Beispiele aus der Dauerausstellung der Naturhistorischen Sammlungen für Lehrer und Lehrerinnen zur Erarbeitung des Themas:

Ähnliche Dokumente
Evolution. Biologie. Zusammenfassungen. Semesterprüfung Freitag, 17. Juni Evolutionstheorien Lamarck/Darwin. Evolutionsfaktoren

Evolutionsfaktoren. = Gesamtheit der Gene aller Individuen einer Population bleibt nach dem HARDY-WEINBERG-Gesetz unter folgenden Bedingungen

Übersicht. Lamarck und Darwin Variation natürliche Selektion, sexuelle, künstliche Gendrift Artbildung adaptive Radiation

Mechanismen der Evolution. Übersicht. Lamarck und Darwin Variation natürliche Selektion, sexuelle, künstliche Gendrift Artbildung adaptive Radiation

ÜBERSICHTSRASTER ZU DEN UNTERRICHTSVORHABEN IN BIOLOGIE IN DER EINFÜHRUNGSPHASE (EP)

4. Evolutionsfaktoren

- 2 - Bei den Schmuckfedern des männlichen Pfaus handelt es sich um ein sogenanntes sekundäres Geschlechtsmerkmal.

Biologischer Abbau (Physiologie)

Von der Mikro- zur Makroevolution... (1) Einige Bemerkungen zur Evolution von Organen und der höheren Taxa

{slide=beispiel: Wirkung von Selektions- und Mutationsdruck beim Coli-Bakterium}

Evolutionstheorien und -faktoren erforschen S 2. Colourbox II/I2. Thinkstock

Biologie. Carl-von-Ossietzky-Gymnasium Bonn schulinternes Curriculum. Unterrichtsvorhaben: Materialhinweise:

- 2 - Bei den Schmuckfedern des männlichen Pfaus handelt es sich um ein sogenanntes sekundäres Geschlechtsmerkmal.

AUFGABENSAMMLUNG Lösungen. Homologie, Analogie. Lösungen

Einführungsphase. Unterrichtsvorhaben III: Thema/Kontext: Kein Leben ohne Zelle I Wie sind Zellen aufgebaut und organisiert?

Einführungsphase Inhaltsfeld: Biologie der Zelle Unterrichtsvorhaben II: Inhaltsfeld: Energiestoffwechsel Unterrichtsvorhaben V:

Der Kampf ums Überleben

Übersichtsraster Unterrichtsvorhaben

Übersichtsraster Unterrichtsvorhaben: BIOLOGIE, Sekundarstufe II Gymnasium an der Wolfskuhle. Einführungsphase

Übersichtsraster der Unterrichtsvorhaben in der Qualifikationsphase

Schulinterner Lehrplan. - Kurzfassung - Biologie. (Sek II) Stand: November 2018

Biologie Zusammenfassung 13.2 Frau Trittler

Biologie (Stand: )

Graureiher und Stockente Anpassungen von Wassertieren an ihren Lebensraum S 2. Die Lebensweise der Stockente unter der Lupe

Pinschertage der OG Bonn Grundlagen der Zucht

Aggression Charlotte Neubrand & Prof. Dr. Ute Harms

Der Zusammenhang zwischen Evolution und Artbildung

Bildungsstandards der Klassen 9 & 10

schulinterne Kurzübersicht 1 der Unterrichtsvorhaben für das Fach Biologie Sekundarstufe II

Übersichtsraster Unterrichtsvorhaben Biologie Q1 Grundkurs

Diskrete dynamische Systeme in der Populationsgenetik Hofbauer J., und Sigmund K.: Evolutionary Games and Population Dynamics, Cambridge

Posten 1: Die Vielfalt

Grundkurs Q 2: Inhaltsfeld: IF 6 (Evolution) Inhaltliche Schwerpunkte: Basiskonzepte:

1 Schulinterner Kernlehrplan Biologie Q2 Evolution

Wirbeltiere. Kennzeichen der Fische. Kennzeichen der Amphibien (Lurche) Kennzeichen der Reptilien

Grundlagen der Vererbungslehre

War es Zufall? Eine Werkstatt im Naturhistorischen Museum über die Mechanismen der Evolution. Anleitung

Schulinterner Lehrplan zum Kernlehrplan für die gymnasiale Oberstufe. Biologie

Marianne Sommer. J. B. Metzler Verlag, Stuttgart. Biologische Anpassung ist zum einen ein Prozess, bei dem sich Organismen derart ändern,

Aggression Charlotte Neubrand & Prof. Dr. Ute Harms

Inhalt und Einsatz im Unterricht

Learn4Med. Ein Gen steuert die Haarfarbe einer Katze. Es gibt ein Allel (also eine Version) für ein schwarzes Fell und ein Allel für rote Haare.

