 ISBN-13: Museumsausgabe: 978-3-7995-0175-0

R Inhalt 6 Einleitung des Herausgebers Zur Geschichte der Münchner Residenz unter den Wittelsbacher Herrschern 10 Ein herrliches und majestätvolles Wundergebäude Sabine Heym 16 Die Neuveste mittelalterlicher Kern der späteren Residenz Sabine Heym 20 O Der St. Georgssaal der Neuveste Johannes Erichsen 22 Herzog Albrecht V. Sabine Heym 30 O Albrecht V. Gründer der Münchner Kunstsammlungen Sabine Heym 32 Herzog Wilhelm V. Sabine Heym 38 O Friedrich Sustris (um 1540 1600) Hofkunstintendant Herzog Wilhelms V. Sabine Heym 40 Herzog Maximilian I. Sabine Heym 54 O Die Hofkirchen und Kapellen der Residenz Sabine Heym 56 O Die Kammergalerie Maximilians I. Johannes Erichsen 58 Kurfürst Ferdinand Maria Sabine Heym 63 O Barocke Bildprogramme Johannes Erichsen 64 Kurfürst Maximilian II. Emanuel Sabine Heym 70 O Das Holländische Kabinett Sabine Heym 72 Kurfürst Karl Albrecht Sabine Heym 82 O Die Grüne Galerie Amanda Ramm 84 O François Cuvilliés d. Ä. (1695 1768) Schöpfer des höfischen Rokoko Sabine Heym 86 Kurfürst Max III. Joseph Sabine Heym 96 Kurfürst Karl Theodor Sabine Heym 100 Max IV./I. Joseph Johannes Erichsen 110 O Der Max-Joseph-Platz Uwe Gerd Schatz 114 König Ludwig I. Sabine Heym 126 O Leo von Klenze (1784 1864) Architekt König Ludwigs I. Sabine Heym 128 O Wandgemäldezyklen der Residenz unter Ludwig I. Uwe Gerd Schatz 130 König Maximilian II. Uwe Gerd Schatz 134 König Ludwig II. Uwe Gerd Schatz 140 O Ludwig II. Königtum als Lebenskonzept Uwe Gerd Schatz 142 Prinzregent Luitpold Uwe Gerd Schatz 144 König Ludwig III. Uwe Gerd Schatz 146 Vom Herrschersitz zum Museum Sabine Heym Zerstörung und Wiederaufbau der Münchner Residenz 152 Unter dem Zeichen des Phoenix: Zerstörung und früher Wiederaufbau der Münchner Residenz Tino Walz 192 Das erste Jahrzehnt des Wiederaufbaus der Münchner Residenz Otto Meitinger 226 Denkmalpflege zwischen Kaisersaal und Hofkirche Hermann Neumann 266 Bildanhang Hermann Neumann Anhang 286 Die Baugeschichte der Münchner Residenz Überblick 292 Grundrisse des Erdgeschosses und des ersten Obergeschosses 296 Literaturauswahl 301 Personenregister 5