Variation und Selektion

Madagaskar ist eine Insel im Indischen Ozean, die vor der Ostküste Südafrikas liegt. Sie beherbergt eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt.

2. Übung: Chromosomentheorie

f-/ff Zellkern 1 Aufbau von tierischen und pflanzlichen Zellen )i)%(

Biologie - Schulkurrikulum Gymnasium Ettenheim

Teil Osiewacz, 8 Fragen, 55 Punkte)

Madagaskar ist eine Insel im Indischen Ozean, die vor der Ostküste Südafrikas liegt. Sie beherbergt eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt.

Carl von Linné ( )

Umweltwissenschaften: Ökologie

Christoph Wulf - Anthropologie (2004)

-Generation sehen alle gleich aus (Uniformitätsregel). In der F 2. -Generation treten unterschiedliche Phänotypen auf (Spaltungsregel).

Schulinternes Fachcurriculum Biologie Elsensee-Gymnasium Quickborn

Schulinterner Lehrplan für das Westfalen-Kolleg Bielefeld. Biologie

Die Ökologie beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen zwischen abiotischen und biotischen Faktoren.

Geschichte und Herkunft

Ökologie. Biotop, Biozönose. Abiotische Umweltfaktoren Biotische Umweltfaktoren Ökologische Nische

Dynamik von Genen in Populationen

Was sind Arten und wie entstehen Sie?

Biologie. Klassenstufe Kerncurriculum Inhalte Zeit Methoden Bemerkungen. Standard (Bildungsstandards nach S. 208/209)

Evolution und Entwicklung

Stammbaum der Photorezeptoren

Räuber und Beute. Evolution. b) entkommen. Anpassungen + Gegenanpassungen lange Koexistenz. Anpassungen Räuber und Gegenanpassungen Beute

Können Gene Depressionen haben?

Zytologie, Zellteilung

3, 2, 1 los! Säugetiere starten durch!

Schulinternes Curriculum Biologie, Jahrgang 9

Grundkurs Q 1: Inhaltsfeld: IF 3 (Genetik)

1 Regeln der Vererbung

Grundlagen der biologischen Evolution

Einführungsphase. Funktion des Zellkerns Zellverdopplung und DNA. Enzyme

Domestikation. Haustierwerdung. Haustiere:

Markl Biologie 2 für Gymnasien in Niedersachsen Stoffverteilungsplan (G9), Jg. 9/

Pharmazeutische Biologie WS2011/2012. Das neue Paradigma: Personalisierte Medizin

Evolution der Tiere kein Intelligent Design

biotischen Umweltfaktoren im Ökosystem Wald (Auswahl) Gewässer als Ökosysteme Projekt: Der See als Ökosystem gewusst gekonnt...

Schulinterner Lehrplan Biologie Jahrgang 9

Goerdeler-Gymnasium Paderborn. Schulinternes Curriculum für das Fach Biologie in der Sekundarstufe II (EF, Q1, Q2) bis zum Abiturjahrgang 2016

Bei Einbeziehung von neun Allelen in den Vergleich ergibt sich eine Mutation in 38 Generationen (350:9); das entspricht ca. 770 Jahren.

FACH: BIOLOGIE JAHRGANG: 11

Von der Mikro- zur Makroevolution... (2)

Beschreiben Sie in eigenen Worten die Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten zwischen Gendrift, Isolation und Separation.

Schulinterner Lehrplan für das Westfalen-Kolleg Bielefeld. Biologie

Schulcurriculum Biologie für die Klassen 9/10 Gymnasium Sulingen, Umsetzung mit Markl Biologie 2

Biologische Psychologie I Kapitel 2

Schulinternes Curriculum für die Qualifikationsphase 2 (LK)

Schulinterner Lehrplan für das Westfalen-Kolleg Bielefeld. Biologie

Veränderung der Zahl der Chromosomensätze (Polyploidisierung)

Von der Mikro- zur Makroevolution... (3) - Problem Fortschritt

Verdauung. Oberflächenvergrößerung. Enzym. Atmung

Wesentliche prozessbezogene Kompetenzen Erkenntnisgewinnung (EG), Kommunikation (KK), Bewertung (BW), den Aufgaben (1, 2 ) zugeordnet

MUSEUMS RALLYE. Arbeiten mit wissenschaftlichen Texten und textbezogene Aufgaben. Thema: Evolution, Analogie und Homologie

Biopsychologische Forschung

Inhalt. Zusammenfassung Test... 26

Themen im Jahrgang 5 Oberschule.

Evolutionspsychologische Emotionstheorien I: Grundlagen

Fachcurriculum für das Fach Biologie (ca. 54 Stunden) Kl.:10 Schulart: Gymnasium I II III IV V

Transkript:

Beispiele aus der Dauerausstellung der Naturhistorischen Sammlungen für Lehrer und Lehrerinnen zur Erarbeitung des Themas: Evolution Dr. Hannes Lerp Stand: 12.06.2015 Als Führung buchbar unter 0611 335 2185 oder bildungundvermittlung@museum-wiesbaden.de 1. Handicap-Hypothese [Pfauen-Vitrine im Raum Farbe ] Stichworte: Pfauen fliegen schlecht, besonders wegen des langen Schwanzes. Wenn Männchen ein Rad aufstellen, ist die Sicht nach hinten blockiert. Für diese Nachteile gibt es zwei wissenschaftliche Theorien: Trotz der Nachteile zu überleben, macht den männlichen Pfau zum idealen Paarungspartner je größer und symmetrischer das Pfauenrad desto größer der Fortpflanzungserfolg. Eine andere Theorie besagt, dass die langen Federn kein Nachteil sind: der Pfau erscheint größer und er wird somit seltener angegriffen. Außerdem gibt es eine Schreckmauser, d.h. das Tier wirft die Federn im Falle des Angriffs ab und schützt sich so vor Fressfeinden. Das energetische Investments des Pfauenhahns in sein Gefieder ist ähnlich groß wie das der Eiablage und Brutpflege des Weibchens. Außerdem werden in den Federn Farbstoffe eingelagert, die giftig sein können, bzw. schwefelhaltige Aminosäuren zur Vermeidung von Schwefelwasserstoff im Körper verwendet. 2. Artbildung auf Inseln [Paradiesvogelvitrine im Raum Farbe ] Stichworte: Innerhalb von weniger als 6 Mio. Jahren haben Paradiesvögel etwa 39 Arten auf Neuguinea entwickelt. Dabei ist zu beachten, dass die Insel die längste Zeit mit Australien verbunden war. Typische Nischen sind: Höhenzonierung an den Bergen, aber auch innerhalb des Waldes, Isolation von Tälern und Küstenabschnitten durch Gewässer und Berge, Nahrungsangebote. 3. Konvergenz bei Säugern [Säugetier-Vitrine im Raum Form ] Stichworte: morphologische Konvergenz: Beutelwolf und Wolf, Gleithörnchenbeutler und Riesengleitbeutler haben konvergent mit den Gleithörnchen und Riesengleitern eine Gleitmembran entwickelt, die zum Gleitflug befähigt. Beutelteufel zeigen Ähnlichkeiten zu plazentalen Mardern ökologische Konvergenz: Känguru vs. Kuh