6 Einleitung 1 Raumflucht im Königsbau der Residenz nach dem Wiederaufbau

R Einleitung Die Residenz ist das Herz der Landeshauptstadt München. Das macht sie gleichzeitig zum Herzen des Freistaats Bayern. Dem hohen Anspruch dieser außergewöhnlichen Lage wird die Münchner Residenz aus mindestens drei Gründen gerecht: Sie ist zunächst einmal Dokument von vier Jahrhunderten politischen und baulichen Wirkens der Wittelsbacher. Hier gründete Albrecht V. die bayerischen Kunstsammlungen, hier organisierte Maximilian I. die Truppen der Gegenreformation; hier betrieb sein Enkel Max Emanuel den Aufstieg Bayerns zur Kaiserwürde und hier proklamierte Max I. Joseph 1806 das Königreich Bayern. Mit den Herrschern hielten auch die unterschiedlichsten Baustile in vollendeter Form Einzug in den Gebäudekomplex: Renaissance im Antiquarium, Frühbarock im Kaisersaal und in der Hofkapelle, Rokoko in den Reichen Zimmern, den Kurfürstenzimmern sowie im Cuvilliéstheater und Klassizismus in den königlichen Appartements des Königstrakts. Von herausragender Bedeutung an der heute zu besichtigenden Residenz ist darüber hinaus ihr Wiederaufbau, der dem Skandal der gezielten Zerstörung historischer Bausubstanz am Ende des Zweiten Weltkriegs folgte. In zahlreichen Fliegerangriffen hatten Engländer und Ame rikaner die Residenz völlig zerstört: Von 23 500 Quadratmetern Dach waren 50 übrig geblieben. Heute können sich Besucher nicht mehr vorstellen, dass all die Pracht im Mai 1945 verschwunden war: Wandbespannungen, Böden, Türstürze, Lackwände, Gemälde und Möbel waren ausgelagert oder, soweit man sie nicht hatte auslagern können, völlig zerstört. Die Geschichte des Wiederaufbaus, der Wille der Münchner Bürger, die Kraft und Phantasie von Verwaltung und Politik bei der Rettung vieler Kunstgegenstände der Residenz schon während des Kriegs sowie die Ausdauer bei ihrer Erneuerung, Ergänzung und ihrem Ausbau gehören zu den bemerkenswertesten Taten der Kulturgeschichte der deutschen Kriegs- und Nachkriegszeit. Sechs Jahrzehnte sollten vergehen, bis der Wiederaufbau in einem ersten Durch gang mit der Wiedereröffnung der Allerheiligenhofkirche abgeschlossen werden konnte. Seither führen Poli - tik und Verwaltung im Sinne einer Residenz-Bauhütte die laufend anfallen den Reparaturen, Verschönerungen und Ergänzungen fort. In diesem Prozess des Wiederaufbaus der Residenz spiegeln sich der Gestaltungswille und die geschichtliche Orientierung des Kulturstaats Bayern. Die dritte Besonderheit der Residenz ist ihre Öffnung zur Außenwelt: zur Freude der Münchner und der bayerischen Bürgerschaft, die mit und in der Residenz leben und feiern können. Der vielgliedrige Gebäudekomplex war über Jahrhunderte hinweg vorrangig dem Hof und nur sehr eingeschränkt, wie etwa die Nibelungensäle unter König Ludwig I., dem Bürger zugänglich gewesen. Nach dem Ende der Monarchie blieben die Räume weitgehend geschlossen oder wurden um genutzt. Heute aber ist die Residenz lebendiger als jemals zu vor. Da ist zunächst der umfassende museale Zweck. In 130 Stil- und Sammlungsräumen, zusammengefasst im Residenzmuseum, und darüber hinaus in 1 300 Räumlichkeiten insgesamt zeugen zehn verschiedene Sammlungen von einem Reichtum, der in Europa seinesgleichen sucht: die wohl facettenreichste Möbelsammlung der Welt mit Stücken aus den unterschiedlichsten Stilepochen, eine einzigartige Schatzkammer mit jährlich etwa 120 000 Besuchern und eine herausragende Münzsammlung. Die Porzellansammlungen des 18. und 19. Jahrhunderts, die exotischen Besonderheiten der Ostasiensammlung, die reichen Bestände an Tafelsilber und die unzähligen Gemälde, Skulpturen, Tapisserien und Plastiken sind nur wenige Ausschnitte des faszinierenden Gesamtspektrums der Residenz. Und neben zahlreichen Konzerten und Vorträgen finden jährlich etwa 1 000 Veranstaltungen aller Art in der Residenz statt: Staatsbesuche, Galaveranstaltungen, Firmen- und Privatfeiern. Bedeutende Konferenzen wie der Weltwirtschaftsgipfel 1992 fanden in der Münchner Residenz statt. Wichtig für die Strahlkraft des Residenzkomplexes ist auch der Umstand, dass er zwei Akademien beherbergt: die Bayerische Akademie der Wissenschaften mit einem eindrucksvollen Saal für 400 Besucher auf der nördlichen Sei - te des Hofgartentrakts und die Bayerische Akademie der Schönen Künste an der Südseite der Residenz, im zweiten Obergeschoss des Königsbaus. Der Konvent für Technikwissen schaf ten der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften e.v., kurz acatech, hat neuerdings im Nordwestpavillon sein Domizil gefunden. Die Münchner selbst sind viele Jahrzehnte kaum in ihre Residenz gegangen. Sie haben vielmehr den Weg außen he rum gesucht, haben den schönsten Platz Münchens den Hofgarten genossen, sind über den Max-Joseph-Platz geschlendert und haben in der Residenzstraße Geschäfte aufgesucht. Heute aber gehen sie in die Residenz, ruhen sich im Königsbauhof aus, schlendern durch Brunnen-, Kaiseroder Apothekenhof, besuchen die vielen Veranstaltungen in der Allerheiligenhofkirche, dem Cuvilliéstheater oder dem Kaisersaal, sind Gäste in der Akademie der Schönen Künste oder hören Vorträge in der Akademie der Wissenschaften. Die Residenz lebt wie nie zuvor! Dies zu fördern und zu gestalten war immer mein besonderes Anliegen. Einleitung 7

Gleichwohl: Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen. Es gibt eine Vielzahl von Plänen und Ideen zur weiteren Ausformung dessen, was Residenz ist oder sein kann: Dazu gehören die Planungen für einen großen Saal in Klenzes herrlicher Reithalle am Marstallplatz, die heute als Kulissenlager und Werkstatt von Oper und Staatsschauspiel missbraucht wird. Dazu gehört die notwendige Verbesserung bei der Präsentation unserer Miniaturensammlung unter Zusammenführung mit anderen Sammlungsteilen im Besitz des Freistaats Bayern. Auch am Ausbau der rückwärtigen Räume des Königsbaus, an der Wiedernutzbarmachung des Cuvilliéstheaters und an der Verglasung des Theater-Foyerhofs wird gearbeitet. Der vorliegende Band dokumentiert die Geschichte und die Nutzung der Residenz, die Kunstgeschichte ihrer Räume, das Werden, die Zerstörung und den Wiederaufbau. Er soll nicht einer der üblichen Prachtbände sein, die man in Fremdenverkehrsstädten zu fördern pflegt. Er soll vielmehr bayerische und Münchner Geschichte abbilden und die Leistungen der Herrscher und Künstler von Architektur und Kunsthandwerk sowie der Sammeltätigkeit seit dem 16. Jahrhundert würdigen. Vor allem aber soll dieser Band dazu einladen, die Residenz zu besichtigen, zu studieren oder einfach nur in ihren Räumen zu feiern. Prof. Dr. Kurt Faltlhauser Bayerischer Staatsminister der Finanzen 8 Einleitung 3 Raumflucht im Königsbau der Residenz nach der Zerstörung

Kolumnentitel 27