[Beinigkeitsvitrine im Raum Bewegung ] Konvergenz zwischen Wirbeltieraugen und Oktopus-Augen: Beide sind Kameraaugen mit einer Linse vorn und einer Netzhaut hinten, aber Wirbeltierauge ist Teil des Gehirns, beim Oktopus Einstülpung der äußeren Oberfläche. Daraus folgt bei Wirbeltieren eine inverse Retina, während beim Oktopus eine everse Retina und damit kein blinder Fleck vorhanden ist. 4. Innerartliche Variationbreite [Apollo-Falter der Tagschmetterlings-Vitrine im Raum Farbe Schnirkelschnecken im Raum Form ] Stichworte: Variation ist der Motor der Evolution. Sie entsteht vor allem durch sexuelle Fortpflanzung (Rekombination, crossing over), aber auch durch Mutationen und Lesefehler von Polymerasen bei der Produktion v.a. von Keimzellen. Unter konstanten Umweltbedingungen (=Summe abiotischer und biotischer Faktoren, =ökologische Nische) wird die Variation theoretisch immer kleiner (=Fixation von Merkmalen; Variation wird aber nie null wegen spontanen Mutationen, etc.) und Arten spezialisieren sich. Wenn sich Selektionsdrücke/Umweltbedingungen ändern, können andere Merkmale von Vorteil sein bzw. zu stark angepasste Arten können aussterben. Umweltbedingungen sind dynamisch und ändern sich ständig. Daraus folgt, dass innerartliche Variation einen Vorteil bietet. 5. Mimikry [Rand der Warnungs-Vitrine im Raum Farbe ] Stichworte: Warnfarben signalisieren Ungenießbar- oder Giftigkeit. Mimikry ist die artübergreifende (meist morphologische) Ähnlichkeit v.a. von Tieren von einer Art zu einer Giftigen mit dem Ziel, dass eine dritte (oft räuberische) Art beide nicht unterscheiden kann. Das kann die Überlebenschance erhöhen, solang der Räuber mit dem Muster schlechte Eigenschaften assoziiert. Die Wirkung kann aber bei einer zu hohen Zahl an Nachahmern verloren gehen. Zudem gibt es Mimese (=Tarnung), wo Tiere Gestalt und Farbe pflanzlicher oder unbelebter Natur zur Tarnung annehmen. z.b. Gespenstschrecken im Raum Form Auch aggressive Mimikry (Peckham sche Mimikry) ist bekannt: Hier tarnen sich Räuber und geben Ungefährlichkeit vor um Beute zu täuschen. z.b. Anglerfisch in Schwimm-Vitrine im Raum Bewegung

6. Selektion [Schalenmerkmale der Muscheln im Raum Form ] Stichworte: Selektion setzt am Phänotyp an. Einige Kammmuscheln (Pectinidae) können schwimmen bzw. hüpfen und haben daher dünne Schalen um Absinken zu reduzieren bzw. Auftrieb zu erhöhen. Miesmuscheln (Mytilidae) brauchen dickere Schalen um Abrieb oder Bruch in harten Wellen entgegen zu wirken, da sie entweder oberflächlich an den Boden geheftet sind oder sich nur sehr flach eingraben. Unter den Venusmuscheln (Veneridae) zeigen manche Vertreter Stacheln an der Schale um Fressfeinde abzuwehren. All diese Eigenschaften benötigen mehr Ressourcen für den Schalenbau und somit Energie, die nicht in die Fortpflanzung fließen kann. Dass sie trotzdem entstehen, zeigt, dass diese Tiere effektiv mehr Nachfahren bilden können, da sie selbst länger leben oder überlebensfähigere Nachkommen produzieren. Die natürliche Selektion führt so dazu, dass sich vorteilhafte Merkmale durchsetzen und es zu einer Spezialisierung an den Lebensraum kommt. Lebensräume sind allerdings keine statischen, unveränderlichen Gegebenheiten, sondern sind selbst dynamisch. Eine zu hohe Spezialisierung kann sich daher als Nachteil erweisen, wenn der Selektionsdruck sich ändert. Als Beispiel hierfür könnte der Gepard im Raum Bewegung dienen. Sein Jagdverhalten ist hoch spezialisiert und er zeigt morphologische Veränderungen, die einmalig für Katzen sind. Genetische Untersuchungen verschiedener Populationen Süd- und Ostafrikas zeigten allerdings eine extrem hohe Ähnlichkeit (d.h. nahe Verwandtschaft) zwischen den Tieren. Ändern sich die Umweltbedingungen für Geparde also, kann es sein, dass durch die geringe Variabilität zwischen den Tieren, alle Vertreter gleichartig auf die Änderung reagieren im Extremfall keine Nachkommen mehr gezeugt werden können. Ob die genetische Verarmung der Geparde mit ihrer Spezialisierung zusammenhängt, kann allerdings nur vermutet werden. 7. Mutation [Albino-Waschbär in der Schwarz-Weiß-Vitrine Raum Farbe ] Mutationen sind neben Rekombination und Crossing-Over wichtige Faktoren für die Entstehung genetischer Vielfalt und damit Evolution. Mutationen sind Änderungen der Erbsubstanz einer Zelle, die durch Mitose und Meiose an die Tochterzellen weitergegeben wird. Man unterscheidet Genommutationen (Änderung der Anzahl der Chromosomen), Chromosomenmutationen (Änderung der Chromosomenstruktur) und Genmutationen. Sie können spontan auftreten (z.b. durch Polymerasefehler) oder durch äußere Einflüsse ausgelöst werden (z.b. Strahlung). Man unterscheidet zwei Arten von Mutationen: 1) jene, die den Phänotyp verändern (z.b. durch daraus folgende Änderung von Aminosäuren in Proteingenen oder Änderung von Regulatorgenen, die andere Gene ein- oder ausschalten können) 2) stille Mutationen, die keine Auswirkungen auf den Phänotyp haben (z.b. im genetischen Code führt eine geändertes Basenpaar zur gleichen Aminosäure). Mutationen, die den Phänotyp ändern, beeinflussen das Wirken der Selektion (neutral, positiv, negativ). Im Kontext dynamischer Umweltbedingungen kann sich eine vormals negative Mutation aber auch als positiv herausstellen (z.b. Sichelzellenanämie in Malariagebieten).

Albinismus ist Sammelbezeichnung für angeborene Störungen der Biosynthese von Melaninen. Meist rezessiv vererbt. Dabei können Mutationen in einer ganzen Genfamilie zum Krankheitsbild führen. Z.B. Mutation im TYR-Gen führt zu Nichtfunktion eines Enzyms zur Melaninsynthese. Bei der Maus sind über 100 Gene für Pigmentierung bekannt (und viele noch nicht hinreichend untersucht). Diese Mutationen verändern den Phänotyp und können daher selektiv wirksam werden. 8. Adaptive Radiation [Rüsseltiermodelle von Franz Roubal, Mammut-Vitrine und Großes Schreckenstier im Raum Zeit ] Stichworte: Adaptive Radiation bezeichnet den Prozess einer schnellen Artaufspaltung im Zuge der Besetzung unterschiedlicher ökologischer Nischen. Dieser Prozess kann schnell und zeitgleich in verschiedene Nischen erfolgen, sodass die Abstammungsgeschichte schwer rekonstruiert werden kann (sternförmiger Stammbaum). Oft geht Radiation mit der Neubesiedlung von Lebensraum oder mit evolutiven Neuerungen einher, die es erlauben, neue Nischen zu besiedeln. Die Rüsseltiere sind vor ca. 60 Mio. Jahren entstanden und haben bisher drei Radiationen erlebt: 1) bis 24 Mio. Jahre vor heute; u.a. Vorfahren des Großes Schreckenstiers starke Größenzunahme bis zu 4 Meter Schulterhöhe, Stoßzähne des Unterkiefers nach unten gerichtet, vermutlich schon Rüssel 2) im Miozän (vor 23 5 Mio Jahre); Gomphotherium-Modell von Franz Roubal horizontaler Zahnwechsel ermöglicht Umstellung auf Grasnahrung 3) ab spätem Miozän (vor 7 Mio Jahren); Mammut und heutige Elefanten Schädel weiter verkürzt und Stirn erhöht, Backenzähne deutlich lamellenartig aufgebaut, noch besser an Grasnahrung angepasst, Mammut bis 4,5 Meter Schulterhöhe Besonders im Pleistozän weltweite Verbreitung der Rüsseltiere (außer Australien und Antarktika) mit vielen Arten durch ausgedehnte Wanderung über Landbrücken. Viele Arten im Holozän ausgestorben vermutlich mit Ausbreitung des Menschen verbunden